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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.05.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-05-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030502023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903050202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903050202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-05
- Tag1903-05-02
- Monat1903-05
- Jahr1903
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Fwechen» v. Upor und dem OrßonnanzoffiLier Dauvtmann Albert I Sachkftn einaestellt worbe». Bo» de« Brichtvernr» muftten im MTmulft. lotme dem^ol»ei.Pe-irtsMrF ^ Bezirks. Polizei-1 Jahre1W8Mo5 berücksichtigt N»erdm,^g7ab«? schon 35448. rat Paul Ruttnch, das Ossl^ierskreuz de» AlbrechlsordenS, dem und es ergab sich, baß man m diesem Jahr« de» Reklamanten 31H Millionen Mark Einkommen mehr anaesonnen hatte, als sie zu versteuern verpflichtet Ware». Ts gibt Steuerpflichtige, die «ine «che von Jahren hintereinander wieder und wieder zu hoch einge- chägt worden sind und deren Einspruch jedrSmal berücksichtigt -t — » «s L ^ <» 2 Ab 8 o § r»« ... .. ^ Albrechtsordens. .... Alois Woska und dem Bezirksinspektor Wladimir Zauber das Ritterkreuz 3- Klasse des Albrechtsordens. —* Herr Iinanzmtnister Dr. Rüger, mehrere Tebelniräte der Ministerien der Finanzen und de» Inner«, sowie die Kom mission zur Erhaltung der Kimstdenkmäler. waren am Dienstag einer Einladung de- Verein? für Sächsische Volkskunde gefolgt, »in die teils in den Räumen de- Japanischen Palais, teils nn Königl. AltcttninSinusrum nntergebmchten Sammlunaen dieses Vereins unter Führung des Leiters deS MuseninS zu besichtigen. —* Nachdem Herr Hosprediger Klemm, der vor JahreS» srist einen Schlaganfall erlitt, von allen seinen Aemtern endgültig zurückgetreten ist, lmt daS evangelisch-lutherische Landeskonsistorium das Kommissariat für das geistliche und das Lehramt in den Heil- und Strafanstalten des Königreich Sachsen Herrn Geh. Kirchenrat Keller übertragen. Herr Geh. Kirchenrat Keller hat das Amt, das von der plötzlichen Erkrankung deS Herrn Hof- previger Klemm bis jetzt vom Vizepräsidenten des cvang-.luth. Landeskonsistoruims Herrn Oberhosprediger I) Ackermann interi mistisch venvaltet worden ist, heule übernommen. —* Herrn Branddirektor Herrmann wurde anläßlich seines Dienstjubilüums vom Offizierkorps der städtischen Feuerwehr heute mittag ein Ehrensäbel mit Widmung überreicht. Die Oberfeuer- ivehrleute und die Mannschaften überbrachten dem Jubilar ihre Glückwünsche: auch von auswärts liefen zahlreiche Glückwunsch- üepeschen ein. —* Ordnung für die Spc> licrbildung beim Empfange Sr. Majestät des Königs Georg Sonntag, den 9. Mai: I. Volksschulen. Die Knaben und Mädchen der westlich und südlich von der Prager und Reicks-Strake gelegenen Volksschulen. Die Knaben und Mädchen der östlich und südlich von der Prager »nd Reichs-Straße gelegenen Volksschulen. Die Zöglinge der Volksschulen rechts der Elbe. Diese 3 Gruppen bilden das Spalier an beiden Seiten der Feststraße von der Königshalle am Haupt- bahnhofe über den Wiener Platz, die Prager und See-Straße vis zur Breitestraße. — 2. Höhere Lehranstalten. Gymnasien, Seminare, Realschulen istädtische und private!, Freimaurerinstitut, Königl. Konservatorium, Königl. Baugewerkenschule. Fortsetzung deS Spaliers auf beiden Seiten der See-Straße bis zur Webergasse und zur Ecke des Altmarktes. Die Oberleitung für die Gruppen I und II haben Herr Stadtschulrat Prof. Dr. Lyon und Herr Schuldirektor Knöfel übernommen. — 3. Innungen, Hand werker- und Gewerbe-Vereine, Bogen- und Scheiben- Ichützen-Gesellschaften, Bürgervereine, Konservatioer-Verein, Bezirk Dresden-Süd, Königl. Sachs. Gesellschaft für Botanik „Flora". Auf dem Altmarkte nach besonderer Weisung. — 4. Die Dresdner Turnerschaft, die Fecht-, Radfahrer-, Ruder-, Schwimm- Vereine, der Akademische Verein „Hans Holbein" und die Königl. Kunstgewerbeschule. Längs des Altmarktes von der Webergasse in bis zur Löwenapotheke. — 5. Die Militär- undKricger- Vereine. Auf der Schloß-Straße von der Löwenapotkeke bis zilin grünen Tore, linke Straßenseite. — 6. Die Evangelischen Jünglings.Vereine. der christl. Verein junger Männer, die Evangelischen Arbeitervereine, die Arbeiterschaft der Sächs. Gardinenfabrik, Freie Vereinigunq der Staatsbeamten, Ortsgruppe der Beamten der Königl. Sächs. Staatseisenbahn, Verein der Lokomotivführer, Ver- ein der Post- und Telegraphen-Unterbeamtcn, der Verein der städtischen Beamten, die kaufmännischen Vereine, die Kegler-Vereine. Vom Altmarkte aus aus der rechten Seite der Schloß-Straße bis zum grünen Tore. — 7. Diejenigen Gesang vereine, welche nicht an der Geiangsaufführung, sondern am Spaliere teilnebmen. — Die Oberleitung am .Hauptbahnhofe hat Herr Rechnungsrat Lauck, auf dem Altmarkte die Herren Stadtrat a. D. Earl und Obermeister Nnrasch, St.°B. Vor Eintreffen Sr. Majestät konzertieren die Musikkapellen: die Feier auf dem Altmarkte sVorträge der drei Dresdner Sängerverbände und An sprache des Herrn Oberbürgermeisters Beutler! wird 20 bis 25 Minuten dauern. Der Ältmarkt ist lediglich für Teilnehmer männlichen Geschlechts bestimmt. —* Stollberg. Nunmehr ist sicherem Vernehmen nach, auch im 19 Reichstagswahlkreis, Schneeberg- Stollberg, ein Kandidat von der konservativen Partei ausge stellt worden und zwar in der Person des Hauptvorsitzsnden des cm Lugau-Oelsnitzer Kohlenrevier bestehenden Vereins: „Königstreue Knappen", HcrrnBergarbeiters Eduard Hänel in Oelsnih i. E. —* lieber Steuer-Einschätzungen in Sachsen schreibt die „Köln. Ztg.": „Die an der Spitze sächsischer Steuer- bezirke stehenden Beamten scheinen es nicht selten als eine unab weisbare Pflicht onzusehen, alljährlich einen höheren Einkommen steuerbetrag aus ihrem Bezirk für den Staat herauszuschlagen. Zwar ist von einer solchen Verpflichtung nirgends etwas zu lesen, weder m dem Einkommensteuergesetze, noch in der Ausführungs verordnung, noch in der Anweisung, die für die EinschätzungS- behörden ausgearbeitet- worden ist, aber gleichwohl liegt jedem Bezirkssteuerrat oder Steuerinspektor der Gedanke nahe, daß man im stillen von chm erwartet, er werde dem Staate alljährlich einen höheren Steucrertrag zuführen und seine dienstliche Befähigung Lurch Heranziehung neu ermittelter Steuerquellen erweisen. Es gibt eben auch „ungeschriebene Gesetze", nur sind sie nicht immer dazu angetan, die Herzen zu erwärmen. Im Gegenteil ist das ungeschriebene Gesetz eine Ursache sich fortwährend steigernden Mißmuts und Unwillens der Steuerpflichtigen. Aeußerlicy findet diese Tatsache ihren Ausdruck in der starken Zunahme der Ein sprüche gegen die Einschätzungen. Seit dem Jahre 1880 ist ihre Kahl in Sachsen von 23 744 ununterbrochen so gestiegen, daß sie im Jahre 1897 bereits 57071 betrug. Seitdem sind die amtlichen Mitteilungen über die Berufungen im Statistischen Jahrbuch für werben mußte, ohne daß jedoch dadurch «ine neue Ueberschätzun- verhütet worbe» wäre. Daß solche Erfcchrunge» «in« stille Ver- bittrningbinterlassen. ist begreiflich." -'Mit der Königl. Sicherheit-Polizei vermochte beute auch dir Dresdner Wohlfahrt-Polizei auf Ihr Äjährige- Bestehe» zu blicken. Wie bereits früher mitgeteilt. wurde von einer besonderen Fei«, adgrseden. Die Leitung der WohlsadriSpolizei ist lange Zelt eine sehr beständige gewesen: von 1953 bis 1876 stano an Ihrer Spitze der Stadtrat Flath. Von da an bis 1896 Stadtrat Hendel: dann aber ist die Vorslandsckiaft in schneller Aufeinanderfolge auf die Stadträte Dr. Körner, Koppen »nd Dr. Man übergegangr». —* Die die-sährige Maifeier wurde heute vormittag von der hiesigen Sozialdemokratie mit einigen teilweise gut be> suchten Versammlungen eingeleitet, in denen die üblichen Nesolm tionen beschlossen wurden. Zu Ausschreitungen soll es nicht ge kommen sein. In den Nachmittagsstunden gaben sich die Ge nossen im Großen Garten ein Rendezvous. Abends werden in den Parteilokalen Kommerse veranstaltet. Die Teilnehmer an der Maiseier schienen in der Hauptsache den Bauberufen an zugehören, denn in allen übrige» Betriebe» war von einer Ar beltsruhe nichts zu bemerken, während auf verschiedenen Neu bauten und Werkplätzen der Steinmetzen und Zimmerer die Arbeit vollständig ruhte. — Im Literarischen Verein findet nächsten Dienstag, abends 514 Uhr in den „Drei Raben" die letzte Sitzung vor den Sommerferien statt, in welcher Herr Nedaktionssekretär Grub er «inen Vortrag über die deutschen Familiennamen halten wird. — Die Gesellschaft „Bürger-Kasino" bat auch für diesen . ommer ein reiches Programm zusammengestellt. Die erste ihrer Veranstaltungen findet Sonntag, den 10. Mai, in Gestalt eines Ausfluges nach Klotzsche-Königswald-Langebrück mit Tanz im Hotel zur Post statt. —* Mit dem Lloyddampfer „Kronprinz Wilhelm" wurde der Stabtsekretär Reiner aus Dresden in Bremerhaven ange bracht. Er war nach Unterschlagung amtlicher Gelder nach New- york entflohen und ist jetzt von Amerika ausgeliefert worden. Reiner wird nach Dresden weiter transportiert werden. —* InLoschw > h sprang gestern nachmittag in der 3. Stunde ein Dienstmädchen unterhalb des Albrechtsschlosses in selbst mörderischer Absicht in die Elbe. Im Wasser schien das Mädchen anderen Sinnes geworden zu sein, denn es stickte das Loschwitzer Ufer wieder zu gewinnen. Das gelang ihm schließlich auch nach vieler Mühe. Von mehreren Schissern der Ueberfähre wurde das ohnmächtig gewordene Mädchen in einen Kahn geladen und nach dem Dresdner Ufer gefahren. —* Die Verhaftung des Rechtsanwalts Dr. Werthauer in Leipzig ist wegen Verdachts des Meineids erfolgt. — Landgericht. Ter vormalige, jetzt in seinen Ver- mögensverhältnissrn arg zuiückaekonimene Tiefbau»,iteriiehnier Hermann Max Kühne a»S FriebrrSdorf fälschte eine Anzahl Wechsel über aa», erhebliche Beträge und brachte sie in den Ver kehr. Er wird zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis und 3jäkrigen> Ehrverlust verurteilt. — Der Tischlermeister Hermann Robert Schöne von hier schädigte die diesige Ortskrankenkasse um 239 Mk. Versicherungsbeiträge: er erhält 3 Tage Gefängnis. — Im Dezember v. I. entwendete der in Schlesien geborene Arbeiter Hermann Weinert in Gemeinschaft mit einem bereits abgenrteilten Genossen ans einem in Niederlössnitz gelegenen Walde zwei Kiefer» von geringem Werte: er wird dafür z» 1 Monat Gefäng nis verurteilt. — Gegen den vormalige» Polizciinspcktor von Meißen Johann Gustav Eduard Schulze war Anzeige erstattet worden, daß er vom Jahre l899 an mehrere von den dortigen Polizeibeamten erstattete Strafanzeige» miterdnickt und nicht weiter gegeben habe. So zeigte im Jahre 1899 ein Meißner Schutzmann an, daß die Besitzerin eines Restaurants das Brief geheimnis verletzt habe. In der Folge liefen noch 3 Anzeigen wegen Falirübcrtretungen ein. welche aber mit Wissen Schuizes nicht zur Strafverfolgung gelangten. Schulze bat sich nun vor der 6. Strafkammer zu verantworten. Von seiten seiner als Zeugen vernommenen Vorgesetzten wird bekundet, daß Sch. beauf tragt war, die von seinen Untergebenen einlaufeiiden Anzeigen zu Prüfen und diejenigen, welche eine gar zu unbedeutende Sache betrafen oder Aussicht auf Strafverfolgung nicht hatten, beiseite zu legen. Tieie Bestimmungen traft» auch ans die vier genannten Anzeigen zu. Unter diesen Umständen kann dcni Angekiagten ein strafbares Verschulden nicht nachgewiesen werden. Er wird deshalb unter dem lauten Beifall der aus Meißen berbeigekommenen Zu hörer steigesvrochen und sofort ans der Hafk entlassen. — Gegen den aus Pulsnitz gebürtigen Buchhalter Eugen Max Richter ist Anklage wegen schwerer Urkundenfälschung und versuchten Betrugs erhoben worden. Der Angeklagte wnrde im Jahre 1900 mit dem ziemlich vermögenden, aber leichtlebigen Kaufmann Gottschalch bekannt und half diesem öfter niit kleineren Darlehen aus. Als Sicherheit empfing er zuletzt von seinem Schuldner einen Sicht- wechscl über 100 Mk. Gottschalch erhielt im Jahre 1902 einen Znstandsvormund in der Person des Rechtsanwalts Dr. Knall, welcher die Gläubiger G.s öffentlich aussorderte, ilire Ansprüche geltend zu machen. Nun meldete sich auch Richter »nd präsentierte einen Wechsel über 10000 Mk. mit der Behauptung, diesen Betrag dem G. nach und nach geliehen zu haben. Diele Angabe erschien bei der nicht glänzenden Vermögenslage Richters schon an und für sich unglaubhaft. Der Wechsel wurde alsdann dem Gerichtschemiker Jeftrich aus Eharlottenbura zur Untersuchung übergeben. Jeserich, welcher in der Gerlchtsverhandlung als Sachverständiger zugegen ist. stellte auf photographischem Wege eine entsprechende Ver größerung der aus schraffiertem Untergründe nievergeschriebenen Punkt durch Verstärkung der voranstehende« verdeckt Wochen war und die nachjolaenden zwei Nulle« nachträglich hinznaefllgt wachen sind. Sämtliche 5 Ziffern der Zeh! „100M «kiffe« als dann. um größere GftichmWgkelt ,u erziele«, mit gleicher rtnte übermalt worden sein. 'Richter behauptet zwar steif u«d fest, dem G. wirklich 10000 Mk. geliehen und «irdem Wechsel keinerlei Veränderungen vorgenommen zu haben. Di« 10060 Ml. sind th« nicht ausaezahlt worden. Bet der Klarheit des TchuldbewriieS verurteilt oft 5. Strafkammer de« Angeklagten Richter »» 3 Jahre» Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust: 8 Monate ZuchchanS gelte« als verbüßt. Bei der Etmsansmessuna werden die erheblichen Vorstrafen des Angeklagten, sowie dir Hohe de» erstrebte» Gewinn- in Betracht gezogen. —- Wetterdeelrbt de« chamduraee GeeWarM vom I. Mal Ein Rarimum von über 7S0 Mm. dedeckt Rordskandtnavtm. ttnMtntmmn unter 7«8 Mm. tg über Süd«,«ft-England auSgchrettrt. In Deutschland benscht ruhiges, ziemlich «armes, tetlwets« heiter«« Letter: »ftlseech tft Regen gefallen. — Wahrscheinlich ist ruhige-, mrift trübes Wetter mit g«i ringen Regensällen. Amtliche Bekanntmachung»». Mit der Erneuerung der Schotterdecke in der Ring, straße in Vorstadt Plauen, zwilchen der Kälber und tzohestvoße, soll am 11. Mai begonnen werden. rage-gefchichte. X Deutsches Reich. Der Katser traf gestern abend 11 Uhr 40 Minuten, von Bückeburg kommend, in Hannover ein. Nach dem der Reichskanzler Gras Bülow und Generalseldmarschall GrafWaldcrsee den Zug bestiegen, ersolgte um 11 Uhr 50 Mumien die Weiterfahrt. , . „ . X lieber den Reichstagsschluß berichtet «in „Berliner Blatt": Graf Bülow tritt zur Tür herein und legt die bekannte rote Mappe vor sich auf den Tisch: das ist daS Schlußsignal! Der letzte Redner verzichtet: der Präsident Graf Ballestrem gibt in lapidarer Kürze die Ueberficht über die Arbeit der dreijährigen Session: inzwischen sind die Genossen hinausgegangen: si, wollen noch in letzter Stunde auch gegen den Präsidenten ver Zolltarifmehr- heit demonstrieren. Rasch spielt sich der Epilog der Trilogie ad: Dank und Geaendank zwischen dem Hause l». Normann) und dem Präsidenten Grafen Ballestrem, der noch einmal die Sonnen lichter seines Humors spielen läßt, indem er den Wunsch auSspricht, daß möglichst alle Herren, die eS wünschen, im Herbst sich im Hause wiederfinden mögen. Lautes Lacken erscholl: aber das Lachen hatte eine melancholische Klangfarbe: und etwa- Melan cholie laq auch über der friedlich kurzen Schlußszene, der Verlesung der Kaiserlichen Botschaft, die den Reichstag schließt, und dem brausenden Kaiserhoch, in daS da- Tribünenpublikum einstimmt: Es ist, als summten unsichtbare Genien daS ernste Dichterwort in die Szene hinein: „Alle nicht, die wiederkehren, werden sich des Hcimzugs freu'n — an den häuslichen Altären kann der Mord be reitet sein!" . . . X Oesterreich. Da» „Salzburger BolkSblatt" meldet als Hofnachricht: „Erzherzog Josef Ferdinand, der durch zwei Jahre dem hier stationierten 4. Kaiserjäger-Regiment al- Major angehörte, ist unter Beförderung zum Oberstleutnant zum Infanterie-Regiment König von Belgien Nr. 27, derzeit in Lai bach, versetzt worden. Me wir aus authentischer Quelle erfahren, ist diese Versetzung auf besondere Bitte des Erzherzog« erfolgt." Wie nun in besser informierten Kreisen bekannt ist, erfolgte diese Versetzung durchaus nicht auf speziellen Wunsch deS Erzherzogs, sondern auf Befehl des Monarchen und hat ihren Grund in dem Verhalten des Erzherzogs Josef gegenüber der Aristokratie und dem Hofe überhaupt. So verkehrt der Erzherzog schon längere Zeit nur mehr mit bürgerlichen Offizieren, auch nahm man den freund schaftlichen Verkehr mit einer bürgerlichen Bcamtenfamilie der Stadt in seinen Kreisen sehr übel, zumal die häufigen Besuche der bildhübschen Tochter des Beamten galten. Geradeso unfreiwillig wie die jetzige Versetzung war auch die Reise nach Aegypten, die der Erzherzog machte. sErzherzog Josef Ferdinand lst ein Bruder des gewesenen Erzherzogs Leopold Ferdinand, jetzt Leopold Wölflings und der gewesenen Kronprinzessin Luise von Sachsen.) An unterrichteter Stelle werden diese Mitteilungen vollinhaltlich bestätigt. — Dazu schreibt die „N. Fr. Pr.": Erzherzog Josef "Ferdinand ist ein hochgebildeter junger Mann, al» Offizier von vorzüglicher Führung, sehr freisinnig und fortschrittlich denkend. Seine gelegentlichen unverblümten Aeußerungen über den Klerikalismus und dessen Unterströmungen haben ihm in den Kreisen des Feudaladels viele Gegner gemacht. Richtig ist, daß er einem in Salzburg veranstalteten exklusiv adlige« Herren- abend, zu dem ein Erzherzog aus Wien als Gast erschienen war, nicht beiwohnte, wenige Tage darauf demonstratio an einem bürg», lichen Abend teilnahm. Von einer Strafe kann keine Rede fein, da der Erzherzog erst vor wenigen Tage» als Gast de- Kaisers drei Tage lang in der Hochurg wohnte. Daß er während der An wesenheit des Königs von Sachsen nicht an den Hoffesten teil nahm, erklärt sich bei ihm als Bruder Luisens von ToSkana von selbst. X Türkei, lieber die schon kurz erwähnten Dynamit- anschläae in Saloniki veröffentlicht die Paicher türkische Botschaft folgendes Telegramm: Das Gebäude der Ottomanbank hat in Flammen gestanden, ein Teil wurde gerettet. ES sind alle Maßnahmen getroffen, um ein weiteres Umsichgreifen dr- FeuerS zu verhindern und die öffentliche Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Das Feuer ist dadurch entstanden, daß von gewissen Stellen Bomben geworfen wurden, was auf Treibereien bul garischer Revolutionäre zurückzuführen ist. Die Kon- mftoerstrickt. Man kann wohl obnc jede Voreingenommenheit behaupten: wäre sie ein Mann gewesen, dann wäre die Katastrophe aus solcher Ursache einfach unmöglich gewesen, woraus sich den cimeiligen Frauenrechtlerinnen zum Trotz ergibt, daß eine Frau denn doch nicht für jeden Beruf wie ein Mann geeignet ist. Indessen, es ist hohe Zeit, den Lesern, die bisher vor einem Rätsel flehen, näher mitzuteiftn, wer und was die «kesse Anna" eigentlich ist. Mir ihrem bürgerlichen 'Namen heißt sie Anna Rievier, war vordem Fabrikarbeiterin in Berlin, blieb zwar im Lande, nährte sich aber nicht redlich und machte mit unseren ungemütlichen Stras- bchörden nähere Bekanntschaft. Dadurch gewann sie in den Kreisen, in denen die Aberkennung der Ehrenrechte sozusagen Ehrensache ist, Ruhm und Ansehen und wurde zum Range einer wirklichen Geliebten eines schon dreimal mit Zuchthaus bestraften schweren Einbrechers erhoben, der sich recht und schlecht von seiner Hände nächtlicher Arbeit ernährte. Er war zwar nicht der beste, aber auch nicht der erste, der Annas Herz besaß und aus dem weiten Kreise chrer zärtlichen Liebhaber wählte fft vier aus, denen sie eine ganz besondere Auszeichnung zudachte, sie bildete nämlich mit diesem und ihrem nunmchrigen offiziellen Geliebten eine ge richtlich zunächst noch nicht eingetragene Gesellschaft mit nicht be- schränkter Haftung. Der gemeinnützige Zweck dieser neue» Ge sellschaft war. einen einträglichen Boden- und Kellerdiebstahl ge werbsmäßig zu betreiben, auf gemeinsame Rechnung und Ge fahr. Anna wurde die Direktrice dieses für die deutsche Reichs hauptstadt bedeutsamen Unternehmens und schien durch ihre er staunlichen Erfolge die Behauptung der Vorkämpfer der Frauen- Emanzipation durchaus zu rechtfertigen, dah sich eine Frau für jeden Beruf wie ein Mann eigne. Sie baldowerte mit dem Spürsinn eines Indianers jede Gelegenheit zur Betätigung des Tatendrangs ihrer Bande aus, stand mit der Umsicht eines genialen Feldherrn Schmiere und leitete jeden Einbruch in die höchsten Böden und in die tiefsten Keller zu einem unfehlbaren Erfolge. Mit ivachsender Bewunderung blickten ihre Leute zu der Führerm empor und verliehen ihr bald den in Verbrechcrrreisen hochgeschätzten Beinamen „kesse Anna". waS in der Gauner sprache die Bedeutung einer mit allen Hunden gehetzten Person hat, bi» ne endlich die rächende Nemesis erreichte. Ein eEreulicheres Bild bietet die Frauenbewegung, die ja in einer Millionenstadt mit dem schweren Kamvf ums Dasein für alle, die nicht in einer vergoldeten Wiege geboren sind, ihre volle Berechtigung hat. und in der deutschen Reichsbauptstadt fort gesetzt bedeutende Fortschritte macht. Davon legt auch das Gedeihen de- Berliner Frauenklub» von 1900 Zeugnis ab. der dieser Tage wiederum einmal der sonst verpönten Männerwelt seine Räume öffnete, damit die Herren der Schöpfung sich durch eigenen Augenschein überzeugen, wie herrlich weit es ohne sie das schwache Geschlecht zu bringen vermag. Dieser ständig wachsende Klub besitzt im ersten Stock eines großen Hauses im Westen ein ebenso geschmackvoll wie zweckmäßig eingerichtetes Heim, das namentlich alleinstehenden Damen ein eigenes zu ersehen im stande ist. Eine intime Behaglichkeit durchströmt die lange Flucht der verschiedenen Zwecken dienenden Zimmer, unter denen nament lich zwei große Speisezimmer, daS Helle, lustige, reich ausgestattete Lesezimmer und ein geradezu künstlerisch ausgestatteter, der allge meinen Geselligkeit bestimmter Raum hervorragen. Leider fehlt auch ein Rauchzimmer nicht. Tie häßliche Sitte, daß Damen ihr, mehr oder weniger holdes Antlitz in Tabakranch hüllen, greift hier stark uni sich und zeigt, daß der Trieb, es den Männern möglichst gleich zu tun. auch recht unangenehme Blüten treibt. Dazu rechnen wir auch bas Vorhandensein eine- besonderen Spiel zimmers. und wenn auch versichert wird, daß hier im Gegensatz zu den meisten Männcrtlubs niemals um Geld gespielt wird, so wäre es doch weit netter, wenn edle Frauen ihre freie Zeit anders verwendeten, als um Pfeffernüsse oder um die „Ehre" Karten zu spielen. Diese Keinen Flecken vermögen aber das glän- zende Bild nicht zu verdunkeln, da» dieser unter der erfolgreichen Leitung des ersten weiblichen Arztes Berlins, des Fräuleins Dr. Tiburtius, im großen Ganzen bietet. Nach den allseitigen Ver sicherungen Eingeweihter erfüllt er in bester Weise seinen löblichen Zlveck, einen neutralen Dereinigungspmikt für Frauen und Mäd chen zu bilden, die nach des Tages Arbeit Erholung und Unter- istiger Anregung und zwanglosem Damen ... . . . . Getriebe unserer großen Stadt Herumstoßen lassen mußten und nur selten passenden Anschluß und Verkehr finden konnten, wird die segens reiche Wirkung einer solchen Einrichtung wohl zu würdigen wissen. Rastlos sind die Frauen bestrebt, ihren Wirkungskreis zu erweitern und denjenigen ihrer Mitsckwestern, die ivarauf ange wiesen sind, sich selbst zu erholten und fortzubringen, eine mög lichst günstige Gelegenheit zur Verwertung ihrer Arbeiten zu ver schaffen. Soeben hat sich hier mitten in der verkehrsreichen Leipziger Straße unter dem Protektorat von Damen der ersten Gesellschaftskreise und unter der Teilnahme zahlreicher Ver treterinnen der erwerbenden Frauenwelt ein neues Unternehmen aufgetan, das sich „Deutsche Jrauen-Kun st-Zentrale" nennt. Es will den direkten Verkauf künstleriscker Frauenarbeiten an das Publikum mit Unigehmig deS Zwischenhandel- vermitteln. Jedes Mitglied hat daS Recht, gegen eine lähriiche Gebühr von 8 Mark seine Arbeiten zu einem von ihm selbst bestimmten Presse zum Verkauf auszustellen und hat von dem erzielten Preise nur einen geringen Prozentsatz an die Gesellschaft abzugeben. Der artige Unternehmungen bestehen ja allerdings vier und in anderen großen Städten bereits, das neue unterscheidet sich dadurch, daß es Mitglieder aus allen Teilen des Reiches werben will. Mit der fortschreitenden Hebung de» weiblichen Geschi steigern sich ganz natürlich auch die Ansprüche, die man an Angehörige stellt. So hat kürzlich die Berliner Monatsschrift für Spiritismus -Psyche" folgendes Inserat gebracht: „Tuche ein gut empfohlenes Mädchen für selbständige Küche und andere Hausarbeiten, mediumistisch und treue Änhängeriu der aeisti- gm Sache." Also ein richtiges „Mädchen mr alles"! Man teile sich nur einmal das anziehende Bild vor: Rieke mit dem Koch- öffel herumfahrend und gleichzeitig als Medium mit Geistern verkehrend! Wenn sie nur dabei den Braten nicht andrennen läßt und die Suvpe nicht versalzt! Der Inseratenteil unserer spiritistischen Presse ist übrigens eine Fundgrube unendlich komischer Anzeigen. Aus unserer keinen und ganz unvollständigen Sammlung seien folgende herausgegriffen. Ein Fabrikant kündigt an, daß es ihm gelungen sei. geeignete Schrelvapparate »um Gebrauch für Zirkelsihungen anzuserttgen. WaS „Zirkelsitzungen" sind, werden wohl „treue Anhänger der geistigen Sache besser wissen, als unsereiner. Ein anderer Geschäftsmann preist seine „Apparate für Gcisterphotographie" an. Eine jung« Dam« sucht eine Stellung, aber nur bei einem Prinzipal, „der die Wahrheit erkannt hat und von dem Vorhandensein von Geistern überzeugt ist". Ein junger Witwer sucht auf diesem gewöhnlich gewordenen Wege eine zweite Lebensgefährtin mit Eigenschaften m eener etwa» ungewöhnlichen Zusammenstellung: die er mit ferner Hand be glücken will, muß nämlich versehen sein „mit spiritistischen Lcbensanschauungm, schwarzen Haare« und möglichst roßem Vermögen". Wenn sie nun da» letztere in aller Jollkommenheit besitzt ober daneben blonde Haare und anti- spiritistischen Sinn, wird er sie deshalb verschmähen? Wenn er klug ist nimmt er sie trotzdem. Mit Geld, kann man die blondesten Haare leicht schwarz färben und im übrigen müßte «» ja einem er oageaen meyr '^verr aus oie iIennnun« als auf deren Geldbeutel, dann empfehlen w»r ihm ,ene imr« Dame. die sicher an Stelle eines Prinzipals auch einen Ehegatten aern nehmen wird, „der die Wahrheit erkannt bat und vo lxrndenfein von Geistern überzeugt ist . Echte Spl' überhaupt den icknoden Mammon verachte».
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