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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-06
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192311064
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19231106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19231106
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1923
- Monat1923-11
- Tag1923-11-06
- Monat1923-11
- Jahr1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.11.1923
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labuna zur Sachverstänbtaenkonserenz einen neue« Vorbe» Lult ei«gesv«t. Bisher verlangte er, di« Machtbesngniise der Eachverstänbige« aus die Abschätzung der gegenwärtigen Zahlungsfähigkeit Deutschlands zu beschränken nnd ander seits alle Rechte sicher,»«stellen, die die Nrparationskommisfion aus dem Brrsailier Vertrag herleitet. Pvincarö hat nun mehr in den Instruktionen, die er am Sonnabend dem französischen Botschafter in Washington übermittelte, eine dritte Nnwendnng acmacht, dahin, die srauzvsische Regie rung könne nicht gestatten, das, die Sachverständigen die Mass nahme« behandeln, die die sranzösische nnd die belgische Ne gierung getroffen hätten, nm das Nnhrpsand produktiv zu mache«, lieber diesen neuen Vorbehalt sei man in britischen Kreisen sehr erregt. Man befürchte, das, er die Mitarbeit Amerikas noch schwieriger machen werde, und erkläre, wenn die Sachverständigen nnr das Recht Hütten, über die augen blickliche Zahlungsfähigkeit Deutschlands zu verhandeln, das» sie dann gerade aus die Bedingungen znriickkommen mühten, unter denen die Nuhrbeletzung erfolgte, denn hier liege der wichtigste Faktor für die augenblickliche Zahlungsfähigkeit Deutschlands. vahrtsche Berichte über die thüringische Grenze. * München. Von der bayrischen Nordgrenze wird hierher berichtet, bah besonder« bei der ländlichen Bevölke- rung starke Erregung über die Uebergriffe an« Sachsen und Thüringen besteht. ES seien bereit« bayrische Staatsbürger Überfallen nnd ansaeplündert worden. Au« Thüringen selbst seien viele Flüchtlinge im Koburaer Erbiet ringe- troffen, well in Thüringen ein starker Terror gegen alle vlationalgesiniiten ausgeübt werde. Es sänden Haus suchungen statt und würde mit Handgranaten gegen die Personen geworfen, dir al« politische Gegner ter Kom munisten und Sozinlistcn bekannt sind. Ter „Stahlhelm* eine nationale «er am 4. d. M. in Magdeburg znsammenae-rc-t..« Bundesvorstand de« „Stahlhelm", Bund der Frontsoldaten, bat im Namen von Millionen ehemaliger Soldaten den Reichskanzler in einem Telegramm ausgesordrrt, umgebend ein« nationale Diktatur zu schaffen, die nicht durch Parteien, Parlament und Jnieresscnvcrbände behindert sei. Alle« dräng» »um Handeln, Millionen hungerten nnd Tausende schlemmten, während Lumpen Teile des Deutschen Reiches abrissen. Nur die sofortige Errichtung einer nationalen Diktatur vermöge Deutschland zu retten. Ter Reichskanzler soll« in diesem Sinne von den in seiner Hand befindlichen Machtmitteln Gebrauch machen und sofort handeln, damit picht andere handelten. Wiederaufnahme der Ausgleicljsvcrhandlnngrn mit Frankreich uud Belgien. )l Berlin. Die Verhandlungen der deutschen Dele- gatton unter Führung des Ministerialdirektors vom Mini sterium für Wiederaufbau Dr. Lvth.ttv und deü Gesandten Dr. Gvppcrt vrin ftnsmürttgca Butt snr die Wiederaufnahme der aus Aulas, drS Ruhrrinbruchs abgebrochenen Beziehun gen öeS Rclchsauäglcichsamtes zu den französischen und bel gischen AusglcichSämteru und die erneute deutsche Beteili gung bei den deutsch-französischen und den deutsch-belgischen gemischte« SchiedSgerrchtshösen sind ain 2. November in London abgeschlossen worden. Sie haben zur Unterzeichnung eines Protokolls geführt, das die Wiederaufnahme der Be ziehungen zwischen den deutschen, den französischen und den belgischen AndgleichSämtcrn sicherste!'t. Cbcifto wird sich Deutschland wieder an den Berb-ndlungen der deutsch-fran zösischen und der dcnlsch-belgi'chc.". gemischten SchicdS- gerichtShüse beteiligen. Die Verhandlungen sind unter eng lischem Vorsitz frei von politischen Erwägungen geführt worden. Die Internationale Liga für Menschenrechte iat gestern in Paris einen Kongreß eröffnet, an dem sich ruch die deutsche Liga sür Menschenrechte beteiligt. In der Eröffnungssitzung gab der Vorsitzende des Kongresses, der französische Abgeordnete Buisson, von einem Vries Kennt nis, den die deutsche Liga für Menschenrechte vor drei Wo chen an Poincarä gerichtet hat. In diesem Brief wird u. a. gesagt, dass die Aufgabe des passiven Widerstandes einen Akt darstelle, der den aufrichtigen Willen bekunde, zu Re parationen und zu einer Verständigung zu gelange«. ES sei bedauerlich, dast dieser Akt ohne Antwort geblieben ist. Tie neue deutsche Regierung bemühe sich ebenfalls, eine frucht bare Politik zu treiben. Wenn der gute Wille ihres Mini- sterprästdenten nicht gestärkt werd«, wenn er nicht vor dem Volk daraus Hinweisen könne, dah seine Anstrengungen zu einer Entspannung sührten, so sei diese Negierung ebensallS zum Nichtersolg verurteilt. Die Liga erklärte, dass e» gut und zweckmäßig wäre, unmittelbar zwischen Deutschland «nd Frankreich über die allgemeine Regel««« der sraazöfifch« deutsche« Beziehungen unabhängig von den Verhandlungen über die Reparationen mit der Gesamtheit der Alliierten sich auszusprechen. Sie sei überzeugt, baß nichts eine bessere Lösung herbeisühren könne, als wenn PoincarS sich bereit finde, persönlich und »»mittelbar mit dem deutsche» Reichs kanzler die Lage in ihrer Gesamtheit zu prüfen. ' Oesterreichs HttfSwerk für Deiitschlind. Der Ausruf des Ministers Dr. Schürff zur Hilf« für Deutschland hat in ganz Oesterreich einen selbst die hochge spanntesten Erwartungen weit übersteigenden Widerhall ge- sünden. ES ist rührend und herzerhebenb zu sehen, wie in alle« Schichten der Bevölkerung vom Bundespräsidenten bis zum einfachen Arbeiter geradezu gewetteifert wtrd, den darbenden Stammesgenossen im Reich rasche und ausgiebige Hilfe zu bringe». ES gibt hier gegenwärtig kaum ein In dustrieunternehmen, eine private oder öffentliche Vereini gung, ein Theater oder Kvnzertinstitut, daS sich nicht in irgend einer Form durch Sammlungen, besondere Borstel lungen ober sonstige Veranstaltungen an dem Wohltätig- kcitswerk beteiligt. Ans der Fülle der HilsSaktivuen seien hier nur einige heranSgegriffen. Bundespräsident Hainisch spendete eine Million Kronen. Seine Mutter, Frau Marianne Hainisch, hat mit Präsident Wetßktrchner und dem Obmann der Großdeutschen Kandl das Ehrenpräsidium Uber eine Hilfs aktion des Bundes der Reichsdeutschen in Oesterreich nnd der Deutschen Arbeitsgemeinschaft übernommen, die in groß zügiger Weise die Versendung von Lebensmittelpaketen nnch Deutschland organisiert. Erzherzog Pisfl hatte sür Seil gestrigen Sonntag eine Ltebesgabensammlung für Deutsch, land in allen Kirchen der Erzdiözese Wien angeordnet. Unter dem Ehrenschutze des Minister Vaugoin bildet sich ein Komi tee der tzlarnison Wien sür eine „Deutschlandhilse des Bun- desheereS." Der Verband österreichischer Banken und Ban kiers beschloß, zur sofortigen Beschaffung von Lebensmitteln ober sonstigen Linderung der Not zwei Milliarden Kronen zur Verfügung zu stellen und an ihren Schaltern weitere Geldspenden für den gleichen Zweck entgegen zu nehmen. Die Zeitungen, die fast ausnahmslos selbst Sammlungen für Deutschland veranstalten, bringen tagtäglich Ausrufe von Korporationen und Anzeigen von Theateranssührungen, Konzerten usw., die ihre Sammlung bczw. ihren Reinertrag der Deutschlandhilse widmen. Zahllos sind die Einzelper sonen, die der deutschen Gesandtschaft Spenden zur Neber- mittlung nach Deutschland zukommen lassen. Hunderte von Familien in Stadt und Land melden sich zur kostenlosen Aufnahme von Kindern aller Kreise aus Deutschland. Unter den Reichsdeutschen Wiens nnd überhaupt ganz Oesterreichs haben diese überwältigenden Beweise aufrichtigster Teil nahme und werktätiger Hilfsbereitschaft naturgemäß die dankbarste Anerkennung gesunden. Sicher wird in Deutsch land selbst dic>e Hilfe unserer österreichischen Brüder niemals vergessen werden. TiMsrreWchte. Koiumunistenverhaftiingen in In Verfolg der polizeilichen Aktion, die seit einigen Tagen gegen eine Anzahl kommnufftischcr Führer von der Ab teilung la des Berliner Polizeipräsidiums durchaeführt wird, ist gestern der Geschäftsführer der „Roten Fahne" Thiesa verhaftet worden. Seine Festnahme steht mit der Tatsache in Verbindung, daß trotz aller Verbote, die sich auch gegen Kopfzeitnngen der „Roten Fahne" richteten, in den letzten Tagen eine Anzahl Nummern der „Roten Sturm fahne" erschienen sind. Auch die Thysscnwerke schlichen. Nach einer Meldung der „Köln. VolkSztg." ans dem Ruhrgebiet baden die Thyffenwerkc durch Anschlag bekannt gegeben, die finanzielle Lage des Werkes habe sich derartig katastrophal verschlim mert, daß es gezwungen ist, vom 10. d. Pt. ab sämtliche Betriebe einschließlich der Büros vollständig zu schließe». Die Lage des polnischen Generalstreiks. Die Poln. Telegraphen-Agentur gibt folgende Einzelheiten über die Lage des Generalstreiks: Die sozialistische polnische Partei erläßt eine Aufforderung an die Arbeiter, am Montag, den 5. November, mit dem Generalstreik zu beginnen, wenn die durch die Regierung ergriffenen Maßnahme», den Tcilstreik der Effeubabner zu beendigen, nicht zurnckgcnommcu werden. Diese Agitation der sozialistischen poiuischen Partei hat bis jetzt keinen Erfolg gehabt. Ein offizieller Bericht stellt i» allen Distrikte» Ruhe und Ordnuna fest. Sn allen Städten sind unter d»n Arbeitern keine Neigungen »um Streik wabr- »»nehmen. Die polnische Negierung bat für jeden Fall die notwendigen Maßnahmen gegen eventuell» Akt« von Sa botage und Gewalt ergriffen. Die Negierung sichert allen Arbeitern die Möglichkeit und Freiheit der Arbeit und di» Sicherheit der Person »u. Um daS EchtSlal der ^nr Vorbereitung der Festsedung «ine» gesicherten rechnungSsaheS für die Vavtermark tu Goldmark wirt der Reichspräsident eine Vrrordunug erlassen, nach dec jeder Verkäufer, der Preise in Gold oder Goldanleihc verechnet, verpflichtet ist, Pavtermark nach dem amtlichen Umrechnungskurse der Berliner Börse anzunebme«. Der Plan für die Sicherung de« festen Mindeft-Umrechnungssatze» durch EinlöSdarkeit der Papiermark in einen wertbestä». lügen Wert liegt dem Reichskabinett zur Beschlußfassung vor. Wie gemeldet wird, ist Staatssekretär Schräder von, Meich«finanzminist«rlum mit der ausschließliche» Bearbei tung der Währungsfragen von der NeichSregierung beauf tragt worden. Lte Aushebung der Gutlaffuug»verorSimug. In einer am SO. Oktober erlassenen, am 81. Oktober veröffentlichten Bekanntmachung hat der kur» darauf »urück- getrrten« Reichskommiffar sür Sachsen Dr. H«i«»e di« bekannte sächsisch« Sutlafsungsverorduuug für «ngülttr erklärt. Die Bekanntmachung lautet: Nach Artikel 4 Satz 2 der RrichSverordnuna übe» Betriebsstillegungen und Arbeitsstreckung vom 15. Oktober 1S2S (RGBl, l 8. 985) sind die landr»rechtlichen Vorschriften über Betriebsstillegung, Arbeitsstreckung, sowie über Gr- Haltung der Arbeitnehmer in den Betrieben mit Wirkunü vom 15. Oktober 1S2S außer Kraft getreten. Der Herr Nricb«arbeitSminister bat dem sächsischen Arbeitsministenum »ur Kenntnis gebracht, daß damit auch die Verordn«»« deS sächsischen GefamtminifteriumS über Erhaltung von Arbeitnehmer« in den Betrieben vom 8. Oktober 1023 aufgehoben ist. Die vom Herrn Reichsarbritsminister ver tretene Auffassung wird von mir geteilt. Vom 15. Oktober 1923 ab finden also die Bestimmungen der sächsischen Ver ordnung vom 8. Oktober 1923 keine Anwendung mehr, sondern gelten lediglich die bisherigen, durch die Reichs- verordn»«»» vom lö. Oktober 1923 abgeänderten ReichS- vorscbrffteli Über Betriebsstillegung, ArbeitSstreckung und dergleichen. Dresden, den 30. Oktober 1923. Der NeichSkou'missar für den Freistaat Sachsen. Im Auftrag: Dr. v. Hübel. Damit ist eine sächsische Verordnung für ungültig er klärt, die nur von den vom sächsischen Gesamtministerium abhängigen Stellen vertreten wurde, die aber, soweit wir hier gesehen habe», von allen anderen Seiten, insbesondere auch von der unabhängigen Presse, aus freier unbeeinflußter RechtSauffaffung heraus sür ungültig gehalten wurde, und »war »uni Teil von vornherein, zum anderen Teil« wenig sten« von dem Augenblick an, al» die sie ersetzende Reichs verordnung erschien nnd insvsern überhaupt kein Zweisei mehr Raum hatte. Die Industrie war dadurch freilich in eine unangenehme Lag« gekommen, da das sächsische ArdeitSministerium einen dem des ReichsardeitsministerS entgegengesetzten Standpunkt vertrat. Mit der Bekannt machung des Neichskommissars, die noch vor seiner Ab berufung erlasse» worden war und also rechtsgültig ist, haben sich alle aus der Angelegenheit entstehenden Schwierig' leiten und alle Forderungen erledigt. RegieruugSrat Hause Präsident der Swatsyottzet. "Dresden. Wie verlautet, bat Minister Liebmann den bisherigen Präsidenten der Staatspolizei, Thoma-, unter Verweigerung der Gründe seines Amte« enthoben nnd zu seinem Nachfolger den Siegicrungsrat Haufe berufen. gilt als gesetzlicher Feiertaa, und deshalb wird an diesem Tage daS „Riesaer Tageblatt" nicht erscheinen. — Anzeigen mit Ankündigungen für Freitag und Sonnabend müssen dcrhalb in der Donnerstag-Ausgabe veröffentlicht werden. Anzeigen-Annahme täglich von früh 8 Uhr an in der Tageblatt-Geschäftsstelle, Ries«, Gocttzc- ftraße 59. du mir bei dem nächsten Schritt auc meinem Wege be hilflich sein. Du sollst mit mir einen Besuch auf Schloß Hammerstein bei Frau Erich Martens machen I" Die Blicke der beiden trafen sich, dann sagte del Mann langsam: „Ja, ja, du wirst» weit bringen. Gewiß, ich werde tun, was du wünschst, sch werde dich zu deinem Besuch bet Frau Martens begleiten." Angela Martens saß allein auf der Terrasse, die sich an der Südseite des altertümlichen roten Backsteingebäudcs hinzog, das den Namen Schloß Hammerstein führte, ober eigentlich nur eine etwas groß geratene Villa war. Van der Terrasse aus fiel der Garten allmählich ab, Lis er an eine Wiese grenzte, die sich bis zu dem nach dein Ort Grauberg hinunterführenden Heckenweg erstreckte. Soweit Angela die Blicke nach Süden schweifen ließ, schaute sie über Felder und Wälder bis zu den fernen blauen Hügeln, die im Dunst des heißen Augustnachmittags nur unklar zu erkennen waren. Dieser weite Ausblick war eine Quelle reinster Freud« für die junge Frau, die so lange nichts anderes als Dächer und Schornsteine gesehen hatte. Während der ersten vierzehn Tage ihres Aufenthaltes in ihrem neuen Heim hatte sie fast ihre ganze Zeit aus der Terrasse zugebracht und die Schönheit der sommer lichen Wiesen und Wälder, der blühenden Heidestriche tics in sich ausgenommen. Außer den schon erwähnten wenigen Ausfahrten und dem Besuch der Kirche an den Sonntagen, war sie noch fast gar nicht über den Bereich des Parks hinausgekommen, und die friedliche Ruhe, die sie in ihrem neuen Heim genoß, hatte schon Wunder bei ihr gewirkt. Der müde Ausdruck war aus ihren Augen gewichen, die Linien um den Mund waren fast ganz verschwunden, und die Farbe war in ihre Wangen zurückgekehrt. Trotzdem die alte Dienerschaft sie zunächst sehr stets und zurückhaltend ausgenommen hatte, war es doch An gela in der kurzen Zeit gelungen, sich die Zuneigung der Leute zu erwerben. Di« Wirtschafterin, Frau Bley, hatte es sehr merkwürdig gefunden, daß die junge Frau am Hochzeitstage allein gekommen war, und sie hatte sich in den Küchenregionen sehr unverhohlen darüber ausge sprochen, „dat da doch woll nich allen» seine Richtigkeit müßte haben wenn » -rn-n s» sonderbaren Anfang täte nehmen.* dir, deine Leonore als Bniensreundin der gestrengen Frau Scheibler, der geborenen von Neuenhain l" Ein boshafter Strahl schoß aus ihren großen blauen Augen, und der hochgewachsene, schlanke Mann lachte ein vergnügtes Lachen. „Du bist allerdings einzig, Leonore," erklärte er, zog ihren Arm durch den seinen und versuchte seine langen Schritte ihren kurzen trippelnden anzupassen. „Wie du es fertiggebracht hast, dich mit der spießigen Bürgermeisters frau anzufreunden, ist mir allerdings ein Rätsel. Du bist wirklich riesig schlau." „Ja, sag' mal, warum sollte denn die Bürgermeisterin nicht Gefallen an mir finden?" Sie zog ihre hübsch ge formten Augenbrauen hoch und schüttelte den Kopf. „Eine hübsche, junge Witwe, anscheinend in guten Verhältnissen, mit tadellosen Referenzen wird doch meist gut ausge nommen. Und ich —" „Und du bist das alles, natürlich," stimmte der andere zu und lachte. „Die Schwester eines harmlosen Schrift stellers wie ich, Charles de Larioe, und die Witwe eines wohlhabenden deutschen Industriellen, Robert von Trent. Ein so fleckenloses Geschöpf mußte natürlich an einem Ort wie Grauberg gut ausgenommen werden; die Aristokratie eines Landstädtchens ist in solchen Dingen sehr peinlich. Und die Besuche des Herrn Geheimen Regierungsrats? Wie werden die denn von der Gesellschaft angesehen?" „Pahl Bierling ist ein älterer Mann und außerdem in einer Stellung, die ihn über jeden Verdacht erhebt; der Klatsch würde sich gar nicht an ihn heranwagen," war die Antwort, und Frau Leonore von Trent richtete ihre kleine Gestalt so hoch auf wie möglich und blickte den Fragen- den kühl an. Plötzlich aber glitt ein sonnige» Lächeln über ihr Gesicht und sie fügte hinzu: „Uebrigens weiß Frau Bürgermeister Scheibler, daß Herr Geheimrat Bierling mir bei Ordnung meiner Vermögensverhältnisse behilflich ist, ich habe es ihr selbst gesagt. Und was die Frau Bürger meister weiß, das weiß ganz Grauberg." „Du hast ihr erzählt, daß Bierling deine Vermögens- Verhältnisse ordnet? Das ist ja ausgezeichnet! Etwas so Gutes habe ich lange nicht gehört!" rief Charles laut und herzlich lachend. „Liebes Kind, du verstehst den Rummel! Du schreckst vor keiner Schwierigkeit zurück, du wirst'« noch weit bringen!" , „Das hab' ich auch vor. Sehr, sehr weit will ich'» brtnaen," entaeanet« sie rudta. »und beute oackwMaa lallst Äugelns Heirat. Noma» von L. G. Moberlh. 20, Fortsetzung. Nachdruck bcrdore». „Für uns beide ?" Er lachte etwas spöttisch. „Arbeitest ou für mich, Leonore? Ich möchte wirklich wissen, was ich mit der ganzen Sache zu tun habe! Du glaubst ja . vielleicht augenblicklich, was du sagst, aber du darfst mir nicht Übelnehmen, wenn ich ein bißcken mißtrauisch bin. Ich habe es schon zu oft erleben müssen, daß du nur an deinen eigenen Vorteil denkst und mich ganz und gar vergißt." „Aber Charles, mein armer Charles," sagte die Dame kn beruhigendem Ton und stand von ihrem bequemen, niedrigen Sessel auf, um an seine Seite zu treten. „Hab' doch nur ein bißchen Geduld." Sie legte ihre weiße Hand zärtlich auf sein lockiges Haar und ließ ihre Finger lieb kosend mit dem dunkeln Geringe! spielen. „Nur ein ganz klein wenig Geduld. Ich weiß ja, daß Geduld niemals eine Kardinaltugend von dir war, aber du mußt mich nicht allzusehr quälen. Laß mich das Spiel nach meiner Art zu Ende führen." Sie beugte sich über ihn und drückte einen leichten Kuß auf seine Stirn, und ehe er antworten konnte, sagte sie noch bittend: „Laß mir nur noch ein bißchen Zeit, und dann wirst du sehen — nun, du wirst sehen!" Und plötzlich in einen ganz anderen Ton fallend, rief sie: „Jetzt aber komm' und Kuh dir meine Rosen an." Sie lief in den Garten, offenbar in der Absicht, die verfängliche Unterhaltung abzubrechen, und der Mann folgte ihr langsamer nach. Ihr schwarzes Kleid war wie ein dunkler Fleck zwischen all' den bunten Blüten, aber ihr Helles Haar glänzte wie Gold in der Sonne, und ihr feines Gesicht mit den auffallend schönen Farben nahm sich unter den Blumen selbst wie eine seltene, ausländische Blüte aus. Und wie er sie beobachtete, wurden des Mannes Züge wieder heiter, er konnte ihr nicht zürnen. „Alle meine Nachbarn beneiden mich um meine Rosen," rief die kleine Dame und flatterte wie ein Schmetterling zwischen den prachtvollen Rosen umher, „sogar die Frau Bürgermeister kommt und läßt sich von mir über Blumen zucht belehren. Ist das nicht eine große Ehre? Wir sind wirklich Freundinnen geworden, weil unsere Interessen sich «ui bleism schöne«, kckt weiblichen Gebiet beaean»» . Lenk
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