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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.07.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040706011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904070601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904070601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-06
- Monat1904-07
- Jahr1904
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.07.1904
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Dresdner Nachrichten. Nr. 186. Sette S. m» Mittwoch. «. Juli LNN1 Oertliche- und Sächsisches. — Bad EmS, 4, Juli. Bei den täglichen Ausfahrten, die König Georg bei dem seit Wochen unverändert prächtigen Wetter unternahm, zeigte es sich, in welch hohem Maße seine Maiesläl durch >eu> schlichtes Wesen und seine gewinnende Liebens würdigkeit sich die Synipatdien deS Publikums erworben Hut. üer König besucht jeden Morgen die Kirche und widmet sich dann den Ausgaben des Kurgastes: Brunnenlrinken, Baden und Inhalieren. Rur Sonntags unterbleibt der Kurgebrauch, weit der Monarch wünscht, daß das Perional der Anstalten wenigstens nicht durch ihn in, der vollen Sonntagsruhe geltort werden soll. ?er König steht sehr wohl aus. und man bemerkt ihn oft in heiterem Gew räche mit seiner Umgebung oder mil Gästen auf dem Balkon seiner Wohnung und im Kurgarten. Aus der Aus- sahn wird >eht immer am König!. Kurhause Halt gemacht, ^e. Majestät läßt sich dann ein GlaS Kesselbrunnen a» den Wagen bringen. Die katarrhalischen Beschwerden sind anscheinend auf ein Minimum reduziert. — De», Kammerhercn Maior a. D. Maximilian Heinrich Adam v. Wuthenau z» Hohenthurm b. Haue a. S. ist das KomtUikrxiiz 2. Klasse dc-s Älbrcchtsvrdcns verlieben worden. — Das gestrige „Dr. I." tritt der Auffassung entgegen, nach der die .'streite Kammer in Uebereiustimmung mit der Regierung es abg.'lehnt habe, in der G e iv crbeau s sicht akademisch ge- budele Frauen als alcichberechtigt mit de» Männern an- iiiielien. Die Zwette Kammer hat die von der Regierung zur '.'li'sieünna weiblicher Gelrerl'eaniiichtsbeaii'ien beanlraglen sthstiiel cinstimniig bewilligt, ohne die Ausschließung akademisch gebildeter Mauen oder praklstch gebildeter Arbeiterinnen anS- wchedünen Die Hauptansgabe der mit dem i. Juli d. I. in 7ättgl.stt getretenen weiblichen Gewerbeanfücht-sbeamten wird die Beaufsichtigung der durch das ReicüSgeietz vom 30. Bkärz geregelten Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben neben den lsterstir 'chon ietzt >,»ständigen Behörden sein. Nebenbei aber n eröen sie ihre Aufmerksamkeit den gewerblichen Betrieben zu- zuwendeu haben, in denen Arbeiierinnen beschäftigt sind. — Ter .Trcsdii. Anz." hat unter Bezugnahme aus die von uns wiedergegebene bekannte Zuschrift des „Allgem. Mielbewohncr- vercins" und uns unicre Bcmeikungen in Angelegenheit der Dresd ner Steuerverhältnisse gleich uns die Rede des Herrn Qvcrbürgermeistcrs Beutler in der letzten Stadtvercudneten- Sttzung in seiner Sonntagsnummer nochmals wörtlich zum Ab druck gebracht, in einer Emleilung hierzu aber offensichtlich den Eindruck hervorzumfen geiucht, als ob durch icne Aeußeiungen des „Allgem. Mietbewohnervereins" und unsere Zusätze die Beunruhigung in der D r es d n e r B ü r g ers ch a s t über die hohen Sleuem erst hervorgerufen worden wäre. Diese An nahme ist sür leden, der nur im bescheidensten Maße Verständnis für das öffentliche Empfinden hat oder sich nicht absichtlich hier gegen ver'cdließen will, so unhaltbar, daß wir hierüber der breitesten Oeffenrlichkeit das Urteil überlassen können. Durch die Ausführungen des Herrn Oberbürgermeisters Beutler sind. w>e schon in der Sonntagsnummer gesagt worden ist. manche Befürch tungen widerlegt und erhobene Borwittfe entkräftet worden: aber das Mißbehagen der Dresdner Bürgerschaft über die einscblagrnden Verhältnisse ist durch unsere Veröffentlichungen nicht erst hcrvor- gerufen worden, sondern die letzleren waren und sind nur das Echo der Stimmungen und Uebeizeugnngen, die seit Wochen und Monaten in allen Kreisen Dresdens, mögen sie hoch oder niedrig sein, vorherrschen, und so wertvoll die neuerlichen Erklärungen des Herrn Oberbürgermeisters für eine sachgemäße Beurteilung der Verhältnisse sind, so überzeugend wirkt die schnelle und ausführliche Behandlung der Angelegenheit durch ihn dafür, daß der Herr Oberbürgermeister leibst volles Verständnis für icne Stimmung in der Bürgerschaft besitzt und nicht die Meinung des Herrn Stadt» verordneten-Vizevorslehers Dr. Hackel teilr. die dieser in der letzten Stadtverordnetensitzung vertrat, daß der Sache zu viel Bedeutung bcigemessen würde. — Die Kirchenvorstands Wahl für die neugebildete Gemeinde^ im Südbczirk der Triniiatisparochre wird nächsten Sonntag, nach Schluß des Vormittagsgoilesdienstcs, von szZl^bis 2 Uhr >m Sitzungszimmer des ^rinitalispsarr- hausss, Trmitatisplah 1. Erdgeschoß, rechts, vorgenommen. Wahiberechttgl sind nur die Gememdegliedcr des Südbezirks, welche sich ordnungsgemäß zur Wahl gemeldet haben. — An Stelle des verstorbenen Geh. Lekonomierats Dr. Uhlemann ist Herr Ministerialdirektor a. D., Geh. Rat Oe. pffil. tt. a. Bode! in Blaiewitz zum Vorsitzenden des Verwaltungs rats des La nsdw ir t jchaNI i ch e ir Kred itvereins »n Königreich Sachsen gewählt worden. — Beim Kommando des 2. Seebataillons Wilhelms haven sollen bis zum 15. November d. I. noch eine Anzahl dreijährig Freiwillige eingestellt weiden. Twvendienstfählge Be werber. nicht unter I.tiö Meter groß, unbestraft, wollen ihr Gesuch, welchem ein aus 3 Jahre lautender Meldeschein und ein polizeiliches Führungszeugnis deizufügen sind, alsbald einsenben. Kamleiite. Schreiber. Schuhmacher. Schneider, Diener, Luch- binvcr. Barbiere erbalten den Vorzug. — Ten Blitzschäden an Gebäuden im Königreich Sachsen ist seit mehr als 60 Jahren eine besondere Aufmerksamkeit zugewendet worden, da sich herausstellte, daß die Zahl lener Schäden von Jahr zu Jahr stieg. Von den deimchen Staaren »st gerade Sachsen wegen der zwangsweisen Benutzung der Landesdcandver- sicherungc-anstalt am meisten im stände, genaue siatistiicve Uitter- lagen über die Zunahme der Blitzschäden festzustcUen, wenn auch erst vom Jahre IN!) an. Vorher nämlich waren — nach Mitteilungen des RegicrungSrats Gatwasser sths im Säch sischen Jngenienr-Verein — nur die zündenden Blitzschläge registriert worden, während nach dieser Zeit auch der zerichmetternve ikatte, Scküag mit berücksichtigt worden ist. Tie Zunahme vieler Schäden wuchs in bedenklichster Weise. Sie beirägr nach ber- wlven Quelle z. B. in den 12 Jahren 1859 bis 1870 gegen IttO Prozent, während die Zunahme der Gebäude nur nach 3 Prozent erfolgte. Tie Ursachen zu dieser ausfallenden Erscheinung können mannigfaltig sein. Sw alle zu ergründen ist Sachsen wegen dessen geringen territorialen Umfanges ttrotz seiner trefflichen Siatistik) zulktein. Ta aber auch Bohern, die Rheinprovirrz u. a. m. zahlreiches Material liefern. Io ist zu erwarten, daß inan der Ergnüidliiig immer näher kommen wild. Eine dieser Ursachen liegt unstreitig in der Art des Baumaterials, welches im Innern der Gebäude verwendet wird. Von Franklins Erfindung an war der Blitzableiter ungefähr lOO Jahre lang von entschieden guter Wirkung, immer eine richtige Instandhaltung, sowie den Umstand vorausgesetzt, daß im Innern der Gebäude nur Hott- und Sleinmaterial benutzt wurde. Später aber, als man auch Eisen- konstrnktioncn verwendete, wurde der Wert des Blitzableiters doch 'ehr fraglich! in neuerer Zeit, wo eiserne Träger, Säulen. Prosten, Wellblechdächer re. Holz und Stein vieliach verdrängt haben, der Ableiter selbst geradezu gefährlich. Es heißt: „Ohne Wahl zuckt der Strahl" So lange wir die betreffenden Natur gesetze noch nicht kennen, scheint dies wirklich der Fall zn sein. Zahlreiche Bei'viele bestätige» es. Es sei hier nur eines solcher erstaunlicher Fälle gedacht: In früheren Zeiten stand neben dem mit guten Blitzableitern reichlich versehenen hohen Bahnhofs gebäude z» Herrnhut (Sachsens — kaum 8 Schritte davon — ein etwa 1> 2 Meter Hobes, durchaus hölzernes Eisbänschen, ziemlich hart daran eine hohe Pavpel. so daß vieles Häuschen die Mitte cinnahni. Ein Blitz fuhr weder in den Baum noch in das Ge bäude. sondern in jenen Eisbehälter. der denn auch — trotz der Eisvorräte — abbrannte. Wer hätte das gedacht! Versichert war er natürlich nicht. Anders verhält es sich bei Gebäuden, deren Inneres mehrfache Eisenkonstrnklionen enthält. Hier zuckt der Strahl mit Wahl Der Blitz ist bekanntlich kein gerchlossener Streif, sondern — namentlich unten — mit unzähligen seitenästen versehen. Sobald er die Spitze des Ableilers getroffen hat. fährt er am Blitzbande jäh Hernieoer. Kommt er hierbei an Mauer- stellen vorbei, welche im Innern einem eisernen I-Träger z»m Lager dienen, so zertrümmert de, Gtrabl da- Mauenverk, fährt durch den Träger und zerstört - fall» tm Nachdarzimmer wiede rum ein solcher vorhanden — dl« zwischen liegende Mauer, um dielen nächsten Etlenteil zu durchsagen usw.. bis er auch Säulen, Pfosten. Orlen rc. ereilt und ,erschlagen hat. Bei solchen Gedäu- den ist der Blitzableiter nur gefährlich; daher es rätltcher erscheint, ihn ganz wegzulassen. Ungefährlich würde in iolchem Falle der Blitz nur dann sein, wenn sämtliche Eisenkonstruktionen im tzaule untereinander tauch durch Mauern hindurch) mit Eisendändern oder «Stangen verbunden und diese schließlich in dir Erbe geleitet wür den. Dann jagt der Blitz, ohne Widerstand »u finden, da» Eisen- netz hindurch in den Boden. Da« Mauerwerk wird weder zer schmettert. noch das HauS entzündet. In der Stadt Braunlchweig wurde vor etwa 25 Jahren nach Herstellung des neuen Oberpost- dtreltionsgedäudeS der Geh. Hvfrat Dr. Weder. Plotessor sür Physik an der brizoglich technischen Hochschule, um Abgabe eine» Gutachten» hinsichtlich der Anbringung von Blitzableitern gebeten. Nach Besichtigung des eiscurrichen Innern widerriet der Sachver ständige »achdilicklichsl die Arttstellung von Blitzableitern und em pfahl sogar, die hohe Flaggenstange aus dem Dache des großen Gebäude- bei Gewittern uni,»legen. In lener Stadt mit ihren alten winklige» Gasten. Häuschen und Häusern wild man über haupt eine» Blitzableiter kau», bemerken. In Sachsen gibt es deren überall. Jedenmlls wird die erwähnte Gefährlichkeit der Blitzableiter bei Gebäuden mit inneren Elsenleiten wohl zu beachten sein. — See oder Gebirge? Wohin reisen wir? Das ist jetzt kurz vor Beginn der Ferien eine Frage, die vielfach ge- stellt und bisweilen erst »ach lebhaften Diskuisionen beantwortet wird. Für eine große Zahl der Ferienreisenden ist es allerdings ziemlich gleich, wohin sie gehen; sür sie kommt eben nur m Betracht, daß sie einmal a»sspannen können, daß sie heraus- kommeii aus der Tretmühle deS täglichen Lebens, aus der stickigen Vureaulilft, dem Akteiistciube oder den Krankenstuben, aus der liebenden Sorgfalt der Freunde und Bekannte», daß sie ihre Nerven baden iu der frischen Lust, daß sie ihrem Gehirn neue Eindrücke bieten, andere als die geraden Zeilen der heimarlichen Ltraßen und das ewig surrende und lösende Geräusch des städtischen Verkehrs. Ein wenig Wald, ein idyllisch gelegener See reicht für viele vollständig aus, um wieder für ein oder mehrere Jahre geistige Frische zu sammeln. Andere schickt der Machtspruch des Hausarztes in diese oder iene Sommer frische oder gar in ein Sanatorium oder einen Badeort. Viel fach wird indes ärztlicher Rat gar nicht erst eingeholt. Weil diesem oder jenem guten Freunde oder Bekannten »n vorigen Jahre die Osr- oder Nordsee so gut getan hat, weil ein anderer nicht müde wird, von den Nattirschönheiten und den Wunder- wirkuligen des Gebirges z» erzählen, glaubt man natürlich, auch an sich diese guten Erfahrungen zu mache», und wählt vielleicht gerade das Verkehrte. See- und Gebirgsausentbatt. ganz ab gesehen von Hochgebirgslouren, sind keineswegs so indifferente und gleichgültige Dinge, wie man im Publikum noch vielfach glaubt; im Gegenteil, sie üben eine Wirkung auf den Körper aus, die gar nicht hoch genug angeschlagen werden kann. Beiden gemeinsam ist die zum Teil mächtige Anregung des Stoffwechsels, eine Umwälzung, die sich in der Hebung des Appetits und des allgemeinen Wohlbefindens in erster Reihe äußert. Wahrend aber an der See häufig eine Verlangsamung der Atmung und der Pulszahl beobachtet wird, bemerkt man rm Hochgebirge reget- mäßig gerade das Gegenteil. Die Wirkungen des See- aufenthaltes treten überhaupt mehr in dem subjektiven Befinden zu tage, die des Hochgebirges äiiyern sich aber auch rein physi kalisch meßbar in gewissen Veränderungen der Körpertäligkett. Am bekanntesten von diesen ist die Blutverbesserung, die Ver mehrung der Zahl der roten Blutkörperchen und des Blutfarb stoffes. die ihre Ursache ivahrscheinlich in der Luftoerdünnung im Hochgebirge hat. Deswegen ist es auch in letzter Zeit vielfach üblich geworden, Schwächliche, Blutarme und Bleichsüchtigc selbst im Winter in das Gebirge zu schicken. Indes ist auch hier eine gewisse Vorsicht am Platze. Garnicht selten beobachtet man in den ersten Tagen Aufregungsznskände, allgemeine Unruhe. Herzklopfen, Schlaflosigkeit und ähnliche Erscheinungen. Das Hochgebirge sin Höhen über 1000 Meters verlangt eben eine gewisse Widerstandsfähigkeit des Körpers zur Ueberwindung dieser Akklimatisations-Erscheinungen. Und wer sie nicht bat, der muß vorsichtig zu Werke gehen, der muß erst mit einem Aufenthalt im Mittelgebirge beginnen und ganz allmählich weiter vorrücken oder gänzlich fern oleiben. Ueberhaupt ist die an regende Wirkung des Höhenklimas eine so gewaltige, daß Ner vöse mit Erregungszuständen und Schlaflosigkeit sich ihr nicht aussctzen. sondern der milderen Wirkung des Seeauscnthaltcs anvcrlrauen sollen. Der gleichmäßige Wellenschlag, der nur durch heftige Winde eine Störung erfährt, das wunderbare Farbenspiel in den Wogen lullt dre ausgeregten Sinne und Ner ven allmählich ein und schasst so die gewünschte Besserung. Ebenso ist daS Gebirge vollständig ungeeignet sür Kranke mit einer erhöhten Pulsspannung, wie sie bei einem Teil der Nrereri- leidenden beobachtet wird, während Patienten mit Pulsschwäche, selbst ein Teil der Herzkranken, direkt in das Gebirge hineirr- gehören. Damit ist natürlich keineswegs geragt, daß solche Men- scheu gleich größere Bergtouren wagen sollen. Sic haben sich >e nach dem Maß ihrer Kräfte und am besten auf Grund ärzt licher Ratschläge, die nur rein individuell und von Fall zu Fall zu entscheiden haben, zuerst auf kleinere und größere Svazier- gange zu beschränken, um erst ganz allmählich zu leichteren und miltclschwercn Bergbesteigungen zu gelangen. Die wahren Hoch- touren bleiben indes ausschließlich eine Domäne sür den körper lich ganz Gesunden und Kräftigen — oder sollten es wenigstens bleiben. Leider wird auch hier gar viel gesündigt. In ganz hervorragendem Maße günstig wirkt dagegen der Hvchgebirgs- ausenthatt auf diejenigen Nervösen, die mit allgemeiner Ab- spannung, Unlust zur Arbeit und Verlust des Selbstvertrauens oder gar mit hypochondrischen Erscheinungen behaftet sind. Blaß, mager trübsinnig, ja melancholisch treten sie ihre Reffe an, frisch und fröhlich, heiter und lebenslustig, voller Kraft und Selbstgefühl kehren sie nach einigen Wochen zur Freude der Angehörigen heim. Herz. Lungen und Muskulatur sind ge- kräftigt, manches Lot überflüssigen Fettes geschwunden. Was die See mit ihrer erhabenen, »laieslätischeu Ruhe, mit ihrer trotz allen farbigen Wechsels harmonischen Eintönigkeit, das erreicht das Hochgebirge mit seinen grandiosen, bisweilen bizarren For men. mit seinen allgewaltigen, manchmal erdrückenden Massen, mit der unendlichen Mannigfaltigkeit der Konturen und Farben, mit dem ewigen und immer reizvollen Wechsel der Nalurschörr- heilen. Ruhe. Beschaulichkeit und Behaglichkeit schasst die Sec. Genußfreridigkctt. Frische und Lebenslust das Gebirge. Darum überlege jeder vorher, was ihm frommt, und wer nicht voll ständig mit sich einig werden kann, der hole verständigen ärzt lichen Rat ein: Eines schickt sich nicht für alle! — Die spa n isck>en S ch a b schwind ler, die seit Jahr »nd Tag gutgläubige Leute mit ihren verlockenden Angeboten zu umgarnen suchen, scheinen niemals Ferien zu machen. Zu alle» Jahreszeiten flattern nach allen Orten von Madrid die versiihrr- rischen. in aebrochenem Deutsch geschriebene» rührenden Klaae- briefe deS 48jährigen Bnnkrottenrs von den Kanarffcben Inseln, der beim Bettele» der s»a»ffchen Grenze festgenonimen wurde unk van dem Schwurgericht in Madrid zu 3 Jahren Grsängnis und 10 !00 Peietas Geldstrafe und Gerichtskosten verurteilt worden ist. .Wird dieser Beirag innerhalb einer Frist von 30 Tagen nicht gezahlt, von der UrtellSfällung an gerechnet, so werden sämiliche Gegenstände, die dem Verurteilten bei seiner Verhaftung abge nommen worden sind, öffentlich versteigert." Dieses Urteil deS Madrider Gerichtshofs, heißt es im „Verl. Lok.-Anz.", scheint jeden Augenblick ariks neue gelprochen zu werden, denn seit meh reren Jahren bringt eS der verurteilte Bankrotteur Candido de Suarez au» Santa Cruz aus Teneriffa mit größter Pünktlich keit regelmäßig zur Kenntnis der Adressaten. Immer aber bleibt dem ewig jungen Urteil die rechtskräftige Wirkung, daß die dem Flüchtling angenommene wundertätige Reisetasche innerhalb Tagen versteigert wird, wenn die Geldstrafe nicht bezahlt wird. Die Tasche, die ihm an der spanischen Grenze abgenommen wurde, ist die Zauberangel, mit der Candido de Suarez von den Kana rischen Jmeln bieienigen zu fangen sucht, die nicht auSsterben. Sie enthält ein bei der Durchsuchung unbemerkt gebliebene» Ge heimfach. In diesem fleckt ein Scheck, aus 25000 Francs lautend, zablbar nach Sicht in London. Wien oder Berlin. In demselben Geheimfach niht der Gepäckschein über einen von Barcelona direkt nach Lyon expedierten Koffer. Der Koffer, der unbeachtet ans dem Bahnhof in Lyon lagert (sollte ihn die Effenbahnbehörde nach so langer Zeit noch nicht als herrenlose» Gut haben versteigern lassen F, stellt di« eigentlich« Schatzkammer dar. Alle». w>» der unglückliche Bankrotteur bei feiner Abreise au» LenerU« «4- . »erb«W>» »er »ooo FEß zu Me, rettet hat. ist in einem Geheimfach einen wahrhaftigen Doppelboden tzrt. 800 Banknoten » 1000 Franc». Diese» den Händen der Gläubiger und de« spanische« Fi»ku» — M a» nicht de» Schweiße« der Edlen wert k Die Hill, i Dir kommen l sreundltcher Empfänger de« Madrider bist ein, ehrenwerte, diskrete Persönlichkeit l Der kennt Dich »war nickt, aber einer Deiner nahen Freunde - dierr Dein Gewissen! — hat da» Pech, ein Erzgauner »» , Er sitzt mit dem Brtrffchrribrr kn demselben Zelleugrfängni»; mit Rücksicht aus di« ehrenwerte Familie wird der Name nicht genannt. Da« hat auch keinen Zweck, denn Du selbst wirft ja nach «Radrid kommen, dir Geldstrafe und die Kosten erlegen und al» Belohnung 277 000 Franc» einschließlich Deiner Reffespeien in Empfang nehmen, welche Dir mit größter Noblesse au-aezablt werden I — E» ist übrig zu sagen, daß der von dem Briefschrrtder mitaeteilte Tatbestand in allen seinen Teilen schwindelhaft ist. ES bandelt sich lediglich darum, ein harmlose» Ovicr nach dem Manzanares zu locken und e- dort um die mitarbracbten Vorschüsse zu erleich tern Ausgezeichnet versteht e» der Schwindler, alle dem Brief- enipsänger aussteiaenden Bedenken zu beschwichtigen. Auf jede Erwägung hat er sofort eine Ausrede. Er verfügt nicht nur über einen treuen Diener, sondern auch über «inen gehorsamen Gefäng niswärter. der so gefällig ist. daß er die gerichtlichen Tiegel der Reiselaiche vorzeitig löst, damit der Gepäckschein herauSgcnommen wird und sosort in Lyon zur Empfangnahme de» Koffer» prüfen- riert werden kann. Freilich mutzt Du. opferwillige» Wesen, erst zeigen, daß Du da» nötige Kleingeld bei Die hast I Mit dem Uinwechseln brauchst Du Dich nicht zu bemühen, auch deutsche» Geld nimmt der .Gerichlskassierer an. den man Dir al» solchen vorilellen wird. ... ES würde sich nicht der Müde lohnen, den plumpen Schwindel hier näher zu beleuchten. Allein die plan, riiägig an Berliner Adressaten selten» der Schwindler in Madrid gerichtete Korrespondenz, die sehr ausfüdriichen. viele Teilen um- sassciiven, »ili der Hand geschriebenen Briefe, deren Unterstützung durch aeiälschte gerichtliche Urteile, durch ZeilungSau» chnttle. durch Ailweffung für de» Brieiwechsel und eingehende Instruktio nen für die Reffe, lasten leider den Schluß zu, daß den Gaunern mehr al- eine gläubige «srele ins Gar» läuft. Der „Berl. Lok.-Anz' Iiieint, es wäre eine anillichk Warnung de» deutschen General konsulats Madrid angesichts de» in grotzem Stile in Deutschland bcliiebenen Schwindels am Platze. Bereit» wiederholt ist dieser Scblvinoet amllick seiigeitellt worden. Die Zeitungen habe» diese Erklärungen auch weithin verbreltet: aber nach elnrr gewisse» Pause taucht der Schwindel tnimer wieder auf. — Die Ziegelei-Berufsgenossenschaft für das Königreich Sachsen hielt gesiern nachmittag 4 Uhr im Restaurant ,,zu den Drei Raben" ihre dieSjcwrige ordentliche Hauptversammlung ab. Dem vom Vornanoe erstattete» 18. Verwaltungsbericht auf daS Jahr 1903 zufolge umfaßte die Sektion Ende des Berichtsjahrs 739 Betriebe. Anacmeldet wurden 527 Unfälle f12 mehr als im Vorjahre): davon erledigten sich durch Heilung der Verunglückten innerhalb der ersten dreizehn Wochen 353 Umalle, in 50 Fällen erfolgte die Ablehnung der Entschädigungsansprüche, während in 120 Fällen Festsetzungen von Enischädiaungen oorgcnommen und 4 Fälle von anderen Berus»- genvssenschaflcn übernommen wurden. Die von der Sektion aus- gezahlten Entschädigungen beliefen sich im Jahre 1903 aus 124 683 Mark 79 Pfg., die Verwaltunaskosten dagegen auf 10588 Mk. 58 Psg. (gegen 10817 Mk. 90 Pfg. im Vorjahre). Aus Antrag des Prüfungsausschusses erfolgte einstimmig Entlastung deS Vor stands. Den Schluß der Tagesordnung budeten die Feststellung des Voranschlags für 1905 und verschiedene Ersatzwahlen. - Der Verband sächiiscdekKoniumoeretnr ver sendet soeben den vom VerdaiidSvorsitzenbcn Herrn Mar Radestock in Dresden erstatteten Jahresbericht für 1903 04 über die Entwick lung ves Verbandes. Darnach zählt er gegenwärtig 121 Konium- und 6 Produkttv-Genoffenichaiten zu seinen Mitglieder«, deren Geiamtmitglledrrzabt 199 716 beträgt. Der Geiamtreingewinn der einzelnen Genossemchatten bezifferte sich auf 6 286 15k Mk. Nur ein einziger Verein hatte im verflossenen Geschäftsjahre keinen Reingewinn auüuweiien, doch besteht dies« erst ein Jahr und ist Vas aus diesen Umstand zurückzusübrrn. — Mehrere Stammgäste des Restaurant» -Markt-Börse", Marienstratze 3, holten sich am Sonntag früh beim Gasthofs besitzer Oskar Schäfer in Goppeln b. Dr. sechs Brieftauben und ließen sie von der Marienstraße Punkt 11 Uhr vormittaa» abslieaen. Fünf Minuten später meldete Herr Schäfer telephonisch, dag bereits einige der Tauben in ihrem Schlage eingetroffen waren. — Die Dresdner lieben und schätzen al» angenehmen, erholen den Aufenthalt im Alt und Jung den Königs. Groß«, Garten. Wie bekannt, gibt es. abgesehen von der Größe, in Deutschland keine Parkanlage, die io reich an Abwechslung aller Art ist und allen verwöhnten Ansprüchen der Neuzeit gerecht wird, wir hier. Die Oberaartendirektion bat in den letzten Jahrzehnten wahre Kabinettstücke der Kartenbaukunst hervorgebracht. Erst kürzlich ist im Süden des Gartens, gewissermaßen al» Abschluß, wieder ein solches Kabinettstück entstanden und zwar zu beiden Seiten de alten. ehrwürdigen Jagdtore». welches kür un» Insofern rin weiteres Interesse hat. als hier dem damaligen Kronprinzen, späteren König Albert bei der Rückkebr aus dem Feldzüge 1870 71 durch König Johann der Feldmarschallstab überreicht wurde. Prächtige Rasen teppiche. unterbrochen von reizenden Rondel». Nadel- und Laub- baumgruppen breiten sich vor unseren entzückten Blicken au». In die er herrlichen, idyllischen Umgebung liegt unter mehrhundert- jälirigen Eichen die „Neue Pikardle". DaS im Jahr« 1900 an Stelle der iogenannten „Alten Pikardie" in altdeutschem Stile erbaute Restaurant bat einen großen Vorgarten, geräumige Glas veranda. sowie größere und kleinere Gastzimmer. Ein Besuch der „Neuen Pikardie" und ihrer prächtigen Umgebung dürfte jetzt za den lohnendsten tm Großen Garten gehören. — Auf der Waldjchlößchen-Terrasse findet heute abend 7>'h Uhr Monster-Konzert von den Kapellen de» Schützen- Regiments Nr. 103 und des Pionier-Bataillon» Nr. 13 lDirek- tioneir Helbig und Lange) statt. — Aus der Geschäftswelt. Wie alljährlich, so richtet auch diesmal wieder ein großer Teil des allgemeinen Touristen- stromes seine Schritte nach den Alpen oder noch sonstigen Hoch- und Mittelgebirgen. Doch die Berggeister find gar eigen und hauchen die kecken Menschlein mit scharfen Winden an. senden oft unvermutet einen gediegenen Regenguß, oder „hüllen" den Wanderer in feuchte Nebel. Und dann brennt einem wieder die Sonne unermüdlich und höchst energisch auf den Buckel, sodaß die Feuchtigkeit nunmehr von innen kommt. Da hilft unsere Tal- gardcrobe nichts, da ist das Beste ein wetterfester, warmer und doch wieder leichter Lodenanzug. Im Spezialhau» Josef Fi echt! Hierselbst, Schloßstraßc 23, dessen 'Inhaber au» Tirol itaimnt und die Bedürfnisse eines Gcbirgswanderers genau kennt, holt sich jeder, dessen Sehnsucht ihn inS Gebirge zicht, den besten Rat. wie er sich sür seine Reise auszurüstcn hat. Die Ansprüche auch des enrngierteste» Bergkraxlers und Touristen werden dort in sachgemäßester Weise befriedigt. — Schwurgericht. Vor den Geschworenen hatten sich der zuletzt in Neugruna wohnhaft gewesene. 1848 in Beckwitz bei Torgau geborene Steinletzmeister Johann Karl Cooradi. dessen Ehefrau, die 1856 in Pillnitz geborene Rahel Judith vcrw. gewcjene Pomsel geb. Hebold, und de» ersteren Sohn, der 1877 in Dresden geborene Bautechniker Karl Johann Arthur Conradi, zu verantworten. Die Anklage, welche von Staats anwaltschafts-Assessor Papsdors vertreten wird, legt dem Eon- radi sen. betrügerischen Bankrott, den beiden Mitangeklagten Beihiffe zu diesem Verbrechen zur Last. Die Verteidigung ist den Rechtsanwälten Falk, Dr. Langheineken und Dr. Baum über tragen worden. Geladen sind sechs Zeugen und als Sachver- stäitdigc die Herren RatSmaurermeister Miru» und die Bau meister Große und Wegener. Die Verhandlung zieht sich schon deshalb sehr in die Länge, well eine große Anzahl von Prozeß- und Grundbuchsakten verlesen werden müssen. Conradi sen. be trieb in den früheren Jahren in DreSden-Gruna ein gutgehendes Steinsetzoeschaft, wandte sich aber dann zu seinem schaden der Grundstücks- und Bauspekulation zu. Die Mittel dazu will er von seiner zweiten Ehefrau, der Mitangeklagten, erhalten haben. Dies« habe 20000 Mark in die Ehe gebracht und später «och den Erlös einer Hypothek von 18000 Mark hergegeben. Conradl erwarb eine Reibe von Grundstücken und besaß nn Sommer 1903 ein HauSgrundstück in Gruna, Tauscherstraße 8, ein solche» in Dresden, Uhlandstraße 84, und 9 Baustellen in Seidnitz, Reick, Gruna und die sogenannte „Bismarckhöhe". Es standen ihm an diesen Liegenschaften ganz bedeutende Ansprüche zu. An dem Grunaer Wohnhaus? partizipierte er mit drei Hypotheken von
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