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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.06.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-06-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240602011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924060201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924060201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-06
- Tag1924-06-02
- Monat1924-06
- Jahr1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 02.06.1924
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Vrevdner Nachrichten Montag. 2. Juni 1924 Nr. 1<N Seite 7 _ . 'V'„ä, Aiispioäieii wurden Ehvrgesänge des Männergesang, oereuio Pov-Vim und den rheinischen MännergesangveretnS- Bern» dargel'-.mlil. Am 'Nochmitiag sand ein össentltchra e 0 I, : e r t iw -?>rone» Saale des Poiodamer Konzerlliause- !U>!> ergrisf aio Vertreter des Rheinlandes Dr. "Il.'-.'n '' >, s: Kvlu aas Wort und sprach über das Thema: .>>»,! dao besetzte Telnet von dem unbesetzten 7e> > ! > " >>uch einem Hinweis aus die historische Stätte d. - c »na evt!a>!. er, cs sei eine Selbstverständlich- >ej!. casi "ie deiev.ieu Geöieie nicht »>nr zum gleiche, sondern auch ,-! a,»- e>,i-,e1> » Ländern in Treue anebalten. Redner w-eo we:icr daraus hin das- der preußische Inneiuninistcr ? e v e r i i! a bei seiner Anwesenheit in Köln anläßlich der >a >'össiii-,»'.r der .Kölner Messe größten Beifall sand. als er den Wetten ,!,re» Nißenvig vorausiagte. Sr wandie sich dann a ar» iede» ' artitnlaridinns und nahm die Forderung des r >ae>l'»r»eruie>'lers von >7öl» aus, daß im Interesse der be -eien G.-t"e:e nur die Außenpolitik fortgesetzt werden e ne i der Annalune des Sachverständigen (Gutachtens :'.e Andernwi.e- erwarte dar- besetzte Gebiet einen neuen 'tt.-e.! >n! d>> deutsche Volk. Wir erwarten betonte Redner, in. -nl -.'»besetzten Gebiete die Parteien ihre Forderunaen ed n a den vaterländischen Interessen unterordnen wie daS >'e. ',,,! ren im besessen Gebiete geschieht. Den Schluß der 'N in aeie eine Dainpferjahrl von Potsdam nach Vannlee. Sprengsivssvörbrecheu der in Poisünm. '(;-(!> i ' ,'nn> Da-- polizeiliche Srinittelunasversahren sis ? drn 'c am m n » i st i s ch e n S p r c n g s« o s s a 1, s ch l a g ai, t e veirr der Weihe des Denkmals itir die Gefallenen , 1,'ea a'eni-a der Garde d» tdorps in Potsdam am Sonn- a! aa, d l» 2«. Mai. steht vor seinem Absihiuß. Die Zahl de. j-, dieser Atäre sejtgenom.nene« Per vuen hat sich in- VN ' s -si !rhöstt Sämtliche Listirrteu sind nach i rin nen Angave Mitglieder der tt. P. D.. einige ?,n'pS'i:",äre dieser Parte: nid einer Mitglied der , m? - > - e -o> e :e- orsammtt - -: a in P.a.da-». Sv- ha: sich l r-( ri't. den es sich um einen „ros augel:,»rn Ansiiilag handelte, denen Fäden zu verfolgen sind bis in die höchsten komm,inis,siche» Pari, iinsiaiizen. Hervoraedoben werden l nun nt noch aaa schnelle und energische Zvm'iei: der Ab- ,e:!-,:n„ t > de - PolizeivrMdinm» Berlin im engste» Zu- -ammeoi-i-len >nu der Pvisdamer Krtminalpoliiei ein unabsehbares Uuglück vcrkntc, worden ist. Tas zeigt die vorgenommene ac n n uc Unter- snchnn a der bcichlagiiahinten Sprengstossbomben, deren EZiifnng alles bisher ani diesem Gebiete Bekannte weil n( ernst'!. Die Bomben sind nach der »allste der E',en,iich.re.chni!'che» LletchSanstalk in Berlin zum Teil mit ei.vin vsseubar iur den vorliegenden Zweck liergcstellten A m. n: o n - a I v e r e r s v r e » g st o f f gefüllt, znw Teil mit ei: 'rune: sür Artilleriegeschosle verwendete» Lvrengstosf. 2-esee Svrengstbssarten steilen vochorplostb'.e Mischungen dar, b.r'ihrer 'Drplo'ion besonders durch den hierbei entwickel te u enonnen dastidrnck wirken. Bei de» angesteiiten Sprengvcriuchen wurden durch den 'Binde»» Personen noch aus LOü Meter Sni- sernung säst »mgeworscn. .ststndung diente eine NI das Innere der Bombe, die in '-Unnnniinvilaichen von 1 bis l'.- stiter Inhalt laborier« war, enig.sstlirte Schlagbvlzen-Borrichtung. Das untere Snde die-es Schlagbolzens tragt ein Zündhütchen, das mit einer Innd'chiuir von ''Uns Zentimeter -stange verbunden ist. woran sich eine Tvreugkapsel befindet. Am oberen (st»de deS S-Hlagboizens hält ein Splint die Jeder gespannt. Wird der Splint seitlich heransgezogen, so schnellt der gespannte Schlagbolzen aus das Zündhütchen, das seinerseits die Zünd schnur non etwa st Sekunden Brenndauer iBerzbgerungl und dadurch die Svrengknpsel zur Vrvlosicni bringt. Diese Ver richtung ist als Zündschnur-Anzünder bekannt. In den Sprengstoff eingebettete Ltahlnietcn im Geivicht von etwa sticst Gramm sollien die Splitterwirkung bei der Explosion er hoben. Aus der ganzen vorstehend geschilderten Laborierung darf geschlossen werden, daß bei der Anfertigung der Bomben in der beschriebenen Anordnung der Gedanke maßgebend ge- -c ien war, möglichst viele I e st t e i l n e h in e r zu beseitigen, ^iienbar um den Attentätern das Gefühl ardürrer Li-ip-rheii zu get>en, hatte man sie mit geladenen Parabellnmpistolen st Millimeter und Nvier vomaga- iinen mit ; e 8 i> Schuß a n s g c , n st e t. Außerdem trugen sic scharsc Giertnrnbgranaten bei sich. Zuruckwnsung der Schadenersatzklagen belgischer Deportierter. Ein wichtiges Urteil des Gemischte» deutsch-belgischen Schiedsgerichts. Rens, I. Juni. DaS Gemischte deutsch-belgische Schieds gericht. daS sich unter dem Präsidenten Paul M o r t a u d, Professor in Genf, aus dem Tenatspräsidenten Richard Höne, Frankfurt a. M., und dem Baron Alberic Rolin, Brüssel, zm'ammcnsetzt, und das am 2. Juni in Gens in eine außer ordentliche Gerichtsverhandlung eintritt, hat im Anschluß an die in Paris beendete Gerichtsverhandlung nunmehr in Gens das Urteil in dem großen Deportationüprozctz gefällt, der so, entgegen irrtümlichen Pressemeldungen, nicht mehr in Genf zur Verhandlung kommt. (Ls handelt sich, wie erinnerlich, um zehn «lagen von im Kriege deportierten Belgiern, denen im Falle eines Erfolges etwa wettere 1M000 Klagen folgen sollten. Tie Klage lautete auf Zahlung von Lohn und aui Schadensersatz für ent st an de ne Arbeits- nnsahigkei t. Dieser belgischen Forderung stand die deutsche These gegenüber, nach der die den Deportierten zu- gesngten Schaden bereits von Belgien bei der Reparattons- kvmmi'iion in Hohe von Il-l Millionen Franken sür nicht gezahlten Lohn und lsttz Millionen Franken Entschädigung für Schäden der Deportierten und anderer Zivilpersonen sowie der .«riegsgcsgngencn angcmeldet und bei der Festsetzung der deutschen Gesamtreparationsschnld bereits ungerechnet worden sind. Das gestillte Urteil stimmt dieser deutschen These zu An gesichts der Bestimmungen des Versailler Vertrages 8 8, S, S und t der Anlage ! Hu Teil 8 kam der Gcrichtshoi z« dem EnG'' irß, daß die Enticheidung über die durch die Deportation n»d Zwangsarbeit verursachten Schäden ausschließlich die Revarast.onsko nmission angehe, und daß der Gerichtshof sür die Klage nicht zuständig sei. Nur insofern, als Schadcnsersatzansprüchc für mit der Post gesandte, den De portierten nicht zugcstellte Lebensmittelvakete auf Grund deS Transportvertrages gefordert wurden, erklärte das Gericht sich sür zuständig, anerkannte den Schaben »nd ordnete weitere Ermittelungen nn. Das Schiedsgericht fällte ein weiteres Urteil im Anschluß an einen im Avril dieses IahreS in Paris verhandelten Prozeß der belgischen Ft"ina Josef Zurstraßen s, Co. gegen den deutschen Staat auf Entschädigung für Reguisitton von Woll- lagern der Firma in Polen. Auch hier hielt sich daS Gericht nicht für zuständig, weil die Ansprüche der Firma in der durch die ReparationSkommission festgesetzten Entschädigungssumme einbegriffen seien. Die Ilebergvbe Se» japanische« Einspruchs in Tvashtnalon. Washington, 1. Juni. Der japanische Botschafter übergab dem Staatsdepartement denEinsprnchJapauS gegen die Einwanderungsbtll. Irgend eia Sommentar da»» wird sitr die nächsten Tage nicht erwartet. iW. T. v.) Der offizielle Rücktritt Poinearös. Der Demlfitons-ries. Vari». 1. Juni. Um 10 Uhr 30 Min. vormittag» Hai Ministerpräsident Poinrar 6 dem Präsidenten der Republik die Demission seine» Miniftermm, über mittelt. Der vemissionsbries. der von alle»» Mini stern unterzeichnet ist. hat folgenden Wortlaut: ...Rach der Entscheiduitg. die die Regierung am läge noch den Kammerwahlen getroffen hat. haben wir Ihnen die Kollektindemisslon de» Ministerium» zu überreichen.- (W. T. BI poincarä und Marfal bei Millerand. Pari», l. Juni. Der Mtntsterrat. der um ZH11 Uhr unter dem Vorsitz de» Präsidenten der Republik zusammengetrrten ist. war um ll Uhr beendet Nach seiner Beendigung batten Poincarö und der Ftnanzminister Arancots-M arsal eine Unterredung mit M i l l e r a n d. Die Kampfansage -er Radikalen an Mllerand. Paris, l. Juni. Die Fraktion der Radikalen Partei hat heute vormittag eine Sitzung abgehalte«, in der der Abgeord nete Accambran folgend? kagesord», uag vor- ges'stlag.n hat 1. Der Präsident der Republik ist aus seiner von der Ver saß-,ng vorgeschri.bene» Nolle hcrauSgetrcten. Z. Die ans den Wahlen vom !l. Mai hcrvorgegaugeuc parlamentarische Mehrheit kann ihm also ihr Ver traue» »ich! schenke n. V Insvlgedesseu kann keiner der Gewählte« der Linken oas Mandat der RogiernugSbildung von dem jetzigen TtaatSches in Empfang nehmen. lK. T. B i Die Radikalen >nr Seine-Deparlement fordern Millecands sosorttgen Riikklritl. Paris, I. Juni, Die radikale Partei deS Seine Depnrte- menlS, die gcnern abend tagte, nahm eine Tagesordnung an, worin die sofortige Demission Mille randS verlangt wird. ' d Kerriols Einladung an die Sozialtiun. Paris. I. Juni. Abgeordneter Hcrriot hat in seiner Eigenschai't als Führer der radikalen Partei beute an den Führer der sozialistischen Partei, Abgeordneten Lson Blum folgenden Brief gerichtet: „Die Abstimmung vom ll. Mai bat in der klarsten Welse den Willen des Landes tundgcacbcn. im Innern wie nach annen eine neue ans den Ginndlät'en und den Methode» der Demokratie anigebgute Politik zu sehen. Innerpolitisch muß ein ernitcr republikanischer Wiederausbau durchgeiilhrt. sozialistische Reformen müssen in einem Gefühl weitgehendsten Vertrauens zu den Arbeitern cingelcitet wer den. Aus dem Gebiete der äußeren Politik beherrscht eine Pflicht alle anderen, nämlich die: den Frieden durch- znführen. Ilm den Wahlstca zu erlangen, der nunmehr dieses wieder möalich macht, haben sich Sozialisten und Radikale vereint. Gemeinsam haben sie die Koalition deS Geldes und der Liiae bekämpft, aemeinsam haben sie triumphiert. Es iß der klare Wille des Landes, daß diese Zusammenarbeit auch in der Regierunq fortgesetzt wird, damit sich die Ent. scheidnng deS Volkes in Taten aiiSwirken kann. DaS Volk hat seine Pflicht getan; nunmehr müßten wir die «nsrige er füllen. Im Namen meiner Partei fordere ich deshalb von der sozialistischen Partei ihren vollkommene« Bei stand. Wir sind bereit, mit ihr die Bedingungen «nd Mittel zur Dnrchsührnng in einem lonalen. brüderlichen und. ich muß hinznsiigcu, vollkommen beSInteresfterte« Geiste z« er- örtcrn." Der Parteitag der französischen Sozialisten. Paris, lll. Mai. Der erste Punkt der Tagesordnung des sozialistischen Parteitages, nämlich Stellung der Partei zur R e g t c r u n g S b i i d u n g, wird zu einer langen Ge schäftsordnungsdebatte führen. Der Generalsekretär der Par tei, Paul Faure. schlägt vor, zunächst eine klare Abstimmung »»rzunetzmen ltder die Frage, »d di« Lozlalifte» selbst in die Regierung eiatrete« sollen, »der nicht. Vlum erklärt, er wurde von Herr tot gebeten, so ichnelt wie möglich eine u» zweideutige Antwort auf diese Frage zu erteilen. Die De- batte führte zu Metnungsverschiedenhetten, die sich unter vier Gesichtspunkt« fassen lassen. Ein Teil der Del»- gterten ist für Eintritt tn die Regierung, ein anderer für die bloß« Unterstützung de» SabtnettS der bürgerlichen Linken. ES gibt außerdem jedoch eine andere Gruppe, bestehend aus Vertretern solcher Lokalorganisatlonen. die di« BorauSsetzun gen sowohl für den Etiitritt tn die Regierung, wie auch zu deren Unterstützung nicht genügend geklärt erachten, und die Entscheidung dem ganzen Kongreß überlassen. Auch die Sozialisten gegen Millerand. Paris, l. Juni. Der sozialtsttsche Kongreß, der heute vor- intttan zusaw>"-en>'etreten ist- nahm vor Eintritt ln die eigen! ltche Tagesordnung einstimmig eine Resolution Nenandel an. die »ou der Partei die Bekämpsnng jeder »»» Mtlle- rand eingesetzten Regierung, und die Bekämpfung jeder Negierung verlangt, die nicht aus der neuen parlamentarische» Mehrheit hervorgcgangen ist. Die Resolution stellt fest, das, der Präsident mehrmals gegen die durch seine Stellung ge- b«ten« Unparteilichkeit verstieß. Im Verlaufe der Debatte forderte Moutct, man müsse zuerst die Fra ge Mille- rand erörtern, nachdem die neue Negierung gebildet sei. Unter anderem erklärte er, man müsse vorsichtig Vorgehen, damit nicht der Partei vvrgeworsen werde, ihr Beschluß wirke aus den Stand des französischen Franken ein Blum wider sprach und forderte Abstimmung, damit kein Zweitel Uber den Standpunkt des Parteitages tn dieser wichtigen Frage möglich werde Schließlich ließ Moutet seine Einwend«»gen fallen und stimmte mit Sen Delegierten sitr die Annahme der Resolution Nenandel. Der Konareß trat hieraus in die Beratung der Tagesordnung ein. an deren erster Stelle die Erörterung der durch Neuwahlen geschaffenen Lage steht. Die erste Sitzung -er neuen Kammer. Eine einsichtig« Rebe de» Alterspräsidenten Pinart. Pari». I. Juni. Die neue Kammer trat um 8 Uhr nach mittags zu einer konsiltnicrcnben Sitzung zusammen. Als Alterspräsident eröffiiete der Radikale Abgeordnete Professor Pinart die Sitzung und erklärtr, eS sei unerläßlich, daß auü' tn Frankreich daS Frauenstimmrecht verwirklicht werde. DaS Wahlsnilem. nach dem die neue Kammer gewählt worden sei, sei eine Herausforderung deS gesunden Menschen verstände». Da» Wahlergebnis des ll. Mal bedeute, daß die übergroße Mehrheit der Freiizosrn Fortschritt wünschten, und baß sie jede Gewalt z u r li ck w i e s e n. Sie wollten kein, Diktatur, von welcher Seite sie mich kommen möge. Die soeben abgetretene Kammer haue die Krönung des Sieges i« Frieden nicht bringen können. Warum? Weil sie vergesse, habe, daß man den Sieg nnr dank der Hilfe der Al liierten errungen habe. ES sei Pslicht Frankreichs, Re parationen z» verlange«. Diesen Prozeß werbe mau aber nur unter der Bedingung gewinnen, baß man die Alliierten ans seiner Seite habe, «nd daß das Abk „men Uber die Re parationen vom Völkerbünde sanktioniert wrrde. DaS Land wolle einen Frieden der kein Gefühl d«S Hasses «nd der Rache zur Folge habe, einen Frieden, der den Krieg endgültig in die Vergangenheit zurückwcist Der AlterS- vrästdent besprach sodann die Finanzlage und in Verbindung damit die Frage der Bevölkernngvoermehrnug. Diese Frage bedente Frankreich» Leben ober Tod. Der wrsent- lichste Grundsatz der Maßnahmen, die ergrlsfcn werben müssen, sei der, daß die Geburt des KindcS für die Familie nicht der Ausgangspunkt für Elend oder Einschränkung sein dürfe, sondern für sie einen Vorteil bedeuten müfle. Frankreich, daß während des Kriege» Milliarden verausgabt habe, dürfe vor keinen Kosten zurückschrecken, um den Zuwachs und die Gesundung seiner Bevölkerung zu fördern. Die Rebe des Alterspräsidenten wurde von der Linken mit Beifall ausge nommen. Darauf wurde die Kommission zur Prüfung der Mandate aiisaesvlt. Der Alterspräsident schloß dann die Sitzung und beraumte die nächste Sltznng auf DtenStag nach mittag 8 Uhr an. sW. T. B.) Der Spitzel Gllberl. Die moralischen Qualitäten der Kronzeugen im Thormann-Prozetz. Aufsehenerregende Bekundungen dev Aegterungsdireklvrs Meist. Wer meine politische Einstellung kennt, weiß, daß ich politisch ein Gegner der Deutsch nationalen BolkSpartei bl«, aber ich habe soviel Gerechtig keitsgefühl. daß ich auch einen Gegner »ertcidige, uw er schuldlos ist. Znsammenfassend kann ich auf Grund meiner amtlichen Kenntnisse und Ermittlungen sagon, daß jede Sache, bei der Gilbert die Finger im Spiel hat, von vornherein unsauber erscheint. Er ist bet einer ganzen Anzahl von Unternehmungen angestellt gewesen, hat sich aber fast überall Veruntreu ungen zuschulden kommen lasten. Eine Zeitlang hat er auch als Lockspitzel gearbeitet. R.-Ä. Dr. Sack: Hat der Untersuchungsrichter mit Ihnen über das sogenannte Geständnis Grand els gesprochen, und was haben Die gesagt? Zeuge Wetß: Ich habe ihm — und da» ist auch heute noch meine Anficht — gesagt, daß ich dieses Geständnis für falsch halt«, den« es scheint mir auf Grnnd meiner Kenntnisse an»« aeschlosie» zu sein, daß Jnstizrat Elaß oder der Alldeutsche Ver band eine« hochverdiente» Man« gewaltsam beseitige. N.-A. Bloch: Der Zeuge Tettenborn sagte hier gestern, baß er Ihnen deshalb keine Anzeige von dem Attentate erstattet habe, weil er schlechte E r fa h r u n g e u. mit Ihnen ge macht habe. Zeuge Weiß: Herr Tettenborn hat vor einigen Tagen trotzdem den Weg zur Abteilung I cV gefunden. Aber ich kann mir wohl denken, weShalb dieser Herr mit der Anzeige nickt zur Abteilung I -X gekommen ist. Er glaubte vielleicht, daß wir zu obiekttv sein würden. Den», wenn er uuS eine solche Anzeige aemacht haben würde, dann hätte die Politisch« Poli zei sich nicht nnr Thormann. sonder» auch Herr» v. Tettenborn etwas genauer angesehen. Und waS daun der Fall gewesen «Sr«, da» weiß ich wirklich nicht. Das kann ich jedenfalls sagen, ich hätte mit Leuten, wie Gilbert usw. kein lange» Spiel ge spielt. R.-A. Dr. Sack: Herr RegterungSdtrektor, sind bte An gaben Gilbert» aber die sogenannten Hintermänner im Rathenau-Mord durch irgendwelche Unterlagen ge stützt? Zeuge S«iß: Da« «nß ich ans Grnnd meiner amtliche« Kenntnisse verneine«. R.-A. Dr. Tack: Dann haben Sie, Herr Gilbert, also in leichtfertigster Weise falsche, die Oeffentltchkeit beunruhigende Behauptungen ausgestellt. — Der Zeuge Gilbert schweigt. Hierauf wurbe die Sitzung auf Montag vormittag ver tagt. Am Montag soll vberregierunaSrat Müh leisen vom RrichSkommtssar für bte öffentliche Ordnung vernommen »nd ein von der Staatsanwaltschaft geladener mebtztntscher Sachverständiger über de» Ge«ste»»uftanb de» An geklagte» Gra»»«l ge-Srt werde» Berlin. 31. Mat. Nack; Wiederaufnahme der Sitzung im T l, o r m a n n - G r a n d e l - P r o z e ß wurde Regierungsdirekkor beim Polizeipräsidium Weist über die Kronzeugen Tettenborn. Köpke und Gil bert vernommen, lieber dt« moralischen Qualitäten des Zeugen Gilbert äußerte sich NegterungSdirektor Weiß folgen dermaßen: Gilbert ist der typisch« politische Spitzel. Ich habe auf seine Anfrage hin bereits dem Untersuchungs richter mttgetctlt. daß Gilbert tn politischer und moralischer Beziehung ein vollkommen minderwertiger M ensch ist. der keinerlei Glauben verdient. Er ist einer der größten politischen Schädlinge, di« tn Dantschland seit der Reoolnttou ihr Unwesen getrieben habe«. Er arbeitet, je nachdem er bezahlt wird oder ein« Roll« spiele» kan«, bald sitr rechts, bald sür links. Um ei« Beispiel aus letzter Zeit zu geben. Herr Gilbert hatte den Auftrag, die Kommunisten zu bespitzeln, und fabrizierte ein Angebot auf Waffenauürü st ungen. Er machte die Sache aber so dumm, daß die Kommunisten, denen er Im FrakttonSztmmer des Landtages das Dokument einschmuggeln wollte, merkten, um was es sich handelte, und nun ihrerseits diese» Angebot dem Minister Severtng Übergaben, indem sie behaupteten, daß hier offenbar eine rechtsradikale Organisation Waffen zu haben wünscht«. Minister Severing beauftragte mich mit den Nachforschungen, und die politisch« Polizei stellte sehr schnell fest, daß Herr Gilbert hinter diesem Schwindel steckte. Der Angeklagte wechselte seinen Namen beltebta und nennt sich Spiegel, Anders oder Holz mann. Vor einiger Zeit sind im „Berliner Tageblatt", in der „Germania" usw. Artikel über die angeblichen Hintermänner de» Rathenau-MorüeS er- schtenen. Ich bringe diese Angelegenheit mtt Kenntnis de» ciberretchsanwaltS zur Sprache, um zu zeigen, wie die Oeffent» ltchkeit durch die Gemeingefährlichkeit eine» solchen Subjekts lZuruf de» Zeugen Gilbert: „Frechheit!") unnötig erregt wirb. I» diesem Artikel hieß «», baß Fnftizrat Naß «nd dt« Deutschnationale BolkSvart« hinter be« Aatßena», Mord stände» und daß der Oberreichsanwalt diese Angelegen heit bereits bearbeitet«. Der Oberreichsanwalt rief mich an» Leipzig an und teilte mir mtt, daß ihm von diese« Dingen nichts bekannt sei, daß vielmehr lediglich von Herrn Gilbert eine diesbezügliche Anzeige bei ihm eingelanfen sei. Ich habe Herrn OberretchSanwalt mitgeteilt, baß hinter diesen Artikeln Herr Gilbert stecke und die QessentlÜhkeit trresttbre. Mtt diesen Methoden arbeitet ein Mann wie Gilbert. Man wird zweifellos den Vorwurf erhebe«, baß ich t«» Deutsch- nationalen zuliebe hier so spreche.
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