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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.01.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260118010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926011801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926011801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
- Monat1926-01
- Tag1926-01-18
- Monat1926-01
- Jahr1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 18.01.1926
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Meale,. II. Zenwar 1S2S — .Dresdner Nachricht«* — Nr. 2» Seite, ' »Mts- »edrulkt imtltch, »runus »n«ehr kn mit «» «e- vr«S. Spr«, »sprach. Diele» verdcn. IS VOM ammei pvlart. immer. erhob Sitzung «. wo- ventin. der er- vloral- seinem ach der glieber «geord, er «b. »n de, ht «u. g war Demo- n Mit. lunge« müsse. Kproto. lonttn« Mutter seinen. >or fie lascht» e», die er am rlaubt >unge» seiner ie von grhcn- utlcheu terung «über ntscheo icnige anale» eSbner »tsther r auS, »tsche« lüocr- « »o« leibe«. «»- AuS- Lider- ttschc» eudeo lustige »irken, tsche«. ! Cin>- utsche, ilgemb a de» » wir killt»« ur M ivnal- asere» al. seiner rorb- Ber- . und ragS- dafür «nung rüge wer» unter l zur h ge- »u »» Bet. Au», n a« regle, ein« tereS t des llch. Ische« hner- iedS» vom siir OerUiches un- Sächsisches. Weiter» Derichtech »r«n» de» Arbettsmarlite» Rach einem Bericht de» öffentlichen Arbeitsnachweises Dresden und Umg. zeigt« der ArbcttSmarkt in der Woche vom v. bis «tnschltefikich lv. Januar lSLS durch zahlreiche Zugänge aus allen VerufSgruppen eine weitere Verschlechterung. Die Zahl der Arbeitsuchenden erhöhte sich um KW auf 27 010 (28000). Aus Mitteln der ErwerbSlosenfürsorge wurden ins gesamt IS 808 (15 000) Arbeitsuchende unterstützt,- Familien- ,uschläge wurden für 9 2K t87»Z) Personen gezahlt. Auster- bem sind beim Arbeitsnachweis 1815 (1725) AiiSJtzer gemeldet. d««en aus Mitteln der ErwerbSlosenfürsorge AnSsetzer- Untcrsttttzung gezahlt wird. In der La n d w t r r s cha f t stand einem Ueberangebot an männlichen Arbeitskräften Mangel an weiblichem landwtrt» schastlichen Personal gegenüber. Verlangt wurden wiederum vorwiegend jung-- Burschen sowie landwirtschaftliche Arbeite rinnen. Für Gärtner blieb die ArbcitSmarktlage gegenüber der Vorwoche unverändert. Soweit im Baugewerbe Vermittlungen zustande kamen, handelte eS sich um Zu» Weisungen in Teilbeschäftigungen, da der inzwischen wieder rtngetretcne Frost «ine Dauerbeschästigung nicht zullest. Der Zugang an Arbeitsuchenden war innerhalb dieser Berufs gruppe sehr stark. In Industrie und Handwerk zeigte der Beschäsiigunasgrad im allgemeinen den gleichen Tiefstand der Vorwoche. In der Metallindustrie kamen nur wenige Vermittlungen zustande, und rm Ho lzge werbe ersolgten Wiedereliistellungcn nur vereinzelt, und zwar von der Piano. Industrie. In der Schuhindustrie waren in der BerichtSmoche erneut Vctricbssttllegiinrln V verzeichnen: offene Stellen für Fabrik- oder Scbostschulimachcr wurden nicht gemeldet. Auch in den Nahrungsmittel» gewcrben ist keine Besserung ber Lage cingetreten. Während die Zahl der Arbeitsuchenden im Scknetder- gewerbe täglich Sieg, war in ber Hiitindustric Bedarf au männlichen und weiblichen Arbeitskräften. Im graphischen und PapicrverwertungSgcrverb« nimmt die Zahl der Arbeitsuchenden langsam, aber stet g zu. Die geradezu trostlose Lage für kaufmännische und technische Angestellte besserte sich auch in der Bericht» woche nicht. Die Zahl der männlichen Stellcsuchendcn übcr- ftiea bet weitem -die der offenen Stellen. Soweit überhaupt kaufmännisches Personal in Stellung vermittelt werden konnte, handelte <S sich um kurzfristige Beschäftigungen für männliche, mit dem Mahn- und Klagewcsen vertraut« Kräfte. Von der Abteilung für Krankenpflege konnten die wenigen Aufträge sofort erledigt werden. — A«k««ft »es «nnklerwnt,«. Da» Hofwarschallamt »es Sauklerkönig» Prinz Karneval teilt uns aitl: De. Toll» heit -er Gauklcrköntg wird mit Schnellzug au« Nizza »m Mittwoch, dem 2V. Januar 1920, nachmittags 2 Uhr 28 Min. «ruf dem Hauptbahnhofe amkommen, wo er offiziell mit einer Musikkapelle empfangen wird. Bo» da ab wird er durch die Stadt eskortiert und ihm alle Sehenswürdigkeiten gezeigt. Der Zug berührt dt« Prager, Waisenhaus-, Marien». Wilsdruffer, Jo-Hann», Grunaer, Canaletto-, Schandauer Straße zur Ziga rettenfabrik JaSmatzi. Nach einem kurzen Aufenthalt fährt der Gauklerldntg nach Blascivih, Schtllerplatz, Einser Aller, Psotenhauer», Blnmenstraste, Sachscnplatz. Marschallstratze, Rathenau-Platz -und Brühlsche Terrasse zur Kunstakademie. Anschließend ein Sio-nkctt in der Kunstakademie um t Uhr. — „Flora-, »ächfifchr SZelellschast kür Botanik ,»d Gartenbau DreSb««. Mittwoch, den 2a. Januar 8 Uhr Im Kurfarstensaal dcS Italienischen Dörfchen» Monatsoersammlung: Die Hundertjahr feier der Flora am 22. und 2». Februar: Tladigaricndirektor p. USlar: Mitteilungen über dad Forischreilen ber Arbeiten zur Jubiläums - Gartenbauausstellung: Hekonomierat Limmgen; emp- sehlenSwerie Kartosseliorten für Istök: LandwirischasiSrat Bamberg: Arien und Gartenforme» vor HcltcberuS uni ihre Su!turaul»rüchc Dtre-tor Giessen: EinzelauSlrse bri ^5par»g»s Zprenieeri: Garten meister Pvser: Ergebnis der GemllsedüngungSvcrsuche ber Fach- kommer für Gartenbau IHM und das SSichligste über den Düngung», plan MAI: Gorienbautechniker Plantz. — Di« Aeujahröpredigt des Laudesbischofs v. Jhmeld ist im Berlage der I. C. OtnrlchSschen Buchhandlung tn Letpztg erschienen. — »In« Neun« des Tauze» bei Sarrasaut. Mlt dem heutigen Tage huldigt zum ersten Male der ZtrtuS Sarrasanl dem Zuge »er Zeit, indem er eine gro«e Schau der modernen Tänze aus den Sptelvlan seht. <ic', Sairaiant-GirlS werden sich über Bühne und Manege ergieuen: die Einstudierung des Tanzakte» wurde vor- genommen von dem neuen Balleuurcister der UnlernehmeiiS, Herrn Lützow von der Berliner Staatsoper. Tie Äostüme sind ent worfen von dem besten sranzvsischen Künstler aus diesem Gebiete, Herrn Montedoro, der bekanntlich auch die modernen Berliner Revuen auSgcstaitei Hai. AIS Solisten ist da» Tanzpaar Pia und Hardy von den Pariser FolteS Bcrgere vcrpsltchcel. Sarrasaut be gibt sich mit dieser Schau auf ein völlig neue» und zeilgemü„e» Ge biet, er schasst «in Ma,>ena»sgebot on rhythmischer Schönheti. Sin kufhottsches <Vries!erseminar in Sach'en. Tic kgtholischcn Pri-cstci' S-achscnS fanden bisher ihre Aus bildung aus dem katholischen Pricstcrscintnar in Prog. Mit -er Errichtung de» BiSiumö Meisten durch den päpstlichen Stuhl im Jahre 1Ü21 wurde die Absicht laut, das Priester» l seminar von Prag nach Bautzen zu verlegen, da es klerikale Gepflogenheit ist, dast die Priester ihr« Ausbildung in der Residenz des Bischofs erhalten. ES haben jahrelang Ver handlungen stattgefunden, um das katholische Priesterseminar t» Bautzen selbst zu errichten, und man hatte als Grundstück hierfür die domstistlichcn iHebämde am Holzmarkt ins Auge gefasst. Die sächsische Negierung hat für das Institut auch bereits Mittel bewilligt,- dock haben sich die Absichten bisher nicht verwirklichen lallen. Nickst nur die Grnndstückösrage be reitete Schwierigkeiten, sowdern cS galt auch, gewisse Rück sichten zu erfüllen, die die Prager Nagicrung tn bezug aus Verlegung deS Seminars forderte, ebenso wurden in wendi schen Kreisen der Lausitz gewisse Ansprüche gestellt, und die Errichtung eines katholischen Pricstcrsemin-arS tn Sachsen war zum Teil auch eine politische Angelegenheit. Nunmehr a-ber geht der Plan seiner Verwirklichung entgegen. Denn daS BlStuur Meisten hat das Rittergut Schmochtitz bei Bautzen, daS bisher dem Rittergutsbesitzer Thvst gehörte, käuflich erworben, um in den Gebäuden die Prtcstcrschulc zu errichten. Die Eröffnung derselben dürfte nicht allzu lange mehr auf sich warten lallen. — Vom Reichsgericht. Der RcichSgerichtSrat Mar Rei chert ist zuw Senatspräsidcntcn bei dem Reichsgericht, und der LandgerichtSdircktor Tr. Fritz Ltndenmaier ans Ham burg zum RcichSgerichtSrat ernannt worden. — Superintendent Hilbert im Rundfunk. Donnerstag, den 2l. Januar, wird nach dem Programm des Leipziger Senders Superintendent Hilbert über: .^K t r ch e u n d B o l k" sprechen. Es wird auch in weiten Kreisen interessieren, was diese als Schriftsteller und Universitätslehrer in die Lstffentlichkeit ge tretene Persönlichkeit zu diesem Thema zu sagen hat. — Wetterführung der Straßenbahn nach Meisten. Für Vorarbeiten zur Weiterführung dicker Bahn nach Meisten werden im austerordcntlichcn Staaishaiishaltplan für 1SW wl>M Mark angesordert. Pressefest „Gold und Silber". Der Name „Pressefest" hat allerorten einen guten Klang. Jedermann meist, dast die Leute von der Feder, die jahraus jahrein bcrusSmästig alles erdenkliche Gute und Schöne zu sehen und zu hören bekommen, zu ihren Festen stets vom Guren das Beste hcranhvlen, um ihren Gästen eine austergewühnlichc Oliren» und Augenweide zu bereiten. Und diesmal mar'S ihnen in ganz besonderem Maste geglückt. Von der Augenweide zunächst ein Wort! Wer etwa eine halbe Stunde nach dem offiziellen Beginn >8 Uhr) die festlichen Räume des Ausstellungspalastes betrat, be gegnete bereits einem vollen Hochbetrieb. Obgleich sechs Schauplätze fröhlichen Treibens zur Verfügung standen: der Konzertsaal, die Weiiitcrrassc, der Rote Saal, der Nestau» ratioiisraum. die Tanzdiele aus der Galerie und der Keller — hielt es doch schwer, einen Sitzplatz zu erobern. Eine ball- mästig angetane Menge, geschmückt mit den Attributen des Festes: goldene oder silberne Ricsenblumen, Rosetten oder Schleifen, bucchwogte, durckiwalzte, durchtrottcte die Säle. Schwer war cs für den Fcstchronisten, alle die „Prominenten" ausfindig zu machen. Aus die Gesahr hin, die Halste zu vcr- gellen, seien nur einige Nomen genannt. Da sah man Justiz- minister Büngcr, den neuen Landcskvmmandantcn Oberst Brück, den stellvertretenden Divisionskommandeur v. Gra be r g, Krcishaiiptmann B n ck, Oberbürgermeister Dltiher, Polizeipräsident de Guehery, Präsident des StaatS- rechnungshoses Schleck, Rektor der Technischen Hochschule Prof. Dr. H e i d u s ch k a, Generalintendant der Ttaatstheatcr Dr. Me ucker tan der Spitze seines ganzen Stabes von ver waltenden und künstlerischen Mitarbeitern), zahlreiche Land- tagsabgeordncte und Vertreter der beiden städtischen Kollegien mit dem neuen Stadtverordnetcnvorsteher Oberstiidicn direktor Prof. Dr. Zetzsche und bellen Vorgänger Rechts anwalt KohImann, an der Spitze die Verleger sämtlicher hiesiger Zeitungen, hervorragende Vertreter der hiesigen Ge lehrten-, Künstler-, Finanz- und HandclSwelt usw. Ganz wunderbar waren die Fe st räume im Sinne des herrschenden Grundgedankens: Gold und Silber, nach Ent würfen des Leiters dcS Dckorativliöwcsens im Staatlichen Schauspielhanse, Ndols Mahnke, von der Firma G. Rusch Nachs- herauSgeputzt worden. Die feingcglicderte Architektur deS Rokokosaalcs war schonend gewahrt geblieben. Das Gold erstrahlte jedoch aus l6 goldgelben, riesengroßen Lcucht- körpern in Erkcrform, die aus den Saalmänden hcrvor- sprangcn, und das Silber war durch wallende Silberschals, die von der Decke bis zum Parkett reichten, betont worden. Der RcstaurationSsaal zeigte ringsum Wäude von purem Gold: zwischen buntfarbigen Bändern, die von der Decke herab- hingcn. verbreiteten originell gestaltete Beleuchtungskörper mit rviweister Stoffumhüllung ein Zaubcrlicht wie im HSrsclbcrg. Der Rote Saal (in dem der Sekt floß) mar zu einem Silber- laal umgcstaltct worden. Silbern war die Wandverkleidung, silbern die Dcckenwimpcl, silbern die prtsmenartigcn Laternen, wohl hundert an der Zahl. Zierliche, neckische und verführe- rtsch« «aiibbildchen unterbrachen die glitzernden Flächen ber Wände. Die Tanzdiele und dl« Dalerlen waren von goldige« Licht durchflutet, da» man durch golborangene Stofshullen tu mannigfaltigsten künstlerischen Formen um die Lichtquellen herum erzeugt hatte. Zur Augenweide gehürt natürlich auch des Feste» schönste Zier: die Korona holder, lieblicher Frauen und Mädchen, die in strahlender Schönheit des Körper« und seiner Hüllen lockten. Als solche hatten viele Besucherinnen Gold- und Silberstoffe gewählt,- die überaus zahlreich vertretenen weißen Perücken strahlten ebenfalls Silberglanz a»S und gestalteten bas Fest fast zu einem zweiten Puderball. Selbstverständlich waren aber auch außer Gold und Silber bet den Dameiitoiletten sämtliche Abstufungen der Oswaldschen Farbenskala zu erblicken. Eine besvndere Augenweide bot auch die Ausstellung der in reicher Fülle eingegangenen und beschafften Tombolageivinne, unter denen neben Hunderten von wertvollen, lockenden Dingen als besonderes Kuriosum auch e!» Rieseiikarpfen erwähnt sei, der munter in seinem Bassin hcrumplätschcrte. Zur Augenweide müsicii ferner die Phantasie- und svrmenreichcn Tanz- aussührungen gezählt werden, die von Künstlern der Staatsoper geboten wurden. Hilde B r u m o f tanzte >n gold strotzendem Gewände einen „Tanz der Diana" jSchumann), Susanne Domboiö, ganz in Silber gehüllt, einen Chopin, schen Walzer, und Hilde Schliebcn »nd Gino Neppach vereinten sich zu einem graziöse» Tanzduett, ebenfalls im Drei vierteltakt, „Schwarz und Weist". Damit kommen wir auf das am Abend besonders gepflegte Gebiet der künstlerischen Darbietungen. Diese wurden naturgemäß vorwiegend -ur Oh reu- weide. Die rasch beliebt gewordene Novize der StaatS- oper, ErnaBergcr. erössnete die lange Vortragsreihe mit der bildsanber und stimmlieblich gesungenen Pagenarie aus den „Hugenotten". Ihr folgten auf dem Fuße Joses Correck mit Liedern von R. Stranst und A. Bungert und Charlotte Schräder mit zwei Gesängen von Schubert. Ernst Mcycrolber Sieben liest seinen weichen Tenor tn Liedern von 31. Strauß und Hugo Wvls erklingen, die Berliner Opcriisängerin Frau B o n k o w s k a stimmte eine Leviicavallo- Arie a», und Willi Bader und HannbLangc leiteten mit dem lustigen Duett deS OSmin und Pcdrillo auS der „Ent führung" lMozart) zu den heiteren Gaben über. Unter diesen schossen die beiden „Lachenden Gesellen", Meyer und Wtertli s„Kctnc Feier ohne Meyer") wieder einmal den Vogel ab: dieser swähreiid einer Kabarettvorstellung im Silbersaale) mit einem pikanten Gericbtövcrhandlungsbericht: „Die Zeugin", und mit der sclbstverfasttcn Humoreske „Er lauschtes vom Theater", jener mit dem zwerchfellerschütternden Vortrage einer „Verwickelten Geschichte" und der immer wieder gern gehörten Burleske: „Huste zu Hause". Teils im Kabarett, teils auf dem Podium des Konzcrtsaalcs durste man später noch allerhand andere lustige Vorträge entgcgennchmen. Da leuchtete wieder einmal unser einstiger Residenztheater-Stern Georg Wörtge auf in alten und neuen Operetten, und Nevncscl,lagern, bald als Solosänger, bald im Bunde mit Grete Brill, der Ewig-Jungen und immer Liebenswürdigen, in Gesangs- und Tanzdiietlcn auö „Madame Pompadour" l„Acst Joseph!") und „Mariza" j„.Komm mit nach Varasdiu!"): da hörte man von der rassia-pikanlcn Gästin dcS NcsidciiztheaterS, Lea Seidl aus Wien, den „Orlow"-Schlager: „Für dich, mein Schatz, Hab' ick mich schön gemacht": ein anderer Wiener Gast. Opernsänger Fritz Wols vom Earl-Theater, sang in über- sprudcliidcr Laune und mit starkem Gestaltungsvermögen ein „Chinesisches Liebeslied" und „Ein Walzer von Strauh" von R. Benatzky: Joses Cor reck und Gattin führten in fein ster Musikalität und mit köstlichem Humor zwei Kostümlzenen aus „Das Dorf ohne Glocke" von Künnecke auf, und ein anderes Ehepaar: Otto Glaser lResidcn-.tbcateri »nd Frau (letztere unter dem nom 6« gu^rrc Trude Träubert be kannt) glänzte ln zwei Gesangs- und Tanzductten („Malwine" auS dem „Schwarzivaldmädcl" und Parodie ans einen Shimmy). Mit diesem Massenaufgebot künstlerischer Ergüsse war auch für diejenigen aufs beste gesorgt, die ans irgend welchen Gründen ldie erdrückende Fülle und Schwüle in den Sälen war ein solcher) auf die MiiSkelübiingen der Tanzbeine ver zichteten. Nicht vergehen sei zum Schluß, dast Günther Sandcrsvn (früher Albert-Thcatcr) als Ansager all der gesungenen, gemimten, gesprochenen und getanzten Herrlich- kcitcn das nötige Mundwerk, die durchdringende Stentor stimme und vor allem die erforderlichen launigen Einfälle zur Verfügung stellte, und dasi die Herren Dr. Arthur Chih, Pros. Karl Pretzsch und Kaoellmeistcr Donath (Residenz- tüeater) sich abwechselnd als Flügeladintanten viantstitche Spore» verdienten. Auch diese ziilcbt. aber deshalb nicht mlt aeringerer Wertschätzung Genannten trnaen dazu bei, dast eln Dreifaches das gelungene Pressefest beherrschte: Stimmung, Stimmung und nochmals Stimunina! —ckt. Kein LO»k Mng»»r»N» I« „Der fröhliche Weinberq." Lustspiel von Karl Znckmanee. Erstanssührung tm Albert-Tbeater. 10. Januar 1020. Bet seiner gleichzeitigen Uraufführung in Berlin nnd in Frankfurt a. M. hat daS Lustspiel „Der fröhliche Wein berg" von Karl Zuckmaocr einen ungewöhnlichen Er folg gehabt: außerdem lst cS mit dem Kleist-Preis für 1020 onsgczelchnet wonden. So was erweckt das günstigste Vor urteil. Gerade darum wird es gut sein, zunächst einmal dieses Willen auSzuschaltcn und daS Stück mit den unbefangenen Augen des Dresdners, der seine Erstausführung für sich haben will, anzusclmneu. Da steigt der Herr Iran B'aptiÜe Gundcrlocb mit einer gemischten Gesellschaft den letzten Zipfel seines Weinbergs herab, hinter dem sich die übrigen Nebcnliügel deS Rheins hinziehcn. Die Landschaft schon ist besteckend nnd mit tausend Ekmütsinbalten geladen. „Am Rbcin. am Rhein . . und lo weiter. Morgen früh soll das Weingut versteigert werden »nd lckon beginnt der Schacher der Juden- und Christenheit. Herr Gnnderloch. ein angegrauter Witwer, lvielt den Ne- signierten und merkt gar nickt, wie ihm nvck Most im Blute gärt. Annemarie Mvst heißt sie und tut alles. Herrn Gnndcr- lock bacchantisch zu stimmen. Der bat vorläufig nur die Sorge, sein Töchicrchcn Klärchen an den Mann zu bringen. Aber alS Weinbauer und Landwirt denkt er dabet stren« volkswirtschaftlich »nd verlangt von dem künftigen Etdam den Nachweis seiner Eignung, dem Gunderlockschcn Stamm baum «inen neuen Zweig zn verschaffen. Er drückt bas weniger heraldisch alS agrarisch aus. KlürckenS Verlobter beißt Knuzins. »nd so ist er auch. Ein komischer Kauz mit Schmissen Im Gesicht, der mit Fähigkeiten und Erfolgen renommiert, die er nicht hat. Wie mag „daS rheinische Mädcken" an diese Nulpe geraten sein? Sie liebt tbn nickt, aber sie ist eben aus ihn hineingesallcn. Wohingegen sie den Rhetnschisser Jochen Most sehr warm empfängt, der bester in die Landschaft und tn ihr sehr bedürftiges Herze oastt. Um ihren KniizinS loözirwcrdrn. bedient sie sich aus Annemaries Anstisten der Vorspiegelung, dast die vom Vater gestellte Be- dingung. Stammbanmzwrtg betreffend, erfüllt sei. Auster den Zuschauern scheint niemand' atich der Dichter nickt, zu merken, daß dies ungefähr daS ungeeignetste Lösungsmittel ist. Aber daS macht nichts. Man ist Inzwischen schon so tm Weintaumcl, zecht, tanzt, singt, daß darüber der ganze zweite Akt vergebt, der mit einer aiiSgtcbtgcn Keilerei endigt. Die vom Rhein toben sich gründlich auS. f„An den Rhein, an den Rhein, geh' nicht an den Rhetn, mein Sohn, tck rate dtr aut!*) Wer nkcht zur Tür kinausfliegt. fliegt durchs Fenster: denn waS dem einen recht ist. ist dem anderen billig, wie der mehr platonisch und passiv lKtciligtc Studienassessor betont. Gunder- loch, jetzt ganz rheinische Kraft und bacchantische Lust, be- bauptet das Feld. Draußen, im Morgengrauen und tm dritten Akt. grup vieren sich nun tu großer erotischer Freiheit die Paare. KnuziuS. der sich im Gefühl der errungenen Sicherheit seines Anspruchs zuletzt mehr an das Wirtstöchterlcin gehalten hat, hat aus dem Misthaufen geschlafen und erwacht gerade recht, um z» sehen, wie Kästchen den Jochen und Papa Gnnderloch die Annemarie hctmführt. während der LandSkroncnwirt endlich ans lang ersehnte Werk geht, die opferbereite Sau abzustcchcn. Gnnderloch kauft sic ihm gleich tm ganzen für die Hochzeiten ab. DaS kann gut werden. So und noch viel volkstümlicher geht es auf Zuckmayers fröhlichem Weinberg zu. Man redet da ein rheinisch ge färbtes Luther-Deutsch und nennt die natürlichen Dinge beim gemeinverständlichsten Namen. Weinbau und Viehzucht be stimmen die Denkweise und Sprccüart, soweit sic nicht durch die jüdischen Wetnhändler an die Gepflogenheiten der Handelsmclt angcknüpft werden. Zuckmayers Rheinländer sind alles Naturburschen, und sic wollen weiter gar nichts als leben und lieben, trinken und verdienen. Sie sind von Ideen nnd Probleme» völlig unbelastet und geben sich ganz an Dionysos hin, wie sie ihn auffassen. Das Licbeslcben spielt sich in der Natur ab wie bet Bölschc. Dast es trotzdem nicht so tnstinktsichcr ist. um Irrwege zu vermeiden, lehrt das Vorhandensein dcS Knuztuü im ländlichen Kreise, der erst überwunden werden must. DaS ist aber auch die einzige Verwicklung in dem verblüffend sorglosen und unproblema tischen Stück, das nichts als eine herzhafte, derbe, holzschnitt- grobe rheinische Lebcnsstudie sein will, deren Echtheit an der Elbe schwer zu kontrolltcren lst. Wir haben nur das Gefühl einer lebendigen Kraft, die hier gewirkt bat, und. es mnst gesagt sein: einer gesunden Kraft, die hier am Werke war. Man sann sich dem Eindruck nicht cnizichen, dasi hier eine unberechncndc Natürlichkeit tn Ausdruck und Mcnschcn- gestaltung gerade einmal all dem Versteckten, Zweideutigen, Lüsternen. Ucberhttzten der Nnterhaltungsdramatik mit derbem Rebcnstockknllppel tnS Gesicht schlagen wollte. Knnst- losigkclt alS Befreiung von Künstelei, Klotzigkett statt Problematik, lieber eine Rüpelei, die lachen macht, alS elne Grübelet, die verstimmt, — so etwa mag Zuckmayers SchafscnSgefühl gewesen sein. Damit ist aber auch der positive Wert dieses Lustspiels sestgcstellt. und eS wäre eine Verirrung, nun hinter seiner nietnfröhlichen Zwanglosigkeit noch irgendwelche tiefere Be deutungen zu suche». ES ist kein literarisches Programmwerk. keine Anweisung aus die Zukunft des deutschen Dramas. D-a- zu ist und bleibt es geistig zu unbedeutend und, im doppelten Sinn, zu ungezogen. DaS deutsche Drama wird auch künftig ohne Geist und Zucht nickt weiter und höher kommen. „Ter fröhliche Weinberg" ist ein haiidsestcs Theoterspicl, wie man es den erholungsbedürftigen Bühnen wünschen kann. Man mag es so zwischen HauptmannS gebrechliche^ Weinberastück „Die Jungfern von Vischofsbcrg" und etwa KadelburgS und Vlumenthals Lnndschafts-NnterhaltiingSstück «Im weißen Rößl". als natiirhasicsieS Zwischenglied einschieben aber für den VrciS. der den Namen Kleist träat. denkt man sich — ohne in die Satzungen zu gucken — doch nur eine dramatische Dichtung, geeignet, die gesunden Realismus und pulsende Lebenskraft mit höherer Geistigkeit und reinerem Zielwillen vereinigt. Was an Behagen und Fröhlichkeit in dem Spiele steckt, ging schon im ersten Akte fühlbar ans die Zuschauer über. Man spürte das gesunde Leben und die humorvolle Tnpcn- zcichnung. Diese günstige Stimmung erhielt sich noch durch den zweiten Akt. Einer Keilerei gefahrlos znznsehen, macht einmal Vergnügen. Aber man verkannte nicht, dast cs eigent lich nicht mehr recht vorwärts ging. Trotzdem gab cs hier noch den lebhaftesten Beifall. Auch die kleinen Anzüglich keiten machten Spaß, denn sic trafen gerecht Juden und Christen, Spießer und brave Leute. Erst im drillen Akt, dessen LicbcSszenen durch zu langes Hin und Her auS der gesunden Unzweideutigkeit in überflüssige, peinliche Zcrrerei auSartcn, regte sich Opposition. Ein sanfter Pfiff und der laute Protest einer einzelnen Gruppe, der Gcgenrufc ent fesselte, drohte den fröhlichen Weinberg zu sprengen. Aber man kam doch unversehrt bis ans hochzeitliche Schweine- schlachten und stimmte dem Ganzen mit langem Rcisall zu. Die Verletzlichkeit durch Derbheiten wird immer verschieden sein,- das Stück selbst ist trotzdem nicht mit Opcrcttenlttstcrn- hcttcn und französischen EhcbrnchSlchwänken gleichzubcwerten. Die Ausführung stand noch nicht aus feste» Füßen. Sie vermochte die Lautheit, zu der die Vorgänge verleiten, noch nicht nbzustimmeii und verwechselte oft Fröhlichkeit mit Lärm. Ihr Vorzug war die angenehme »nd weibliche Haltung der Darstellerinnen, die gerade mit natürlichem Fühlen die erotische Stimmung rein und wurm erhielten DaS gilt für Kläre Harten. Karla Holm und An na liefe Würtz. Ihr anderer Reiz mar die scharfe Zeichnung lustig verbogener Menschlein, so die gltmodlschr. komische Gespreizt heit der Frau Mindssust durch Charlotte Friedrich, die unechte Kindlichkeit dcS Backfisches durch E l t s. Todo- off-Bertram und daS Männcraiiartclt Hossmann, Willi. B enden und Wüsten Hagen, der als Gundco- loch «tue wLnulich kraftvolle Figur bot. St eg fr ie»
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