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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192410100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19241010
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19241010
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-10
- Tag1924-10-10
- Monat1924-10
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1924
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238. Beilage znm Riesaer Tageblatt. Freitag, 10. Oktober 1024, abenvs. 7-. Jahrg. ' .. ' , - ^- »^1i. . -L-I^.I '' 7-7- > — Tie Regierungskrise in England. Neuwahlen voraussichtlich am 2S. Oktober. * London. In der aektclaen NachmittaaStttzung des Unterhauses wurde der AnflösungSbekcblutz bekannt gegeben und als voraussichtlicher Termin für die Neuwahlen der 2V. Oktober angeaeben. Es wurde im weiteren Verlauf der Sitzung dann hauptsächlich die Frnae erörtert, ob die araeuwärtiae Neaiernna die Geschäfte weiter führen soll. Gin Vertreter der Negierung erklärte, dal, vor der Pgrln- mentsanflösuna noch die nblchließendeu Verhandlungen in der Fraae der Regelung der Ulsergrenzen stattfinden werden. Die Arbeiterpartei sei sich dessen bemüht, das, slir sie gegen, wärtig der günstigste Augenblick für Nenmablen heran» gekommen sei und hofft, im kommende» Parlament die absolute Mehrheit siir sich zu erhalte». Es sei notwendig, das, das bisherige Kabinett bis zu den Neuwahlen im Amte verbleibe, was jedoch nur durch Pnrlameutsbeschlnß berbeigesührt werden könne. Die beiden einflußreichsten Kabinettsmitglieder Enowden und TbomaS miesen gleich falls daran? bin. dass es unbedingt notwendig sei, dnß die laufenden Regierungkgeschäfte noch durch die gegenwärtig« Regierung erledigt würden. Macdonald zur Parlamcntsauilösung. * London. In der gestrigen NacknnMag«sitzvng des llnterhanseS kündigte der Ministerpräsident die Auflösung des Parlaments an, indem er sagte: Ich bedauere, dgs; die seitens der beiden Oppositionsparteien unternommenen Schritte allgemeine Neuwahlen notwendig gemacht haben. Die Mitteilung, dgß der König die Genchmigniig zur Aus lösung deS Parlaments erteilt habe, wurde mit lautem Beifall bei der Arbeiterpartei ausgenommen. Macdonald führte weiter ans, das; er alle weiteren Masmnlnncn in Uebereinstimmnng mit allen Parteien des Parlaments durchführen werde. Besonders wichtig sei die Frage, ab cs besser sei, die ParlamentSmahleu hinauszuschieben. bis die Stadtwahlen beendet wären, oder ob es Heller sei, zunächst die Varlamentsivahlen und dann erst die Gcmeindeivahlcn stattfinden zn lassen, die bekanntlich Anfang November vorgcnommen werden sollen. Ter Regierung sei sehr viel daran gelegen, die Unlvguemlichkeit allgemeiner Neuwahlen ans ein Mindestmaß zn beschränken. Bei sorgfältiner Prüfung habe die Negierung festgestellt, daß cs möglich sei, die Varlamentsivahlen noch vor Beginn der Gemeinde wahlen zu beendigen. Er schlage daher vor, die heutige Sitzung des Unterhauses möglichst weit anszudehnen, damit nach Erledigung der dem Parlament vorliegenden Arbeiten noch heute die Auflösung erfolgen könne. Hierauf wurde die Unterhaussitzuna auf nachmittag 6 ttbr vertagt. Bis zu diesem Zeitpunkte hatte das Oberhaus alle Lesungen des irischen Grenzscbutzgesetzc- dnrchberatcn. Auch die dritte Lesung ging ohne Abänderung von statten. Als nm 6 Ubr das Unterhaus wieder zusammentrat, begaben sich die Mitglieder unter Führung des Sprecher«, des Premiers, und BaldivinS, als den Führer der Oppo sition, in feierlicher Prozession in das Unterhaus, um die Verlesung der Thronrede über die Auslösung des Parlaments anzuhören. Die Thron rede war sehr ausführlich gehalten und gab eine Nebersicbt über die Arbeiten der bisherigen Regierung. Besonders wird den Ergebnisse» der Londoner Konferenz beigestimmt, denn sie habe zur Verwirklichung des Tawes-PlaueS sehr viel belgetraaen. Ihrem glücklichen AnSaang sei es zn verdanken, das; die sehr schwierigen Probleme durch die beteiligten Mächte bis zu einem gewissen Grade gelöst werden konnten. Ich bin überzeugt, das; die Regelung dieser Frage in weitem Maße zur Wiederherstellung des internationalen Handels beitragen wird, von dem das Gedeihen der Staaten abhängt. . In Genf sind auf der fünften Versammlnna des Völker bundes in der Schiedsgerichts-, SicherbeitS- unb AbrästungS- srage bedeutende Fortschritte erzielt worden. Tas Ergebnis der Beratungen wird mönlichst bald dem Parlament vor gelegt werden. Hoffentlich tränt eS dazn bei. daß bald die schweren Lasten, unter denen beute die Völker leiden, er leichtert werden. Ferner geht die Thronrede an? die Ver handlungen mit Sowsetrnßland und ans den Abschluß eines englisch-russischen Vertrages ein, der die Wiederherstellung der politischen und wirtschaftlichen Bande zwischen Groh- britannien und Rußland nnknnpsen soll, die ein notwendiges Element für den allgemeinen Frieden und den wirtschaft lichen Wiederaufbau Europas bilden. Es wird weiter be dauert, das; die Besprechungen zwischen Macdonald und dem ägyptinben Ministerpräsidenten zn keiner Verständigung gesührt haben, die bei weiteren Verhandlungen hätte erreicht werden können. Auch trat; der Ergebnislosigkeit der Re gierungen werde die Politik Großbritanniens zu Aegyten in demselben Sinne fortgesetzt werden, wie sie bisher nach Aushebung des Protektorats von England geführt worden sei. Ferner wird darauf hingewiesen, daß eine Belebung der Bautätigkeit augestrebt werden mülle, denn nur diese könne Handel und Industrie iviedec auilebsn lallen. Tas von dec Regierung ausgestellte Banprogranim gewährleiste eine ununterbrochene Bautätigkeit von 15 Jahren. Nach Verlesung der Rede begaben sich die Mitglieder wieder in das Unterhaus zurück, wo die Thronrede noch- mnls durch den Sprecher verlesen wurde. Taranf erfolgte die offizielle Auflösung des Parlaments. Tie Minister, die Führer der Opposition und die anderen Mitglieder des Parlaments schritten daraus in feierlichem Zuge an dem Sprecher vorbei und nahmen durch Händedruck von diesem Abschied. Tamit hatte das erste Parlament der Arbeiter regierung sein Ende erreicht. Tie Wahlaussichten in England. * London. Tie WahlanSsichten werden hier in gut unterrichteten politischen Kreisen wie folgt beurteilt: Sowohl die Arbeiterpartei wie auch die Konservativen erwarten erhebliche Gewinne. Ein bekannter Führer der Arbeiter partei schätzt den zn erwartenden Gewinn der 'Arbeiter auf 100 Sitze, während man im konservativen Lager an? einen MandatSznwnchS von etwa 40 Sitzen rechnet. Tie Erwar tungen der Arbeiterpartei scheinen jedoch etwas zu opti mistisch zu sein. Im allgemenicn erwartet man aber in keinem Falle eine regierungsfähige Mehrheit weder bei den Konservativen noch bei den Arbeiterpartcilern. Tie liberalen Stimmen werden daher auch im neuen Parlament i die Entscheidung bringen. Nllhrbesetzung und HanSelsvertrüge. WW. In den Verhandlungen der Londoner Konferenz vom Juslr und August dS. Js. und in den nebenhcrlanfcndcn Besprechungen zwischen den Vertretern Deutschlands, Frankreichs und Belgiens hat der Gedanke eine Rolle ge spielt, daß cs für Deutschland und für die anderen alliierten Staaten nachteilig sei, wenn die Frage der militärischen Räumung deS Ruhrgsbictes mit den abzuschlicßcnden Handelsverträgen Lergnickt würde. Der Rcichsaußcn- minister Dr. Stresemann konnte nach seiner Rückkehr aus London versichern, das; die deutschen Delegierten den Ver tretern Frankreichs und Belgiens gegenüber keinerlei Bin dung in Bezug aus die Handelsverträge übernommen hätten. Jetzt haben die Engländer die Erfahrung gemacht, daß auch ohne formale Bindung eine Verquickung der Räu- mungs- und der Handelsvertrags-Frage nicht ausbleiben kann, da eine frühere Räumung des Ruhrgebietcs aus schließlich dem Ermessen Frankreichs und Belgiens über lassen ist. Keine Rcichsregierung kann bei den Verhand lungen über die Handelsverträge die Tatsache außer acht lassen, daß die Bewohner des Gruben- und Industriege bietes an der Ruhr sehnsüchtig das Ende der Besetzung erwarten, und daß Frankreich in dem Maße zuni Ent- gegenkvmmen bereit sein wird, wie dis anderen zwischen Deutschland und Frankreich bestehenden Probleme im Linne der französischen Wünsche erledigt werden. Zu diesen Problemen gehören in erster Linie die Bedingungen des künftigen Warenaustausches zwischen beiden Landern. Kenner der englischen Verhältnisse wollen wissen, daß die britische Kabinettskrise weder durch die irische Frage, noch auch durch die englisch-russischen Wirtschaftsab- machungen oder durch eine andere altnelle Frage hervorge- rufcn sei, sondern durch die Tatsache, daß eben durch die unausbleibliche Verquickung von Ruhrbesetzung und Han delsverträgen Frankreich und Belgien in ihren Verhand lungen ncit Deutschland vor Großbritannien und den an- Lderen alliierten Ländern stark bevorzugt seien. Den Vor sprung, dcn England dadurch genoß, daß eS in der Frage des 26 prozentigen Zolles au; deutsche Waren bei den Han- dclsvertragsverhandlungcn mit Deutschland einen Trumpf ausspielen konnte, ist dadurch ausgeglichen woroen, daß bekanntlich Frankreich und Belgien die gleiche Maßnahme gegen deutsche Produkte verhängt haben. Die Freunde Macdonald'» haben seinerzeit erklärt, die Londoner Nc- varationsabmachungcn seien zwar durchaus nicht ganz nach ihrem Sinn, hätten aber schließlich doch von der britischen Arbeiterregierung gebilligt werden müssen, weil z. Zt. dem französischen Volke und der Regierung Herriot nichts Schwereres zugemutet werden könne, ohne daß eine neue Parlaments- oder Regierungskrise in Frankreich entstünde. Der lebhafte Widerspruch, der sich in zahlreichen Wirt- fchaftskreisen Englands gegen die Durchführung des Lon doner Programms erhoben hat, beweißt, daß die „tak tische" Behandlung des Reparationsproblemes seitens dec Regierung Macdonald grundlegenden britischen Lebens interessen widerspricht. Die britische Wirtschaft möchte end- licü die Siegessrttchte ernten, und sträubt sich hartnäckig dagegen, daß Frankreich und Belgien weltwirtschaftlich die von Deutschland geräumte Position einnehmen und dem britischen Handel das Leben auf dem Weltmarkt schwer machen sollen. Für Deutschland wäre es nützlich, wenn aus der jetzigen britischen Krise Le- de? Mehrheit des englischen Volkes endlich die Ueberzeugung Platz griffe, daß im Interesse des Weltfriedens und der Weltwirtschaft Deutschland leinen westlichen Nachbarn nicht geopfert wer den dorr. Dr. Groll Zur Frage 0er Auswertung. Im Unterausschuß des An'wectungsaussckvsscS des Reichstags wurde gestern der Vorschlag des Abg. Tr. Fleischer (Z.) für eine Jnanarisfuabme einer sofortige» Verzinsung der NeichSnnIcihen behandelt. Von Seiten de? Neichefinanzminifterinms wnrdeu gegen den Jlcifcher'scbcn 'Antrag folgende Bedenken ge äußert: Es verstößt gegen die HauvtgrnnLsätze einer aeinn- dcn Finanzwirtschast, neue Schulden einzngchcn, lediglich, nm damit die Zinsen der alten Schulden zu bezahlen; eine solche Maßnahme müßte dnrcb eine stündige Vermehrung der ungedeckten Zinslast des Reiches dessen Finanzlage wesentlich verschlechtern. Ter Verkauf der eingezogeneu Anleihcwerte und die darin liegende Ausgabe einer neuen Anleihe würde sich nur durchsühren lassen, wenn der Geld markt sich genügend verflüssigt, nm die neue Anleihe auf nehmen zu können. Diese Voraussetzung liegt zur Zeit nicht vor; ob sie in naher Zeit «intretcn wird, läßt sich nicht übersehen. Es würde die Interessen des Reiche- auf das Schwerste schädigen, wenn die Aufnahmefähigkeit des Geldmarktes vorweg für Auswertungszwecks in Anspruch genommen würde. Die in dem Antrag ausgesprochene An- »ahme, daß durch die Verzinsung der deutschen Wirtschaft neue bewegliche Mittel zngcsührt würden, ist irrig. Ter Erfolg würde nur der sein, daß diese Mittel, statt in die von der Produktion benötigten Kanäle zu fließen, den Kon sumenten zugeführt würden, also der Produktion ihre natür lichen Hilfsquellen entzogen würden. Namhaste Betrage der deutschen Anleihe, die auf viele Milliarden geschätzt werden können, sind in das Ausland gefloßen. Es ist nicht anzunehmen, daß die ausländischen Gläubiger der Auf forderung, drei Viertel ihres Bestandes an das Reich abzu liefern, um auf das letzte Viertel eine geringe Verzinsung zu erhalten, Nachkommen würden. Bleiben sie aber im Be sitze ihrer bisherigen Anleihestücke, so bleibt die Gefahr be stehen, daß sie später mit Ansprüchen aus diesen Stücken gegen das Reich hervortreten-, der Antrag Fleischer wäre also nicht geeignet, dieser Gefahr vorzubeugen. Im weiteren Verlauf der Sitzung versprach fick Abg. Dr. Wunderlich (DVp.) keinen Vorteil von dem Vorschläge des Abg. Dr. Fleischer. Er erklärte im Namen seiner Fraktion, daß die vom Minister vorgeschlagene Sozial regelung nicht als endgültig betrachtet werden dürfe, daß vielmehr di« Zinsen- und Aufwertungsfrage für die Reichs anleihe unbedingt gelöst werden müsse, sobald die Finanz» Verhältnisse des Reiches es erlauben; deshalb dürften auch die Reichsanleihestücke von denjenigen Personen nicht ein gezogen werden, die auf Grund der Soziallösung eine Rente erhalten. Abg. Dr. Dernburg (Dem.) hielt ebenfalls den Vorschlag Fleischers für nicht durchführbar. Eine Annullierung der öffentlichen Anleihen sei gesetzlich ausgeschlossen. Das Aus wertungsproblem müsse endgültig dann gelöst werden, wenn die Finanzen es zulassen. Abg. Dr. Emminger (Bayer. Vp.) sprach sich in dem selben Sinne aus und wünschte eine bevorzugte Berück sichtigung der Altbesitzer und Eelbstzeichner sowie unbe dingten Ausschluß der Spekulation. Abg. Hergt (Dnat.) lehnte den Antrag Fleischer ab und wiederholte seine Bedenken gegen die Wohlfahrts» Vorschläge des FinaurministerL. Die Ansprüche der Gläubiger der Reichs- und Staatsanleihen müßten bezüglich der Alt besitzer sofort geregelt, im übrigen aber Vorbehalten und der Zukunft überlasten werde». Medn-r machte ßodanu Vorschläge, baß gewisse neue Quellen zur Ausführung der Wohlfahrtspflege d»S Finanzm ncktecL leicht erschlossen werden könnten. Neben der Lbligntionsttener könnten neue AufwertnngSsteuern gegenüber dcn Kommunen ge schaffen werde». Aba. Tr. Fleischer <Z.) wies darauf hin, daß die Reichsauleihe Objekt der Spekulation bleiben werde, wenn sich der Reichst»« nicht »n einer Annnliernng dieser Ver pflichtungen entschließen könne. Der Ausschuß mülle dazn Stellung nehme», ob die vom Finanzministcr vorgeschlagene soziale Lösung alle Verpflichtungen des Reiches aus dcn ReichSnnleihen endgültig löschen wolle. Abg. Feder (Natso;.) beantragte, unter allen Umständen den zn spekulativen Zwecken erworbenen Besitz an öffent lichen Anleihen von der zn treffenden Neuregelung anS- zuschließc». Aba. Keil'(Soz.) hielt den Antrag Fleischer ebenfalls für unausführbar. Zur Beschaffung von Mitteln für einer beschränkten Zinicndienst schlug der Redner vor, die den Ländern vorbchaltenen Awiverlnnqsstencrn für iiiibebanlen Grundbesitz für das Reich in Anspruch zn nehmen und eim allgemeine Abgabe von gerettcicn oder vermehrten Vermögen zu erbeben. Ter Ausschuß war einmütig der Ansicht, da?; jeder zu svcknlativeu Zwecken erworbene Besitz an öffentlichen Anleihen «sw. von einer etwa zn treffenden Neuregelung drÄ Answcrtunasvroblems auöaeschlosfen sein mülle. Henle Freitag werden die Verhandlungen fortgesetzt. Zum Antran des Abg. Fleischer. Himmelhoch jaucknend — zn Tode betrübt. Ta- be> zeichnet nm besten die Tätigkeit des AnlwerlnnaSausschnllcS. Kein Zweifel daran, daß er ehrlich beniübt ist. So liegt ihm jetzt wieder ein Antrag des Zcntri'.inSabaeorduetcn Fleischer vor, dec in seinen Einzelheiten in da? Gebiet der höheren Mathematik zn verweilen ist, und deshalb wegen seiner Kompliziertheit schon die praktische Unmöglichkeit in sich trügt. Ter Flcifchcrsche Plan läust am Ende daran? hinaus, durch eine neue Anleihe daS Reick, in die Lage zn versetzen, den Zinsendicnst der alten Anleihen nach einer Zusammenlegung der Stücke 2:1 wieder anfzu- nchmen. Tiele neue Anleihe toll 6 Jahre laineu. Jetzt kämmt aber der WabrscheiulicbkeitS?aktor. Herr Fleischer ist Optimist und glaubt als solcher, daß das Reich nach sechs Jahren finanziell ?o gesichert dastehen wird, daß es den Zinlendienst nuS eigener Tasche leisten und die Anleihe — nach seinen Berechnungen handelt cS sich um 750 Millionen Black — au«lö!cn kann. Bei Goldacschä?ten soll man nicht nllzngroßer Optimist sein, zumal, wenn mnu nichts zinuietzen bat. ES soll anerkannt werden, daß dcr Antrag Fleischer bemüht ilt, jedem, auch dem Aermstcu, der sein Geld ae- oplert bat, Recht zu geben: aber die Durchführung im Ein zelnen. die Besteuerung dcr Anleihebcsitzec die Siencr'reihcit der Bedürftigen, bieten nahezu unmögliche verwaltungs technische 'Ausgaben und würden nnr neue Gelder für dcn VerwaltungSavparat verschlingen. Tie „Deutsche Allge meine Zeitung" kommt in einem ihr von finanzpolitischer Seile ziigeaanaeiicn Leitcirtikcl zn den, Schluß. „Es stellt sich bei dem Antrag Fleischer nur abermals heraus, daß ein bankecottc- Reich durch die noch so scharfsinnigen Ueber- legnnaen einer Kommission oder Unlerkomminion nicht zahlungsfähig gemacht werden kann." Tann würden also alle Hoffnungen au? eine der-eitigc Lö''nng dcr AniwcrtnngS- srage zerflattern an der Zahlungsunfähigkeit LcS Reiches. Es bleibt nur die Zukunft — ! 4. Tentschcr Bcamtentag in Berlin. Im großen Saale d:S Lebrervereiu-Hguie- traten gestetn die aus allen Teilen des Reiches in -großer Anzahl erschienenen Telegicrten de- Tentichcn BcamtenbundeS zum 4. ordentlichen Bundestag zusammen. — Nack Begrüßungs worten des Vorsitzenden Flügel-Berlin wurde zum Ver- handlunaSleiter RegierunaSrat Tittrick-Caffel gewählt. Ter Vorsitzende Flügel gab zunächst in längeren Aus führungen den Tätigkeitsbericht des Vorstandes. Er warf einen Rückblick aus die Richtung-kämpie, die sich vor zwei Jahren in der deutschen Beaintenbcwcgung abipielicn. Tamals wurde von größeren Teilen dcr Bcaintenichait dcr enge Anschluß an die sre'acmerkicbasNiche Arbcitncbmer- beiucgnna gefordert. Ter Tentscbe Bcamtenbnnd hat jedoch an feiner parteipolitischen Neutralität sestachalten. Wir lehnen auch den Klassenstandpunkt des Rcich-bundeS dcr Höheren Beamten ab, der sich absondern will von dcr VolkSae'amtbeit. Wie beim Kapp-Putsch, so wird die Beamtenicbast auch in Zuknn't au? dem Posten sein, uin jeden Putsch, von welcher Seite er auch komme, energisch abzuwchren. Tie Pcessebetze gegen die Beamtenschaft bildete die Einleitung für die Desoldnng-kürziinq, siir dcn Beamlcnabbau und für da- Ermächtigungsgesetz. Unter dcr Geltung diese- Gesetzes hat man Hand gelegt an die Grundrechte des Bsrus-deamtcntnms. Ersparnisse aber bat der verhängnisvolle Eingriff in die Beamkenrechte nicht gebracht. Ter Redner wandte sich scharf gegen da- jetzige Besoldungssystcm mit seinen unzureichenden Sätzen und seiner viel zu großen unsozialen Spannung zwischen dcn einzelnen Gruppen. Tie Tienstzeitverlängccnng und Urlaubsverknrzung seien nicht aus sachlichen Gründen verfügt morden, sondern weil man diese Maßnahmen im politischen Kuhhandel brauchte. Flügel rühmt am cchluß unter lebhaftem Beifall da- Heldentum, da- die Beamtenschaft an Rhein und Ruhr bei der Besetzung gezeigt habe. — Ter Mitgliederbestand des Bundes ist von 1 148000 am 1. Avril 1922 gesunken au; 860 417 am 1. September 1924. Jin Anschluß an dcn Tätigkeitsbericht wurde eine Entschließung eingebracht, die dcn Beamten an Rhein und Ruhr Tank und Anerkennung ansipricht und von Regierung und Parlament wirksame Fürsorge für die Geschädigten fordert. Direktor WinterS erläuterte dann den Entwurf de« Bundesvorstandes für ein neues Programm des Tentschen Bcamtenbundes. Ter Entwurf besagt: Ter Deutsche Beamtenbnnd steht auf dem Boden dcr geltenden repnbli- kanischen Versüssung des Deutschen Reiches. Er ist gewillt, diese Versüssung gegen jeden gewaltsamen Eingriff mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln zu schützen. Er fordert die Erhaltung des ÄerussbeamtcntumS auf öffentlich- rechtlicher Grundlage. Tie Besoldung des Beamten ist nach dem Grundsätze der Leistung zu bemessen. Sozial zulagen können nur bei Gewährung in gleicher Höhe ar. die Beamten ohne Unterschied der Besoldungsgrupp! anerkannt werden. Der Stahlhelmsporttag iu Halle verboten. Halle. (Funkspruch.) Der für den 12. Oktober se. vlaute Stakldelmsporttag, zu dem auch mehrere Generali ihr Erscheine» zugcsagt hatten, ist, nachdem das erste Berbo! zurückgenommen morden mar, jetzt durch den Regierungs präsidenten Dr. Grützner erneut verboten und alle Ber. anftaltungen sind untersagt worden. Das Verbot gründe! sich auf Ausführungen der Halleschen Zeitung, daß diesem Sporttag eine höhere Bedeutung »ukomme als allen bis- herigen Deutschen Tagen und auf Angriffe eines Artikel! Nr. 3 des StahlbelmoraanS „Der alte Dessauer".
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