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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.04.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050412012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905041201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905041201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-12
- Monat1905-04
- Jahr1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.04.1905
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HanpwersL««bina hat Lehrer Gybow auS.Hamburg etwa über ^Di« Wicht des Christen und der christlichen chaft iu der literarischen Bewegung der Gegen- wart" übernomnien. In der großen Adendveffannnlung, >4« Uhr, wich der BereinSgeistliche kV Weidaucr zunächst über die innere Mission in» Jahre 1904 >urd Hosprediger Dr. Friedrich Über das Jüngst itgsverestiSfest in Pari- berichten und auch der Festpredigcr u. a. das Dort ergictsen. Außerdem werden noch zahlreich« Versammlungen stattsiudeu und Mittwoch nachmittag »der Soldatenheime. abends über die Äenieinschaitspslege uno Hebung der Sittlichkeit, sowie Freitag vormittag über Hcrbcrgs- wesen, Vechflegstationen, Arbeiterkolonirn, Wandcrcriürsorge und chefängniSsrelsorae beraten. Im Erüfsnungsgottesdirnste, Mitt woch. abends 6 (Ihr. in der evangeliscken Hvslirche wird Pastor Wächter aus Aniiabcra, in der kirchlichen Jahresseier, Donners tag, nachmittags 4 Uhr, in der Frauenkirche Kirchenrat 0. Boeah aus Augsburg die Predigt halten Sämtliche Ver sammlungen finden im Verein-Hause, Zimeiidorffttaße 17, statt. — Zahlreichen Besuches erfreute sich das am Sonntag iin arohen Saale der „Constantia" abaehaltene Wohltätigkeit« Konzert, mit welchem der Mä»»ergesa»gverei» „Lieder- k r a n z"»Dresden-Cotta erstmalig vor die gröbere, breitere Oessentlichkeit trat. Der Reinertrag floh in die Kasse des Orts- scchtvcreins und hatten sich als svlismchc Kräfte die Herren Lehrer und Konzcrtsänger B Rentei vom Dresdner Lchrergesang-Vercin llenor), Lelrrer Schröbler lVioline) und Lehrer Bellmann iKlavicr) in den Dienst der guten Sache gestellt. Der Dirigent des Ver eins. Herr Liedermeister Hunger, hatte mit feinem Verständnis ein reichhaltiges, anregendes Programm zusaminengeslelll Die irische» Männerstimmen kamen in den, Schäfserschc» Chor „Durch de» Wald" uird „Der Jäger und sein Lieb" von Pohlen-, recht vorteilhaft zur Geltung, Gute Schulung und emsiges Strebe» des Vereins erkannte man in der allerliebsten Volksweise „Dik e Dok" von Jüngst und in der Wiedergabe des Cngelsbcrgschen Chores „Heini von Steier" mit Violinsolo und Klavierbegleitung, welche groben Beifall Hervorriese». Helle Begeisterung ries Herr Rente! mrt seinen Tcnorsoli Hervor. Der smiipathischc Sänger, welcher in recht gefälliger Weise mit seinem tragfähige», »letalst Ichcn Organ die Lieder: „Horch auf, Du träumender Tanncifforst" von Gunkel, „Dein" von Bol»», „Der Zigeunerin," von Müller und „Am Ndein beim Wein" wicderaab, guittierte den reichen Applaus noch mit zwei Einlage», bei denen er i» der Schumacher ichcn Komposition „Das Stelldichein" zur vollen Geltung kam. Was Herr Rente! gesanglich bot. das stand ihm Herr Schröbler instrumental nicht nach in der „Melodie und Variation" von Dancla. ^Wiegenlied" von Brahms »nd „Meditation über das I, Präludium von Bach" von G»inod für Violine und Klavier, wobei ihn Herr Bellmann gut am Klavier begleitete. Der drille Progranimtcil war dem Humor geweiht und käme» hier in den, humoristischen Singspiel, für Männerchor und Soli „Im weihe» Röhl" von Legov das gute Stiminmatcrial des Chores recht vor teilhaft zur Geltung, womit auch die Veranstaltung einen befriedi genden Schlich ersinn, — Die Bibliothek und das Lesezimmer der Gehe-Stis tung bleiben vom 17. bis mit 29. April wegen Reinigung geschloffen. — Von Einwohnern unseres weltberühmten Vorortes Weiher Hirsch, denen sich auch solche der Nachbarorte Oberlos ch w i tz und Bühlau ansaüießcn wollen, soll an die KüniF. Kreishauptmannfihast eine Petition betreffend das U m . steig« n der Straßenbahn-Fahrgäste am W o l d j ch l ö ß ch e n. gerichtet weichen. In dieser Hecht eS: „Der lick fortgesetzt stet- ger,ü>e Verkehr aus der Linie Bühlau—Dresden hat durch den Wagenwechsel am Waldschlichchen die von Anfang an sehr un angenehmen Verhältnisse in geradezu unhaltbarer und gesal,r> drohender Weise sowohl für die Fahrgäste als auch für die Vor übergehenden und -fahrenden verwandelt. Am ärgsten sind diese Störungen bei dem allerdings gesteigerten Perionenverkchrc Sonntags, und zurzeit des Schul- und Arbeitsschlusses, sowie Montags and DienStagS wegen des Ausladens und der Bcsör derung von Wäschewagen. Die Fahrgäste müssen bei schein Wetter, ohne besondere Mendbeleuchtung, oft über 150 Schritte zu Fuß geben und in der Richtung Bühlau mitten durch das Los koppeln und Nmschieben der Anhängetoagen. teilweise auf der Fahr bahn selbst, di« das Gleis wechselnden Wagen kreuzen. Durch dos vorgeschriebene Freihalten der Eingänge zum Waldschlichchen vergröbern sich die Entfernungen der haltenden Anschlußwagen. Jedem nur einigermahen aufmerksamen Beobachter muh es als ein «uw besonderes Glück erscheinen, daß beim Umsteigen am Waldschlöhchen noch kein ernsterer Unfall vorgekommcn ist. Der allseitig anerkannten, ganz vorzüglichen Straßenbohnleitung sind diese Mängel nur zu bekannt, und ist es aus das tiefste zu beklagen, dah der Mitte 1903 vom Stadtrat genehmigte und in ollem zum Betriebe fertige Durchgangsverkehr von den Stadt verordneten verworfen wurde. Bezüglich dieses nach den, Elias- platze geplanten Durchgangsverkehrs hal sich inzwischen hcraus- gestellt, dah diese Richtung nicht den Bedürfnissen und Wünschen entsprochen haben würde, sondern dah vielmehr die direkte Ueher- sübrung Bühlauer Wagen nach dem Neustädter Bahnhof, unter Beibebaltutig der Linie Waldschlößchen—Strehlen, a!« die ae eignetfte erscheint, und zwar nicht nur für die Dewvuuer von Bühlau, Oberloschwitz. Weiher Hirsch, sondern auch für die Am lieger in Dresden. Gleichzeitig würde das jetzt am WalVckllöß- chen zufammengedrängte Umsteigen in vorteilhafter Weise auf mehrere Haltestellen verteilt werden." — Der heutigen Nummer d. Bl. liegt für die Stadtauflagc ein Prospekt, betreffend die seit Jahrzehnten bestbeivährten Juk. Hensel» Nährsalz pr-äparate bei, — Landgericht. Der ans Lugau gebürtige Bauarbeiter Friedrich Mar Delschner soll sich vor der 5, Strafkammer Wege» gefährlicher Körperverletzung verantworte». Im Januar d, I, stand der Angeklagte vor einem Grundstücke in Kaditz, worüber er eine Art von Aufflcht zu führen hat. Ein Betrunkener machte sich in dem Grundstücke zu schaffen und wurde von O, hiiiausgcwirseii, worauf eS zum Handgemenge kam. Der Jreindc trug an« Kopf und im Gesichte 9 erhebliche Wunden davon, welche anscheinend von Messerstichen herrühren, doch bestreitet der Angeklagte, vom Messer Gebrauch gemacht ru habe», behauptet vielmehr, dag der Verletzte sich die Wunden selbst zugczogcn habe oder von seinem eigenen Sohne so zugerichtet worden sei, Uni darüber Klarheit zu verschaffen, muß die Verhandlung vertagt werden. — Der fahr lässigen Körperverletzung »i Ausübung des Berufs ist der in BrünloS bei Chemnitz geborene, in Dresden beschäftigte Fleischer geselle Friedrich Albert Rother angeklagt. Als der Beschuldigte am >2, Februar mit einem einspännigen Flcitchelwagei, vom Schlacht hofe aus stadtwärts fuhr, wurde in der Nahe von „Stadt Metz" ein Barbiergehilfe von dem Wageil unigcrisscn und verletzt. Da die Beweisaufnahme ergibt, daß der Verletzte selbst den Unfall verschuldet hat, wird Rother von Strafe und Kosten sreigcsprochcn, — Die Bauarbeiter Karl Oskar Ziinipe n»s Dresden und Karl Friedlich Jüdefcind aus Pirna stiegen am 27, Februar i» de» Hosranm eines Pieschener Gasthofs ein und stahlen 50 zum Trocknen aufgchäiigtc Heringe, Zunipe erntet 0 Monate, Jüdc- feind, bei dem die Bestimmungen über de» Rücksnlldiebstahl an zuwenden sind, I Jahr Gefängnis. Jeder der Angeklagte» ver liert die Ehrenrechte auf 3 Jahre. — Bor der 1. Strafkammer steht Berufungsverhandlung an gegen die Fabrikarbeiterin Emma Martha Wache aus Gommern und den Fabrikarbeiter Richard Weise aus Seishennersdorf wegen Beleidigung mid Vergehens gegen 8 108 der RcichSgewcrbcordnung. Im Oktober v. I. brach m einer LuLNsPapierfcrbrik zu Mügeln ein Streik aus, an dem sich auch die Angeklagte» beteiligten. Am 23. Oktober kani eine Arbeitswillige in ein Mügelner Gasthaus und wurde von den dort bereits anwesenden ausständigen Arbeiterinnen mit allerhand an züglichen Redensarten empfangen, wobei sich besonders die Wache und die Arbeiterin Frida Anna Fatzke durch gröbliche Beleidi gungen bervoptote». Die W, forderte ihre Kolleginnen sogar auf: „Brecht ihr doch den Hals; schmeißt die Streikbrechers hinaus!" Selbst aus offener Straße sanden die Arbeitswilligen vor der Wache keine Ruhe. Ein ähnlicher Vorgang spielte sich am 31. Oktober im ..Deutschen Hause" in Mügeln ab. Weise rief der bereits früher von der Wache beleidigten Arbeitswilligen ein nicht wiederzugebcndes Schimpfwort zu, packle sie am Genick und schob sie zur Treppe hinab, so daß d,e Bedrängte bei dem anwesenden Gemeindeschndmann Hilfe suchen mußte. „Die Schutzleute e Weise darauf in , gericht wurde die , , „ -..e Faßke zu 15 Mark Geldstrafe oder 5 Tagen Gefängnis, Weise zu K Tagen Gefängnis und 20 Mark Geldstrafe oder weiteren 5 Tagen Gefängnis verurteilt, worauf die Wache und Weise Berufung einlegten. Die 2. Instanz bestätigt jedoch > die vom Vorderrichter ausgeworfenen, ohnedies milde« Strafen. Der russisch-japanische «rieg. Die unter dem Vorsitz de« Großfürsten Nikolaus gebildete Kommission, die damit beauftragt worden war. zu prüfen, ob man den Krieg sortsetzcn sulle oder nicht, hat ioeben ihren Bericht veröffentlicht Derselbe kommt zu der Schlußfolgerung, daß Rußland bei einer Fortsetzung des Krieges olles gewinnen kann, denn sic würde Japan ruinieren, während Rußland, selbst geschlagen, sich, ohne »achzugeben, fortwährend zurückziehen kann. Falls Japan Wladiwostok belagere, müsse cs seine Armee zu Gunsten Lmewitschs und Roshcstwenskis schwächen, denn um Wladiwostok zu besetzen, sind weit mehr Truppen ersorderlich, als für Port Arthur. Rußland kann ohne Mobilmachung 200 090 Mann nach Ostasien schicken. Dazu kommt, daß die Feldartillerie unversehrt blieb. Rußland wird also den Krieg sortsetzen, bis ihm Japan annehmbare Vorschläge macht. Das dürfte aller dings noch lange dauern. Dem Marineministerium ging, einer Nachricht aus Peters burg zufolge, vom Admiral R oz h e st w e n s k i eine wichtige Depesche zu, welche große Befriedigung hervorrief. Ihr J-n- halt wird aber noch geheim gehalten. Die Nachricht, daß der gegenwärtig in Italien weilende Staatssekretär des Auswärtigen der Bereinigten Staaten von Amerika. Herr Hay, mit einer den o sto s i a I i s ch e n Krieg betreffenden Mission beim Ä'önig von Italien und beim Deut schen Kaiser betraut worden sei, entbehrt nach einer aus Rom kommenden Mitteilung jeder Begründung. Herr Hay, der sich kurze Zeit in Neapel aushielt und sich seit einigen Tagen in Genua befindet, habe die europäische Reise ausschließlich aus Ge sundheitsrücksichten unternommen und befasse sich in Italien in keiner Weise mit der Betreibung politischer Angelegenheiten. Cs sei auch incht bekannt, ob er Rom besuchen werde. Der Ckes der amerikanischen Flotte aus der ostasiatischen Station hat dem Marineamt gemeldet, daß er den Kreuzer „Raleiqh" mit einigen Torpedobooten und -Zerstörern nach der Insel Palawn geschickt habe, um die amerikanische Neu tralität zu mahre». Es wird erklärt, daß cs keinem Kriegs- schiffe der beiden kriegführenden Parteien gestaltet sein soll, die Häfen aus den Philippinen als Stützpunkte snr Flotten- opcrationen zn benutzen. Tanesneschichte. Zur Reise des Kaisrrvaareö. Vom Aufenthalt Kaiser Wilhelms in Gibraltar wird der „Dmin Mail" noch berichtet: Beim Besuch des Kaisers aus dem >» Gibraltar liegenden neuesten englischen Schlachtschiffe ,^King Eduard VII." wurde dem Monarchen nicht das ganze Schiff gezeigt, besonders nicht die Vorrichtungen an den Ge schützen zur Erzielung eines wirksamen Feuers. Der Kaiser stellte dem Vizeadmiral May verschiedene eindringcnde Fragen, die der Admiral nicht gern beantworten mochte. Er zog sich aus der Klemme, indem er dem Kaiser höflich erwiderte, der Kaiser wissc über diese Dinge sicher so viel wie er, der Admiral, selber. Zum bevorstehenden Kaiserbesuch in Korfu wird des Näheren geschrieben: König Georg von Griechenland, Kronprinz Konstantin uns seine Gemahlin Sophie, bekanntlich eine Schwester des Kaisers, werden zur Begrüßung daselbst anwesend sei»: ob auch andere Mitglieder der königlichen Familie, ist noch nicht bekannt geworden. Die Regierung entsendet zwei Panzer schiffe nach Korfu, die bestimmt sind, der „Hohenzollern" das Geleit zu geben. Bereits im vorigen Jahre erwartete man den Kaiserbesuch in Korfu und begann mit Empfaiigsvorbcreitiingenz insolge Äbkürzcns des letzten Teils der Mittelmeerreise und Ab änderung der Reiseroute unterblieb damals der Besuch. Kaiser Wilhelm betritt seit dem .Herbste 1889, als er zur Vermählung des Kroiivrinzciipaares hier in Athen >var, zum ersten Male wie der griechischen Boden. König Georg machte vor drei Jahren dem Kaiser in Berlin einen Besuch. Kronprinz Konstantin und Kronprinzessin Sophie sind fast in jede», Sommer für längere Zeit Gäste der kaiserlichen Familie. Die engen Familien beziehungen zeigte auch der kürzlichc Besuch des Prinzen Adalbert beim K-ronprinzenpaare und Hofe. Der Gesandte Deutschlands in Athen, Prinz von Ratibor und Corvey, wird sich ebenialls nach Korfu begeben. Zum Ehrendienste beim Kaiser sind General Bassos und die Stabsoffiziere .Hauptmann Hahanestis und Ober leutnant Metaxas bestimmt worden. Marokko. Der italienische Minister des Acnßercn erklärte, daß die ihm zugeschnedcnc Erklärung gegenüber einem Vertreter des „Matsti" über d i e M arvkkosrage völlig erfunden sei. ES handelt sich dabei um eine Unterredung zwischen dem römischen Korrespondenten des Pariser „Matin" und dem Minister Tittoni. über welche Pariser Drahtungen folgendes zu melden wußte»: Der Korreipon dent des „Matin" habe Tittom besucht und erfahren, daß Italien vom Besuche Kaiser Wilhelms in Tanger weiiigcr erregt war ais Frankreich, ihm aber dock nicht gleichgültig rusali. da cs zwar mit Deutschland im Bündnisse, aber auch mit Frankreich im Einver nehmen stehe »nd alles Interesse daran habe, die sianzvstich-eng lische Politik gutzuhcißen. Tie italienische Diplomatic werde, wie König Victor Emanuel es angedeutet liebe, sich bemühen, das Mißverständnis zn beheben, das beseitigt sein werde, sobald man sich über den Zeitpunkt, zn dem das französisch-englische lieberem kommen kuiidgegcben werden kann, geeinigt habe. Man arbeite daran, eine Uebcreiiistimmung hcrbeiznführcn, und dürfe hoffen, das Ziel bald zn erreichen. Aus Algier wird mehreren Blättern gemeldet: Banden des Prätendenten Bu-Hamara und des Stammeshäuptlings Bu- Ämama versuchten gestern. Udia a» der algerisch-marokkanischen Grenze zu nehmen, indem sic den Ort von drei Seiten angriffen. Die Lage der Truppen des Sultans, die von den Banden Bu- Amamas nach Süden gedrängt wurden, war sehr kritisch geworden, als Leutnant Mougi». der Befehlshaber der Grenzabterlung der französischen Militärgnrniion in Marokko, aus die Angreifer ein Gcschntzfciicr eröffne» ließ, welches dieselben zwang, sich mit großen Verlusten zurückzuziche». — Ter ..Tcmvs" bemerkt hierzu, daß Leutnant Mougin ans Grund des 1815 abgeschlossenen Vertrags von Lalla Marnia, sowie eines späteren Uebcreinkommens niit Marokko zu dieser Intervention berechtigt gewesen sei. Nach dem Geiechr bei Udja fanden die marokkanischen Truppen zahlreiche Gewehre, vier Kasten mit Patronen und die Ucbcrrcstc der einzigen Kanone des Prätendenten auf dem Schlachtplatzc. Die Verluste des Prätendenten sind sehr beträchtlich. Es waren 10 Francs ans den Kopf eines jeden Rebellen ausgcsctzt. Die Truppen des (Lultans haben nur einen Verlust von 10 Toten und uiigcsähr 20 Benvuiidetc». Eine Jnsormation dcs „Slandard"-Korrespondenten in Berlin widerspricht der von französischer Seite aus verbreiteten Mel dung. das; in dem deutsch-französischen Marokkohandel eine italienische Vermittlung bevorstehe. Der „Stan- dard"-Vertreter berichtet seinem Blatte: „Die aus Paris kom mende und in deutsche Zeitungen übergegangcnc Nachricht, daß Italien die Rolle eines Vermittlers zwischen Frankreich und Deutschland übernommen bat, ist mindestens verfrüht. Die deutsche Regierung hat bisher sMontag abends weder eine amt liche Mitteilung, noch irgend »»eiche Andeutung ans Nom er- hatte», welche darauf himveist, daß die italienische Regierung irgend welche Neigung hat, die bestehende» Differenzen auszu- gleichen l<c> knrciotlr ovcw oxmtinxc clittiorrltiou raginciiu^ ülnraooos. Obwohl die marokkanische Frage wahrscheinlich ge- sprächsweise gestreift wurde, wurde sie sicherlich nicht von dem Deutschen Kaffer und dem König von Italien in Neapel ein- gehend besprochen." Man bezweifelt in Paris nicht mehr, daß dcinnächst unter irgend einer Form zwischen Deuts chlandundJrank- reich Verhandlungen wegen Marokko slattsinden. Del- cassv wird im Lause dieser Woche an einem Diner beim Fürsten Radolin teilnehmen, wobei Gelegenheit zu Vorbesprechungen gegeben wird. Die meisten Zeitungen in Madrid befürworte» eine interna tional« Konsercnzüberdi« Marokko-Angelegen heit. Die spanische Regierung selbst kann zu der Frage in- folge des Abkommens mit Frankreich keine Slelttmg nehmen, sie wünscht jedoch im Geheimen ebenfalls «ine Konferenz. Deutsche- Reich. Bekanntlich besteht die Absicht, den Reichstag im Oktober schon sehr zeitig zusammentreten zu affen. Wenn sich die Einzelregicrungen mit der Reichs- Verwaltung resp. dem Staatssekretär des Neichsschatzamts über Form und Inhalt der Vorlagen zur Herabminderung der finanzielle» Schwierigkeiten im Reiche urid m den Einzelstaaten verständigen, wird, wie die „Nationallib. Korr." meldet, der Wunsch in den Vordergrund treten, die Beschluß fassung des Reichstages über die neuen S t e u e r v o r l a g c n so zeitig wie möglich herbeizunchren, um, je nachdem elftere aus- sällt, die Aufstellung des Retchshaushallsvoranschlog« für das neue Rechnungsjahr zu bewirken. Tie Meldung, daß Gras Bülow sich sin Lause dieier Woche »ach Italic» begeben werde, ist nnbcgnmdet. Vielleicht liegt eine Verwechslung mit Herr» v. Podvielsti vor. der seinen Früh jalitsurlaub in Patlaiiza verbringt. Auch die Staatssekrctäre v. Stengel und Kractte sind erholungsbedürftig und werde» aus Urlaub gehe». Die Lissaboner Reise des Deutsche» Kaisers scheint ihre Früchte in einem Handelsverträge »vische» Deutschland und Portugal reisen zu sollen. Wie der List'aboner „Seculo" zn melde» weiß, wird ein neuer dcnlich portugiesischer Han delsvei trag gegenwärtig in, Ministerium des Auswärtigen ^gusaecirbeilrl und soll binnen kurzem an die Cortes gelangen. In dein Ver trage sollen cille vorlligiefische» Koloniglerzeugniffe Bevorzugungen snr die Einfuhr nach Densichlgnd lind deutsche Fabritatc Bevor zuglmge» bei der Cttttnl» nach Portugal erholten. Von Hgmbnrg aus habe», wie bereits in, einem Teile der Morgenausgabe 'gemeldet, mit dem Dampfer „Eleonore Woermcmn" II Osfitterc und 15 Unteroffiziere zur Verstör kung der Sch » tztr » pve in Kamerun die Reise nach Tuala anectreten. Die „Berl. Pol. Nach,." schreiben: Wenn gemeldet wird, daß in nächster Zeit einheitliche Vorschrfflcn zur Regelung des Verkehrs mit K , g sI i g hr;cngen in ollen Staoten Denffchlonds Vau den Londesbehörden erlösten werden sollen, so dort dgroilf verwiesen werden, daß solche landesbebördlichen Be sliiiiimiiige» erst ansgearbeilet werden dürsten, nachdem die ve treffende Bundesratsverordimiig sertiggcstcltt sein wird. Dies ist bisher nicht der Fall, man bofsl jedoch, daß der BimdcSrat sich darüber recht bald wird ichsiiffig machen können. Tie PniideSrats Verordnung wird sich übrigens nicht ons den Verkehr m!i Krosi fghrzcugen beschränken, sonder» mit dem Antomobilverkel» onch den Fobnod- und de» Wagenvertehr ordne» be;w. allgemeine Vorschriften geben, in deren Rohmen sich spater die landesbclwrd lichcii Anordnungen bewegen werden. Die io in Aussicht genom mene Art der Regelung der betreffenden Verkehrszweige ist auf gildereii Gebieten bereits zur Anwendling gcbrncht und bat sich dort ganz gut bewährt. Montag obend woren im ..Kaiserhof" in Berlin zn einer Bcgr ü ß uiigsscier für den G ouve r ne» r v v n K > ani ichon, Kcmtrcadmiral Tinsipel. zahlreiche Förderer der Kolonial bcwcgung. sowie Marineoffiziere vereint. Gnff Döirlioff-Friedrim stein feierte de» Gonvcrnenr als VerwaltnngStalent. der die Kolo nie verständnisvoll zur Entwicklung bringe. Gonvcrnenr Trnpvel donttc und gedachte dgnkbor oller Mitarbeiter, sowie der Mit Wirkung der chinesischen Gouverneure. Ter Gonvcrnenr brackie schließlich ein dreifaches Hurra ans unsere Krieger in Südweit asrika ans. Ter chinesische Geiandte trank aut die Fortdauer des guten Einvernehmens zwi'chcu der dculschen Negierung „nd den chinesischen Behörden. Tic Gerüchte über eine Verlegung des Militär-Reil iii stitiitS ans H o n » ove r wollen trotz der Antwort, die der vrcnßjsche Kriegsminister gelegentlich der EiatSberattuig aus esim Anfrage erteilt lial, nicht verstummen. Sie sind aber, wie dee Berichterstatter der „Schles. Ztg." ersichrt, vollkommen grundlos. Eine R etor m ans dem Gebiete des M ilitär ReiIsch nl- wescns ist allerdinas geblaut, und was von dieser dnlchgesickert ist, mag zn jenen irrigen Gerüchten Anlaß gegeben hüben. Wahr scheinlich wird im Bereiche jeder Knvallcrie-Jnipettion eine „Jnspeitions-Reitichülc" errichtet werden, am welcher der junge Reilervssizier nninittclbar nach seiner Vewrderiliig eine gnmd- legende reitcrliche Ausbildung erhalt. Fm Königreich Sochien besteht diele Einrichtung längst und hol sich vollauf bewahrt. Ihr liegt die Wahrheit zn gründe, daß, „was Hänschen nicht lernt, HanS nimmermehr lernt". Wie die sächsischen Offiziere unbe schadet dieses ersten Rcitschnlkommandos später als ältere Leut nants zu ihrer weiteren Ausbildung auch noch größtenteils zum Militär-Reitinstitnt nach Hannober entsendet wurden, so schsießt auch daS Koiiiiilgildo zn den „Fn>pekrwns-Rcit>chi,len" das spätere Kvnmigndo zur Hannoverschen Hauptaustalt keineswegs ans. Letztere bedeutet gewiffermaßen eine Hochschule, deren Besuch iür den Offizier der herütcne» Waffen fakultativ ist, ivätncnd die Fiishettivns Reitschulen Anstalten untcrgcordnetci Alt sind, die von jedem Offizier dieser Waffe besucht werden niüffen. Die ge plante Neuordnung soll sin .Herbst 1!V»i in Kraft treten: das Militär-Rcitiiiktitut in Hannover und die vier Jmpektions Reit schule» sollen einer Inspektion des Militärreitwesens unterstellt werde». Der Deut > ch c O il »i a r t e» Peres» erläßt sin Aprilbest seines VcrciilScwggiis folgende Ertlärmig. In den ReicbSragS- sttzlingen vom 22. und 23. März hat der 2thg. «straf v. Brud- z e w o M ic! zvn s i > das ihm verigstmigsiiiäßig gewährleistete Recht der nnheichränttc» Redefreiheit benützt, um den Deutschen Ostmarten Verein seiner Verachtung zn vcrsichcr». Der Herr Kriegsminister hat ihm hieran« envidert, das; die Gesüble aus der Seite des Vereins leine anderen sein würde», und die Herren 'Abgeordnete» Wambofs und v. Gcrsdorsi baben in ähnlicher Weise den Verein gegen die Veichiinvinngen des voliffichcn Grase» in Schutz genommen. Wir könnten l>ei der politischen Bedeut»»»«. löschtest des letzteren und nach den Erwiderungen deS Hern, RcglcrllngSvcrtreters und der beiden Herren Abgeordneten, die wir auch an dieser Stelle mit Dank anerkennen, cs hierbei bewenden lassen. Graf MielzynSki hat aber seine Gefühle weiter damit ;>, erklären versucht, daß er dem Ostmarken-Verei» alle höheren Motive abivrach »nd die Gründe seiner Tätigkeit am Rassenhaß. Eigennutz und Habsucht zurückffihrte. Er hat sich aliv nicht ge scheut, vvn einer Stelle aus, wo er nngestmst außer dem Hanfe stehende Ehrenmänner beleidigen zu können glaubte, diesen den Vorwurf zu machen, daß sic in ihrer Wirksamkeit von den verwert Uchstcn Beweggründe» geleitet seien. Der Hanptvorstand des Ost marken Vereins kann demgegenüber nichts anderes tu», als hiev mit öffentlich sestznstclleii. daß (straf v. Brlidzewv-Miclzhnski sich einer schweren Verlenindnng und Ehrverletzung schuldig gcmaclst hat. Wer die Ebrc anderer leichtfertig antastet, hat selbst kein, zu verlieren. Wir überlassen damit das Verhalten des (strafen der Beurteilung aller anständigen Männer. Ter Hauptvorstand des Deutschen Ostmarken-VereinS. W a sfe n c i n sii h rv c r b o t für Ka m c r n ». Mit seltene: Einmütigkeit unter den Berliner Vertretern der in Kamerun an sässigcn Handelsfirmen wurde am Sonnabend in Berlin in eine: besonderen Sitzung der Kolonialabteiliing unter dein Vorsitze des Geheimen Legationsrats Hellwig in Vertretung des dienstlich ve« hinderten Kolonialdircktors Dr. Stuebel im Auswärtigen Aml dem Vorschlag der Kolonialregicriing, die Einfuhr und den Ve> kauf von Gewehren und Munition an die Eingeborenen für die nächsten Jahre zu verbiete», zugestiiiuiit. Ter 5. Kongreß der gewerkschaftlich organi sierten Arbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands wirv in Köln vom 22. bis 27. Mai stattfindeli. Die Tagesordnung ist außerordcnllich reichhaltig. Vor allem wird man sich mu Agitationssragc», mit der Bildung eines großen allgemeinen Streikfonds und mit der Maifeier beschäftigen. , Dem Detmoldcr T ka ii da l p r o z c si. widmet die „Post" folgendes Nachwort: Nach genau dreiwöchigen Vcrband- ilMgen fft endlich in dein Skandal- und Telliationsprozesie vor dem Detmoldcr Schwurgericht die Ehefrau Martha Kracht geb. Wlvpcrmaml vom Gerichte als die Schrciberin der anonymen Briese festacstellt und des Meineides für schuldig befniiden worden. Eine Fülle von Schmutz und elendestem Klatsch widerte die Verhandlung zu Tage, und die ganze Lemgoer (ste^cllchait mußte förmlich Spießruten laiffcii vor der breitesten Oeffem- lichkeit. Der Klatsch trieb auch während der Berbandliumen die üppigsten Blüten. Die Angehörigen der Angeklagten sollten der; Versuch gemacht haben, aus Geichworcnc, einzuwirken. Zur Feststellung der Wahrheit in dieser Hinsicht »inizte ein Geschwore ner von der Geschworenenbank in den Zeugenraum hinobsteigeu und für den Rest der Verhandlungen durch einen Ersotzgeschwore- nen ersetzt werden. In sehr übler Weise ist auch der als Zeuge vernommene Dr. v. Ohlen, mit dein die 'Angeklagte eine Zeitlang verlobt war, von der Angeklagten und ihrer Mutter mitgenom men worden. Die Art und Wesse, wie gegen Viesen Mann vor- gegangen wurde, wirkte im höchsten Grade abstoßend und war nur geeignet, die Antipathie gegen die Angeklagte zu verstärken. — Die Schriftsachverständigen haben rin allgemeinen auch in diesem Prozesse keine Lorbeeren geerntet. Die Art und Weise, wie sie sich teilweise zur Ergötzung des Publikums förmlich katz balgten, sowie der Umstand, daß sic zumeist ein nicht bestimmtes Urteil abgaben, und daß derjenige, welcher >u «mm -tveifellof««
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