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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.12.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-12-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192112318
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19211231
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19211231
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1921
- Monat1921-12
- Tag1921-12-31
- Monat1921-12
- Jahr1921
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.12.1921
- Autor
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Wärmt und nährt! Nun ist die Zeit der Schlittenfahrten, die Wangen leucdten dann in »arten, Schneelufterzeugten Rosenfarbrn, doch lab dabei den Leib nicht darben, Halt Jrek-Haferkakao bereit, der wärmt und nährt »u gleicher Zeit. verkauk»ftÄKr A—wal-Lrogeri« Oskar Förster. Vermischtes. Schwere» vrandunglück tn Apolda. Im Apoldaer Scheunenviertel war infolge Kurzschlusses tn eine. Scheune Feuer «ungebrochen. Die Freiwillige Feuerwehr traf bald aus der Brandstätte ein. Infolge des Sturme» stürzte eine brennende Wand ein und begrub drei Feuer wehrleute unter sich,- zwei von ihnen, der Oberseuerwehr- mau« Reime und der Gruppenführer Stein, waren sofort tot, ein dritter, der Brandmeister Ehrhardt, hat beide Beine gebrochen, außerdem wurde ihm der Brustkorb eingedrückt. 2 Millionen Falschgeld beschlagnahmt. In einem Hause der Kleiststrgße tn Hamburg wurde durch die Kriminalpolizei eine Falschmünzerwerkstätte ausgeho- ben Man sand noch für 2154 000 falsche polnische Tausend- markscheine vor und verhaftete den Kaufmann Stiegmann, der offenbar an der Herkunft und dem Vertrieb der falschen Scheine beteiligt war. Die beiden Hauptsälscher, von dene» der eine Szerny heißen soll, scheinen mit einem größreu Posten der Nachahmungen nach München geflüchtet zu sein. Die Werkstatt befand sich in einer Bodenkammer. Phantastische Schwindelmanöver. Durch unglaubliche Tricks hat der rumänische Hochstapler Addi« Aurel, der unter der Anklage des Betruges vor der Straf kammer des Berliner Landgerichts II stand, eine ver trauensselige Frau um ihr ganzes Vermögen gebracht. Die Persönlichkeit des Angeklagten schwebt in einem mystischen Dunkel. Soviel steht jedoch fest, daß er vor Jahren mittel los nach Berlin gekommen ist und sich kümmerlich als Gard ner durchgeschlagen hat. Unter dem Namen Hold hatte er zuletzt ein« Anstellung bet einem Grundstücksvermittler ge funden. Nun war, wie der Berliner „Lokalanzeiger" be richtet, die Frau eine- verstorbenen Gutsbesitzers Sch., di« das Gut verkauft hatte, nach Berlin gekommen, um hier et« Grundstück zu kaufen. Sie wandte sich an den Grundstücks vermittler, wurde mit dem Angeklagten bekannt, und dieser wußte sich ihr gegenüber ein solches Ansehen zu geben, baß sie sich mit ihm verlobte. Gr erzählte ihr, er stamme au» etner reichen rumänischen Familie, habe sich aber mit dieser entzweit, weil er als Fliegerofftzter aus deutscher Seit« gekämpft habe. Bo« der Geschichte ist kein Wort wahr. Dt« vertrauensselige Krau Sch. erhoffte indessen, an der Seite deS Angeklagten ein neues Glück zu finden, und alS er ihr andeutete, daß er einige Schulde« habe, gab sie ihm sofort 1000 Mark. Dan« folgte die Summe von 9000 Mark, wofür Frau Sch. die Freude hatte, ihren Verlobten tn tadellose» Anzügen auftreten zu sehen. Er lebte auf großem Fuße und machte mit seiner Verlobten — auf deren Kosten «ine Vergnügungsreise nach Schandau. Nach zwei Tagen ver liest er sie aber, da er angeblich schleunigst nach Berlt» mußte, um mit dem rumänischen Attache wegen einer Aus söhnung mit seinem Bruder zu konferieren. Bon Berlt« gab-er bann Nachricht: der Attachs sei schon nach Straßburg gefahren. Er müsse so schnell al» möglich nachreisen, damit nicht alles verdorben werbe. Frau Sch. war derselben An sicht und gab zur Reise 3000 Mark her. Der Angeklagte ist natürlich gar nicht nmh Straßburg gereist. Er teilte Frau Sch. dann mit, baß der Attache nach Lyon weiter gereist sei: er müsse ihm per Flugzeug nacheilen und erhielt zu diese» Zwecke weitere 6000 Mark. Im Erfinden von den phan tastischen Erzählungen war der Angeklagte unerschöpflich, und es gelang ihm immer wieder, neue Geldsummen herau»- zupressen. So hatte ihm Frau Sch. u. a. zu einer angeb lichen Reise nach Mailand SV 000 Mark anvertraut und er fuhr dann das unsägliche Pech deS Angeklagten, der be hauptete, er sei an der tschechischeowakischen Grenze fest gehalten, sein Geld sei beschlagnahmt wordeir Alles t» allem hat der Schwindler der Zeugin 106 000 Mark abge nommen, d. h. ihr und ihre» Kindes gesamtes Vermögen. — DaS Gericht verurteilte ben gefährlichen Schwindler »« 4 Jahren Gefängnis unter Anrechnung von S Mo naten Untersuchungshaft und zu Ehrverlust. Hinrichtung zweier Raubmörder. Im AmtS- gerichtSgcfängniS tn WaldShut wurden gestern früh die bei den Raubmörder Neutter und Qstiertag hingerichtet, die seinerzeit gemeinsam den Frankfurter Bankbeamten Grün wald am Triberger Wasserfall «rmordet hatten. Einen zweiten Mord hatten sie tn der württembrrgischen Gemeinde Münsingen, einen dritten in der oberbayertschen Gemeinde Brünnadern begangen. Überfall auf «ine» Eisenbahn»««. Me die Wiener „MeichSpost" meldet, drangen vorgestern nachmittag tn do Eisenbahnzug „Odenburg"—Dien, bald nachdem der Zug die Grenze passiert hatte und sich ans dem fetzt österreichischen Gebiet deS Burgenlandes befand, sieben uniformierte Män ner ein und forderten von den wenigen Reisenden die frei willige Herausgabe ihrer Pariere, der Koffer und des Gel be». Tro- de» Proteste» der Reisenden, unter denen sich auch ei« Ingenieur Jordan mit seiner Gattin aus Berlin be fand, wurden sie vollständig ansgevlündert. Jordan wur- de» 75 000 Kronen sowie ein Kreditbrief auf eine Wiener Bank abgenomme«. VElöerfeld. Die Vertretungen der Eisenbahn beamten de» Wuppertal«, die Orttzkartellr Elberfeld, Barmen und Langerftld de» Deutschen Beamtenbunde«, befaßten sich gestern abend mit den Forderungen der Eisenbahner. Gi« erklärten den Streik al» voll berechtigt, verlanaen vo» ihren Mitgliedern strengste Neutralität und verweigern jede Zusammenarbeit mit der Technische» Nothilfe. )( E lberf»ld. Die Vertreter der Reichsaewerkschaft deutscher Eisenbahner von Köln, Essen und Elberfeld hielten gestern «lne Versammlung ab. Esivgrde strikt« Neutralität argenltber den Streikenden beschlossen, d. b. Ablehnung jeder Streikarbeit und Ablehnung der NotbUle. Die Sicherung der Notttand«arbel«en übernehme dir 8trlch«a«werklchast selbst; Lebensmittel- und Mtlchzsige würden befördert werden. Weiter wird gesordert, daß der Arbelt«»eitaefeh- entwurf von der Regierung sofort zurückgezogen werde. Frankreich nnd der Sisenbalmerstreik. )t Varis. «Agenee Hava».) Wegen de» Streik» der Kölner und Elberfelder Gebiet« bat der Minister der öffentlichen Arbeiten de Lroquer beim Kriegsminifter beantragt, zur Sicherung der ltnk«rbeinisch»n Koblen- transporte <Saar- und Ruhrgebiet) die nötigen Maß nahmen zu ergreifen und die linksrheinischen Eisenbahnen zu rrgutrleren. Bon der Pariser Wirtschaftskonferenz. )( Paris. (Aaence HavaS.) Die französischen, belgi- schen und italienischen Delegierten für die Wirtschafts konferenz haben den Wortlaut de» französisch-britischen Vorschlags hinsichtlich der Bildung einer privaten llnter- ftüdung erörtert und ihn tn seiner Gesamtbett gebilligt. Dieser Vorschlag würde die Wiederaufnahme der Handels beziehungen zwischen den verschiedenen Völkern Europas sicherstellen. Da- Dokument wird zwei Teile umfassen, ein« grundsätzliche Erklärung und «in Aktionsprogramm. Die letzte Zusammenkunft wird morgen vormittag 10 Uhr abgehalten werden. Der Rückgang der Bevölkerung Frankreichs. )l Pari». Wie das „Journal Ofstciell" meldet, betrug nach dem Ergebnis der Volkszählung vom S. März 1921 die Gesamtzahl der französischen Bevölkerung 39209 7üü Ein wohner. 1911 lautete di« Ziffer: 39804992. Da indes in der diesjährigen Ziffer die Einwohner von Elsaß-llothringen mit 170V 74V nut enthalten sind, ergibt fick, daß die Be völkerung der vor dem Kriege bestehenden 87 französischen Departements um 2 10497ö abgenommen hat. Bo« der Abrüstungskonferenz. )( Washington. Der französische Vertreter auf der Abrüstungskonferenz Sarraut erklärte, grundsätzlich den ersten Teil der Resolution Root betr. den Gebrauch der Unterfeeboote im Kriegsfall anzunehmen, spricht jedoch das Bedauern über das von Balfour ausgedrückte Mißtrauen aus. Die persönliche Politik Potne^rüs. )l Berlin. Im »Berliner Tageblatt" veröffentlicht Theodor Wolfs die angekündigten Dokumente zur Beleuch tung der persönlichen Politik Poincarüs. Es handelt sich um Berichte Iswolskis aus ben Jahren 1912—14, die von der Sowjet-Negierung aus den russischen Archiven zu Tage gefördert worden sind und nächstens veröffentlicht werde« sollen. In einem Berichte vom 5. Dezember 1912 heißt e»: PoincarS hat die englische Negierung darauf hingewiesen, daß die Unterschrift England» unter den NcutralttätSver» trag mit Deutschland den derzeitigen englisch-französische« Beziehungen sofort ein Ende bereiten würde. Unterm 18. Dezember 1912 berichtet Iswolski, das Telegramm deS russischen Generalstabcs, nach dem dieser den österreichische« Rüstungen einen rein defensiven Charakter beimesse und nach dem Rußland selbst tm unwahrscheinlichen Kalle eine» österreichischen Überfalls auf Serbien nicht Krieg führen werde, habe PoincarS und alle französischen Minister in die größte Bestürzung versetzt. In demselben Bericht heißt eS: Ich bemühe mich, die für «nS wünschenswerte Stimmung in Regterungs- und politischen Kreisen aufrecht zu erhalten, und versuche gleichzeitig, auf die Presse einzuwirken. Wie Ihnen bekannt ist, beteilige ich mich nicht direkt an der Ver- teilung von Subsibten, die Verteilung nirb aber unter Mitwirkung der französischen Minister vorgenommen und hat bereits die nötige Wirkung gehabt. Am 29. Januar 1913, kurz nach der Wahl PoincarSs zum Präsidenten der Republik, berichtet Iswolski über eine lange Unterredung mit PoincarS, der geäußert habe, er werde nicht versäumen, sich des ihm zustehenben direkten Einflüsse» auf die französi sche Außenpolitik zu bedienen, um die Unverändcrlichkett einer auf dem engen Bündnis mit Rußland ausgebauten Politik flcherzustellen. ES sei der französischen Regierung von äußerster Wichtigkeit, die Möglichkeit zu haben, die französische öffentliche Meinung auf die Beteiligung Frank reichs an einem durch die Lage auf dem Balkan hervorge- rufenen Krieg vorzubereiten. Daher möge Rußland keiner lei Einzelhandlungen unternehmen, die einen solchen Krieg ohne vorausgegangrnen Meinungsaustausch mit Frankreich Hervorrufen könnten. In einem Briefe Iswolskis an Ssa- sonow vom 30. Januar 1918 wird bemerkt, PoincarS halte sich bis zur endgültigen Übernahme der Präsidentschaft täg lich im Ministerium des Äußern auf, und sein Nachfolger Ionnart treffe ohne sein Wisse» und Einverständnis keiner lei Anordnungen. Aus seinen langen Unterredungen mit beiden Staats männern habe er folgenden Schluß gezogen: Die fran zösische Regierung ist sich dessen bewußt, daß das End ergebnis der augenblicklichen Berwicklungeu die Teilnahme Frankreichs an einem allgemeinen Kriege notwendig machen wird, und sieht dieser Möglichkeit kaltblütig ent gegen. Damit aber Frankreich jede Minute Rußland im weitesten Maße seine Hilfe erweisen kann, bittet die fran zösische Regierung inständigst, keinerlei Einzelhoindlungen ohne vorausgegangenen Gedankenaustausch mit dem Ver bündeten Frankreichs zu unternehmen; denn nur unter dieser Bedingung kann die Regierung die französische öffentliche Meinung erfolgreich auf die Notwendigkeit der Teilnahme an einem Kriege vorbereiten. Zum Schlüsse dieses Bericht», tn dem, w:e JSwolSki hervorhebt, die Be gründung der Herren Ionnart und PoincarS mit fast vhonographischer Genauigkeit wledergegeben ist, erzählt der Botschafter von einem neuen Versuch deS Berliner Ka binetts, Frankreich in einer Sonderverhandlung über die Ballanangelegcnheiten hineinzuzr.hen und bemerkt, Poin carS habe ihm gesagt, er kenne die Neigung Eambons zu besonderen Besprechungen mit dem Berliner Kabinett und habe Ionnart auf die Notwendigkeit hingewiesen, der lei 'Versuchen v. JagowS ein Ende zu machen. In keinem Kommentar zu diesen Aktenstücken bemerkt Wolff: Als PoincarS die höchste Stufe im Staat er reicht hatte, sieht er von dieser Höhe den kommenden Krieg als etwas Selbstverständliches an. Er sträubt sich nicht gegen diesen Gedanken: er ist kaltblütig und wünscht und verlangt von Rußland nicht etwa eine Friedenspolitik, son dern nur, daß man ihn rechtzeitig rn alles etnweihe. Er begründet diesen Wunsch nicht mit der Hoffnung, das Un heil noch abzuwenden, sondern lediglich daimt, daß er sonst das französische Volk nicht aus die TMnahme an» Kriege vorbereiten kann. Speziell weist Wollt daun noch darauf hin, daß durch den Bericht Jswolsktz» Me Pehaup- tung PoincarS», er habe an der Ersetzung dH Argen seiner Passivität getadelten französ.schen BotschastAimi Peters burg Loum durch LelcassS keinen Anteil gehabt, Lügen Reneste Nachrichten und Telegramme vom 31. Dezember 1921. Der Etse«v»h«erftreik. ,)< M.-Eladbach. Der Eisenbahnerftretk hat auch auf M.-Gladbach und Rheydt übergegriffen. Seit gestern tzüh S Uhr streiten auf beiden Bahnhöfen die Arbeiter. Die Streikenden wollen nur die Züge stlr die Besatzung«, arme« fahren. Die Etfenbahndirektton hofft jedoch, auch für den Verlonenverkehr einen Notoerkehr aufrechtzuerhalten. )( Koblenz. Die amerikanische BefatzungSbehörde hat den Geschäftsführer de» Deutschen EisenbahnrrverbandeS im Bezirk Koblenz, Kalt, der selbst nicht mehr Eisenbahner ist, gestern mittag verbaftet unter der Beschuldigung, daß er sich Verstöße argen die für Streitfragen erlassenen An- vrdnungen der Rheinlandkommisfton habe zuschulden kommen lassen. Die amerikanische «esatzungsbehörde betont, daß dir Verhaftung sich nicht gegen den Deutschen Eisen- bahnervttband al» solchen richtet, sondern nur gegen die )l Koblenz. Di« interalliierte Rheinlandkommlssion bat den Streit der Eisenbahner für das b,letzte Gebiet ver- boten und. die Streitende» aufgefordert, fofort die Arbeiten Mieder aufzuqehmen. aestrast wir», ferner darauf, daß der Bericht JSwolSki, die Bemerkung BethmannS erkläre, mit dem Machtauf- stiege PoincarS» habe JuleS Eambon die Tonart ge- iei sichtlich verändert gewcsen. Zum Schluß betont Wolfs aber wiederum, daß e» auch für die deutsche Politik im Juli 19l4 eine Entschuldigung nicht gebe und daß eS salich wäre, die französische Regierung >n einen Tovf mu PoincarS zu werfen und daß oa» französische Volk wie das deutsche nur an jeme Arbeit und an den Genuß des friedlichen Leben» gedacht habe, aber es gäbe heute eine Affäre PoincarS. und PolucarZ tünne sicher sein, daß noch mancherlei, was in vergessenen Schränke« ruhte, ans Licht kommen werde. Gröhe Schiebungen lei einem Umsatzfteneramt. Mit Hilfe der Berliner Kriminalpolizei würbe« «roß« Gchieb»«ge« bei dem Umfatzsteueramt des Laudeosinanz» amteS t« Groß-Berlin ««sgedeckt. Drei Stedtsekretäre, die bei der Umsatzfte«eroera»lago«g die Steuerpflichtige» niedriger einschätzte» u«b sich tv Prozent der so ersparte« Struerdeträge zahle« ließe«, w«rde« verhaftet. .den. Graf »reo, Poulsen und Gvlds»mM lösten auf drei verlch» denen wegen auch diese Aufgbe. Noch immer war die Lautstärke am Empfänger zu gering. Man war hier ttngst vom Fritter adgegangen und das viel empfindlichere Telephon zu Hilfe genommen, indem die Mvrsezeicheu nicht al» Punkte und Striche, sondern al- kurze und lange Töne hörbar wurden. Auch die» genügte nicht: denn erstens war auch dieser Empfang noch viel zu leise, zweitens aber war man von dem „Funker" abhängig. Wa» er auf. schrieb, mußte al» richtig gelten, em« Kontrolle war auch hier nicht möglich: schließftch waren seine Fäh «ketten be grenzt, denn mehr als LOO Morsezeichen pro Minute ver mittel« Telegraphie vermag kern Mensch aufzunehmen, der Durchschnitt dieser Leute bringt es auf tnapp 100. Den- noch war der Weg über den Funker zunächst der einzig gangbare, weil der durch den Fritter betätigte Morse- schreib« nur auf ein paar Kilometer Reichweite einwand frei arbeitete. So trachtete man also zunächst danach, den Sendestrom einerseits und den EmpfangSstrom andererseits möglichst zu verstärken. Damals war es der Prof. Lieben, der e,ne empfangsverstörkende Röhre konstruierte, die dann nach verschiedenen konstrult vcn Umänderungen al» „Laut verstärker" praktische Anwendung fand, wie oftmals, so auch hier ahnte Prof. Lieben nicht, welch ungeyeure um- Wälzung seine Erfindung auf dem Gebiete der F. T. zur Folge haben würde. Irgend ein paar unbeabsichtigte Laboratoriumsschal tungen mögen der unschuldige Anlaß zu dieser Entdeckung gewesen sein — jedenfalls wurden eines schönen Tage» an der französischen Front ein paar merkwürdige Apparate erbeutet, die sich nach eingehender Untersuchung als F. T-- Gtation auf vollkommen neuer Grundlage erwiesen. Sende- sowohl wie Empfangsstation hatten umpearbei- tete Liebenröhren, die in Resonanz standen und daber Töne hervorbrachten; schaltete man die Antenne »n Zwi schenräumen an die Eendelamp« an und wieder von ihr ab, so vermochte man ohne weitere» deutliche und ein wandfreie Morsezeichen hervorzudringen. Man hatte mit einem Schlage, was man die ganze Zett vergebens ge sucht: einen kleinen Dender tür ungedämpfte Wellen, der bei geringem Energieverbrauch große Entfernungen zu überbrücken vermochte. Und dennoch: war auch der Em pfang jetzt ausgezeichnet, klarer und störungsfreier als i«, jo waren die ankommenden Ströme noch viel zu schwach, selbst be« großer Verstärkung, um ein Relais und damit einen Schreibapparat in Betrieb setzen zu können. Freilich war man dafür auf einem anderen Gebiete einen bedeutenden Schritt vorwärts gekommen — dre drahtlose Telephonre. Zwar hatte man von Nauen und Wlvese aus bereits ganz vorzüglich mittels der Arco- dezw. Goldschmidtschen Hochfrequenzmaschine zu tee- phomeren versucht, aber für die große Praxi» war das einfach deshalb nichts, weil man nicht neben iedeS Fern sprechamt einen Nauener Maschincnraum bauen konnte: kostete doch die Goldschmidtsche Maschine allein über M Nttllionen Goldmark, den Energieverbrauch ungerechnet. Rttt dem neuen „Röhrensender" hatte man nun das, was man brauchte: einen vorzüglichen, eyakt arbeitenden Sen der von großer Strahlungsintensität und geringem Stromverbrauch bei äußerlich kleinen Abmessungen Geht doch der kleinste Sender rn einen Kasten jo groß wie eine Keine Drehorgel! Hier nun war man vorangekommen, dafür war man bei der F. T. auf dem toten Punkt. Nur noch ein sein- empfindliches Relais, das d:e schwachen Emvfangsströme zu betätigen vermochte — und man war gerettet. i Da war es die Erfindung zweier dänischer Inge nieure — Johnson und Ratzbek —, die hier Mandel schaffte. Sie konstruierten ein Relais rui Grund des bekannten elektrostatischen Gesetzes, wonach die Stärke der An ziehung zweier elektrischer Körper im Qucidrit und tm umgckebrt-propor renalen Ve.h l nis zu ihrer Entfernung wächst, d. h. je näher sie sich kommen, umso stärker ziehen sie sich an. Lies jedoch nicht direkt, sondern im Quadrat, d. h. sind die Körper z. B. 4 Zentimeter voneinander ent fernt, so ziehen sie sich mit der Stärke 1 an, bei 3 Zenti- Meter Stärke 2, bei 2 Zentim. 4, bei 1 Zentun. 18 (4.18) nsw. Sie tun das aber nur, wenn sie vorher bereits in einer, wenn auch nur geringen Berührung miteinander waren. Nttt diesem Relais sind wir vorläufig auf dem Gipfel. Der geringe Empfangsstrom genügt ihm vollauf zu prä zisem und einwandfreiem Arbeiten; es bestätigt einen größeren Stromkreis, in den dann der Morseschreiber ein geschaltet wird. — Auch der der Funken-Tclephoni« ftndet es Verwendung; da dient es dazu, am gewölmlichen Fern sprech-Bermittlungsschrank das kleine Lämpchen aufteuch- ren zu lassen, welches dem Fräulein vom Amt anzei t, daß der Teilnehmer zu sprechen wünscht. Damit ist a!>o die langersehnte Möglichkeit geschaffen, einen automatischen Anruf für drahtlose Telegraphie und Telephome zu be sitzen; es genügt, auf die Taste zu drücken, oder den Hörer abzunehmen, und der Teilnehmer am anderen Ende der Welt meldet sich. Nicht mehr wie früher ist eS nötig, 24 Stunden lang einen Mann an den Apparat zu setzen, der Tag und vtacht unausgesetzt darüber wachen inuß, ob ihn irgend jemand m der Welt verlangt, kein Bordfunker mehr, der ununterbrochen darauf achten muß, ob ein Schiff nicht vielleicht in Seenot ist und das berühmte SOS funkt. Ein kleines Hebelchen, eine Glühbirne, eine Glocke — das ist alles. Sie wachen unermüdlich Tag und Nacht und versäumen keinen Anruf. T>e Glühbirne im Klappenschrank leuchtet auf, daS Fräulein vom Amt nimmt den Stöpsel, fragt ab — was gilt es ihr, ob der Teilnehmer im anderen Ztinwer sitzt, ob er auf der Eisenbahn nach Hamburg fährt, ob er auf einem Ozeandampfer zwischen Europa und Ainerika sitzt oder ob er aus seinem Kontorschemel m Sidney oder Aokohama hockt; sie meldet sich nur: „Hier Fernamt Ber lin", nimmt die gewünschte Nummer entgegen und ver bindet. Zukunftsmusik? Ja, aus allernächster Zukunft. Bestellungen auf da« täglich W M MM erscheinende „Riesaer Tageblatt" WWW MWIM^W nimmt jederzeit entgegen Fran slMMUM— Amalie vrrtv. Riedel, Grob« MG« MWWMMW» Alleestrabe 2.
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