01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.07.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000721014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900072101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900072101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-21
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- Jahr1900
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- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 21.07.1900
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Verug8gebilhr: LlertiliübrNch »Mt. so P'a ; imrci »« Poll 2 Dtl. 7» Pf,. Di« .Lre«dn«r Nachrichten' rrickeinm ltgNch Morgen«: die Bcneber in Dresden und der nächsten Umgebung. «» die Zulragung durch eigene Boten oder Kommiistonäre erfolgt, erhalten das Blatt an Wochentagen, die nicht auf Sonn- oder Feiertage iolgen. in »«ei Tbetlansgabeu Abends und Morgen »ugestcstt. Für Rückgabe eingciandtcr Schrift stücke leine Verbindlichkeit. Scrnlvrechanichlub: »Mt ILr.Ni. Lr. S0VS. Telegramm-Adrelle: »achrtchtrn Lrrodr«. Gegründet 1856 SoMcksrauteu Sr. ölajsatLd äs« Lüeüxs rvv Sscirnsn. LLovoLaSsLr, L7»o»os, ^-sssvL^s Linrslvsrhaul irres«!«», ^Iliriirrtet 2. Vvovsss Vlotrlvd, volNour ^obunuos.^llov, lm vktto Lüulx. k^r!»»r 1 üllt. KnpkHdiivltr« I.Stt ÜUt. Üröss to» Laxer! 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Witterung: DH ^üli H OHHHD vNs» -».«/O» Iplkzzkl. Bundessihießen, Banhandwerker, Bezirksausschüsse, Gerichtsverhandlungen. Bewölkung. r» I» L«rW» Die Renordmmg des KrankenkasienwcsenS. Schon seit Jahr und Tag sind von ordnungsparteilicher Seite lebhafte Beschwerden Uber die terroristische Art erhoben worden, wie die Sozialdemokratie ihre in der Verwaltung der Ortskranken- kassen errungene herrschende Stellung ausbeutet. Es ist eine längst nicht mcbr bezweiselbare Thntsache, daß die Eigenart der den Orts krankenkassen bei ihrer Begründung gewährten Selbstverwaltung zu der Beschlagnahme eines erheblichen Theils der Kassen durch die Partei des Umsturzes geführt und dadurch Zustande geschaffen hat, die je länger, desto mehr den Charakter der Unerträglichkeit in einem geordneten Staatswesen annehmen. Bei derjenigen Orts- krankenknsse, wo die Sozialdemokratie Oberwasser hat. vergiebt sie die Stellen ausschliesslich an Parteimitglieder, denen ans diese Weise eine bcgncme Versorgung zu Theil wird, während gleich zeitig die Parteikasse den Äorlhcil davon hat, das; durch Unter bringung von Sozialdemokraten in derartig gut besoldete und sichere Stellen ein Theil der Unterhaltskosten für Agitatoren auf andere Schultern abgewälzt wird. Schon der eine Umstand allein, daß ein wesentlicher Zweig der zum Heile der Arbeiterschaft erlassenen sozialen Versicherungsgesetzgebnng von der Sozial demokratie zur Stärkung ihrer staats- und gesellschaftsfeindlicben Organisation benutzt wird, ist für sich hinreichend, um die Noth- wendigkeit einer Aendernng in dieser Beziehung ^begründen. Dazu kommt dann auch noch die weitere Ersahrung. dag die sozial demokratischen Leiter und Angestellten der Kassen sich vielfach eines Umgangstones befleißigen, der von ihrem sozialrcvolntionären „Machtbewnßtsein" zu deutlich Kunde giebt, als daß ihn sich Nicht- sozialdcmokraten gefallen lassen könnten. Insbesondere wissen die von solchen Kassen beschäftigten Aerzle von der Anmaßung der sozialdemokratischen Kassenvorstände ein Liedchen zu singen. In Berlin ist es vor nicht langer Zeit vorgekommen, daß ein jüngeres Vorstandsmitglied den zu einer Berathnng versammelten Aerztcn in brüskem Ton erklärte: „Hier haben Sie gar nichts zu sagen: hier sind wir die Herren!" Ferner ist an die Vorgänge in Remscheid aus dem Jahre 1898 zu erinnern. Dort hatten ebenfalls sozialdemokratische Kassenvorltände die Aerzte derartig behandelt, daß diese einmüthig jede fernere Dienstleistung für die Kasse ab- lehnten. Als dann die Arbeitgeber iift die Aerzte Partei nahmen und Betriebskrankcnkassen einrichteten, um den Kreis der Mit glieder der Ortskrankenlcissen zu verkleinern, ging der terroristische (Größenwahn der Sozialdemokraten so weit, daß sie sogar durch Anzettelung von Ausständen die Arbeitgeber von ihrem Vorhaben abzubringen versuchten. Alle diese und ähnliche Mißstände, die eine fortgesetzte Steigerung ausweisen. haben endlich auch in Negiernngskreisen die Ueberzeugung verbreitet, daß eine zweckentsprechc.cde Ab änderung des Krankenkassengcsetzes nicht länger zu um gehen ist. Dem Reichstage soll bestimmt in der nächsten Session eine Novelle zum Krankcnvcrsichernngsgeseke vorqelegt werden, und zur Vorbereitung dieser gesetzgeberischen Aktion ist ein preußischer Regierungserlaß ergangen, der über die leitenden Grundzüge der geplanten Aendernng Ausschluß giebt. Das; der „Vorwärts" wieder in der Lage gewesen ist, jenen Erlaß zur öffent lichen Kenntniß zu bringen, und daß er cs in der bei ihm ge wohnten Manier mit einem entsprechenden Aufwand von salon fähigen Redensarten gcthan hat. ist nur ein nebensächlicher Um stand. dem um so weniger Bedeutung znkommt, als es die Regier ung in dem vorliegenden Falle kluger Weise vermieden bat. den früher oft gerügten Fehler der Bezeichnung derartiger Aktenstücke als „vertraulich" zu wiederholen. Der Erlaß fordert von den Landkäthen, Magistraten und Polizeidirektionen, sowie von geeigneten Privatpersonen Auskünfte und Gutachten über eine Reihe von Fragen ein, als deren ein schneidendste folgende herausznheben sind: 1. Sollen den Arbeit gebern unter Erhöhung des ans eigenen Mitteln zu bestreitenden Antheils an den Beiträgen auf die Hälfte in der Verwaltung der Kasse die gleichen Rechte wie den Arbeitern eingeräumt werden? 2. Empfiehlt sich ein Anschluß der Ortskrankenkassen an die Ge meindeverwaltung in der Weise, daß Gemeindebeamte — vorbehält lich der Erstattung der Gehälter durch die Kassen — von der Ge meinde bei den Kassen angestellt werden ? I. Haben sich die Befug nisse der Aufsichtsbehörden als unzulänglich erwiesen? In welcher Beziehung ist eine Verstärkung dieser Befugnisse nothwcndig? 1. Es wird eine Nachweisung derienigen Ortskrankenkassen gefordert, bei denen Vorstandsmitglieder sich als Anhänger der sozialdemo kratischen Partei bemerkbar gemacht haben. Es soll hier unter kurzer Darlegung des Thatbcslandes angegeben werden, ob und in welcher Weise ein Mißbrauch der Verwaltung zu sozialdemokratischen Parteizwecken in die Erscheinung getreten ist. Insbesondere sind etwaige Streitigkeiten mit Aerzten. Apothekern. Krankenhäusern, sowie Veruntreuungen von Knvengeldern, die mit solchem Miß brauch zusammenhängen, anzusühren. Vom Standpunkt einer wahrhaft staatserhaltendcn Sozial politik aus ist der Erlaß mit voller und ungeschmälerter Genng- thuung als ein erfreuliches Anzeichen dafür zu begrüßen, daß die leitenden Kreise nicht ferner gewillt sind, den arbeitenden Klassen Wohlthat um Wohlthat zukommen zu lassen, und zum Danke dafür eine immer größere Abhängigkeit von dem sozialdemokratischen Terrorismus in Empfang zu nehmen. Die deutschen Arbeiter haben bisher im Ganzen an Versicherungsgeldern ca. 1 Milliarde Mark mehr ausbezahlt erhalten, als sie selbst an Beiträgen lieferten. Tie Kosten der Unfallversicherung tragen die deutschen Unternehmer allein. Die Invaliditäts-Versicherung wird von den Arbeitern, den Unternehmern und dem Reiche zusammen getragen (das Reich allein leistet hier rund 34 Millionen Jahresbeitrag); in Betreff der Krankenversicherung, zu deren Kosten bisher die Arbeiter zwei Drittel, die Arbeitgeber ein Drittel beisteuerten, sollen letzt die Arbeiter bei der bevorstehenden Reform durch Halbming der Kosten und durch Ausdehnung der Unterstützungsdauer auf 26 Wochen noch günstiger gestellt werden. Endlich mag zur Charakterisirung des Eifers, mit dsm unsere sozialpvlitisthc Gesetzesarbeit von Statten geht, noch eine frappante That- sache erwähnt werden, welche die „Bahr. Handelsztg." hervorhcbt. Es ist nämlich die letzthin vom Reichstag angenommene Novelle zur Gewerbeordnung, die für den 1. Oktober ds. I. den obliga torischen Ladenschluß um 9 Uhr und die Regelung der Arbeitszeit für Hcindelsangcslelltc einführt, die 25., also eine Art Jubiläums- novelle, seit dem erst dreißigjährigen Bestehen der Neichsgewerbe- ordnnngl . . Es giebt kein zweites Land, in welchem für sozialpolitische Zwecke so viel Gesetze und Beiordnungen, so viel behördliche Ein griffe in das freie Selbstbestimmungsrech! des Einzelnen zu Gunsten der Arbeiterschaft eristiren, wie im Dentstben Reiche. Für die sozialdemokratischen Aufwiegler aber ist das Alles nichts: diese gewerbsmäßigen Vollsverjührer, die von der künstlichen Schiftung der Unzufriedenheit leben, haben für die eminenten Wohlthaten der ganzen sozialen Bersicherungs- und Arbciterschutzgesetzgebung mir ein höhnisches Achselzucken und das berüchtigte Hetzwort von dem „bischen Arbeiterversicheruna" übrig, während sie selbst es aller dings nicht verschmähen, sich in der den Arbeitern gegenüber ver ketzerten Orgnniiation warm und behaglich in die Wolle zu setzen. Einem solchen Treiben konnte die Regierung unmöglich länger mit verschränkten Armen gegenüber stehen, und wenn sie setzt durch den Erlab in Sachen der Krankenkassen zeigt, daß sie entichlossen ist. dagegen vorzngehe». so darf sie sich des einmüthigen Beifalls aller wohlgesinnten Kreise versichert halten. Ja. es erscheint sogar die Hoffnung nicht unbegründet, daß es in absehbarer Zeit auch ge lingen werde, einen Theil der jetzt noch von der Sozialdemokratie geunssührten Arbeiterschaft zn einer sachlichen Ausfassung zu be kehren. Die sozialdemokratischen Stimmen haben bei verschiedenen Ersatzwahlen der letzten Zeit einen so markanten Rückgang erlitten, daß selbst den großredigslcn Führern der Partei die Augst in die Glieder gefahren ist und man wobl nicht fehl gehen dürste, wenn man einen Antbeil an diesem Niedergange der auch in Arbeiter- kreise» allmählich aiisdämmerndcn Erkenntnis; von dem lügenhafte» Wesen und der vollkommenen Gleichgiltigkeit der Sozialdemokratie für das wahre Wohl des arbeitenden Volkes znschreibt. Wenn die Thatiachen immer von Neuem den Beweis liefern, daß die Sozial demokratie trotz aller schönen Phrasen von Menschenrechten und Humanität lediglich eine Unterdrückerin der Arbeiter ist. während der heutige Staat in lvvalster Weise für Leben, Gesundheit und menschenwürdiges Taftin der Arbeiter sorgt, dann kommt vielleicht auch einmal der Augenblick, wo die vernünftigen Arbeiter einsehen, daß der Staat ihr eigenstes Interesse vertritt, wenn er die sozial demokratischen Friedensstörer von der Organisation der sozialen Versicherung fernhält. Fernschreib- rmd Kernsprech - Berichte vom 20. Juli. Ter Krieg in China. Nom. Ans Hongkong wird vom 17. d. M. gemeldet: Der hiesige italienische Konsul ersuchte Li-Hung-Tschang, an den italienischen Gesandten in Peking Salvago Raggi einen Brief von ihm zu befördern, worauf Li-Hung-Tschang erklärte, daß ihm dazu Mittel und Wege fehlten. Man ist hier nach wie vor im Zweifel über das Schicksal der Gesandtschaft in Peking. Li-Hnng- Tjchang ordnete an, daß die Zolldirektorcn in seilten Provinzen m Zukunft nicht mehr von Peking, sondern von Canton abbängen sollen. Ter Vicekönig von Nanking erließ denselben Befehl für die Zollverwaltung von Shanghai. London. Die Meldung, daß 100.009 modern bewaffnete Chinesen gegen Shanghai vorrückcn, wird von verschiedenen Seiten wiederholt. Zum Schutze von Shanghai sind bisher an Landtruppen nur etwa 1000 Freiwillige und 400 Mann französi scher und englischer Polizei verfügbar; dazu kommen ein deutsches Kriegsschiff, die „Gefion . und vier englische, zwei japanische und ein amerikanisches Kriegsschiff. Artillerie ist im Lande auf Seiten der Fremden gar nicht vorhanden. — Ans Washington wird ge meldet, die dortige Regierung erkläre, mit stillschweigender Bezug nahme auf das Verbot chiffrirter Telegramme an den Berliner chinesischen Gesandten, sie werde dem Gesandten Wutingsang, in dessen Lonalitat sie volles Vertrauen setze, keinerlei Schwierigkeiten bei dem Verkehr mit China in den Weg legen. — Einer Peters burger Depesche des „Dailv Telegraph" zufolge haben die Russen die Chinesen bei Blagovechlschensk auf das Haupt geschlagen und die Stadt mit einer großen Streitkraft besetzt. "Berlin. (Wolss's Bureau.) Admiral Bendemann meldet ans Taku vom 18. Juli: Der englische Admiral theilt mit, daß ihm der Gouverneur von Hongkong die Abreise Li-Hung-Tschang's nnzeigte. — Das Arsenal zu Likoo, nördlich von Tientsin, ist am 18. Juli von den Russen ohne Widerstand besetzt worden. * Berlin. Ncuter's Bureau meldet aus Washington: Der hiesige chinesische Gesandte erhielt heute eine chiffrirte Depesche von dem amerikanischen Gesandten in Peking. "London. Ucber die Depesche, welche der chinesische Ge sandte in Washington von dem amerikanischen Gesandten in Peking erhalten hat, wird dem Renter'ichen Bureau aus Washington ge meldet, sic sei nach dem Chiffrirschlüssel des Staatsdepartements chiffrirt und durch Vermittelung des Tsungli-Pninen und des Taolai von Shanghai befördert worden. Die Depesche bestehe aus ungefähr 50 Worten und sei „Ln olair, Oonczer" unterzeichnet. Der Gesandte Wutingsang übergab die Depesche dem Staats sekretär Hau. * Washington. (Reuter-Meldung.) Die Depesche Conger's an den hiesigen chinesischen Gesandten lautet: „In englischen Ge sandtschaft, unter fortdauerndem Gewehr-, Geschützseuer chinesischen Truppen. Schnelle Hilfe kann allein allgemeines Massacre ver hindern." Die Depesche ist ohne Datum. * Washington. lRenter-Mclduug.) DaS Staatsdeparte ment veröffentlicht das Nachstehende: Das Staatsdepartement erließ ain ll. Juli eine kurze Anfrage nach Nachrichten von dem amerikanischen Gesandten rn Peking in einem beim Staats departement gebräuchlichen Chiffrenbericht. Der hiesige chinesische Gesandte übernahm cs, die Depesche Conger zustellcn zu lassen, wenn er noch lebe: cs gelang ihm. dies zu thun. Heute früh erhielt das Staatsdepartement folgendes Telegramm des amerika nischen Konsuls in Shanghai: Ter Gouverneur von Schantung benachrichtigt mich, er habe heute eine vom 18. Juli datirtc chiffrirte Depesche Conger's erhalten. Wenige Minuten später erschien der chinesische Gesandte Wutingsang im Staats departement mit einem Telegramm des Euenbahntaotols Schcng vom 20. Juli, welches Wntingfang heute früh 8'/, Uhr erhielt, und das lautet: Ihr Telegramm wurde befördert. Ich sende Ihnen, wie gewünscht, die folgende Antwort des Tsung'i- Namens: Ihr Telegramm vom 15. Tage dieses Monats (II. Julij ging hier ein. Das Telegramm des amerikanischen Staats- Departements wurde Conger übermittelt. Hier seine Antwort: „In englischen Gesandtschaft unter fortdauerndem Gewehr. Geschützseuer chinesischen Truppen. Schnelle Hilfe allein ver hindert allgemeines Massacre." Diele Antwort war in der im ' Staatsdepartement gebräuchlichen Cbiffreschrist abgesaßt und wurde vom Staatsdepartement als echt angesehen, da Betrügereien unter diesen Umständen ausgeschlossen schienen. Das Staatsdepartement veröffentlicht folgende Bekanntmachung: Der Staatssekretär empfing heute nachstehende Depesche des amerikanischen Komuls in Tschinr vom 19. Juli, )2 Uhr Nachts: Ein Shanghaier Blatt behauptete am 16. Juli, alle Ausländer Pekings seien getödtet. Ich telc- gravhirte deswegen an den Gouverneur rmd fragte, ob die Meldung wahr sei. Der Gouverneur erwiderte: „Mein Courier verließ Peking am 11. Juli. An diesem Tage waren Alle wohlbehalten. Der östliche Theil Pekings wurde indessen von Aufständischen genommen, in der Absicht, die Ausländer zu tödten." Sobald Conger's Telegramm entziffert war, wurde der Kabinctsrath nach dem Bureau des Staatssekretärs berufen. * Brüssel. Der belgische Konsul in Shanghai meldet vom l9. Juli, Scheng habe ihm mitgetheilt, die Fremden in Peking seien am 18. Juli wohlbehalten gewesen. Ein kaiserliches Edikt vom 16. Juli habe den Bicekönig von Tientsin angewiesen, die durch die Unruhen angerichteten Schäden abzuschätzen und den lokalen Milizen den Befehl ertheilt, den Ausstand zn unterdrücken. * Shanghai, 19. Juli. Ter Eisenbahndirektor Scheng bestreitet, daß er von dem Gouverneur «hantungs Telegramme über die Ermordung aller Fremden in Peking erhalten habe, doch finden die Angaben Scheng's wenig Glauben. "Canton. Die Flußbefestigungen weiden stark bemannt. Das Bognar-Fort hat jetzt 5000 Mann, das Wnmpoa-Fort soll nächster Tage ebenso viel erhalten. * London. Unterhaus. Balsonr erklärt: Bei und mfter den bestehenden Gesetzen ist es unmöglich, die Einfuhr von Kriegs- mnnition aus England nach China zu verhindern. Diese Frage erscheint der Regierung äußerst dringend und es werde heute im Oberhauic ein Gesetz eingebracht werden, welches der Regierung die Macht verleiht, ein entsprechendes Verbot zu erlassen. Berlin. Der Kaiser trifft nach den neuesten Bestimmungen bereits am 25. d. M. von der Nordlandsreise, deren Dauer ursprünglich bis zum 6. August geplant war, wieder in Kiel ein und beabsichtigt, sich von den in der Zeit vom 28. d. M. bis 7. August mit den Lloyddampfern nach China abgehenden Truppen persönlich zu verabschieden, zu welchem Dehme ein Besuch des Kaisers in Bremen bczw. Äremeihavcn in Aussicht stellt. — Von einer Erhöhung der nach China bestimmten deutschen Streitkräfte ans 30- bis 40.000 Mann ist an hiesiger unterrichteter Stelle nichts bekannt, ebenso wenig davon, daß sich Deutschland mit der angeblich vorgcschlagenen Ernennung Lord Wolieley's zum Ober befehlshaber über die verbündeten Trnvven in China einverstanden erklärt habe. Bezüglich der von einer englischen Seite ausgegangenen Anregung, Deutschland den Oberbefehl in China zu übertragen, wird bemerkt, man dürfe gegebenenfalls zwar dem einmüthigen Wunsche der verbündeten Negierungen Nachkommen, verhehle sich dabei jedoch nicht, daß man in diesem Falle eine Last übernehmen würde, die für das Maß unserer Betbeilignng in China entschieden zu groß erscheinen müsse. Jedenfalls hege Deutschland, wie die „Post" erfährt, nicht den Wunsth, selbst das Oberkommando zu über nehmen. man werde es hier aber mit Freuden begrüßen, wenn dasselbe in eine Hand gelegt werde, die stark genug ist. die alliirten Truppen sicher und ruhig durch alle Fähilichkeiten durchzuleiten. „ Japan und Rußland als die China nächstgelegenen Staaten werden wahrscheinlich dazu berufen sein, die für den Feldzug gegen Peling erforderlichen Kanonen großen Kalibers zu stellen. Der chincsstche Gesandte in Berlin hat dem Staatssekretär Grafen! Vülow bereits mehrere offene Telegramme, die nach China ab gehen sollen, zur Genehmigung vorgelegt. — Ter Meldung, daß die Vorkommnisse in China auch eine Erhebung nnter der muhamedanischcn Bevölkerung der Türkei hervorgerufen habe, und daß in einigen Moscheen Ltambuls aufreizende Reden gegen die Europäer und die europäische Kultur gehalten worden seren, wird von der hiesigen türkischen Botschaft entschieden widersprochen. Die Nachricht gilt als armenische Erfindung. — Der Secretaire Inter pretc bei der Deutschen Geiandrschaft in China, Freiherr v. d. Golz, erhielt den Charakter als Legationsrath. Berlin. Tie „Kreuzztg." empfiehlt ein Gesetz mit der Be stimmung. daß die Lieferung von Kriegswaffen und Kriegsmaterial an das Ausland der jedesmaligen Genehmigung des Reichskanzlers unterliegen soll. — Der bekannte Weltreisende Eugen Wolfs schreibt: Die englische Diplomatie, die englischen Offiziere der Landarmee und Marine, die englischen Instrukteure, die englischen Professoren, die englischen Lehrer, die englischen Zollbeamten in Peking. Tientsin, Shanghai, Canton, Hongkong rc.. die englischen Missionare durch ganz China haben die chinesische Reformvarte erst ins Leben gerufen, nach allen Richtungen hin begünstigt, ge ff schürt, um sich später selbst den Lvwenantbeil zu sichern. Jetzri haben sic diese Rcformpartei in der Patsche sitzen lassen, vielmehr sitzen lassen müssen. Wenn mich heute Einer auf Ehre und Gewissen fragt, wem wir diese Patsche verdanken, in welcher heute ganz Europa und China sitzt, so antworte ich: Sic ist Englands Schuld, nur England allein haben wir sie zu verdanken, England allein wird am meisten dafür büßen müssen. — Das hiesige chinesische Gesandtschaftspalais wird jetzt nicht nur durch zwei Kriminalbeamte, sondern auch durch einen uniformirten Schutz mann bewacht. Tie anwesenden Vertreter Chinas passircn seit zwei Tagen wieder in ihrem Nationalkostüm die Straßen Berlins und tragen auch ihre Zöpfe wieder unverborgen. — Wie die „Verl. N. N." Von maßgebender Seite hören, ist die Angabe, daß, die Otaivi-Minen-Geselkschast Antheilscheine im Werthe von 20 Mk. ausgegeben habe und dadurch weitere Volkskreise zur Be theiliynng heranzuziehc» beabsichtige, unbegründet. Plauen i. V. Im Vogtland haben vergangene Nacht neue heftige Erdbewegungen stattgcsunden. In einzelnen Ortschaften sollen sic über 10 Minuten gedauert haben, sie waren von starkem unterirdischen Donner begleitet. Altenburg. Herzog Ernst hat sich in Bad Gastein völlig erholt: er wird am Sonnabend Gastein verlassen und sich zum Besuche der Exkönigin von Hannover und des Herzogs und der Herzogin von Cumbcrlnnd nach Gmunden begeben, von wo cr nach Kamen; in Schlesien reist. München. In hiesigen Hofkreiscn verlautet, der Deutsche Kaiser werde mit dem Prinzrcgenten Luitpold am 18. August in> Wien zum 70. Geburtssest des österreichischen Kaisers Zusammen treffen. Nürnberg. Gegenüber der Vlättermelduna, daß von den Mannschaften des lftcsigen 1, Cheveauzlegers-Regüncnt cinige Soldaten kvminandirl seien» nach China zu gehen, wird von zu ständiger Stelle Folgendes mitgetheilt: Für das vstasiatische Ex peditionskorps haben sich freiwillig von einem Regiment gemeldet A 6 Unteroffiziere und 76 Mann. Bei den ärztlichen Unteriuchungo^ c
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