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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.07.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040713017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904071301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904071301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-13
- Monat1904-07
- Jahr1904
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 13.07.1904
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««arbeitet, wirb von brr Direktion mit 800 Mk. in bi« Alter«, rentrnbauk emgekouft. Die beiden anderen Schmiede werden bet anderen Unternehmern, die künftig die Schmiedearbeiten für die Brauerei verrichten werde», -u den bisher bezogenen Lohnen untergebracht. . — Am Sonnabend und Sonntag hatte die Kunstaus stellung bisher die höchste Zahl von Besuchern anfzuweisen. Am Abend beider Tage mochten zusammen über 9000 Personen anwesend sein. Auch m dieser Woche finden neue Veranstaltungen «a>k. Voraestem abend gab die Kapelle de« rheinische» Hukaren- Regiment« Nr. 9 au« Strakbura im AusslellunaSpark ihr erste» Konzert, das vom Publikum mit grobem Beifall ausgenommen wurde. Heute abend ist die erste grobe Illumination de» Garten« mit LanwionS. Buntieuerbelruchtuna der Gebäude nnd Illuminierung de« Gartens und der Teichuter angefttzt. DaS Konzert bet der Illumination kühlt die rheinische Husaren- Kapelle an«. Ausgefühlt wird u. a. das Schlachtenpotpvurrl von Saro. — Meißen, 12. Juli. Die 25jährige Jubelfeier der Landwirtschaftlichen Schule begann am Montag abend mit emem feslkomuiers der ehemaligen Schüler der Anstalt im Gasthof „Zur Sonne". Der Besuch war ein zahlreicher, der <u» heutigen Bormittag zu dem Aeslaklus noch zunahm. Au» allen Gauen Sachsens und de» Reiche» waren die ehemaligen Schüler herbcigeeilt. zum Teil mit ihren Damen. 'Der festaklus wurde «lugelcitet durch den Gesang de» Liedes: „Bcs hierher hat mich Gon gebracht mit Harmoniiiinbegleitung, woraus der Kreis- verein»- und Bertvaltungsvorsihende, .Herr Oekvnv,nierat Andrac, auf Braunsdorf, eine Ansprache hielt, in der er namens des Vcr- waltungsrats, der Lehrer usiv. die feslteilnchmer begrüßte lind speziell Herrn KrciSbauplmann Schiiiiedr'l, den königliche» wie städtische» Behörden, sowie dem früheren Präsidenten de» Lande», kulturrats, Herrn Grafen Dr. v. Könneritz. den Dank für ihr Erscheinen am feste aussprnch. I» jeiiieiii flkückblick gedachte Redner des verstorbenen Herr» Geh. Oekonoiisiercits Steiger, de» verdienstvollen Mitbegründers und vorderer» der Schule, sowie der Erfolge, tvclche die Schule seit ihrem Bestehen ans- zuweisen hat. Es wurden 1488 Schüler ausgebüdet, worunter 146l Sachsen tvaren. Ter Ausbau der Schule ist immer weiter gediehen, besander» ihre Winzerkiirie. Acht gcorviicte Rncy- führungskurse für selbständige Landwirte sind aügchalleii wvroen 168 Personen rrlnclte» hier ihre Ausbildung. Das fehlen eine» VersuchSseides bedauerte Redner, der ii» iveitcren dem »flicht- treuen Lehrerkollegium dankte, an deren Spitze nunmehr .Herr Proststor A. Endler seit 24 Jahren wirkt und da» Direktorat 22 Jahre führt. für diese hervorragenden Verdienste ül>errcichtc er Herrn Professor Endler die silberne Medaille für Verdunste um die Landwirtschaft, der die Festrede hielt. Redner bezeichnete die verflossene Zeit als Jugendperiode. Sie sei ei» Fest der Er- innerung an Sclbstcrlcbteö. Jeder einsichtige Laudwirl er- kenne jetzt den Nutzen einer Fachschule an. Die ehemaligen Schüler sind erprobte Männer in ihrem Beruse geworden, denen daS Gefühl der Pflicht eigen ist. Herr Generalsekretär Ranlwld brachte die Glückwünsche des LandcSknltiirrals, Herr v. Wächlet sprach als Vorsitzender dcS Leipziger Krcisvereins, Herr Bürger- meister Dr. Ah stellte namens der Stadt wertvolle Lehrniittel zur Verfügung, ein Vertreter der Chemnitzer Scliwcsleranstcilt über- braäite Gruß und Wückwnnsche. ebenso Herr Direktor Dr. Kohl- schiiiidt von der freibcrger Schwesteranstalt. Als Sttstting des Landwirtschaftlichen ZwcigvereinS des Dresdner Kreisocreins spendclen 122 Vereine 2280 Mk. 80 Psg., ehemalige Schüler lMO Mk. als Professor Endler-Stistiing. Von einem freunde der Schule wurden 1000 Pik. zu Stlpcnaien Überwielen, zu dem selben Zwecke vom Rezirksausichuß der Königl. Aint»ba»ptinaiin- schaft Meißen 100 Pik. Eilte Reihe anderer wertvoller Geschenke wurden noch vom Herrn Professor Endler verlesen. Ei» fest- mahl mit Ball in der Gcipclburg bildete den Schlni! der schone» Jubelfeier. — Ter in der letzten Sonntcrgnumnier erwähnte, wegen Sitt- lickkeitsvergehens bestrafte Oberlehrer Dr, Dnnker aus Chem nitz gehörte »iemals dem Königin Carola-Gymnasium in Leipzig an, wie unS von der Leitung dieser Schule initgeteilt wird. — Ob er v e rw a lt u n g S g e r > ch t. Mit einen, sür wei tere ffrciie interessanten fall hatte sich in letzter Instanz der 1. Senat des sächsische» Oberverivaltunasgerichis zu beichätligen. Ter Ritlergutsvesitzer Major a. D. v. König ans Noschkowitz. dem das Rittergut Kciktiiitz gehört, hatte einen Damm, aus dem der Leichenwcg von Kattnitz nach Zichn>tz rntlaiig sntirt, durchstechen lassen, wodurch die von den NittergiitSflnreii toninieiideii Wässer nicht mehr ivie früher in einen als feloabpig im Sinne von 8 2 des Lirapeiibau-Mandats vom 28 April 1781 zu betiacbtenden Giaben ablieien. sonder» entlang des Wege» dem Dorie Kaltnitz zugesiihrt wiirden. Der Genieindcrat beichmerte sich bei der Amts- bauviniaiinschaft. das! durch die venneyue Wasserzuführung der Ort intolge seiner Tieflage bei starke» Regengüsse» unter Waller andrang z» leiden habe, und bat »m Abhilfe. Durch Verfügung der Anttshauptmamsicbnst Dobeln wurde der Ritlergutsherrschgst aisigegebe». den Damm wieder in seinen früheren Zuitand z» Innige». Der biergegen vom Nittergntsbesitzer ».König eliigeirgre NekulS wurde von der KreiShauptmaniiichait inr beachtlich gesun den Letztere war der Ansicht, das; eine Zuwiderhandlung gegen die Bitt»»in»»gkn in 8 2 de- Sirakeiibaii-MandakS von Seite» dcS Rest,rieitteii nicht vorllege, da die Durchstechung des Damme- als eine in, Interesse der öffentliche» Sicherheit erfolgte Herstellung emes Wcgc-Seite»grabrns zu betrachten sei. zu der n. K als Wegebanpslichtiger nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet gewesen wäre. Sache der Gemeinde lei es. dafür zu singen, daß da- aus diese Weise dem Doiie zuaefithrle Waller duich Gräben oder Schleusen mnerbalb des Ortes tunlichst bald dem nächsten natürlichen Walleilanfe zugesnbrt werbe. Gegen diesen Bctchlnß kihob die Gemeinde Kattiiitz die Anfechtungsklage, in der »ach wie vor behauptet wurde, der Beklagte habe durch den Durchstich des Dammes, eines öffentliche» Wege-, eine» unberechtigten Eingriff in ei» bestehendes Entwässerungssystem unternommen und dadurch 8 1 deS Straßenbau-Mandats verletzt. Das Obelverwnlluiias- gcrichi unter Vorsitz des Präsidenten freiherrii Dr. v Bernewitz pflichtete dieser Ansicht bei. bod die angesochkene Entscheiduiig ans und bestätigte die Persügung der Amtshauplniannichait. Da der Prozeß zu seinen Ungunsten ausgefallen ist, hat Herr v- König auch die Kosten zu tragen. TageSgeschichte. Deutsches Reich. Zur Nordlandreise des Kaisers wird der „Voss. Zta." aus Christiania, 9. Juli, geschrieben: Kaiier Wilhelm dürfte bei seiner diesjährigen Nordlandssalnt in besonderem Grade Gegenstand der Ausmcrkiamkcil seitens der norwegischen Bevölkerung sein, denn der gegenwärtige Besuch ist der crste^ nach dem Brande von Aalesnnd, und die wirksame deutsche Hilfe bat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Bis zum äußersten nördlichen Landestei! hinauf gedenkt man der schnellen Unterstützung, die dank der Anregung des Kallers und der großartigen Geschwindigkeit, mit der die Hamburger Reederei die „Phönicia" ausrüstclc, erfolgte. Frau von Grummc er hielt hiervon einen Beweis, als sie dieser Tage mit dem Tourislcndampser „Prinzessin Victoria Luise" in Hammersest cinlras. Die Einwohner brachten ihr Huldigungen dar, und die Damen der Sladt überreichten einen Alumeiistrauß. Als Kaiser Wilheim wegen ungünstigen Wetters Chrislialisjniid anlief, wurde er mit Salut, vom Haien begrüßt. Hafen wie Stadt legten sofort flaggen schmuck an. Tie Damen übersandten einen ge schmackvollen Blumenstrauß. Tic Zeitung „Astenposten" bringt anläßlich der Reise des Kaisers einen Artikel, worin sie sagt: Wieder ist die „Hohenzollern" zum Norden gesteuert, und von deren Deck aus hat der Monarch wieder wie so viele Male vorher, die wcttergebräunten felsküsten Norwegens aus dem Meere steige» sehen. Sie sind für den scegewohnten Herrscher eine bekannte Landmarke. Immer wieder kehrt er hierher zurück, wenn die Sommersonne über iinser schönes Land scheint und jeder Baum und jeder Strauch in fcstschmuck steht. Und die Schön heit des Landes sagt dem Sinn des Kaisers zu. Er hat dessen großartige Natur verstanden — verstanden und gedenkt ihrer. Norwegen ist ihm mehr als eine flüchtige Touristencrinnerung. Stets hat Kaiser Wilhelm bewiesen, das; seine Bewunderung für die Natur unseres Landes auch Sympathie für dessen Volk ge schaffen hat. Und diese Sympathie kam Jahr für Jahr zum Ausdruck. Deshalb ist der Kaiser für uns nicht bloß der Herr scher eines mächtigen und freundschaftlich gesinnten Reiches. Er ist mehr. Er ist ein herzenswarnier und großdenkender Mensch, dessen entschlossene Tatkraft unS mit Bewunderung erfüllt. Nie mals hat tuest Energie eine schönere Horm erhalten, als damals, wo die Schreckensbotjchast von Aale>u»d das Kafferschloß er reichte. Wie ein Sonnenstrahl in der Wiuternacht kam die Nachricht von der hochherzigen Hilfe des deutschen Monarchen. Sie belebte die Hoffnung verzweifelter Herzen und gab neuen Mut und neue Kraft. Die erste Hand, die >n der Not gereicht wurde, war die des Deutschen Kaiser». Wieder ist die „tzohen- zollern" in norwegischen Gewässern. Wieder befindet sich Kaiser Wilhelm in Norwegen. Und wohin er kommt, wird ihm die warme Dankbarkeit eine» Volke» folgen. Ueberall wird die Erinnerung an die großherzige Handlung deS Monarchen seine Ehre verkünden. Die Hurras werden brausen und die flaggen werden in die Höhe fliegen als Willlommenögrusz und Tank des norwegischen Volkes. Ein Gnadengeschenk von 24500 Mk. bat der Kaiser der katholischen Schulgemeinde zu Wzionchow und ein solches ^ 7800 Mk. der kathalffchcn Schulgemeinde zu Schelejewo in . Provinz Posen zum Bau eines neuen resp. zur Instandsetzung des alten Schulhauses überweisen lassen. Den erblichen AdelStitcl hat der Kaiser dem Major Kurt Morgen, de» erblichen freiherrntitel dem Oberleutnant und Mililärlehrer am Kadcttcuhaus in Naumburg Ernst v. Schimmel mann verlieben. I» der Zweiten badischen Kammer erklärte Ctaatsminister v. Brauer über die frage der Bersassiingsrevision, die Regierung sei mll den letzten Beschlüssen der Vcrtasffmgskommission einverstanden. Die Beschlüsse wurden daraus mit 48 gegen 14 Summen der Sozialdemokraten. Demokraten nnd freisinnigen angenommen. Die letzte Entscheidung hängt nunmehr von dein Votum der Ersten Kammer ab. Da die vorhandenen Differenz- piinkle, >vic Slaatsmiilister v. Brauer ciiissüyrte, von geringer Bedeutung sind, hasst man auf das Zustandekommen der Vcl' sassungsresorni. Wiederholt.) Bei der Weiterberaiung des direkten Landtagswahl rechts in der haoriickicn .Kaminer schloß Lerno iZentr.) sich den vcrsassnngsrechtlichen Bedenken des Vorredners an nno be kämpfte dann de» Antrag Hammerschmidt auch aus sachlichen Gründen. Scgitz sSoz.j wnri den Liberalen vor. daß sie wegen einiger Mandate das direkte Wahlrecht durch die Ablehnung des letzten Wahlgesetzes zu fall gebracht haben. Seine Partei werde dafür stimmen, daß der Antrag Haiiimcrschmidt einer.Kommission überwiesen werde Dirr sfreic Ver.j erklärte, leine Partei sei für die endgültige Beratung des Antrags Hamiiierschinidt, haoc aber noch immer dieselbe» Bedenken wie früher, das; unter keinen Umständen die Interessen des flachen Landes zu gunstcir der Städte bcnachteiliat würde». Daher behalte sich 'eine Partei die definitive Slclliiiignahnie zur eventuellen Neugestaltung des Wahl- aewtzes vor. Easselmann slib.) wie» die verfastniigsrcchilichen Bedenken des Zentrums zurück und führte sodann negenüber die>em und den Sozialdemolraien unter mchrsachen stiirmllchen Unter- brechungen anS, die Liberalen hätten den letzten Wahlrechts- ent,nun obgelehnt, NM Nicht die Zentriiinsmchrbeit für die Tauer seslznlegen. Der Vorschlag der Proportionalwahle» biete dies! Gefahr nicht mehr. Er stelle keinen Verlcaeicheilsantrag dar. sondern tolle den, Volke das direkte Wahlrecht gebe», ohne daß die Zenlrnindhcrricha't zu einer dauernden gemocht wird. Zur E n t ich ü d i g ii n g sira g e >n Deutsch-2 üdwest- afrika schreibt die „Dentsch-Siidwestasrikanischc Zlg.": Durch die Genehmigung einer neuen Wohlsahrtslollerie ist die praktische Lösung der Enlschädigiingsfragc wieder ein wenig vorgerückt wen» auch in nichts weniger als befriedigender Welle. Vielmehr berührt es in hohem Grade iinjymvathisch und beschämend, daß zu solchem Ausweg Znslucht genommen werven mußte. Man sieht daraus, das; der Besitz der Kolonien und die Durchführung einer Kolontalpalstik noch nicht von der Nation als etwas Not wendiges, als ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Volks Wirtschaft cnisgesaßt »nd enipsunden, daß die Betätigung au> diesem Gebiete vielmehr von der Mehrzahl der Bevölkerung — soweit niaii anS der Abstimmung der Volksvertreiung ans dev Willen des Volkes schließen kann — immer noch mebr als eine Art Liebbabcrei betrachtet wird. Bei der richtigen Vorstellung non dem Westn der Kolonisation »nd dem Verhältnis des Mutter landes zur Kolonie und den in praktischer Arbeit dort Stehenden wäre man nicht ans den Gedanken gekommen, die Erfüllung einer Aufgabe der Nation auch nur teilweise den freiwilligen Teil nehmer» an einer Lotterie zu überlassen. Ms hier im Lande zuerst über die folgen dcS Aufstandes für d>c wirtschaftlichen Verhältnisse der einzelnen Geschädigten gesprochen wurde, be gegnete man von vornherein allgemein der Auffassung, daß die Geschädigten dem Mutterlande gegenüber zu einem Anspruch aus Schadloshciltiing berechtigt seien Wenn man vom juristischen Standpunkte ans dies einstweilen verneine» und daraus Hin weisen mußte, daß vorläufig kein Gesetz bestehe, das den Ge- schäoigten ein derartiges, im Klagewege erzwinabares Recht ein- räilme, so war man darüber doch nicht im Zweifel, daß aus Gründen der Billigkeit »nd ans koloniaivolil'smen Gründen das Reich ohne Anstände vollständige Schadloshaltung werde eintreten lassen. Die fortgesetzte Beobachtung indessen, daß überall offen- Kar die feste innere Ueberzengiing vom Bestehen eines Rechts- onspruchcs lebte, ließ unwillkürlich dem Gedanken »achgcben und die Prüfung anstelle», worin dicllc Nebcrzeugnng wohl ihre Win zeln haben möge. Und man wird die Erklärung darin finden dürfen, daß der Kolonist, obwohl er »ninittelbar und in erster Linie natürlich für sich arbeiiei, dock gleichzeitig das Bewußtsein hat. nationale Arbeit zu tun. Die dkation kolonisiert »nd bedarf dazu ihrer Organe. Das sind aber nicht nur die eigens dazu Ange stellten, die Beamten, londern das find in erster Linie nnd an wichtigster Stelle die Kolonisten, die freiwillig die Aufgabe über nommen haben, das Koloniniland zu erschließen und seine Schätze und Kräfte dein Nationglvermögen znzuführeii und dienstbar zu machen. Daß aber für 'Schäden, die bei Ausrichtung des Ge schäfts den Handelnden treffen, unter Umständen der Geschäfts- Herr zur Schadloshaltnng verpflichtet llt, entspricht dem Rechts- bewußtsein und ist beispielsweise im alten Preußischen Londrecht für Verhältnisse des bürgerlichen Rechts ausdrücklich anerkannt. Etwas von diesem Recktsbewußtsein ist es sicherlich, das in der Auffassung unserer Kolonisten von der Pflicht des Mutterlandes ihnen gegenüber zu tage tritt. Soweit man beurlcilen kann, wird auch heute in der Kolonie die Hoffnung noch nicht aufgcgebcn. das; in der Entt'chädigungsfroae vom deutschen Volke das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Der amtliche N a chri ch ten-Ap Pa ro t scheint jetzt in allen kolonialen Angelegenheiten schadhaft zu sein. So imrd der „Tgl. Rdsch." berichtet, daß die familie eines in Südwestafrika gefallenen Marincarztes den Tod erst ans den Zeitungen erfahren »nd bisher überhaupt noch keine amtliche Benachrichtigung er halten hat. ferner muß cs aiifsallen. so bemerkt das genannte Blatt, daß bis heute noch jegliche amtliche Erklärung über die Ursachen des Anfflands der Einacborcnen am Eroß-flussc in Kamerun fehlt, sowie aber die Bestrafung der auffälligen Be völkerung. Wie erinnerlich sein dürste, büßten, bei dem Aussia.nd der Anjang-, Boki-, Eke»> und Koaka-Negcr fünf Eurooäcr ioi Leben ein: die Regiernngsstation Osfidinac wurde zerstört, und die faktoreien in Abokum, Baoho, Bads», Mamsc und Ussanakang wurde,; ausgermibt und incdergebrannt. 'Während der Zeit der Gcrichtsserien wird, olliziöi'er Meldung zufolge, die Spruch tätiokcit des Nci chs-Versiche rn ngs am ts, wie in den früheren Jahren, eine Einschränkung erfahren. Vom 15. Juli bis zuin 15. Scotember werden zur Er lcdigung der besonders eilcbcdnrftigen Sachen sowohl in Unsall- wie in Jiwalidcnvcrsicbernngsstreftigkeilen wöchentlich mehrere Sitzungen slattnndcn. Aus die fristen zur Einlegung des Rechts mittels des Rekurses und der Revision sein Monat, vom Tage der Zustellung des Schiedsgerichtsurteiis an gerechnet) hat diele ferienordnnna keinen Einfluß, Der Präsident des ruisijchcn Ministerkomitces v. Witte ist gestern morgen in Norddeich ciiigctrosfen, wo er im Aufträge des Reichskanzlers von dem Gesandten v. Below begrüßt und an Bord des Lloyddampfcrs „forelle" nach Norderney geleitet wurde. Herr v. Witte ist mit den ibn begleitenden Herren im großen Log-ierbause abgestieaen. Mittags gegen 12 Uhr stattete er dem Reichskanzler in bellen Villa einen langcrrn Besuch ab. Nach mittags sollen die Besprechungen der beide» Staatsmänner fort gesetzt werden. Abends Uhr gab der Reichskanzler ein Diner, an welchem Herr v. Witte, die Herren Timiriasess und Langoroi, sowie Graf Posadowsky, Direktor v. Körner, Gehe imrat von Eonrad u. a. tcilnahmcn. Allseitig wird angenommen, daß mit der Reise deS Herrn v. Witte zum Reichskanzler eine entscheidend« und günstige Wendung für den Abschluß des deutsch-russischen Han- delsvertrages eintritt. An den Verhandlungen beim Reichskanzler werden auch Staatssekretär Gras Posada,v»ky «ch Ministerialdirektor Dr. v. Körner teilnehmen. Ein Bertrrter deS „Berl. Tagebl." hatte, wie dieses berichtet, Gelegenheit, die Herrn v Witte begleitenden Herren v. Tirimtasew und Prckeja- jew zu sprechen. Das Gespräch drehte j,ch zunächst um dir uu neuen allgemeinen russischen Zolltarif enthaltene Differenzierung der Zolliätze für Ware» deutscher Provenienz, die aus dem Land- bezw. Seewege nach Rußland cinaesührt werden. Tie beiden Herren gaben zu, daß da» Inkrafttreten de» neue» russischen Zolltarif» >n seiner jetzigen fassnng eine schwere Schädigung deS deutschen Handels bedeuten würde, sie erklärten aber, daß die Differenzierung der Zollsätze zweifellos fallen werde, sali» der HandelSvcArag aus Grund der eben zu sührcnden Berbandlui^eii zu staube komme. Auch die anderen llebelstünde nn Verkehr mit Rußland, über welche der deutsche Handel Klage führt, wür den kein Hindernis bilden könne», um zu dem Abschluß eure» Vertrages zu gelangen. Bei diesen Aussichten lenkt sich natür- lieh die Aufmerksamkeit besonders ans den Termin des In krafttretens der neuen Verträge, und alter Jnteresscnstrei» belebt sich neu. Es ist klar, schreibt die „Kons. Korr.", daß den deutschen Landwirteu daran gelegen sein muß, daß die neuen wirksameren Zollsätze möglichst bald zur Mirstamkcit gelangen. Je länger noch die alte» VerlragSzölle bestehen bleiben, desto größeren Schaden erleidet die Landwirtschaft. Das konservative Organ polemisiert dann mit der Behauptung, zwölf Jahre lang habe die Landwirtschaft für die Industrie geblutet, gegen eine Zuschrift aus industriellen Kreisen an die „Köln. Ztg.", in welcher cs heißt, die Industrie sei um so berechtigter, eine längere lleber- gangssrllt zu fordern, »nd müsse um so mehr aus Berücksichtigung dieser forderung rechnen, als „unsere ganze Zollgesetzgebung im wesentlichen von Rücksichten aus die Landwtrlschcnt getragen sei, und die Industriellen sich wohl bewußt seien, das; die deutsche Industrie durch die Handelsverträge teilweise in eine minder günstige Lage kommen nnd die Kosten z» gnnsten der Landwiri- schaft zu tragen haben werde". Der Schwerpunkt bei der Neu regelung unserer Handelsbeziehungen zum Auslande liegt nach dem Dasürhalten der „Krcuzztg." gegenwärtig nicht so lehr in dem Zustandekommen der noch reilicrenden Tarifverträge als vielmehr in der frage: Was wird mit den Meislbcgnnsli- g >i ngsv ertrügen? Blieben diese Verträge auch nach In krafttreten des neuen Zolltarifs bestehen, würde insonderheit unser Vertragsverhältnis mit den Bereinigten Staaten von Amerika nicht entsprechend geregelt, so ziehe nick« mir das Deutsche Reich wie zu des Graien Caprivi Zeiten den Meistbcgünstigungs- ländcrn gegenüber den Kürzeren, sondern auch diejenigen Staaten, mit denen Darisvcrträc.: abgeschlossen wurden, müßten sich als geprellt ansehen. Es erschein" also als umimgänglich, das; bald möglichst in die Regelung unserer Meisibegünstigungsverlräge cingelreten werde, nnd, daß gegebcncusalls die Kündigung die>cr Verträge ernsthaft in Aussicht zu nehmen sei. Der konservative „Reichs!«." kommt nochmals oiff den fall Mirbach zu spreche» und schreibt: „Wenn man aul irgend einer Seite die Ansicht oder auch Hoffnung hegen sollte, daß da durch den Poininernbankprozcß ongcsachte Bewegung bald c>d«r überhaupt zur Ruhe gelangen wird, so mag man sie nur Heine schon sahrc» lasse». Nicht einmal die Reisezeit, die man als politisch tot zu betrachten pflegt, obgleich der Gang der politischen Ercigniss, und Entwicklungen sich wenig daran kehrt, ob erholungs bedürftige Minister und Bürger verreist», läßt einen Stillstand oder eine Ebbe erkennen .. lind weiter wendet sich der „Ncichs- bole" gegen den Landesdirektor der Provinz Brandenburg, frei- lierrn v. Manteusicl, der soeben ans der Generalversammlung des Brandenbnrgiichen Proninz-.alvcrbandcs des Evangelisch-kirchlichen Htlisoercitts des Oberhosmeistcrs „große Verdienste" laut ge stiert und ihm die Treue gelobt hat. Zum Schluß sagt selbst der „Reichsbote": „Mit dem nmcrschiedsloten Loben und Ächenlassen im alten Stile ist cs nicht getan, dazu ist die Sache eine viel zu ernste, schwierige und öffentliche geworden. Sie klopft auch an das eigene evangelische Gewiften und verlangt gebieterisch Ge hör. Wenn man diele Gewissensmohnung überhören wollte, wäre es traurig: dann werden die zahllosen Gegner und die mit Recht oder Unrecht empörten Ankläger sür einen noch schmerzlicheren fortgang der über der Dingen und Menschen waltenden Gerechtig keit sorgen. Im Herbst siebt, sei es anläßlich der verschobenen freisinnigen Interpellation, sei es bei der Etatsbcratung, mkt Sicherheit eine politisch-parlamentarische Behandlung bevor, die, wie man schon heute mit Sicherheit sagen kann, sich zu einer so erbarmungslosen Ausschlachtuna gestalten wird, wie es nur immer die Geschäftsordnung in der Volksvertretung zulasten wird, falls es nicht gelingt, bis dahin der Angelegenheit ein verändertes und bciriesigeiidcs Gesicht zu geben. Ein hartes, aber gewiß nicht ganz unverdientes Gewitter wird cs ans alle fälle geben. Man höre also »fit ichönen Worten, hinter denen dann später ein ande res Echo grollt, aus und beschäftige sich mehr mit den durch die Lage gebotenen sacbttctx-» Entschlüsse». Darunter steht die mög lichst beschleunigte Rückzahlung der von der Pommcrnlxmk ent» nommencn 650000 Mk. obenan." — Tie „Dffch. Tgszta." bemerkt hierzu: Gewiß, die Rückzahlung der Summe ist selbst verständlich: aber gerade weil sic selbstverständlich ist, wird sie das öffentliche Urteil nicht wc'er.tlich beeinflussen können. Irgend welche Genugtuung fft sie keineswegs. Die ernst gesinnten christ lichen und evangelischen Kreise, mit denen wir fühlung haben, erwarten, daß andere Koisicgncnzcil gezogen werden, wenn das Vertrauen wiederkchren soll. Sollte frciberr v. Mantenffel wirk lich gesagt haben, daß alle Angriffe gegen Herrn v. Mirbach jeden falls im letzten Grunde nur hcrvoracganaen seien aus dem Wider spruche gegen sein bewußt evangelisch-kirchliches Handeln, so müssen wir gegen eine derartige allgemeine Kritik die schärfste Verwahrung Anlegen. Wenn wir das Vorgehen des Herrn v. Mirbach ent schieden und unumwunden verurteilten, so geschah es nicht nur im Interesse des monarchischen Gedankens, sondern auch im Inter esse der evangelisch-kirchlichen Liebeslängkcit. Unter der Ueberschrift „E'n deutsches Oberhaus" schreibt die „Dtsch. Tgsztg.": Bon Zeit zu Zeit, und auch neuerdings wieder, wird tn der Presse die frage behandelt, ob cs nickt zweckmäßig sti, neben den deutschen Reichstag ein Ober ltaus zu stellen, nach Art der Herrenhäuser und Ersten Kammern in den Bundesstaaten. Wir wüßten kaum eine politische Dokjor- ftage. die müßiger wäre als diese. In; Ernste kann doch kein Mensch daran denken, daß der jetzige oder irgend ein künftiger Reichstag einer derartigen grundslürzenden Milderung der Ver fassung gutwillig zustimmen werde. Selbst wenn eine Mehrheit sür den Gedanken an sich gefunden werden könnte, so würden doch die Anschauungen über oic Zusammensetzung des deutsche» Ober hauses so auseinandcrgehen, daß eine Einigung nicht erzielt wer den könnte. Es bliebe also nichts übrig, als die Neuerung dem Reiche durch einen Staatsstreich aufzuzwingcn. Wer hat aber den Mut, ein solches Gewaltmittel zu einem so fragwürdigen Zwecke zu empfehlen? Denn ob ein Oberhaus so wirken würde, wie seine Verfechter meinen, ist ungemein 'Täglich. Man mag sich feine Zusammensetzung denken, wie man will: »sie die Dinge jetzt liegen, dürfte cs in der Hauptsache entiveder ein gchcimrätliches Gepräge tragen oder die politische Position der Großftnanz, de8 Großhandels und der Großindustrie wesentlich verstärken. Daß die Erreichung dieses Ziels nottvcndig oder gedeihlich sei, wird wohl nur von einem verschwindend geringen Teile des deutschen Volkes behauptet werden. Aber selbst wenn alle diese Bedenken beseitigt würden, jo bliebe dock eins unter allen Umständen übrig, nämlich, daß die gesetzgeberische Arbeit durch das Oberhaus m einer höchst bedenklichen Weise kompliziert würde. Schon jetzt ist der parlamentarische Gang unserer Gesetzgebung anßerorde.tü- lick schwerfällig. Wie würde aber diese Schwerfälligkeit dann erst gesteigert werden! Jeder Gesetzentwurf müßte zunächst vom BundeSratc beschlösse» »nd dein Reichstage vorgelegt werden.. Wie viel Schwierigkeiten es schon macht, ehe die Angelegenheit bis zu diesem Stadium der Vorbereitung gelangt, das wissen alle Kenner. J-st dieses Stadium endlich eircichi, so beschäftigt sich der Reichs tag in drei Lesungen des Plenums »nd in zwei Lesungen der Kot>- mstsion mit de, Vorlage. Sic wird endlich mit Not nnd Mühe, mit Ack und Krach, mit allerhand Zugeständnissen fertig. Darm würde sie künftig an das neue Oberltaus gelangen müssen. Hier würden dieselben Schwierigkeiten Wiederbeginnen wie im Reichs tage. Es würden wieder Zugeständnisse gemacht, Abänderungen ' chlosse» werden. Nachher aber müßte, falls die «Beschlüsse des ^acrhauses sich, was höchst selten zu erwarten sein würde, nicht mit denen des Reichstags vollkommen deckten, der Entwurf wieder an den Reichstag zurückgchcn, und es begönne dann das Din- und Herschieoen des sogenannten VercinigungSverfabrens. Wäre dann endlich das Vcrcinigungsversahrcn geglückt, dann müßte wiederum der B indesrat zu der abgcändcricn Vorlage Stellung nehmen, und auch hier könnte sie zum Scheitern gelan««. MW Dresdner? Nachrichten. I1»s. rette ». Mittwoch. 1». Juli »v«4
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