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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.06.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260617013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926061701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926061701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
- Monat1926-06
- Tag1926-06-17
- Monat1926-06
- Jahr1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.06.1926
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Nr. 27S Sette 2 — »Dreavner Ilachrlchkn* — iu -er Siegel abgaben? Es ist doch eine ganz freche Eskalation auf das schlechte Gedächtnis der Zeitgenossen. wenn die Drahtzieher des Bolschewismus den Sparern jetzt die Fürsten als abzuschlachtende Sündenböcke vorfübrrn, iu der Hoffnung, das» das alles vergessen ist. Vergessen der Sturz Ennos iu de», Augenblick, als HelsfertchS "Rentenmark- plan dem Elend der Inflation ein Ende mache» sollte, ver» gessen die Ablehnnng dieses RettnngswerkeS durch den sozial demokratische» Finainminister Hilserding. dir die aller, schiverüe» Inftanon^opfer erst berdeifülnte. Alle Dementis des „Vorwärts' führe» um diese Tatsachen nicht herum. In der Vergangenheit verschwinde» soll durch die Fürstenhetz« aber auch der unerhörte Raub am deutschen Volksgut in den Veilen »ach der Revolution, wo nach sozialistischen Ein- genandnisten Miliiardeiiwerte an staatlichem Besitz verschoben, verschleudert, verpufft wurden, denen gegenüber der ganze Füistenbesitz ein Pappenstiel ist. DaS Wahlplakat, aus dem der Exkaiser als Sachwalter des Fürstenkonzerns am 20, Juni de'n entrüsteten deutschen Volksgenosse» einen Wechsel irber 2,1 Rttlliarden zur Einlösung präsentiert, soll dem deutschen "Volk doch nur die Erinnerung verwischen, das» cS noch eine» fristlosen Wechsel über 48 Milliarden für ver untreutes Staatsgut an die sozialistische» RevolutionSgröften vorzulegen hak. ES ist wahrhaftig ein groteskes Bild, viele der unglueklicheu Kleinrentner und VnflationSopscr heule Arm in Arm mit den Konnnnnisten und Sozialisten zu sehen, die an ihrer Verarm»»» die Hauptschuld tragen, die auch in Wirklichkeit gar nicht die Absicht haben, ihre bürgerlichen Mitläufer durch neues Unrecht für erlittene Unbill zu rächen, nach ihren» Lehrsatz, der besagt: „Unser Viel ist nicht die Er haltung selbständiger Uleinproduzenten, sondern der Sozialis mus, nicht die Erhaliuna des selbständigen Mittelstandes, sondern die Aufhebung aller Ulanen," Ebenso saUch wie der Gedanke, als ob der Sozialismus der freund des sich durch Fleiß und Arbeitsamkeit heraus- arbeiienden Sparers wäre, in der, die Verarmung durch die Jnftaiion überhaupt gleictiiuietzen mir der Enteignung. Die Not, die dort die Folge der geschilderten Umstände »vor, ist hier der Z w e >1 des Gesetzes. "Niemand denkt auch daran, die Fürstensainilien ftir jene Verluste zu entschädigen, tue sie durch die allg>,:iieinc Verarmung insolge der Inflation erUtlen haben Iu Wirklichkeit liegen die Tinge doch so, das! auch diejenigen anderen Staatsbürger, die nicht den Fürstcn- faniilien angeboren, ihre Sachwerte, vor allein soweit sie i» Grundbesitz bestanden, behalten haben, während den Fürsten- Imliseru die>e Sachwerte beschlagnahmt wurden. Der Kapilalbesitz der Fürstensainilien aber ist ebenso der Jnftaiion veruillen wie jeder bürgerliche Geldbesitz, und eS ist, wie hier schon eingehend dargelegt wurde, gar keine Rede davon, die ,surften i» bezug auf die Aufwertung der Kapilalien irgendwie zu bevorzuge», DaS VorkriegSvermogen des aus 10 Personen bestehenden Hohenzollcrnhaufts betrug 88>, Millioiieu, es ist heute nach der Schätzung dcS preußischen Iinatiztilitiisterlums aus l,st Millionen zusamnieiigeschrnmpft. Hiervon soll nach dem Vergleich das ehemalige Herrscherhaus eine Million bekommen, also nur eine Auswertung vv„'' Proz, a»statt der sonst festgesetzten 25 Proz, Es ist auch erlogen, das, die Hohe»zollern :>o Püllione» verlangen. Der preußische Staat will für diese Summe vom Königshaus 112 000 Piorgen laud und sorstnurftchastlichen P r i v a t besttzes kaufen, deren Wert vorn preußischen Ftnanzmtntster felbft auf 58 Millionen geschätzt wird. Ebenso wtdcrfinrria iß die Behauptung, daß mit dem g«ra«-ten FürstenoermSgen dem Volke aus seiner "Not geholfen wäre. Die Summen, deren Enteignung in Frag« kommt, sind nicht mehr al» »l» Tropfen ans den heißen Stein des mit Milliardenzisfern balancierenden Staatshaushalt-: kein Groschen an SteuerersparntS könnte i»m den Preis der 'Zerschlagung deS Rechtsstaates erkauft, kein Pfennig et«» an Zulagen für die Renten ertrotzt werden. All das, was leicht- glüubigen Leuten von den Segnungen der Fürstenenteignung für sie selbst erzählt wird, ist aufgelegter Schwindel. Anderseits ist es allerdings nicht ausgeschlossen, sondern fc>gar möglich »nd wahrscheinlich, daß nach einem Tieg« de» trockenen Bolschewismus auf dem Wege siber den BvlkSent- scheid diejenigen, die sich jetzt auS Groll und Aergrr ihren kommunistische» Todfeinden in die Arme werfen, auch um den Rest, den sie noch aus -cm Strudel der Inflation gerettet haben, betrogen werden. Wenn auch die Sozialdemokraten ihre wirklichen Ziele vorsichtig verschleiern, sv haben dvch kommunistische Stimmführer, die eigentlichen Urheber des Volksentscheids, aus ihrem Herzen keine Mördergrube ge macht und, wie z. B. Dr. Grclner, offen zugegeben: „Nach den Fürsten kommt eins nach dem andern: denn »aS erstreben wir." Und wer ivagte, daran zu zweifeln, daß nach einem Gelingen des Volksentscheids die Kommunisten vollends die Oberhand gewinnen würden, die sie trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit gegenüber der Sozialdemokratie heute ln der taktischen Führung schon haben? Kein Zweifel, im Ehavs der Präsidenten- und Staatskrise, die einem sieg reichen Volksentscheid folgen müßte, würde von den über mütigen Siegern durch die geschlagene Bresche Vorstoß aus Vorstoß gegen dle bürgerliche Gesellschaftsordnung folgen bis zum endgültigen Zusammenbruch des Rechtsstaates »nd zum Triumph deö nackten Bolschewismus. Der nächste Schlag würde, das wird schon angcdentet, dem HauSbesitz gelten. Sind die Hausbesitzer enteignet und damit ins besitzlose Proletariat lnnabgestvste», so würde dle Zahl derer wachsen, dle das nächste Mal für Streichung der Beamle»r»eiisior>en. das übernächste Mal für Enteignung allen Grundbesitzes und dann für Ent eignung aller Gewerbebetriebe und Geschäfte stimmen würden, Immer neue nach Rache dürstende Massen würden geschaffen, die, selbst an den Bettelstab gebracht, bereit wären, den jenigen alles zu nehmen, die noch irgend etwas ihr eigen nennen. DaS ist der Weg. den die Kommunisten gehen wolle», ans dem sich die Sozialisten, halb hingszogen, halb hingesnnken, niftschleppen lassen. Welcher Kleinrentner, welcher Sparer glaubt im Ernste, das, er von diesem Trümmerhausen eines Staates, den er am Sonntag mit einem Iazeltel zusammen mit den vereinigten Roten herbeifiihrcn will, noch einen Pfennig für AnsioeriniigSzinien oder für SchuldtitelauSlvsung bekommen würde? Die das glauben, müßten hoffnungslose Toren sei». Wenn sie nicht noch einmal die Folgen ihres Handelns überdenken, wenn sie nicht das gereifte staatsbürger- liche Urteil siege» lallen über begreifliche, aber gefährliche, allzu menschliche Geftilile in der eigenen Brust, dann mögen sie hingcben und versuchen, den Teufel beim Beelzebub zu verklagen. Möge ihnen nur nicht zu spät die Erkenntnis kommen, die etwas rauh, aber wahrheitsgetreu schon immer cuigekleidet wird in die Worte: Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihre Metzger selberl Briand übernimmt die Kabinettsbildung. Poincare als FinanMinisler? Paris, 18. Juni. Briand hat den -lustrag zur Bil dung des neuen Kabinetts angenommen. Briand hatte heute nachmittag eine lange Unterredung mit Poinearu am Quai d'Orsay. ES verlautet, daß Poincarö sich dazu bereiterklürt hat. alS Finanzminifter in ein ncneS Kabinett Briand einzuircten. Beim Verlassen des Einsee erklärte Briand, er habe dem Präsidenten mitgeleftt, er werde versuchen, ein Ministe rium ans der Grundlage deS weitestgehenden Znsammen- sch'.uffeS der Fraktionen zu bilden und deshalb deren be stätigte Vertreter ersuchen, angesichts des Ernstes der Lage sich einzig und allein aus den Standpunkt der nationalen Interessen zu stellen und sich zu bemühen, wieder eine normale Finanzlage zu schassen. * lieber die Entwicklung der Dinge im Verlause dcS Nach mittags orieniiert die nachfolgende Meldung: "Paris, 18, Juni. Dem Präsidenten der Republik haben sämtliche zu der Krise bisher zu Rate gezogenen Per sönlichkeiten unter Hinweis auf die wesentliche Mehrheit, die Briand gestern in der Kammer erhalten hat, den zurück- gctretenen Ministerpräsidenten Briand als den einzigen Politiker empfohlen, der für die Bildung des neuen Kabi netts ernsthaft in Frage kommt. Von den vielen Besuchen, die der Präsident Doumergue Iin Lause des heutigen Tages empsangen hat und die alle der Sondierung der politischen Lage dienten, wird der Besuch P o i n c a r < s bei Donmergue am meisten kommentiert. Tie Unterredung Poincar s mit dem Nepublikprüsidciiten war die ausgedehnteste, die Doumergue heute gehabt hat. Poincar« hat beim Veriallen dcS Einsee trotz des stürmischen An drangs der zahlreich versammelten Journalisten sich jeder Erklärung enthalten. Trotzdem ist bereits durch- gcsickert, daß Poincar sich für den Fall, daß die Konstitniernng eines Ministerium» ans breitester Grundlage gelingen sollte, bcreiterkiär» haben joll, gegebenenfalls das Finanzministerium zu übernehmen. Die definitive Entscheidung Poinear- s dürste ebenso wie die BrigndS von der Haltung der für die neue Koalition in Frage kommenden Parteien abliängen, — Skeptisch werden die Aus sichten für ein Eintreten Herriots in das neue Kabinett be urteilt. Abgesehen davon, daß Herriot selbst gelegentlich der letzten Regierungskrise keinen Zwcisel darüber gelassen hat, daß er nur das Portekeii'llc deS Auswärtigen übernehmen wurde, das Briand wohl kaum abaeben wird, scheinen inner halb der radikal-sozialen Partei lebhafte Widerstände gegen eine aktive Zusammenarbeit mit den Parteien der Rechten zu bestehen. Für den Fall, daß -Irland in seinen Bemühungen um die Bildung seines Kabinetts zur Verteidigung des Fran ken scheitern sollten, durste »ach Ansicht der politischen Kreise Herriot der nächste sein, an den sich der Präsident der Republik mit dem Auftrag zur Bildung einer Regierung wenden würde. Herriots Aussichten, ein Kabinett zustande zu bringen, seien aber noch weit geringer, als die BriandS. Man ist überzeugt, daß, wenn Brtaud scheitert, die Krise einen nn- gcwühnlichen Eharakter aniichmen und sicherlich von beträcht licher Dauer sein würde. Tie gemäßigte Presse steht der Bildung eines neuen Kabi netts Briand unter Einschluß Pvincaräs durchaus sympathisch gegenüber. Briand, io schreibt der „Temps", hatte gestern die Wahl zwischen der Ernennung eines neuen Finanzministers und dem Gcsamtrückiriit des Kabinetts. Daß er sich zu letzterem Entschluß ausrafste, ist ei» neuer Beweis seiner poli tische» Umsicht und Klugheit. DaS neue Ministerium muß end gültig eine politische Entspannung herbeiführe». DaS Parla ment muß den finanziellen Notwendigkeiten des Augenblicks feine politischen Differenzen zum Opfer bringen. Ein fest um- risseneS finanzielles und wirtschaftliches Programm, eine ent- schlvllcne Regicrnna und eine stabile Mehrheit sind die drei wichtigsten "Voraussetzungen für die rasche Beilegung der finanziellen Krise, Bon den Linksblättern behauptet „Pa r ! s S o 1 c". daß der Rücktritt Briands nichts weiter als ein vorübergehender Rück zug sei. Der Ministerpräsident will den Nachweis für die Un möglichkeit der Bildung eines auch nur angehenden nationalen .Kabinetts erbringen. Günstige Wirkung auf Ven Frankenkurs. Paris, Ul. Juni. Die Hoffnung aus das Zustandekommen eines starken KvnzentrationSministerinmS hat das weitere Abstürzen deS Frankenkurses Einhalten lassen. So konnte daS Pfund, daS nach mannigfachen Schwankungen an der Börse mit 171,8 gegen 175,45 gestern schloß, In den Nach- mittagöstnnden auf 167 zurückgehen. Die Mark, die gestern mit 8,58 Franken bezahlt wurde, und beute an der Börse mit 8,48 notierte, sank im Abendverkehr der Banken unter 8,20 Franken für 1 Reichsmark. Der heutige Schlußkurö für das Pfund Sterling war 187,50, der für den Dollar 34.40. Vorwürfe gegen die Dank von Frankreich. Schwerer Konflikt im Sachverständigenkomitee. Paris, 18. Juni. Nach dem „Qnotidien" ist gestern im Sach verständigcnkvmttce ein schwerer.Konflikt entstanden. Professor R i st von der Sorbonne verlangte, daß die Bank von Frankreich angesichts der neuen Devisenhausse ihren Goldbestand einsetze. Der Vizegonverneur deS Noten- iiistiints, Picard, prvte stierte ans das entschiedenste und erklärte im Verlauf eines heftigen Wortwechsels, daß er sich aus dem Komitee zurückziehen werde. Nach dem „Matin" ent hält daS D e m i i i i o n S l ch r e i b e n des Finanzministers P^ret einige wenig freundliche Ausdrücke ftir bas Sackocr- ständigenkomiice und ziemlich scharfe Vorwürfe gegen die Bank von Frankreich. Tie „Liberte" teilt über die Meinungsverschiedenheiten innerhalb des FinanzsachverständigenaussclnisieS mit, daß die Mehrzahl der Sachverständigen für die Einsetzung des Gold bestandes der Rank von Frankreich bei der Stützung des Franke» cingctrctcn fei. Dagegen hätten sich der Vizepräsi dent der Bank vvn Frankreich, Picard und Professor Zeze ausgesprochen. Außerdem sei der Finaiizminister, alS er von dem Sachverständigenallsschuß die Ermächtigung zur Aus nahme eines Kredites im Auslände forderte, der durch die Bank von Frankreich garantiert werden sollte, aus Wider stand gestoben. Die Bank vvn Frankreich scheine eine der- artige Beraulwortung nicht übernehmen zu wollen. Der kleine Porleiiag der Radikalen. Bedenken gegen daS amerikanische Schnldcnabkommen. Paris, 18. Juni. Der kleine Parteitag der Radi kalen wurde heute nachmittag 4,30 Uhr mit einer Ansprache deS Kammerpräsidenten Herriot eröffnet, der die Teil nehmer zur strengsten Beobachtung der Parteidisziplin auf forderte, da diese unter den gegenwärtiaen Umständen be sonders geboten sei. ES wurde dann die Wiederaufnahme des 1924 ans der Partei ausgefchloffencn jetzigen französischen Boischasicrs in Angora, Sarrant, einstimmig beschlossen. Weiter wurde eine Entschließung vorgelegt, die die Rati fizierung deS französisch-amerikanischen Schuldenrcgclungs- abkommcnS enthielt unter dem Vorbehalt, daß Frank reich den Vereinigten Staaten und England nickt mehr zu zahlen brauche, als eS selbst von seinen europäischen Schuld nern empfange und daß. falls Meinungsverschiedenheiten aus treten sollten, ein Schiedsgerichtsverfahren Platz zn greisen habe. — Ter Abg. Maloy erklärte, daß die Ratifizierung dieses Abkommens Frankreich in die wirtschaftliche und poli tische Knechtschaft Amerikas bringen würde. ES sei also not- wcudia, daS Abkommen vvn Grund auf u m z u a r b e i t e n. Nach längerem, zum Teil heftigem Meinungsaustausch wurde schließlich mit sämtlichen gegen drei Stimmen die Re solution dcS Berichterstatters, betreffend die Ratifizierung deS Washingtoner SchnidcnrcgelnngSabkommcnS an genommen mit dem vom Abg. Malvy cingebrachten Zu- sahantrag. Neue Wohnunasbeschlagrrahmen in Trier. Trier, 18. Juni. Die Besatzungsbchörde hat angeordnet, daß sämtliche srciwcrdenden Wohnungen der Bcsatznngsbehörde gemeldet werden, damit sie darüber »er lügen könne. RrncrdingS wurden von den Franzosen els Wohnungen beschlagnahmt. Auch die Wohnnng lm Dienstgebände der staatlichen Domänenverwaltung ist neuer dings beschlagnahmt worden. jL.»U.) Donnerstag, 17. Zvnl 1S2s Um -ie Nachfolge Kempners. 1V. Juni. Sine Berliner Korrespondenz teilt» gestern mit, daß brr Ministerialdirektor Ritter im ReichsarbettSmintstertum »um Nachsoiger des Staats sekretärs Kempner tn der Reichskanzlei ernannt werde» solle. Demgegenüber wird von amtlicher Stelle feftgestellt, daß man zwar mit einem Wechsel aus diesem Posten rechne» könne, baß alle» weitere aber von der Entwicklung der Dinge nach dem 20. Juni abhäng«. Es sei auf leben Fall ver. srüht, schon setzt Namen zu nennen. Herr Ritter kommt jedenfalls nicht tn Betracht, und die Nennung seine» Namen beruht auf Kombinattonen. Für Einhaltung -es Drolgewlchles. Berlin, IS- Juni. Der wirtschattSpottrische Ausschuß -eS vorläufigen ReichSwirtschaftSrat» nahm den Bericht de- Arbeitsausschüsse» zur Beratung des Entwurses eines Ge- sebes zur Aenderuug der Gewerbeordnung ent- gegen. Der Entwurf will die obersten LandeSbebörden er- mächtigen, -te Bäcker z» zwingen, nur Brote vonbe. sttmmtem Gewicht zu backen, »nd dieses Gewicht durch einen Stempel aus die Brote aufzndrücke». Der Ausschuß beschloß einstimmig, der Regierungsvortage die Zustimmung zu versagen »nd der ReichSrcgierung zu emvsehlcn. den Verbrauchern stet» eine rechtzeitige und klare Unterrichtung über das Brotgewickt zu verschaffen und das Gewicht wie die Qualität dcS Brotes vor Verschlechterung zu bewahren. Die Besprechungen im Reichskodinell. Berlin, 18. Juni. Die Besprechungen deS Reichskanzlers. deS ReichswirtschaftS- und deS ReichSernahrungSministerv mit Vertretern der Regierungsparteien über den deutsch, schwedischen Handelsvertrag führten noch nicht zu einem endgültige,i Abschluß und solle» am Montag fortgesetzt werden, nachdem der deutsch-schwedische HandelSnertrag tn der Reichstagssitzung am Montag die erste Lesung passiert hat. Von den Regierungsparteien wird besonders Wert darauf ge. legt, daß eine Differenzierung zwischen Braugerste und Kutter, gerstc einiritt, in der Weise, daß die Zollsätze für Futtcrgerst« wesentlich niedriger gehalten werde» als die für Braugerste. Berlin. 18. Juni. Zu der benligen Besprechung der Reichsregierung mit den Vertretern der Regicrungsparteteu erfahren wir noch fvlgendeö: Von seiten der "Regierungsparteien waren zu dieser Be. sprcchnug anher dem Reichskanzler und dem Eriiährnngö. minister auch nvch der ReichSivirtschaslsmftiister CurtiuS anwesend. Während man in der vorigen Woche in den Kreisen der Regierungsparteien noch gehofft hatte, in den strittigen Fragen vor der ersten Lesung des deutsch-schwedischen Handelsvertrages im "Reichstag am Montag zu einer Eini- gmig zu komme», mußte man heute erkennen, daß sich dieser Einigung schwer überivindliche Schwierigkeiten entgegen» stellen. Im Zusammenhang mit dieser Besprechung wurde auch die ganze Frage der Gestaltung der ganzen deutschen Zollpolitik aufgcwvrsen. Naturgemäß gingen hier wieder die Meinungen erheblich durcheinander. So traten heute di« Demokraten vor alle», dafür ein, die Futtermittclzvllc herab, znsetzen, was im Interesse der sogenannten verarbeitenden Landwirtschaft, also Ser mehr Viehzucht treibende» Landwirte, liege. Auch über die Frage des sogenannten Pslasterzollcs, der im deutsch-schwedischen Handelsvertrag eine nicht geringe Rolle spielt, ist eine Verständigung noch nicht erzielt worden, ES ist bekannt, daß bei der Behandlung dcS deutsch-schwedischen Handelsvertrages im RcichSrat der sächsische Gesandte Dr. Gradnauer den Vertrag zwar nicht abgclehnt, aber dvch auf die schweren Schädigungen HInwieS, die der sächsischen Pftastcrstecnindnstrie entständen. Sine Beslechungsassäre bei der Berliner Polizei. Berlin, IS. Innt. In der letzten Zeit mehrten sich die An. »eichen dafür, daß mehrere Berliner Lokale, so daS Restaurant Schall und "Ranch im Großen Schauspielhaus und das Cafs "National die Polizetstuiide umgingen. Es entstän de! Verdacht, daß B e st c ch u n g e n von Polizeibeamtcn in größerem Umfange vorgekommcn waren. Wie die „Voff. Ztg." mittcilt, bat sich dieser Verdacht als begründet heraus- gestellt. Tie Inhaber dcS Restaurants Schall und Ranch wurden verhaftet. In de» beschlagnahmten Büchern wurde ein ständiger Posten „Aufwendungen an die Polt, z e i" feslgestcllt. Achnlichc Zustände wurden bei einer Kon trolle des EaföS National ansgedeckt. Acht Ober- und acht Untcrwachtmcister der Schutzpolizei find tn Haft genommen worden, Der soziallsllsch-faschistische Zwischenfall in Gens. Meinungsaustausch zwischen der italienischen «nd der schweizerischen Regierung. Basel, 18, Juni. Zwischen der italienischen und der schweizerischen Negierung findet gegenwärtig ein Meinungs austausch über den sozialistisch faschistischen Zwischenfall in Genf vom vergangenen Freiing statt. Schwcizerischcrseits wird darauf htngcwiefcn, daß die eidgenössische Polizei nicht in der Lage sei, solche Versammlungen, wie diesenigen im Gemeindehaufe von Genf, zu verhindern, da dieses "Recht ausschließlich den Kantonen zustehe. Gewiß seien die ersten Tätlichkeiten von den Sozialisten erfolgt, doch hätte es tn der Freiheit der Faschisten gelegen, der Versammlung s e r n z u b l e i b c n. wodurch Zwischen- fälle auf scdcn Fall vermieden worden wären. Die „Neue Zürcher Zeitung" betont zu dieser Angelegenheit mit allem Nachdruck, daß Rede- und VcrsammlungSfreiheft in einer wirklichen Demvkratie gewahrt bleiben müßten. Die Genfer Faschistcnfcktton habe durch den italienischen Generalkonsul dem Polizcidcpartcment Gens mitgetetlt, daß eine Gruppe non Faschisten an der Versammlung teilnchmen werde, um festzustcllen, ob tn Nebereinstimmung mit den Schweizer Ge setzen und der Schweizer Tradition die Richtlinien einer guten Freundschaft zivischen Italien »nd der Schweiz befolgt würden. DaS Blatt fragt: Will dergestalt der Faschismus als Hüter schweizerischer Gesetze und Wächter über die guten Beziehungen zwischen Italien und der Schwei, erscheine»? Es geschieht nicht zum erstenmal, daß Delegierte von Kon- ferenzen, die tn so großer Zahl am Sitz des Völkerbundes stattfinScn, sich an Manifestationen beteiligen, ES wäre nicht unangebracht, wenn diese Delegierten nicht nur auf die Rechte, die ihnen zustehcn, sondern auch auf dle Pflichten auf merksam gemacht würden, dle darin bestehen, von politische» Manifestationen der Schweiz sich vollständig fernzuhalten. Die von dem Anwalt de» Anarchisten Dronchet, der zwei Revolvcrschüssc auf die Versammlung ahgnb, verlangte Frei lassung seines Klienten ist vvn den UnlersuchungSbehörde» abgelchnit worden. Die ungarische Regierung verlang! Beslrasuug Iwan Se Fuslks Basel, 10. Innt. Die ungarische Negierung hat nun» mehr bet dem Schweizer BundcSrat die «crichtliche Ver folgung deS Ungarn Iwan de Justh wegen Mißhandlung des Grasen Bctblen beantragt. Der BnndeSrat hat vom BnndeSanwalt einen Bericht elngcsordert »nd wird aus Grund dessen über eine eventuelle Einleitung des Strafvcr» fahrenS und die Zuständigkeit des Gerichtes Beschluß fassew Austritt Chinas und Persiens aus dem Dölkerbunö? Paris, 10. Jnni. Nach einer Meldung der „Chicagt Trtbnne" steht der AnStrftt Ebinas ans dem Völkerbund bevor. Der Grnnd sür diesen Schritt ist die Unznsriebendeit EhinaS über die Gleichaültigkeit deS Völkerbundes geaenüber den chinesischen Ansprüchen. Auch bei Persien sind An zeichen vorhanden, dem Beispiel EhinaS zu folge«.
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