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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192106243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19210624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19210624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1921
- Monat1921-06
- Tag1921-06-24
- Monat1921-06
- Jahr1921
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1921
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»gM mnkNer k werden. viervel wollte der Fnyrer veo »um Transport de» Velde» dienenden Auto» seinen Wogen, ein« dreirädrig« Cvklonette, io schnell »um Halten bringen, daß die beiden mit dem Geldtransport beauftragten Bank- beamten o u» dem sich querttellendrn Wagen herauSfielen, die im and rren Kraftwagen befindlichen Räuber sollten sich ani di« Venmtrn stürze» und ibnen die mit Veld gefüllten Sacke raulien, sodann gber mit ihrem Auto da» Weit« suchen. Dreier verbrecherisch« Wan, bei dem «» den Veran staltern nicht darauf anlam, daß schon da« plötzlich« Herausstürzen au« dem Wagen den beiden Beamten da« Leben kokten konnte, ist durch da« Einschreiten von Beamten der Ktlminalabteilmig de« Polizeipräsidium« nnd der Landrspolizet vereitelt worden. Der Vorgang spielt« sich »ur/grohten Ueberraschung der Räuber ganz ander« ab. <Äe Cvklonett« war an Stell« der sonst mit dem Geld- nanSport beauftragten Bankbeamten mit Kriminalbeamten nnd einem Beamten der LaudeSpolizei, dem man die Klei dung de« Chauffeurs anzog, ersetzt, sodaß die Räuber beim Zusammentreffen mit der Tyklonette keinen verdacht schöpften, sondern sie dadurch, daß sie ihr in den Weg fuhren, »nm Halten brachten und die Geldsäcke. die aller ding« nur mit Papier gefüllt waren, entriffen. Hierbei wurden sie durch die sich zu ihrem größten Erstaunen plötz lich al« Polizelbeamte entpuppenden Insassen der Cvklonett« und mehrere scheinbar zufällig hinzukommende Radfahrer, die ebenfalls Polizelbeamte waren, festaenommen und in Polizeiaewahrsam gebracht. Der ganze Vorgang hatte sich dank dem guten Zusammenarbeiten der Beamten der Landr-polizet und der Kriminatabteilung de« Polizei präsidiums so schnell nnd sicher abgespielt, daß jedes größere Aufsehen vermiede» wurde. . Dresden. Die ElternratSwahlen in Dre-den «in- ichließlich der neu einverleibten Vorort«, soweit dort Wahlen stattgrfunden haben, zeitigten, wie nunmehr frstgektellt ist, folgendes Ergebnis: Gewählt wurden insgesamt 952 Ver treter, und zwar: 480 Vertreter der christlichen Richtung, 483 Vertreter der weltlichen Schule (darunter 8 Kommunisten in einverleibten Vororten) und ein auf rin« unparteiische Liste an der 52. evangelischen Volksschule gewählter Ver treter. Dieses Ergebnis kann sich aber noch etwa« verschie ben, da gegen verschieden« Wahlen Einsprüche vorliegen, und zwar sowohl von feiten der christlichen Eltern wie der Anhänger der weltlichen Schule. ES handelt sich zumeist um Formverftöße, namentlich in der Richtung, daß die Be stimmung der Nichtwühlbarkeit von Pflegeeltern zunächst in einigen Schulen nicht genügend beachtet worden ist. Pirna. Angeregt ist die Erbauung einer Elbbrücke »wischen Heidenau bet Pirna und Birkwitz. Ein« Wohltat wäre dies« Brücke; bis zu ihrer Erbauung dürfte aber wohl noch viel Wasser die Elbe hinabfließen. * Großschönau i. S. Das hiesige Schöffengericht verhandelte auf Antrag des Vereins gegen das BeftechungS- wesen, Sitz Berlin, gegen den Einkäufer Julius Josefowtcz aus Antonow (Gal ). Der Angeklagte ist bei der Waggon- federnsabrik Weber L Reichmann in Großschönau tätig und stellt« einem Lieferanten beim Einkauf einer Maschine die .Bedingung", daß er persönlich 10'/, erhalte. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu einer Geldstrafe von 800 Mark. Mittweida. Eine arge Enttäuschung bat die Stadt mit der Verpachtung ihres KirschenanhangS erlebt. ES kommen über 600 Bäume in Betracht, deren Ertrag die Stadtgärtnerei mit 10 000 Mk. einschätzte. Auf die Aus schreibung sind drei Angebote von hier eingegangen, die auf nur 2500 Mk. lauten. Die Kirschen sollen nun in auswärtigen Blätter» nochmals ausgeschrieben werden. Kirchberg. Wie schon mitgctcilt, waren vorige Woche zwei Kinder der Familie Schwedler hier an einer ruhrarti gen Krankheit verstorben. Nach mehrtägigem Leiden sind noch :mei Kinder im Krankenhause gestorben. Der Genuß un- retter Stachelbeeren soll die Erkrankung hervorgernfcn haben. * Leipzig. Nachdem erst in der Nacht zum 15. Juni ein Mechaniker im Eutritzschrr Park überfallen worden war, hat sich schon wieder ein ähnlicher Ueberfall in der -nrl'Tauchnitz-Straße ereignet. Als ein hiesiger Privat beamter gegen V,2 Uhr nachts dnrch die Karl-Tauchnitz- Stratze kam, wurde er von einem aus dem Walde kommen den Manne nach der Zeit gefragt. Plötzlich stieß ibn der Unbekannte vor die Brust, warf ihn zu Boden nnd riß ihm da» Jackett auf nnd entnahm diesem eine Brieftasche mit ungefähr 1100 Mark und einigen auf den Namen des In habers lautenden Ausweispapieren. Der Räuber flüchtete daraus mit einem hinter einem Baume versteckten Komplizen nach der Kettenbrücke. Der Urbersallrne konnte vor Schreck keinen Laut hervorbringen. XL «tpzig. Die 28. Wanderausstellung der Deutschen Lanvwirtschaftsgrsellschaft, di« Dienstag geschlossen wurde, ist von rund 225 000 Personen aus fast allen Gauen Deutschlands besucht worden. Auch da« Ausland stellt« eine beachtenswerte Anzahl von Vertretern. Di« Umsätze, welche di« Aussteller erzielten, entsprechen durchaus den Erwartungen. HSlz-Prozetz. Aus der Schluß-Verhandlung de» H0lzprozeffe« seien «och die Plaidogers de» Staatsanwalts und der Verteidiger, '"wie das Schlußwort des Angeklagte« «iedergegebe«. Staatsanwalt Dr. Jäger führte u. a. a«S: »Mr habe« den Bürgerkrieg in abscheulichster Gestalt gesehen. E» war kein Krieg, der au» sozialpolitischen Gegensätzen heran« ge lahrt wurde. Der Angeklagte gesteht, daß er der militärische Letter gewesen sei. Er hat e« so dargestellt, al» ob sei« Kampf nur ei» Akt der Notwehr -er Arbeiter gegen die Bonr« geoifle war. Da» ist durch den Verlauf de» Prozesse» wider legt worden. Di« sogenannte Kampfparole war der bekannte «na, HOrstng», d«r de» sweck ven»l«tt, o,e mny« mw vrd- nung wte-erherzuftrücn. In Durchftlhrung dieser Bestim mungen wurde auch die Sipo «ach Mitteldeutschland beor dert. Als di« Verhältnisse kritisch wurde«, erschien plötzlich der »«geklagte tn Mitteldeutschland u«d »u« «ahm dl« vo> »egnng je«e unheilvolle Bah«. Di« blutrünstigen Aufruf« »um Generalstreik stub bekannt. St« hatte« »tcht den ar- wüvschten Erfolg «nd daher griff der Angeklagte zu »St- teln, bet denen die verbrecherische« Straftaten etnsetzten. Ar beiter wurde« durch Drohung«« »nr Arbeitseinstellung ge zwungen und für bt« Rote Armee gepreßt. Hdl» war dann al» hetzerischer Agitator tätig, fordert« »« Plünderungen und Angriffen gegen die Sipo auf, wa» er allerdtng» bis heute bestreitet. Es ist jedoch erwiesen, daß er in Etslede« und Ma«»seld seinen Leuten die Parole zum Vorgehen gegeben hat, btr sie auch befolgten. Hölz sagt, er sei kein gemeiner Verbrecher und nur politischer Vrrgeheu schuldig. Die Politik de» Angeklagten ist aber verbrecherisch zu nenne». Nur aus de« verdacht hi«, daß «tn Polizrtbeamter aus Leut« ««schos sen haben sollte, wurde nicht etwa dessen Wohnung, sonder« die «ine» ganz unschuldige« Manne», de» Stattsekretär» Nehl» angezünbet. ES ist auch kein Zweifels batz der Ange klagte den Bürgerkrieg nicht mit Milbe geführt hat, wen« auch gewisse Sülle milde seien. Die Behandlung der Gefan genen spricht vier deutlich genug. Hdl» ist auch der moralisch« Mörder de» Faktor» Müller und de» Matrose« Kuh«. Er sprach hier immer von Requirieren. Noch aber lebe« wir unter dem geltenden Strafrecht. Alle Delikte find gemeiner Natur. Daß sie «tn« politische Note enthalten, ist «tcht »« bezweifeln. Der politische Kampf rechtfertigt aber «tcht ge meine Mittel Die Art der Führung de» politischen Kam pfe», wie sie hier zutage getreten ist, zeigt, daß die Idee falsch ist. Wenn die Idee richtig wäre, dann würde sie stärker wir ken al» Dynamit; bann setzte sie sich durch und jeder Kampf «egen sie wäre vergeblich. Solange aber die Mehrheit bei un» anders denkt, hat niemand «in Recht, sie -« einer ande ren Meinung zu zwingen. ES liegt Hochverrat vor. E»gtbt hier nur eine Strafe: daß Hölz al» Gemetnschäbltng tn Deutschland zu lebenslänglichem Zuchthaus «nd dauerndem Ehrverlust verurteilt wird. Hierauf wandte sich der Staats- anwalt den Anklagefällen des »ersuchte» Morde» zu. Ich bi« der Ansicht, daß sich der Fall Hildebrandt nicht al» versnchter Mord, sondern nur al» versucht« Tötung charakterisiert. Er beweist aber, daß Hölz leicht mit der Waffe bei der Hand ist, und die» ist wesentlich. Für bt« Beurteilung de» Falle» Heß ist mit aller Entschiedenheit die Frag« nach Mord zu bejahe«. Die Aussage der Frau Hetz wird auch durch den Zeuge« Ueb« unterstützt. Dieser Zeuge wird nicht so gemein sein, Hol der Todesstrafe »»führen zu wollen. Die Tal von Höl» qualifiziert sich also als Mord. E» liegt heimtückischer Men- chelmord vor; deshalb beantrag« ich insgesamt gegen den An geklagten wegen versuchter Tötung und Morde» tn Tateinheit und Hochverrates die To-eSstrafe «nd dauernden Verlust der Ehrenrechte. Bon den drei Verteidiger« sprach »«erst Hegewisch-Celle, der nach Schilderung eine» Lebensbild«» de» Angeklagten eine anSstthrltche Vorgeschichte de» Aufstande» gibt. Nicht Brutalität, nicht Zerstörungswut, sondern revolutionärer Drang sei daS Motiv der Vergehen gegen die Strafgesetze gewesen. Stellung, Frau »nd Leben hat er aufs Spiel ge setzt, «m eine ideale Bewegung zu fördern. Justtzrat Broh meinte, -atz dieser Prozeß ein kleiner TeilauSschnitt ans -em welthistorischen Kampf zweier Klaffen ist. Der Angeklagte müsse bewundert werden. Er sei et« Heerführer, kein Bandit. Sein Idealismus verdiene die Hochachtung aller, umsomehr, als er immer in den vordersten Reihen mttkämpfte. Dem Gericht würde es zwar leid tun, daß Hölz nicht fünf Leben besitze. Er schloß seine stunden- langkn'Erörterungen mit den pathetischen Worten: „ES wird sich zeigen, ob cs den Orgeschleuten gelingen wird, hier ein edles Wild zur Strecke zu bringen. Ein Justizmord würde die Verhältnisse in Deutschland immer mehr -«spitzen* Justizrat Fränkel wandte sich besonders gegen die Mord anklage und betonte, daß das Gericht dem Angeklagten nicht ideale Motive aberkennen dürfe. Sofort nach Beendigung der Rede de« letzten Ver teidiger» erhielt der Angeklagte das Schlußwort. Höl» begann: Hochansehnlicher, hochehrwürdiaer Ausnahme- gericktshof i Vorsitzender (streng unterbrechend): Wenn Sie uns hier beleidigen wollen, dann entzieh« ich Ihnen sofort das Wort. Hölz: Es ist mir Jacke wie Hose, ob Sie mir daS Wort zu Anfang, am Ende oder in der Mitte der Ver handlung entziehen. Ich rede solange, wie es mir gefällt, und zwar nicht uni mich zu verteidigen, den» ich fühle mich nicht schuldig. Am allerwenigsten vor einem bürgerlichen Gericht, das ich nie anerkenne. Wenn ich in den Gerichts saal geführt wurde, trat mir immer ein Bild aus meiner Kindheit vor meine Seele. In dem Dorfe, wo ich al» Kind gelebt habe, sah ich dort auf einem Puppentheater die Affäre Dreysuß. Und wenn ich mir heute den hohen Gerichtshof ansebe, dann muß ich immer an die Holzpuppen de» Marionettentheater» denken. (Heiterkeit im Zuhörer raum. Scharf« Rüge de» Vorsitzenden.) Hölz läßt sich nicht unterbrechen und rührt weiter an»; Ich betrachte Sie eben al» Holzpuvpen ohne Gefühl. Zur Anklagerede des Staatsanwaltes äußere ich mich nicht. Das war nur für die bürgerliche Klaffe eine Leichenrede, deren Angestellter er ist. und von der er sich sein Gehalt holen mag. Auch zu den Reden meiner Verteidigung will ich nicht Stellung nehmen. Sie sind mir wohl im geistigen Sinne überlegen, doch in praktisch-revolutionärer Hinsicht steck« ich sie alle drei in die Tasche. Der Angeklagte führte weiter auS: Ti« verhandeln hier gegen eine menschliche Bestie. Nun gut. Ich. al» sogenannter Angeklagter, nehm« mir da» Recht, hier einige Worte über mein« Person zu sagen. Er berichtet, daß er unter harten Entbehrungen sich in Dresden unk» «ummdun« zu« TervuN »eiter, wie er ans eine« dt« Revolution dnrch die historische Entwickelung bedingt sei. Ln »roße» Breit« schildert Hölz seine Irrfahrten aus der Flucht und kommt sodann aus die Mär,-Aktion diese» Jahre« zu sprechen. Er selbst habe in der Erkenntnis, daß die Befreiung de« Proletariat« nicht ohne Gewalt ver wirklicht werdrn könne, den bewaffnete» Kampf tn Mittel deutschland oraaniftert. Als Hölz erklärt, daß die bürger lich« Gesellschaft Tausend« von Morden aus dem Gemmen habe, während die Arbeiter noch keinen Monarchisten oder Führer der Rechtsparteien ermordet hätten, unterbricht ibn der «Vorsitzende, mit der Bemerkung, daß da» alle» nicht Gegenstand der Verhandlung sei. Hölz erwidert: Der An geklagte bin nicht ich, sondern di« bürgerlich« Gesellschaft. Nicht mich, sondern sich selbst treffen Sie mit ihrem Urteil über Mar Hölz. Sie haben dnrch diesen Prozeß für dt« ReUoluttou «ebr ort««, al» ich mit meiner ganzen Tätig keit. Hoffentlich werden Ti« auch mit solcher Ruhe und Gelassenheit dafitzen, wenn da» Proletariat über Sie »» Gericht sitzen wird. Ich vertrete alle mein« Taten. Ver jüngen und vollstrecken sie ruhig da» Todesurteil. Sie chlachten einen Höl» ab und e» stehen tausend Hölzer da- ür auf. Unter diesen werden aber eisern« fein, die die Revolution nicht «nr mit Ohrfeige« machen. Da» Prole tariat wird mit Fäusten und Händen seine Gegnerschaft zerfleischen. Di« sogenannt« November-Revolution war nur «ine Episode. Dt« kommende deutsch« Revolution wird, weil da» Bürgertum gegen da» Proletariat grausam vor- aeht, an Grausamkeit «ll« Revolutionen übertreffe«. Hölz erklärt sodann: Würde ich hier sreigesprochen werdrn. was ich gar nicht erwarte, was Sie auch gar nicht tun können. d«n« würde «4 mor»e« »ter Lote gebe», nämlich die drei Richter und mich. Auf »ine abwehrende Geste de» Vorsitzenden brüllt« Hölz zu ihm hinüber: Gewiß, da« ist so l Nämlich Sie drei könnten sich vor ihren Standes- genossen nicht mehr sehen kaffen, und ich nicht mehr vor dem Proletariat. SS kommt mir vor. al« wenn ich hier in einem Schulexamrn bin. Wenn ich »ehrr Jahre Zuchthaus erhalte, so ist da» die Schulziffrr 4, also mangelhaft, wenn Sie mich zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilen, so ist da» die Schulziffer 1, also gut. Mit triumphierender Stimm« fügt« der Angrklagt« hinzu: Aber wenn ich zum Tode verurteilt werde, so wäre da« die beste Zensur für mich, nämlich 1»l Er habe nie ein« sogenannte bürgerliche Ehre beseffen, deshalb wär« «» für iyn eine Beleidigung, ihm im Urteil di« bürgerlich« Ehre nicht abzusprechen. Al« Hölz noch weiter« Ausführungen macht, unterbricht ihn der Vorsitzende, weil er nicht zur Sache spreche, und entzieht ihm, der ruhig weiterredet, da» Wort. Der Gerichtshof, zieht sich darauf zur Beratung zurück und verkündete so» dann da« bereit» gestern mttaeteilte Urteil. Zu dem Urteil gegen Hölz beißt e» in dem Kommentar, einer Berliner Korrespondenz: Man versteht es kaum, wie! ein Mensch, der so viel Blut auf dem Gewissen hat, raubt,! plündert, mordet, von deutschen Richtern nicht wegen Morde» verurteilt wird. E» hat demgegenüber nichts zu bedeuten, daß er zu lebenslänglichem Zuchthaus wegen Hochverrats, Totschlag«, versuchten Totschlags «nd Ver geben» gegen das Sprengstoffgesetz verurteilt ist. Wa« soll es aber bedeuten, wenn im neuen Deutschland alle möglichen Freveltaten begangen werden und uncirsühnt bleiben. Wohin soll e« führen, wenn «in deutsches Gericht nicht mehr den Mat findet, entsprechend der Gerechtigkeit gegen die schlimmsten Staats- und gemeinen Verbrecher zu urteilen, weil da ein politisches Mäntelchen umgebängt wird, das sich demnächst jeder Raubmörder in gleicher Weise von den Kommunisten ausleihen kann. Das Urteil gegen Hölz spricht nicht Recht, sondern spricht jedem Rechte Hohn und wir werden die traurigen Folgen sehr leicht in Kürze wieder erleben, weil die Ordnung nicht ander» als durch unerbittlich« Strenge wiederbergestellt werden kann und systematischer bewußter Mord ungesühnt bleibt. Wo ander» soll denn der Tatbestand de« Mordes gegeben sein, als dor^ wo ein Mensch bereit« vom Schreibtisch aus schriftlich sich auf Mord festlegt und eine Berdrecherbande zu Mord und Plünderung aufruft. Wir wüßten wirklich nicht, wo anders, wenn nicht hierin die Tatsache oer planmäßigen Üeberlegun» und planmäßigen Durchführung der Tötung von Menschen gegeben ist. Denn Höl» bat in seinen Aufrufen zum Mord«, friedlicher Bürger ausdrücklich aufgefordert und hat au» gemeinsten Motiven und niedrigen bestialischen Instinkten friedliche Menschen, auch die, die garnichts gegen feine Bande unternommen haben, kaltblütig erschossen. Schmach« und Schande ist es, daß «in solches Gericht hierin nur der? Tatbestand des Totschlags erblickt. Die kommunistischen Demonstrationen 1» Berlin. Gegen die „Schandjuftlz und dt« Verurteilung de» Kommunistenführer« Max Hölz' veranstalteten gestern nach mittag die Vertreter der VKPD. und der KAPD. auf dem Schloßplatz« in Berlin «ine etwa halbstündige Demon stration-Versammlung, di« auffallend schwach besucht war. Lediglich dt« Fahrstraße zwischen Schloß und Neptunbrunnen war von Anhängern der beiden Parteien besetzt. Unter den wenigen meist unbekannten Rednern bemerkte man auch «inen halbwüchsigen Burschen. Auch an der Kaiser- Wtihelm-Grdächtniskirch« sammelten sich trotz des Verbote» de« Polizeipräsidenten einige hundert Kommunisten und! Neugierig« an. die aber bald von der Schutzpolizei zerstreust wurden. Gegen«, »d »lei» wie sie zu Zette« von Cecil Rhode» drohte, ist nicht mehr z» denken; sonder« da» Bnrenslement, da» sich stet» t« einem gewissen Gegensatz zn England gefühlt hat, bleibt herrschend. Auch in Kanada spielt ein altangesessenes ntchtenglisches Volk europäischer Raffe eine Rolle, nämlich die Franzosen, und diese französischen Kanadier haben auch während des Kriege» der englische« Politik allerlei Schwierigkeiten be reitet. Ihr Streben, nur kanadische Interessen zu verfolgen, wird jetzt immer mehr beachtet und hat sogar zur Ernennung «ine» besonderen kanadischen Gesandten in Washington ge führt. So sehr England auch versucht, feine kostbarste und zukunftsreichste StebluqgSkolonie, deren Getreide- und Holz« znfuhr s» nicht entbehre« kann, an sich zu fesseln, so wirken doch die Bereinigte« Staaten durch ihre natürliche Lage al» «tu gewaltiger Komet, der die Zukunft Kanada» in immer größere« Umfang« bestimmt. Eine völlig andere Stellung al» de« «weiße» Dominion»* gegenüber «ehmen die Eng länder natürlich zu Judi en ein, da» mit seinen 818 Millio nen farbiger Einwohner tn einem nie erloschenen Gegensatz zu de« Eroberer« steht. Dadurch, daß die Hindu» «nd Mo- hammedaner sich erheblich gcmehrt haben und die Briten, nicht mehr die Uneinigkeit der Bevölkerung auSnutze« kön nen. ist hier «ine sehr gefährliche Sage geschaffen, die «nr durch weiteste» Entgegenkommen beseitigt werde« kann. Bis her ist de« Wünsch«« de« Inder «ach Selbstverwaltung noch keineswegs Genüge getan, »nd ko herrscht hier für da» brt- tische Weltreich et« beständige» Moment der Unruhe, da» tn Aegypten noch Met stärker hervortritt. Jedenfalls wird England, in seinen Dominion» und Kolonialgebieten wenig Rückhalt für et« stark« europäisch« Politik finden, sondern sehr viel Kraft aufwenden müssen, um da» in» Wanke» go- raten« Erlüge feine» Weltreiche» «Meder 1» Ordnung M MMWkl I« MGI MM«. Die seit langem vorbereitete britische ReichSkonferen» hat jetzt dte Premierminister der Dominion» um Lloyd George» zu wichtigen Verhandlungen vrrsmnmelt, t« denen e» sich mn Schicksalsfragen de» englische« Weltreiche» handelt. Wen« England auch an» der Weltkatastrophe de» Kriege» siegreich hervorgegangeu ist, so hat doch die Struktur de» britischen Reiche» so gewaltige Veränderungen erfahren, Laß die Poli tik Albions vor ganz neue Aufgaben gestellt ist. Der Berliner Historiker, Prof. Walther Bogel, der soeben im Verlage von Kurt Schroeber in Bonn ei« inhaltsreiche» Werk über „Da» neue Europa und seine historisch-geographischen Grundlagen" herauSgtbt, betont t« seiner die verändern«- de» ganze» Weltantlttze» behandelnde« Darstellung auch diese Umfönnuu- gen de» britische« Reiche», vor dem Kriege war da» „Em pire" tatsächlich et« Einheit-reich gewes«, in bem da» Sabi» uett de» Mutterland«», mit dem Parlament al» Rückender- kung, alle Fäden der auswärtige« Politik tn »er Hand hielt. Dt« RetchSkonferenze« waren damals nur ganz formlose un verbindliche Beratungen, während e» heute wichtige politische Machtprobe» findl Wohl bestanden schm» »or dem Krieg« Bestrebungen der Tochterstaate«, ein« gewisse Selbständigkeit zu erlange«; aber erst im Laufe de» großen Ringen» Ist diese LoSlösuagSbewegung deutlicher hervorgetrete». Brt Vegi» de» Kriege» standen die Dominion» der Mutter vrttant« eigenen Interessen besannen. Al» Kinder, die rückhaltlos zur Mutter stehen, trat,« sie in Le« Krieg ein; al» freie gleichberechttgte Staaten, dte zugleich mit den Vertretern England» den Frieden unterzeichneten «nd ihre« Beitritt »nm Völkerbund erklärte«, gingen sie au» dem Kriege her- vor. Dte Dominion» erkennen jetzt ein britische» Reich in der alte« Form «ine» von einem Mittelpunkt au» gelenk te« Staate» überhaupt nicht mehr an, sondern nur noch al» einen Bund freier Staaten und eine Jnterrffegemeinschaft. So bedeutsam diese Wandlung für da» System der britischen Politik «nd de» britischen Handeln» ist, so darf man doch an keine völlig« Trennung der Tochterstaaten denken. Dazu ist da» gemeinsame Band der Stamme», und Blutsverwandt schaft zu stark; dazu sind die Kolonien mit dem britischen «trtschast»leben z« fest verwurzelt. Aber da» „Empire* kracht doch 1« -en Fuge«, und dte Stellung der einzelnen Estmckm «mr Ganzen ist sehr verschieden. M» der loyalste der britischen Tochterstaaten kann wohl Neuseeland gelten; die» hängt in erster Linie mit der abgelegenen Lage diese» Staate» zusammen, der schon au» Schutzbedürfni» auf» engste Zusammenhalte« mit -em Mut- terSaud« angewiesen ist. Aehnltch ist «» mit Australien, wo »er nationalistische Premierminister Hugh«» den Namen de» „australischen Lloyd George* erhalte« hat. Da» Anwach sen der ^selben Flut* chinefisch-japanischer Einwanderer be deutet hier bei der äußerst langsame« Vermehrung »er Wei st« ein« grotz« Gefahr, und da» Land bedarf daher eine» polt- tisch-militärische« Rückhalte». Gan» ander» liegen dt« Ding« in Sstdasrtka. Die südafrikanische Union hat zwar »en EnglLuber« im Kriege geholfen; sie wetst aber jetzt, wen« - uns vor «nd ver, rechtigung ueb« terstaäte« al» Kanonenfutter verbraucht «in» in einzelnen Länder« der vltck dafür aus, e ei
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