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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.08.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-08-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120808016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912080801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912080801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-08
- Tag1912-08-08
- Monat1912-08
- Jahr1912
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 08.08.1912
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rn»r cück- eure nug. de» ab- arbe hen icher mtS» rge. vnm, reine iese« >iter- male st. so chöue r sich rßlich irnen Ar- cirks» An. crers wird »rille, ienst. lallet ischeS inden. Bor. wüh» nter- ß auf Lan>. iieses auch neue letzte von alle— lwoch. alle— den «ach am :« am : vor- l. Bf. Ham- - ein 8 ab» nb in eipzt« 75/77) -wei. ilück». >elgo- k auf üsum. DreS- reisen p-ig— ver» «erner r unb ,u er- «ade- -rkauf ittags fischen , ,um lugust » am Die durch der wer- e, sich ll. au» 7t0000 Mk. Diese weseutliche Zunahme der Soften solcher Feste mit großen baulichen und technischen Einrichtungen liegt in der Hauptsache in der Vretaftetgerung aller Bau Wuertalieu uud der Arbeitslöhne im allgemeinen, und »um anderen in der Vervollkommnung der Ausstattung der Fes» turnpltitze und aller dazu notmendigen Einrichtungen. DaS kann aber die Leipziger Ausschüsse nicht abballen, da» Fest nach allen neuzeitlichen Ansorderungen durchführen zu sollen Zweifellos wird Leipzig den Beweis zu erbringen haben ob die Deutschen Turnfeste in bezug aus llmsang. Betritt gung usw. noch «ine wesentliche Steigerung vertragen können oder nicht. Zur Bildung des notwendigen Ga r a n t t e s o »d » sür ein derartig großes Unternehmen würbe ein Sonderausschuß eingesetzt, der mit Sinverftänd «iS de» HauptauSschusseS die Turnvereine Leipzigs und ihre Vtttglteder zur Zeichnung aufsordcrt. Einzelne Bcr eine haben bereit» recht ansehnliche Summen garantiert. — ErzgebirgSauSftellnng Freister» 191t Die Ans stellung war am letzten Sonntag überaus zahlreich besucht Hm Abend versammelte sich auf dem Auöstclluugsplatze erne so große Menge Besucher, daß kaum noch ein Plätzchen frei war. Nach allgemein vorgenommener Schätzung dürfte wohl behauptet werden können, daß dieser Tag bis jetzt der besuchteste war. Angemeldet sind: sür de» 1». August: dar Allgemeine HauSbesitzerverein Dresden tctwa 2-0 Personen), sür den N. August: der Naturheil verein Nossen und der ArbetterhilsS. und UntcrstktznngS verein der Armaturenfabrik Schäffler u. Buddenberg Aussig iBöhmen). «für den 12. August ist eine Nachfeier der dvjährigen Wiederkehr des Tages der Eröffnung der Eisen Sahnltnte Tharandt-Freiberg — 11. August IE — ge plant. bestehend in einem großen Doppelkonzert und einer Lampionbeleuchtung auf dem AuSstellungSplatze. — Di« nächste Wanderfahrt schulentlaffener Mädchen, veranstaltet vom Ausschuß für Ferienwanderun gen der Ortsgruppe Dresden vom Deutschen Berein für BqlkShngicnr, findet kommenden Sonntag als Halb tag S Wanderung statt und wird unsere weiblichen jugend lichen in die schönsten Gebiete der Sächsischen Schweiz führen. Besucht werden die Wchlener Linden, der Utte- walder Grund, die Bastei und die Schwcdenlöcher. Die Hinfahrt erfolgt bis Pirna, während die Rückfahrt von Pötzscha aus angetreten wird. Dir Wandcrkoste» betragen 1'Mark. Teilnehmerinnen müssen sich umgehend, späte stenS bis Sonnabend mittags 2 Uhr. in der Geschäfts stelle Elsässer Straße 5, 2., oder bei Robert Böhme jr.. GporthauS. Gcorgplatz, melden. Bei der Anmeldung sind KV Pfg. anzuzahlen. Führer der Wandergruppe ist Herr Vieweg. Alle Teilnehmerinnen stellen sich Sonntag nach Mittags '42 Uhr in der Kuppelhalle des Hauptbahnhofcs. — Die beiden SanitätSwachcu des Samariteruereins zu Dresden lWallstraße 14 und Marschallstraßc 8> wurden im Juli von 478 Personen in Anspruch genommen, und zwar: 808 Mal bei Tage und 77 Mal bei Nacht. Bon den Hilfe suchenden i35l männlichcy und 124 weiblichen Personen» verlangten 388 die Hilfe auf den Wachen uud 77 anderwärts. 4S5 wurden wegen äußeren Verletzungen und 50 wegen inneren Erkrankungen behandelt. Betriebsunfälle waren 248 zu verzeichnen und 227 Mal lagen andere Veran lassungen vor. — Landes»Lotterie. Am gestrigen ersten Ziehungstage der 8. Klasse der 162. Sächsischen Landes - Lotterte fiel der zweitgrößte Hauptgewinn von 40 MO Mk. aus Nr. 86 100 in die Kollektion von Aumann L Eo. in Leipzig. Für den heutigen zweiten Ziehungstag stehen noch der erste Haupt gewinn von 50 000 Mk. und je ein 20 000- und ein 10 00Ö-Mk.- Gewinn aus. — Die zweite Blüte eines Magnolieubaumeö. In den Anlagen des Wallwitz- und K r o n p r i n z e. u p l a tz c S bküht zurzeit zum zweiten Male in diesem Jahre der so genannte Tulpenbaum. Im Frühjahr herrscht nnp die Blüte ohne Blätter vor. Jetzt nehmen sich die aus dem ljppig grünen Blattwerk hervorleuchtendcn weißen Blüten wieder ganz andersartig schön aus. Diese zweite Blüte dürste eine Folge der FrühjahrSsröstc sein, die den ersten Blütenflor vernichteten. — Händler der Automobilutcnsilienbranche werden vor einem Schwindler in cremefarbener Ehauffeurklciduug gewarnt. Der Unbekannte bestellt, angeblich im Aufträge seiner Herrschaft, größere Mengen Antomobilöl und läßt dgbei durchblicken, daß er noch weitere Bestellungen ver mitteln könne. Durch diesen Trick gelang cs ihm, in mehreren Fällen ein ansehnliches Trinkgeld zu erschwin deln. Ter Unbekannte ist 28 bis 30 Jahre alt, etwa 167 Zentimeter qroß. von kräftiger Statur, hat volles, gelbliches Gesicht und Hellen knrzacschnittcnen Schnurrbart. Er spricht schlesischen Dialekt. Sachdienliche Mitteilungen wer den von der Kriminnlableilung erberen. — Die Feuerwehr wurde gestern abend gcaen 7 Uhr «ach Breitcstraßc 2 0 aerufen, wo in der zweiten Etage in dem Maskcnverlcihgcschüst von Frau Jrmischer ein Brand in dem MaSkengarderobcnraum entstanden war. Bei Ankunft der Feuerwehr war das Treppenhaus be deutend verqualmt und aus den nach der Straße zu ge legenen Fenstern drang ebenfalls dichter Rauch Tie Feuerwehr, die etwa eine Stunde tätig war, griss das Feuer mit mehreren Lchlanchlcitiirrgcn an und verschaffte dem Rauche durch Einschlaacn der Fenster nach der Hof feite zu Abzua. Wie hoch sich der Schaden beläuft, ist noch nicht fcstzu stellen. Ueber die Ursache des Brandes verlautet auch nichts Bestimmtes: es sollen Kinder in dem Raum gespielt haben. — Am Nachmittag gegen ^(2 Ulrr war die Wehr in der Gürliver Straße 28 tätig, wo in einer Woh nung eine geringe Menge Fett in Brand geraten ivar. — Oessrutliche Berftelgerungcu in auswärtigen Amtsgerichten. Fr ei taff. SO. September. Döhlen: Folgende auf den Namen der Bodengcscllschast Denken Gesellschaft mit beschränkter Haftung eingetragenen Grundstücke: Blätter 005, 735—7S0. 753 ». 754, 1S,0, 1.7, 1. 20,0. 2, 3. 3,8, 4.1, 4.1, 4,7, 2.7. 4. 4.i, 1.1 0.3. 4,2. 4.3, 3.5. 4.7, 4,0 bcz. 5.7 Ar groß, auf 645, 705, 506. 10 450, 1000, 2400, 3040, 3k70, 3400. 2850, 810, 1800, 2050, 2460, 4410, 2040, 3860, 2800, 7520. 3205 resp. 2565 M. geschätzt. Die Grundstücke sind unbebaut irobeS Bauland!, miteinander benachbart »nd liegen in Dcuben an der Giitcrsirasic, in geringer Entfernung van der Dresdner Straße. Da» Steinkohlen Abbaurecht ist von sämtlichen Grundstücken ab- actrennt. Soweit die Grundstücke als uuausgeschlossencs, rohe» Bauland anzuschc» sind und als solches i» wirtschaftlichem Zn sammcnhange stehen, sind sic als Gesamtheit auf nur 53 800 M. geschätzt. Daser» die Versteigerung am 20. September nicht beendet «erden sollte, wird sie am 24. September fortgesetzt. — Landgericht. Der 1877 in Seifersdorf geborene, in Dresden wvhnendc Baugewerbe und Grundstücksbesitzer Max Klemens Kummer hat die hiesige Ortskrankenkasse vom Januar bis Mai d. I. um 410 Mark Versicherungs beiträge geschädigt, indem er die genannte Summe nach und nach seinen Arbeitern vom Lohne kürzte, aber nicht recht zeitig an die Krankenkasse abführte. Das Gericht diktiert Ihm 200 Mark Geldstrafe oder 20 Tage GesängniS zu. — Unter Ausschluß der Oeffentlichkeit wird gegen den 1878 ln Berbisdorf geborenen, in Pirna wohnenden Gerichts dtcner Karl Gustav Lindner wegen SittlichkcttSver breckiens verhandelt. Der Angeklagte hat sich an einer seiner Obhut anvertrauten Strafgefangenen vergangen und wird zu 1» Monaten Gefängnis und 3 Jahren EhrenrcchtS Verlust verurteilt. — Wegen Rücksalldiebstahls erscheint die 1800 in Pfaffendorf geborene Bäckersehesrau Hulda Martha Kreisel vor Gericht. Sie hat zuletzt 7 Monate Gefäng »iS verbüßt und fand darauf Stellung als Aufwürtertn tn Vorstadt Plauen. In Abwesenheit der Herrschaft stahl st« aus deren Wohnung einen Posten Kleidungsstücke und au» dem zufällig unverschlossen gelassenen Schreibtisch einen Hundertmarkschein. Bon dem Gelde kaufte die Diebin ihrem Ehemann einen Anzug und verbrauchte den Rest. .Tic gestohlenen Kleidungsstücke konnten thr wieder abge> nommen werden. Da» Urteil lautet auf 1 Jahr Gefäng «ts und 9 Jahre ShrenrechtSverluft; 1 Monat Gefäu-at» gilt a>S verbüßt. — Der lüjährtge Lchveidergebilse Fried- rich Karl Kling» aus Rabenau entwendete am 5. Junt seinem hier wohnenden Meister an» einem unverschlossenen Schrank 10 Mark. Der Bestohlene bemerkte alsbald den Verlust und schloß Wohnung und Schrank ab. K aber ösfnctc nach einigen Tagen dir WobnungStür mittels Stemmeisens, den Schrank mit einem salschrn Schlüssel und stahl nochmal» 10 Mark, um an einem Vergnügen teil nehmen zu können. Er wird zu 5 Monaten 2 Wochen Ge fängnis verurteilt, die Untersuchungshaft aber mlt 1 Mo nat angerechnet. — Der 1801 tn Piskowitz geborene, früher tn der Anstalt Bräunsdors untcrgebrachte landwirtschaf» ltchc Arbeiter Oswald Paul Jllgen arbeitete Anfang des Sommers bei einem Gutsbesitzer in Tannberg und stahl au» einem im Bett verwahrten Beutel 15 Mark. Am lb. Junt stattete er dem GutSgehüft einen heimlichen Besuch ab. stieg in die Snechtekammer ein und hieß eine Menge Kleidungsstücke und Dchuhwerk mitgehen. Da» Urteil lautet auf 4 Monate 2 Wochen Gefängnis.- 1 Monat gilt als verbüßt. — Amtsgericht. Wegen Unterschlagung, Betrugs uuö BannbruchS hat sich der 1866 «n Böhmen geborene Kutscher Josef Wilhelm Franz Tittrtch zu verantworten. Der Angeklagte ist tn Oesterreich mit 5 Jahren schwerem Kerker, Im Jnlandc mehrfach mit Gefängnis vorbestraft und dann aus dem Deutschen Reiche auögewiesen morden. Trotzdem kehrte er Anfang Mat nach Sachsen zurück, entlieh am 10. Mai von einem Händler in Blascwttz ein noch ziemlich neues Fahrrad und verkaufte die Maschine auf der Tour nach Böhmen für 25 Mk. Unterwegs traf er mit einem Landsmann, dem Blusenhänöler Nachan König, zusammen nnü erbot sich, bei dem Hausierhandel behilflich zu sein. Beide kamen bis Sebnitz. wo König seinen gesamten Waren vorrat tn einem Gasthause einstellte. Sofort begab sich Dtttrich zu der sächsischen Grenzbehörde in Einsiedel und erstattete Anzeige, baß ihm König einen Posten Blusen ge stöhlen habe, was zur Folge hatte, daß K. unter Diebstahls verdacht sestgenommcn wurde. Nun holte Dittrich in dem Sebnttzer Gasthofe die Blusen ab und verschleuderte den ganzen Borrat für 5 Mk. Er wird zu 6 Monaten Gefäng nis und 6 Wochen Haft verurteilt. — Zwickau. Ein Jäger, der bei Ausübung der Jagd «inen Hund schwer angeschossen hatte, e» aber unterließ, ihm den Fang schuß zu geben, wurde vom Landgericht in der Berufungsinstanz wegen Tierquälerei zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er mit der Möglichkeit habe rechnen müssen, daß der Hund unter qualvollen Leiden verenden werde. Die eingelegte Revision wurde vom OberlandeSgcricht verworfen, da» mit Rech» an nahm, daß in dem Verhalten des Angeklagten eine Tierquälerei gefunden werden müsse. Sum Todestage Rudolf v. Bennigsens chretbt die „Südd. Natl. Korr.": „Am 7. August 1002 schloß Rudolf non Bennigsen die Augen zum ewigen Schlummer. Der Begründer und erste Führer der Nationallibcralen Partei war mit ihm dahingegangen, die er seit ihrem Entstehen im Jahre 1867 bis zu seinem endgültigen Aus scheiden aus dem Parlamente 1808 geleitet und der er eine achtunggebietende und oftmals ausschlaggebende Stellung im politischen Leben des Deutschen Reiches errungen hatte. Diese Führung hatte er damals abgegeben an einen Jünger, von dem er sich viel versprach und dessen Name einen guten Klang hatte: Ernst Bafscrmann. Bassermann sollte die Partei im Reiche leiten, unbeeinflußt von partikularistischen Evndcrströvningcn und ihr den Weg weisen aus neue Höhen und zu weiterer fruchtbarer Arbeit. Heute, zehn Jahre nach dem Tode unseres unvergeßlichen Bennigsen, ist es an der Zeit, einmal Halt zu machen und rückschauend den Weg zu überblicken, den die Partei in diesen zehn Jahren gegangen ist, seitdem das Auge des getreuen Eckardt unserer Partei nicht mehr wacht. Und wir müssen uns die schwere Frage vorlegen an jedem Wendepunkt dieser Strecke: hätte Bennigsen ebenfalls io gehandelt? Haben wir das politische Testament unseres großen Führers auch stets unverbrüch lich gehalten'? Und da taucht vor unseren Augen der Rudolf n. Bennigsen auf. der au seinem 70. Geburtstage die Summe seiner politischen Lebenserfahrung zog. ES mar am ö. Juli 1804, als sein Eintritt in das sicbenzigste Lebensjahr in Hannover durch eine erhebende Feier, zu der die Parteifreunde aus Stadt und Land, ja aus allen Gegenden des dcnt'chen Vaterlandes herbeigeströmt waren, festlich begangen wurde. In dieser Versammlung legte der Führer unserer Partei an der Schwelle des Greiscnalters sein politisches Glaubensbekenntnis ab, in dem er sich auch mit der Stellung zur Sozialdemokratie be schäftigte. Seine markigen Worte seien hier festgehaltcn: ..Eine qudcrc Gefahr, die sür unsere staatlichen Zustände, oöer nicht allein sür unsere, sondern sür die staatlichen Zustände in ollen Kulturländern überhaupt vorhanden ist, bas ist die große revolutionäre Bewegung, die unterirdisch und über der Erde sich nun in ollen Ländern kundgibt und sich in den letzten Jahren noch ol» «ine gesäbrliche anarchistische Pest in grauenhastcr Weise in Daten kundgegebeu bat. Meine Herren, Sozialdemokratie und Anarchie sind verschie dene Dinge: verschiedene Mittel werden von dielen Richtungen verfolgt und angewandt,- aber in dem revolutionären Charakter sind sie beide gleich. Und darum ihnen mit Kraft und Entschiedenheit entgegen- zutreten, müssen in jedem Augenblicke nicht bloh diejenigen, die den besitzenden Klassen angchürcn, sondern alle entschlossen sein, denen daran liegt, dast die bürgerliche Gesellschaft unb unsere Bersaklungszuftände erhalten werden. Da must auch die deutsche Nation nicht versaae», und diese Kraft must unser deutsche» Bürgertum und müssen auch die besser gesinnten Teile der Arbeiter in den nächsten Mcnlchciialicrn über unsere Zeit hinaus entfalten, denn es ist eine gemeine Gefahr, die nicht uns allein bedroht, sondern die ganze Kultur, uud ihr zu begegnen, dazu wird die aus dauernde Kraft und die vollkommene Betätigung männlicher Energie bei allen denjenigen erforderlich sein, die das Bestehende in Gesellschaft und Staat in der Hauptsache erhalten wollen, sowohl bei den besitzenden Klaffen, wie bei den wohlgesinnten Arbeitern. Bor allen Dingen ist ober die nötige Umsicht, Einsicht und Energie im gegebenen Augenblicke oon de» Negierungen zu verlangen, von unserer deutschen Regierung. Es ist eine gemeine Gefahr. der z» be gegnen, die Aufwendung aller Kräfte, zusammcngesastt, eben aus- reichen wird." So sprach der Siebenzigjährige, durch jahrzehntelange Porlamentskämpfe erfahrene Führer unserer Partei. Ein anderes Bild: Der Führer, der noch 1888 an der Zu- knnft der Partei verzweifelnd seine parlamentarischen Mandate niedergelegt batte, übernimmt 1884 wieder die Führung des Nationalliberalismus. Und in demselben Hannover hält er im September 1884 auf einem Pro- viuzialparteitag jene große Rede, die sein zukünftiges Pro gramm in -er Nationallibcralen Partei darlegt. In dieser Programmrede des Nationalliberalismus aber steht der inhaltschwerc Satz: „Will man in Deutschland zu ruhigen und festen Zuständen zurückkommen, so ist ein Zusammenwirken aller gemäßigt konservativen und liberalen Elemente ab solut nötig." Und heute nach zehn Jahren? Die Ver hältnisse sind wahrlich nicht „ruhig" und „fest" geworden, eher haben sie eine Verschärfung erfahren, aber die Worte Bennigsens sind verklungen »nd vergessen. Nach zehn Jahren auf den Spuren Rudolfs v. Bennigsens? Noch zu seinen Lebzeiten hat der große Führer in einem Briefe an Hämmacher leise Bedenken über die neue Leitung ausge sprochen. „Der Schwerpunkt unserer Partei Liegt in Mittel- und Norddeutschlanö: das sollte auch Bassermann bet seiner großen Begabung nicht vergessen." So schrieb Bennigsen im Jahre 1800. Und fetzt — auch diese» Wort vergesse«. Der „ungekrönte König" sitzt weder in Mittel- noch in NorddeutschlanL. Und herbe Kritik müssen wir Mittel- und Norddeutschen uns gefallen lassen bei jedem Anlaß, weil wir »«och nicht reif" sind. Ob wir noch auf de« Wegen Bennigsens wanbeluT" Segen »wei Fronten! Die russisch.französische FlvttenÜber einkunft wird von Richard Gras v. Pfeil in der „Tag lichen Rundschau" ganz im Sinne unseres Leitartikels in Nr. 213 unseres Blattes gewürdigt. Der velannic aus wärtige Politiker, der insbesondere über russische Verhall nissc gut unterrichtet ist, wendet sich gegen die jetzt io schwungvoll betriebene offiziöse Schönfärberei und erkläxt unumwunden, daß das Abkommen uns die Notwendigkeit zeige, uns auf einen Seekrieg gegen zwei Fronten cinzurichtcn. Es heißt in dein Arlilel unter anderem: „Ls scheint bei uns eine Art halbamtlicher Losung aus gegeben zu scin. die soeben abgeschlossene russisch si an züsischc Flottcnüberciiikuiist als eine höchst unbedeutende, durchaus selbstverständliche Tatsache darzustellcn. Ta Ruß land seine Flotte im Baltischen Meere vergrößere, iv jei es ganz natürlich, daß ein neues llebereinlommcu ge schlossen würde, doch sei dieses ganz defensiver N,uiii. Ob wohl die Schreiber solcher Erklärungen selbst an deren Rich tigkcit glauben? Man streue doch nicht immer der öffentlichen Meinung offiziösen Saud in die Augen, sondern sage entweder die Wahrheit, die man ober wahrscheinlich nicht weiß, oder schweige sich ans. jedem überlassend, seinen eigenen Vers zu mache». Nach der Potsdamer Zusammenkunft hieß cs amtlich. Rußland und Deutschland würden niemals an einer llebcreiniuusi tcilnchmen, deren Spitze gegen die andere Macht gcrichiet sei. eine Erklärung, deren Unmöglichkeit jedem denkenden Menschen sofort klar werden mußte. Tic Schilderung dcr vorjährigen, Marokko betreffenden Vorgänge war von de, Entsendung des „Panthers" nach Agadir bis zu der sran zösischen Anschmicrung unbrauchbaren Gebiets eine Kctte offiztöser Unwahrheiten. Jetzt soll man an die Wahrheit solcher Darstellungen, wie der oben erwähnien, glauben, die noch dazu den Zusatz enthält, Deutschland habe hierüber sicherlich bcsriedigcndc Erklärungen in Baltisch Port erhalten. Zur Ehre von Deutschlands Klugheit, d. h. der seiner dortigen amtlichen Vertreter, wollen wir hoffen, daß sie die „befriedigenden Erklärungen" mit dem Lächeln des Unglaubens angehört haben. Das russisch französische Bündnis wurde 1802 geschlossen. Damals war Rußlands Flotte in der Ostsee um das Dreifache stärker wic heute und in den nächsten Jahren. Selbstverständlich Kat man damals bereits Abmachungen wegen gemeinsamer Tätigkeit der Klotten getroffen. Es bedurfte also keiner solchen für die weit kleinere Flotte. Ferner: Abmachung rein defensiver Natur! Das kennen wir! Was ist defensiv? „Ich tue dir so lange nichts, wie es mir paßt." Nein! Der Sinn des Ucbcrcinkommens ist ein ganz anderer. Ueber ihm schwebt segnend der Geist des seligen Onkels Eduard, der seine Freude darüber hat, Rußland immer mehr in Abhängigkeit von England gebracht zu sehen. Es handelt sich nicht um eine russisch-sranzösiichc Uebercin kunft. sondern um eine c n g I i sch - russisch-französische. Es geht wie bei der großen 'Wäsche. In Paris fand die grobe Arbeit von Fürst Licvcn und Drlcass«: statt. In Petersburg wird Poincars in den nächsten Tagen mit Ssasonow das Legen und Rollen besorgen; das seine Glanz plätten aber findet in England statt, wohin letzterer sich demnächst begibt. Es bleibt dann nur noch die Frage, offen, wer die Wäscherechnung bezahlt. Damit wir nicht, wie ge hofft, in diese Lage kommen, werden wir gut tun. uns gleichfalls in den Geist dieses Abkommens zu vertiefen. Es muß uns lehren, bei unserem Flottcnban nicht, wie bisher, allein England im Auge zu haben, sondern auch Rußland, das in dieser Beziehung nicht genügend beachtet wurde. Auch zur Sec müssen wir daraus ge faßt scin, noch zwei Fronten zu fechten." Zu dem r u s s i s ch - s r an z ö s t s ch e n Flotten- abkornwen melden die Petersburger Blätter, daß die über Paris mitgeteilten Einzelheiten des Vertrages sreic Kombinationen sind, denen sowohl die sranzösisäie Regie rung, wie auch Rußland gänzlich sernstehen Nnr die Tat sache einer Ergänzung des bestehenden Bündnisses sei vor liegend, jedoch nur nach der rein formalen Seile hin, und das Abkommen sei veranlaßt worden durch die bevorstehen den russischen Schiffsbesteüungen bei ausländischen Werften. Eine teilweise Veröffentlichung des Abkommens sei bevorstehend. — (Das ist offenbar eine Beschwich tigung, die ihre Ursache in den Protesten der deutschen Presse Hai. Wenn wirklich alles in Ordnung wäre, warum dann die nur teilweise Perösscntlichung? Red.) rs Re Jubelfeier der Kruvvschen Werl- » Angestellten. Zum Festabend der Hundertjahrfeier, der die Werksangehörigen mit der Familie Krupv im festlich geschmückten städtischen Saalbau vereinte, waren, wie einem Teile der Leser bereits ganz kurz gemeldet wurde, etwa 1800 Werksangehörige und Gäste erschienen. Kurz nach 8 Uhr traf, durch einen P o s a u n c n st o ß angekündigi, Per „Hügel" ein. Herr Krupp von Bohlen und Halb ach mit Gemahlin, Frau Margarete Krupp, Freiherr von Wilmowski u. a. Gleich nachdem das erste Musikstück verklungen war. erhob sich Herr Krupp von Bohlen undHalbach zur Begrüßung der Gäste. Seine Ansprache hatte folgenden Wortlaut: „Meine Herren! Am heutigen Abend sind wir, die wir uns glücklich schätzen, zu Alfred Krupps Familie zu gehören, hier zu Ihnen gekommen, um mit Ihnen — ich möchte sagen: im weiteren Familienkreise — einige Stunden zu verbringen, che die mit den eigentlichen Feiern nutwen digerweise verbundene Inanspruchnahme unsere Zeit den vielen Gästen zu widmen uns nötigt, die aus allen Teilen des Deutschen Reiches hier erwartet werden. In diesem Kreise der Werksangehörigen drängt es mich denn auch vor allem und selbst im Hinblick auf die Gefahr, erst vor wenigen Tagen bei unserer diesjährigen J'ubilarfcicr Ausgciprvche ncs zu wiederholen, drängt cs mich, zu betonen, welch große Bedeutung ich — fast möchte ich sagen: täglich mehr und mehr — gerade dieser Gemeinschaft beilege, die durch die Grundlagc der Arbeit zwischen uns allen gebildet wird, einer Gemeinschaft, die mancher wohl theoretisch bestreiten möchte, praktisch aber niemand beseitigen kann. Ich glaube: je größer das Werk, desto wichtiger ist diese Grundlage ge meinschaftlichcr Arbeit, gemeinschaftlicher Pflichterfüllung. Seit dem Tode Alfred Krupps, des eigentlichen Begründers und besten Förderers dieser Gemeinschaft, sind 25 Jahre ver flössen. Die Entwicklung dieser letzten 25 Jahre zeigt, wie stark und fest diese Grundlage war, auf der er gebaut hat. Und wenn beute die im Laufe von hundert Jahren ent wickelte Kruppsche Tradition uns zudem noch hilfreich zur Seite steht, so darf ich hoffen, daß. wie in der Vergangenheit, so auch in der Zukunft eben in dieser Gemeinschaft die wichtigste Vorbedingung sür das Gedeihen der Kruppschen Werke gegeben scin wird. Lassen Sie uns auch tiinstighin Zusammenhalten und Zusammenarbeiten, ein jeder an seiner Stelle, und lassen Sie uns Pflichttreue und Arbeit würdigen und anerkennen, ob sie in verantwortinigsreichstcr Höhe oder vom einfachsten Handlanger und jüngsten Laufjungen geleistet wird. In Hochschätzung und Würdigung treuer Arbeit steht uns allen vorbildlich vor Augen Sc. Majestät der Deutsche Kaiser, der tn diesen Tagen durch seine Teil nahme an unserer Hnndertsahrseicr hierfür erneuten Be weis liefert. Seinem Eintreffen sehen wir alle erwartungs- und freudevoll entgegen, ihm jubeln unser oller Herzen zu. ihm, unserem Kaiser und Herrn. Ihm gelte auch heute unser erstes Hoch, in das ich Sie mit mir cinzustimnien bitte mit dem Rufe: Sc. Majestät der Kaiser und König hoch! hoch! hoch!"
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