02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040413024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904041302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904041302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-13
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An lündiaunaen aut der Privalteilc ckeüe LS Pi,.: die 2ivain,eÜeile ausTer! teile so Pt,.. alL 8>n,elandl .-teile so Pi,. In Nummern «ach Soi»i> und steter tagen 1 Gallige Grundzeile so Pt,., aut Privaiieite ao Pi, . rtvaliige Seile aut leiliene und alz ikmgeiaiidi so Pi,. AuowLriige Aiii. trage nur gegen Borausdeialilung. Belegblittier werden mit io P„. berechnet. sternlvrechanlchluz: «lmt I «k. u und Nr. rosa. 8scc0'/llirvge ^ l'slelorb«»Lveloe>(8 ^ Glennen« Westen "L' Lodvrl Lunr« chmlv» »lUM»» »««I» «»»». ch«u»«el»»r UN»! verölt.eteee dttoir«. »: LlUALU tditemnrlit — Nr. 10 k. küikill: Nr,teste Drahtbertchte. Sienogravhenverrin -Fortschritt". Gemerbeverein, Affäre Hupfrld-v. Ompteba. ruisisch-iapanilche Krieg. Au» dem Jugendlcbe» eines rliemnliaen Meißner Fürnenschü-ers. Der Mittwoch, i?;. 'April 1L>1>4. Neueste Drahtmeldnngen vom 12 April. Lu« rusflfch'iavauischen Krieg. Port Arthur. Muss. Telegr.-Mentur.) In der Nacht vom 10. traf Großfürst Bort» Wladiimrowitsch hier ein. — In der (russische»! Osternacht wurde allgemein ein An griff der Japaner erwartet. Admiral Makarow brachte die Osternacht m einem Wachtboote zu. Der Ostersonntag ver lief aber ruhig. Dir Truppen verlebten das Fest auf ihren Positionen in gehobener Stimmung. Heute kehrte unser Ge schwader, au» allen großen Schlachtschiffen und den Torpedo booten bestehend, von einer Kreuztour in den Hafen zurück. Tokio. Die au» russischer Quelle hrrrührende Anklage, daß die japanischen Truppen bei Tschöndschu da» Privilegium der Roten Kreuzflagge mißbrauchten, indem sie Zu- flucht in einem zu einem Hospital eingerlchteten Hause gesucht hätten, wird hier in Abrede gestellt, indem erklärt wird, diese Erfindung beabsichtige, die Japaner in den Augen der Welt zu verunglimpfen. Eine amtliche Nachforschung nach diesem Ge rücht ergab, daß die Japaner eine Verbandstation hinter ihrer Feuerlime eingerichtet hatten und diese nur benutzten, um die Verwundeten zu pflegen. BlagoweschtschenSk. Ein Schneesturm beschädigte in der Osternacht di« Telegraphenlinie Blagoweschtscheiisk— Chabarowsk. P «tropa n lo wSk. Die Einberufung der Landwehr der ersten Kategorie des sibirischen Militärbezirks ist bis zum 14. Juni verschoben worden, um die Aussaat zu ermöglichen. Malta. Der Deutsche Kaiser begab sich heute vor mittag an Land und sab den llebungen an den Feibgelchützen und den gymnastischen Hebungen der Mairoien zu. Der Kauer nahm sodann dir neuen Docks und den Wellenbiecher in Augenschein und frühstückte tm Landhause des Admirals Domville. Es besteht die Absicht, hente abend ,0 Uhr nach Syrakus zu mehilägigem Aufenthalt in See zu gehen. Berlin. In der heutigen Sitzung deS Bundesrats wurde der Antrag Preußen mit dem Entwürfe eines Gesetzes, betr. die Wetten bei öffentlich veranstalteten Pferderennen den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Diesen wurden ferner über- wiesen di« Vorlagen betr. 1. die allgemeine Rechnung des Reichs- haushaltsetatS für daS Jahr 1900. 2. drei Abkommen über daS internationale Privatrecht vom 12. Septbr. 1902, 3. die Er gänzung der Nummer 35 6 des Antrags S zur Elsenbahn verkehrsordnung. betr. die Beförderung von Patronen aus Rrchorit II um» II», 4. die Uebersichten der Einnahmen und Ausgaben für daS ostafrikanische und südwestafrikanische Schutz gebiet für das Rechnungsjahr 1901. Eine Mitteilung, betr. den Bericht über die Tätigkeit der Reichslimeskommission wurde zur Kenntnis genommen. Berlin. Dem Abgrordnetenhause gingen ffinl wasierwirtschastliche Gesetzvorlagen zu Vier davon betreffen di« Borflntsraaen. dir 5. die SchiffahrtSanlagen. Die 1 Vorlage betrifft daS Hochwasser der Oder. Havel und Spree; die 2 führt den Titel .Gesetzentwurf betreffend Maßnahmen zur Verhütung von Hochwasse,ge»nhren in der Provinz Ära »den bürg und im tzavelgebiet der Provinf Sachsen" und behandelt auch die brandenburaischen Strecken Lausitz und Bober; der Ausbau erfolgt durch die beteiligten Provinzialoerbände alS Bauherren, jedoch übernimm« der Staat die Banaussüdrung kür be,en Rechnung DI« 3. Vorlage betrifft die Maßnahmen zur Regelung der Hoch wasser», Deich- und VorsiutverhSlinisse an der obrien und mittleren Oder. Die Geiamlkosten des Planes werben 60 Millionen nicht übersteigen. Die 4. Vorlage behandelt die Freihaltnng des Nebrr- schwemmungSgebieteS der Wasierläufe. Diese Vorlaae soll im wesentlichen für den ganzen Umfang der Monarchie erlassen werden und entbält die Bestimmungen zur Fieihallung aller dem Hoch- wafferabstuß schädlichen Veranstaltungen aus drin Ueberichwrm- mungsgebiete der Wasserläufe nnd auf den Wasserläuirn leibst Die 5 Vorlaae besteht in einem Geirtzeniwurs betreffend Her stellung und Ausbau vo» Wasserstraßen. Gefordert werden 1. für Herstellung eines SchiffahriskanalS vom Rhein nach Hannover 197 150 000 Mk.; 2. für Herstellung eine» Großlchiffnhrtsweaes Berlin -StettinWasserstraßeBeilin-Holiensatten) 43»OOOOOMk.: 3. lür Berbesseruiig der Wasserstraße zwilchen Oder n»b Weich el, sowie der Schisfahrtsstraße der Warthe von der Mündung der Glotzer Neige und iür die Strecke von Breslau bis Fürlierrberg a. O 18950 000 Mk. Zulammen werden also gefordert 280275 000 Mk. Köln. (Priv.-Tel.j Die „Köln. Ztg." schreibt zum Wort laut der englisch-französischen Abmachungen über Aegypten und Marokko: Von besonderer Bedeutung sei die Er klärung bezüglich der Handelsfreiheit und gleichen Behandlung ihrer Staatsangehörigen betreffs des Zoll, und Eisenbahntarifs. Das Blatt sagt: Auch die durch ihre wirtschaftlichen Interessen an der Entwicklung Marokkos, sowie Aegyptens mitbeteiligten Mächte müßten chr Augenmerk darauf richten, Laß auch ihnen eine allgemeine Sicherung ihrer Handelsfreiheit gewährt werde. Art. 8 bezüglich des Verbots der Errichtung von Befestigungen auf der Küstenstrccke von Melilla bis Sebu sei besonders von internationaler Bedeutung. Es sei zu beachten, daß England und Frankreich nicht von einer Neutralisation dieses Küstcnteils, besonders von dem wichtigsten Punkte Tanger, spreche. Bochum. Wie der „Märk. Sprecher" meldet, kamen hier drei Pockenfälle, sowie ein pockenverdächtiger Fall vor. Das Generalkommando ordnete für den Stadt- und Landkreis Bochum den Ausfall der Kontrollversammlungen an. Trient. In Mezzano im Sulztale wurden durch eine Feuersbrunst zwei Kirchen und 20 Häuser zerstört. Zwei Menschen büßten dabei das Leben ein. Paris. Mehrere Generalräte beschlossen in ihrer gestrigen Eröffnungssitzung eine Glückwunschadresse an den Prä sidenten Loubet, in der zum Ausdrua gebracht wird, daß durch das englisch-französische Abkommen der Friede in Europa gesichert und Frankreich die Möglichkeit geboten sei, sich demokratischen und sozialen Reformen zu widmen. Einige Generalräte beschlossen auch eine Vertraiienskundgebung für das Ministerium. Einzelne Äeneralräte erhoben Einspruch gegen die Entfernung der Christus Kilo er und der Kruzifire aus den Gerichtssälen. Ter Gcneralrat der unteren Loire, der in Nantes tagt, beschloß, daß das Christusbild vom Schwurgericht in Nantes in den Sitzungssaal des Generalrates gebracht und dort aufgehängt -werde. In Rennes forderten zahlreiche Advokaten die Bevölkerung auf, aus Anlaß der Entfernung der Kruzifixe aus den Gerichtssälen einer feierlichen Sühnenmesse beizuwohnen, die vom Kardinal Laborö celebriert werden soll. Paris. Das Gerücht, daß Oberst Marchand dem Ministerpräsidenten, der zur Zeit den Kriegsministcr ver tritt, sein Entlassungsgesuch eingereicht habe, wird von einzelnen Blätter» als unrichtig bezeichnet, von anderen dagegen bestätigt. Der „Figaro" erzählt, daß der russische Militärattache und der russische Botschafter in Paris sich eifrig, aber vergeblich bemüht Kälten, Marchand die Erlaubnis auszuwirken, im Hauptquartier oer Russen in der Mandschurei den militärischen Operationen zu folgen. Der Kriegsministcr hat die Erlaubnis unter dem Hinweis daraus verweigert, daß bereits eine französische Kom mission nach dem ostasiatischen Kriegsschauplätze abgegangen sei. Madrid. Bei einer hier abgehaltcnen religiösen Pro zession veranstaltete eine große Anzahl von Antiklerikalen Geaenkundgebungen unter Hochrufe» auf das Heer. Als einige Schüsse fielen, bemächtigte sich der Menge eine Panik. Die Veranstalter der Kundgebungen warfen mit Steinen nach dem Hause des Bürgermeisters. Die Polizei gab darauf Feuer und verwundete mehrere Personen. Es wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen. Cattaro. Behufs einer Kontrolle über die AuSWan- derer war vor längerer Zeit eine Paßrevision durch die Gen darmerie an Bord sämtlicher von hier nach dem Auslande ver kehrenden Dampfer verfügt worden. Die Kommandanten der italienischen Public-Gesellschaft protestierten in der letzten Nacht gegen die Paßrevision durch die Gendarmerie. Am 7. d. Mts. verweigerte der Kommandant des Dampfers „Maifetta" der Gendarmerie den Zutritt. Als diese den Zutritt erzwingen wollte, ließ der Kommandant vor der Schiffsbrücke die italienisch« Fahne aufhissen. Auf Aufforderung der Gendarmerie wurde die Fahne durch die Schiffsmannschaft entfernt, worauf die Paßrevision ohne Anstand erfolgte. I London. Den „Times" wird aus Niutschwang vom 1 8. d. M. gemeldet: In der ganzen Südmandjchurei sind durch starke Rcgenfälle die Eisenbahnen überschwemmt und die ' Straßen unwegsam gemacht. Die Fcldtelegraphen sind unter brochen. Der Verkehr durch das Land ist lahm gelegt. Simla. Der Oberbefehlshaber der indischen Armee, Lord Kitchener, bat einen Tagesbefehl erlassen, in dem er seine es mit jedem Feinde, mit dem sie es zn tun haben könnte,.auf- zunehmen. Das Heer müsse ein System der Ausbildung für den Krieg, das den heutigen Umständen arraepaßt sei, befolgen und veraltete Uebcrliefcrungen fallen lassen. Der Befehl führt sodann verschiedene Aenderunacn an, die General Kitchener zu den ge- dachten Zwecken einznführen beabsichtigt. Er betont die Not- Wendigkeit, einen gründlich ausgebildeten Gcneralstab zu besitzen, und kündigt an. daß demnächst eine Anstalt zur Ausbildung von Generalstabsoffizieren in Indien errichtet werde. OertlicheS nnd Sächsisches. Dresden. 12- Avril. —Dem Verlagsbnchhändler Grnnow in Leipzig wurde das Ritterkreuz 1. Klasse des Aibrechtsordens verliehen. —* Am 9. August d. I. sind 50 Jahre verflossen, seit König Friedrich August ll. von Sachsen durch einen Sturz aus dem Wagen in Brennbichl bei Imst im Oberrnntalc den Tod fand. Am Todestage wird von einigen sächsischen Patrioten rm Weiler Brennbrchl eine kleine Errirrrerrrngsserer abgehalten werden. An der Stelle, wo König Friedrich August das Unglück ereilte, wurde bekanntlich vom sächsischen Hose rm Jahre 1855. eine Gedächtniskapelle errichtet. Im Gasthause in Brennbrchl wird noch das Zrmmcr und das blutbefleckte Bett gezeigt, wo der König seinen Geist ausgab. —" Vom 18. April ab sind rm Verkehr mit Trans- kaspien (asiatnches Rußland) Postpakete unter denselben Be dingungen wie »ach dem europäischen Rußland zugelasien. —* Auch in diesem Sommer werden Sonderzüge zuer- mäßigterr Preisen von L e i v z i g nach Hamburg, Kiel »sw. abgklassen werden. A s VerkebrStnge sind in Aussicht genommen der 2l Mai iPsiiigivonnabend). 2 Juli, 15. Juii. 16. Juli und 15. Auaust. Mit Ausnahme des Zuges am 21. Mai werden Anschiußrückialirkarlen auch in Dresden zu diesen Zügen nach Leipzig ausgegeben. —* Am 4. April feierte Herr Direktor Mackatsch, Leiter der 27. Bezirksschulc, sein 40jähriaes Amtsjubiläum. Beim Beginn des neuen Schuljahres versammelten sich das Lehrerkollegium und die Schüler der oberen Klassen im Prüfrrngs- ' " Nach einleitendem die großen ... ... ... anaen Zeit erworben habe. Vor allem feierte er den Gerechtigkeitssinn, den unermüdlichen Eifer, die Freundlichkeit und Liebe, die er Lehrern und Schülern gegenüber jederzeit an den Tag gelegt habe und schloß mit dem Wunsche, Gott möge den Jubilar noch viele Jahre körperlich und geistig frisch erhalten zum Wähle der Schule und seiner Familie. Im Anschluß hieran ersolgte die Beglückwünschung des Herrn Lehrers Röhger, der diese Ostern auf eine ebenfalls rcichgesegrrete 25jährigc Amtstätigkeit zrrrückblickcn konnte. Gesang schloß die einfache, aber würdige Feier. Beide Jubilare wurden vom Kollegium durch sinnige Geschenke geehrt. —* Das Jubiläum des 50jährigen Bestehens der Buch druckerei F. Lommatzsch am 7. April und das auf den 10. April fallende 50jährige Berussjubiläum des derzeitigen Be sitzers der Druckerei, F, A. Schröer, haben dem letzteren Ehrmiacn und Auszeichnungen rn -großer Anzahl gebracht. Unter den vielen telegraphischen und schriftlichen Beglückwünschungen befanden fick ehrende Schreiben des Rates zu Dresden, der Beamten des Bcrsorghauses, der Gewerbekammer Dresden, des Allgemeinen Dresdner Handwerkervereins, der Lehrerschaft der Buchdrucker- Fachschule, diesiger und auswärtiger Innungen, der Prcuhker- Lrtstturrg zu Großenhain, des Gauvercins Dresden vom Vcr- Krmst und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der König!. Hof- ibeater. Der Vorverkauf zu der nächsten Donnerstag, den !4. Avril, außer Abonnement zum ersten Mal in Szene gehen den Vorstellung „Rose Bernd", Schauspiel in 5 Akten von G. Hauptmann, mit Frl. Serda in der Titelrolle, Frau Bleib treu als Frau Flamm, Herrn Müller als Bernd, Herrn Stahl al» Christoph Flamm, Herrn Froböse als Streckmann, Herrn Renö als Keil, beginnt Mittwoch, den 13. April, vormittags 10 Uhr, an der Kasse des Schauspielhauses. — Die 15. Wieder holung von Hebbels „Herodes und Mariamne" mit Herrn Wiecke als Herodes und Frau Salbach als Mariamne findet Freitag, den 15. April, statt. An» dem Jugendleben eine« ehemaligen Meissner Fürste rifchnlers. Am 4. Oktober 1810 war mein Rezeptionstag. Wir logierten wieder bei Friedrichs, d. h. in dem späteren sogenannten Elbschlößchen in Cölln: am Lage vorher ward ich dem Rektor angemeldet und vorgestellt. DaS war der alte berühmte Tzschukke, der Herausgeber der „Strabo Pomponius , „Cornel", usw., ern echtes Exemplar der Scholarken deS vorigen Jahr hundert, mit Stutzperücke und in schwarzer Eleganz bis auf die großen Schuhschnallen herab. Obwohl er von einem Falle, den er einst, wie die Rede unter den Schülern ging, in jüngeren Jahren »ach einem lustigen Gastmahl getan, hrnkie, so war er doch immer noch ein schöner, ansehnlicher Mann mit geistreichem Gesicht und voll jener pädagogischen Spähe, die der pedantischen Steifheit so wenig Eintrag tun, wie ein gnädiger Blick der Majestät eine» Kurfürsten. ,,Nu' komm' Er nur her!" sagte er. mich bei der Hand fassend und mir mit der anderen den Kopf aufrichtend. „Er hat etwas Griechisches im Auge und einen rchischen Namen: komm' Er nur her zu uns, wir haben ganz« Schüsseln voll Griechisch und Lateinisch." Meine ^ geistreich« Herr sogar in mir ausstieg, er morgen aber, wenn die Klausur hinter mir zrrgefallen, werde ein ganz anderes Ge- sicht arrftesteckt werden. Ernstlich aber beuurubigte mich der Umstand, daß mit mir. zugleich ein anderer, bedeutend älterer Novizius rezipiert werden sollte, der sich mit mir zugleich prä sentierte. schon auf drei Schulen gewesen war sich war auf keiner!!, einen Kops länger als ich und vier Namensvettern auf Afra hatte; er wurde später unter uns nur „Die lange Quinta" ge nannt. So ging ick denn am anderen Morgen, dem gefürchteten 4. Oktober, früh 9 Uhr, mit klopfendem Herzen auf dus Rektorat, wo ich meinen Nebenbuhler schon vorfand. Es wurde unS ein kurzer deutscher Aussatz diktiert, den wir bis 11 Uhr ins Lateinische zu übersetzen hatten, und zwar ohne Wörterbuch und Grammatik. Ich machte mich still an mein Werk und war recht bald zur Hälfte fortgeschritten, als ich zu meinem Befremden bemerkte, daß mern langer Schatten neben mir noch immer nicht ongc- fangcn hatte. Es war das erste Wort, was ihm Skrupel machte, ob eS ut oder guock heißen müsse. Ich hatte instinktnräßig guock geschrieben, er aber fand es wahrscheinlicher, daß es ut heißen müsse, und konsultierte mich darüber, als der Rektor einmal auf einige Minuten den Rücken wandte. Triftige Gründe für das cruock hatte ich auch nicht: es blieb bei dem ul, und in Betracht feines Alters, seiner Körperlängc und seiner drei Schulen korrigierte ich nun gleichfalls mein richtiges guock heraus und daS falsche ul hinein — der einzige Schnitzer den ich, wie sich nachher ergab, in meinem Specimen hatte. Um 11 Uhr zogen wir, unseren Joliobogen in ver Hand, mit dem Rektor in die Schule hinein, wo sich inzwischen, während der Cötus ins Cönakel vorbeidefilierte, das Schulkollegium in der Rezeption»- und Gerichtsstube, der damals sogenannten Censrir, versammelt hatte, wo auch die Väter zugelasien waren. Nächst dem Rektorpräsidenten faß der Konrektor K., ein halb moderner, aber noch immer wesentlich vorzeitiger, schwarzer Schillherr, ohne Perücke zwar, aber weiß gepudert, mit hartem, rundem, ausdrucks losem Gesicht, aber Hellen, blinzelnden Augen. Sodann der Tertius H.. ein modern gelleideier, schwarzkopsiger, etwas vor- nehmer Mann; sodann der Quartils W., ein eleganter, freund licher, jüngerer, aber kränklicher Mann, zu dem man gleich Vertrauen fassen konnte, und endlich der Mathematikus L., dem man es gleich ansah, daß er uns zuletzt mit seinem Pensum nicht viel mehr Schaben tun werbe. Das mündlich« Examen begann, und eS schien alles so ziemlich gut zu gehen; aber das Meiste kam doch auf die Vergleichung mit meinem langen Nebenbuhler au. So lang er war, io kurz war sein Specimen geblieben, er war kaum zur Hälfte fertig geworden: das hob mich auf einmal hock über ihn empor — einen, und zwar ihn, mußte ich wenigstens unter mich bekommen. Wir traten ab. Nach einer kurzen Be ratung hotte ich die beseligende Gewißheit, der Zweite auf der vorletzten Dekurie sder sogenannten Ledcrbank! zu sein, H. ward ultimrrs riltiiNoruin auf der Pechbank. Nun waren alle Steine von der Brust abgewälzt. Fünf oder sechs gebirgische Freunde, meine künftigen Stubengenossen, darunter auch mein Vetter Fritz, und mein Stubeninspektor, der Primaner K., wurden freigebetcn und folgten uns in den Gasthos zum Hirsch, wo ein fröhliches Mittagsmahl unserer wartete. Mein „Verleger" war der Kon rektor K., d. b. derjenige, der eine klcme Summe vorausbckam. um damit gegen sogenannte Verlagszeltel meine kleinen ökono mischen Bedürfnisse zu bestreiten und nebenbei eine gewisse Spezialaussicht über mich zu führen — eine Einrichtung, die, so wie die des Stubeninspekiors, der zugleich Repetent und Privat lehrer der ihm anvertrautcn Untcrlcktioncr ist, zu den zweck mäßigsten gehört, die die Fnrstcnschule charakterisierten und höchst wohltätig wirkt, wenn die Wahl alücklich und die Ausführung gewissenhaft ist. Um 8 Uhr schlug sie Trcnnungsstunde; mit den klebrigen eilte ich zum Abendgebet nach der St. Afra hinauf. Gemeinschaftlichkeit erleichtert alles, »nd wie schneidend auch der Kontrast war zwischen der hinter mir liegenden Freiheit in der heimischen Gebirgsluft und der vor mir liegenden Klausur — war ich doch etwas: ein Fürstenschülcr. So fiel das Fallgittcr zwischen der alten und der neuen Zeit, dem Paradies der Kind heit und dem Verbanriiliipsorte der Arbeit fast ungebört hinter mir nieder. In den Lektionen fand ich mich anfangs ziemlich hilflos, es fehlt« mir überall an der nötigen Vorbereitung; meine Arbeiten waren nicht die schlechtesten, aber nur notdürftig aus reichend, um mich aus meinem Platze zu behaupten. Was das tägliche Leben in der Schule selbst anlangt, so war mir nicht die Klausur fühlbar — ich hatte Gesellschaft genug und mehr als zu Hause —. aber daS Heimweh blieb nicht aus; ich habe die Krankheit jedesmal wieder durcheemacht, so oft ich in der Folge zum Besuch wieder zu Hause gewesen. Das treue alte GebirgSleben erschien mir erst jetzt in keiner milde«
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