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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.10.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19241017017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924101701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924101701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-10
- Tag1924-10-17
- Monat1924-10
- Jahr1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 17.10.1924
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Vertagung der Entscheidung auf Freitag. Nach -em Schellern -er Äoalilivnsverhan-lungen steht -ie Auslösung -es Neichslages bevor. Die drei Möglichkeilen -es Reichskabinells. — „Los Angeles", -er neue Name -es Zsppelinluslschisfs. Die Angsl vor -er eignen Entscheidung. Die abgesagte Besprechung beim Kanzler. lDrahtmeldung unsrer Berliner Schrtstlettung.s Berlin, 1«. Okt. Auch beute ist die letzte Entschei dung in der parlamentarischen Krise nach nicht ge fallen. Es hat dies seine Ursache wiederum in der Abneigung gegen die RcichStagsanflösung. Das Kabinett, das heute nachmittag zu einer Sitzung zu- sammengetrcten war, befähle sich eingehend mit der Lage. Dabet kam erneut zum Ausdruck, das, die Reichstagsauf- lüsung nicht als ein Mittel anzuschen sei, das ein klares Ver hältnis schaffen könnte. Wie eö heißt, ist ernsthast der Gedanke erwogen worden, die ganze Krise zu vertagen und au die Fraktio nen das Ersuchen zu richten, der gegenwärtigen Regierung das Vertrauen so lange zu geben, bis die wichtigsten, namentlich außenpolitischen Fragen entschieden seien, die sich namentlich z« Beginn des nächsten FahreS ans der teu- weisen Lockerung des FricdensoertragcS. der Räumung be setzter Gebiete usw. ergebe». Man war innerhalb des Kabinetts der Meinung, daß die Deutschnattvnalen, nachdem sie die Richtlinien des Kanzlers vorbehaltlos anzunehmen bereit gewesen seien, mit einer solchen Regelung, die auch die andere grobe Partei, die Sozialdemokratie, nicht verletzen könne, einverstan den i?) sein könnten. Jedoch war hierüber heute abend noch keinerlei Einigung zu erzielen, ebenso wie über andere Möglichkeiten, die er örtert wurden. Wie der amtlichcrscits ausgcg ebene Be richt besäht, beriet das Reichskabinett heute die dnrch die Stellungnahme der Reichstagösraktionen geschaffene inner- politische Lage und wird die Besprechungen morgen sort- sithrcn. Mit Rücksicht auf diese unentschiedene Haltung des Kabi netts wurden auch die P a r t e t f ü h r c r b c sp r c ch » n g c n mit dem Reichskanzler, die heute abend stattfinden sollten, noch im letzten Augenblick abgesagt, um am Freitag stattznsin- dcn. Die Deutsche Bolkspartei vertagte daraufhin ihre Fraktionssitzung, die seit zwei Stunden im Gauge war, auf Freitag nachmittag. Tie Demokraten, die am Frei tag vormittag zusammentretcn wollten, verschoben ihre Sitzung ebenfalls aus den Nachmittag. Die Deutschnatio - na len hielten ebenfalls am Nachmittag eine kurze Sitzung ab und vertagten sich dann ohne Beschlußfassung. So stand auch der heutige Tag im Zeichen ausgesprochener Unentschiedenheit. Charakteristisch ist auch, was man heute im Zentrum gegen die ReichstagSauflösung geltend machte. Man könne, so wurde da ausgcsiihrt, ohne Bedenken die Deutschnationalcn in das Kabinett aufuchme», zunächst weil sie den Richtlinien des Reichskanzlers zngestimmt hätten, so dann anch deshalb, weil sie ja „nur Ministerien mehr untergeordneter Bedeutung" j!> erhielten, die von keinem sonderliche» Einfluß ans die Führung der grosic» Politik wären, da ja die entsprechenden Ministerien, wie Außenministerium und Kanzleramt, in den Händen der bis herigen Inhaber verblieben. Man könnte sich ja außerdem die aufzunehmenden Leute der Deutschnattvnalen daraufhin a nse he n, ob sie sogenannte „Sprengkörper" seien oder nicht l!> und „ungeeignete" Kandidaten zn ritckwct se n. s!!j Man muh sagen, das, dies eine gröbliche Verkennung der Die Umlausung -es Luftschiffes. Washington, 16. Okt. Wie das Marineamt mitteilt, wird das Zeppelin-Luftschiff den Namen „Los Angeles" er halten. lW. T. B.j Auch heute sicht die Ankunft des Zeppelin noch im Vorder gründe des amerikanischen Interesses. Diese Tat des deutschen Zeppelin-Kreuzers, die als das größte Ereignis dieser Tage bezeichnet wird, ruft die nnnmschrünlte Anerkennung hervor und wird als Triumph des deutschen Genius und als Vorbild jeglicher Arbeit bejubelt. Offiziere und Besatzung werden von de« Amerikanern mit aller Hochachtung und Frcnndlichkeit ausgenommen und bewirtet. Der Marincsckretär Wilbour ließ sofort Einladungen an die deutschen und amerikanische» Offiziere ergehen, ihn in Washington z» besuche», wo ein Ehrenmahl stattstndcn werde. Die Presse nennt den Zeppelin den Pionier des industriellen Verkehrs, der sich dnrch seine» Atlanttkflng als Transportmittel für Passagiere und Frachten erwiesen habe. Alle Zeitungen sprechen sich sehr energisch gegen die Bernichtnng der Zeppelinnierst in Frirdrichshascn ans, de,nn. so schreiben sic, die Nicderreitzung der Zeppeli»werke sei in der Hitze der ersten Nachkricgsleidenschast beschlossen wor den. Im Licht der Tatsachen, wie sic heute sich darstellten, ganzen Sachlage darstcllt. Schließlich ging ja die Deutsche Bolkspartei bei ihrem Bestreben, die Dentschnativ- nalen an der Regierung zu beteiligen, davon aus, daß sic ihrer Stärke entsprechend zu beteiligen seien. Es zeigt dies, daß die Schwierigkeiten auch dann noch nicht überwunden wären, wenn man sich, was aber im gegenwärtigen Stadium kaum noch anzunehmcn ist, entschlösse, die Deutschnationalcn a»f- uuehmcn,- daß dann vielmehr neue Schwierigkeiten ihre Be- cttigung erfordern. Ob nun morgen die endgültige Entscheidung darüber fallen wird, ob man den Reichstag auflöse» wird oder ob sich noch eine Möglichkeit bietet, die bis herige Politik der Mitte fortzuführcn, wird man nach dem bisherigen Verlauf der Tinge stark anzweifeln müssen. Die -rei Möglichkeiten -es Kabinetts. Der zweite Umsall des Zentrums. lDrahtmeldung unsrer Berliner Lchristleitung.i BorUm->6. Okt. Obwohl gestern abend der Anschein be stand, daß das Zentrum sich zu einer Regierung der Rechten entschließen würde, und obwohl die Demokraten zugesichert hatten, einer Rcchtsrcgicxuug ihre Unterstützung nicht zu ver sagen. wenn sie die bisherige Außenpolitik fortsetze, ist es heute doch so gekommen, wie es von allen mit den Par lamentarischen Verhältnissen Vertrauten vorausgesehen wurde. Das Parlament weiß sich nicht anders zu helfen, als sich durch die Auflösung den Tod zu geben, damit aus de» Ruinen neues Leben erblühe. Ter heutige Beschluß deS Zentrums stellt im Grunde nichts weiter dar, als eine Art Wahlaufruf. Mit ihm hat das Zentrum praktisch einen weiten Um fall vollzogen, indem sich der starke rechte lttgel dem Ultimatum des linken Flügels unter der Füh rung des Exkanzlcrs Wirth unterwarf. Man erzählt sich in parlamentarischen Kreisen sogar davon, daß im Falle einer Zustimmung der Zcntrumspartei zur Nechtskoalition der linke Flügel unter Wirth mit den Sozialdemokraten Füh lung genommen hätte. Ebenso wurde bekannt, daß von seiten des Reichspräsidenten Ebcrt gleichfalls alle An strengungen gemacht würden, um den Widerstand dieses Flügels aufrechtzuerhalten. Reichskanzler Marx hat heute mittag, wie bereits ge meldet, den Führern der Koalitionspartcien erklärt, daß alle Versuche einer Regierungsbildung aus dem Bodeu der Rcchts- koalition gescheitert seien und daß er die im Lause deS Nach mittags gefaßten Beschlüsse des Kabinetts abends de« Fraktionssiihrern Mitteilen werde. Es bestehen zurzeit noch drei Möglichkeiten, die erste und wahrscheinlichste ist die Neichstagsauslösung, besonders deshalb, weil die Deutsche Bolkspartei nun ans ihrem bisherigen politischen Verhalten die Schlußfolgerung dadurch ziehen wird, daß sie den Austritt aus der bisherigen RegicrungSkoalitiou erklärt. Man rechnet im Reichstag mit etwa » N Prozent Wahrscheinlichkeit mit einer alsbaldigen Auslösung. Daneben wollen aber die Gerüchte nicht verstummen, daß Marx trotz des Austritts der Deutschen Bolkspartei a«S dem Kabinett cs doch ans eine „offene Fcldschlacht" im Reichstage ankommen lasten wolle, und schließlich sprach man sogar von einer Persönlichkeit des Zentrums, die an Stelle von Dr. Marx treten und mit der Neubil dung des Kabinetts nach rechts beauftragt werden könnte. Es ist aber doch anzunehmcn, daß lediglich die erste Möglichkeit, nämlich die der Auflösung, znr Tatsache wird. würde die Niederreißung der Fricdrichshafencr Werst eine Kulturschande bedeute». Sie wäre ei» letztes Hindernis für die Fortschritte des internationalen Verkehrs, dessen Be deutung für die Zivilisation und den Frieden doch jetzt von keinem Staatsmann mehr verkannt werde. Die Amerikaner pilgern noch immer in Hellen Scharen hinaus nach Lakehurst, um das deutsche Luftschiff zu besichtigen. Eine geschäftstüchtige Reisegesellschaft hat sogar bereits Aus- slugSvcranstaltungen zur regelmäßige» Besichtigung in Lake burst vorbereitet. Auf dem Flugplatz in Lakehurst herrscht reg stes Treiben. Obwohl der Zeppelinkrcuzer bereits gänzlich von Gas entleert ist und sich in der Halle befindet, also nichts mehr von ihm zu sehen ist, wollen dennoch die riesigen Menschenmenge» wenigstens die Halle, vor der zivölf be waffnete Marinesoldaten Wache halten, sehen. Fast jeden Augenblick treffen Telegramme aus Dentschlan- an die Be satzung und vor allem an Dr. Eckcncr ein, in denen den Piloten zu der glänzenden Uebersahrt di« herzlichsten Glück wünsche ausgesprochen werben. Dr. Sckener bei Sooll-ge. Washington, 16. Okt. Präsident Coolidge hat Dr. Eckcncr und andere Mitglieder der Besatzung des „Z. R. III" empfangen. sW. T. B.) Die Par'eLlage in England. Von Gras E. v. Zedtwitz. Als die Parlamentsivahlen im Dezember l!M keiner der drei großen Parteien die absolute Mehrheit brachten, fiel nach der englischen Tradition der Labonr als der zweit größten Partei die Regierungsbildung zu. während die Kon servativen die Führung der Opposition übernahmen, ohne jedoch damit in Kampsstellung znr neuen Regierung zu treten. Im Gegenteil wollten die beiden bürgerlichen Par teien die Taten der Arbciterregierung in Ruhe abmarten und dieser Gelegenheit geben, ihr Programm unbehindert durchzufiihrcn. Macdvnald machte ihnen dies nicht immer leicht: denn wie so viele andere Führer der Linken, blieb auch er als Ministerpräsident stets Partcimnnn und wollte jetzt anscheinend nicht daraus verzichten, die Partcsdogmen, die er als Führer der Arbeiterpartei verteidigt hatte, aus ihre Durchführbarkeit zu erproben. Sv führte seine pazifistische Schwärmerei schon im ersten Budget der Labvurregierung zu erheblichen Abstrichen im Heeres- und Marinebudget, die, wie z. B. die Aufgabe der Befestigung von Singapore. in Eng land und noch mehr in den Dominions zu scharfen Gegen strömungen Anlaß gaben. Damals erlebte das Kabinett im iknterhause seinen ersten Sturm, als Macdonalds Unt.rstaatS- sekrctär für Luftverteidigung, Leach, die geforderte Ver stärkung der britischen Luftrüstung mit dem Hinweis ablehnte, daß nicht die Bereitschaft, sondern die gerechte Sache die beste Waffe sei. Die ruhige Haltung der Opposition ermöglichte dem Ministerpräsidenten die Ucberwindung der Krisen stimmung und eine ungestörte Fortarbcit während der Tagung des Sachverständigennusschusscs. Damals schrieb der Man chester Guardian": „Maebonald hatte für lein bisheriges Verhalten zwar eine gute Rechtfertigung, seine Schonzeit muß aber mit Ende dieser Tagung endgültig vorbei sein. Dann wird Macdvnald beweisen müssen, daß er der Situa tion, die seinen Vorgänger» verhängnisvoll wurde, gewachsen ist." Macdonald war es nicht. Seine Unfähigkeit, dem Steigen der Arbeitslosigkeit zu wehren, hat in England sehr enttäuscht, wo man wohl nicht mit Unrecht gerade von einer Arbeitcrregierung eine Besserung der Lage erwartet hatte. Um ihrem Mißvergnügen über das Versagen Mac- dvnalds auf diesem Gebiete Ausdruck zu geben, beantragten die Konservaticn bei der Budgetberatung, das Gehalt des Arbeitsministers um 100 Pfund zu kürzen. Die Annahme dieses unvcrhüllten Mißtranensvotnms, die schon damals den Sturz der Negierung hcrbeigesührt hätte, konnte diese nur mit Hilfe der Liberalen verhindern. Es war dies nicht das erstemal, daß die Konservativen von der Arbeiterpartei und den Liberalen niedergcsttmmt wurden: denn das Kabinett Macdonald war als Minderheitsregierung ja stets ans die Hilfe oder wohlwollende Neutralität der Partei Asauiths angewiesen. Um sich diese zu erhalten, suchte Macdvnald den Wünschen der Liberalen so viel wie möglich cntgegcnzukom men, und legte sich erst dann eine gewisse äußere Zurück haltung auf, als ihm von den extremen Elementen seiner Partei energische Vorstellungen gemacht wurden. Dadurch verletzte er aber wieder die Liberalen, die durch ihre Politik nicht nur in Gefahr kamen, zwischen den Konservativen nnd der Arbeiterpartei zerrieben zu werden, sondern auch das Vertrauen ihrer Wähler und bei den nächsten Wahlen noch mehr Stimmen zu ru;rlicrcn. Der erste, der die gefährliche Lage der liberalen Partei erkannte und richtig charakterisierte, war Llond George, von dem das Wort stammt: „Die Liberalen sind die Ochsen, die sich vor den Negierungswagen spannen ließen, um nachher geschlachtet zu werden". Der alte Fnchs vergaß anch nicht, die Kon- seguenzen aus dieser Erkenntnis zu ziehen: gelang es ihm, die Liberalen ganz oder zum Teil zur Schwenkung gegen Macdonald zu bestimmen, so bedeutete dies nicht allein das Ende der Arbciterregierung, sondern auch für die Liberalen wieder eine Annäherung an die Konservativen, also vielleicht eine Gelegenheit znr Wiederherstellung der alten Koalition, in der sich für ihn. Lloyd George, gewiß wieder ein besserer Platz finden würde als jetzt, da er In der liberalen Partei die zweite Geige spielte. Vergebens suchte Asgutth zu brem sen: Lloyd George sagte ihm die Gefolgschaft auf und handelte aus eigene Faust, als Macdonald ihm die ersehnte Gelegenheit dazu bot. Der britisch-russische Vertrag, der bei den Londoner Besprechungen vereinbart und von Macdvnald vor behaltlich der Zustimmung des Parlaments unterzeichnet wor den war. ist mit seinen finanziellen Bindungen kür die Liberalen ebenso unannehmbar wie für di« Konservativen. Lloyd George benutzte diesen Berührungspunkt der beiden bürgerlichen Parteien, die sonst scharfe Gegensätze trenne«, -um Ausgangspunkt seiner Aktion und erkljhrje am Ist. Ge»? Nicht mehr „Z. R. III" son-ern „Los Angeles".
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