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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.04.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-04-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19020423015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1902042301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1902042301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1902
- Monat1902-04
- Tag1902-04-23
- Monat1902-04
- Jahr1902
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 23.04.1902
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- 86K - Freud« verdarb ihr da« Loa«, welche« sie mit Rittmeister vou Berkaw zusammensührl«. Immer einsildiger beantwortete sie die Fragen Berkow s und hört« kaum noch sein« Worte, sv daß auch er der Unterhaltung überdrüssig wurde; an seiner Cigarre kauend, saß er in ärgerlichem Schweigen an ihrer Seite. Auch in den, zweiten Boote wollte da« Gespräch nicht recht in Muß kommen. Mister Edward Wilson, der am Ruder saß. mar überhaupt für keine längere Unterhaltung zu baden. Walter Berkhabu kauerte im Vordertbeil de» Bootes, rauchte eine Cigarette nach der anderen und fchien sich für weiter nichts, als Wellen. Wind und Mooen zu mterrssiren. Sv waren Miß Evetiue und Tielrich aus einander angewiesen. ..Haben Sie i» letzter Zeit Nachricht von unserem jungen Ehepaar erhalten?" fragte Miß Eoeline leise. „Die letzte aus Rom." ent,regnete Dietrich. „Bor etwa vierzehn Sagen — ihr ginge» Glück nimmt sie io völlig in Anspruch, daß sie keine Zeit zum Bries- 'chreiben finden Da» ist auch erklärlich. Glück soll ja schweigiam machen." „Dann sind Sw woü! jehr glücklich?" fragte Eveline mit einem kleinen, malieiasen Lächeln. «Ich? — Wie kommen Sie daraus? — Ich und glücklich?!" Er lachte nervös aus. „Nun," entgegnele sie, ..weil sie so sehr schweigsam geworden sind. Ich lernte Sie als einen munteren, liebenswürdigen Gesellschafter kennen, jetzt Hort man kaum ein fröhliches Won von Ihnen" ..Mir geht mancherlei im »topfe umher, was ich nicht Jeder mann miltheilen kann." „I l-e« vaur prn-ciem — ich will mich nicht in Ihre Geheimnisse > iudrängen." erwiderte sie empfindlich. „Äh — eS sind keine Geheimnisse, sondern Wissen schaftliche und künstlerische Entwürfe." „Davon verstehe lch freilich nicht viel." Wieder trat eine längere Paule ein. Dann sagte Miß Evelsiie: §Herr von Berkow -st doch ein sehr angenehmer Gesellschafter und Gentleman " „Gewitz — er beherrscht die gesellschaftlichen formen ln hobem Maße und ist stets taktvoll." „Finden Sie nicht. Laß er von sehr großer Freundlichkeit gegen Miß Maud ist?" ..Allerdings." ,,Er ist entschieden verliebt in Maud Nun. ein Wunder rsl eS ja nicht. Maud ist ein reizendes Mädchen und herzensgut. Aber ob sie zu Herrn von Berkow paßt." Erschreckt hielt sie inne, denn Dietrich war so plötzlich aufgesprungen, daß das Boot schwankte. „Was ist Ihnen. Herr von Wustrow?!" „Nichts. — 4llso Sie glauben, daß Niß Maud Herrn von Berkow s Werbung annehmen würde ?" „Wer kann es wissen? — Meine Schwägerin machte mir jedoch Ümdeutungen." „Bitte — jetzt will ich nicht in Ihre Geheimnisse mich emdrängen." Er lachte schroff aus und begab sich in das Vordertheil des Bootes, wo er sich neben Walter niederkauerte und mit finsteren Blicken aus das flimmernde Meer hinausstarrce. Miß Evelme nahm eine beleidigte Miene an, Holle ein Buch aus ihrem Pompadour und be gann eifrig zu lesen. Unier tiefem Schweigen wurde die Fahrt vollendet. Der Leuchtlhurm von Darsfer Sri liegt ans Hohem Felfeuuser, das als schroffe Spitze weit in die See vorspringt. Zu. Füßen des Kelsens dehnr sich cm flacher, steiniger Strand aus. an dem die Boote landeten. Hutter dem Leuchtlhurm beginnt em prächtiger Hochwald, der sich meilenweit in daS Land hineinzog. In dem kleinen, ländlichen Wirthshause neben dem Leuchttliurm, das von dem Lenchtlhurmwachter unterhalten wurde, fand man eine gastliche Aufnahme. Man be sichtigte den Leuchtlhurm, die Rettungsstation, dann setzte man sich zu einem einfachen Minagesien nieder, nach welchem man eine Skreispartis in den Wald machte. Nur Mister Wlsion blieb am Strande zurück; er wollte hier sein Glück mit der Angel versuchen. Im Walde hatte sich Dietrich von der Gesellschaft getrennt. Wenn er sah, wie sich Berkow um die Gunst Mauds bewarb, wie er sie mit beredten, liebenswürdigen Worten zu umgarnen suchte, und wie Frau Wilson diesem Bemühen deS vornehmen Bewerbers mit wohlgefälligem Lächeln Vorschub leistete, dann quoll ecn bitteres Gefühl in seinem Herzen au». Er konnte dieses frivole Spiel Berkow s. denn etwas Anderes konnte eS »'.chi sein, da Berkow doch niemals im Ernst daran denken konnte. Maud Wilson zu seiner Gf.ttin zu machen, nicht länger mit ansehen; er entfernte sich deshalb unbemerkt von der Geielli'chaft. um in der Stille und Einsamkeit des Waldes die trüven und ärgerlichen Ge danken zu vergessen. Weshalb war er eigentlich hierher gekommen? Weshalb blieb er hier wochenlang, um seine innere O-ual täglich sich vergrößern zu sehen? Eine geheime, unwiderstehliche Sehnsucht nach der lieblichen Maud hatte ihn hierher geführt und fetzt vermochte er sich aus den Banden dieser Sebnsiicht nicht mehr ,u befreien; er wollte wenigstens, so lange eS ihm möglich war. in der Nähe des geliebten Mädchens weilen, wenn er sich auch sagte, daß es seine Pilicht gewesen Ware, die Geliebte zu meiden, der er kein gesichertes Dasein bieten konnte. DaS kleine 'Vermögen, welches er zu eigener Verfügung beiesfen. war durch seine Studien und wette Renen'fast verbraucht und seine sonstigen Einkünfte erschienen ihm vorläufig noch zu klein und unsicher, um daraufhin eine Familie zu gründen. Außerdem wollte er nicht neuen Unfrieden in seine Famüie bringen, denn er wagte genau, daß seine Geschwister, vor Allen der Landrath, inst einer solchen Verbindung durchaus nickst cm» verstanden sein würden. - «7 - Sä schwankte er -wische» seine» Gefühlen hi« und ker. Bald -oa es ihn mit NN» tviderstehlicher Gewalt in Maud. bald aewannen die Bedenken wieder d»e Oberhand urch er zog sich von ihr zurück, um in der Einsamkeit seinen Gedanken und Grübeleien nachzu- hängrn. Dazu kam. daß er zu bemerken Wandte, daß Maud ihm auswich: sie war in seiner Gegenwart von einem schweigsamen Ernst, während sie mit den beide« Künstler» fröhlich lachen und plaudern konnte. Und dann me Mfttheilungen Miß Evelinens! Wenn Berkow wirklich ernste Absichten hegte, io würde er bei der Familie Mauds sicherlich alle wünschenSwerthe Förderung finden, lind wenn man es reiflich überdacht«, weshalb lallte Berkow nicht ernste Absichten Kegen? Wie Dietrich erfahren, batten sich Berkow's Verhältnisse durch eine ihm unerwartet früh zugesallene Erbschaft erheblich gebessert, so daß er jetzt nicht mehr so sehr aus da» Geld bei rer Wahl einer Gattin -u sehen brauchte. Außerdem war er völlig frei in seinen Entschlüssen, er stand ganz allein da. er brauchte aus Niemanden Rücksicht zu nehmen. Ja. wahrhaftig. Berkow war eine sogenannte gute Partie geworden und wenn er auch schon vlerz,g Jahre zählte, so war sein Aeußeres doch noch so bestechend, daß man ihm nicht mehr wie dreißig Jahre gab. Diese dummen, thärichten Gedanken! Dietrich ärgerte sich über sich selbst, dag er sich nicht frei davon macken konnte. Mit Gewalt richtete er feine Aufmerksamkeit aus andere Dinge, suchte nach Käsern und merkwürdigen Steinen und beftimmle die botanische Ordnung einiger Pflanzen, die chm als eigenartig auffielen. Dabei achtele er nicht ans den Weg und befand sich plötzlich, wie es chm schien, weitab von dem Wege, den di« Gesellschaft verfolgt hatte. Unter einer breitäsrigen Buche warf er sich in das Gras, legte die Hände nntcr den Kopf und blickte sinnend und träumend zu dem grünen Blättcraewirr emvor. Line Zeit lang hatte er so daaelegen, als er Stimmen und Schritte hinter dem Gebüsch ertönen hörte, weiches den Platz unter der Buche abschloß. Ern Weg mußt« jenseits des Gr- büsches durch den Wald führen. Er wollte warten, bis dir P-rionen vorbeigegangen waren; aber plötzlich blieben sie stehen und eine zornig erregte Madchenstimme sagte; «Ich muß Sie ernstlich bitten. Herr Rittmeister, mich zu verlassen." Jäh richtete sich Dietrich empor. Es war Mauds Stimme, welche die Worte gesprochen hatte. Ein Lachen Berkow's antwortete. „Aber, meine reizend« Mand," ent- gegnete er. ,.sind Ihnen denn mein« LiebeSbethenerungen gar so unangenehm? Ich will Sie >a gewiß nicht länger belästigen, gestatten Sie mir nur. daß ich Sie zur Gesellschaft zurücksühre. Ihre Frau Mama wird sehr erfreut sein, uns einträchtig bei einander zu sehen." „Ich bestehe darauf, daß Sie mich verlassen. Ich will allein sein." «Hier muten im Walde? — Unmöglich? DaS darf ich nicht zugeben." Dietrich war eS peinlich. Zeuge dieses Gespräches zu sein. Rasch umschritt er daS Gebüsch und stand lm nächsten Augenblick vor den Beiden. Ein leichter Schrei «nt- schlüpfte den Lippen Mauds. deren Wangen eine dunkle Blutwellc überfluthete. Mit erstauntem Blick maß Berkow den unverhofft Erschienenen; dann flog ein spöttisches Lächeln über seine Züge. „Ah. so war es gemeust." sagte er ironisch, „deshalb dieser Wunsch, allein zu fern .... verzeihen Sie, Miß Maud. daß ich ihr Rendezvous störte." Rasch trat Dietrich näher. „Herr von Berkow. ich muß bitten, keine falschen Schlüsse zu ziehen. Ich kam zufällig hierher." Wers glaubt!" lachte Berkow auf. „Ich erlaube Ihnen nicht, an meinem Worte zu zweifeln," brauste Dietrich auf. Berkow maß ihn mit einem hochmüthig verächtlichem Blicke. Dann lüstete er den Hut und ging langsam, ohne sich umzusehen. den Weg zurück. Dietrich wandte sich zu Maud, die mit -orn- sprühenden Augen dastand, fassungslos nach Worten ringend. „Hat mein Erscheinen auch Sie erschreckt. Miß Maud". sprach er. „daun bitte ich um Verzeihung." . . . „Rein. — Sie kamen zur rechten Zeit, um mich vor den Zu dringlichkeiten jenes Herrn zu schützen", stieß sie hervor. „Ja, ich wiederhole, daß jener Herr zudringlich war. und wenn ich ein Mann gewesen wäre, ich hätte ihn gezüchtigt." . . „Wünschen Sie, daß ich Herrn von Berkow zur Rechenschaft ziehe?" fragte er mit einem leiien Lächeln. Er wußte selbst nicht, wie es kam. aber es war ihm mit einem Mal« so leicht und froh um's Herz, als er hörte, daß Miß Maud die Liebenswürdigkeiten Berkow s als Zudringlichkeit empfand. Aber Mauds Augen blickten jetzt auch ihn zornig an. „Das ist recht", sprudelte sie hervor, „spotten Sie meiner auch! Ich habe es ja nicht anders verdient." . . . „Aber Maud ... ich spotte Ihrer wahrhaftig nicht. Ich empfinde das tiefste Mitgefühl mir Ihnen ... wahrhaftig, Maud, ich meinte es sebr ernsthaft mit der Rechenschaft! Wenn ich S mir recht überlege, war's in der Thal eine Unverschämtheit von Herrn von Berkow. die eine Züchtigung verdient. Er muß mir Rede und Antwort stehen." . . . „Sie wollen sich mit ihm schlagen?" fragte Maud rasch. „Wenn'S nicht anders sein kann, ja." „Nein, das dürfen Sie nicht!" „Weshalb nickt?" „Werl Sie sich meinet halben nicht einer Gefahr anssetzen sollen. Herr von Berkow ist ein sicherer Schütze, er schießt die Möve im Fluge . . . nein. nein, vergesse» Sie meine thör chten Worte von vorbin und versprechen Sie mir, daß Sie sich nicht mit Herrn von Berkow schlagen wollen." «sort-Guna keleio kranr Lokn 6ir. Lurstal» 46. »As chlMvtS. 8ueeos. IFiIvtots. 6üs)68. ftiimmi-Wntel. s.ielcot Oostumes. kaifZ. 6v8tume8. tVn8(.'K-6y8tUM68. »»>»»»>»»» ilSllig MM-81MK 4 b. !l«8 Specisl-Üülis Her»», Uollrell8lr.i88o 37 a. Oonfsetion »vliZiMxt H»n«1Ivr1v vor» ^rkvltvr». v08tUMV8- LSvkv. 1v üer Hvlertixun» dieser stat «sie kirm» küi Vrv8äou eines Iliilustnerrvei» erLcstiosseu. 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