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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 18.11.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271118029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927111802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927111802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-11
- Tag1927-11-18
- Monat1927-11
- Jahr1927
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Hr. 541 Seile r E» »»L/4 »VOTlkl F»»OI» NLIlCW 'EMN Ireilag. 1«. 1«7 Binnengrohhandel und Ueberseehandel. Seine Sorqe« und Wünsche. Tie vor einiger Zeit erfolgte Verschmelzung der ver. bände des Biniieiigroßdandel» und Ueberseehandelö gab der Lau de »'gruppe Sachsen tm Retchgverband de» Deutschen Groß. und Ueberseehaudelge. V. Beranlaüung. die maßgebenden Bertreter der heimischen Reichs-, Staats, und BerivaltungSbehürden sowie die Spitzen der Wutschastoverbäiide am heutigen Freitag mittag in da» Hotel »Bellevue" zu laden, um ihnen einmal die Hoffnungen und Sorgen des Berbande» vorzutragen, hauptsächlich aber auch, um ihnen von der Existenz der Landesgruppe einen sichtbaren Beweis zu geben. .Unter den Erschienenen bemerkte man unter anderen den Ministerialdirektor Gras Holstendorfs, die Ministerialräte Michael und Haack. Generalleutnant Wöll- ivarth. Geheimen Rat Dr. Böhme. Präsident des Land.S- finanzamtes. ReichsbahiidlrektioiiSpräsideiit Kluge. Krciö. hauplmann Buck, die Oberbürgermeister Dr. Bllilier und Dr, Hübschinann «Ehemnitzs, Oberpostdirektiviispräsidein Weigel. Polizeipräsident Schwammkrug iChemnitzl, Reichs, banköirektor ssiichter, den Präsidenten des ReichSvcrbande» Geheime» Kommerzienrat Dr, Ravens, den Präsidenten der Haiidclskamnrer Dresden Geheimrat Schleich kowie die Herren Vorsitzenden und Syndizi der befreundeten sächsischen Spitzeiiverbände. Der erste Vorsitzende Hans Stickel, t. Ja. Gustav Gerstenbergcr, Ehenrnitz, begrüßte die Gäste, und verbreitete sich dann über die Organisation des deut schen Großhandels, der im Zcnlralverband des Deutschen Großhandels bereits über zehn Jahre zusainmengeschlossen war. Neben ihm wurden bisher die Interessen des N e b e r s e e h a n d e l S durch den Reichsvcrband des deutschen Ein. und Ausfuhrhandels vertretet,. Die vor wenigen Monate» erfolgte Verschmelzung der beiden zum Reichsverband des Deutschen Groß, und Uebersee- Handels hat nun erst die Spitzenvrganisation geschaffen, die inan allseitig erwiinschen mußte. ES ist kein Zweifel, daß im Reiche die gute Zusammenarbeit der Svitzenverbäude der Industrie, der Banken, der Landwirtschaft, deS Einzelhandels, des -Handwerks und deS Großhandels ganz wesentlich dazu beigetragen hat, einen großen Teil der Fragen, die die Wirt schaft betreffen, schon im Entstehen zu läsen. In Sachsen mußte dieser Gedanke noch mehr als bisher erstrebt werden. Deshalb ist auch kürzlich eine Arbeitsgemeinschaft der sächsische» Spitzcnverbände ins Leben »ernten worden. Bis vor einiger Zeit war cS wohl bei nns so. daß man von der Industrie sprach, wenn man die gesamte Wirtschaft meinte. Bei dem Alter und der inneren Kra't, die dem Verband Sächsischer Industrieller inncivohnen, ist dies auch nicht verwunderlich. Mit dem Erstarken der anderen Berufsorganisationen bat sich dieses Bild nach und nach ge ändert. Im Großhandel, der sich auö den drei BezirkS- griippen Dresden, Leipzig und Ehemnitz znsainmcnsetzt. habe» sich diese Bezirkegrnppen vor einigen Jahren z» einer LandeSgrnpve zusainmengeschlossen, um eine Spitzenstelle zu schassen, die für sächsische Fragen zur Verfügung steht. Der Großhandel hat keine leichten Jahre hinter sich. Nach dem Kriege suchte man an dem kranken Körper der deutschen Wirtschaft, wo denn der Krankheitsherd säße. Auch Gutnnterrichtete glaubten ihn damals im Großhandel zu finden, und es war kein freundliches Gefühl, wenn man als Großhändler von allen Seiten seine N e b e r s l ü s s i g k c i t vvrge halten bekam. Wie die Entstehung des Groß handels nicht konstruiert war, sondern ans innerer Not wendigkeit heranSgcwachien ist. genau so läßt er sich nicht künstlich ivegkvnstrnieren. Diese Ansicht hat sich nicht nur bei der Regierung, sondern auch — was in der Praxis bei nahe noch wichtiger ist — bei der Industrie durchgcsetzt. Der Redner sprach dann von der auch lsente gleichgroßen Schädigung durch die Konsumvereine und EinkausS- genossenschasten. ES würde sich bei gleichmäßiger Behandlung, insbesondere in steuerlicher Beziehung, ganz von selbst zeigen, daß der Großhandel gleich leistungsfähig sei, und eben nur diese gleichmäßige Behandlung sei eS, die man verlange. Abwegig aber in jedem Falle blieben die Berinche von Reich. Staat oder Kommune, sich selbst in wirtschaftliche Unter nehmungen cinzumischen und mit öffentlichen Mitteln der Wirtschaft Konkurrenz zu mache». Heber dies«» Thema Hab« man gerade in Sachsen mit den in Frage kommenden Stelle« schon öfter verhandelt und zumeist auch «in gewisse» Berständui» gesunde». Leider seien wichtige Gebiet« noch durch Konkurrenz der üsseutltchen Hand bedroht. Der Behauptung einer Ueberslüsflgkett folgte bann dt« Feststellung der Uebersctznng b«A Großhandel». Bon Reich» wegen ausgemacht« Statistiken zeigten an er. schreckenden Zahlen, wie der Großhandel seit BorkrtegSzeiten angewachsen sein soll. Diese Zahlen stimmen in bezug aus de» Großhandel nicht. Alle, die man nicht unterbrlnge» tonnte, jeden jungen Mann, der sich irgendwelche Muster in die Tasche steckte und versucht«, Aufträge zu erhalte», die er dann an eine Fabrik wettergab. und der dieses Geschäft von seinem möblierten Zimmer aus betrieb, hat man ln den Großhandel hincingestvpst. Da diese Art vvn Großhändler» Geschäfte um jeden Preis tätigen mnß, ist klar, daß sie well eher prclsbrückend wirkt, als daß diese behauptete lieber, sctzuilg Im Großhandel die Ware verteure. Die Preise sind vielleicht das ernsteste Thema, das uns heute alle beschäftigt. Die Neichsregterung hat an- gesichts der Besoldungsrefvrm eine Warnung vor Preis steigerungen ergehen lassen, hat sogar von erneuter Kontrolle der Preise gesprvchen. und auch in Sachse» hat man an die Wirtschaftskreise eine Ermahnung herausgegeben. Bvn der Wirtschaft ist gewiß den Beamten, die zum Teil erheblich gegenüber der allgemeinen Entlohnung zurückgeblieben waren, eine Erhöhung ihrer Bezüge gegönnt worden. ES wird auch in den Kreisen der Wirtschaft niemand geben, der sich freut, wenn die Preise steigen. Aber es gab auch nte- mand. der sich freute, daß nach Verkündung der Beamleu- besvldungsresorm aus der ganzen Linie in Deutschland Lohn- und GehaltSforderungen in der privaten Wirtschaft einsetztcn, und daß ebenso ln vielen Fällen diese Forderungen bereits zu einer Erhöhung der Löhne geführt haben. Sollen nun diese Erhöhungen aus den Gewinnen gezahlt werden? Nein! Dazu kvmmen Erhöhungen der Mieten und vor allem Er- Höhung der Postgebühren, die für den Großhandel besonders schwer belastend sind. So habe man leider Grund zu tiefster Sorge um die Preise und um die damit hcranfkommende Entwicklung. Die Spitzenverbande haben schon seit viele» Monaten ge beten, gedrängt, beschworen, man möchte mit der Sparsam keit bei der öffentlichen Hand mehr als bisher Ernst machen. Mit der Belastung an Steuer» und sonstige» sozialen Abgaben ist man setzt bis zu einem Punkte ge kommen, der auch nicht um Haaresbreite überschritten werden darf. Zwei Drittel bis drei Viertel des JahrcS arbeitet der deutsche Unternehmer mit großer Geduld für diese Abgaben. dann erst kan» er für de» Unterhalt seiner Familie sorgen, und dann bleibt ihm selbst bet gegen früher wesentlich ein geschränkter LebenSführnng bestimmt nichts übrig, um end lich auch einmal an die so dringend nötige Kapitalbildnng zu denke». In dieser Beziehung ist der Großhandel ganz besonders schlecht gelagert. Vielfach sind ihm die Möglich keiten zur Beleihung von Immobilien nicht gegeben. Der ZahlnngScingang verschlechtert sich von Monat zu Monat. DaS Zahliingszicl, daS er cinränmen mnß. wird länger, ohne daß er dieselben Bedingungen bei seinem Lieferanten durch setzen kann. Außerordentlich sei es zu begrüßen, daß der Gedanke einer BerwaltungSrcform In de» letzten Monaten an allen Stelle» anfängt zu mar schieren. Der Einstellung des Großhandels entspreche eö. daß man der NeichSrahmenregeliing der Nealstencr» von vornherein daS Wort geredet habe, obwohl man wisse, daß der Neichsdiirchschnitt der Nealstenerbclastung höher liege als in Sachse». Man werde infolgedessen schwerlich dadurch Ersparnisse an Nealsteucrn erzielen können, aber man müsse doch einsichtig genug sein, um im Interesse des großen Ge dankens endlicher Einheitlichkeit und Klarheit eigene Vorteile, hintanstellcn zu können. Sind diese erreicht, io wird cs auch möglich sein, einen gerechten und endgültige» Finanzausgleich zwischen Reich und Länder» zu finden. Nicht abseits steht der deutsche Großhandel bei den wichtigen internationalen WirtschastSfragcn. Konsul Dr. Kotze »berg hat sowohl bei den HandelSvcr- trag»v«r-andlungen und zur Weltwtrts«baft»kons«re»z j» Gens als auch ganz besonder» in wichtige» Gremien der Internationalen Handelskammer wertvoll«, von alle» Seit«», tnSbesvnder« aber auch vom Ausland« hoch anerkannte Mit- arbeit geleistet. Gehr stark sind di« Wünsch« an die Deutsche Neich»bahng«s«llschaft, der e» leider immer noch nicht möglich war. die besonder» im Personenverkehr aus- tretend« Zurücksetzung wegzuschafsen, über die man in Sachsen vvn jeher zu klage» habe. — An bas Sächsische Justiz. Ministerium ist man gerade in letzter Zeit mit einigen Wünsche» herangetretcn, über deren Erfüllung die Verband, klingen »och nicht abgeschlossen sind. Herr Stickel erklärte am Schluß seiner Red«, er habe heute auch recht geunkt, wiewohl er periünllch das für sehr falsch halte, denn wen» es einem dann einmal ganz schlecht geht, dann glaubt es ntemandl — und deshalb mäste er noch hlnzufltgeii, daß die Koniunktnr in diesem Jahre gnt war Mid auch in den meisten Fächern des Großhandels »och angehalten hat. Also könne man immerhin die .Hossiiung habe», nachdem mail doch auch seine Betriebe so »inorgani. siert und burchkalkuliert und an Unkosten, wo es »nr ging, gespart habe, daß diese» GeschäftSsahr 1827 etwas sreiind- licher abschließcn werde alS die letzten. Aber wenn nun auch die Resultate lm Durchschnitt etwas bester sein würden: in bezug auf die allgemeine Entwicklung sei Optimismus, so gern man ihm sonst das Wort rede, nicht angebracht. Biel, nnclibltch vtel werde davon abhängen, welche Maßnahme» die für unsere Politik und Wirtschaft verantwortliche» Stellen in der nächsten Zelt trefsen iverden. Der Großhandel ist ein wertvolles Glied innerhalb unseres Staatsgebildes. Der alte ehrbare Kaufmann, der Handelsherr, wle er mi» aus früheren Jahrhunderten vvrschwebt, wird gerade im Großhandel noch am besten bodenständig sein können. Große Lager, weite Kenntnis von Land und Leuten, Beziehungen nach beiden Setten, den Fabrikanten und den Abnehmer», alles das trägt dazu bei. kaufmännische Fähigkeiten und Tugenden aufs höchste zu entwickeln. Sogar mit seinen Arbeitnehmer», den Angestellten und Arbeitern, besteht viel fach noch ei» altes gutes, ja patriarchalisches Verhältnis. Für die völlige Gesundung Deutschlands wird immer wieder die .Hanptrvlle die Erstarkung der deutschen Wirtschaft in allen ihren Glieder» spielen. Deshalb: Förderung, Stär- kling der Wirtschaft! Ministerialrat Michael ilberbrachte die Grüße der sächsischen Negierung und Ins. besondere des zu seinem Bedauern durch dienstliche Äb. Wesenheit am Erscheinen verhinderten WirtschastsiiiiiiislcrS Dr. Krug v. Nidda und v. Falkciistci». Er führte aus, daß der Zusaiiinieilschtilb der beide» Spitzenverbäiidc des deutschen Großhandels auch von, allgemein wirtschaftlichen Staiidpnntte lebhaft zn begrüßen sei, denn dieser Zusammen schluß werde nicht nur die Stoßkraft und de» Wirkungsgrad der Bcrbandsarbcit zum Nutzen alter Zweige des Groß handels steigern können, sondern der Handel habe damit auch im eigenen Hause eine wertvolle und vorbildliche National,, sieriliigsarbcit geleistet. Er könne nun mit um so größerer Berechtigung auch für eine rationellere Gestaltung der öffent lichen Verwaltung in Reich und Ländern cintreten. An knüpfend an die in der Begrüßung zum Ausdruck ge kommene Neberzengung des Großhandels, daß eine Ver- fassuiigSreform die Herbeiführung des dezentralisierte» k»icc/zni.v prngor Siiav» SS (am Uauplt>lil.< I Q <r o i S- V l)a? elegante behagliche Konrsi'l-Xsffss "" onüo^"°"° ^ondiloi'61 o«,«n,rrinnnkN» I^nune strsu Okersl 8. u van Ckoloa — OnmcMINi XucNnnbk-?t«!lI»n»en unter IXepkan 24741 erdeten § 0» ,.^cr teß'e Ailler." Schanspicl von August Strindbcrg. Uraufführung im 2 ch a u I p t e I h a u S. 17. N o v. IV27. Im letzten Jahrzehnt seines Lebens ist Strindberg immer stärker vo» der Geschichte gefesselt worden, nachdem er daS Lebe» der Gegenwart bis in die tiefsten Tiefe» durch- geichüist hatte. Ter geniale Schwede war ein genauer Kenner der Vergangenheit seines Landes, und ihm alS Dich ter gingen die historischen Kenntnisse in dramatische Gesichte ans. Für uns Deutsche könnten all diese Gustavs und Erichs, Sture und Wasa. Christiane und Friedriche der skandina vischen Geschichte recht gleichgültig sein, wenn StrindbergS Geschichtsdramen nicht mehr wären als die Umsetzung deS Geschehenen in Thcatersorm. Ohne vo» allen historischen Dramen StrindbergS hier bchanpien zu wollen, dass sic auch u»S etwas Allgcniciiigültlgeö zu tagen hätten, darf man vo» dem Lchanwicl »Ter letzte Ritter", daS ans dem Nach- laß des Dichters übersetzt znin ersten Male ans einer deutschen Bühne erschienen ist, verkünden, daß darin nichts bloß Schwedisches oder Dänisches, sondern „der Menschheit große Gegenstände" verhandelt werden. ES ist zwar an sich bedeutungslos. ob der Rcichsvcrmcser von Schweden. Sten Sture, l.'>2» die Königskronc abgewiese» hat, die ihm der Papst anhicten ließ, der ihn dann in den Bann tat: cS ist für uns Dcntiche ohne besonderen Klang, daß der Bauer Gustav Wain nach Sten Stnrcs frühem Tode Gründer einer neuen Dynastie wurde: all daS mag dem Drama heimat liche Wärme und Fülle der Wirkung in Schweden verleihe» könne». Wie es aber Strindberg gelungen ist, ans einer eschicl,Eiche» Evisode ein Stück Menschhettsdrama zu machen. aS gebt auch uns an. Gustav Trolle, der Erzbischof von Schweden, und Sten Stnre, der NeichSverweser, stehen sich gegenüber wie böse »nd gut. Weltivesen und Seele. Altes und Neues Testament. Wirklichkeit »nd Ideal, Sei» und Sollen. Trolle, von Grund ans böse, herrschsüchtig. Krieger im Priester rock. AnSklang der Kondottiere-Zeit. voll Haß. Tücke und Verrat. Sten ganz einiach der Christ, der Gläubige, der Gute, die Seele ohne Arg. der Gralsiucher. der letzte Ritter im Sinne der Gvttcskindschast. Daß diese-r Gegensatz nicht als iiiiglaiibhaste Schwarz,veibtccbnik im naiven Eßronikstil er scheint. ist dichterisch vielleicht die stärkste Leistung StrindbergS. Denn Trolle wie Sie» sind nicht Prinzioien. sondern Menschen. freilichMenlchen zweier W Kien DicN"terrednna zmikch-n ib,,-» ist dramatisch die stärkste S'ene wundervoll ergreifend in der Krakt der Selbstsiberwindinig Stens und ln der sich steigcm. den Glut des -Hasses Trolls Ritterlich will Sle» die Be leidigt,„acn im Zweikampf rächen, aber solch' edles Ende soll ihm nicht beschielte» sein. Ihn den Giitigen. den Merckchen- aläubtgen, fällen Tücke. Verrat. Wvrtbrnch Bis er. in »stein und scdem getäuscht, den EhrtstnSschrci gen Himmel stößt: „Gott, mein Gott, worum hast du mich verlaßen?!" Ein tiefer Pessimismus erfüllt diese Szenen und doch gehl ei» Leuchten des Geistes und der Güte von ihnen ans, das etwas Ueberirdisches vcrstrahlt. Den» Güte ist etwas so Wirkliches, wo sie ans der Seele kommt, daß auch ihre Niederlage durch das Böse in der Welt einen Sieg bedeutet. Ties fühlbar gemacht zu haben, ist die ethische Großtat des Dichters. Wir möge» tausendmal wisse», daß in Welt geschichte und Politik, in Leben und Wirklichkeit die nieder, sten Triebe des Menschen die stärksten sind, daß Bosheit alle Güte zunichte macht, daß noch jede EhristnSnatur ans Kreuz geschlagen wurde, — diele Erkenntnis ändert nichts an der Wahrheit des Guten in der Welt. Daß Strindbcrg, der Finstere, dies Evangelium des Lichtes predigt, ist schon er staunlich. Vielmehr, er predigt es gar nicht, er läßt die Tat- fachen reden, er stellt die Menschen gegenüber, und er scheint nichts als dramatisierte Geschichte zu geben, wo doch über Zeit und Ort hinweg ein Kampf der letzte» Gründe sich abspielt. StrindbergS Geschichtsdrama, vo» diesem „Letzten Ritter" aus beurteilt, hat wenig gemein mit Shakespeares Chrontken- Historie, nichts mit Schillers philosophisch - moralischer Dar- matik, noch weniger mit Wildenbruchs patriotisch - provinz- hafter Geschichtsprophctie, — es hat seine» eigenen Charakter. Es ist sehr objektiv, wahrscheinlich auch sehr geschichtstren, aber dennoch von der starken Allgemeingültigkeit im Mensch lichen des Gehalts, die es aus dem persönlichen Durchlebe» des Stoffes gewinnt. Es hat die Verdichtung und die ge ballte Tiessiiinlgkcit der großen nordische» Ballade. Da wird nichts beredet und nichts erklärt, sondern da steht Geist gegen Geist. Mensch gegen Mensch. Tatsache gegen Tatsache. Aus ihrem Neben- und Ineinander entzündet sich der dramatische Funke. Knapp und markig stehen die Szene» da. karg im Wort, tief tm Sinn. Und auch das mnsti'che Dunkel der Ballade fehlt nicht. Vergangenheit und Ziikuiist umwittern die Gegenwart in der Gestalt der königliche» Witwe Mätta Tnre. die zerrütteten Geistes mit den Schemen der Toten redet »nd aus ihrer Sceleiierschütteruiig die Kraft der Zn- kiinstsscha» zu schöpfen vermag. Nordisch-germanisch Ist der Grirndgelst dieser Tragödie, obwohl sic an der Grenze der Neuzeit spielt, als Luthers Licht Wolke» »nd Nebel zn teile» begann. Mit Feststellung dieses allgemeinen dichterisch-ethischen ChgrakterS soll nicht gesagt sein, daß gerade dieses Drama ohne Sprung »nd Fehl aus einem Gusse sei Vielleicht ist eS gar nicht das stärkste der vielen Geschichtsdramen Strind- bergS. ln deren zeitlichen Zusammenhang cS sich als ein NebergangSglied elnrcthl. Es wäre auch nicht schwer, arck- znzeigcn, wie locker sein Szcncnbau ist. wie wenig vertieft einige seiner Voraussetzungen, wie naiv manche seiner dich terischen Mittel. Die entscheidende Wendung z. R., daß Sten Sture die Königskrone ansschlägt lediglich mlt der Begrün dung. daß die Stures znm Dienen, nicht znin Herrschen bc- stimmt seien, ist einfach als hinreichender Grund gesetzt, ein Motiv, aus dem andersgeartete Dramatiker die ganze Tragik des Schicksals heraiisentwickelt haben würde». Aber daraus scheint es mir vor diesem Werke nicht anzukvminen. Man darf sich einfach freue», einmal wieder einer Dichtung voll historischer Größe, ethischer Tiefe und phantasieaiireae»- der Schönheit zu begegnen. Strindbcrg, der GeichichtS- dramatiker, ist bei uns noch so gut wie »»bekannt. Hier sind noch Schätze zu heben, deren Ausmünzung dein große» Stile unseres Theaters zugute kommen müßte. „Gustav IN." und .-Die Nachtigall von Wittenberg", StrindbergS Luihcr- Trama. wäre» herrliche Aufgaben. Ueber dem ganzen Abend der Aufführung lag diele Schönbeit der Größe und der Tiefe, die balladenbalie ichick- salträchttae Stimmung. Allein zn erleben, wie Clara Salbach mit ihrer meisterlichen AnsdriickSacstoltniig des Wortes die visionäre Erschütterung der alte» AbiiNa» an Obr und Seele trug, war Erlebnis. Hier ragt noch eine Säule der alten, große», innerlich heroische» Slilemosiiidumi nnaebrochcm in unsere zersplitterte Zelt hinein. Auch die weibliche Beseeltheit der beiden Frauen, die erst im Schluß- bild des DramaS die ^toroia kunc-kro dieser dunklen Ballade»- Snmphvitic znm Erklingen bringen, wurde b»rcb so eiu- fübliiiiaSsähiae Schauspielerinnen wie Antonia Dietrich und G re ihr Volckmar zum tiefsten Eindruck. Daß Bruno Decarli eine» kriegerischen Kirchensürsten wie Gustav Trolle stark und sicher zn zeichnen vermag, weiß man cö mar Neiiaissanecgcist t» dieser Gestalt. A^-r d"ß Pani H o f f in a » » - N ci v v t h. eins der sü"cckteii Mitglieder dc" Kiinstlcrschast. de» Sie» Sture so edel. warm, rein und gütig, auch lm Sviel der schönen und klaren Darst^stnuaS- mtltel. formte, war eine erfreuliche Ncberraskbuna ES gina der schlichte Adel reine» -Herzens von dieser Gestaltung aick. die dadurch alle Schwächlichkeit verlor und mnnd''rpoll glaub haft erschien in Ihrer männlichen Güte. Prä<msa auch die Figur deS Gustav Wasa, wie K l e i n o s ch e g g ihn mit treu herziger Ehrlichkeit und doch auf Erkesmib-i! Mn Willenskraft spielt. Zahlreiche Gestalten, von Adoli Müller, Kottcnkamv. P a n l s e n. Wvester. Meuer, Schröder charakterisiert, schicken den heroischen Stil dieser Darstellung. Georg K i c la n s bewährte sich hier besonders auch an der Klarheit deS Wortes und der Eindriiialichkcit der Szenenführniig. Die hass, stilisierte, halb historische Phantasie der Nanmaest-cktnna bezeugte wieder Mahnkes große EiicksthliinaSsäbiakeit ssir alles Dichterische, und auch FantvS Trachten mave» im at-siche» Geiste der Vermeidung ablcnkcndcr Wichtigkeit geschichtlicher Einzelheiten zickammcngestcllt «nd fesselten doch ln ibrcr Kleidsamkeit Es ist da wieder einmal runde nnd harmonische Zusammenarbeit geleistet worden, wie Ne die besten Leistun gen unserer Bühne aiiszeichnct. Der raickchenbe Beifall nach dem dritte» Akt fand am Schlüsse, nach dem trauervollen Ausklang, stlmmungsgedcimpstere Wiederholung. Dr. Fell« Ziinmermann.
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