01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.10.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19001019014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900101901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900101901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-10
- Tag1900-10-19
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- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 19.10.1900
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öerugzgebülil: ViirtrlMrliL 2 Mi so P>a : darck die Lol, 2 Mk. 7b L<k Di« .Dresdner Nachrichten' erscheine» ,<I,Uch I»»r,en«; die «»jeder in Dresden und der nächsten Umgebung, wo die Ziltraamia durch eigene Bolen oder Sommnsionäre eriolat. ervaUen daci Blatt an Wochculagm. die nickt aus Sonn- oder gciertage folgen, m «wer Tbeilausgabcn Adeud« und Morgen« zugcslellt. svijr Rückgabe eingelandler Sckritt- ML lewe Berbindlichleit. Scruivrechauichlnli: »Mt l vr. U n. Lr. 20V«. Telegramm-Adreiie: Snchrtchtra Drr«»»«. (kegrua-tl 1856 LvllUor, vesrilsli. VaU8tr. IS smpüeklt in «^«««<«1' tVuttMtkI: Ll^rn«» Nek^n nnct N«n«Ie. IInu-«-. Ivü«ti«»u- umt I,»n«IvtptI»^«»I«»It^-<Ä«»i ii<U«». . AI au e> vn«, ^ KLrvddut- t: UZ» RL. elloddustellSLkt Ä «7 7» LüS? W vllvIrdllstellpNLLter, Ä -»«^»ige.ßj i; LeI.llokapoMeIce,0re8üell,Kvorßelltdor. ^ Lckvir ««vllmoister, Voilleur .1,»Ilrmnv8--<Nvo, im Oilf>' kr«>»>!§. 8 lo^tkntv 8iklttN8 /um I^ri8ik6n für IInni«»» nn,I II« nn«»n. H.LroLLwLM :! I^LItwitSvIiwSll-k'-tkiilc. I — IQ vr«» >^n: A Odemnktrenitr. 2S, ^ dan8-.tr. ü, IleliaiLeratr. 11 N! (k.'jve.r»llx U-i '^.llvrsOnu^- ^^ E ln lottdL^n: ^ ^ ^e.k»1«trL«8v IX M<1 H ^ ^ ^laxi ttttunninu. Vr«8äso-^., ^ A in 6er 1>n ikiilu^kiivkl't 8. ^ kollmirilvvrmron- § Telegr.-Adrcsje: vtachrichlen, Dresden. vno kizckoff, tlamUnux > 17 I I»I!I»«I>«<I Net»«» 17 I'blliäi! tlor „online»- klaolll'ieklsn". HK .Viinvlimv voll loser «tan n. ^bouuemenk» kürobigv 2eitrrv^. K a ^mei-ilcaol^olie K'oi»k'V!t»eI,v. — Ilasrptle^e. s 8ed rvi dl kramAkksÄ dal ltsr v» «Metmt , ktruveslrassi' 2 AI -M« kßtliistios' Rückttitt des Fürsten Hohenlobe. Hosnachrichten. Einkommensteuer. Weihe desVölkerschlacht-1 Mutbmnßl. Witterung:! 1 7-00» 2'PUJIrI,. Denkmals, Kirchliche Konferenz. Karabiniers. Gerichtsverhandlungen. I Warm, unsicher. »«>/» Oktober IWY. Der Rücktritt des Fürste» Hohenlohe. Fürst Hohenlohe hat in der lebten Stunde »och den richtigen Moment gefunden, nin sich einen Rücktritt aus seinen Aemtern nn sichern, wie er sich für einen Staatsmann von Charakter und Ueberzeugungstreric ziemt und wie er einer völkischen Pergangeii- heit, die reich ist an Verdiensten und an Ehren, entspricht. Ter dritte Kanzler des Deutschen Reiches ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger gegangen, weil er als der erste Natbaeher der Hohen- zollernkrone und höchste Beamte des Deutschen Reiches nicht ein Schattendasein führen wollte, das ihm jede persönliche Autorität und Selbstständigkeit nahm, das von seiner ursprünglich so be deutnnasvollen und einstußreiclien Stellung als Kanzler und preußischer Ministerpräsident nichts übrig lies; als die rein dekorativen Funktionen der willenlosen Repräsentation, das die Verantwortlichkeit des Leiters der gelammten Politik des Reiches und Preußens ;n einem bloßen Schemen verflüchtigte. Vielfach ist wohl nicht mit Unrecht behauptet worden, das; die Hauvt- thätigkeit des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe nicht sowohl darin bestanden habe, der Politik das Gevräge seiner eigenen Aillensiichtung zu geben, als vielmehr zu hemmen, zu verhindern und dafür zu sorgen, das; die unverantwortlichen Einflüsse und der Faktor des Impulsiven und Unberechenbaren so viel wie möglich eingeschränkt blieben. Aber auch diese mehr negative Wirk samkeit ist in der lebten Zeit zum Stillstand gekommen ; er besaß — und bei seinem Alter von beinahe 82 Jahren ist das nur zu be greiflich, — jedenfalls nicht mehr diejenige Widerstandskraft, um sich bei den Entscheidungen von größter Tragweite, wie sie im Verlause der ostasiatischen Politik getroffen wurden, denjenigen Antheil zu sichern, der ihm znkain. Dcnjeniaen, die in der un abhängigen nationalgcnnnten Presse angesichts seines mehr und mehr schwindende» Einflusses dem Fürsten Hohenlohe den wohl gemeinten ehrlichen Rath gaben, rechtzeitig aus eigener freier Entschließung in das Privatleben zurnckzntretcn, damit nicht der Verdacht entstehen könne, er gehöre zur Zahl derjenigen Staats inänncr des neuen Kurses, die der erste Kanzler init dein Ausdruck ..Kleber" charakterinrt hat, gereicht sein Rücktritt zu besonderer Genugthunng. weil sic in der erguicklichen Lage sind, sein Scheiden mit den aufrichtigsten Erfühlen der Svmvathie und den Aus drücken der von Herzen kommenden, ungetrübten Anerkennung zu begrüßen, die einem Staatsmanne von vornehmer Gesinnung und von echter Vaterlandsliebe, der allezeit beieelt war von nationaler Treue und vou lauterstem, redlichstem Willen, znkommt. Als ein solcher Staatsmann bat sich Fürst Hohenlohe unter den schwierigsten Verhältnissen und man darf heute erfreulicherweise sagen, bis znm lebten Augenblicke bewährt. Zwar reichte das Maß seiner Kräfte nicht aus. um die Aufgaben zu erfüllen, die er sich ursprünglich gestellt hatte, aber: ln musnis voluiWa sat e-t. Die aktuelle politische Bedeutung des Rücktritts des Fürste» Hohenlohe liegt in dem zeitlichen Zusammentreffen mit der Ein berufung deS Reichstags. Der Reichstag kommt, der Reichskanzler geht. Tie seit geraumer Zeit schwebende Frage, wann die parlamentarische Vertretung des Deutschen Reichstags zusammen treten werde, bat gleichzeitig mit der Kanzlcrstage ihre Lösung gefunden. Fürst Hohenlohe hat cs nicht vermocht, vor dem Reichs tag die Verantwortung für die vstasiatiiche Politik in allen Phasen und in ollen staatsrechtlichen Konieancnzcn zu übernehmen, weil er zweifellos nicht in der Lage gewesen ist. die ihm als Kanzler ver- sassungsgcmäß zustehcndc ausschlaggebende Mitwirkung geltend zu machen. Ter Sab. den einst Richelieu an seinen Gesandten in Rom geschrieben hat, „das; die Klugheit gebietet, Tinge gut zu heißen, die man nicht verhindern kann", widerspricht dem Geist unserer Neichsversaffung. die für den Kanzler nicht eine blos formale, sondern eine wirkliche Verantwortlichkeit von thatsächlichcin Inhalt beansprucht. Fürst Hohenlohe hat keinen Zweifel gelassen, daß er seine Verantwortlichkeit als Reichskanzler in diesem Sinne ausgcfaßt hat, das; er die Verantwortung für eine Politik nicht zu tragen vermag, die ohne sein Wissen und Wollen, ja vielleicht im Widerspruch dazu betrieben wird. Sei» Stellvertreter, der Staatssekretär des Innern. Graf Posadvwskp, hat seiner Zeit Folgendes im Reichstag erklärt: „Es ist mir nicht bekannt, daß irgend etwas im Deutschen Reiche geschehen wäre, wofür nicht der Herr Reichskanzler in vollster eigener Ucberzeugung die Ver antwortung übernommen hätte. Wenn etwas geschehen wäre, was gegen die Ucberzeugung des Herrn Reichs tanz lew verstoßen hätte, so können sich die Herren darauf verlasse», würde der Herr Reichs kanzler aus einem solchen Zustande längst seine Koisseancnzen gezogen haben." Ein solcher Zustand, der zu der Konseauen; des Rücktritts zwang, ivar in dem Augenblick gegeben, wo vcr- antwortungSschmcre politische Aktionen obnc das vorher erzielte Einverständnis; mit dem Reichskanzler vollzogen wurden. Folge richtig hätte Fürst Hohenlohe schon vor Monaten, spätestens un mittelbar nach der Rückkehr von seinem Urlaub, auf der Be willigung seines Abschiedsgesuches bestehen sollen. Wenn er dies nickt that, jedoch offensichtlich auf jede Mitwirkung in der äußere» Politik verzichtete, so mag er hierfür schwerwiegende Gründe gehabt haben, die sicher einer edlen Gesinnung entsprangen. Aber dem Reichstage gegenüber konnte er jene nach außen bin unbegründete Resignation nicht weüer beobachten. Fürst Hohculobe geht, weil er es mit seinem verfassungsmäßigen Ver- antwortlichleitsbeiviißticin, das nicht bloS darin Vetteln, nachträg lich gut zu heißen, waS vou mchwerantwortlicher Stelle beschlossen worden ist, nicht für verträglich hält, eine Politik vollinhaltlich und „au-S vollster eigener Ucberzcuguug" zu vertreten, die seiner Mitwirkung und seinem Einfluß entzogen war und die vorzugs weise das ininistcriellc Gepräge des (strafen Vülvw, dcS ihm untergebenen Staatssekretärs des Aeußere». trug, wenigstens nach Außen hi». Hätte sich Fürst .Hohenlohe mit vieler Bülow'scheu Politik und allen wandelbaren und schwankenden Ein flüffen. die diese thcüwcisc bestimmt, tbeilweise durchkreuzt habe», vollständig und in allen Koisseanenzen solidarisch gefühlt, so hätte er sich sicherlich nicht der Pflicht entzogen, diese seine volle Ueber- einstimmung auch vor dem Reichstage zu bekennen. . Auch wenn cs zweifellos ist. was in leister Zeit wiederholt versichert wurde, daß sich Fürst Hohenlohe schon leit Langem mit Rücktrittsgedanken ge tragen habe, io wäre er schwerlich unmittelbar vor einer solchen Pflichterfüllung zurnckgctreten. sondern er hätte leine Demission noch sv lange verschoben, bis er ihr genügen konnte. Die bloße AmtS- müdigtcit bietet keine ansrcichendc Erklärung dafür, daß er in dem Augenblick geht, wo er vor dem Reichstag die ostasiatischc Politik zu verirrten hat. sondern naturgemäß erklärt sich sein Rücktritt dadurch, daß er sich als wirklich verantwortlich gefühlt hat, daß er es deshalb ablehnen mußte, eine Politik. an der er keinen Antheil gehabt hat. nachträglich mit seiner Veraiiiwottlichkeit zu decken : er .hätte sonst nicht feine eigene, sondern die Rnlvw'schc Politik ver treten muffen, und daher ergab c-S sich ganz von selbst, daß sein Nachfolger (straf Bnlvw wurde. Die bisherige staatsmänniiche Wirksamkeit des neuen Reichs , ! kanzlers, besonders in den leisten Monaten, rechtfertigt keineswegs ! '» der Erwartung, das; der Kanzlcnvechscl mein sein werde als ein bloßer Pcrionenwechscl. Jenes Wort, das in prägnanter Kürze j j das Weie» des ncnen KnricS charakterisirt. daß der Kaiser sein! ! eigener Kanzler sei. wird auch fernerhin wahr bleiben. "Auch durch den neuen Kanzler Grasen Bülow, obwohl ihn die offiziösen Stinnnnngsmacher bereits vor seiner Erncnnnng als den tünsti ! gen „starken Mann" begrüßt baben. wird ein Wandel nicht ge- ^ schaffen werden: ein solcher ließe sich nur »och durch einen starlcn ! parlamentarischen Machtwilten herbeiführcn, der so bald nicht zu Stande kommen wird. Fernschrerb- »«d Fernivrech-Verichte vom 18. Oktober. Ter Krieg in Isliina. Berlin. Deni Deutschen Flottenvcrcin sind svlaendc ! Meldungen zngcgangcn: Tientsin. 17. Oktober: Tie russische Ge sandtschaft wird morgen nach Peking anibrecben: der engtnche Ge sandte ist bereits nach dort abgcreist. -- Shangbai, 18. Oktober. Die chinesischen Banken haben telegraphisch bedeutende Beträge »ach Singanfu erstattet. Das Geld ist dabcr sehr knapp, und cs ist Geialir vorhanden, daß im Rrvember die Einstellung der Sold- zahlnngen erfolgen wird. Wien. Die „Polit. Korrcip." seist die Veröffentlichungen des Dr. v. Rosthorn fort. BemerkenSwenb ist die Mittdcitnng. daß die Kai'erin-Wittwe in Peking dem General Tnnastihsiang Vollmacht gab, gegen die Fremde» ohne Rücksicht vorzngehen. Shanghai. Privatmcldungen ans Nanking zufolge sind von den 2.">M Mann Truppen, welche General Lin von senen Orten fortnahm, um sie als Wache des.Kaiiers in Kianain zu ver wenden. 1,'M Mann, nachdem sie den Jangtse überschritten hakten, dcscrtirt. Eine andere Trnvvenabiheilinig von 2500 Man» verließ zu demselben Zwecke Kwangtung; aber auch von diesen sollen viele dcscrlirt sein. * Berlin. Nenter's Bureau melde! ans New Nvrk vom 17. Oktober:. Genemlieldmarichall Gras Walderiec ist in Peking eingetroffen und mit allen inilstärnchen Ebrcn empfange» worden. Er wurde von einer internationalen Eskorte! nacb dem Palaste der Kaiienn-Witrwe geleitet. ' Wien. In Anknüvfnng an die Meldung, daß der rnisiiche Gesandte v. Giers bcaustraat sei, sich von Tientsin nach Peking zu begeben, meldet die „Polit. Korreip.". in den allernächsten Tagen weide das aeiammte diplomatische Korns, einschließlich des österreicbiich-ungariscben Gesandten, in Pckina wieder versammelt sein * London. Aus Shangbai wird hiesigen Blättern vom 18. Oktober gemeldet : Eine chineni'che AmtSdepesche ans Paotingm besagt, »m stk. Oktober seien mehrere hundert Mann französischer Kavallerie unter einem französischen General angekcnnmen und dieser habe in einer Besprechung mit dem (Schatzmeister der Provinz erklärt, er wolle an den vier Ecken der Stadt französische Flaagen hissen lassen. Ter Schatzmeister habe sich diesem Vorhaben wider setzt, scills nicht zugleich die Tmchenftagge gehißt werde. Tie sränzösischen Truppen hätten darauf die Absicht knndgethan, in die Stadt cinznrücken, der Schatzmeister habe jedoch daraus bin gewiesen, daß dies den voihcr getroffenen Abmachungen zuwider wäre. Damit iei die Sacke erledigt gewesen. Bei Abgang der Depesche habe man stündiich die Ankunft englischer und deutscher Truppen erwartet. " E > o »l> er g. Das Kalservaar und das Prinzenpaar Heinrich traien heute Nachmittag gegen ft Uln, von de> Saalbnrg kommend, liier ein und nahmen am Ohce tbcil. Das Prinzenpaar Heinrich, welches morgen nach Kiel znrnckkelirt, verabschiedete sich von der Kaiserin Friedrich. Nach tt Uhr erfolgte die Rückkehr nach Hoinbing. " U l »n Bei prächtigem Wetter fand bcnte Mittag aut dem Marktplatz die feierliche Enthüllung des Denkmals Kaffer Wilhelms des Großen statt. Der König wurde bei der Ankunft aus dem Bahnbvfe von den Sv'tzen der Behörden empfangen uns inln nach den: Marktplatz, wo ein KönigSzelt errichtet ist. Die Feier wnrde mit Gesang cingeleitet. Die Festrede hielt Oberbürgermeister Wagner. Nach derselben siel auf Befehl des Königs unter Glocken- gelante. Klängen der Musik und Salutschüssen von den Wällen die Hülle des Denkmals. Der König legte einen Lorbeerkranz mit Schleifen in den Farben Württembe>gs an dem Denkmal nieder. Ter König dankte dem Professor Ungcr Berlin, dem Schöpfer des Denkmals, und verlieh ihm den Württembergcr Kronenorden. * Friedrichshofen. Ter Forichmigsreffende Engen Wolf, welcher an dem gestrigen Ausstieg des Grafen Zeppelin theilnahm. berichtet darüber folgendes Nähere: Die Probefahrt dauerte 1 Stunde 20 Minuten, der Austrieb war vorzüglich. Das Luft schiff bewegte sich beinahe beständig in OM Nieter Höhe und ging gegen den Wind. Sämmtliche Steuerverinche bewiesen die Zweck mäßigkeit der neuen Einrichtungen. Das Luftschiff gehorchte den Stenermanövem. nachdem Grat Zeppelin die Unsicherheit der ersten Stenerveriuchc überwunden. Die Stabilität des Luftschiffes ist bezüglich der LängSaxe wnndelbar zu nennen. Die Steigungen wurden durch ein handliches Verschieben des LanfgewichlS ge- j nommen. Die Geschwindigkeit des Luftschiffes ist derart, das; die Moiorboote ans dem Sec. als das Luftschiff gegen den Wind nnsnhr. nicht folgen konnten. Die Eigengeschwindigkeit des Luft schiffes crgiebt bei ruhiger Luft mindestens 8 Meter in der Sekunde, ein gänzlich unerwartetes Ergebnis;. Wir landete» bei voller Fahrt in der Ricbtnng der Luftschisfhalle, iedoch ziemlich unerwartet schnell infolge eines bisher völlig unanfgeklärien vollständigen Gasverlustes eines BallonS im vordersten Abtheil des Luftschiffes. Eine Havarie von wesentlicher Bedeutung ist bei der Landung nicht erfolgt, sodas; der beabsichtigte weitere Ausstieg innerhalb einer Woche stattsindcn dürste. Sämmtliche anwesenden Fachleute sind sehr befriedigt. Das Koniasvaar von Württemberg und die Prinzessin Therese von Baffem folgten auf Privcndamvfcrn. * Koni tz. Das Schwurgericht fällte das Urlheil im Prozeß wegen des Krawalls ani 10. Juni. Fünf Angeklagte wurden unter Zubilligung mildernder Umstünde vcrurtheilt. Die höchste Strafe lautet auf 0 Monate Gefängniß. Vier Angeklagte wurden srei- gcjprochen. * Wie». Wie die „Polit. Korreip." feststellt, ist in unter richtete» Kreisen von einer Absicht dcS Präsidenten Krüger, in Triest zu lande», nichts bekannt. * Ncw -- Aor k. Der Korrespondent des „New-Uork Herald" in Rio de Janeiro meldet: Der Italiener Anaelo Marctti. bclannt als Freund der Mörder des Präsidenten Earnvt und des Königs Humbert. wnrde verhaltet unter der Anschuldigung, an dein Komplott zur Ermordung des Präsidenten Brasiliens detheiligt ge wesen zu sein. Berlin. Ter „Reichsanz." veröffentlicht an der Spitze seines amtlichen Thcils folgendes Handschreiben de- KaiserS ariden Fürsten Hohenl.ohe: „Mein lieber Fürst' So ungern Ich Sie auch ans Ihren bisherigen Stellungen im Reichs- und Staatsdienste scheiden sehe. !o habe Ick doch geglaubt, Mich nicht länger dem Gewichte der Gründe, welche Ihnen die Befreiung von der Bürde Ihrer verantwortungsrercheii Aemtcr wünschenswert!, erscheinen lasse», verschließen zu dürfen. Ich habe daher Ihrem Anträge auf Dienstentlasfung mit schwerem Herzen stattaegeben. Es ist Mir Bedürfnis;, Ihnen bet dieser Gelegenhei! da Sie im Begriff stehen, eine lange und ehrenvolle Laufbahn ab zuschlicßen, für die langjährigen treuen und ausgezeichneten Dienste, welche Sie in allen Ihnen übertragenen Stellungen dem Reiche und Staate, sowie Meinen Borinbren und Mir mit nuiovternder Hingebung und unermüdlicher Pitichttrcue unter den schwierigsten Verhältnissen geleistet haben, Meinen wärmsten Tank noch be sonders nnszuiprechen. Möge Ihnen nach einer so thatenreichcii Vergangenheit durch Gottes Gnade ein langer und glücklicher: Lebensabend besclneden sein. AIS äußeres Zeichen Meiner An erkennung und Meines dauernden Wohlwollens verleihe Ich Ihnen den hohen Orden vom Schwarzen Adler mit Brillanten und lasse Ihnen dessen Insignien hicrneben zugehen. Ich verbleibe Ihr wohlgeneigter und dankbarer Kaiser und König Wilhelm l. R Homburg v. d. H.. 17. Oktober l!M. An den Reichskanzler Fürsten zu Hobenlohc-TchiÜingsfnrsl, Prinzen zu Ratibor und Evrvei." — Betreffs der äußeren Hergänge beim Kanzlerwechsel wird der ..Nat.-Zlg." bestätigt, daß Fürst Hohenlohe sein Ent- lassnngsgcinch am Dienstag dem .Kaffer persönlich vorgetragen hat. Wenn ein solches jemals durch Geinndbeitsrücksichten veranlaß! war, so war cs hier der Fall. Fürst .Hohenlohe hatte sich über zeugt, das; er am E»^» >cu>er Kraft war. Gleich nach der Rückkehr aus Werkr hatte er die Absicht geäußert, eine Kundgebung zn ver offenttichcn, durch die er die Nichtcinberufnng des Reichstags be gründen und lerner konstcitrrcii wollte, da,; die Ehinapolitik des Grafen Bülow in vollem Einverständnis; mit ihm. dem Fürsten Hohenlohe, geführt wnrde. er wollte also weiter politisch wirken. Die körperliche Gebrechlichkeit machte sich dem greisen Staatsmanne aber io sichtbar, daß er darauf verrichtete und den Entschluß des RücktrittS faßte. Wann der neue Reichskanzler Graf Bülow nach Berlin znrnckkchrt, ist noch »»bestimm!. Zunächst wird die kaffer- liche Entscheidung über die "Neubesetzung des Postens des Staats wtretärs im Auswärtigen Amte erforderlich icin. Man nimmt an. daß die Wabl aus eine Pciiönlichleit fallen werde, welche durch bisheriges Ziffammenarbeiten bereits mit dem neuen Reichskanzler vertrant iff. "Allgemein wird der Unterstaatsickretär im Aus wärtigen "Amte Freiherr v. Richtkvsen als lünstiacr Staalsiekretär bezeichnet: genannt werden aber auch Fürst Bismarck und der Gesandte von Kidcrlcn-Wächler. Berlin. Die „Abendblätter" besprechen durchweg den Kanzlerwechsel. Die Nachrufe, welche dem Fürsten Hohenlohe ge widmet werden sind theilweiic wenig schmeichelhaft. Die „Kreuzztg." erklärt, der Rücktritt des Fürsten Hohenlohe sei im Grunde genommen die Konstatirung einer längst schon vollzogenen Thaiiachc. »:;d fährt sott: Lag auch einmal bei der von Haus ans liberalen polnischen Vergangenheit des Fürsten Hohenlohe und andererseits bei seiner fast ausschließlich der auswärtigen Polilit gcwidinelcn Thärigkeit das Bedenket, konservativer Kreise nahe, ob eS ihm gelingen werde, die immer intensiver sich gestaltenden inneren Schwierigkeiten zu beseitigen, so brachten doch auch wir ihm das Bcrlranen entgegen, er werde mit der weisen Rübe de- erfabcilugSreichen Alters alle Härten vermeiden, den starkerschütter tcn Frieden im Innern wieder anbahncn. Daß diese Hoffnungen und Wünsche sich erfüllt hätten, wird Niemand behaupten können. Genuß r>! während der sechsjährigen Amtssührnng des Fürsten .Hohenlohe mancher tüchtige Wur, gelungen — wir erinnern an die Stärlnng unterer nationalen Wehrkraft, an den Ab schliss; der großen Justrzresorm, an die Fortinkrung der sozialen und gewerblichen Gesetzgebung — daneben aber mangelt e-.- nicht an den bedenklichste» Schwankungen in der inneren Politik. Wichtige Entwnnc wurden vorgetcgt »nd ohne energischen Widerstund fallen gelassen, und eine feste Hand zeigte sich eigentlich nur im vorigen Jahre einigen konservativen Ab geordneten gegenüber, die wegen ihrer Abstimmung in einer rein rvirthschaitlicben Frage aus ihren Aemtern gcinaj,regelt wurden. Tie „Kreuzztg." bestreitet, daß die Konservativen einen bitteren .Haß gegen den Fürsten Hohenlohe gehabt Hütten, und sagt: Wir sind überzeugt, Nicniano, auch Tleienigen nicht, welche unter seinen Maßregeln persönlich zu leiden hatten, werden für den greisen Staatsmann irgend ein dem .Kurs; auch nur entfernt ähn liches Gefühl ie empfunden haben. Dazu war er eine viel zu liebenswürdige vornehme Persönlichkeit. Mag hier und da in, Unwillen Wer diese oder jene seiner Entschließungen ein bitteres Wort gefallen sei», cs wnrde doch immer durch die van dem greisen Staatsmann wohlverdiente Achtung gemildert. Daß die konservative Partei bestrebt gewesen sei, ihn au? seiner Stellung zu verdrängen, ist. das lönnen wir ans genauer Kennt,riß bc Haupte», eine Fabel, zum Zwecke der Verdächtigung erfunden, ab ppn solcher, die an der Untergrabung der Autorität des Fürsten reichlich gearbeitet baben. Tie Komervatlven wußten, daß <Se. Majestät ans naheliegenden Gründen den Fürsten Hohenlohe mög sichst lange als Reichskanztcr zur Seite habe» wollte, und sie bc schieden sich ihren Grniidiätzen gemäß. Und, Hand auf's Herz l glauben denn unsere Gegner wirklich, tvir hätten in dem Fürsten Hohenlohe einen den Konservativen hervorragend feindlichen und gefährlichen Reichskanzler erblickt? Seinen Nachfolger, den Grafen Bülow. begrüßen wir als solchen gern. Er ist den Traditionen eines väterlichen Haisses ausgewachsen, in dem die intimsten persönlichen und dienstlichen Beziehungen znm Fürsten Bismarck gehegt und gepflegt wurden. Er selbst hat in seinen Lehrjahren rn den verschiedensten Stellungen unter demselben großen Lehr meister gearbeitet, das ist für inner Volk alncklichcr Meise immer noch nicht bedeutungslos. — Die „Deutsche Dagcsztg." schreibt: Wir und gern geneigt, eine», scheidenden Gegner Gutes nach- zrisaaen. In diesem Falle wird eS uns ungeheuer schwer. Daß Fürst Hohenlohe Gegner unserer Bestrebungen war. daß er für die Wichtigkeit der agrarischen Fragen und der Mittelstandsbewegung kein Verständnis; batte, steht außer Zweifel. Seine AintStühruna im wirthschcistlicben Gebiet steht unter dem Zeichen der Unfrucht barkeit und der Unzulänglichkeit. Aber auch ans rein politischem Gebiet bat er wenig Erfolg zn verzeichne». Alle Ansätze, die
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