Delete Search...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 16.05.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-05-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270516028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927051602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927051602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-05
- Tag1927-05-16
- Monat1927-05
- Jahr1927
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Nr. 22« Seile 2 — .Dne-mr Nachrichten" — Montag. 1«. Mai »27 in so star kem Matz« aus die Abwauderung angewiesen ist. wie statten, sich anmassen. die Ausgewanderten unter leine Protek- tio» zu stelle», sie in ihrer nationalen Einheit zu bewahren, sie zu hindern, sich in ihrer Wahlheimat zu assimilieren? ES ist leicht verständlich, warum solch schwerwiegende Pro- bleme der WeltwirtschaslSkvnferenz nicht unterbreitet wurden, obwohl sie ohne Zweiscl stark« wirtschaftliche Faktoren dar» stellen. ES aibt noch andere übervölkerte Lin der als die aenannten. und folgerichtig hätte dann das Kolonial v roblcm ebenso in das Proaramm der Welt- wirtschaftdkonferen» gehört. Den Mut. diese Fragenkomplexe aufzuwersrn. hat man nicht aulgrbracht. Wesentlich «st aber an dielen «utMhruugen de, Hin«««» aus den Umstand. dab alle aus der Vektwirtschastdkvnferenz »u bearbeitenden Ge- biete noch viel tiefer verankert sind al» regelmässig angrnom. men wirb, und «esentlich tst zualeich dt« AusNch» auf den Au», aana der Wrltwlrtschasitzkonserrnz. aus die ErsolaSmöglich. leiten, die am Tatbestand der AuSschaltuug der eigentlichen Wurzel« de» Seltllbel» abgemessen werden können. Die Ergebnisse der Anos-Untersuchung. Belastende Papiere vernichte!. London. >6. Mai. „Times" schreibt: Die bei d,r Arcoo boschlaanahmten Dokumente zeigen, das» eine onzweiselhast planmässigc GeschästSorganisatiou der Lowjetregiernng in London einen internationalen Feldzug zum Sturze der be stehenden Einrichtungen siihrt Es liegt klares Zicweismate- rial vor sür die enge Verbindung zwischen den russischen Organisationen und de» Kommunisten in England und an deren Ländern. Eine Liste bezahlter Agenten nnd Agitatoren in de» oerschiedenc» europäischen Hauptstädten soll sich bei den beschlagnahmten Dokumenten besiiiden. Die Durchsuchung der 'Bureaus wird vielleicht noch mehrere Tage aiidaner».-DaS verminte Staaisdokiiinenl wird vielleicht »och gesunde» wer den, sattS es nicht verbrannt worden ist. Die heutigen Mvrgeiibläller verössentNchen Berichte über den Ueberiall aus die Arevs deren einheitlicher Charakter oiseiiiiclttUch ani euie gemeinsame Insormativiisqueüe schliessc'n lässt. Danach seien die 'Behörden der Ausfüllung, dab der lieberfall genügend gerechtfertigt sei durch die Ent» feiuung mlüreiäur Schriftstücke, die das Vorhandensein einer grob angelegte» aiitibrilifchen Sowjetorganisatio» bewiesen. Die Blatter geben feiner ein,. aiiSiiihrliche Beschreibung der Boraämre bei der Besetzung der Arcos-Räume. Danach habe die Polizei in einem Biuimer, das geivaltiam geöffnet werden „mitte. eine!! Beamten beim Verbrenne» von Papieren angetrosfen. — Der Innenminister be- ivnte einem Pressevertreter gegenüber, das; er von der Be rechtigung der Durchsuchung mich den bisher gefundenen Do kumenten vollkommen überzeugt sei. Eine Warnung des Foreign Office. Peking, lii. Mai. Einige britische Staatsangehörige hatten die Absicht, diese Wache über Sibirien nach England zu reisen. Die britische Gesandtschaft hat aber eine Depesche des Io re,g» Oisice erhalle», die Weisung gibt, das, britische Stgaisangehorige gegenwärtig diese Strecke nichtbenutze » solle». Der Kredit -er Mi-lan-ba«k nsch «ich! abgeschlossen. London. Ul. Mai. Hu der Melduim von ei.ie,,, Hehn» MllUviicii-Psilnd-Gterttng Kredit der Mtdlandbank an die russische imndelSdelcgativ» erfährt der diplomatische Kvrre- svvudcnt der „Wcstmtnstcr CKizette". dab der Entwurf de» Vertrages fertig«estellt worden war. als die Haussuchung bei der Arkos erfolgte. Hierauf habe sich die Mldlandbank an die Bank von England gewandt und den Not crlmlten. vorläufig abz »warten, bis sich zeige, welche folgen die Durchsuchung nach sich ziehen werde. lW. T. B > Da» Unlerhaus verlangt Auskunfl. London, lti. Mai. Heilte werden t»l Unierhansc drei Anfragen wegen der Durchsuchung a» die Negierung ge stellt werden. Der Innenminister Sir Johnson H i <t S hat für heute vormittag eine besondere Konferenz mit der Polizei und dem Geheimdienst im Innenministerium einberufen, in der ihm die wahrend der Razzia im ArcoS-Gebäudc beschlagnahmten Dokumente vvrgelegt wurden, auf dir er alsdann seine Er klärungen im Unterhause basieren wird. Das gesuchte Staatsdokument ist bisher nicht gesunden worden, doch sind, wie die »Times" meldet, die Behörden der Ansicht, dab die Durchsuchung sich durch die Entdeckungen als berechtigt er wiesen hat, die daraus schlichen lasse», dab die Areos der Sitz einer weitverzweigten Lowjetorganisativn mit stark anti- englischem Ehargktcr gewesen sei. Protest -er englischen Gewerkschaften. London. 16. Mat. Der Generalvat des Gewerkschafts kongresses hat an den Premierminister ein Protest, schreiben wegen der Durchsuchung der Arcoö gerichtet, in dem erklärt wird, dab dieser Schritt einen schädlichen Einfluss auf die Beziehungen der beiden Länder haben müsse. Das Ergebnis von Ioachimsthal. Berlin, 16. Mai. Das Ergebnis der Konferenz der Kleinen Entente in Ioachimsthal labt sich kurz folgender maßen zusainniensasien: Die Kleine Entente erhebt keinen Einspruch gegen die Aufhebung der M i l i« ä r k o n t r o l l c in Bulgarien. — Die nngarilche KönigSsragc ist eine interne An gelegenheit Ungarns, nicht aber die Habsbnrgische Frage. — Die Anerkennung Sowset-RublandS ist eine Angelegenheit der einzelnen Staaten. — Rumänien über nimmt als selbständiges Mitglied dcö Völkerbundsratcö die Pflicht, die Interessen der Kleinen Entente zur Behinde rung deS Anschlusses Oesterreichs an Deutsch land wahrzunebmcn. — Jugoslawien bemüht sich, um die Sprengung der Kleinen Entente zu verhindern, eine baldige Beilegung deS Konfliktes mit Albanien anzubahnen. Auf der Konferenz wurde ferner, wie der Berichterstatter deS W. T. B. erfahrt, eine möglichst günstige Entwicklung deS Verhältnisses der einzelne» Staaten der Kleinen Entente zu De n t i ch l a n d als wünschenswert bezeichnet. Doch wird diese Entwicklung parallel zur Entwicklung deS französisch- deutschen Verhältnisses lausen. Die Kleine Entente beabsich tigt nicht, für Polen eine Rückendeckung gegen Deutschland abzngeben. In der Frage des Verhältnisses zu Ungarn nimmt Jugoslawien eine abweichende Stellung von seinen beiden Bimdesgenossen ein. Erdbeben in Belgrad. Berlin, >6. Mgi. Gestern früh 3/,4 Uhr verspürte man in Belgrad, wie die „Mvnlagspost" berichtet, ein starkes Erd beben. Das Zentrum des Erdbebens liegt 60 Kilometer süd westlich von Belgrad. Tie Bevölkerung wurde aus dem Lchlase geweckt und stürzte aus die Strafte. Der angerichtcte Schaden ist grob- Menschenleben sind nicht zu beklagen. Das Erdbeben ist das stärkste in den letzten 20 Jahren. Gestern nachmittag folgten weitere 66 Erdstöbe, so dab man noch mit weiteren Beben rechnet. In Belgrad sind Schornsteine cinge- slürzt und zahlreiche Häuser beschädigt worden. Der alte Kornmarkt »nd das Aubcnniiilifterium zeigen im Mauer- werk einige Risse. sT.-U.j Erdbeben auch in Sübitalien. Berlin, 16. Mai. Die Meldung der Erdbebennmrte Ho he 11 he ine über stark« Erdbeben in Südeuropa geht da hin: Gestern früh 3:40:28 begannen die hiesigen Erdbebcn- instrnmente ei» starkes Erdbeben a-ufzuzeichnen. dessen Herd in einer Entfernung von 1350 Kilometer liegt und in Süditglien iKalabrienl zu suchen ist. Vielleicht ist wieder Messina, wie am 28 Dezember 1068, heimgesucht worden. Die Er schütterungen irmrcn jedoch diesmal erheblich schwächer. Die zweite Vvrphase setzie hier um 3:60:52 ein. Es folgten daraus zwei heftige Stöbe »m 3:52:-18 und um 3: 53:84, Die Katastrophe am Mississippi. Der Damm bei Bayou des Glaises völlig zusammcngebrochen. Re« York, l6. Mai. Der Staudamm bei Slayo« des GlaiseS ist plötzlich in einer Breite von 55 Meilen zusammcn gebrochen. Die folgen des Mississippi crgicssen sich unter donnerartigcm Geräusch in die Niederung. Ein Viertel Loui sianas steht jetzt völlig unter Wasser. Die ungeheuren Wassermasse» des Tcnsas-VassinS, der einen Inlaudsee von 800 Meilen Länac und 50 Meilen Breite bildet, wälzen sich nnanshaltsam über daS fruchtbarste Zucker» riibcnland. Bei SimmcSport sind 500. bei Mansura »00 Personen von dem Wasser eingeschlossco. bereu Rettung fast unmöglich ist. da die Strömung die Heranbringnug der Rettungsboote erschwert. Die Strömung ist so stark, dass der Laus des Old River, der der Strömung cntgcgcnlics, nm- gewcndct wurde. Die nächste Gefahr droht von den Atcha- salana-Deichcn. die langsam dem Wasserdruck weichen. Weitere >8 Landkreise würden beim Rachgcben versenkt werden. OerMches un- SSchsyches. Dachten» Münchner Ges««-Ier 's'. « » » che «. 1«. Mat. Der sächsisch« «suchte »« ««»cheiss Jshau« «chmidt, der schon seil «i»i««r Zeit erkrankt »er, ist heute «arge« gestorben. Schmisst ist am 11 Februar 1877 all Gehn de» bekann. te« verstorbene« J»sti»r»tö Schmidt t» Dresden geboren, studiert« in Leiuzig und^schloss seine juristischen Studien 190? ah. Er trat t» de« vrrwattungödienst ein, wurde lSU LegattouAsekretSr im Ministerium für Auswärtiges in Dres- de«, 1917 Legationskat und im Oktober ISIS Ministerialrat. Am 1. November 1028 wurde er in den einstweiligen Ruhe- stand versetzt. Am 1. April I02ü siedelte er als sächsischer Ge- sandte» nach München über. Das Beil«»- -er bayrischer, «esiernn« Der bayrische Ministerprtlfiben« ha« an beu sächsische« Ministerpräsidenten Heldt solgendeS Betlcitz-teiegramm ge sandt: » Das unerwartete Ableben deS Hern» sächsischen Ge sandten Lchmidt hat die bayrische LtaatSregierung tics er griffen. Sie betrauert in dem Verlebten einen hoch- befähigten, charakterfesten Mann, der seine »käste in die Dienste der Erhaltung bester Beziehungen zwischea Sachsen «nd Bayer« gestellt hat. Sie spricht der sächsi schen LtaatSregierung tiefbewegt die herzlichste Teil nahme ans. Der Mikring-Dund in Sachsen verboten. Die Nachrichtenstelle der StaatSkauzlei teilt folgendes mit: .»Rachdcm der StaatSgerjchtshof t» seinen! am 3ü. April 1027 verkündeten Urteil das für den Freistaat Preusse» vcr. fügte Verbot bestätigt und sestgestellt hat, dab derVundWiking sich als ein Gehelmbund mit staatsfeindlichen Bestrebungen darsicllt, ist der BundWiking, SitzMrinchen, sürdas Gebiet des Freistaates Sachsen sOber-bezirk des Bnndcss mit allen Ortsgruppe» ge mäß 8 11 Abs. 2 in Verbindung mit 8 7 Ziffer 4 des Gesetzes zum Schutze der Republik vom 21. J»li 1032 verboten und auf gelöst worden." Iugen-Herbergswoche. Das Ingcudsest in Hcllcra«. Die Echlussscier. Empfindlich kühl war der 'Aufstieg am Sonntag morgen zur Festspielhalle i» Hcllcrau. Regenschauer prasselte» zwischen die srischgrünen Bäume und blühenden Blumen. Dies alles störte jedoch unsere Jugend nnr wenig. In Hellen Scharen kamen sie daher, die Buben und MädclS und lieben ihre bunten Wimpclfühnchen lustig im Winde flauer». Eine an- strengende Woche lag hinter ihnen, Arbeit hatte sie in Hsilte nnd Fülle gebracht. -Iber eS galt ja eigener Sache. Drum icü man sie gern uno d.irste sich gemeinschaftlich nach getaner Arbeit in jugendlichem Frohsinn zusammensindci zu stim mungsvoller Schlussfeier. Gemeinsames Streben bezeichnt! die Arbeit aller Jugendbünde. Gemeinsam ringt man um das Neue, das sich anbahnte. Gemeinsam, nnbeirrt um des Lebens widerstrebende Meinungen, sucht man ihm zum Siege zu ver helfe». Drum streifte man ab, was veraltet war, schaffte neue Formen, ging neue Bahnen und griff dabei doch wieder zurück i» die 'Vergangenheit, in die Schätze reichen VolkötnmS mü seinen Liedern, Melodien und Tänzen. Das was an ihnen unsterblich bleibt, weil eö i» den Tiefen der Seele wurzelt, dem echten Volkstum den Stempel ausdrückt, hob man aus der Vergessenheit ans Licht, machte eS sich dienstbar tm Ringen um den neuen Menschen, den man heranbildcn möchte. Wic köstlich solches Streben ist, offenbarte die schlichte» aber weihe volle Morgenfeier. Schon die stimmungsvolle Umrahmung der Fcstbiisine trug viel zu diesem Eindruck bei. Man hätte sich wirklich schwer einen geeigneten Hintergrund denken können. Doch nicht dies Acnhcrlichc allein wirkte. Viel mehr noch tat dies der Gehalt der Darbietungen, unter denen vvr allem die Stücke der Mnsikgilde Wcisscnbcrgcr und deS Finkcnsteincr Bundes so recht dem Herzen der Jugend nahelagcn. Aber auch der Sprechchor der freien Gewerkschastsjngend zeigte ernstes Streben nnd Ringen »m ein schönes Ziel. Anschliessend entwickelte sich alsbald sroheS Leben in und um die Festhalte. Was man in den einzelnen Bünden treibt, ward vorgesülirt. Volkstänze, HanS-Sachs-Spiele, Zirkus- produktionen, Sport und Kasperletheater lDr. Pauls wechsel ten in bunter Folge, lieber allem lag die Unbekümmertheit der Jugend, mit ihrer lebensstgrken Frische. Und dies war das Schönste von allem. Doch auch ernstere Töne rauschten auf. Machtvoll klan gen in der Schlussscier die Posaunen. Zu Herzen gingen die Schlussworte Max Rie- bolds, der vom „Bruder Mensch" sprach und noch einmal mahnend die Ziele der Jugendbewegung zusammcnsaßtc. lieber alle Zersplitterung der Gegenwart hinaus solle sie an diesen sesthaltcn, damit der neue Mensch werde, der Mensch, der im anderen den Bruder, die Schwester erblicke und achte Mussorgskis „Jahrmarkt von Sorolschlnhi" in Berlin. Von unserem Berliner Mnsikreserenten wird uns geschrieben: ES mar doch eine rechte Enttäuschung! Um 7 Uhr begann in der Städtischen Oper die Erstausführung des „neuen" Werkes von Miniorgiki, das mittlerweile 5V Jahre alt ge worden ist. Um ^10 Uhr war die Ausführung schon zu Ende, obwohl man zwei lange Pausen einaeleat hatte nnd vor Be- qinn des dritten Aktes die sinfonische Dichtung „Eine Nacht aus dem kahlen Berge" spielte, die eine Viertelstunde dauert. 'Also ein knavv abendsüllcndes Werk. Mit dem in vieler Hin sicht so genialen „Boris Godunvw" gar nicht zu vergleichen! 'Viel näher liegt der Vergleich mit Smetanas „Verkaufter Braut", er fällt aber sehr zuungunsten Mussorgskis aus. Tenn während sich bei Smetana eine liebliche Handlung abrollt, sind die Bühnenvorgänge im „Jahrmarkt von Soro- t s ch i n tz i" naiv und ohne eigentlichen Zusammenhang. Es fehlt an jeder dramatischen Spannung, der Höhepunkt des Werkes, die Spnkizcne mit dem grvbhnmoristischen AuSgang im zweiten Akt. tagt unicrm deutichen Empfinden sehr wenig und in das gewaltsame Gelächter aus der Bühne stimmte nur ein geringfügiger Teil des Publikums ein. Bor allem aber ermangelt diese komische Over Mussorgskis. die ja nur zu knapp zwei Dritteln von ihm selber und im übrigen von Tschcrepnine ergänzt, bearbeitet und mit einem ganz belanglosen dritten Akt versehen ist. so sehr der Architektur, dass sic schwerlich von einer Ovcrnleitnng angenommen würde, wenn man sich nicht eben von dem guten, zugkräftigen Namen des Autors von „Boris Gvdnnow" etwas verspräche. ES sollte sich einmal ein deutscher Komponist einsallen lassen, ein solches Potpourri anzubieten: er würde es schwerlich an- bringcn. Alles ist aneinandcrgestückelt, die Arien und die Couplets wie die Chöre, überall steht man die Nähte. Als Organismus ist cs durchaus und sogar typisch Dilettanten- arbcit. Im einzelnen gibt es natürlich — bei einem Mussorgski selbstverständlich! — ganz delikate Sachen zu hören, besonders in den echt russischen Chören und Hopak-Welsen. Die lolisti- schcn Nummern sind jedoch weit schwächer. daS LirbeSdnctt im ersten Akt kann sich an Erfindung mit dem herrlichen Dnett im dritten Akt deS „Boris Godunvw" in keiner Weise messen. Was weniger Eingeweihten imponiert, liehe sich auch bet Rimlkn-Korsakow und Borodin leicht Nachweisen und tst zum Teil überhaupt der tnpisch russische Miifikstil deS „kleinen Häusleins". Der „Jahrmarkt von Sorotschintzi" kann den gefestigten Ruhm des Schöpfers von „Boris Godunvw" nicht erhöhen, sondern nur schmälern. DaS hat aber insofern fein Gutes, alü die leidige Ueberschätzung Mussorgski nunmehr eine Korrektur erfährt und dem ungerechten Versuch, ihn gegen Meister wie Tschaikowski auszuspielen oder ihn gar über ihn zu stelle», ein Ende bereitet wird. Genie und Dilettantismus sind in Mussorgski eben merkwürdig gemischt. Sein Können entspricht nicht immer seinem Wollen. Um diese immer wieder in die 'Augen fallende Tatsache kommt auch der beste Wlle nicht herum, wenn er mit künstlerischer Einsicht gepaart ist. Ganz abgesehen davon, dass sich bei uns in Deutsch land eine Art Mussorgski-Inobbismus entwickelt hat. Die Hörer gingen leidlich gut mit, aber ohne Begeisterung. Schliesslich: in der Städtischen Oper in Berlin ist noch nie eine Oper abgelehnt oder auch nur unfreundlich empfangen worden! Sie hat das höflichste, dankbarste und willigste Publikum in ganz Berlin. Die Darstellung wurde unter der sicheren Leitung van Fritz Zweig dem Werke gerecht, ohne seine Mängel verdecken zu können. In der Rolle deS Säufers Tschcrewik zeichnete sich Eduard Kan dl durch behaglich- blödeS Spiel auS. ENn M i r k v w als Gast war als Parassja durchschnittlich. Die Inszenierung von Prof. Jssai Do bra wen verdiente entschieden mehr Lob als die recht billigen und summarischen Malereien von Nikolai BenoiS mit violetten Räumen und nur in grosser Entscrnung glaub würdigen Sonnenblumen. Paul Z s ch 0 r l l ch. Kunst un- Wissenschaft. 1 * Mitteilungen der Sächsischen SteatStheater. Opern- Haus. Mittwoch. 18Msiai, für den Verein Dresdner Volks bühne Beethovens „sMbelio" mit Maria RVSler-Kcuschnig in der Titelrolle, Curt Taucher. Adolph Schoepflin. Sufanne Prve lMarcelline als Gasts, Heinrich Tessmer, Friedrich Plaschke, Paul Schöffler. Musikalische Leitung: Hermann Kutzschbach. Ein Verkauf von Sitzplätzen zu dieser Vorstellung findet nicht statt. Nnr «ine beschränkte Anzahl von Stehplätzen zum Preise von l Mark gelangt am Vorstellungstage von 1v bis 2 Uhr an der OpernhanSkasse zum Berkans. Anfang: K8 Uhr. Schauspielhaus. DlenStag, den 17. Mal sAnrechtS- reihe 6s: „Des Meeres »nd der Liebe Mellen" von Grill parzer. Spielleitung: Georg Kiesau. Ansang: !48 Uhr. Mltt- woch, den 18. Mai. da» Lustspiel „Jugendsreunde" von Ludwig Fulda. Spielleitung: Georg Kiesau. Anfang: X8 Uhr. ck« Generalmofikdirekt,» Friss vnlck leite« aus dem Deutschen V e e 1 l> ° v e n s e st in Bonn in der Zeit vom SV. dt« 37. Mat mehrere Ausführungen der Neunten Sinfonie. -s* Di« Wigmay-Echnle veranstaltet diesen Donner»tag. den l«. Mai. abend» 8 Uhr. tm BerelnSba-u» eine Ausführung: Vtndten nnd Tänze. Der erste Teil bringt eine NevungSstnnde unter vettnng von Marn Wigina», auSgesührt von der Meisterklasie. Thema: Ter Schritt »nd seine tänzerische Auswirkung — Aus den aktiven Skalen — AuS den passiven Llalcn. Ter zweite Teil bringt Tänze von Ruth Bercnison, Elle LimonS, Anneniaric Franke, Linnie FerrU. Fred ssoolcmank-, Ilse Larido, G»ri Tliorsleiilgon, Bella Lchirmn »nd Maro Wigman und Gruppe. Nr. N des Programms: Kieme Revue. Sorten bei Ried. 1* Dresdner Künstler auSwäriS. Alwin R e i ch e l i. ein Schüler des Dresdner Kammervirtuosen Carl Braun, ist z»m Liodikapell meist er in Pirna ernannt worden. P Vom Freiberger Stabttheater. Die am 25. September 1026 mit Goethes „Egmont" begonnene Spielzeit der Di rektion von A. O. Erker wurde am 30. April mit der seriöse» Operette „Die Thercsina" von Oskar Straus erfolgreich ge schlossen. Der 1. Mai brachte »och zwei Sondervorstellungen zum Besten der Fertcnkasse des künstlerischen Gesauitper- sonalS. Als ein Erfolg für das Fretberger Stadttheater darf wohl auch der Ruf zur Beschickung der Deutschen Theater- Ausstellung in Magdeburg gebucht werden. Mit der im Sep tember d. I. beginnenden neue» Spielzeit tritt das Freibcrgcr Ltadttheater in bas 188. Theaterjahr ein. In der vergangenen Spielzeit fanden 245 Aufführungen statt, woran das Schau spiel mit l22, die Operette mit 123 Veranstaltungen beteilig! ist. Zu den 245 Aufführungen kamen noch acht Sondcrvcran- staltungen und Gastspiele, einschliesslich einer musikalische» Morgenfeier, die Beethoven gewidmet war. Rene Opern. Kurt Weil! hat einen neuen Ein akter nach einem Text von Gcvrg Kaiser vollendet, welcher „Photographie und Liebe" betitelt Ist. Dieses Werk wird mit Kurt WelllS Oper „Protagonist" zusammen einen Abend füllen. — Franco Alfan 0, der in Deutsch land durch seine „Sakuntala" und als Vollender von Puccinis „Turan bot" sehr bekannt geworden tst, hatte mit einer einaktigen Oper, „Madonna Jmperia", Text nach einer Novelle von Balzac von Arturo Rossato, einen ausserordentlich grossen Uraufführungserfolg am Teatro di Tortno. Das Werk wurde unter anderem von der Metropoli tan Opera in Neuyork zur Aufführung für die nächste Saison angenommen. P* Zemlinsky-Premiere in der Dortmunder Oper „Kleider machen Leute", Alexander Zemlinskys nach Gottfried Kellers gleichnamiger Novelle geschaffene Musik komödie, fand tm Dortmunder Stadttheater einen breiten Pnblikumserfolg. der hoffentlich viele Bühnen ans diese Köst lichkeit buffvncsker Opernliteratur Hinweisen wird. Da» Libretto von Leo Feld ist btthnensicher aufgebant nnd I» der Schilderung kleinstädtischer Romantik voll ergötzlicher Be gebenheiten. Und die Eulenspiegeleien des Schneidergesellen und Pseudografen Wenzel Stapinskt verbreiten Laune nnd
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview