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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.11.1913
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-05
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19131105013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1913110501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1913110501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1913
- Monat1913-11
- Tag1913-11-05
- Monat1913-11
- Jahr1913
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.11.1913
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U»6 1«7 Aus dem Nebenzimmer trat eben die Spreewälderin in ihrer bnnte« Drachl berei». Sie Hirt, ein kleines Svitzenbündrl. au» dem ein kleine-, dvnkelhaari-e» Köpfchen hervvrlugte, auf den stämmigen Armen. Mit einem Schlage standen die Borgänge der letzten Zeit vor Annemarie» Lcele. Mein Kind — mein Loh»/ flüsterte sic und streckte Li« Arm« nach dem hilflosen kleinen Wesen aus. Als die junge Mntter die Wärme de» »arten Körper» an ihrer Brust fühlte, »oa ein süßes. unbekanntes Glücksempsinden in ihr Her», und ein erlösender Tranenstrvm brach nnaushaltiain aus ihren Augen. Jetzt wußte sie plötzlich wieder alle», was an jenem Tage vor sich gegangen, als sie ihr Kind geboren — Tietrich war tot, und jene dort, die neben ihrem Bette stand, war ihres Dieters Mntter. sie streckte iür die abgezehrte, durchsichtig« Hand entgegen. .Mütterchen!" sagte sie leise. Nun machte die Genesung rasche Fortschritte. Annemaries blühende Jugend hatte gesiegt. Freifrau von Diekviv pflegte die Schwiegertochter mit Hin- gebung, und die beiden Frauen wurden nicht müde, von dem zu sprechen, der ihr Her» erfüllte -- vvn dem sv jäh Dahingegangenen. „Wo habt Ihr meinen Dieter zur letzte» Ruhe gebettet?" fragte sie nach längerem Schweigen. „Daheim — er schlummert im Mausoleum von Altendorf — inmitten der Seinen." Bei dem Namen Altendorf eutsann sie sich des Versprechens, das sie dem Sterbenden gegeben. Seine letzten Worte klangen ihr noch im Ohr: „Wenn unser .uind ein Sohn ist, bringe ihn nach Altendorf", und sie hatte in seine erkaltende Hand geschworen, seinen Wunsch zu erfüllen. Würde man sie und ihr Kind aber auch gern dort aufnehmen? Sine plötz liche Bangigkeit schlich über ihr Herz, und sic seufzte aus. Frau vvn Diekow dengle sich über sie: „Was ist, mein Töchterchen? Quält Dich etwas?" Da lagte sie der Sctnviegcrmutter alles — Treter» Forderung, ihr Ver sprechen. und hielt auch nicht mit ihren Bedenken zurück. Doch Frau non Diekow schloß sie herzlich in die Arme: „Meines Dieters Frau und Lohn sind uns jeden Tag willkommen: Altendorf soll Euch eine Heimat werden." „Und Großmama?" ivars Annemarie zaghaft ein. „Wird eS auch ihr recht sein?" Sin etwas scheuer, unsicherer Blick überflog Frau v. Di«kows Züge. ,T><b will ihr gleich schreiben, aber ich bin überzeugt, auch sic wird Dich wjll- Tonnnen heißen." ' Bor Annemarie tauchte die große, hagere Gestalt der alten Dame mtt dem scharfen Raubvogelgesicht aus. Ihr mar beklommen zu Sinn — aber der Tote hakte ihr Wort — keine Macht der Welt konnte sic davon lösen, denn der Mund, der einzig es vermochte, war verstummt iür immer. Frau von Diekow war wieder abgereist, Annemarie sollte ihr mit dem Kinde und der Amme folgen, sobald sic kräftig genug war. um reisen zu können. Erst in Altendorf würde die Taufe des Kleinen im allercngsten Familienkreise gattsindeu. sv war es beschlossen wurden. 8. Kavitel. Der Wartesaal >. Klasse aus dem bescheidenen lDibener Bahnhof war ge brängt voll. Die Herren und Damen des Dragoner-Regiments hatten sich voll zäblig eingefunden, um der jungen Witwe ihres allgemein beliebten, so früh dalttngeschiedcneu Kameraden das Geleit zn geben. Aus dem runden Tisch, an dem die Spreewälderin mit dem sonst schlafenden Kinde saß. häuften sich Sträuße Don Rosen und Maiglöckchen und erfüllten mit ihrem süßen Duft das kleine Wartezimmer. Tie junge Frau sah nach der nbcrstandenen Krankheit noch müde und an gegriffen aus. Die Traucrklcidung und der lange, fast bis zur Erde reichende Kreppschleicr hoben noch die durchsichtige Bläffe ihres schmal gewordenen Gesichts. Sie dankte jedem einzelnen für sein Kommen, für die ihr bewiesene Teilnahme und blieb gefaßt. Nur als Lvtti Burckhardt. die einzige Dame des Regiments, der sie näbergelreten war. ihr schluchzend um den Hals fiel, drohte die mühsam erkämpfte Fassung sie zu verlaßen Sie küßte die Freundin herzlich »nd atmete erleichtert ans. als de: Zug einsuhr. Auf de« Bahusteig gab - noch ein lebhafte- Hänbeschüttel«, dann wurde »o» -lenftferttgrn Händen -a- Gepäck vertetkt, die Blumensträuße heretugeretcht, Li« Amme stieg mtt ihrem Pflegebefohlenen «in — Annemarie folgte und blieb am offenen Fenster stehen. Langsam setzte sich der Zug in Bewegung, die Offizier« legten grüßend die Hand an die Mütze, die Damen winkten mit den Taschentüchern, dann entschwand der Bahnsteig — Häuser schoben sich dazwischen — dort tauchte noch einmal der graue, nüchterne Bau der Kaserne auf. daneben der Exerzierplatz — setzt erschien zwischen den Bäumen da» rote Ziegeldach ihre» kleinen Hause» — nun suhr der Zug donnernd über -i« Brücke des »kalten Bache»" an den Wiesen vorüber, die sie vor wenig Monden erst mit dem Geliebten durchwandert. Die Augen der jungen Witwe umflorten sich, sie sah nichts mehr — Wiesen. Felder. Kiefern- Wälder verschwamme» vor ihrem Blick, «usschluchzend zog sie den Schleier vor das Gesicht und drückte sich in die Polster. Sie fühlte, daß mit dem heutigen Tage das bedeutungsvolle Kapitel ihrer Jugendzeit geschloffen wurde. Annemarie versank in dumpfe» Hinbrltten. Warum muhte da» alle- so sein? Weshalb gab da» Schicksal überschwenglich reich mtt einer Hand, um mit der anderen hohntachend alles zu zertrümmern? Warum erst lieb haben, um dann mit doppeltem Schmerz zu verlieren? Kurze Sonnentage, lange, lang« Nacht! Welchen Zweck lzatte ihr Leben jetzt noch? Da drang die klägliche Stimme de» Kindes an t-r Ohr. e- war erwacht und begann zu weinen. Annemarie nahm der Amme den Knaben vom Schoß ind drückte ihn stürmisch an die Brust. Nein, sie war undankbar: etwa» besaß sie noch — ihr Kind, ihren Sohn! Er lvar ihr geblieben, und ihm allein sollte fortan ihre Znkunst gehören. Als der Zug endlich nach langer, ermüdender Fahrt in der märkischen Kreisstadt Ztssow einltef, dämmerte es bereit». Es hatte geregnet, eindringlicher, warmer Maircgen war gefallen, der die jungen Bläiter der Bäume abwusch, daß sie aussahen, wie frisch lackiert. Annemarie blickte sich suchend um: da fühlte sie auch schon zwei junge, starke Arme, die sie umschlangen. »Willkommen, Annemarie!" und ein frischer Mäbchrnmunb berührte de« ihren. »Komm', der Wagen hält hier an der Ecke, das Gepäck kommt mtt dem Bollerwagen." »Wie lieb von Dir. Erna, mich abzuholen." sagte Annemarie und umfaßte die junge Schwägerin, »aber Berta muß rasch mit dem Jungen einstetgeu, damit er sich nicht erkältet." »Ach der süße, kleine Kerl!" rief da» junge Mädchen, »darf ich ihn einmal ansehcn?" „Nachher im Wagen." wehrte Annemarie besorgt, al» Erna den dichten Schleier lüsten wollte. Nun saßen sic alle in der breiten, schwerfälligen Familien, kutsche. Peter, der zweite Diener, war neben Franz, den weißhaarigen Kutscher, geklettert, der würdevoll die Peitsche hob. Die Füchse zogen an, und der Wagen rollre ans welchem Sanüwege an Feldern und Wiesen vorüber. Erna plauderte vvn allem Möglichen und betrachtete dazwischen ihren Neffen, den sie wie ein kleines Wunder anstaunte. „Er hat ganz Dieters Augen und auch seine schwarzen Haare — ach. Anne- marrr, unser armer, lieber Dieter," schluchzte sie plötzlich laut. »Erna," sagte die junge Witwe mühsam, »ich bitte Dich, sprich nicht davon — ich kann es noch nicht ertragen — die Wunde ist zu frisch — rühre nicht daran." Sie schlvß ermüdet die Augen, und das junge Mädchen schwieg erschrocken. Der Himmel war bleich, über den Wiesen spannen Nebel ihre weißen Schleier. Eintönig klang der Ruf der Unken vom nahen Teich. „Fetzt kommen wir ins Dorf," unterbrach Erna das lange Schweigen, als der Wagen stoßend und ratternd die holprige Straße einbog, „nun sind wir gleich da. Dort drüben siehst Du bereits den Park und das Haus." Annemarie ließ das Fenster herab und blickte hinaus. In der Ferne wurde da» altväterliche Herrenhaus mit dem hohen Ziegeldach inmitten hundertjähriger Bäume sichtbar, so wie sic es non dem Bilde her kannte, über das Dietrich sich so gefreut hatte. Jetzt nahm eine breite Allee mit uralten Lindenbäumen sie auf. dann hielt der Wagen vor der Freitreppe. Erna sprang leichtfüßig vom Trittbrett und bot Annemarie die Hand. Der alte Freiherr eilte die Stufen herab, unter dem Portal mit dem steinernen Wappenschild stand Frau von Diekow und schloß die Schwiegertochter herzlich in die Arme. In der gewölbten Halle, die sie betraten, brannte trotz des MaitageS ein prasselndes Feuer in dem riesigen Kamin und warf zuckende rote Lichter aus die Waffen und Rüstungen an den Klüftige Suppen, schmackhafte Gemüse, vorzügliche Sauren un- delikate Salate zuzubereiten, ermöglicht auf einfache und sparsame Weise Sie altbewährte 81^881 Wltt'je m, d° -, m Etz"-.' 1..-lT'-- t.«L-. .< iVlerceäes ScsiusigsssIIsobstt m. b. 6. HIlmsi-kl, 8ck!o6s1rsl)s. 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