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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.07.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-29
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19110729012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1911072901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1911072901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-07
- Tag1911-07-29
- Monat1911-07
- Jahr1911
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 29.07.1911
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Oer schlaue vohuslav. «Schluß., Herbert von Lüttke war soeben vom Nachmittags dienst gekommen und erwartete nun den ansgesandten Michalek. Er würde chm interessante Nachrichten über die kleine Konried bringen. Diesem Gedanken aab sich Lüttke mit außergewöhnlicher Anhänglich keit stin. Er mußte in den legten Wochen immer und immer wieder an Hertha Aonried denken, und jenes Bild, der schmale Hausflur in Frau Konrieds Villa, er mit seinen Kameraden, und dann das junge Mädel in dem schlichten, blanen Aostüin- tleidchen und in seiner liebliche» Schüchternheit, jenes Bild tauchte immer wieder vor ihm ans. wie ihre Hand in der seinen damals leise zurück stiebte und heiß erglühte, die weiche, kleine Handl Er sprang auf und sagte zu sich selbst: „Zum Donner, Lüttke, bist Dn verliebt?" Gott sei Dank, da kan» Michalek. „Soldat Michalek zurück, Befehl ausgeführtl" „Gut. Also Gefechtsbericht: Draußen gewesen?" „Javoll, Herr Leutnant. Hcnnersdorfer Straße yz." „Schön. Köchin getroffen?" „Javoll, Herr Leutnant. Köchin ging einkanfen. Soldat Michalek Begleitung »»»geboten, natürlich angenommen. Dischkurriert über das gnädige Fräu lein Major. Fräulein gibt es wirklich aber Fräulein ist nicht sehr hübsch, „'s geht", sagte die Köchin. Mb ich Absichten hätte? Nein, sagte ich, aber..." „Na, aber?" „Aber der Herr Leutnant I" „Mensch II Weiterl" „Hab ich gefragt, ob das wahr ist, daß gnädiges Fräulein einen Vogel hätten hier oben?" Lüttke erhob sich langsam und mit fürchterlicher Miene, und Michaleks Bericht ward stockend. „Das schic» der Köchin — in die — Nase — gefahren ,» — sein — und sagte — und ließ mich stehen und sagte: Das Fräulein Major hätte wahrscheinlich mehr Grütze als ... als .. ." Herbert ließ sich in den Sessel fallen und kaute an> Schnurrbart, dann lachte er ärgerlich auf: „Menjch, das hast Du sehr dumm gemacht! Nun sieh, daß Du die Köchiu noch einmal erwischst und siehst sie an, sie soll ihrer Herrschaft nichts verraten." „Das will ich wohl", sagte vergnüglich Michalek and rieb sich mit dem Daumen die Hosennaht. „Die Köchin war hübsch," fügte er noch hinzu. „Hübsch? Na, ich danke für solchen Geschmackl Die alte Eule!" „Aber nee, Herr Leutnant. Sie ist höchstens siebzehn." Herr von Lüttke horchte hoch auf. „Siebzehn?" „Javoll, Herr Leutnant, und gebüldet ist sie auch. Sie hatte so^ar Glacehandschuhe an und ein schönes blaues Kleid mit son blauen Jäckchen." „Und offnes, braunes Haar?" fragte Lüttke lauernd und hastig. „Javoll," grinste Michalek, aber im nächsten Augenblick schauderte er zusammen; denn sein Herr rang nach Luft und seine Arme fuchtelten wie wind- mühlcnflügel in den Lüfte». Endlich fand er Worte: „MenschI — UnholdI — Ungehenerl — Das ist ne ja selbst, Hertha Konried, die Majorstochter l Hinaus I Hinaus sage ich, sofort I Drei Tage ab, drei Tage in die Lade, aber sofort I" wie ein Aasender fuhr er im Zimmer umher, und als Leutnant Martens eintrat, hielt ihn Lüttke für keine» Burschen und empfing ihn mit Wiederholung Ser Liebkosungen: „Du Unmensch, Du Idiot I" „Na nu I" Erst jetzt erkannte Lüttke den Freund und sein Nasen verwandelte sich in Klagen. „Denke bloß, der Mensch, der Michalek, insultiert am Hellen Tage die kleine Konried auf der Straße, geht ihr nicht von der Seite, sänvätzt, Himmel I Himmel l ich hätte Absichten, sagt ihr aus den Kopf zus das sie einen Vogel habe, o, gerechter Himmel I Dieser Unhold I Ich lasse ihn steinigen, ich lasse ihn füse- lieren. Das arme, arme Mädel, das arme, arme Kind I" Ncic geharnischte Sonetten in meglichster Gemietlichkeet gedichtet vom jetzige» ^eimdier 217eisge» i» Dräse». 1»«». Dnv Uogetwiete. II» lusl'geL steich tritt an äie Vogelwiese, Die wicäer anrictzl manctze» trotzen Last; Zuviel schon äer vergniege»; scheint es last Iler stz/bochonäer sowie anäre Miese! Men» mieäe von cler Mirschtellung äie liesre vnä Schau'» unä stören schon äir wirä rur Last, Sollst otzuc Zögern äu unä otznc stast Ooch noch äie Vogelwiese trotz begriesren. vor! wirst äu hygienisch nicht belehrt, Lroträem wirä sonst äich stz/giene lenken, Lässt sie voll strau'n äich an äas kettkerr äenken! llnä bist im kratwurschtrelt äu eingeketzrt, rällt äir äer tzvgien'sche Anruf ein: Die lvursctzt wirä rchtelr Vertrauensrache rein! „Hm, dumm, sehr dumm, sehr fatal." „was «un machen, Martens?" Der zuckte die Achseln und fragte daun: „Du liebst die kleine Konried?" „weiß ich's? vielleicht — vielleicht auch nicht." „Hm, da gibt es nur einen weg: Du mußt hinaus zu Konricds und Dich beziehentlich Deinen schlauen Michalek entschuldigen." „Ja, das will ich tun, Martens," sagte er und »vard wieder hoffnungsvoll. Am andern Tage fuhr er Mittags bei Konrieds vor, aber Ursula teilte ihm mit, daß die Herrschaften für ihn nicht zu sprechen seien. So ging es auch am zweiten und dritten Tage, und so fühlte sich Lüttke geschlagen und ivar sich klar, daß man ihm seines Burschen Sünde nicht vergeben wollte. Er ward stiller und zurückgezogener und jeden Tag erkannte er seine hoffnungslose Liebe zu Hertha Konried deutliche». An einem glühendheißen Junitage unternahm seine Kompanie, deren Führer er heute war, einen Felddienst, von der großen Hitze machte einer schlapp und fiel um, und das ivar Herr Michalek. Lüttke spähte nach einen» kaufe, aber nur ein kleines Bahnwärterhäuschen ivar in der Nähe. „Tragt ihn dort hin," befahl Lüttke. Und er selbst sprengte voran und trat in das Hans, während er seinen Gaul mit dem Zügel an den Pumpenschivengel band. Eine ärmliche Stube, darin ein Bett und eine kranke Frau. Auf dem Boden ein unentwirrbarer Knäuel von Kindern und an einen» Waschfaß, ihm den Rücken zukehrend, ein junges Mädchen mit langem braunem Haar. Bei seinen» Eintritt wendete sich das Mädchen um, und — Verwirrung hüben und drüben. Lange Pause. „Verzeihung erbitte ich, gnädiges Fräulein. Es liegt mir fern, Sie in ihren» Liebesiverke stören zu wollen, aber ich brauche auch Hilfe für einen kranken Soldaten, der an Hitztchlag oder so »vas ähnlichem —." Da ertönte die Stimme der Kranken aus dem Bette: „Unser gnädiges Fräulein wird den» armen Kerl schon helfen." Und Hertha nickte »nd sagte schnell: „wo ist er?" Da brachten sie Michalek, und Hertha rieb ihn» die Schläfe mit Essig »nd legte ihm kalte Kompressen ans Brust und Hals, und bald schlug Mictzalek seine gutmütigen, braunen Augen ans und blickte seine Wohltäterin an: „Uh Jesses, die Köchin," stieß er hervor. Aber Hertha sagte belustigt: „Ah, das ist ja gar mein Verehrer." Und nun beaann Lüttke seine Beichte, und als er am Schluffe fragte: „Können Sie mir noch böse sein, gnädiges Fräulein?" Da schüttelte sie ihr feines Köpfchen und sagte schelmisch: „Nein, Herr Leutnant, und wen» Sie ni eder einmal zu uns kommen »vollen, wir werden Sie gern empfangen." Michalek aber schmuuzelte »nd stand aus und sagte: „Mir ist wieder ganz wohl I" Lhejwist. Sie: „Ich wollte, ich hätte Dich nie gesehen I" Er: „Und ich wollte, ich hätte mir für die zc> Mark, die die Heiratsannonce kostete, einen Rausch gekauft I" Malisiös. A.: „Herr Sekretär, was mach' ich nur, der Lehmann nennt mich in den» Briese hier einen Schöps?" L.: „Ja, da müffen Sie ihn verklagen, das heißt, wenn Sie sicher sind, daß er unrecht hat!"
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