01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.12.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-12-07
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001207019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900120701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900120701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-12
- Tag1900-12-07
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- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.12.1900
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DI« .Dn»d»«r Nachricht«," eriibkliia, t»,ltch M»r,«nS! die Bkttrdcr in Dresden und der nächsten Umgebuna. wo die Zutraunnn durch eiaene Bote» oder «ommillio,litte erfolgt, erlialten dad Blatt an Wochentagen, die nicht auk Sonn oder Feiertage ioloen. in jwet Tlieilaudgaben Abends und Morgen« jugeileltt. Sllr Rückgabe eingeiandter Schrift stücke keine BerbmdlickUcii. sternivrechanichlus,: »ml l »r. N u. »r. itttso. Telegramm-Adresse: »«chrtchtr« Drr«drn. >SeIi1vi'.ken8i«n»t "HDH * von ^nsu I.snöralk von l.sngsnl(e ^Viosoiisolinktlielw, rvirtli- V«süv1 N vllUtvlllvll. u. eogolinoliakt- liotto ^usbllcknux. ^ngonottmss k'ainilivlliottvn. ^neliineloriniioir im Hause, dluslle-, dlsi- n. Isnrstimclv. 1,'üttoro» <i. ?rnspsktv. ^M«8 8eIiä«IIie!l Sss IS. xnt. v. I. Lt. liclltüiiN-keMuztSi , kür 62a, «Isictr. Istebt, kstrolsum, Lsrrea. H evvdkllStELN Ä euvddu8tevpHL8ier, ^ L s« ule-m^, ^ H vvrru^IwLo, 7.uvvr1.^K8lFv öMwl E L.iQ^sriu^.' soLoolwn ^ A K^itixunr? 6cs Lcuicklm^ton«. Vsrxrmit uulid iS tz LsI.lloläpMeLe, vresüen, üeorsevwor. K VnpIlMS^eiifsinsl' lieulseksi' u. 8liglkeli. siggsntsi' ünruz-. »8888- u. PMotrioklk kvrmMv ?ö?8e>ivl, L TLR,»L«,«aL VLL. ^ gjjgn M8ll8sN8N kS^N I1NÜ rv bllllg8t88 ^81888. ^ IS. 9!^ 337 ^i'lkranzantrag im Reichsiag. Hosnachrichten. Stadtverordnetenwahlen, Stadtvcrordnetensitzung, j Mutdmaßi. Witterung: ^ Ter „schlafende Bremser", Bucheinbände, Weihnachtsichau. Dilctlantenvorstellungen. Kunswerein. Unverändert. Freitag, 7. Dezember L9W. Der „Toleranz-Antrag" im Reichstag. Für Feinschmecker der politischen Aesthctik »ins; cs am Mitt woch ein prickelnder Genus; gewesen sein, den Herrn des Cen trums. also den Vertreter desjenigen Prinzips, das seit Alters der die Unduldsamkeit in ihrer krassesten Form verkörpert, über die religiöse Duldsamkeit ein Kolleg lesen zu höre». Herr Dr. Lieber hat sich in neuerer Zeit mehr und mehr die Allüren eines ultra- iiiontaneu Rcgierungskoinmissarü zugelegt. Cr spricht über alle Fragen, einerlei ob sie politischen, religiösen, wirthschaftlicheu oder wissenichaitlichen Charakters sind, init demselben hoben Ton per sönlicher Unfehlbarkeit und befehlsnittsügcr Bestimmtheit, der er kennen lägt, das; das Centn»» bis in die geheimsten Falten seiner Seele hinein ganz von Machtgcsühl und Herrschsucht erfüllt ist und wie ein junger Nieie seine in Krastsiille strotzenden Glieder reckt, als wolle es demnächst d,c schwellenden Muskeln im letzten entscheidenden Ringkampf mit dem germanisch-protestantischen Geiste erproben. Auch was Herr Dr. Lieber im Reichstag über die .Religionsfreiheit" vortrng, war ganz nach dem Leitmotiv zu recht gemacht: „Wir wollen und Ihr müht!" Die „Toleranz-Rede" des Centrumssührers hatte bei der Regier ung schon im Voraus solchen Eindruck gemacht, dag der Reichs kanzler Graf Bülow sie beantwortete, che sie überhaupt gehalten worden war. Ter Reichskanzler begnügte sich nämlich nicht damit, vor Eintritt in die Begründung und Besprechung des Antrags im Namen der Verbündeten Negierungen eine Erklärung zur Sache abzugrbeu, sondern eröfsncte seinerseits die Diskussion. Dieses parlamentarische Novum stach der Abgeordnete Richter in sehr wirkungsvoller Weise auf, indem er bemerkte: „Der Reichskanzler hat sich an der Diskussion bctheiligt, noch bevor der Antragsteller seinen Antrag begründet hat. Ich halte das nickt für richtig, und als die Sturmglocke ertönte, die uns eine Rede des Reichs kanzlers ankündigte, da glaubte man auch nickt, daß er zu dem Antrag sprechen würde, sondern es hieß allgemein: „Ha! Er giebt eine Erklärung ab wegen des amtlichen Verhaltens gegen den Präsidenten Krüger." Sanganhaltrnde Heiterkeit leine ernste Beifallskundgebung wäre in diesem Falle wohl an gebrachter gewesen !> belohnte den Redner für seine Anspielung und niag ihn vielleicht siir seine nculiche Niederlage gegenüber dem Grafen Bülow entschädigt haben. Ter sachliche Inhalt der Bülow'scken Erklärung ist ja insofern erfreulich, als er die unverklausnlirte Feststellung enthält, daß die verbündeten Regierungen außer Stande sind, dem Anträge zuzu- stimmen, ans Rücksicht auf die verfassungsmäßige Selbstständigkeit der Einzelstaaten ans dem Gebiete der Kirchenhoheit. Als eine Lücke aber wird es von der überzeugungstreuen protestantischen Bevölkerung des Reiches empfunden werden, daß der Reichskanzler es nicht für nöthig gehalten hat, in der Darlegung seines persön lichen Standpunktes den reinen staatsrechtlichen Gesichtspunkt etwas zu erweitern und noch ein warmes Wort zu Gunsten deS obrigkeitlichen Schutzes der evangelischen Interessen im Reiche ein fließen zu lassen. Auch daß der Reichskanzler die von den ultra montanen Antragstellern bemängelten einzelstaatlichen Gesetzes- vorschristen, die doch im Wesentlichen nur den Zweck verfolgen, in ihrem Charakter nach protestantischen Staaten eine unerlaubte und friedenstörende »ltramontanc Agitation zu hindern, schlechtweg als „veraltet" bezeichnte und für seine Person das Verschwinden solcher Bestimmungen erhoffte, dürfte in den betroffenen bundes staatlichen Kreisen wohl zur Aufwerfung der Frage führen, ob Graf v. Bülow in diesem Punkte nicht über die unmittelbaren Ausgaben seines Kanzleramtes hinausgegangen sei. Alle? in Allem wird man im Lande au den unabhängigen evangelischen Stellen sich schwerlich des Eindrucks erwehren können, daß die Haltung des Reichskanzlers gegenüber dem „Toleranz-Antrag" deS Centrums im Reichstag sowohl in formeller wie in sachlicher Be ziehung eine übermäßige Konnivenz erkennen ließ, eine das streng nationale evangelische Bewußtsein peinlich berührende Neigung, dem Nltramontanismus Ästigkeiten zu sagen und sein Stirn runzeln zu vermeiden. Der Reichstag selbst hat freilich auch keine Ursache, auf die von ihm beliebte Stellungnahme zu dem „Toleranz-Antrag"' be sonders stolz zu sein. Schon bei der geschästsordnungsmäßigen Behandlung des Antrags hat sich eine ähnliche Regelwidrigkeit vollzogen, wie sie der Reichskanzler seinerseits bei der Besprechung geübt hat. Der Reichstag ist nämlich dem Centrum gegenüber so devot gewesen, daß er am Mittwoch nickt die Kohlendebatte fort setzte. obwohl sich noch gegen 20 Abgeordnete dazu zuin Wort ge meldet hatten, sondern den „Toleranz-Antrag", der einen offen kundigen Angriff auf die ReichSverfassunn darstellt, der Ehre des Vorzugs würdigte. „Ein solches kaleidoskopähnliches Verfahren." sagt die „Köln. Ztg.". „ist bisher im deutschen Reichstag unerhört gewesen. Aber das Ccntruni, und besonders Dr. Lieber, fühlt sich im Reichstag als herrschende Partei: die „Cuirassierstiefei" werden bei Seite geschoben, und die übrigen Fraktionen haben sich im beschlußunfähigen Hause einfach zu fügen." Nach dem Ausfall dieser ersten geschästsordnungsmäßigen Probe auf das Exempel, konnte der Verlauf der Besprechung des Antrags, der mit der Verweisung an eine 28er-Kommission endete, kaum noch Wunder nehmen. Daß der konfessionelle Mischmasch des Hauses, wie er sich in der Sozialdemokratie, dem Freisinn u. s. w. ver körpert. dem Centrum hilfreich unter die Arme griff, war von vornherein selbstverständlich. Aus den Reihen der großen nationalen Parteien tönte allerdings die sachliche Abneigung gegen den Antrag deutlich heraus, jedoch fand man auch auf dieser Seite nicht den Muth. diejenige Haltung gegenüber dem ultramontanen Vorstoß an zunehmen, die das ganze protestantische Deutschland von seinen Vertretern im Reichstage mit Recht erwarten durfte, nämlich die runde glatte Ablehnung deS Antrag- ohne Kommissionsberathung. So ist es denn glücklich dahin gekommen, daß die ultra montane Farce des „Toleranz-NntraaS" im Reichstage «ine ernste Behandlung gefunden hat, statt daß ihr das allein verdiente Schicksal einer Abweisung von der Schwelle aus zu Theil ge worden ist. In diesem Ausgange liegt für das Centrum eine unverkennbare moralische Genugthuung und zugleich ein gewisser praktischer Erfolg, den man auf national-evangelischer Seite ruhig eingestehen sollte, weil Selbsttäuschung, wie sie durch Vertuschung gefördert wird, nur dazu dienen kann, die Gefahren der Lage zu vermehren. Dieienigen Bundesstaaten, gegen die der Centrumüantrag vor- ««lmrllch gemünzt war, wissen nun, was sic in Zukunft von den ultrnmontanen Umtrieben zu gewärtigen haben: es gilt also für sie. vor allen Dingen keine Schwäche zu zeigen, sondern rücksichts los und energisch an dem sestzuhaltcn, was ihr gutes Recht ist. Für Snchsen insbesondere hat der Bevollmächtigte Graf Hohenthnl mit dankenswertber Entschiedenheit erklärt, das; hier „in >edern Falle allein sächsische Angelegenheiten" in Frage kämen. Darnach wird die sächsische Regierung auch in Zukunst ihr Verhalten ein richten und dabei die gesammte evangelische Bevölkerung Sachsens als eine fcstgeschlossenc Phalanx hinter sich haben. In Sachsen weis; man nur zu genau, daß die „Religionsfreiheit" des Ultra mvutauiSinus lediglich dazu dienen soll, zunächst Bresche i» den sesteu evangelischen Besitzstand zu legen und den Boden für weitere Ersolge des Pavstlhums i» Sachsen zu ebnen. Ist daS erst einmal gelungen und fühlt Rom sich sicher, dann wird die jetzt gepriesene „Religionsfreiheit" flugs wieder als „Tcuselswcrk" und „Wahnwitz" erklärt und die jesuitische Kewissensknechtnng den Staatslenkern als alleiniges Heilmittel gegen alle politischen und sozialen Schädlich keiten empfohlen. Dazu wird es aber in Sachsen nicht kommen, so lange das treue sächsische Volk fest zu seinem evangelischen Glauben steht und so lange die sächsische Regierung nach wie vor gegenüber allen Ronianisirungstendenzen auf dem Grundsätze de- harrt: „Streng gesetzlich — aber unerbittlich". Neueste Draljtmeldungen vorn 6 Dezember. iZümmtlich- nicht als Privat.Mcldunacn aokenmcichnctcn Dcvcichen stammen von Wolss's Tel. Burcan: dt« mit " verlebe»«, sind wälirend des Drucks cingeaanacn.) Der Krieg in China. Berlin. Kapitän Laus theiltc einem Verwandten in Wesel mit, sein Bein lei so weit geheilt, das; er am 28. November von Yokohama die Rückreise an Bord des „König Albert" antrat. Peking. Am Dienstag fand hier eine imposante Trauer- feier für den Obersten Grasen Aorck v. Wartenburg statt. Alle Generäle und Stabsoffiziere der Verbündeten, sowie das geiammte diplomatische Korps waren zugegen. Der Sarg wurde in einem der Tempel aufgestellt, die sich auf dem Terrain des Palastes der Kaiserin-Wittwe befinden. Er wird dort bis zum Jrühiahr bleiben und dann nach Deutschland gebracht werden. * Berlin. (Wolff's Bureau.) Graf Waldersee meldet aus Peking vom 5. Dezember: Die Kolonne v. Gavl traf gestern in Peking wieder ein, nachdem die derselben zugetheilten Italiener eine besondere Straserpedition ausgeführt hatten. — Die Beisetzung des Obersten Grasen Aorck v. Warten bürg fand lieute unter Theilnahnre des diplomatischen Korps und aller Ofsizierkorps statt. Peking. Das Gerücht, daß die hierher zurückgekehrte Kalgan-Exvcditron eine Schlappe erlitten hätte, ist völlig unbegründet. Durch die Expedition ist überdies der sichere Nach weis erbracht, das; die Tortur und die Hinrichtung des englischen Leutnants Wettsjones, die im Juli zu Kiehsuchricheng geschah, nicht nur mit vollem Wissen, sondern sogar auf direkten Befehl des obersten chinesischen Beamten des betreffenden Distrikts erfolgte. * Paris. Devntirtenka innrer. Auf der Tagesord nung der heutigen Sitzung steht die Vorlage über die Amnestie. Drumond verlangt eine allgemeine Amnestie, namentlich eine solche für Guörin, Döroulöde und Hadert. (Bewegung) Er wirft der Regierung vor, daß sie die wegen politischer Vergehen Vcrurtheiltcn von der Amnestie auSichließc. Gnietflse erklärt, die Dreyfus- Angelegenhcit sei es. die die ganze Sachlage beherrsche. Die Vorlage über die Amnestie mache cs DreysuS unmöglich, seine Unschuld zu beweisen. Wenn Drevfus schuldr > sei, so hätte man ihn nicht begnadigt. (Lärmende Zwischenrufe.) Redner sagt zum Schluffe, er lehne eine Amnestie cw. da sie einen Spitzbube» wie Esterhazv unbestraft lasse und 8 brave Offiziere, wie Piquart, auch weiterhin dem Verdacht auSsetze. (Beifall und Lärm.) * Haag. Bis weit über das Weichbild der Stadl hinaus hielt eure dichtgedrängte Menschenmenge niit niederländischen und transvaalischen Jahnen beide Seiten des Bahndammes besetzt. Der Zug mit den, Präsidenten Krüger wurde beim Einlaufen in die Stadt init stürmischer Begeisterung empfangen. Um 0 Uhr 80 Minuten lies der Zug in den Bahnhof. Viele Vertreter der Behörden, zahlreiche Mitglieder beider Kammern, sowie zahlreiche Vereine waren zugegen. Da Krüger inkognito reist, war kein Vertreter des Hofes anwesend. Ein Sängerchor stimmte den 72. Psalm an. Der Bürgermeister hieß Krüger willkommen in der niederländischen Hauptstadt. Der Vorsitzende des südafrikanischen Vereins im Haag begrüßte Krüger im Namen deS niederländischen Volkes. Sodann wurde Krüger in feierlichem Zuge nach dem Hotel des Indes geführt. * Haag. Von Jevenaar ans sandte Präsident Krüger eine Depesche an die Königin Wilhelmina. Nach der Ankunft im Hotel des Indes empfing Krüger die Besuche mehrerer Minister: der Minister des Aeußeren Beaufort, sowie der Premiermintster Pierson befanden sich nicht darunter. * London. Oberhaus. Lord Salisburv erklärt, die Regierung wünsche, den Buren eine Position in der britischen Kolonie mit eigener Verwaltung anzubieten, wenn sie bereit seien, diese anzunehmen. Diejenigen, die den Kampf fortsetzten, verzögerten die Gewährung der werthvollen Privilegien, Lord Salisburv. die letzten Nachrichten zeigten, daß das Concert der Mächte eine sehr vernünftige Lebensfähigkeit besitze. Er sei mehr im Zweifel über die Zeit, wann ein befriedigendes Resultat erreicht wird, als darüber, ob daS Concert Erfolg haben werde. Mehr könne er nicht sagen. * Köln. In der heutigen Stadtverordnetensitzung wurde dem Direktor Julius Hofmann mit allen gegen eine Stimme die Leitung beider Stadttheater bis 1906 übertragen. Berlin. (Priv-Tcl) Reichstag. Entsprechend einem schleunigen Antrag Albrecht beschließt das HauS zunächst Ein stellung eines schwebenden Strafverfahrens gegen den Ada. Thiele (Soz.). Einem hierbei von dem Abg. Arendt gemachten Versuch, frühere Angriff« Thiele'S gegen Beamte deS Mansfeld« Bergbaues zu widerlegen, tritt der Präsident entgegen. — Dann wird die Debatte über die Interpellation Heim betr. dieKohlentheuer- ung fortgesetzt. — Minister Bre seid: Tie Abgabe'von Kohlen ans den staatlichen Gruben soll keineswegs allem an landwirth- schaftliche, sondern auch an gewerbliche Genossenschaften stattsindeu. Allerdings sei letzteres schwieriger, da dieie Genossenschaften schwer zu organisiren seien. Die Forderung der Errichtung von Verkaufs stellen ans staatlichen Gruben anlangend, so seien bercils 2 Eentra! Verkaufsstellen vorhanden, in Saarbrücken, und in Zabrze. Au: ein Syndikat werde sich die preußische Ltaatsgrubenverwaltun z stets nur in dem Falle einlanen, daß dem Staate im Svndikate ein maßgebender Einfluß gesichert bleibe. Unrichtig sei. das; die Privatgrubenbesitzer mit ihrer Produktion künstlich zurückhieiten und daß e-s deshalb nöthig sei. von Aumchts wegen dagegen ein- zuschreiteu: vielmehr dehnten die Privaten in anerkennenswerther Weise ihre Produktion aus und legten neue Betriebsstätten an. - Minister v. Thielen widerspricht der Behauptung Heim s, da:; wir auch nach der Schwei; AuLnahmetiirise für den Kohieuerpert hätten. Ter Vorschlag deS Grafen Kanitz, von den billigeren Koblensrachttariien die Händler auszuschließen. welche im Weite, verkauf einen Aufschlag von mehr als höchstens 10 Mk. pro Waggon Kohlen nehmen, sei für die Eiscnbahnvcrwaltung undurchführbar. — Abg. Sachse (Soz.) tritt den Vorwürfen entgegen. die vielfach aus Anlaß der Kohlcnnoth gegen die streikenden Berg- I arbeiter gerichtet worden seien. Ursache deS Ausstandcs der scich- 3 fischen Bergarbeiter sei gerade die massenhafte Ausführung nach 'F Oesterreich gewesen, über welche bekanntlich nickt nur die sächsischen / Bergarbeiter, ganz besonders auch die sächsischen Industriellen ^ entrüstet gewesen seien. Im porigen Sommer habe Minister L Brefeld den Bergarbeitern zur Vernunft gerathen; er hätte aber, Z wie der Zusammenhang des Ausstandes in Sachsen «kennen lasse, lieber den Grubenbesitzern Vernunft predigen sollen. Die » , Hauptschuld an der Lage aus den Kohlengruben liege jedenfalls bei dem Syndikat, viel weniger bei den Händlern. Das Syn- ^ dikat schreibe vielfach Preise vor, imter denen die Händler nicht d verkaufen dürfen, widrigenfalls ihnen eine weitere Lieferung gesperrt würde. Redner vernitbeilt die billigen Ausfuhrtarife iiir Kohlen, durch die nur die ausländische Konkurrenz zum Nack- theile unserer Industrie und unserer Arbeiter begünstigt werde, und fragt, was die Regierung zu thun gedenke, wenn das Syndikat im g Frnhiahr, sobald die heimische Nachfrage nachläßr. Ausfuhr- ^ Prämien beschließen sollte. Von Lohnsteigerungen, wie Hilbck sie ^ behauptet habe, sei keine Rede, im Gegentyeil, trotz der zunehmen den Ueberschüsse der Zechen fänden Lohnkürzungen statt. — »i Sächsischer Bevollmächtigter Geh. Rath Fischer -s acht aus den sächsischen Bergarbeiteistreik näher ein, um seine Re-! Z gierniig gegen den vom Abg. Sachse erhobenen Borwurf zu wahren,!^ daß sie bei dem Ausstande in unberechtigter Weise für die Unter nehmer Partei genommen habe. — Abg. Ga mp (Rchsp.) nimmt das Svndikatwesen in Schutz. An und für sich habe der Großhandel für den Konsumenten große Vortheilc. denn schließe letzterer mit der Grube direkt ab, so falle « bei einer Betriebsstörung ganz aus. schließe dagegen der Konsument mit dem - Großhändler ab, so verschaffe dies« ihm auf alle Fälle Kohlen, wenn auch aus der einen oder anderen Grube eine Betriebsstörung einträte. Unbedingt wünschenswert!, sei. daß der Staat sich auch in Rheinland-Westfalen Grubenbesitz verschaffe, um einen maß gebenden Einfluß zu «langen. Bismarck würde sicher dahin gewirkt haben, wenn er ncch einige Jahre im Amte geblieben wäre. Er hoffe von Miguel, daß die,« zu solchen Zwecken Gelder zur Verfügung stellen werde im Interesse der Vermehrung der Produktion. In Oberschlesien müsse seiner vermehrte Zulaffung galizischer Arbeiter zu den Bergwerken gefordert werden. — Mini ster Brefeld: Der Vorwurf des Vorredners, das; nicht schon srühcr vom Staate Gruben in Westfalen «worben worden seien, trifft weniger mich, als die früheren Verwaltungen. Jetzt ist es schon schwieriger an der Ruhr anzukommen. Wenn ich aber wirklich - ---- — werke , Abg . j in Warschau sich die Kohlenhändler habe kommen lassen und ihnen j die Preise direkt dittirt habe, wie sie dieselben von den Kon - iumenten fordern dürften, und verlangt, daß die Staatsgruben mehr ! direkt an Konsumenten verkaufen. — Aba. Pach nicke (freu. , Berg.): Wenn die Regierung ihre gegenwärtigen Mittheilungen schon im Februar gemacht hätte, dann würde sie jedenfalls die überstürzte Nachfrage verhindert haben. Redner vertheidigt du Aussuhrtarifc, die auch unserer Ryederei zu Gute kommen, und wendet sich gegen die Forderung eines Kohlenausfuhrverbots- Der Vorschlag des Grafen Kanitz lause in leister Linie auf Verstaut lichnng des Großhandels, auf Staatssvzialismns hinaus. Von dem Kohlemyndikcit könne man nicht gerade sagen, daß cS seine Macht mißbraucht habe. Verlange man Staatsaufsicht über Syn dikate, so müsse sich diese auch ans die Syndikate über Zucker, Branntwein und dergl. erstrecken. Redner empfiehlt schließlich Ein kaussgenoffenschasten, die von den Staatsgruben gleichmäßig be handelt werden müßte», gleichviel, ob es lcmdwirthichaftliche, oder anderweitige Genossenschaften seien. Sei erst eine gewisse Be ruhigung wieder eingetreten, so werde auch der Preis sich mehr normal reguliren. — Morgen 1 Uhr: Weiterberathung; außerdem Rechnungssachen. Berlin. (Priv -Tcl.) Nach den Ergebnissen der heutigen Kommissions - Bcrathung steht fest, daß vcr Nachtragsetat für China vor Weihnachten im Reichstage nicht mehr erledigt werden wird. In diesem Sinne Hot auch der Präsident Graf Ballcstrcm bereits seine Dispositionen getroffen. — In der Budget-Kommission haben zum Chinanachtragscta: Dr- Lieber und Genossen eine Resolution eingebracht, welche fordert, daß in denr die Wirren in China betreffenden Staats vertrag die Freiheit der Rcligionsübung in China ausbedungei: und unter den Schutz der bei dem Vertrage betheiligten Staaten gestellt werde. Ferner schlägt Richter an Stelle des von ihm gestellten Antrag« 2k folgende Fassung vor: „Dem Reichskanzler wird Indemnität dafür ertheilt, daß für die Expedition nach Ostasien ohne vorherige Zustimmung des Reichstags Truppentheile gebildet würden, welche in dem Reichsmilitärgesetz oder in dem Etat der Marineverwaltung nicht vorgesehen sind." Berlin. (Priv.-Tel) In maßgebenden Kreise» des Reichstags wird die Hoffnung gehegt, daß die Budgctkommiisivn ihre Berathungen über den Nachtraasetat am Freitag zn Ende führen werde. Sollte diese Aussicht sich vcrwirkltchen, so würde die zweite und dritte Lcsima im Plenum noch in nächster Woche statffindcn, also vor Weihnachten noch die Chinavorsage vcr- auch
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