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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.11.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051105024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905110502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905110502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-11
- Tag1905-11-05
- Monat1905-11
- Jahr1905
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Dieser Vlatt «irh. den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» al» 2lb-l>rd-2lurgab- zugestellt, während eS die Post.Abonnenten am Morgen m einer Gejamtau»gabe erhalten. verugsgebllhr: I SintttcktbrUL «Ar rr»«»e» bei >L,Itlb «»eimalt,er Zuttaouna durch untere Voten io»«»»« und »r,en« an bonn- und Moniaaen nur einmal» ,R> »»«I durch au-wtrtiaeNom. m«i«°»«re » Mt de,' » MI »0 «I. ve> einmalioer Zuiielluna durch dir «öl,»«!, »ohneveftelloeid,. im«u»- land mit «ntivrechendem Zuichlaae. Nachdruck aller «rlikel u. Onamat- Miiieilunaen nur mit deutlicher Onelienangad« i.Dre»d Stqckr.") «ilatk,. NachttiaUche Sonorar. ani»ri»che bleiben unbrrückiichiiai: «UXlianale Manuiknvte «erden nicht auld,wahrt. »eleoramm-Ndreii«: «»chrichte» »r«»de«. HegvLerrSet 1888 Uevlag von Klepsrli L Relrlrrrrdt^ Anreizen-taM. «nnabme von >nkündi,un,en die nachinittaa« s Uhr Sann- und Neiertaat! nur Marienitrabe » von N dis >/>iUbr Die i lpalli,« Grund Mile <ra. » Silben» rc> Vtq. An lu»d„u»a«n aus der Drivalierte Zeile re P', : d»e rivaltiae Zeile aus Den ieiie so Pia, alb Smaeiandt Zeile «c> P>, tzn Nummer» nach Dann- und Nriertage, , Mali,,« Grundzerle so Lia. aus Privaiieile « Pia. 2ivalliae Zeile aus Lertieile und atck Eniaciandl so Pia Auswärtige Lus- träge nur gegru Bomusdeiablung. lLelegdiätter werden mit t» Li», berechnet. Lernivrechanschluz: «ml l Sir. U und «». L0GG. 2ni«a«l- Rcucste Drahtbcrichte. Hosnnchlichtc», Stnntsbalmcn, Ha»ptg:ichwore»c, Gcrichisverhandlungcii. Zur Lage SvF» vPllgll. in Rußland. Gefälschte Bilder. Alexander 1. i» Dresden. Tonntag, ö. Novtinlier IVOS. Neueste Drahtmeldungcn von: 4. Norbr. Die Lobnbeweaung der Weber. Greiz. sPriv.-Tel.j Nun kommt cs doch noch zum Acußersten. Die Zahl der Arbeitswilligen, die heute seststehen sollte, ist eher z u r ü ck g e g a u g e n. Die Möglichkeit der Wiedereröffnung der Betriebe ist somit siir den 6. November nicht mehr,vorhanden. Wie einheitlich die Arbeiterschaft den > Betrieben fernbleibt, geht daraus deutlich hervor, das; selbst in Webereien, in denen Arbeitgeber und Arbeitnehmer stets in schönstem Einvernehmen nebeneinander arbeiteten, keine oder doch, nur ganz geringe Anmeldungen erfolgten. Einen grotzcn Einstich auf die Arbeitswilligen übt zweifellos die ichnrse Kon- trollc und der Terrorismus der sozialdemokratischen Fanatiker aus. Daß gegen derlei Hetzereien und Gewalttäligkcitcn schließlich doch noch die Behörden emgreifen müssen, liegt auf der Hand. Es sind in diesem Sinne hier auch schon Schritte unternommen worden. Wenn man nach dem eben Gesagten eine Hauptschuld an dem nun hcrcinbrechcndcn großen wirt- schaftiiäien Unglück den sozialdemokratischen Hetzern wird zu- schreiben müssen, so gibt es dem die Lage objektiv betrachtenden und sachlich erwägenden Beobachter doch zu denken, daß auch Arbeiter in solchen Betrieben nicht wieder zur Arbeit zurück- kehren wollen, wo so gut wie keine sozialdemokratisch Organi sierten beschäftigt sind, wo sie also vor Terrorisierungen sich nicht zu fürchten brauchten. Allein hier in Greiz werden fünf größere Firmen genannt, wo nickt ein einziger Arbeiter sich meldete. In einzelnen anderen Verbandsorten soll es, wie in der gestrigen Fabrikanten-Versammlung hier scstgestellt wurde, noch unerfreulicher ausfehen. Einzelne Greizer Fabriken haben sa Anmeldungen erhalten in einer Zahl, die zur Aufrechtcrhal- tung der Betriebe genügen würde, doch ist das so vereinzelt, daß es an der Lage nichts ändern kann. Aus Livvc. Detmold. Der feierliche Einzug des Fürste n- poares fand heute unter großartigen Kundgebungen des zu Aercme onoeren «parier. ^>as ,znrgenpaar wuroc am vlai- hause, das besonders schön geschmückt war, durch den Ober bürgermeister in längerer Rede begrüßt. Der Fürst dankte. Daun erfolgte die.Weiterfahrt nach dem Residenzschlosse. Auf dem Schloßplatzc erwies eine Ehrcnkompagnie die Honneurs. Im Residenzschlosse wurde gleich darauf der versammelte Land- tagerösfnet. Der Fürst nahm aus den Händen des Staats ministers Freiherrn v. Gcvekot die Thronrede entgegen und verlas sie. rcoc. „ncccne oocygceyrirn zerren: Loie cLic onra) wceineu in der Gesetzsammlung veröffentlichten Erlaß vom 25. v. Mts. bereits erfahren, hat das unter Zustimmung des Bundesrates zur Entscheidung der T'hronstreitigkeitcn bestellte Schiedsgericht in der 'Sitzung vom 25. Oktober 1905 seinen Richterspruch dahin verkündet, daß nach dem am 13. Januar 1905 erfolgten M- lebcn des regierenden Fürsten Alexander Ich und die lämtlichcn zurzeit lebenden männlichen Mitglieder des Hauses Livpe- Bieftcrseld nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischcn Linealfolge zur Regierungsnachfolge m dem Fürstentum Lipve berechtigt und berufen Find. Auf Grund dieses Schiedsspruchs Md in Gemäßheit der Bestimmung in dem Gejetze vom 14. April d I.. betreffend die Thronfolge und Regentschaft im Fürsten tum Lippe, habe Ich von Rechts tvcgen am 25. v. Mts. die Regierung des Landes übernommen. Ich empfinde es als Be dürfnis wie als erste Pflicht, die Landesvertretung zur feier- lichen Besiegelung dieses für das Land und Mein Haus so hoch- bedeutsamen Ereignisses um Mich zu versammeln. Mit dieser Entscheidung ist der von Meinem vielgeliebten Herrn Vater behauptete und rechtskräftig erstrittene Anspruch auf die Thron folge im Fürstentum Lippe abermals und endgültig durch Richter spruch bestätigt und durch, die Beschlußfassung des Bundesrats vor jedweder ferneren Anfechtung sichcrgestcllt. Damit ist aber auch jeglicher Grund und Anlaß beseitigt, aus den bestehenden Verhältnissen heraus noch fernerhin Zweifel und Unfrieden in Unserem geliebten Hcimatlande zu hegen und Zustände zu schaffen, wie sie dem Lande in dem vergangenen Jahrzehnt schwere Wunden geschlagen haben. Pflicht aller ist es. diese Wunden zu bellen, den Staalskürper zur völligen Genesung zu bringen, ihn zu kräftigen und vor jeder weiteren Erschütterung zu bewahren. Meine vornehmste Ausgabe wird es fein, un beeinflußt durch das, was in der Vergangenheit liegt, in rück haltlosem Vertrauen auf den pairlorijchen Suin und den red lichen Wille» der Bevölkerung, m aufopfernder Hingabe an die Pflichten Meines Amtes und in gewissenhafter Handhabung der bestehende» Gesetze für das Wohl des Landes unermüdlich zu sorgen. Meine Liebe zum Heimollande hat dadurch eine heilige Weihe erhalten, daß Ich das Teuerste des Eigenbesitzes, Mein unvergeßlich heißgeliebtes Elternpaar, seinem Schoße anvcr- traute. Möge hieraus unter Gottes Hilfe durch Meine und Meiner Nachfolger Negierung in engster Fühlung mit Denken und Empfinden der Bevölkerung bis m ferne Zeiten Glück und Segen für Unser Land erwachsen. Aber ein zu schweres Unter nehmen ist cs, diese Aufgabe allein vollbringen zu wollen. Darum wende Ich Mich heute an Sie, Meine geehrten Herren, die Sie auch gelobt haben, die Förderung des Gemeinwohls zur ein zigen Richtschnur Ihres Handelns zu nehmen, in dem erheben den Vertrauen, daß Sie Meinen Bestrebungen Ihre förderliche und dankenswerte Unterstützung durch sachliche Erörterung »nd erfahrungsreichen Rat gern erteilen werden. In diesem Sinne entbiete Ich Ihnen, der berufenen Vertretung des Landes, heute von dieserStelle Meinen landesvätcrlichen herzlichen Willkomm in schlichter treuer deutscher Art und bitte Gott, diese feierliche Stunde möge den Grund gelegt haben zu dauernd geseaneter gemeinsamer Arbeit im Dienste des Uns Allen teuren Vater landes.' Detmold. In der Gesetzessammlung wird ein Gna denerlaß veröffentlicht, nach dem Strafen für Uebertre- tungcn bis zu 150 Mk. Geldstrafe resp. 5 Wochen Haft erlassen werden. Dem Staatsminister Gevekot wurde der erbliche Frci- herrcntitel verliehen. — Heute morgen brachten 12 Posaunen chöre aus dem Lande dem Fürstcnpaarc eine Ehrung dar. Znr Lage in Nnstland. Petersburg. Tie erlassene Amnestie umfaßt auch alle bis zum 30. Oktober gegen die Person des Kaisers oder gegen Mitglieder des Kaiserhauses verübten Verbrechen, sowie das Verbrechen der Teilnahme an zu Nmsturzzweckcn gebildeten Geheimgesellschaften. Petersburg. Das Mitglied des Rcichsrats Fürst Obolcnsky wurde zum Ob e r p r o k n r a t or des Lei- ligcn Stznod ernannt. Ter Kommandierende des Militär bezirks Kasan, General Kosiitsch, wurde in den Neichsrat berufen. Petersburg. Die „Nowoje Wremja" schreibt über die „Amnestie: Von 1825 bis zum 30. Oktober 1905 dauerte der Kampf um konstitutionelle Freiheiten. Ein Teil der sich selbst- aufopfernden Kämpfer ist tot. Still ehrt heute die Heimat ihr Andenken. Andere schmachten noch in Kasematten und Berg- werken in der Verbannung. Ihnen mußte geholfen werden. Daher begrüßen wir die erlassene Amnestie. Ein flüchtiger Blick auf die darin angeführten Artikel der Kriminalgesetze überzeugt von dem großen Umfange der Amnestie. Petcrsb tages ist die Apotheken sind geöffnet, die tLieltrizualSwerre funktionieren wie der. Züge verkehren nach Moskau, nach der deutschen Grenze jedoch noch nicht wieder. Petersburg. Einem Telegramm aus Tomsk znfvlge griffen heute dort Lrupps von Angehörigen der terroristi - tchen Partei eine Versammlung der Liberalen an. Diese flüchteten sich in das Eiscnbahnverwaltungsecbäudc. Ans beiden Seiten wurde gefeuert. Als im Laufe des Abends Feuer an das Gebäude gelegt wurde, erhielt ein Bataillon den Befehl, ein zuschreiten, wobei zahlreiche Personen verwundet wurden. Auch das Theater wurde verwüstet. — In Batum kam es heule zu einem Zusammenstoß zwischen den Manifestanten und dem Militär, wobei Personen getötet und verwundet wurden. — In Moskau erließ heute der Gouverneur eine Bekannt machung. in der er die Bevölkerung ermahnt, die Kundgebungen cinzustcllen. — Wie aus Saratow gemeldet wird, gab der > isk ist der Eifen- Gouvcrneur heute bekannt, daß er alle Unruhen und Plünde rungen mit Waffengewalt unterdrücken werde. Trotz dieser Ankündigung wurden revolutionäre Reden gehalten, an die sich eine Plünderung der Wohnungen und Läden der Juden anschloß. Ans die Truvpen wurde eine Bombe geschleudert und Revolver - schüffe abgegeben. Das Militär erwiderte das Feuer, wodurch Pcrionen verwundet wurden. — Auch in Kiew kündigte der Gouverneur an, daß er ,cden Versuch, Unruhen hervorzurufcn, mit Waffengewalt nicderwersen werde. Petersburg. Das in Reval liegende Geschwaderder russischen Kriegsflotte ist »ach Heljiiigfors entsandt worden. Petersburg. Die Meldungen aus den Provinzen klinge» ruhiger. In Rostow, wo die Unruhen mehrere Millionen Schaden verursacht baben. ist der Bahnverkehr wieder aiisgeiwmiiien. In Riga fand gestern eine Massenkundgebung statt, an der 150 000 Personen tcilnahmen. Von 34 Tribünen wurde» in sieben Sprachen Reden über die Bedeutung des Manifestes gehalten. Die Truppen wurden mit den Rufen: „Es lebe die Armee!" begrüßt. In Noworo bahnverkehr wieder ausgenommen. Odessa. Auch im Laufe des gestrigen Tages dauerten die Ausschreitungen des Pöbels fort. Eine große An zahl jüdischer Läden, darunter arvße Geschäfte in den zentralen Straßen, wurden geplündert. Mehrere Fabriken vor der Stadt sind niedcrgebrannt. Tie Hospitäler sind mit Verwundeten überfüllt. Es wurden auch mehrere Personen getötet. Die Konsulate und Gaslhöfe werden von Truppen bewacht. — Auch aus Kischin ew, Sebastopol, Nikolajew, Rostow und Elisabet hgrad werden schwere Ausschreitungen des Pöbels gemeldet, die sich hauptsächlich gegen die jüdischen Ge schäfte und Häuser richten. Danzig. Der Personenverkehr über Grajewv »nd mit den Stationen der russischen Südwestbahnen ist wieder eröffnet. Der Güterverkehr über Grajewo und mit den Sta tionen der russischen Südwcslbahncn, ausgenommen Odessa und Kiew, ist ebenfalls wieder ausgenommen. Ter Berkehr mit ande ren russischen Bahnen über Grajewo bleibt gesperrt. Auch der Personen- und Güterverkehr über Wirballen ist biS jetzt noch nicht wieder ausgenommen. F r a n k i ur r a. M. sPriv.-Tes.s Angesichts der Unruhen der letzten Tage in Odessa, Rostow und anderen russischen Städten, bei denen auch Leben und Eigentum deutscher Reichsangehörigcr bedroht worden ist, hat die Reichs- regierung, wie verlautet, mit der russischen Regierung sich in Verbindung gesetzt, um einen besonderen Schutz der Reichs- angchörigen zu erreichen. München. Kammer der Abgeordneten. In der Schlußabstimmung über den Gesetzentwurf, betr. die Ver staatlichung der pfälzischen Bahnen, wird die Regierungsvorlage mit 120 gegen 16 Stimmen angenommen. Dagegen stimmen die Sozialdemokraten und einige Mitglieder der Freien Ver einigung. Die vom Zentrum cingcbrachte Resolution über di: Gleichwertigkeit der Vorbildung des Personals der pfälzischen istahnen sinket fast einstimmig Annahme. — Beim Schluffe der Sitzung stellt der Präsident fest, daß das Abstimmungsergebnis über die VLl'staatlichung richtig lauten muß: 110 gegen 16 Stimmen. Paris. sPriv.-Tel.s „Petit Journal" meldet aus Kon- stantinopcl: Die Vertreter der Mächte hielten gestern eine Kon ferenz ab, in der angesichts der Haltung des Sultans gegenüber der internationalen Finanzkontrolle in Makedonien anerkannt wurde, daß es notwendig sei. um einer weiteren Verzögerung vorzubengcn, eine gemeinsame Flottendemonstra tion vorziinehmcn. Diese Demonstration, zu der jede der be teiligten Mächte ein Kriegsschiff zu stellen hat, soll an der klein- asiatischen Küste stattsinden. A in sterda m. Aus Anlaß des Beginnes der Verwendnug von Getreide-Elevatoren hat die Genossenschaft derGe 1 reidc- messer und der Getreidewäger einen Aus st and pro klamiert, da sich die Arbeitgeber weigern, sie bei der Be- dienung der Elevatoren zu verwenden, wenn sie sich nickt mit einer Lohnkürzuna einverstanden erklären wollten. Aus diesem Grunde mußten die Löschungsarbeiten bei 35 Schiffen einge stellt werden, da die Schisssausladcr wegen Mangels an Wägern nicht arbeiten können. Kunst und Wissenschaft. f» Wochen-Spielplan der König!. HostheateL Opernhaus. Sonntag: „Fra Diavolo". Montag: „Die Fledermaus". Dienstag: ^Der Evangcliinann". Mittwoch: „Carmen". Donnerstag: „Mignon". Freitag: 2. Sinfonie- Konzert, Serie B. Sonnabend: „Tannhäuser". Sonntag s12.i: „Der Freischütz". — Schauspielhaus. Sonntag: nach mittags 142 Uhr: 1. Volksvorstellung: „Brand": abends »48 Uhr: „Der Raub der Sabinerinnen". Montag: „Zar Peter". Dienstag: Mein Dorrit". Mittwoch: „Emilra Galotti". Donnerstew: Zur Erinnerung an Schillers Geburtstag: „Don Carlos". Freitag: „Was ihr wollt". Sonnabend: „Prinz Fried- rich von Homburg". Sonntag s12.f: „Zar Peter". s* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof theo t er. Im Opern Hause wird Mittwoch, den 8. No vember, die vieraktige Oper „Earmen" aufgeführt. Di« Titel- vartie singt zum ersten Male Frl. v. d. O ste n. — Im Schau- spielhause geht Mittwoch, den 8. November, Lessings sünf- aktiges ToauerfpiA „Emilia Galotti" in Szene. Die Claudia Galotti spielt zum ersten Male Frl. Ulrich, die Gräfin Orsina zum ersten Male Frau Salbach. Die übrige Besetzung ist die folgende: Prinz: Herr Wiecke: Marinelli: Herr Müller: Odoardo Galotti: Herr Winds: Emilia: Frl. Pölitz: Appiani: Herr Blankenstein: Camillo Rata: Herr Hufs: Conti: Herr Gebühr: s Angela: Herr Froböse' Pirro: Herr Hühner. « Gefälschte Bilder im Pariser Kunsthandel. Geradezu sensationelle Enthüllungen über die Praktiken des Pariser Kunsthandels macht M. Franche in der „Revue Internationale des Falsisications", dem offiziellen Organ einer internationalen Komimsiwn zur Unterdrückung aller Arten von Fälschungen. Das s Fälschen und Nachahmen gemalter Kunstwerke ist eine alte, im großen betriebene Industrie; Aufsehen erregen muß eö aber, daß Franche viele sachverständige und vereidete Auktionatoren des Drouot in Paris, des ersten Pariser AuktioiiShauseS für Kunswerkäufe. des vorsätzlichen Betruges beschuldigt. Aufs Gelotewohl areist er eine Fülle von Betsvielen heraus. Bei der ! berühmten San Donaty-Bkrsteigeruiig im Jahre l870 wurden Werke von Delaroche als echt für 64000 Mk. ver- WM. U wam» Kopten, vou denen zwei eine Mme. Barcollier und die dritte ein M. Bsrengcr gemalt hatte: für jedes Bild waren 320 oder 400 Mk. bezahlt worden. Die Werke vieler Künstler werden »och bei ihre» Lebzeiten gefälscht. Kürzlich wur den 20 Bilder, die alle gefälscht und drei lebenden Malern znge- schriebcn waren, in dem Augenblicke beschlagnahmt, als ei» Pariser Kunsthändler von großem Ruf sie nach den Vereinigten Staaten schicke» wollte. Von früheren Schule» haben die Fäifchcr am meisten an der Schule vom Jahre 1830 verdient. Falsche Corots. Daublgnys, DupreS, Rousseaus, Troyons sind zu Tausen de» in Amerika verkauft worden. Die Händler bezahlten viele Fälscher, die in dein durch Rousseau berühmt gewordenen Walde von Fontainebleau und in den Wäldern von Vaiw de Cernan malten, wo Corot gecnbeitet hatte. Viele dieser Bilder hängen jetzt in bekannten Sammlungen und gelten iür echt. Ein Pariser Händler hatte vier Gemälde von Corot, Daubiany, Diaz und Rousseau gekauft und beschäftigte daun zehn Monate lang in einer Villa auf dem Lande einen „Künstler", der vo» jedem Bilde 25 Kopien mit leichten Aenderuiiac» anfertigen mußte und für diese Arbeit außer Wohnung und Beköstigung 800 Mk. monatlich erhielt. Diese hundert Bilder befinden sich jetzt alle in amerika nischen Sainiiilungcn und sind zu hohen Preisen als echt verkauft worden. Die Werke der Porträtmaler des l8. Jahrhunderts sind ebenso oft kopiert worden. Andere Meister, die mit Vorliebe von Fälschern nachgeahmt wurden, sind Rembrandt, Rupsdael, Hobbema, Boucher und Watteau. Weiterhin werden einige Häiidlertricks enthüllt. Kürzlich bot der Besitzer von zwei zweifel los eckten Manets, die in dem maßgebenden Katalog der Werke des Meisters von Dnret beschrieben worden waren — er hatte sie selbst ans seiner Staffelei i» seinem Atelier gesehen und sie von seiner Witwe gekauft — einem Kunstliebhaber die Bilder an. Dieser fragte einen Sachverständigen um Rat, der die Bilder für gefälscht erklärte, obgleich er sie nie gesehen hatte. Der Sachver ständige räumte nachher ein, er hätte das gesagt, weil er selbst ManetS zu Verkäufers hätte. Einem Dilettanten, dem ein echter Corot für 6400 Mk. anaeboten wurde, wurde von seinem Sachver ständigen versichert, daß das Bild gefälscht sei, weshalb er den Kauf unterließ. Später kaufte er vo» dem Sachverständigen einen Corot für 20000 Mk., und der Besitzer des ersten Bildes bewies rbm nun, daß es sich in beiden Fällen um ein und dasselbe Bild gehandelt hatte. Der Sachverständige hatte, nachdem er keinen Kunde» vo» dem Kauf abgeraten hatte, das Wer! selbst für bildet, wird durch Safran, nußbraunen Lakritzcnsaft oder schwarzen Kaffee nachgeahmt, und hinterher wird gefirniit. Auch Oel mit Firnis, oder ein Gemisch von Erdvech. gelber Lackfarbe und rotem Ocker wird gebraucht. Zu vollständigen Fälschungen werden zuerst Leinwand und Rahme» Sonne, Wind und Regen ansgesetzt, uni zu „altern". Bei Fälschungen von Bildern des Quattrocento und Cinauecento sind die Methoden schwieriger und komplizierter. Zuerst wird die Leinwand mit Eiweiß behandelt und mit fein gemahlenem Kaffee bestreut. Darauf kommen dicke Schichten Leim, und das Trocknen geschieht bei Hellem Feuer, damit Risse ent stehen. Vor einiger Zeit kaufte ein Spezialist in ReimS für 160 Mk. ein Fraüenporträt ohne Hände, behandelte es dann nach einer der oben erwähnte» Methoden, malte die Hände dazu, machte alles übrige „alt" und verlauste das Bild für 2400 Mk. und schließlich brachte es als echter Largillisre 24 000 Mk. Franche will weitere Enthüllungen machen, die für unehrliche Kunsthändler und für Kunstliebhaber gleichermaßen beunruhigend sind. f Aus Paris. Die Operusaison nimmt langsam wieder ihren Anfang. Die Große Oper ruht, wie es scheint, auch in diesem Winter wieder auf dem Lorbeer ihrer Tradition und verheißt bisher keinerlei Taten. Bon den wenigen Novitäten, die sie versprochen batte, ist Vogrichs „Buddha" zunächst zurück- Desto rühriger ist Direktor Carrä rn der rogramm für die dieswinter- t wird. Zunächst wird bereits iarka" amgcführt, deren roman- Romane „Das Bären- Mellt worden. Desto rühri omifchen Oper, deren liche Saison soeben vcröffentli Anfang November die Oper Ick ' tischer Stoff dem Jean Ric kind" entlehnt und deren Musik von A. Georges komponiert ist Auch der Organist und treffliche Komponist seines Instruments M. Widor wird mit einer Oper „Les Pächeurs de Saint-Jean" vertreten sein, deren Textbuch Henri Cain versaßt hat. Dann folgt die komische Oper „Le Clos". Text nach der Novelle „Der verborgene Apfelbaum" von Michel Carrö, Musik von Charles Silvcr. Die beliebte Primadonna Mary Garden wird iw März in der Titelrolle der Oper „Aphrodite" von Camille Erlanger wieder vor das Pariser Publikum treten. Das Libretto zu diesem Werke hat Louis de Grammont einem gleichnamige» Rouraae Pie/re Lstis entlehnt. Gegen Osten» 8
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