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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-11
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192410112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19241011
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19241011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-10
- Tag1924-10-11
- Monat1924-10
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1924
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Das Los der Vertriebenen. lieber bas unglückliche Schicksal der von den Fran zosen vertriebenen Elsaß-Lothringer schreibt uns der Hilfsbund vertriebener Elsaß-Lothringer folgendes: Am Herbst 1918 heimsten die Franzosen Elsaß- Lothrtngen als erste SicgcSbeute ein. Jin Lande ahnte man noch nicht, mir welcher Gründlichkeit sie alles Deutsche auszumerzeu gedachten. Bei Vornahme der ersten Aus weisungen glaubte man, es könne sich dabei nur um höhere Staatsbeamte, oder um politische Personen handeln. Doch bald war deutlich erkennbar, daß der Sache System zu Grunde lag, und daß wir alle vogelfrei waren. Ganz offenbar haben unsere Rcgierungsvertreter, ins besondere die deutschen Unterhändler bei den Wasfenstill- standsvcrhandlnngen, nicht an ihre Volksgenossen im Elsaß und in Lothringen gedacht, nicht ausdrücklich Schuß von Person, Hab nnd Gnt der im bisherigen Reichslande an sässigen Deutschen auSbedungen. Sehr bald sollten wir dies gewahr werden! A uswcisung folgtcauf U n s Wei sung! Mit verschiedenen unzulänglichen Fristen! Man gab uns 2-1, 39 oder 48 Stunden Veit, unsere Angelegen heiten zu ordnen. Man hielt die Ausweisung anfänglich für zeitlich und vorübergehend. Aber bald merkte iedcr. Lebensaufgabe. Eiliges Packen und Ordnen war nötig! Unter den Tränen von Weib und Kind war alles kopflos, bis man auch noch entdeckte, man hatte zu viel eingepackt, denn nur 50 Kilo Gepäck waren gestattet! Geld, ja, wie viel durfte man mitnehmen? Zweitausend Mark, ganz gleichgültig, wie weit diese entwertet waren! Mit anderen Worten: Alles zurücklassen! Unbarmherzig der Willkür machtvoller, schlimmster Feinde ausgeliefert, ließen wir Vertriebenen uns von ihnen noch trösten: „Das Deutsche Reich wird euch entschädigen!" Ja, und so steht'S ja wohl im Friedensvertrag! Lautet da nicht ein Paragraph: „Deutschland verpflichtet sich, seine Angehörigen wegen der Liquidation oder Einbehaltung ihrer Güter, Rechte oder Interessen in den alliierten oder assoziierten Ländern zu entschädigen." Wie aber sieht eine Entschädigung aus ? Auf 1000 Mark (Fricdensmark) LiquidationS- und Verdrängungsschäden sollen — zwei Goldmark Abfin dung kommen und der Höchstbetrag ist 2000 Mark! Wo bleibt das Recht ans dem Eutschädigungsparagraphcn des FriedensvertragcS? Wir wissen wohl, daß das Reich heute arm ist. Warum zieht man unsere Volksgenossen nicht da- zu heran, mit uns das gemeinsame Los zu tragen? Wir gestatten uns ferner noch eine zweite Frage: Was haben wir Vertriebenen begangen, daß wir all unser Hab nnd Gut hingeben mußten, und jedermann sonst im Reiche kann das seine unbehelligt behalten? Wir, die wir als Kulturpionicrc im Reichs lande waren, wir mußten alles unsrigc hi „geb en für den Frieden der ganzen Nation! Ans einem Beispiel wird man am besten erkennen, wie cs mit dieser „Entschädigung" der aus Elsaß-Lotb« ringen Vertriebenen auSsieht: Ein 22 Jahre in Straß burg wohnhaft gewesener Buchdruckereibesihcr hat durch die Vertreibung 1 400000 Friedcnsmark Schaden erlitten. Neben einer großzügig angelegten, neuzeitlich eingerich teten Druckerei besaß er im besten Viertel Straßburgs vier vierstöckige Wohnhäuser. Im November 1918 sch ossen ihm die Franzosen das Geschäft und stellten seine gesamte Habe unter Sequester. Mau montierte alle Maschinen (12 Schnellpressen nswO ab und vcrkanfte sic, verschleuderte die sonstige Druckcrciciurichtung und das große Papier lager, versteigerte die Häuser, nnd der Sequester zog allen Erlös ein. Troß genauester Nachweisung des Ge samtwertes seiner Verluste durch Belege auf 1400 000 Mark erkannte das RcichsentschädigungSamt dem Buchdruckerci- besitzer — unter willkürlicher Herabsetzung durch Sachver ständige — nur 949896 Mark FriedcnSwcrt zu. Am 28. April 1922 erhielt er 300000 Mark und am 13. November 1922 noch 500000 Mark in Rcichsschaßscheinen. Da er diese Reisen in Luftfahrzeugen zurücklegen. Allerdings wird der Luftverkehr aller Voraussicht nach sich vorderhand weniger interurban als vielmehr international entwickeln. Bor allem wird der Weltreise verkehr durch die Luftfahrt in ganz neue Bahnen gewiesen werden. Schon sind im abgelaufcnen Jähre im inter nationalen Luftverkehr 7 500000 Flugkilometer zurückgc- legt worden. Um von dieser astronomischen Zahl sich einen Begriff zu machen, muß man den Vergleich im Reich des Weltalls suchen, diese 7 500000 Flugkilometer sind gleich der dreifachen Länge der Bahn des Mondes um die Erde. Und dabei ist dis Sichcrlwit im Luftverkehr ge radezu frappierend, denn bei Zurücklegung dieser 7V» Mil lionen Flugtilomcter, die sich auf 3554 einzelne Flüge zer- gliedern, sind nur 19 Flugzeugbcschädigungen zu verzeich- nen. Durch diese Tatsache wird die Behauptung erhärtet, daß das Reisen im Luftfahrzeug gegenwärtig als das sicherste und gefahrloseste im Weltverkehr angesprochen werden kann. Gerade in Deutschland, das die Wiege der großartigen Zeppelinluftfahrzeuge ist, muß sich diese Er- kenntniS bei allen in Betracht kommenden maßgebenden und verantwortlichen Stellen zur Selbstverständlichkeit durchringen und in den breitesten Volksschichten festen Fuß fassen, um alle Vorurteile zu zerstreuen. nicht Umsetzen k»Mr?Fo sind ne heute noch in seinem Be sitz, aber völlig wertlos! Am 9. Februar 1923 erhielt er weiter 1 Million Mark in bar, was einem Wert von 135 Goldmark entsprach, nnd zugleich nach 1542 000 Marl m Reichsschaßscheinen, die lieute ebenfalls wertlos sind: Am 2. Mär» 1923 erhielt er in bar 1114 000 Mark, die bei Erlwlt einen Goldwert von 206 Mark hatten, und am 20. September 1923 bekam er 404 Millionen, die Hälfte in bar, die andere in Reichsschaßscheinen, was aber schon bet der Auszahlung völlig wertlos war, weil das Reichs- cntschädlgungsamt volle zwei Monate dazu nötig gehabt Wr vie Hälfte der letztgenannten Summe, also für 202 Millionen, bewilligte man ikm später als Auswertung 26 Mark in bar und 1600 Ntark in neuen Schatzscheinen: für die restlichen, doch auch wertlosen 202 Millionen gab derartige^ Aufwertung. Für die aufgewcrteten 202 Millionen mußte sich der immer ivieder Geschädigte noch einen Abzug von 20 Prozent gefallen lassen. Nachdem auf Antrag der Interessenvertretung das Reich geneh migte, daß eine Diskontierung der nunmehr auf Goldmark ausgestellten Rcichsschatzscheine, und zwar nur 1000 Mark der Papiere, bei der Girvkasse stattfindcn konnte, wurden nochmals etwa 20 Prozent in Abzug gebracht. So wurde der Geschädigte, der also in der Not, nm sich und seine Familie ernähren zu können, die Diskontierung vorneh men mußte, nm weitere 40 Prozent vvin Reich geschädigt. So also sicht die uns vom Muttcrlandc gewährte Ent- schädigung aus! Und dafür haben wir außer Preisgabe von Hab und Gut noch unzählige Leiden erduldet und dulden sic heute noch, denn vielerorts sieht man uns noch als lästige Ausländer an, so in Wohnungsangclcgenheiten. Gar nicht davon zu reden, daß die Wege, die man uns zur Erlangung so geringfügiger Entschäüigungsteilbcträge auf- nötigt, nicht mit Rosen bestreut sind und die uns ange- dichcne Behandlung leider viel zu wünschen übrig läßt! Zum Schluß nun noch eine Angabe der in Elsaß- Lothringen im Stich gelassenen Werte: Bon dort wurden ansgewiesen, vertrieben, durch die Franzosen niittcls Boy kotts zur Abwanderung gezwungen etwa 15 0000 Deutsche. Elsüsssr nnd Lothringer. Die Gutschriften auf Rcparativnskosten-Konto für von den Vertriebenen zurückgelasscne nnd durch die Franzosen liquidierte Werte betragen über 11 Milliarden Goldmark. In Wirklichkeit aber ist die von uns für das Reich geopferte Summe noch viel größer. Zweifellos sollte und müßte cs Ehrensache sür jeden Deutschen sein, unser Los tragen zu helfen! Bis heute aber sind es doch nur die Vertriebenen, die alles verloren haben. Pflicht aber eines jeden Deutschen ist es, denen, die um ihres Deutschtums willen Vertrieben wurden, mit zu Helsen, eine neue Heimat und neue Lcbcnsmöglichkcit zu finden. Kalbe HrbeilbMAVs i rose. - Sgblldof KlLllbltr. Persil , I unüd er trottens WW «. «vrnis I oscuepkioe vscvpsppe AardoUneum leer fchaftlicher Sehnsucht erwarteten Besucher äußerlich ruhig zu empfangen. Der Diener klopfte und trat auf die Schwelle; aber statt ihr, wie sie es mit Bestimmtheit vorausgesetzt hatten Hermann Rodecks Karte zu überreichen, sagte er: »Eine Dame, die mir ihren Namen nicht genannt hat, wünscht das gnädige Fräulein zu sprechen." Luisa war in ihrer zornigen Enttäuschung ohne wei teres entschlossen, die unbekannte Besucherin abweisen zu lassen; aber noch ehe sie das erste Wort hatte aus sprechen können, stand sie bereits im Zimmer. Und jetzt dachte die Brasilianerin freilich nicht mehr an eine Ab weisung; denn auf den ersten Blick hatte sie die in tiefe Trauer Gekleidete erkannt. Sie machte dem Diener ein Zeichen, sich zurückzuziehen, und ging der Eintretenden entgegen. „Inge — du? Sei mir von H-rzen willkommen i Es macht mich glücklich, daß du nun dennoch den Weg zu mir gefunden haft!" Sie hatte der Schwester Gerhard Holthausens wie in den Tagen ihrer einstigen Freundschaft zur Begrüßung beide Hände entgegengestreckt; aber die Besucherin machte keine Bewegung, sie zu ergreifen. Hoch aufgerichtet stand sie dem verführerischen jungen Weibe gegenüber, und derselbe tiefe Ernst, der sich in den Zügen ihres schönen Antlitzes spiegelte, war auch im Klang ihrer Stimme, da sie erwiderte : - , * „Ich wollte, daß mir dieser Weg erspart geblieben wäre, Fräulein Magnus! Denn ich hatte wahrlich nicht Len Wunsch, Sie jemals wiederzusehen. Aber es gibt Pflichten, vor denen alle persönlichen Wünsche verstumme» müssen. Und es gibt Dinge, denen man nicht schweigend zusehen kann, wenn man nicht vor sich selber verächtlich werden will." - Langsam war die Brasilianerin um ein paar Schritte von ihr zurückgewichen. Sie lächelte nicht mehr, sondern rief ave Kräfte ihres starken Geiste» zu Hilfe, um gerüstet zu sein sür den Kampf, den ihr Liese feindselige Einleitung ankündigte. Vorerst freilich galt es, sich Klarheit über die Absichten der gefürchteten Gegnerin zu verschaffen, und sie hielt es darum für geraten, zunächst noch die Rolls der verkannten und gekränkten Unschuld festzuhalten. „Wenn das eine Anklage gegen mich sein soll, so siehst du mich bereis wich zu verantworten. Ich fürchte Liese Berantwortung nicht. Das habe ich dir bereits be wiesen, als ich dich in Langenburg inständig um eine Unterredung bitten ließ." 1 Daß die andere in ihrer ersten Erwiderung da» ehe malig« vertrauliche,Du' abgelehnt hatte, schien sie ge flissentlich überhört zu haben. Und Inge Holthausen legte darauf ersichtlich kein Gewicht. „Ich habe diese Unterredung verweigert, well ich da» Vermächtnis eines teuren Toten zu erfüllen glaubte, in dem ich darauf verzichtete, Vergeltung an der Zerstörerin seines Lebens zu üben. Jetzt aber handelt es sich nicht mehr um ihn allein. Damik daß Sie Verbrechen aus Ver brechen häuften, haben Sie jeden Anspruch auf Schonunß verwirkt, Luisa Magnus!" „Wäge deine Worte, Inge! Wenn du willst daß e» endlich zwischen uns zu voller Klarheit komme, und daß ich mich gegen den unsinnigen Verdacht verteidige, den die phantastischen Einbildungen eines arme» Kranken in deinem haßerfüllten Herzen wachgerufen haben, so darfst du es mir nicht von vornherein durch Beleidigungen dieser Art unmöglich machen! Sage mir, wessen du mich schuldig glaubst, und ich werde dir Rede Neben, soweit meine Selbstacktnna -s mir a-stattetl" „U:s handelt sich nicht um das, was Sie vor Jahres frist getan haben. Hüten Sie sich, daran zu rühren! Ls wäre nicht wohlgetan, wenn Sie mich zwängen, den Schatten auch dieses Toten heraufzubeschwören l" „Ia — wenn es nicht diese Dinge sind, von denen du sprichst — wovon, um des Himmels willen, sprichst du denn sonst?" , „Von diesem!" Inge Holthausen hatte ein Zeitungsblatt au» der Tasche ihres Mantels gezogen und hatte es auf den Tisch gelegt, der zwischen ihr und der Brasilianerin stand. Mit ausgestrecktem Finger deutete sie auf eine bestimmte Stelle, und in gut gespielter Unbefangenheit blickte Luisa darauf hin. „Was ist das? Ein Telegramm aus München, da über Wilhelm Langhelds Ermordung berichtet. Ist e» möglich, daß du deshalb zu mir gekommen wärest — deshalb?" „Ia — deshalb l" „Aber was kann dich daran interessieren? Und vor allem: was habe ich damit zu schaffen?" „Wozu die komödiantische Frage! Was Sie mit der Ermordung dieses Mannes zu schaffen haben, wissen Eie so gut wie ich!" Luisas Haltung und Minenspiel verriet nichts von dem, was während dieser Augenblicke in ihrem Innern vorgehen mochte. Und es war mehr Mitleid als Ent rüstung, was sie in den Klang ihrer Erwiderung legte. „Ich bin wirklich in Verlegenheit, was ich dir daraus antworten soll. Denn noch immer machen es mir die alten Erinnerungen schwer, in dir di« erbitterte Feindin zu sehen, gegen die man sich mit gleichen Waffen zur Wehr setzen muß. Die Erinnerungen an unsere einstig« Freundschaft und das schmerzliche Gedenken an deinen Bruder. Ich weiß ja, daß du ihn aufrichtig geliebt hast, und mit dieser schwesterlichen Liebe habe ich bis jetzt alles zu entschuldigen versucht, was ich durch deinen ungerechten Groll gelitten habe. Schließlich aber gibt es auch dafür eine Grenze! Noch verstehe ich nur halb, was deine Worte andeuten zu sollen scheinen, aber ich warne dich, deutlicher zu werden; denn du könntest mir damit leicht die Möglichkeit abschneiden, diese Unterhaltung überhaupt fortzusetzen!" Inge hatte sie ausreden lassen, ohne sie zu unter brechen. Nun aber sagte sie mit derselben starren Ruhe, die sie seit dem Augenblick ihre» Eintritt» unverändert be wahrt hatte: „Ich bin nicht gekommen, um ein Geständul» oder eine Verteidigung von Ihnen zu verlangen. Ich bin lediglich gekommen, um eine ganz bestimmte Aufforderung an Sie zu richten — eine Aufforderung, der Sie unter allen Umständen nachkommen werden l" „Das Ningt sehr gebieterisch, meine liebe Inge! Ge bieterischer vielleicht, al« e» dir mir gegenüber zukommt. Aber warum sollte ich deine kategorische Aufforderung nicht avhören k Hoffentlich verschafft sie mir wenigsten» die Klarheit, die ich bis jetzt noch in deinen dunklen Reden vermisse." „Sie «erden mir versprechen, Deutschland und Europa unverzüglich zu verlassen, um nie mehr zurück- zukehrenl" Luisa lachte kurz auf. „Nichts weiter al« das? Und wenn ich mich weigere, in diese von dir so selbstherrlich verfügte Verbannung zu gehen?" „Eie werden sich Lessen nicht weigern! Denn es ist da» Aeukerste, was ich Ihnen an Sckonnna aewähren ran», und das letzte Zugeständnis, das ich dem groß mütigen Willen meines Bruders machen darf!" „Aber habe ich denn überhaupt Schonung von dir erbeten? Ich verhehle nicht, daß mir daran lag, deine gute Meinung zurückzugewinnen; um Mitleid und um großmütige Rücksichtnahme aber habe ich meines Wissens noch nie gebettelt!" „Es gilt mir gleich, au« welchen Beweggründen Sie meinem Verlangen nachkommen. Aber ich erwart« aus der Stelle eine klare und bestimmte Antwort, ob Sie be reit sind, es zu tun!" „Ich denke nicht daran — schon deshalb nicht, weil ich gar nicht mehr die freie Herrin meines Willens bin! Ick habe mick verlobt und werde mich binnen kurzem verheiraten. Du begreifst nun wohl, daß es einzig meinem künftigen Gatten zukäme, über meinen Aufenthalt zu be stimmen l" Inge kragte nicht, wer dieser künftige Gatte sei; aber sie war ein Weib und verstand sich instinktiv auf Weiber art, auch wenn diese Art der ihrigen so fremd war wie hier. Das tückische Aufblitzen des Triumphes in Luisa Magnus' Augen hatte ihr keinen Zweifel gelassen. Doch noch immer blieb sie unbewegt. Flüchtig nur war eine Blut- welle in ihren Wangen aufgestiegen, um ebenso rasch wieder zu verschwinden. „Ist dies Ihr letztes Wort, Fräulein Magnus?" „Äoweit es sich um deine wahnwitzige Absicht han delt, mich aus Europa sortzuschicken — ja, mein aller letzte« l" „Dann habe auch ich Ihnen nichts mehr zu sagen. — Ich habe Ihnen diesen Weg zur Rettung offenlassen wollen, nun ist mein Gewissen dem Toten gegenüber völlig rein!" Sie ging zur Tür, aber mit einigen ungestümen Schritten kam Luisa ihrer Absicht zuvor und verstellte ihr den Weg. „Was soll da» heißen?" Ist das eine Drohung? Was gedenkst du gegen mich zu tun?" - „Ich gedenke zu verhindern, daß noch «in weiteres Menschenleben durch Sie zerstört wird. Es ist genug an der Zahl der Opfer, die Ihre Ruchlosigkeit bereits ge fordert hat!" „Fräulein Holthausen — vergessen Sie nicht, daß Si« sich unter dem Dache meine» Hauses befinden!" „Ich trage kein Verlangen, länger unter diesem Dache zu verweilen. Geben Sie mir die Tür frei, Fräulein Magnus!" „Nein, nicht früher, al« bi» ich erfahren habe, was Sie im Sinne haben! Bei wem wollen Sie mich denunzieren?" „Ich werde dem Manne, dessen Schicksal ich von Ihnen bedroht sehe, alles offenbaren, wa» ich weiß — und was ich vermute." „Ah, ich ahnte von vornherein, daß es darauf hinau» sollte. Aber Sie waren im Irrtum, wenn Sie glaubten, daß ich Ihnen nun winselnd zu Füßen fallen würde, um Ihr Erbarmen zu erflehen. Wenn Ihnen so viel daran liegt, die tiefste Demütigung Ihres Lebeiw zu erfahren, so gehen Sie in Botte»namen zu Herrn Hermann Rodeck, um ihm die tolle» Phantasten eine« Wahnsinnigen zu wieder holen. Sie werden damit bei ihm ebensowenig Glauben finden, wie bet irgendeinem anderen Menschen. Rodeck bat Ihren Bruder noch in den letzten Stunden seine» Leben» gesprochen, und wenn er mir wenige Tage später sein« Hand antragen konnte, so ist da» doch wohl Bewei» genug dafür, wie wenig Gewicht er leinen und Ihren Verdächtigungen beileotel"
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