02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.08.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-08-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000812026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900081202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900081202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-08
- Tag1900-08-12
- Monat1900-08
- Jahr1900
-
-
-
-
-
-
-
-
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Sonnabend-Abendausgabe für Dresden und Umgebung. öerugsgebiihr: Viertel,ährlick, 2 MI. «>D'a.: dm» di« Lost 2 MI. 7S Li,. Die.Drk-dnerNmLrickcken" erickieliicn tii«ltch Moroni-, die Besteller in Dresden und der nächsten Umgebung, wo die Äutraaung durch eigene Boten oder Kominmionäre ertoigt. erlmitm das Blatt an Wochentagen, die nicht aus Sonn- oder Feiertage folgen, in zwei TdeilauSgabe» Abend- und Morgens zugestelit. kür Rückgabe eingciandter Schrift stücke leine Verbindlichkeit. Kern ivre ch an Ick, tust: »mt I »r. U u. »r. 2006. Telearamni-Adrelse: Lachrickrton rrrado». Verlag von Kiopscti d- Neictzardr. Hurtigen-tarif. Die Aunakme von Ilnlündignngen erfolgt in derbauvtgeichäitSstelle und den strebenannabmestellen in Dresden bis Nachmittags s Udr. Sonn- und keiertagS nur Marienftrade s» von II biS'/.i llbr. Die l lvalttae Grund» geile (ca. « Silben) Ik, N>».. An- kündiaungrn aus der Drivatieite Beile 20 Psg.: die 2 wattige Beile als .Eingesandt" oder auf rertieile « Pf«. Kn Nummern nach Sonn- und Feier tagen l- de». 2 wattige Grundjeilen Lo, « de», eo und so Pt» nach besonderem Tarif. Auswärtige Aufträge nur gegen VorauSdc»abiuna. Belegblätter werden mit lll Ml. berechnet. <M. fteiiiMWliaiillliiiiA. Ivi «««><*», M«»l>'ir»8ls'»8V«!ü I, keriM. c ILIsvin- unä I-ilti»!»«, «1vR»1»vI»v unü 5» r»iirÜ8»««I»v Nr. 220. -pichet: 9!eueste Drablberirbte. Hosnachrichten, VerliandSlaa der Hans- und Grundbesitzer Deullchlniids. Vogelwiese, Trinkgelder des Kcllnerpcrsviials. Sächsisches Volk-tbcater. Erniordmig No »in Hiunberls. Lvnntag, 12.Nngnst 1900. ^ernschreib- n«d ^crnsprclii-Vcrichtc vom II. August. Der Krieg in Cbinn. Berlin. Von dem deutschen Geichüststräaer in Peking ist eine chiffrirte Tepeiche eingegangen, deren Inhalt mit dem Tele gramm des französischen Gesandten Pichen an leine Regierung übeleinstimmt. Berlin. Wie aus zuverlässiger Quelle verlautet, werden die abgelösten Offiziere und Mannschaften des Krenzergeschmaders bis aus Weiteres auf dem oslasiatischen Kriegsschauplätze verbleiben. London. Den .Times" wird aus Shanghai vom 9. d. M. gemeldet: Die öfseutlichc Meinung hier halt es allgemein für ver nunftgemäß. das; Großbritannien im Hinblick auf seine überwiegen den Jntereisen und die jetzige Sacklage im Nangtie-Tbale es über nehmen sollte, dieses in schützen. Aber unglücklicher Welle ist es ein Grundzug der hiesigen Verhiiltnisse, das; die poliillche Nealam- keit im »mgelchrten Verhältnis; zu den veitretenen Interessen steht. (Es ist ganz nnverständlich. warum der deutsche offiziöse Telegraph es für nöthig hält, dieses SlimmnngSbild ans der englischen Politik des „Grapscns" feierlich aller Welt porzumalc». Das sieht gerade so aus. als wenn Deutschland England bei der Beschlag nahme des Nangtsc-Thalcs helfen sollte. Die Red.) Petersburg. Der .Regirrungsbotc" schreibt: Am 9. d. Mts. erhielt das Ministerium des Aenßcrn unmittelbar von dem kaiserlich russischen Gesandten in Peking ein Telegramm, das offen bar mit Erpreschoten dem Namen <Rcgieriing> der Provinzhanvt- stadt Tsinau übermittelt und durch dieses Name» telegraphisch nach dem Bestimmungsort befördert wurde. In dieser Devesche meldet der Gesandte v. Giers, dag der Belagerungszustand sondnuere und das; die Belagerten noch einen Vorrath an Lebensmitteln halten. Tie chinesische Regierung schlage den Gesandten vor. deren Telegramme zu übermitteln und bestehe auf der Abreise der Gesandten aus Peking Ta die Gesandten keine genügende Bürg schaft kür ihre Sicherheit haben, antworteten sie. das; sie für ibre Abreise die Erlaubnis; ihrer Regierungen haben musste». Mit Genehmigung des Kaisers ist den, Gesandten v. Giers gestattet worden, mit dem ganzen Personal der Gesandtschaft und der Landungstruppc nach Tientsin abzureiscn. aber nur in dem Falle, daß die in Peking befindliche Regierung und der Kaiser von China die sicherste Bürgschaft bieten, daß die Abreise völlig gefahrlos vor sich gehen könne. Gleichzeitig ist der Gesandte v. Giers an gewiesen worden, auf die schwere Verantwortung aufmerksam zu machen, welche China und den Kaiser von China treffe, im Falle die Unverletzlichkeit aller der Personen auch nur im Geringsten angetastet werde, die gleichzeitig mit dem russischen Gesandten nach Tientsin reisen, sobald die Reise möglich ist. Mainz. Das Wetter bat sich nach dem gestrigen Regen schauer heute früh vollständig aufgeklärt. Schon in früher Morgenstunde entwickelte sich in de» Strotzen ei» reges Leben Um 8 Uhr >15 Min. passirte der Kaiser den hiesigen Eentialbnlm- hof und wurde vom Grvtzhenog einpsangen und herzlich begriffst. Bei der Castcl'schcn Wngeiffabrik stieg der Kaiser zu Pferde und ritt nach dem „Grossen Sand", wo die Truppen inzwnchen Aus stellung genommen hatten. M aiuz. Nach der Uebung des 13 Hnsaren-Rcgiments hielt der .Kaller an die Offiziere eine Ansprache, in der er aus den Tod König Humberts hinwies und bekannt gab. das; von heute ab König Viktor Cmanurl Cbef des Regiments sei. Nunmehr er folgte eine grötzere Gefechtsübung mehrerer Regimenter, worauf Parade mit zweimaligem Vorbeimarsch statttand. Tie Parade war um 12>/s Uhr beendet. Nunmehr setzte sich der Kaiser an die Spitze der Standarten- nnd Fahnenkompagnie und hielt unter brawendcm Jubel der Bevölkerung seinen Einzug in Mainz. Ein offizieller Empfang war nicht vorgesehen. Nach Einbringung der Fahnen und Standarten in das Gonvernementsgebände ritt der Kaiser nach dem Grotzberzoglichen Palais, wo Frühstückstafel statt- fand, an der auch Prinz Heinrich, der um 10 Uhr aus Rom zurückgekclirt war. thcilnahm. Berlin. Gencralfcldmarschnll Graf Waldcrsee ist heute Vormittag 11V« Uhr nach Hannover abgcccist. Köln. Ter „Köln. Ztg." wird auS Kiel vom 9. d. M. ge meldet: Zu der wiederholt aemeldeten Entsendung der beiden Eriatz-Seeba'aillone noch China erfahren wir amtlich, daß eine derartige Maßregel bisher nicht geplant sei. Die Ersatzbataillone haben setzt die Starte, wie sic das 1. und 2. Bataillon vor der Mobilmachung hatten. Am 3. Oktober werden die Rekruten in die beide» Stammkompagnieu des 3. Secbataitlons eingestellt und »ach erfolgter Ausbildung »ach Tsingtau besöcdert. Tie für das 1. und 2. Ersatz-Seebataillou bestimmten Rekruten treffen am 3. November in Kiel bezw. in Wilhelmshaven ein und dleiben in der Heimath. Beide Bataillone gehe» alsdann über die FiiedenS- stärke hinaus. Mau nimmt an. das; die überzählige» Mann schaften als Ersatz für Kranke, Verwundete und Gefallene nach China entsendet werden. Tic Inspektion der Marinc-Jiisanterie hat indessen darüber bisher weder Weisungen empfangen, noch An ordnungen getroffen. Kiel. Das norwegische Geschwader hat heute Vormittag den hiesigen Hase» verlassen. Helgoland. Tie vor zehn Jahren crwlgtc Einverleibung Helgolands wurde gestern durch einen Fackelzng. ein Fenerwerl nnd ein Fcstbanket mit Fcstball geleiert. Ans ein Huldigungs- Telegramm, welches der Kommandant der Insel an den Kaiser gerichtet hatte, traf folgende Antwort ein: „Ter Tag, n» dem Ich vor einem Dccemiinm die Bewohner Helgolands zur erste» Huldig ung vcffammelte, steht lebhaft in Meinem Gedächtniß. Mit voller Befriedigung blicke Ich daher aus die Ausgestaltung zurück, die die Jnic! und die Düne seitdem erfahren haben. Möge das von Mir bethätigte warme Interesse immer ei» Sporn für die Ein wohner bleiben, in Arbeitsamkeit ihrem Gemeindewcien weiter! vviwärtS zu helfen. Ich ersuche Sie, die Bewohner und Fremden! der Iniel unter dem Ausdruck Meines kaiserlichen Dantes für das j Gclöbniß miwandeldarer Treue, welches Ich gern entgegen-, genommen habe, hiervon in Kenntnis; zu letzen. igez.) Wilhelm I. Ii." München. Ter bayerische Bevollmächtigte zum Bundes- rath, Grat Lerchenfcld, wurde plötzlich in's Jagdlager des Prinz- regeute» berufen. Die Berufung bängt angeblich mii dem Zu sammentritt des Pnndesraths belmis Verathnng der Anwendung des Artikels 04 der Veisassiiiig zusammen, wonach demnächst außer Freiwillige» auch andere deutsche Truppen nach China gesendet werden können. Fra n k furt a. M. Dir Tagelöhnerssran Hiller aus Burg berg wurde vom Schwurgericht zu Ellwangc» wegen eines Toppetz- küidrsmordeS zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe vernrtheilt. Hamb »r g. Auf der Werft von Btvhm u Voß hat heute der Rest der Enenarbciter die Arbeit uiedergelegt: es sind nur noch die Holzarbeiter in Tbätigkeit. W i e ii. Der ehemalige Reserveoffizier Karl Sarin ist wegen Spionage für zwei jrembe Mächte zu 4 Jahren schweren Kerkers veruttheilt worben. Lemberg. Graf Zichv hat sich auf seiner Besitzung ver giftet. wie man glaubt, in einem Ansalle von Geistesstörung. Paris. Dem „Petit Parisien" wird aus Nizza gemeldet, daß niedrere gescibrlicbe italienische Anarchisten, darunier Poggioli l unb Bellerini, sowie die Frau des Letzteren, dort verhaftet worden sind. Paris. Ter Schah ist heute Vormittag nach Brüssel abgcrcist. N o in. In dem mit reichem Tranerschmuck versehenen Sitz- »ngSsaale des Sciiaisgehäiidcs fand heute Vormittag die feierliche Eidcsleistung des Königs statt. Ter Saal war von Sena toren nnd Teputirtcii dicht besetzt, ans den Tribünen waren die hier noch anwesenden fremden Fürstlichkeiten, die ausländischen Abordnungen, das diplomatische Korps, Vertreter der obersten Staatsbehörden :e. veriamnielt. Tie Königinnen Heicne und Marie Pia, denen beim Eintritt in den Saal begeisterte Huldig ungen dargebracbt wurden, sowie die Prinzcffmiien des HailleS SaVopen wohnten der Feier bei. Kur; nach den Königinnen traf der König niit den königlichen Prinzen ein. Die Senatoren riefen: „Es lebe der König!" Ter König erbob sich vom Thron, wo er zuerst Platz genommen hatte, verlas die Eidesformel und Unterzeichnete die Eidcsakte. Hieraus leisteten die Senatoren und Tepntirlcn den Eid. Ter König verlas sodann die Thronrede. Hieraus verließ die königliche Familie den Saal und begab sich unter begeisterten Kundgebungen der ungeheuren Menschenmenge nach dem Qnirinal. Madrid. In Linea bei Gibraltar kam es zu Unruhen bei der Verhaftung von TabaOchmiigglern. Ein Schmuggler und ein Earabinieri wurden getödtct. Tie Gendarmerie stellte die Ord nung wieder her. K o ii sra ii ti ii op el. Ter ehemalige Großvezir, Marschall Tschcwad Pascha, ist gestorben. Budapest. Tas Unterbleiben eines Glückwunsch-Tele gramms des Kaisers Franz Josef an den König Alexander von Serbien erfolgte, weil König Alexander die übliche persönliche Verständigung über seine Vermählung weder dem Wiener noch einem anderen Hose mir Ausnahme des russischen geiandt halte, doch gilt dies in Wien als poiitllch bedeutungslos und wird mehr als eine Ungeschicklichkeit, denn als böse Absicht angesehen. Oertiichcs und sächsisches. Dresden. 11. August. - * Se. Majestät der König empfing heute Vormittag im König!. Schlosse zu Pillnitz einige Herren vom Militär zur Ent gegennahme von Meldungen. — Ihre Majestät die Königs n hat sich heute ans ärztlichen Rath zu einem mehrtägigen Aufenthalt nach Relicsela begeben. Es steht zu erwarten, daß die Hobe Frau durch den Genus; der stärkenden Gcbrrgslnit von der nach Heilung der Wunde doch noch zurückgebliebenen allgemeinen Schwäche sich rascher und vollständiger erholen und kräftigen werde. In ihrer Begleitung befinden sich Hofdame Gräfin Renttner von Weist, Hossiäulein von Borries, Komtesse Maria Sophia Rcuttner von Weist und Kammciherr Cppcii von Hnldenderg. — Zum gestrigen Nachmittagsiliec bei Ihren Königs. Mcnesiäteir im Schloß ru Pillnitz concertirte die Kapelle des Fcjiwirths Georg Lang aus München. —* 22. Verbandstag des Centralverbandes der städtischen Haus- und GrunobeiitzerDeutsch- lands. Tie gestern niisgegebene Präsenzliste wies 185 Theil- nelnner anS 90 Städten des Reiches auf, die insgcsammt 093 Stimmen vertraten. Berlin war durch 25, Breslau durch 0, Chemnitz durch 3, Köln durch 3, Dresden durch 10. Halle durch 3. Hamburg-Altona durch 10, Leipzig durch 23. München durch 3 und Hannover durch 5 Teicgirte vertreten. Den ersten Gegen stand der Tagesordnung bildete eine freie Aussprache über die Frage: Weiche Ersabningen sind bisher mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch in M i e th s stre i ti g ke i t e n gemacht worden? Rechtsanwalt Dr. Baumert-Spandau, Baumeister Hartwig- Dresden. Rechtsanwalt Tr. HetterSdorf-Müiichen. Rechtsanwalt Märkcr-Beilin ^i. A. berichteten über ihre Beobachtungen und kamen zu dem Schliff;, daß das Hauptinteresse der Hausbesitzer sich jetzt ans die Judikatur über die Frage, inwieweit der gute Glaube des Vermietbers bei Ausübung des Pfandrechts in Betracht zu kommen hat. konzentriren müsse. Im Anschluß hieran verhandelte der Bcrbandstag über den folgenden Antrag des Vereins Dresden: Der VerbandStag wolle beschließen: Die Ver- baiidsvcrcine sollen verpflichtet sein, dem Verbandsdicektor viertel jährlich darüber Bericht zuaeheir zu lassen: a> welche Erfahrungen bei ihnen niit dem nencii Bürgerlichen Gesetzbuch in Miethsitreitig- keiten gemacht worden sind, und d) was im Uebrigen an besonders hcmerkenSwcrthcii Rcchtssprüchcn wahrgenommcn worden ist. Ter Antrag gelangte zur Annahme, desgleichen ein Zmatzantrag des Lehrers Schulz-Berlin, der besagt, daß wichtige Entscheidungen sofort oder möglichst bald veröffentlicht werden sollen. — Hierauf folgten eine Reihe summarischer Berichte der Landes- und Provinzialverbände über die von ihnen in den letzten Jahren ent wickelte Tbäligkeit und die damit erzielten Rcniltate. Zu dem von Matthes-Chemnitz erstatteten Bericht des sächsischen Verbandes, der sich eingehend mit dem neuen sächsischen Bangeietz beschäftigt, theillc Baumeister Hartwig-Dresden mit, dasz in der Begründ ung dieses Gesetzes u. A. gesagt sei: „Es erscheine nicht an gemessen, den Anreiz zum Zuzug nach der Großstadt durch die Schaffung billiger Wohnungen zu vermehren." (Heiterkeit.) — Architekt Leiicl-Elberfeld erstattete sodann den vom Prcusstschcii Hansbesitzerlage dem Eentralvcrbaiidstage überwiesenen Bericht über die B aiigenoisens ch a ft e u und befürwortete die An nahme eines Antrages, wonach der Vorstand beauftragt wird, eine Kunst und Wissenschaft. ch*Wochen-SvielPlan des König!. Opernhauses. Sonntag: „Tannhäuicr"; Montag: „Tic lustigen Weiber von Windsor"; Dienstag: „Der Freischütz"; Mittwoch: „Die Regimeutstachter": Donnerstag: „Die Stumme von Portier': Freitag: „Ter Troubadour"' Sonnabend: „Rienzi": Sonntag: „Der Trompeter von Säkkingcn". — TasKönigl. wchausp iel- haus bleibt bis mit 8. September geichloffcn. ch* Berechtigtes Aufsehen erregt die öffentliche Absage an den Goethebnnd, die Herrmann Gri m m, der bekannte Berliner Universitätsprofessor und ausgezeichnete Kocthccrklärer, in der Berliner „Nat. Ztg." erlassen hat, Die Absage, die bis jetzt ohne Kommentar geblieben ist, lautet: „Meinen Freunden erlaube ich mirmitzntheilen, daß ich dem..Goethebund" von seinen ersten Anfängen an fremd gewesen bin. Hermann Grimm." — Ver stimmend in weiteren Kreisen, übrigens nicht nur in Berlin, hat jedenfalls allenthalben die Tbatiache gewirkt, daß bei der Gründ ung der verschiedenen Gocthegciell'chaften wieder einmal sich das Kligiienwclen in ganz «lieblicher Weile breit gemacht hat: manchen ehrlichen Kunstfreund, der nicht in der vordersten Reihe der Goethe-Hiirrahschreier zu stehen gesinnt war, vielleicht auch den trefflichen Hermann Grimm, mag das abgehalten habe», sich der in ihren Wirkungen von den zünftigen Litteratcn arg überschätzten Bewegung anzuschtleßen. i* Ueber die Verfügung der Wiener Censnr zu der Aufführ ung von H a l b e' s „I u gend" in Wien äußert sich der Preß- ausschuß der Ephor ie Dresden wie nachstehend: „Aus Wien kommt die Nachricht, daß Max Halbe s „Jugend" von der Censnr endlich zur Aufführung zugelassen worden ist, nachdem mehrfache Aenderungen voigenommen. besonders die katholischen Priester des Stückes durch evangelische Pastoren ersetzt wurden. Was also für die römische Geistlichkeit zu schlecht, ist für die evangelische gerade noch gut genug I Nun lese man einmal dieses Liebesdrama Halbe's! Gewiß eine glatte, klare Arbeit, aber so sinnlich und verführerisch geschrieben, daß das Gcaciitbeil von dem damit er reicht werden wird, was ein Theaterstück bezwecken soll. Ein der artiges unsittliches Bild in dem Rahmen eines Pfarrhauses, das doch allen übrigen Häusern besonders auch in moralischer Bezieh ung vorangehen soll?! Aber der katholische Cenior hat wenigstens das Gesicht gehabt, dieie Geschickte ans dem katholiiche» Psarr- hailie beransverlegen zu müssen. Was thut ec? Er läßt das Skandalstück sich in einem evangelischen Pfarrhaus» alnpielen." Sächsisches Volkstheater.*) Soeben aus dem oberbaverischen Bcrglande zurückgekclirt. erhalte ich leider letzt erst Kenntlich von dem in Ihrem geschätzten Blatte unter dem Titel „S ä ch > i i ch e s Volkstheater" ver öffentlichten Feuilleton des Herrn Fritz Ilnbeicheid, der das ..amsiatnr st altsra pars!" in ausgiebiger Weise für sich in An spruch nimmt. Lad at sibi! Aber auch ich muß noch einmal zur Sache sprechen, da der von mir angeregte Gedanke zu wichtig ist. als das; ich ihn auf eine einzige Summe aus „Schöneberg-Berlin" hin und gegen die mir zugegangeiien. sich steigernd mehrenden Auf munterungen von berufenster Seite ausgeben sollte. Herr Ilnbeschcid ist so bescheiden, anderer „Meinung" zu sein wie Woligang Kirchbach. Ihr „ehemaliger verehrter Schauspielkritiker", wie es mit einer Art oaptatio bsiwvolontiac, heißt. Er meint, Kirchbach habe sich „mit einer geradezu talent vollen Liebe nicht nur in die sogenannt' Gemächlichkeit, auch in alles Innige. Feurige und Leidenschaftliche, alles Kluge und Gute, das man sich mit den Lauten Obersachsens sagt, vertieft", wozu wie Herr U. meint, „eine immense Pvition Phantasie gehört." Nun. vielleicht hat er auch einmal davon vernommen, daß die „Reden an die deutsche Nation", welche einst feurig und lcidenschcfftlich zu den Befreiungskriegen aufrieseii. nicht im Schvnebcrger Dialekt, sondern in den „Lauten Oberiachiens" gesvrochen wurden, daß Leisina dieselben Laute redete, daß so manche leidenschaftliche Rede Richard Wagner's in unverfälschtem Meißeniichen Hochdeutsch aeivrochen morden ist; auch Kat man den feurigen, leidemchaitlichcn Lichter von „Lever und Schwert" mit den „Lauten Oberiachscns" leine Lieder den Kameraden im FeHe vorlesen Horen. Es ist eben dem Oberiachsen fast völlig unmöglich — er müsste denn ei» ge schulter Redner sein —. die Lanlsiirbnngen. die man „sächsisch" nennt, in seinem Hochdeutsch zu unlcrdrncke». ') Wir geben auch dieser Ausführung Raum, ohne zu der Frage selbst Atelluna >u nebmen. D. Red. Kirchbach wollte sa nur darauf Hinwegen, daß die obeffächsffchc Bevölkerung von Eisenach bis Elsterwerda keineswegs blos „aemükhlich" ist, sondern das; sie zu den sinnigsten, begeistcrungs- sähigitcn Stämmen Deutschlands gehört. Oder ist der Begeisterungs sturm, der vor nenn Jahren die Dresdner ergriff, der dann in Thüringen und Leipzig sich fortsctzte, als Bismarck. anS seinem Amte geschieden, in's Land kam. nicht „feurig" und „leiden schaftlich" gewesen? lind hat man da etwa m schailwieler.ich reinem Hochdcnffch den großen Mann gefeiert? Wir »nlcrcrseits empfinden eS als eine Art Beleidigung des großen thüringisch sächsischen VolkskreiscS, wenn man darüber spöttelt, daß Kirchbach mit Recht eben gerade die Eigenichasten der Innigkeit, des Feuers und der Leidenschaft in den Voiksstümmcil findet, die der Nation eine Reihe ihrer leidenschaftlichsten Musiker, wie Richard Wagner, ihrer leidenschaftlichsten Redner, wie Fichte und Treitichke. geschenkt haben: denn auch Letzterer bat niemals die „Laute Oberiachsens" ver leugnet. die — nebenbei bemerkt — dem Berliner längst nicht mehr lächerlich Vorkommen. Der Berliner ist eben längst gewöhnt, alle deutschen Mundarten zu hören und gelten zu lassen: in Berlin Schöiieberg, wo Herr Unbcscheid wohnt, ebenso wie in Beclin- Rixdors. Was aber die eigentliche Dialektfrage betrifft, die uns bei einem sächsischen Volkstheater intereisirt, so hätte sich Herr Unbescheid besser jeder Aeußerung darüber enthalten. „Ich spreche dem Theater", so lautet sein Naisonnement, „die Berechtig ung ab, weil ich dem sächsischen Dialekt eine Berechtig ung nicht zu erkenne"; er meint ferner: „Er ist nichts weiter als eine lässige Aussprache des Hochdeutschen." Wir vcr- mnthen, daß dies bei Herrn Unbescheid der Fall ist: wenn er aber auch nur eine blaffe Ahnung hätte von der bereits stacken philolo gischen Litteratnr über unsere crzaebirgiichen, voigtländischcn. nord thüringischen Dialekte, wenn er die Sprachen um Roßwein und Leisnig niit der Landsprache in Lockwitz oder hinter der Dresdner Heide >e verglichen hätte, so würde er nicht solche — Unwissenheit vecrathen haben. Die Bewohner des Erzgebirges und Bagtiandes werden sich schön dafür bedanken, daß Herr Unbescheid ihnen die Dialektsberechtignng abipricht. während er doch wohl nichts dagegen haben wir», daß Gcrbardt Hanptmann's „Weber" in einem ver wandten Dialekt, der vielleicht der unschönste in Deutschland ist, sich die Welt erobert haben. Nun. viel ausgiebiger, viel reicher >
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- No fulltext in gridpage mode.
- Show single page
- Rotate Left Rotate Right Reset Rotation
- Zoom In Zoom Out Fullscreen Mode