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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-04-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192004246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19200424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19200424
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1920
- Monat1920-04
- Tag1920-04-24
- Monat1920-04
- Jahr1920
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1920
- Autor
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^Meinen Sie, -aß -ie Milch gibt?" fragte Rinkel dagegen, üud als Tornow wieder nur kurz auflachte, fuhr er fort: .Sehen Sie, Herr Tornow, für meine kranke Fra» will ich -ie Ziege haben, die mir s« Grunde geht, wen» sie keine Milch bekommt!" Dem leicht bewegte» Manne traten di« Träne» i» -ie Augen. Der Grobbauer sah -e» kleine» Meister einen Augenblick »»ter seinen buschigen Brauen hervor an. „Ja," entgegnete er, .eine Ziege kostet jetzt aber eiu Stück Geld. Sie wissen -och» -ah Eie bei mir noch Holz zu bezahle» haben ?" „DaS ist Kerbholz l" lachte Rinkel. .Einem so reiche» Mauue kommt'-ja Nicht darauf an, ein bißchen Frist zu geben. Im Gegenteil! De» tüt'» am End« kränken, wenn mau gleich mit bar kommt." Wieder lachte Tornow kur- ans. „Was das anlangt," er widert« er» „bin ich gar nicht so feinfühlend. Also Sie wolle» wirklich «i»e Ziege kaufe» ?" „Ja, Herr Tornow!" antwortete Ninkek. „Un- ich will sie «mH gleich bezahlen, — wenigstens anzahlen," verbesserte er sich und zog feine drei Fünfziger aus der Tesch«. .Und das lege ich noch drauf, kostet auch so Mark unter Brüdern l" Er zog die Meerschaumpfrife hervor uud öffnete den Deckel des Behälters. Tornow betrachtet« -aS Stück mit sichtlichem Wohlgefallen. „Ein schöner Kopf!" sagt« er. .Meister, Eie find ein ganz grobartig,r Schnitzer! Und das bringt alles nichts ein ? Im mer haben Eie kein Gel- ?" „Die Krankheit meiner Frau verschlingt viel l" versetzte Ntnkel bekümmert, „Aber auch sonst l Ich weiß nicht, zu mir kommt kein Gel-, »n- bei mir hält sich kein Gel-. Aber — e» lebt sich auch so." Tornow sah »en kleinen Meister mit einem nachdenklichen Blick« an. Dann sagt« er : »Wollen Sie sich meine Ziegen mal ««sehen k .Gern," »ersetzte Nlukel un- frohlockte innerlich. „Ge wonnene» Spiel!" Die bei-«» schritte» über den großen, musterhaft ge haltene» Hof auf die Sleinviehställe zu. AuS -er Tür des Hasse» trat indes eine junge Frau mit hübschen, etwas schar fe« Zügen; es war -ie Tochter Tornows. Sie kam zu -en beiden Männer« herüber. »Wa» willst du für-die Sanenziege da habe» ?" wandte sich Tornow an sie. .Da» ist eine gnte Milchziege. Herr Rinkel möchte sie kaufen." Mi»»a musterte -en kleine» Meister von oben herab, — sie überragte ihn um mehrere Haupteslängen. „Unter 4S0 Mark laste ich sie nicht!" versetzte sie. De« kleine» Meister fiel nach der plötzliche» Freude -as Her- in die Stiefel. Die Enttäuschung malte sich deutlich ans seine» Züge». „Meister Ri»kel hat eine kranke Fran," wandt« Tornow schonend ei», »für die braucht er die Ziege. Wir wolle« ei»e« gute» drei» »ach«»." .Ach wa»!" fuhr Minna auf. „Ich Lächle, wir hätten Geld geuug bet »em an» Bein gebunden." Der kleine Rinkel hatte sei«e Fassung wiedergewonnrn. „Junge Krau l" entgegnete er, .ich will Ihne» eine« Bor schlag mache». Ich zahle iso Mk. an, de« Rest kreditiere ich Ihne»." Da lachte dl« jungeLrcu laut auf, auch Tor»ow lachte. „Da will ich einen ander» Vorschlag machen," sagte er. „Meister Rinkel gibt der Meerschanmfpttze in Zahlung und IM Mark bar. Für den Rest bin ich dir gut, Minna!" Die Tochter wollte heftig entgegne». Loch — Rinkel kam ihr zuvor. Er hatte sich in die Brust geworfen. „Herr Tor now l" rief er, ^ruf keinen Fall nehme ich La» an. ES ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich laste mir nicht» schenken. Ich will keine Almose». Die Pfeife will ich geben, dann l-"Ui Mark t» bar, ich bestehe darauf. Den Rest — habe ich ger ade nicht flüssig. Ich lasse Ihre Forderung dafür auf mein Gr: n-stück eintragan." „Gebe» Sie jetzt IM Mk. und — hier! habe» Sie Ihre Zicke!" »ersetzte Tornow trocken uud händigte dem kleinen Meister Len Strick ei». .Nun ziehen Sie los. Mein Gebot Haire ich aufrecht, fall» Ihnen Ihre» wieLer leid werde» sollte, ivevn Sie zum Hoftor hinans sind. Nu» geben Sie mir meine Pfeife!" Glückselig trollte der kleine Meister mit seiner hübschen Ziege, -le an allen Grashalme» naschte, wieder die Landstraße hinal». Jetzt würde feine Iran gesund werden! Ganz ge wiß! Aber schenken ließ er sich nichts! Die Hypothek wurde ein ' tragen, auf jede» Fall. Ersten- kam «» auf eine Hypothek wehr »icht an, und zweitens — er blieb tn Gedanken stehen, während feine Ziege am Rain graste. zwetteuS halt! Das mußte er sich doch noch einmal überlegen. Im Bezahlen seiner Schulden hatte er feinen Stolz Loch noch nie gesucht! Sollte er feine bisherigen Grundsätze verleugnen? Seiner armen Krau hatte er die Mtlchziege verschafft, — gut! Wenn Tornow sie durchaus bezahlen wollte, das war doch eigentlich seine Sache! Nicht wahr? war ein gesunder Stand- punlr! „komm, Liese, komm!"" Mark Twain über Deutfchlano. tZu seinem 10. Todestage, 21. April.) Ei» Jahrzehnt isr am 21. April seit dem Tage dahingegangen, an dem der große amerikanische Humorist Mark Twain ge storben ist. Der Dichter war, woran wir uns an diesem Tage gern erinnern werden, ein warmer Verehrer Deutschlands und hätte gewiß Len Kreuzzug des Haffes", den man während des Krieges gegen uns eröffnet, nicht mitgemacht. Des öfteren hat er von seinen Reisen in Deutschland erzählt, zuerst in seinem berühmten Buch „A Tramp Ahroad", da» er in München niedergeschrieben hat. Weiteres hat dann sein Biograph Bigelow Paine von seinen deutschen Erlebnissen mitgeteilt, von Lenen er so gern sprach. Die wundervollsten Erinnerungen bewahrte er an Heidelberg, und er schwärmt von der Schönheit dieses Ortes in einem Bries an seinen Freund Howells: „Gott, wie gesegnet ist die Ruhe, -ie tiefe Stille, di« einen hier umfängt l Rur zwei Laute: das glück liche Lärmen -er Vögel in den Büschen und die dunkle Musik des Neckar, der gegen seine Ufer rollt. Wie gut ist's hier, in den Nächten wach zu liegen, denn dies gedämpfte Rauschen Hat den gemütlichen Slang eines Landregens, der auf daS Dach plätschert. Das ist so heilsam -em Geiste und begleitet so harmonisch die aufsteigenden Phantasiebilder, wie die Be gleitung zu einem Lied. Hier habe ich auf den „Ruf" zum Schaffen gewartet — hier wußte ich, würde er kommen. Vor einer Woche etwa fiug's q»: seitdem kommt mein Notizbuch jeden Tag immer häufig«.heraus. Npy ist der Ruf da, laut und bestimmend." Bei seinem ersten Besuch des Schlosses hatte sich Mark Twain, in seiner schwärmerischen Begeisterung über di« zu seinen Füßen htngebreitete Stadt blickend, „sein Zim mer" ausgesucht. Plötzlich zeigte er auf eine kleine Villa und sagte: „In dem HauS da mit dem hohen Giebel — da ist der mittlere Raum im dritten Stock für mich." Alles lachte, wie er so bestimmt über eine Wohnung verfügen könne, deren Inhaber nicht -ie geringste Ahnung von seiner Wahl hatte. Aber er war hartnäckig, strich immerfort um die Billa herum, und richtig gelang es ihm, „sein Zimmer" zu mieten. Einen tragikomischen Kampf hat freilich Mark Twain während seines Aufenthaltes in Deutschland mit gutem Humor ge führt, Leu mit der deutschen Sprache. Seine vergeblichen An strengungen, diese» JdiomS Herr zu werden, verfolgten ihn wie ein Alp in seine Träume, und tn sein Notizbuch schreibt er mit gutmütiger Selbstverspottung: „Mein sehnlichster Wunsch ist, ich könnte mich mal deutsch sprechen hören!" Dabei plauderte er in seinen; ergötzlichen Kauderwelsch frisch drauf los, und schon am vierten Tage nach seiner Ankunft tn Heidelberg hielt er seine Ansprache an die amerikanischen Studenten, auf die er sehr stolz war und di« folgendermatze» lautete: „Nun, meinem Freunde — »o, meinen Freunde — no, meines Freundes — well, täte your choiee, theyire all thr same price. (Gut, wählt's auch aus, eS kostet alles dasselbe.) I -on't know which tS right. (Ich weiß nicht, was richtig ist.) Nun, ich habe gehabt worden gewesen sein — aö Goethe sayS in hiS ,Mfe on the Oeean Wave" — ich glaube das — das — but «ever mind, it wasn 't anything important, and I will desist laber daS macht nichts, eS war nichts Wichtiges, und ich will schließen)." Tie Wissenschaft Vs« Naturschutz. Bisher hat man unter Naturschutz im wesentlichen nur die Pflege und Erhaltung von Naturdenkmälern verstanden. In einem viel umfassenderen Ginne aber nimmt der Frei bürger Professor Konrad Guenther diesen Begriff, indem er tn einem Aufsatz -er „Naturwissenschaftlichen Wochenschrift" die außerordentliche Wichtigkeit de» „wissenschaftlichen Natur schutzes" auseinaudcrsetzt. Seitdem man erkannt hat, daß die Natur ein einheitlicher Organismus ist, darf man auch nichk mehr ihre Teile getrennt behandeln, ebenso wie die Medizi» nicht allein das erkrankte Organ behandelt, sondern den gan zen Körper zu seiner Heilung heranzteht. Unsere Landwirt schaft steht aber im Großen-Ganze» noch auf dem veraltete» Standpunkt der früheren Medizin: sie bekämpft die Schäd linge und Krankheiten der Pflanzen fast ausschließlich mit Giften und Medikamenten, anstatt die von der Natnr selbst hervorgebrachten Heilkräfte un- Heilmittel zu nutzen. In -er wunderbaren Werkstätte -eS organische» Lebens greift alles so eng ineinander, ist so unauflöslich mit einander verbunden und verschlungen, daß nran nicht einen Teil gesondert be handeln kann, ohne die andern in Mitleidenschaft zu ziehen. Darwin hat an vielen Beispielen gezeigt, wie der Bestand eine- Lebewesens von dem der ander« abhängt. So wird der Klee von Hummeln befruchtet: die Hummeln bauen abet» ihre Rester in der Erbe, wo sie von Mäusen vernichtet wer den : die Mäuse wieder werden von allerhand Raubvögeln» von Wieseln und Füchsen, verfolgt. Ie stärker sich diese Tiere vermehren, umsomehr Mäuse werden vertilgt, umsoweniger Hummelnester werben zerstört, umso besser wird der Klee von de» zahlreicheren Hummeln befruchtet. DaS Gedeihen des KleeS hängt also von dem Bestände jener Raubvögel und -tiere ab. DaS ist aber nur ein kleiner Ausschnitt aus Lern gewaltigen Netzwerk, »as die Natnr umspannt. Die Rand» tiere «rr^en auch noch andere Tiere als die Mäuse. Sie selbst sind wieder von anderen Tieren abhängig : so nisten z. B. die Eulen in Baumhöhlen, die ihnen von Spechten gezimmert werden: sie sind also in ihrer Vermehrungsfähigkeit von diesen Vögeln abhängig, die wieder in ihrer Nahrung ans baumzerstörende Insekten angewiesen sind. Die Mäuse fressen nicht nur Hummeln, sondern auch Getreide, dessen Nachbarschaft also wieder auf den Klee einwirkt. Die Hum meln wieder besuchen Blüten aller Art: jede Blumcnpflanzc hat aber wieder ein besonderes Insekt, Las von ihr lebt, und so laufen hier unzählige Fäden des Naturlebens zusammen. Daher ist es ganz natürlich, wenn auch noch viel zu wenig beachtet, daß einseitige Eingriffe in -ie Natur oft an ganz unvermuteter Stelle Schäden Hervorrufen. Das zeigt sich z. B. bei -er Einbürgerung fremder Tiere. Als man die wegen ihres Felles in Nordamerika wertvolle und dort völlig ««schädliche Bisamratte nach Böhmen brachte, zeigte eS sich, baß sie dort durch ihre Wühlarbeiten im höchsten Grad schädlich war «nd daß ihr Fell struppig und glanzlos wurde. Statt -cs erhofften Nutzens richtete sie also großen Schaden an, und man sucht heute vergeblich -en Fremdling zu ver nichten, der sich statt dessen immer weiter vermehrt und schon nach Bayern und Sachsen eingedrungen ist. In einer Gegen- Deutschlands wollte man die Kleinvögel vermehren und lötete alle Sperber, weil man tn ihnen die Feinde der Sing vögel vermutete. Der Erfolg war aber ganz entgegengesetzt: die Kleinvögel nahmen ab, denn ihre grimmigsten Feinde, die Eichelhäher, die die Nester der Kleinvögel ausnchmen. konnten sich ungestört vermehren, weil ihr Vertilger, der Sperber fehlte. Raubtier« und Raubvögel sind eben dem Staturganzen vollkommen angcpaßt und können nicht ungestraft entfernt werden. Sie bewahren die andern Tiere vor Ansteckung und Degeneration, «nd man hat beobachtet, daß gerade, da -er WilLbeftand am frischsten und gesundesten ist, wo genügend Raubtier« vorhanden sind. Die Wissenschaft vom Naturschutz hat also die Aufgabe, zu untersuchen, wie der NaturorganiS- muS überall La, wo er erschüttert ist, wiederhergestellt wer den kann: sie mutz feststellen, welche Organismen iu den Lebensgemeinschaften der Natur fehle» oder in zu geringer Zahl vorhanden sind, und »eigen, wie diese Pflanzen einge- sührt und vermehrt werden können. Wenn durch die Kultur ein Lebewesen in seiner Entwicklung gestört wird, so muß man nach Möglichkeit die dadurch entstehenden schädlichen Wirkungen aufheben. An den wenigen Stellen, -ie die Kultur für die freie Natur noch übrig läßt, müssen SonzrntrationS- herde Le» Tierlebeus geschaffen werden, von wo au» dann ein« regulierende Tätigkeit über die ganze Fläche auSgeübt werden wird. Guenther saßt die Aufgabe der neuen Wissen schaft in den Worten zusammen, „die alternden Kulturen mit der VrrjüngrrngSquelle der Natur zu befruchten". In enger Zusammenarbeit mit- Forst- und Landwirtschaft, Fischerei, Wasserbau, Städte- und Gemeinwesen wird der wissenschaft liche Naturschutz unendlichen Segen stiften können. Ter schlttrnmeimde Erfinder. Jeder im werktätigen Leben stehende Mensch führt nll- lüglich, meist mit wechselvolle« Gelingen, einen Kampf gegen Las, wa» Bischer „Tücke Le» Objekts" genannt hat. Set« Verstand sagt ihm: Hier und -ort lieben sich kleinere oder größere Verbesserungen treffe», um deine Arbeit zu erleich tern. In jedem,Menschen aber, der Liesen Kampf gegen -ie Tücke -«» ObMtS nttttig ausgenommen hat, schlummert auch ein Erfinder, der nur geweckt zu werden braucht, um der All gemeinheit wertvolle Dienste zu leisten. Lu» diesem Gedan ken heran», daß «S oft nur «ine» kleinen Anlasses bedarf, nm dem Gedanken einer praktischen Neuerung auf dem weiten Ge biete der Technik zur Verwirklichung zu verhelfen, ist dieser Tage im Verlag -er Deutschen Verlagsanstalt Stuttgart ei« von dem Oberbibltothckar im NetchSpatentamt Dr. Panl Otto Herausgegebenes Buch erschienen, das nicht nnr die reifere Jugend, sondern j«-en praktischen Kopf zu fruchtbarer Er- ftnderarbett ««regen will. Diese — übrigens prächtig anS- gestattete — „Erfinder-Fibel" — so heißt das Bnch — gibt -ie Patentbeschreibungen von über hundert Erfindungen ans killen nur denkbare» Gebieten und wird, da sie Vieles bringt, beinahe jedem etwas bringen. Der Ingenieur findet Anregungen darin für die Vervoll kommnung der Eisenbahntechnik, der Lustfahrzeugkunüe und -er ElektrizitätSverwertuug. Den stillen Praktikus wird das Problem reizen, wie er automatisch sein Pfeifchen stopfen, sein Radicschcnbect im Garten durch eine sinnreiche Vogelscheuche vor Zerstörung schützen oder sein Schlüsselbund geräuschlos i» der Tasche tragen kann. D-te Hanssrau erhält Anregungen durch Wiedergabe zahlreicher Patente, betreffend die Konser vierung von Obst und Gemüse. Die elegante Frau lernt die praktischste Haarnadel kennen, den sichersten Sedmuckverjchluß. die praktischste Personcmvage zur ständige» Prüfung ihres Körpergewichts. Der Pädagoge lernt -ie neuesten Erfindun gen Mts -em Gebiete der Kinderspiele kennen, so einen viel seitigen Kinderbaukasten oder ein Lottospiel, das -ie Arbeit -eS EinmaleinS-Erlernen» mit munterem Spiele verknüpft. Der Mühlespieler erhält die Anregung zum Entwurf «euer' Spielbretter und der Kegrlbruder lernt eine Erfind«»« kenyen, die den Kegeljungcn überflüssig macht. Darüber hinaus ist jeder praktische Beruf mit zwei oder drei neue« Erfindungen berücksichtigt, und die Anschaulichkeit der Zeich nungen wird ihren Zweck nicht verfehlen und so manchem nur dumpf ersehnten Gedanken ans Licht verhelfen. Dabei vermeidet das Buch sorgfältig die Gefahr, der leicht empfängliche Gemüter verfallen könne«, wenn sie sich «uu da» Erfinden als ein Kinderspiel vorftellen. Es wird ausdrück lich betont, -aß mit der Patentierung einer Ide« -er Dorue». Pfad des Erfinders häufig erst beginnt un- nicht etwa endet Das Buch will also, wie eS der Turuuater Iah» verlangte, nur ein .Hrrfcld" sein, mit kleinen steilen Anhöhe«, mn da» Gehen, Laufen u. Steigen bei unebenem Bode« zu erleichtern. Als hervorragendes Anregungsmittel sei daher die Erfinder- Fibel begrüßt. Warum WSuuer heirat,«- Gewöhnlich wird man wohl -er Ansicht sei«, -aß die Männer auS Liebe heiraten, denn trotz aller Fortschritte unk aller Abirrungen -er Kultur bleibt doch jene geheimnisvoll' Macht mächtig und übermächtig, die de» Mann zu einer * stimmten Frau hinzieht. Aber -ie englischen Frauen scheine« anderer Ansicht zu sei«, -en» auf die Umfrage eine» Londoner Blattes unter seinem weiblichen Leserkreise sind ganz ander» Gründe genannt worden. Gewiß wird di« Lieke anch al» HeiratSmotiv angegeben, und wen» sie verhältnismäßig selten; erwähnt wird, so mag r» vielleicht daher kommen, daß man da» Selbstverständliche übersieht. Wohl die Hälfte der Aut-« Worten aber führen ganz andere Heiratsgrün-e an, die viel leicht für die Schreiberinnen nicht weniger charakteristisch fin al» für die Männer. So behauptet eine Dame, Laß «S das Gefühl de» Alleinseins ist, das viele Männer über W Jahre ins Joch -er Eh« zwingt. Eine andere wieder hat die Er- . sahrung gemacht, daß „die meisten Männer nnr große Kinder sind, die eine Krau brauchen, um bemuttert zu werden". Ein, dritte wieder ist der Ansicht, -aß materielle Gründe die Haupt rolle spielen, wobei aber nicht einmal die Mitgift, die doch auch in manchen Fällen sehr entscheidend ist, berücksichtigt wird. Sie meint, Latz viele Männer heiraten, weil sie allmäh lich herauSbckommen, daß eine Frau billiger ist al» eine Wirtschafterin. Eine Dame von Wett, die sich augenscheinlich, ans ihre Psychologie etwas zugute tut, äußert sich folgender-' maßen: „Die meisten Männer heiraten einfach aus dem ver-' langen heraus, Macht auszuüben. Alle Männer Neben di«, Macht, und -er Durchschnittsmensch, der sonst über keine- Untergebene» verfügt, hat keinen andern Weg, um seine. Machtgrlüfte zu befriedigen, als Laß er ein Familienober haupt wird nnd sich als Patriarch im Kreise »er Seine» fühlt.": Unter diesen Gründen mögen das Gefühl de» Alleinsein» «n-j der Wunsch nach einer Kameradin, die dem Manne Li«: Mutter ersetzt, ihre Berechtigung habe«. Daß aber der Mam^ verheiratet billiger lebt «nd daß die Ehe die beste Gelegenheit zum AuStoken von Machtgefühlen dtetrt. La» widerlege« »i«r zahllosen Pantoffelhelden, die unter de« Gchneiderrechnnngem ihrer Shebälsten stöhne«. Westliche Litte« t« «Um. 4 Eine gesellschaftliche Revolution, die mit uralte» Bor- urteilen bricht und das größte Aufsehen hervorrüst, hat sich kürzlich in Siam vollzog«». E» geschah nämlich da» Uner-- hörte, Latz eine siamesische Fra« dem König Le» Lande* stehend gegenübertrat. Diese ungeheuerliche Tatsache ereig nete sich ans einem Roten Kreuz-Fest, auf dem ein« siamesisch» Dam« dem Herrscher eine Fahne überreichte. Daß -er, Monarch sowohl wie di« Frau europäisch« Kleidung trugen» erhöhte noch das Einzigartige und Sensationell« de» Bor-' gangeS. Bisher galt nämlich in Siam »och streng da» uralt«, Gesetz, nach dem eine Frau, wenn sie kei Hofe erscheint, ihre. Augen nicht zu dem König ausheben darf, sondern sich nur im liegender Stellung flach auf dem Bauch ihm nahen soll. Di«; Dame, die gegen diese» Zeremoniell verstieß, war in Englands erzogen, wo auch der Herrscher von Siam selbst sein« An»-' bildung erhalten hat. Sie handelte zweifellos mit Erlaubst» des König», -er ein eifriger Borkämpfer der westliche« Ans» tnr ist und überhaupt nach Kräften den altertümliche» Gr* bräuchen seines Landes entgegeuarbettet. So hat er auch bs- fohlen, daß die siamesischen Kinwen von nun an ihre Haar« wachsen lassen nnd ihre Zahne putzen solle». Die» ist eine weitere gewaltige Bresche, -ie tn die uralten Sitte« Le» sia mesischen FrauenlekenS geschlagen wird. Bisher war eS der! Siamesin durch -ie Sitte verboten, ihr Haar langwachfeni zu lassen: ob hygienische Gründe dafür maßgebend waren! oder man die Eitelkeit -eS Ewig-Weiblichen bekämpfe« wollte,' ist zweifelhaft. Jedenfalls mutzten die Schönen von Siam auß diesen Schmuck d-S weibl. Geschlechtes verzichten u nahm«« sich! für eine» europäischen Geschmack sehr wenig anziehend an» miß ihren struppigen, von kurzen Haaren umstandene« Köpfe* sonne Len schmutzig roten Zähnen unL Lippen, die ihre KarM durch das ewige Kanen der Bctelunß erhielten, währ««d big
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