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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-01-28
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191801289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1918
- Monat1918-01
- Tag1918-01-28
- Monat1918-01
- Jahr1918
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1918
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,-^— —- bindend ist bi« zum «nde. (Lebhafter Beifall.) Der Herr Abgeordnete Naumann hat «in Flugblatt verlesen, welche«, in vielen Beziehungen interessante Ausblicke gewährt. Wenn diese« Flugblatt die Ansicht der Unabhangwen Sozialdemokratie widerspiegeln sollte, und wenn dies« An sichten mit denen der Bolschewiki sich in so vollkommener Uebereinstimmung befinden, wie wir mebrmal« von der Ludersten Linken gehört haben.,so möchte ich allerdings an den Abgeordneten Dr. David die Frage richten, ob er dann über die unbedingte Sicherheit de« Trotzkvschen Friedens willen« noch ebenso bestimmt und optimistisch denkt, wie er da« heute früh zum Ausdruck gebracht bat. Ich möchte, wie ich das gestern auch getan habe, diesen Friedenswillen nicht leugnen, aber es sink mir auch Aeußerungen begegnet, die immerhin die Möglichkeit erkennen lasten, daß bet diesen Herren noch eine andere Politik betrieben wird, al bte des offenen und ehrlichen Friedensschlusses mit den nun einmal wie die Siittde und das Gift verhaßten „Bour- geoisterrgterungen der Zentralmächte." Gins kann ich sagen, daß ich nach dieser Debatte, welche in weitestem Um- fange für uns Klärung gebracht hat, mit vermehrter Ruhe und Sicherheit htnauSgebe, um die schwierigen Verhand lungen fortzusetzen. Sie können sich darauf verlassen, meine Herren, daß der ernste Friedenswille, der der oberste Leitstern der deutschen Regierung ist, uns dazu bewegen wird, auch weiter mit der größten Sachlichkeit und Geduld diesen Weg zu gehen, der zu einem vernünftigen und ehrenvollen Frieden führen kann. Ich darf es mit Dank barkeit anerkennen, daß die Debatte hier im Reichstage, wie am ersten Tage hierzu die Hoffnung ausgesprochen worden ist, uns in dieser Beziehung eine stärkere, breitere Basis gegeben hat, als dies vorher der Fall gewesen ist. Abg. Haase (U. Sozd.): Der anfgetauchte Zweifel über den ehrlichen Friedenswillen Trotzkys prallt an dessen Per sönlichkeit ab. Das Auftreten der deutschen Unterhändler bat die Verhandlungen in Brest erschwert. Welche Politik verfolgt die Regierung im Westen? Sollen jetzt nach Zurückweisung unserer Friedenshand durch die Entente die Annexionspontiker recht bekommen mit ihren Forderungen auf westliches Gebiet? Wenn der Krieg durch Abstimmung der Elsaß-Lothringer über ihre staatliche Zugehörigkeit entschieden werden könnte, so würde wohl kaum jemand dagegen sein. Wir erwarten die Einführung der sozialen Republik in allen Ländern. Das Streikrecht muß Ken Ar beitern zugestanden bleiben. Staatssekretär Wallraf: Der Herr Abg. Naumann hat heute vormittag ein Flugblatt erwähnt, das jetzt im Wortlaut vorliegt. Das Flugblatt klingt aus in den Ruf: „Rüstet zum allgemeinen Massenstreik in den nächsten Tagen." Ich habe zu diesem Aufruf folgendes zu sagen: Die Verbündeten Regierungen sind sich der Pflicht, zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit unter allen Umständen bewußt. Die Ruhe, mit der ich dies ausspreche, soll an dem Ernst und der Festigkeit des Willens keinen Zweifel lassen. Ich kann aber auch deshalb in voller Ruhe sprechen, weil ich von unserer Arbeiterschaft, der ich in meiner früheren Tätig keit jahrelang nahe gestanden habe, eine viel zu hohe Meinung habe, als daß ich glaubte, auch nur ein kleiner Teil unserer politisch und wirtschaftlich denkenden Arbeiter schaft könne einem solchen nicht zu verantwortenden und von un verantwortlich er Stelle ausgehenden Ruf zum Aus stand Folge leisten. Wie ist denn die Lage? Wir stehen in Verhandlungen über «inen Sonder frieden mit Rußland. Daß wir nur über einen Sonder frieden verhandeln, ist doch nicht unsere Schuld. Von Deutschland ist die Fricdcnsresolution des Reichstages aus gegangen. Im gleichen Sinne hat Deutschland die Papst note beantwortet. Mit Zustimmung der deutschen De legierten ist von Brest-Litowsk aus der Ruf zur Beteiligung an den FricdenSverhandlungen au alle unsere Feinde er klungen. Was war die Antwort von der anderen Seite? Fast immer Schweigen oder hohnvolle Zurückweisung. Und wenn wir trotz alledem jetzt etwas die Atmosphäre der Friede nsnä he atmen, dann danke»? wir das nicht nur unserer Friedensncigung, sondern auch der Einheit Und Kraft, die wir bis jetzt Gott sei Dank bewahrt haben. Wer scheel sieht ans diese Einheit und Kraft, das sehen Sie aus den feindlichen Zeitungen, von denen noch jüngst der „Temps" in ähnlichen Worten wie das Flugblatt die deutschen Arbeiter zu Ausständen ausrust. Wenn es den Feinden gelänge, die innere Front zu zer brechen, dann würden allo die Raubplänc unserer Feinde wieder aufwachen. Der Krieg würde ins Unend liche verlängert! Und gerade die Arbeiterschaft hätte davon wirtschaftlich und politisch die schwersten Folgen. In den letzten Tagen ist hier viel von den Hcimkriegern gesprochen worden, die von der warmen Ecke ihres Stamm tisches aus Hunderttausende da draußen in den Tod sen den. Heimkriegcr, die leichtfertig über Gut und Blut än derte verfügen, sind auch meine Leute nicht. Aber es gibt noch eine andere Art von Heimkriegern, und das sind die Schlimmsten, die in aller Heimlichkeit und in sicherer Wahrung ihrer eigenen Person die Ar- beitermafsen an die Front des Wirtschafts krieges schicken. Denn ein solcher Wirtschaftskrieg bricht auch die Front draußen und bringt den Männern Tod, die auch für Heimat, Weib und Kind des Arbeiters strei ten. Und iin gleichen Augenblick, in dem die deutschen Räder stillstchen, werden die Räder der Munitionsfabriken in Frankreich, England und Amerika doppelt emsig schaffen. Der Krieg hat manche Schöpfung der Literatur uns gebracht, auch aus dichterischem Gebiet. Ein Gedicht hat vor allem mir tiefen Eindruck gemacht, eS ist ein Bekenntnis des deutschen Arbeiters Karl Bröger au das Vaterland, das mit den Worten schließt: „Herrlich zeigt es aber deine größte Gefahr, -> Daß dein ärmster Sohn auch dein getreuester war." Nun, meine Herren, alle Stände, arm und reich, haben gewetteifert in der Treue zum Vaterlandc. Daß auch die deutsche Arbeiterschaft in dieser vorbild lichen Treue ausharrt, das ist und bleibt mein fester, zuversichtlicher Glauben. Abg. v. Graefe (kons): Die Ausführungen des Staatssekretärs von Kühlmann über Bismarcks Stellung zum SelbstbestimmnngSrecht könnten zur Legcndenbildung Veranlassung geben. Jedenfalls hat Bismarck stets be tont, daß die deutsch-militärischen Interessen unter kei nen Umständen verletzt werden dürfen. Redner polemi- misiert gegen den Abg. Erzberger und gegen die Aeuße- rungen der österreichischen Presse, die in Deutschland ver- lralutn, Dress« Dentfcher Sr«eralft«VSber>cht. (Amtlich.) Große« Hauptauartier, -V. Januar 1-18. . Westlicher KriegSschnublatz. Fast an der ganzen Front blieb die GefecktStätigkelt gering. Bei kleineren Unternehmungen füdlick von der Oise und in den oberen Bogesen südlich von Luffe wurden Gefangene rtngebracht. Italienisch« Front. Auf der Hochfläche von Astaao und östlich von der Brenta lebhafter Feuerkampf. Ein italienischer Angriff gegen den Monte Pertica scheiterte. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. * * * (Amtlich.) Große« Hyuvtauartier, -8. Januar 1-18. Westliche« KriesSschanpletz. Nördlich von Brcelaere wurden bei einem ErkundungS- vorftoße 17 Engländer, darunter ein Offizier, gefangen. Die Arttllerietätlgkeit war fast an der ganzen Front gering, lebhafter an einzelnen Stellen in der Champagne und im MaaSgebiete. Italienische Front. Auf der Hochfläche der Siebengemeinden dauern seit gestern nachmittag Artllleriekämpfe an, die sich bei Tages- anbruch in der Gegend des Col del Rosso zu größter Heftig- keit steigerten. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. hat so gut das Recht, an der Regierung Kritik zu üben wie die übrigen. Dir legen nicht die Schuld der Un einigkeit auf das Volk als solches, sondern auf die Hetzer, die das Volk aufhetzen. Man darf uns keinen Eroberung«, krieg unterstellen, den wollen wir nicht, sondern es ist unsere besondere Auffassung von dem, was für unsere Ver teidigung und Sicherheit erforderlich ist. Wir verlieren das Vertrauen der Grenzvölker, wenn wir jeden Ein fluß dort aufgebeu. Zwischen den erwähnten Flugblättern und den Unabhängigen Sozialdemokraten besteht auffallende Seelenverwandtschast. Der Redner wendet sich gegen die Angriffe auf Tirpitz. Abg. D. Mumm (D. Fr.) begrüßt die Erklärungen des Staatssekretärs Wallraf. In der Frage des Erzbeckens von Brich hat man nicht nur Arbeitgeberinteressen zu sehen. (Zuruf.) Es handelt sich hier nicht um Stehlen, sondern um das älteste Recht der Erde, das Eroberungs recht. Im Baltenlande muß das geschichtlich Gewordene erhalten werden und das Bedürfnis unserer inneren Ko lonisation. Abg. D. Naumann (Vp.) bemerkt hinsichtlich des Herrn v. Tirpitz, daß er seine großen Verdienste um die Flotte rückhaltlos anerkenne. Das hier zur Kritik steht, ist seine Wirksamkeit seit seinem Rücktritt. Von einer persönlichen Kränkung kann nicht die Rede sein. Abg. Gothein (Vp): Der Schuü der nationalen Minderheiten ist eine der wichtigsten Fragen bei dem allgemeinen Friedensschluß. Damit wird ein dauernder Zündstoff beseitigt. Der Vorsitzende Abg. Fehrenbach führt in einer Ansprache aus: „Meine Herren, wir sind am Schluß un serer Verhandlungen angelangt. Es ist mir ein Bedürfnis Ihnen nach unseren mühevollen und gewiß nicht nutz losen Arbeiten eine gute Erholung.zu wünschen. Aber ebenso ist es inir ein Bedürfnis, dem Herrn Staatssekretär v. Kühlmann, der morgen abend nach Brest-Litowsk zurückkehren wird, zum Fortgang des Frie denswerkes aufrichtig Glück zu wünschen. Ter Herr Staats sekretär hat wohl aus unseren Verhandlungen die Ueberzeu- gung gewinnen dürfen, daß die große Mehrheit des Reichstages seine Friedensbemühungen lebhaft unterstützt. Insbesondere kann er überzeugt sein, daß sein rückhalt loses Bekenntnis zu dem Bunde mit Oesterreich-Ungarn unsere volle Billigung findet. Herr v. Kühlmann hat heute früh als Leitstern der deutschen Politik „den ernst liche,! Friedenswillen" bezeichnet. Graf Czernin hat dem gleichen Gedanken für die österreichisch-ungarische Politik beredten Ausdruck verliehen. Daß diesem Willen der Er folg beschieden sein möge, daß diese Hoffnung Wirklich keit werde, das, ist nnser aller lebhafter Wunsch. (Lebh. Beifall.) Die Wirkung der Rede» Hertlings, Czernins und Kühlmanns. ES ist garnicht verwunderlich, daß die englischen und französischen Blätterstimmen über die Reden Hertlings, Czernins und Kühlmanns wieder ganz nach der alten Schablone abgefaßt sind, die man schon für die Reden des Herrn von Bethmann Hollweg anzuwendcn pflegte. Im besonderen wird auch jetzt wieder der alte Kunstgriff angewandt, alles, was in Vien gesagt wird, auf Ein flüsterungen aus Berlin zurückzuführen. Wenn sich die Rede Czernins von den Reden Hertlings und von Kühl manns ziemlich erheblich im Tone unterscheidet, so müssen die kriegsmüden Völker des Verbandes natürlich glauben gemacht werden, es handle sich nur um ein Spiel mit verteilten Rollen. Czernin solle den Verband in eine Falle locken durch entgegenkommend« friedfertige Versiche rung, für die Berlin die Verantwortung ablchnen könnte, wenn man so töricht wäre, sich jetzt schon mit an den Tisch für Friedensverhandlungen zu setzen. Zu Czernins Anregungen eines Gedankenaustausches zwischen den Re gierungen der Mittelmächte und Washington als Ausgangs punkt für „versöhnliche Besprechungen" erklärten die Ti mes: „Bekanntlich ist eine solche Besprechung der Wunsch Kühlmanns." Dieser wolle Wilson durch Czernin „be schwatzen" lassen. Auch „Daily Mail" spricht von einem „Vasallentum Oesterreich-Ungarns" und in Frankreich hebt der royalistisch klerikale „Äaulois" hervor, die „Einge bung", Vorbesprechungen mit Washington anzubahnen, stamme „offenbar" von Berlin. > Neu ist auch das Verfahren nicht, die anderen Verbands mächte dadurch vor Besprechungen Mit den Vierbundsmäch ten über den Frieden abzuschrecken, daß man ihnen einzu reden sucht, sie würden in Berlin für dumm genug gehal ten, in plumpe Fallen zu gehen. Das ist immer wirksam, denn für „dumm" möchte natürlich niemand gelten. Die Londoner „Times" kennen ihre eitlen Vettern von der anderen Seite des Atlantic, wenn sie ihnen zuraunen, man sehe einmal wieder, eine wie geringe Meinung die deut schen Staatsmänner an den „idiotischen Aankees" hätten. Aehnlich ist es gemeint, wenn dasselbe Blatt von den Italienern sagt, sie hätten eine zu lange Erfahrung mit österreichischen diplomatischen Methoden, um auf Czernin» Appell einzugehen. Daß solche Pressestimmen kein Ausdruck der wirk lichen Volksmeinung im feindlichen Ausland« sein können, beweist die Haltung der neutralen Blätter, die im mer einen feinen Spürsinn für die Strömungen hinter den Kulissen des öffentlichen Lebens in England oder Frankreich offenbarte. Fast allgemein erwartet man im neutralen Auslande von der Wirkung der letzten Reden der deutschen und österreichisch-ungarischen Staatsmänner einen „weiteren Schritt zum Frieden." In der öster reichisch-ungarischen Presse wurden mit Genugtuung die nachdrücklichen Beteuerungen deutscher Parlamentarier bei d-u: Aussprache über die Reden HertlinaS mit KtthlmannS hervorgehoben, daß da» Bündnis mit der Dovpelmonarchie nach wie vor den „Eckpfeiler" der deutschen Politik bilden müsse. AuS Sofia hört man, daß die Erklärungen des deutschen Kanzlers in der bulgarischen Oesfentlichkeit und Presse allgemein einen „sehr tiefen Eindruck" gemacht,und die Ueberzeugung geweckt haben, baß darin ein „bedeu tungsvoller Markstein auf dem Wege zum Frieden" zu sehen sei. > Was Realer über dea Eindruck der Minifterrede« ia Amerika meldet. Meuter meldet aus Washington: Die amerikanischen Regierung«kreise seien der Ansicht, dab, soweit au« den bis jetzt einaetroffenen kurzen Nachrichten geschlossen werden könne, die Reden der Grafen Czernin und Hertlina keinen Fortschritt für die endgiltige Regelung des Konfliktes be deuteten. Die von Czernin gebrauchten Ausdrücke seien versöhnlicher als seine früheren Erklärungen. Man sei je doch der Ansicht, daß Hertling jetzt militaristischer gesinnt sei als zu dem Zeitpunkte, da er seinen Posten antrat. Man glaubt, daß die Zentralmächte keine Neigung bekun den, auf ihre übertriebenen Forderungen zu verzichten. (Diese durch Reuter verbreiteten Nachrichten sind mit allem Vorbehalt aufzunehmen.) DaS VertraueuSvotum für Graf Lzernir». Im österreichischen Delegationsausschuß für auswär tige Angelegenheiten stellte der Ehrtstlichsoziale Miklas na mens einer großen Anzahl von Delegierten den Antrag, die Erklärung des Ministers mit Befriedigung zur Kennt nis zu nehmen unter Anerkennung des Bekenntnisses, daß er bei den Verhandlungen einen Frieden erstrebe, bei dem er auf Annexionen und Entschädigungen keinen Anspruch erhebe, daß er aber andererseits willens sei, wirtschaftlich und politisch die Zukunft sicherzustellen. Der Ausschuß nimmt die Erklärungen über die selbständige Bestimmung der Rechte des ukrainischen Staates und der Völker in den besetzten Gebieten zur Kenntnis. Der Ausschuß spricht schließlichedem Minister sein Vertrauen auS in der Erwar tung, daß es ihm in naher Zukunft gelingen möge, die Wege zum Frieden zu ebnen. Der Antrag wurde in na mentlicher Abstimmung mit 14 gegen 7 Stimmen ange nommen. Der Delegierte Korosco stellte einen Antrag betr. die Gewährung des Selbstbestimmungsrechtcs. Der Antrag verlangte das Sclbstbestimmungsrecht für die Län der Oesterreich-Ungarns, Bosniens und der Herzegowina und stellt fest, daß die Monarchie den früheren Annexions gelüsten entsagt habe. Der Antrag wurde mit 15 gegen 5 Stimmen abgelehnt. Den Wiener Blättern zufolge stattete der deutsche Botschafter Graf von Wedel dem Minister des Aeußeren, Graf von Czernin im Parlamentsgebäude einen längeren Besuch ab. Eine Rede Lord Curzons. „Reuter" meldet aus London: Lord Curzon hielt in Cardiff eine Rede, in der er u. a, sagte: ES gibt niemanden, der nickt den Frieden wünschte. Wenn man trotzdem nicht dazu gelangen kann, so liegt es daran, daß der Frieden, den man augenblicklich vom Feinde erlangen könnte, mit der Ehre und Sickerhrit Englands nicht vereinbar wäre. Der deutsche Vorschlag, Antwerpen zu behalten, ist nicht zulässig. Denn der englische Kanal würde dann ein deutscher Kanal werden. Mit der Freiheit Englands würde es aus sein, auch Holland unter deutschen Einfluß kommen, und dasselbe würde für Skandinavien gelten. Frankreich würde zwar sein Gebiet wieder er langen, aber Deutschland, dessen Armee weiterbestehen würde, und dessen Handelsschiffe in den Häfen nur darauf wartete», die versenkten Schiffe zu ersetzen, , würde einen Einfluß auf den Krieg auf Europa und auf England aus üben können, von dem England sich niemals erholen würde. Ein unentschiedener Krieg würde ein Mühlstein um Eng lands und seiner Kolonien Hals sei». Die Politik der Alliierten ist fest zusammenzuhalten und ihre Hilfsmittel zu gemeinsamer Anstrengung zu vereinigen. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Der Geburtstag des Kaisers, der diesen Tag zum ersten Mal während des Krieges in der Reichshauptstadt verlebt, wurde in Berlin durch zahlreiche Festgottesdienste und Feiern aufs festlichste begangen. Der Kaiser an Dryander. In einer Drahtung des Kaisers an Dryander heißt eS: Ick vertraue darauf, daß unsere evangelische Kirche, der anzugehören und deren Arbeit zu fördern, mir ein von den Vätern ererbtes Herzcnsan- liegen ist, mir nach siegreich beendetem Kriege helfen wird, in friedlickem Wettstreit mit den anderen Konfessionen Wunden zu heilen, Gegensätze zu versöhnen und unser Volk über alle Gegensätze hinweg in begeisterter, selbstloser Hin gebung an das gemeinsame Vaterland zu einigen und zu stärken. Meine besondere Teilnahme gehört den großen Aufgaben, die der Wiederaufbau des Familienlebens und die Erziehung einer gottesfürchtigen, gesunden, der Väter würdigen Jugend, Staat und Kirche gleichermaßen stellen wird. Die Wühlarbeit in Groß-Berlin. Zu dem vom Staats sekretär Wallraf besprochenen Flugblgtt (siehe Bericht über die Sitzung des Hauptausschusses des Reichstages) kann der „Berk. L.-A." folgendes mitteilen: In den letzten Tagen sind in Berlin Flugblätter und Druckschriften verbreitet worden, die zur Arbeitsniederlegung und zum Massenstreik auffordern. Das eine Flugblatt ist ,von der Fraktion der Unabhängigen Sozialisten im Reichstag ausgegeben, das andere kommt von einer Kligue von Spartakusleuten (Lieb knechtanhängern) aus Neukölln. Wie das genannte Blatt weiter erfährt, ist bereits in einzelnen Fabriken Stimmung dafür gemacht worden, mit Anfang dieser Woche in den Streik zu treten. Große Wahlrechtskundgebungen i« Bielefeld. Die Bielefelder Stadtverordneten nahmen einstimmig den sozial demokratischen Antrag an, eine Eingabe an den Landtag gegen die etwaige Verschleppung der Wahlrechtsvorlage zn richten. Auch fünf Nationalliberale und ein Zentrumsmit- glied stimmten dafür. Gleichzeitig fand vor dem Rathaus eine Arbeitermassenkundgebung zur Bekräftigung des An trages statt. Später kamen etwa 10000 Teilnehmer zu drei Massenversammlungen zusammen, in denen zweckent sprechende Entschließungen angenommen wurden. OefterreichMugar«. Da- neue ungarische Kabinett. Wie von zuständiger Stelle verlautet, bat der König das Rücktrittsgesuch des ungarischen Kabinetts Wekerle angenommen und gleich- zeitig vr Wekerle neuerdings zum Ministerpräsidenten er- naNnt. Die neue Ministerliste ist bereits veröffentlicht. Spanien. ÜstiÄtze« in Barcelona. Ein Erlaß ordnet die Auf hebung Ker konstitutionellen Garantien in der Provinz Barcelona an, wo die Unruhen «ine ernste Wendung ein- nehmen. — Der Sonnabend verlief in Barcelona ohne ZwWeNfall. Die meisten Jndustriewerkstätten find ge- schlössen. Urber 25000 Frauen legten die Arbeit nieder. — Madrider Zeitungen berichten aus Ferrol, daß die Linien schiffe „EspaNa" und „Alfons Xll." sowie der Kreuzer „Rio ve Janeiro" seeklar gemacht werden, - um auf Befehl sofort Näch Batctloua. Vigo und Bilbao abgehen m können.
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