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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.01.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050106015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905010601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905010601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-06
- Monat1905-01
- Jahr1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.01.1905
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reHljritig daSjeniae vorkhren. was zur Wahrung unserer Inter essen erforderlich ist. Meine Herren! Wenn ich Sie sodann zum Schlüsse meiner Red« bitten will, in altgewohnter Weise unseres gnädigen Königs und Herrn zu gedenke», so geschieht dies in diesem Jahre mit tief wehmütigem, aber auch Mit freudigem hossnungSvollem Emp. finden. Den hochseliaen König Georg haben wir nach nur zu kurzer Regierungszeit dem unerbittlichen Tode »mallen sehen und an die Gruft seiner Väter geleitet. Wir werden die unbeugsame Pflichttreue, die zuverlässige deutsche Gesinnung die- seS Monarchen, das väterliche Wohlwollen, das er auch unserer Stadt entaegenbrachte, niemals vergessen. Wir standen trauernd an dem Sarge eines anderen Mitgliedes unseres erhabenen Königshauses und bekannten, bah in der Prinzessin Iiabella eine treusorgende Helferin der Armen und Kranken die Angen siir immer geschlossen hatte. Und doch ist daS Schicksal auch in bezug auf unser erhabenes Königsl-ans freundlicher und gütiger gewesen, als es zeitweilig erscheinen wollte und doch beginnt nach allen jenen schweren Tagen die Sonne des Glücks und der Freude auch wieder über unser Königslmus zu scheinen. In jugendlicher Frische und Rüstigkeit hat Se. Majestät der König Friedrich August die Zügel der Regierung ergriffen und wenige Monate haben genügt, um ihm die Herzen seines Volkes und das veile Vertrauen der Bürger seiner Residenz znzuwendcn. Mit Freude und Stolz sehen wir Se. Majestät schlicht und einfach unter nnS verkehren und mit der alten Liebe und Treue wenden sich die Herzen von jung und alt, von arm und reich wiederum dem Kömgshause zu. Möge Gott seinen Segen dazu geben, möge Gott unS den König erhalten. Ich bitte Sie. mit mir cinzu- stimmen in den Riff „Hoch lebe und lange Se. Majestät der König!" Und nunmehr weise ich die neu- und wiedergetvählten Herren Stadtverordneten in ihr Amt ein. verweise Sie ans den von Ihnen geleisteten Bürgercid, bitte Sie, die vor Ihnen liegenden Amtsketten als Zeichen Ihres Ehrenamtes anzunehmen und den bestehenden Vorschriften entsprechend zn tragen und schliche mit den betulichsten Wünschen aus eine gedeihliche und sruchtbrinaoivi: Arbeit des Stadtverordneten-KollcgiumS auch im neuen Jahre!" nahezu einstimmig wirdergewählt und an Stelle deS Henn Oskar Wünschmann, welcher sein Amt aus Gesundheitsrücksichten »lever- geleat hatte. LandtagSabgeordneter SanitätSrat Dr. Brückner in de» Vorstand beruse». Der übrige Teil deS Abends winde auS- gettttlt durch einen Bortrag de» Herrn Theodor Fritsch über .Die Grnndfebler unserer politischen und iviktschnstlichen Zu st Sude" und durch eine sich daran anschllchende Debatte. Herr Fritsch forderte vor allem zur Be- kämvsting der Gleichgültigkeit und Lässigkeit der gebildeten und besitzenden Stände auf. welche es zum Teil mit verschulden, daß gerade diele Stände in Deutschland eln so geringes Mas, von Krastsiberschnk für die öffentlichen Dinar übrig haben. Er glaubt eine der Ursachen dieser bedauerlichen Erscheinung in dem Schul wesen, der lateinischen Ausbildung, wie sie in dr» Gvninaüen geboten werde, entdeckt zu haben, welche Anstalten wähl Griechen und Römer, aber keine Tenlichcn heranjubilde» geeignet wären Er fordert ferner die Bekämpfung der AuSicbrestungcn des mobilen Kapitals durch kräftige Erbschalts- und Umsatzsteuern, sowie dir Unterdrückung des Bodenwncheis durch eine Reim», des Hppo- thekeniveienS Ferner will er das ganze Volk wieder nach Berniü- arten in scslgeglicderte Stände organisiert und daraus die parla mentarische Vertretung des Volles aiisgrbnut wissen. Von der MsttelslandSbcwegnng. zu ivelcher sich der Redner bekennt, sagt er. daß sie sich gegen die ichraiikcnli'ie. wirtschaftliche sGrwerbe-) Freiheit, wir ne der doktrinäre Liberalismus geschahen hat. wende, und das; sie, wenn sie auch den Naiiien .kaniervativ" vermeide, doch in allen wesentlichen Punkten mit den Bestrebun gen und Ziele» der konservativen Partei iibereiiistimme. Tie Ansftihrungen des Redners fanden vielen Bestall, ohne jedoch, wie dies schon mit Rücksicht ans die Mannigiatligkeit der erörterten Fragen fast nicht anders möglich ist, in allen Punkten die Mei nungen der Versanimlnngsteilnrhmer zu treffen. Bor allein machten sich, wie die „L- R. N." bemerken. Bedenken gegen die Auffassung. welche der Redner über das mobile Kapital entwickelt hatte, gellend, und auch die von ihm hart angegriffene lnima nislische Bildung, vor allem die Gpiimasieii, sanden in de» .Heeren Dr. Hinze u. a. warme Verteidiger. Ter rllsWi-Zllpamschc Krieg. OertlicheS und Sächsisches. — Prinz Hohenlohe-Görkau. Graf und Gräfin Nostitz. Graf und Gräfin Wrstpknlen und der Königliche Kamnierlierr Baron von Burgk aus Schönscld trafen hier ein und stiegen im ..Europäischen Hoi" ad. — Der diensttuende General ä la »nita Generalmajor v. Altrock hat ffch nach Gera begehen, nm die Thronbesteigung des König- dem dortigen Fürstlichen .Hofe zn »otiffnercn. — Dem ordentlichen Professor der Theologie an der Universität Leipzig, Geheimen Kirchcnrat Domherr» I). Vr. .Husmaiin ist ddS Komtuikrenz 2. Klasse vom Verdienstorden verliehen worden. — Dem Bürgermeister a. D. und bisherigen BczirkSansschnß- mitgliede R » m v e l t i» Nadeherg ist die Krone zuiii Ritterkreuz I. Klasse vom AibrechtSordcn verliehen worden, i — In der Frage der Reform d c r K r a n k e n k a s s c n. die in der Tat nicht länger anfgeschobcn werden kan», gibt die .Köln. Zto." folgendem Vorschlag von sachverständiger Seite Raum: Fast alle groben Ärankenkasienhändel sind in den groben Städten vorgekomnien. Die Name» Leipzig mit seinem Aerzte- und Kassenkonflikt, München mit seinem Riesendesizit bei den OrtSkrankenkassen beweisen dies. Hier in den Städten sollte man daher auch die heilende .Hand anlcgcn, indem man durch eine Novelle zum Krcmkenversicherungsgeseh den Städten die Befugnis einräumt, zunächst für ihre Bezirke einheitliche Kranken kassen, sog. St a d t k ra n k e n k a s s e n. zu errichten unter der Bedingung, daß die Stadt die persönlichen und sachlichen Ber- wastungskosten auf ihr Budget übernimmt. Auch könnte man den Aufsichtsbehörden di« Befugnis einränmen, die Stadt znr Errichtung einer solchen Stadtkrankenkasse anzuhaltcn und nötigenfalls eine Entscheidung im geordneten Verwaltimgsstreit- verfahren darüber herbeizusühren. Es soll damit nicht einem Ausbau der Gemeindckrnnkenversichcrungen das Wort geredet werden: die Stadtkrankenkaffe soll vielmehr eine wirkliche Krankenkasse nach Art der Ortskrankcnkassen mit selbständigem Vermögen sein, sodak also Veränderungen der Leistungen und Beiträge der Beschlußfassung der Generalversgmmlnng der Ver sicherten und Arbeitgeber unter Beibehaltung des derzeitigen Verhältnisses der Beitragsleistungen und der Stimmrechte unter liegen. Nur die Verwaltung soll in den Händen städti - scher Beamten liegen. Niemand ist in eine,» groben städtischen Gemeinwesen mehr interessiert an einer gule», zweck entsprechenden Krankeusürsorgc für die städtische arbeitende Be völkerung als die Stadtverwaltung selbst. In ihrer Hand sind regelmässig die Einrichtungen der Gcsundhcitsvslege: die Kranken häuser, das Äanalisationswcscn usw. vereinigt: nur den wichtig sten Teil, die Krankcnuittcrstiitznng selbst, bat man in die Hand arckerer,vielköpfiger Organisationen aciegt, die den Stadtverwal tungen fremd, den Aerztcn oit feindlich gegenüber sieben. Mit ivelchem Erfolg — zeigen die Namen Leipzig. München. Köln und anders Das Verhältnis der Stadtkrankenkasse zu anderen Krankenkassen wäre so zu regeln, dah neben der Stadtkranke»- lasse innerhalb ihres Gebietes nur insoweit andere Krankenkasien- einrichtungen, z. B. Betriebskrcmkenkasscn und eingeschriebene Hilfskaffen, fortbestehen dürften, als sie bei nicht höheren Bei trägen mindestens die gleiciren Leistungen anftveiien wie die Stadtkrankenkassen. Die Städte, namentlich die gröberen Städte, sind sehr wohl imstande und voraussichtlick setzt schon zum Teil auch bereit, an einer Reform des Krankenkassenwcscns nsitzn- arbeiten und dafür einige Opfer zu bringen, wenn ihnen die Ge setzgebung nur die Möglichkeit dazu gibt. Aut dem Lande schien dagegen zur Zeit leider noch gar viele Voraussetzungen zu einer ähnlichen Reform. Der Vorschlag der Stadtkrankenkasse» scheint mir gerade um deswillen beachtenswert, weil er nicht die Existenz der bestehenden rund 23 000 Krankenkassenorganisationcn im Deutschen Reiche in Frage stellt, sondern zunächst nur den Städten, möglicherweise auch wetteren Kominunalvcrbändcn. die Möglich keit gewähren will, für räumlich beschränkte, ober dicht bevölkerte Zentren mustergültige Krankeiikasscneiiirichlnngen unter kom munaler Verwaltung zu schaffen. Bei dem engen Zusammen schluß unserer deutschen Städte und dem hohen Mab von Er fahrung, Intelligenz und Energie, über das die verantwort lichen Leiter unserer städtischen Gemeinwesen zumeist versüacn, ist zu hoffen, dah, sobald sich nur an einigen Orten die Ein richtung der Stadtkrankenkasien bewährt bat. sie 'ehr bald all gemein durchdringen wird. Dieser Weg hätte den Vorteil, dah aus ihm jedes radikale schablonenhafte Vorgehen vermieden und unter Berücksichtigung aller örtlichen Verhältnisse eine Heilung lokaler Hebel im Krankcnvcrsichernngswcicn anacbahnt würde. Sind erst in unseren Städten die Krankenkaffcneinricktungen gut und zweckentsprechend aeworden, so ist nicht blos; der weitere Schritt, auf ländliche Verhältnisse, soweit Bedürfnis und Mög lichkeit hierzu vorlieat, das städtische Vorbild zu übertragen, weientlich erleichtert, sondern es sind dann auch für den weiteren Ausbau unserer Sozialgcsetzaebung gerade dvrt, wo die Schwierig, keilen wegen der groben Bevölkcrungszahlen am grössten sind, nämlich in den Städten, gesunde Grundlagen heraestellt. — Der für Sonntag in Aussicht genommene Sondcrzug von Mügeln nach Geising-Altenberg wird wegen deS inzwischen auch in jener Gegend cingctrctcnen Tauwetters nicht abarlassen werden. Dagegen verkehrt am genannten Tage der Sonverzug von Chemnitz nach Ob e r w i c s c n t ha l und zurück, welcher mit Dresden durch den vormittags 7 Ubr 20 Min. vom Hauptbahnhofe abgehenden Schnellzuge bezw. durch den abends 10 Uhr 37 Min. hier eintrcsfendcn Pcrsoncnzug in An- schlußverdindung steht. . ^ ^ — Der Stadtverein für innere Million teilt mit, das; der für nächsten Sonntag angekündigte volkstümliche Kunstabend Rietschel wegen Erkrankung des Vortragenden. Herrn Geh. Rat« Prof. Dr. Treu, aus Sonntag, den 22. Januar, verschoben Der^konservattve Verein in Leipzig hielt auch Heuer, Wie alljährlich, am 3 Januar seine Generalversamm lung ab. Der von Henn Schriftführer Fritz Kob erstattete Jahresbericht gedachte zuerst in virtätvollen Worten des schmerz lichen Verlustes, welcher im verflossenen Jahre unser Vaterland Sachsen durch daS Hinschriden Sr. Majestät deS Königs Georg betroffen hat. Nach dem Jahresberichte zählt der Verein gegen- wärtig über 600 Mitglieder Bel der PorstandSenicukririigStvahl ourden die turnu-aemäs, ansscheidenden Herren: Geheimer Hcffrat Ovrriustlzrat Schiverdfrgrr. Pros. Dr. Georg ged. Hugo Hinze und Schriststellrr Fritz Kob wurd^ Dr. Schober. ^ Steffen. De. mrd Ilebereinsiimmcnd wird der Fall der Festung Port A r thur dem Mangel an M » nilio n zugeschricbcn. In Tfchifti erzählte ein Offizier der zuletzt dort cingelroffeiten Schiffe: „Unsere Munition war er'cböpft. Viele unserer groben Geschütze waren noch in guter Veriaffuiig, aber wir hatten keine Granaten, und diese lieben sich in Port Arthur nicht Herstellen. Dadurch wurde auch der Plan eines sukzessiven Rückzuges an die Küstculinie der Fortifikationen »naussiihrbar. und die Be lagerung endete einige Monate jrüher als nötig war. Man wusste in der Festung, das; die Japaner die Sturmangriffe in noch gröberen! Maße zu wiederholen beabsichtigten, um die Festung vor dem russischen Neujahr zu nehmen. Tie kommandierenden Generale wußten indessen, daß die Garnison außer stande war, weitere allgemeine Angriffe ans- z u ha l t c n. , Tie überlegene Zähl des Feindes und unsere ichwachcn Linien mussten cs ihnen Zeicht machen, einzudringen, und ein Blutbad war das einzige Ende. Unsere Munition war ja erschöpft und Misere Artillerie konnte nicht mehr antworten. Die Verteidigung durch Gcichützfeuer war also zu Ende. Wenn dagegen die Japaner eine Position stürmen wollten, ja richteten sie zuvor ein konzenlrffches Feuer auf dieselbe und warfen durch schnittlich 60 Geschosse in der Minute aus dieselbe. Tic Bc- lchießiing crsoigte überdies aus den schwersten Geschützen. Tie japanische Artillerie konnte alles ungestraft tun, so zum Beispiel richtete sic in den letzten Tagen cm lebhaftes Feuer ans eine kleine Dampsbarkasse, die im Hafendicnst stand. Ais es ihnen nicht gelang, das Schiffte,» zu treffen, wandten sie sich dem Landungssteg zu, der vernichtet wurde. Später bohrte dann ein Zufallsichnb das Schiss in den Grund. Nach unserer Mei nung konnten die Japaner die Festung ichon vor mehreren Wochen einnehmcn, sie waren aber sehr vorsichtig oder zaghaft geworden nach den vielen Mveren Niederlagen. Häutig genug bezahlten sie einen großen Preis für ihr anfängliches tollkühnes Daraiislosstiirmen. Ein hestiger Sturmangriff folgte dem an deren, ein rücksichtsloses Vorwärts über alle Hindernisse hinweg, wie bei einer Hetzjagd, und wenn es selbst galt, die Zinne eines Forts zu nehmen. Sic mußten auch zu Kriegslisten Zuflucht nehmen. Die Angreifer krochen aus dem iftanch vorwärts und wanden sich mühsam wie Schlangen gegen die Batterien vor. Ost blieben sie in dieser Stellung, ohne beichossen zu werden, liegen, sie glaubten, wir seien sehr aufmerffam und beobachteten ihr Vordringen, tatsächlich hatten wir keine Munition und machten gute Miene zum böten Spiel. In den letzten Wochen artete der Kamps in den Gräben in ein großes Morden aus, wobei ja schließlich die größere Zahl siegen mußte. Es war ein b c st ia l i s ch e s S ch l a ch t e n. Die Leute rangen miteinander und suchten, indem sie ein Wutgeheul wie wilde Tiere aussiießen, sich gegenseitig zu töten. Sic biffcn und krallten sich gegenseitig und stießen einander die Finger in die Augen. Einer Reuter-Meldung aus Tickisu zufolge wollte Stössel noch anr 1. Januar kämpscn. Seine Wunden lwtten ihn etwas belästigt, aber seine Entschlossenheit, zu käinpsen, so lcuiHC noch ein Mann am Leben sei, blieb fest. Seine Generale tagten: Wir können nicht kämpsen, unsere Leute können sich nicht rühren, sie schlafen im Stehen, sie sehen nicht, wenn ein Bajonett an ihrer Brust ist. Wir können befehlen, aber sie können nicht ge horchen. „Dann kämpft Ihr Generale," rief Stöffel, die Fäuste ballend. Admiral Wiren und die Generale Smirnow, Fock und viele andere riclen zum Teil mit gebrochener Stimme zur Ucber- gabe, woraus Stössel nochgab. Den größten Verlust erlitt Port Arthur vor l4 Tagen, als General Kondratcnko getötet wurde. Als sein Tod bekannt wurde, sank der Mut der Soldaten sichtlich. Kondratcnko saß in einer Kasematte »ich sprach mit sieben Offi zieren über die beste Methode des Konterminiercns gegen die Japaner, als plötzlich ein IlzölligeS Geschoß explodierte und alte tötete. Nach Aussagen der Mannschaften der aus Port Arthur in Tschisu cingelauienen Torpedoboote zählte die Gar nison der Festung bei Beginn der Belagerung 35 OM Mann. Davon wurden II 000 getötet, 16 000 verwundet oder erkrankten. 3000 Mann waren ständig in den Forts, davon waren 2000 kampftiiffähig. Die Javaner wollen sofort mit dem Wiederaufbau der Festung beginnen, und einige Tausend Arbeiter werden schon in allernächster Zeit aus Japan abfabre», um unter Aus sicht von Pionieroffizicren und Festimgsbau-Jngcnienren sie Berteidigungswcrke wieder aufzurichtcn. Innerhalb einer Woche wird ein beträchtlicher Teil der Truppen Nogis zn der japanischen Armee in der Nordmandjchnrei gestoßen iein. Der Berichterstatter des „Reisterichcn Bureaus" bei der 3. japanischen Armee vor Port Arthur meldet am 3. Januar: Die ganze Garnison und alle Nichtkombattantcn werden morgen aus der Stadt »ach einem Dorfe nahe der Küste in der Taubcnbucht ausmarschieren. Von diesem Ort werden alle Offiziere nach Talnp gebracht, von Ivo sic dahin befördert wer den, wohin sie wüiffchcn., Die Kriegsgefangenen wer den so lange in einer russischen Kaserne im Dorsc bleiben, bis sie nach Tain» und von dort nach Japan gebracht werden könne». Dem „Tatst) Telegraph" wird aus Tschisu gemeldet, General Stössel liege krank zu Belt und General Smirnow habe mit Stöffels Genehmigung den Ilebergabcvvr- schiaa gemacht. Der Kaiser von Rußland teilte dem General Stoffe! telegraphisch mit. daß es den Offizieren der Garnison von Port Arthur freiste!,«, ihr Ehrenwort zu geben oder sich in Ge fangenschaft z» begeben. In Tokio ist Mittwoch nachmittag 3 Uhr folgende Depesche des Generals Nogi einaegangcn: Die Offiziere halten die Ord nung in Port Arthur ansrecht. Die Bevölkerung ist ruhig. Tic genauere Untersuchung der Zustände der Festung war erst gestern abend 8 Uhr beendet. Die Zahl der Bewohner beläuft sich aus 35 000, wovon 25 000 auf Soldaten und Matrosen entfallen. Verwundet oder krank sind 20 000 Personen. Gewöhnliche Lebensmittel, wie Brot, sind reichlich vorlmndcn. Fleisch und Gemüse fehlen. Arzneimittel sind nicht vorhanden. Die Japaner tun alles, um den Einwohnern bciznstchcn. Tic Kopitnla- t i o n Sa u ss ch ü s sc sind bemüht, ihre Aufgabe zn Ende zu bringen. Der Zar traf in Begleitung des Großfürsten Michael Alexandrowitich in Minsk ein und nahm eine Revue über dir nach Lstasien abaehendcn Truppen ab. Aus dem Bahnhof« überreichte eine Abordnung des Adels dem Kaiser 26 000 Rubel für die Familien der Verteidiger von Port Arthur. Um 12 Uhr erfolgte die Weiterreise. General Knropatki« meldet dem Kcftstr: Am 31. De zember griffen Freiwillige eine japanische Feldwache beim Torje Tschanlinpu, 2 Werst siivlich von Linschinpu, an, machten einen Teil der Japaner mit dem Bajonett nieder und nahmen einen Mann gefangen. Die übrigen flohen. Wir hatten keine Ver luste. — In der Nacht zum 3. Januar machten Freiwillige einen Uebersall auf das von den Japanern besetzte Tori Sftftffstuu, 2 Werst südlich von Erdagou: ein Teil der Freiwilligen ging an der Front vor, die anderen umgingen dos Dorf im Westen. Es gelang den Freiwillige», ohne einen Schuß abzuieuern, mit Hurra vo» der Flame und der Rückseite in dos Tors cinzu- dringen. Viele Japaner sind gefallen: 12 wurden gefangen ge- nommen, von denen vier nicht verwundet sind. Unsere Sappeure brannten das Tors nieder. Aus unserer Seite wurde I Offizier leicht verwundet. 2 Manu sind gefallen, st verwundet. In derlei, den Nacht sprengten Freiwillige einen sapaisiichcn BeobachtnngS- türm in die Lust „na legten selbsttätige Flatterminen in ein Torf südlich von Wnchanin. welche bald daraus explodierten. „Dal!» Ehronicie" veröffentlicht die Kommentare bedeutender englischer Militärs zur Uebergade von Port A r t h u r. Lord Roberts sagt, die Verteidigung war einfach großartig: Stössel sei ein bewundernswerter General, sodaß ihn die ganze Welt hochcickien muffe. Lord Wolseley bedauert, in der Ociscntlichkeil sich über derartig blutige Taten äußern zu müssen. Stöffel sei ein wunderbarer Verteidiger. Tie russi schen Soldaten hätten einen außerordentliche» Mut an den Tag gelegt. Was die Japaner betrifft, so seien diese von unbezwing barem .Heldenmut. General Ba d e n ° P o w e l l gibt zu, baß die Uebergabe nach glänzender Verteidigung äußerst ehren voll war. Reuters Bureau ersähet: Tie in ruisiichen Müttern ver breitete Meldung, wonach britische Kriegsschiffe den Geschwadern der Baltischen Flotte uachfahren, ist durch aus unbegründet. Es bat nichts derartiges stailgcsiinden, noch ist solche von der britische» Admiralität geplant gewesen. Tie Anwesinbeit britischer Kriegs- oder anderer Schisse in den van den russischen Geschwadern befahren gewesenen Gewässern ist ein durchaus natürlicher Umstand, der zu keinenpArgivohn Anlaß geben sollte. Tie Beauuptuna, daß die Schiffe Bestich hätten, Javan die Gegenden mitznteücn, wo sich die russischen Schiffe befinden, kann nur als müßige Erdichtung bezeichnet werden. Tagesjieschichte. Ternsches Reich. Kaiser Wilhelm hat dem jungen Sponsert vnig für die Ernennung zum Ehcf des Regi ments „Numancia" in einem Telegramm gedankt, das in der Uebersttzung folgendermaßen lautet: „Sehr dankbar für dc» neuen Beweis unserer gegenseitigen Zuneigung, den Ew. Maje stät die Güte gehabt haben, mir anznbicten, beeile ich mich, meinen tiefgefühlten Dank auszusprechcu. Ich habe die Ehre und das große Vergnügen, die beiden schmeichelhaften Ernennungen, die mich zum Mitglied des edlen spanischen Heeres machen und mich an die Spitze eines Regiments stellen, dessen ritterlichen Geist ich kenne und dessen Uniform ich mit wahrem Vergnügen tragen werde, ouznnehmeu, indem ich Ew. Majestät gleichzeitig bitte, meinem Kavallcnc-Regimente den Ausdruck der Gefühle des besonderen Interesses und der Kameradschaft seines Chcis übermitteln zu wollen." Tie spanische Presse spricht sich durch weg sehr erireut über den uxirmen und höflichen Ton des kaiser lichen Tankes ans. Am Mittwoch feierte die Ostmark einen seltenen Festtag: der Mitbegründer des Ostmarkcnoereius, Landesökonomierat Kenne mann in Klenka, vollendete Zein 90. Lebensjahr. Kennemann, einer der reichsten Grundbesitzer des Ostens und der hervorragendsten Vertreter der deutschen Landwirtschaft über haupt, bat schon zu einer Zeit seine Person für die nationalen Bestrebungen im Osten eingesetzt, als erst wenige einsahen, daß man den Poicn durch wirtschaftliche Befestigung des Deutsch tums entgcgentreten müsse. Nicht nur durch Aufwendung,be trächtlicher Mittel, sondern vor ollem auch durch sein persön liches Beispiel hat er em halbes Jahrhundert lang für die deutsche Sacke in Posen und Wcstprcußcn gewirkt. Seine landwirtschaftlichen Erfolge haben manchen Deutschen schon in den 60cr Jahren ermutigt, sich in der Provinz Pojcn seßhaft zu machen. Als die Nachgiebigkeit der preußischen Negierung gegen das vordringcndc Pbienttim zu Beginn der 90cr Jahre des vorigen Jahrhunderts die nationalen Erfolge der Bismarck- schen Politik zn gefährden drohte, unternahm eine Abordnung der Teutschen der Provinz Polen unter Kenncmanns Führung eine Huldigunastabrt nach Fricdrichsruh zum Fürsten Bismarck, um dadurch Protest cinzuiegen gegen die Begünstigung der polnischen Nationalbestrcbungen. Bei dem Empfange, der am 16. September 1894 erfolgte, verlas Kenncmann an Stelle einer Ansprache eine Adresse, in der die Gesinnung Kennenranns schönen Ausdruck fand. In seiner Erwiderung wandte sich Fürst Bismarck zuerst an den Sprecher der Deputation per sönlich: er sagte: „Der Herr Vorredner ist mit mir gleich alt, wir sind beide 1815 geboren, und verschiedene Lebenswege führen uns hier in Varzin nach fast achtzig" Jahren wieder zustmmen. Das Wiedersehen ist mir eine große Freude, wenn ich auch diesen Lebensweg nicht eben so unbeschädigt zurückgelegt habe, wie der Herr LcmdcSökonvmicrat. Wenn ich sage, ich bin ein Invalide der Arbeit, so könnte er das vielleicht auch sagen, nur war seine Arbeit gesunder, das ist der Unterschied zwischen dem Landwirt und dem Diplomaten: die Lebensweise des letzteren ist ungesunder und fällt mehr auf die Nerven." Ein Vraucrei-Fackwrgan ist in den Besitz des vorläufigen Entwurfs wegen Staffelung der Brauste »er im Gebiet der norddeutschen Brausteucrgcmeiiffchaft gelangt. Seine Berechnungen über d>" zukünftige Stcuerbclasiung der nord deutschen Brauereien stützen sich aus Vorschläge, die noch keines wegs feslsteben. geschweige denn als Beschlüffe anziffehen sind. Die „Tageszeitung für Brauereien" rechnet im ganzen mit einer Erhöhung des Gcsamtsteuerbetroges um etwa 3 Millionen Mark. Ob, wenn nach dem vorläufigen Entwurf äcs Reichsschatzauns eine Staffelung der Vrausicner auch im Gebiete der norddeutschen Brauereigemciiischaft ciugeführt würde, wie sic seit längerer Zeit in Süddentschland besteht, auf zweieinhalb oder drei Millwucn Mark Mehrcrtrag zu rechnen wäre, ist ziemlich unerheblich. Irrig ist aber die Meinung, es komme an fick bei dem Plane, die Grundlage des Stenernfftcms in Norddeutichland mit der in Süddentschland in Ucbcrcinstimmung zn bringen, daraus an, Mehrciniiahmcn aus der Brairftcuer zu erzielen. Selbstverständ lich gibt eS, so führt die „Natlib. Korr." aus. weite Bcvölkcruugs- kreise und auch mehr als eine deutsche Regierung, welche eine Verdoppelung oder Verdreifachung der Braustcucr für gerecht und billig halten. Diese Frage ist ober nickt aktuell oder, wenn man Null, „akut". Der gegenwärtig zur Tagesordnung stehende Pian sieht von einer Erhöhung der Braustcucr ab, er will nur eine gerechtere Grundlage der Veranlagung der Steuer schaffen. Wem, dabei als Zweck der Hebung in den Vordergrund die Entlastung der mittleren und kleineren Brau ereien getreten ist. so versteht es sich von selbst, daß die grö ßeren Brauereien soviel stärker hcrangezogcn werden müssen, um den Ausfall z» decken, der durch die Slcucrentlastung der mitt leren und kleineren Brauereien entsteht. Doch muß daraus ge achtet werden, die größeren Brauereien so schonend zn belwndelii wie irgend möglich. Tenn sie sind und bleiben die .Hauptträger der Steuerlast. Tie 2s- oder 3 Millionen Mark, welche bei der eventuellen Ernsübrnng der Staffelung der Branstencr in Norddeutschland möglicherweise mehr an Steuern würden ein genommen werden, solle» nichts anderes darslellcn, als eine Art Versicberungsorämic der Reichskasse gegen zu große Einnahmc- Ausfälle infolge der Steuer-Entlastung der mtttlcrcn und klei neren Brauereien. Einen Maßstob für die Höhe des Betrages, der ans einer Acnderung der Braustcucr möglicherweise zu er zielen sein möchte, geben diese rmar Millionen nicht ob. Das nationalliberale Organ stellt dies fest, nicht weil es die Absichi habe, sich zurzeit sür eine Erhebung der Bvanstcuer ins Zeug zu legen, sondern weil eS mein», cs entstehe ein ganz falsches Bilo von der „Stcncrsäbigkeit des Bieres", wenn man jetzt schon wegen 2 bis 3 Millionen Mehrertraas der norddeutschen Brcm- stcucr sich zu bekreuzigen ans dem besten Wege sei. D^'ssön-r Nachrichten. Sir. Ä. Seite 3. Areitag. «. Januar Lvttsi
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