02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 08.04.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-04-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000408020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900040802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900040802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-04
- Tag1900-04-08
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gerolprcchanlchluß: Amt I Nr. 11 u. Ur. »rovv. Lel«gr»mm>LdreII«: Valtirtchtin Vr»»d«n. Uerlag von Kiepstt) Ld Reictiardt. ilulwSrtcgc Auiträn« » u r grge» Ä»rau»> bez-hlmcg. Bklegdtiittcr »>!rd«n mit lSPlg.bae-nu > kormrmooto ^N88lellun^ von >v«»linun^8-^ini'ii;lttull^u. 5uUus LodLvr L Vo t<UN8t-^'i86lll6r »- 0n68l!6n, Vieloniasli'. 20. lt)»» <tz/s Neueste Drahtnachrichten Aß».« vRV» Aptissri. bergec Stenographen, Bi Hofnachrichte», Vortrag des Hofpredigers Stöcker über lex Heinze, (Gewerbeschule. «Zabels- Verband Dresdner Kegclllnbs, „Dresdner Presse", Eharfre itzigS-Aussuhrung, Otto von Bisniarck. Sonuta», 8. April N)W. ^crnschrcib- und Fernsprech-Berichte vom 7. April Bc >lin Der Malier empsing gestern in Gegenwart des türkischen Botschaiters den Gel), Lbcrbaurcsth Spitta, ivelchcr die Modelle und Zeichnungen des für Konstaistinopel bestimmten Brunnens »erlegte, — Zur heliligen Friihstürtstasel folgten der Kaiser und Prinz Heinrich einer Einladung des Reichskanzlers, — Bo» den Kommissionen des Wirthschastlichen OluSschnsses zur Vor bereitung der Handelsverträge find in den lebten Ingen die Sach- »erjtändlgcii aus der Ledeibranche, der Mnichinen und Eisen industrie betiuss Begnlachtung des neuen Zolltarisschemas »er nommen worden. Heute Vormittag begann die Pernebmnng der Sachverständigen aus dem Elettri;itntsbetriebc, Mau hofft, beute damit zu Ende zu kommen, womit die Veuiehmuiig der Sach verständigen überhaupt ihren Abschluß erreicht haben würde, -- Die neue Fclddienstordnung Hot viele Abäiidernngeu gebracht, die durch die neuen Erfindungen und die Erfahrungen, «pcziell auch im südafrikanischen Kriege, bedingt sind. Empfohlen wird die An wendung des Licht-Fernsprechers (Heliogmph). Eine grase Anzahl französischer Ausdrücke sind weggcfallen, wie töte, izueuo. mofiir setzt Anfang und Ende gebraucht wird. Tie Kenntnis; der Morse- scheu Schrift ist erwünscht. Die Offiziere der Feldartillerie sollen ini Telephonisten sicher sein, ferner soll die Ausbildung im münd lichen Melden gefördert werden, Berlin. In der heutigen Sitzung des Deutschen HandelStagcs wurde die vom Ausschuss vorgcschlagenc Neu ordnung des HandclStnges angenommen, worin u. A. die Er Weiterung des Vorstandes, die 'Aufnahmefähigkeit industrieller Fachvereine und die Erhöhung der Umlagen vorgesehen wird. Im Verlauf der Debatte wurde die Nothwendigleit des Zusammen gehens von Handel und Industrie lebhaft betont. Sodann wurde »ach kurzer Debatte einstimmig eine Resolution angenommen, wo- nn der Handclstaa, als prinzipieller Gegner >edcr Umsatzsteuer, sich gegen die von kleinen und mittleren Muhlenbesibcrn geforderte gestaffelte Umsatzsteuer erklärt, die mit der steigenden Produktion die ErzeugungSkostcn erhöhen und dadurch den groben Mühlen den Wettbewerb erschweren wolle. Sodann sprach ervetbcer Berlin siber die Einrichtungen zur Förderung des auswärtigen Handels, über die AuSkunftSstellc für Etzport und über die Haüdelstammciu im Auslande. Der Ausschuß empfiehlt die Annahme einer Rejv lutivu, wonach der Handelstag die Errichtung von Handelskammern durch deutsche Kauslcute im Auslande als ein werthvolteS Mittel zur Förderung des auswärtigen Handels betrachten und die wohl,- wollerrde Unterstützung derartiger Organe durch die verbündeten Regierungen mit Freuden begrüben würde. Berlin. Am 11. dS. M. wird der Fiiianzmiiiisier Tr. v, Miguel sich auf eine Woche nach Zcfiel zum Besuche feines Schwiegersohnes, des Herr» v, Scheliha, begeben, Mannheim, Die neue Iprozentige 'Anleihe der Stadt Mannheim von UM im Betrage von 10 Millionen wurde von Len vereinigten Mannheimer Bankinstituten zu 00.27 übernommen Paris. Der Washingtoner Korrespondent des „New-chork Herald" meldet, der portugiesische Gesandte habe dem Staats sekretär Hav mitgetheilt. das; seine Regierung die vom Schieds gericht in Bcni als Entschädigung für die Bereinigten Staaten scstgestellte Summe zu deren Verfügung halte, Paris. Dclcassü hatte eine lange Unterredung mit dem russischen Botschafter Urnssow, vennukhlich wegen des Durchzuges der Engländer durch portugiesisches Gebiet bei Beira, Hier er halten sich die Gerüchte, das; trotz aller Ablengnung ein Kollektiv- schritt der Mächte in der Friedcnssrage bevorsleht. Rom. Generalleutnant Graf Eoriolan Poiva di San Mar tina ist zum Knegsmin'itcr ernannt worden. Brussel. Sipidv hat den Schreiber des Briefes an feine Eltern genamrt. der ihm ermöglichte, am Mittwoch das elterliche Haus zu verlassen; es ist dies ein gewisser Decker in Ueele bei Brüssel. Decker wurde verhaftet und dem UntcriuchungSrichtcr vargeführt, aber alsbald wieder freigelasfen ans Grund der Er klärung, datz er von dem beabsichtigten Atteistat nichts aewicht, sondern den Brief lediglich auf Bitten des Sipido geschrieben habe, um diesem das Verlassen des- elterlichen Hauses möglich zu machen. Wie verlautet, ergaben die letzten Feststellungen der Untersuchung, dab Sipido in Folge der Becinfiiissiliig älterer Freunde gehandelt habe. Sipido habe, als de, Zeitpunkt tzeran- uahte. deii Gang zum Bahnhof nicht m.iche» wollen, sein Vater erinnerte ihn aber an den Brief vom ..Vollshame" und der Sohn wagte nicht einmgeitehe», das; der Brief eine Vorspiegelung ent halte. Als Sipioo sich aus der Wohnung 'einer Eltern entfernte, traf er seine Genossen, die ihn dann nicht mehr verlieben. Ec weigerte sich trotz ihres Drängens, auf den Prinzen zu feuern, als dieser sich aus dem Bahnsteige erging: ,chlicj;lich aber, alS pfinc Begleiter ihn verhöhnten, stürzte er sich »ns den abgehenden Zug und feuerte L o n d v n, Dem „Rente, atze» Bureau" wird aus Acrra vom gestrigen Tage gemeldet: Tie Lage in Kumasi ist unverändert, Ei» Lauser berichtet, dab alle Aschnnti-Stämme sich empört haben und nur der König Bekwai loyal blieb, K v n st antinape l. In der letzten Sitzung der gricchvch- tulkvchen Kommvston für den Abschluß der Komular-Konvention wurden lo Artikel unterzeichnet. Die Schluszfitzuiig wird voraus sichtlich am 16, April statlstndcn. Es gilt als unvermeidlich, datz der Schiedsspruch der Mächte angerufeii werden wird. Kapstadt, Vierzehn in Simonstvwn gefangen gehaltene Buren sind entkommen, tz)vloHaina, iReutermeldung) Rach Mitthcilungen aus Söul ist zwischen Rutzland und Koren ein Abkommen gcicbloitz'n worden, dem zufolge Rutzland icde Abscchtz einen Hasen mit der Iniel Ouelpart zn bekommen, in Abrede stellt, während Korea veripricht. keiner anderen Macht einen Hasen ans dieser Jw'el ein- zuräiimcii. Die Berliner Börse zeigte heute lebhafte Kauflust, Tie Känier bestanden allerdings vorzugsweise wieder aus kleineren Kapitalisten, die ans den ermätzigicn Geldsätzen Anregung schöpften, während die grotzcn Banken sich trotz der feite» Londoner Meldung Zurückhaltung unterlegten. Das Hauptgeschäft vollzog sich wieder in Montan- und Indnstiieaktien, Kohlen- und Enenwcrthe gleichfalls fest, dach mutzten schlietzlich Hütten aus Realisationen nachgeben. Auch die per Kasse gehandelten Indnstriepapiere lagen seit. Für Banken bestand wenig Inkereisc, die Kurie derselben lietzen iheilweise nach. Auch Transporlwerthe landen nur zu ermäsfigteu Kurien Abnehmer, mit Ausnahme von Warschau-Wiener» und Prinre Henri, die ans gute Einnahmen stiegen. Fonds blieben fest. Die Börse schlaf: schwächer fürEisen- werthe, Privatdiskont lM Prozent. — 'Am Friihmcirlt befestigte» sich die Prelle ani einige Nachfrage für effektives Getreide, der mir geringes Angebot gegciiüberstand. Besonders war trockene Bahnwaarc zn guten Prellen verkäuflich. Mittags blieb die feste Tendenz bestehen. Lieferungen waren 'Anfangs unter dem Ein- drmte deS warmen fruchtbringenden Regens und schwächerer Tchlntzineldniigen aus New-Mnt und Ehieago etwas niedriger, erbosten sah aber im Miitagsverkehre im Einklang mit den Esseitivprelle». da Oesterrcirh-lliigarn feste Meldungen sandte, Weizen und Roggen schlosse» etwas fester als gestern, besonders für nabe Sichten, Mehl nach schwächerem Beginn erhellt, Hafer sehr ruhig und meist entnbieden matter, — Am Sviritns- Markl notirte Loco 70cr 18,00 Mk,, oder 10 Pfg, niedriger, — Wetter: Regen, Westwind, OcrtlicheS n»d Sächsisches. Dresden, den 7, April. —* Sc, Majestät der König wird am 'Vortage seines Ge burtstages im groben Schlvßhosc eine Ovation von Seiten des Julius Ot t o - B u »des cntgcgennehnien —* Ihre König!. Hoheit die Prinz es sin Mathilde wohnte heute Vormittag, begleitet von der Hofdame Frciin v. Goertner, einem Thell der Osterpriifung des PestalozzistiskS auf der Iägcritratze bei, —* Sc, König!. Hoheit Prinz Miguel v. Braganza kaufte wiederholt in dem Koster-und Lcderwaaren-Magazin G E. Ringel, Pragerstrasze. im Hoiel Europäischer Hof. — Im Hotel Bellevue find abyestiegen: Ihre Durchlauchten Prinz.Heinrich S ch ö n a i ch - Ea r v Ia t h. Prinzessin de M o n t- gltzon aus Argentean und Fürst O strvnienki ans Warschau. ein s o h e l! I o h e traf heule hier und nahm in Sendictzs Hotel Europäischer Hot Wohnung —In den nächsten Tagen seiect ein hochverdienter Beamte, des Reichsgerichts. Here Kanzlcirath und Oberiekretär Hern, Pie ! k ch, sein .Diädriges Tienstjiibiläum 2 er Jubilar, der sei, der grössten Hochachtung und Werthtzhühnng erfreut, war vorh,, am irnhcren Eberlandcsgeriibt und dann am Landgericht in Frau! snrt a. O. thätig. Seit dem 1. Oktober ltzi-il sungirl er als Beamter am Reichsgericht. —' In Bezug ani die Notiz i» '2,ck. 60 unseres Blattes übe, den Zeitpunkt der Inbetriebnahme des neuen Periv n e n b a h n b o f c s in Dresden- N enstadt wird uns von znstä» diger Seite Folgendes mitgetheilt: '.stock ehe von der Stadl gemeinde der Einbau rllner dritten Stmizen - Unterführung am dec Strecke zwischen der Eöenbnhn-Elbbrncke und dem Personen bahnhose in Dresden-lstcnstadt beim Könial Finanzministerium beantragt worden war, hatte dieses beschlossen, den genannte!! Bahnhol keinesfalls vor dem l. Januar 1001 dem Verkehr zu über geben, weil durch den langen, schnecreichen Winker mrd verschiede» andere ungünstige Umstände die Arbeiten an einzelnen Bauaegen ständen verzögert worden find. Der Einhaltung des bezeichncten Termins würde der Einbau der neuerdings geplanten Straßen unterführung nur dann hinderlich sein können, wenn die Lieferung der ellernen Brückenträger und sonstige» Bcückentheilc wider Er warten nicht innerhalb der vertragsmäßig fcflgcstcllten Frist enalgen sollte. Im Uebrigen ist aber nicht ausgeschlossen, dos: noch ganz andere Rücksichten als die auf die Fertigstellung der in Rede nehendcn Straßen-Unterführung eine Verschiebung der Be triebscröfsnuilg auf dem Personenbahnhöfe in Dresden-Neuftad über den 1. Januar loOl hinaus als zweckmäßig erscheinen lassen, Tie Annahme, daß dem Einbau jener Unterführung eine Verzöger nna der Inbeiriebnahme des neuen Mhnhofes zur Last falle, wo, daher eine irrthümliche. Im überfüllten Meinhold'ichen Saale sprach gestern ALeud Herr Hospredigcr a D- Stöcker, um für die Annahme de> lax Hei n; c Propaganda zu machen Ganze Schaarcn von Bc inchern liuitzteu schon lange vor Beginn der Versammlung ah- gewicsen werden, so daß es zuletzt auch für Karteninhaber unmög sich war, Eintritt zu erhallen, Nachmittags tz - Uhr hatte bereits eine stark bcinchlc Frauenversammlung stattgefundcn, in der cme Nciolntion für Annahme des viel angefochtenen Gesetzes gegen eine Stimme angenommen worden war. Die Abendverfamm l u n g erösfnete Herr Pastor Mätzvld mit begrüßenden Worten und führte ans, da» jeder gut evangelisch Gesinnter mit Freude und Befriedigung erfüllt sein müsse, das; auch die Mitglieder der Ccu- lmmSplirtei für Annahme des SitslichkeitsgcsetzeS eriigetrete» sei«' Von »Ugemeineni Beifall begrüßt, betrat Stöcker hieraus die Rednerbnhiie. Er tiade die große Aufregung, die sich in letzter Zeit über die GesttzeSvorlagc. hauptsächlich über den Paragraphen, die schamlosen Schaustellungen betreffend, gezeigt habe, un begreiflich. Wenn man allerdings „schamlos" mit Kunst und Lltteratur gleichbedeutend anwenden wolle, wäre die Erregung er tlärlich. Hauptsächlich leien es nur einige bitdendcKnnstler.Schauspieki und Gelehrte, die die Gegnerschaft nusmachen, dagegen stünden alle Franenvereinc ans Seiten deS Gesetzes, einzelne wollten iogar noch weitcrgehcndc Bestimmnngcn, Nach dem bekannten Goethc'ichen Worte sei ia überhaupt bei Frauen das Gefühl für Sittlichlei und gute Sitte ungleich mehr als bei Männern entwickelt. Ge reifte Männer, die über das wüste Treiben hinaus siird. solltet sich freilich über die Bewegung freuen. Tie innere Mission se zuerst und überall für die Förderungen der Sittlichkeit curgetretei und sie werde auch setzt den Gegnern offen gegenüber treten. Be sonders Aerztc, Lebrer und die Frauen ohne 'Ausnahme sollten fick fördernd zeigen, aber sie seien befangen durch matcrcetle Rücksichten Am allermeisten aber schrieen zweideutige Elemente, Geichästsleiio die für ihr Interci'c furchten. Das Gesetz sei von der Bolksvcr kretung im Reichstage nicht in puritanischer Strenge gewrdei . . , lg r beitgebcr bei Sittlichkcitsdclikten gegen Untergebene noch weiter Das Reichsgericht habe deni Worte: „unsittlich" neuerdings ein«: enczeren Vcgriif gegeben: von der Rechtsprechung saicn in Folge dessen viele unsittliche Bücher und Darstellungen frcigegcbcn wo- Kunst und Wissenschaft. 's* Wochenspielplan der Koni gl, Hoftheatcr. Opernhaus. Sonntag, den 8, April: PatziiionntagS-Eoiicert. Sonntag, den 15, April: „Oberon": Montag, den 16, April: „Die verkaufte Braut": Dienstag, den 17. April: „Lvhengrin". — Schauspielhaus, Sonntag, den 8. April: „Julius Cäsar": Sonntag, den 15. Avril: Faust I, Dheil: Montag, den 16. April: „Die versunkene Glocke": Dienstag, den l7, April: „Der Hcrrgottschnitzer von Ammergan". — Von Montag, den 0, bis mit Sonnabend, den 11, Avril bleiben die Königl, Hvf- theater geschlosfcn, tz* Dem letzten Vortragsabend des Vereins „Dresdner Presse" loa ein reichhaltiges, wenn auch etwas buntes Porgramm zu Grunde, Drei Dresdner Schriftsteller: K önigsbrun-Schaup. Wilhelm Wolters und Felip Borchardt, der freilich weiteren Kreisen mehr als Maler, wie als Autor fesselnder Romane aus dem neapolitanischen High life lcekannt sei» dürfte, trugen die künstlerischen Kosten des Abends im Verein mit dem „Dresdner Orpheus", der mit mehreren vortrefflich gesungenen Männcr-Cbörcn a capsIE untei der scin- fühliaen Direktion seines Albert Kluge den Abend harmonisch be schloß. Eröffnet wurde die Reche der Vorträge mit drei Dicht ungen KönigSbrun-Schaup s. von denen der „Perlenfiicher" und die „Maiköniain" als zwei Märchen von eigenartigem Reiz in der Fassung deS symbolischen Gehaltes zu werthen sind, während „Ter Versucher" eines der besten Stücke aus den steirische» Gedichten des Schöpfers der „Bogumilen" und des „Hundstagszaubers" be deutet. Die beträchtlichen poetischen Qualitäten der beiden ersten Nummern litten leider empfindlich dadurch, daß die Arbeiten der Autor in Person las, der das Loos der meisten Dichter theilt. ein schlechter Interpret 'einer eigenen Werke zn sein: die überaus ungünstige Svrechatüstik des Vereinshaussaales trug das Ihrige daiu bei, den ties empfundenen Erzählungen die äußere Wirkung zu raube». Diese war ini hohen Maße dagegen den Vorträgen von Wilhelin Wolters beschicken, der eine Ausnahme von der 'Regel macht und auch gestern seine Erzählungen, von denen sich übngens die im Mark Twain-Stil geschriebene Humoreske „Die Citronenknr" säst noch mehr als die beiden liebenswürdige» Geschichtchen „Ter Wilhelm" und „Das Dornröschen" zum Vvrlcien eignet, cednerisch ganz vorzüglich i»'s Licht zu rucken wußte, wofür er ebenso reich wie herzlich applandirt wurde. Den Kreis des Aktuellen streifte FAir Borchardt mit w seinem humoristisch saiirjschc Künstler ein „Märchen für's 20, Bortrage l8la", den der Jahrhundert" genannt hatte Vor einem Herrenvublikum vorgetragen, hätte das Eapriecio. dessen geistreiche, nur bisweilen etwas zv scharfe Spitzen Sach- und Fach- kcnntniß ans icder Seite verciethe» vielleicht zündend eiiigcichlageii, auch da, wo cS mit Absicht über das Ziel hinauSschotz, — im Rahmen des gestrigen Abends vor einem Auditorium, das zu zwei Dritttheilcn aus Damen bestand, mußte es dcvlariri erscheinen und tonnte nicht ohne Widcripruch bleiben, der freilich durch den frenetischen Beifall der erklärte» Isx Heinze-Gegner bald erstickt wurde, — Der Vortragsabend tonnte, wenn man berücksichtigt, das; die Saison sich bereits merklich in absteigender Linie befindet, als recht gut besucht gelten, kV, tz* Zu r Eharsreitags - A u s s u h r u n g in der I n - terims-K reuztirche. Earl Riedel, der Gründer des Leip ziger Gesangvereins, der seinen Namen trägt, hat sich als Be arbeiter und Herausgeber zahlreicher älterer Kompositionen einen geachteten Namen erworben. Sein Hauptwerk in dieser Beziehung ist „ Historia des Leidens und Sterbens unseres Herrn und Heilands Jesu Ehristi von Heinrich Schütz (1585—1672). Hier hat R. aus den vier Passionen, die Schütz hinterlnsscn hat, die schönsten Nummern hemusgeiioinmeii und mit Hilfe der ge gebenen Reeitative, die er mit Orgelbcglcitung versehen hat. zu —^ — >- -- kirchlichen !> nament- . . , wurden die Reden des Heilands vom Priester, der Evangelist, das jüdische Volk re. von anderen Personen recitirt. Auch in Deutschland finden sich später Darstellungen der Passion ähnlicher Art. Heinrich Schütz hält in seinen Passionen diese überlieferte Form fest, seine Schreibweise aber zeigt alle Errungenschaften, welche die Ent wickelung der Musik bis dahin darbot. Die überlieferte alte Form hielt sich an die nackte Erzählung des betreffenden Evangelisten, mir zu Anfang und zu^Endc waren „Chöre der Gemeinde" üblich. So darf man bei Schütz nicht große betrachtende Chöre und Choräle oder Arien, die der, Gang der Handlung jeder Scene unterbrechen und daS Ge'nhl der Gemeinde oder Einielemvfmdimgen l aiiSdrncken, erwarten, wie solche I, S, Bach aus dem Höhepunkte § seiner Werke zeigt. ES liegt alio in der Natur der Sache, daß : bei Schill; Arien gar nicht Vorkommen und daß die Ehörc scimm!- . sich tnr; sind, Oll er seine vier Passionen sind die ersten oratoriichen ! Werke, welche in die Handlung eingreifende Eheste in wahrem s Oratoriensti! enthalten. In diesen Ehören kommen alle Gefühls ! regnngen zu scharf gezeichnetem Ansdcuck: ihr Werth ist für alle > Zeit gesichert „durch ihre wunvcrbarc Frische und Lebendigkeit und eine io völlig freie Polvplionic, daß diese Elststc immer mir al. Restiiiat vier durchaus selbstständig und melodisch geführter Stimme» erscheinen". Es ist selbstverständlich, das; die ganze Mont H, Schutz' noch aus dem System der alten Kircheutonarten Vaiut, In den durch diese bedingten melodischen und harmonvchcn streng kirchlichen Wendungen, die uns öfter befremdlich und recht herb erscheinen, liegt vielfach ein gerade dieser Musik eigenthumlichc. Reiz. — Das von E, Riedel bearbeitete Werk ist vor Jahren m der VcSPer der Kreuzkirche abschnittweise vvrgesührt worden. ab< als Ganzes hier noch nicht zur Aufführung gekommen, ES dürs» deshalb die am Eliarfreitng 'Abends 6 Uhr in der Interim- Krcuzkirchc geplante Aufführung des Werkes durch den verstärkten Kreuzschulchor mit vorzüglichen künstlerischen Kräften für die Solo Partien alle musikalischen und kirchlich gesinnten Kreise unser« Stadt lebhaft interessiren, Otto von Bismarck. Der erwähnten neuesten B ismar ckb i ogr aph ic von Johannes Kreutzer (R. Voigtländcr's Verlag in Leipzig) entnehmen wir als charakteristische und zugleich empfehlende Probe die nach stehende Einleitung: Die Frage, ob der Fortschritt der Nationen und der mensch lichen Gesellschaft inSgesamnit mehr von unten als von oben, mehr durch die Völker als durch einzelne führende Männer gesördeii werde, ist für uns Deutsche, soweit die politische und nationale Entwickelung in Betracht kommt, im Sinne der zweiten Annahme entschieden. So gewiß und unlciighar die Herrscher aus dem Hause Hohemollerii den preußischen Staat geschaffen und mit ihrem Wesen durchdrungen haben, ebenso unverkennbar zeigt das Deutsche Reich eines einzigen Mannes Gepräge. Ucberschaueu wir den Weg. den unser Volk im ist. Jahr hundert gegangen ist. so fällt inner Blick in der Fülle der großen
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