Delete Search...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-22
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192410228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19241022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19241022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-10
- Tag1924-10-22
- Monat1924-10
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1924
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Politische TageSitversicht. Zur Au-lieferungSverweigerung de- Erzvergermörders. Der derrtsche Gesandte hat gestern mittag die Antwortnote der deutschen Regierung in der Angelegenheit der verweigerten Auslieferung von Schulz-Förster der ungarisclxn Regierung überreicht. Ein hetzerischer Artikel in der polnischen Presse behauptet, das, bei einer polizeiliä>en Untersuchung der deutschen Guttemplerlogen in Polen in einem Keller unter Koks verborgen Mengen von Explosivstoffen und Waffen gefunden worden und etwa 10 Deutsche infolge dessen verhaftet worden seien. Alle solche Meldungen au- polnischer Quelle über staatsfeindliche Umtriebe der Deut schen in Polen haben sich noch immer als erlogen heraus- gestellt; so ist z. B, der Deutschtumsbund in Polen vor Hahr und Tag mit der Begründung staatsseindlick-er Um- Lteb« aufgelöst worden, es hat ihm aber bis jetzt nicht da geringste Vergelten nachgewiesen werden können. So wird auch die neue Meldung, die wahrscheinlich nur l,etzerisä>en Tendenzen dient, nur init grösster Lorsicht aufzn- nehmen sein. Zur Freilassung der Gefangenen. Bet der Freilassung der lmter die Amnestie fallenden politischen Gefangenen war der Begriff der politischen Gefangenen Im Ruhrgebiet streitig, sodaß noch eine ganze Anzahl von Gefangenen, die nach deutscher Auffassung zu den politi schen Gefangenen zu zählen sind, sich in den französischen Gefängnissen befindet. Es wird fortgesetzt über deren Frei lassung verhandelt und die Deutsche Regierung hofft, noch eine weitere Anzalü freizubekommen. So sind z. B. manche Geftrngene nur dcslZalb festgesetzt worden, weil sie zu den verbotenen nationalen Verbänden gehörten. Die aner kannten politischen Gefangenen sind heute samt und son der- freigelassen. Bon den ausgewiesenen Personen sind »och 20 in französischer und 5 in der belgischen Zone, deren Ausweisung noch nicht zurückgenonrmen ist. Auch hierüber wird noch verhandelt, um diese Zahl zu ver ringern. Alle übrigen Austoeisungen sind zurückgeiwm- roen worden. Die Hessenwahlen gemeinsam mit den Reichstaaswahlen. Wie die „TU." erfährt, hat der L Ausschuß des hessischen Laiidtaaes gestern nachmittag beschlossen, dem Landtag zu empfehlen, die hessischen Land tag-Wahlen, die ursprünglich auf den 16. November festge setzt sind, auf den Tag der Reichstagswahlen zu verlegen. SS ist anznnehmen, daß das Plenum den Beschluß in seiner heutigen Sitzung annehmen wird. Zunahme der Arbeitslosigkeit in Ena- »ano. Die Anzahl der Arbeitslosen hat in der Borwome «m weitere 5395 zugenommen und beträgt nunmehr -1210200. Damit ist sie jedoch noch um 75 423 geringer al- am 31. Dezember 1923. Wenn sich die Zunahme der Arbeitslosigkeit in der gleiclscn Weise fortsetzt, wird in den kommenden 10 Wvck>en die am 31. Dezember 1923 festge- stÄlte Arbeitslosenziffer bald überschritten sein. Zuteilung der deutschen Anleihe in Lon don. Gestern sind die Zuteilungen auf die Zeichnungen der deutscl>en Anleihe erfolgt. Entgegen der bisherigen Gewohnheit der Bank von England bei der Behandlung der Ausgabe größerer Anteilen sind diesmal alle Zeich nungen unter 200 Pfund nicht berücksichtigt worden. Die Hingste Zeichnung, welche Berücksichtigung fand, war 3M Pfund. Diese Zeichner erhalten lOO Pfund und die Zeich ner von 1000—2000 Pfund erhalten 200 Pfund. Nur die größeren Zeichnungen werden zu 7 Prozent ihrer Zeich nungen berücksichtigt. Die Anleihe wird bereits 4 Pro zent über AusaabekurS gehandelt. 1426 Kandidaten in England. Die Gesamt zahl der Kandidaten für die Neuwahlen beträgt nach den gegenivärtig vorliegenden Zusammenstellungen 1426. Da- Von entfallen auf die Konservativen 534, Konstitutionellen !?, Liberale 342, Arbeiterpartei 503, Komparative 9, Kom munisten 8, Unabhängige 12, Republikaner 7, Sinnfeiner 1, Nationalisten 1, Christliche Pazifisten 1. Daraus ergibt sich, daß die Tendenz der Zersplitterung auch in England Fortschritte macht. Das Zweiparteiensystem, aber vor allem die räumliche Anordnung der Abg. innerhalb des Unter hauses setzt dieser Zersplitterungstendenz ein wirksames Hindernis entgegen. Friedensverhandlungen in Marokko. Nach Blättermcldunaen aus Madrid macht Spanien gegenwärtig nach seinem Erfolge gegen die Riffkabylen den Versuch, mit Abdel Krim in Friedensverhandlungen einzutreten. Die Türket msvMsiert. * Mailand. Mailänder Blätter melden au« Trieft, daß di« Regierung von Angora die Mobilisation sämtlicher Jahrgänge angeordnet bat. Einige türkisch« Offizier«, dir sich in Belgrad aushielten, wurden telegraphisch zurück berufen. Man rechnet damit, daß sich rm Fall« eine- englisch-türkischen Konflikte« auch Rußland auf die Seite der Türket stellen wird. Haussuchungen bet de» Ko»»««tfteü. «bg. Höllri« verhaftet. * Berlin. Die Auslösung de« Reichstag« hat für den größten Teil der kommunistischen Abgeordneten recht unan genehme Folgen gehabt. Mit dem Erscheinen de« Auf- lösungSdekret- durch den Reichstagepräsidenten ist die Immunität sämtlicher Abgeordneten erloschen und di« Verfahren gegen di« bisherigen ReichStagSabgeordneten be antragt. Vor allem aber ist eine große Anzabl kommu nistischer Abgeordneten und zwar alle Mitglieder der bis herigen ReichStagSiraktion in da» bekannt« Verfahren gegen di» deutsche Tscheka verwickelt. Der Untersuchungsrichter de- StaatSgertchtShofe« in Berlin, Vogt, bat am Dienstag in aller Frühe Haftbefehle argen einzelne Abgeordnete, wie Hölletu, Remmel« und ISrzewize ausgestellt und di« Abteilung I« de» Berliner Polizeipräsidiums ersucht, di« Erekutivmaßnabmen durchzusühren. Infolgedessen wurde Höllei« am Morgen in seiner Wohnung verhaftet und nach Moabit gebracht» wo er sofort dem Untersuchungs richter übergeben wurde. Remmele war, ebenso wie andere kommunistische Parlamentarier nicht in seiner Wohnung, al» di« Polizeibramten eintrafen. SS wurden Haus suchungen voraenommen, bei denen jedoch nicht» beschlag nahmt word«n ist. Wie wir hören, haben die meisten kom munistischen Abgeordneten, die mit dem Eingreifen der Justizbehörden rechneten, bereit» am Montag abend, un mittelbar nach Bekanntwerden der Auflösung des Reichs tage», Berlin verkästen. Wie wir weiter erfahren, plant die kommunistische Landtagssraktion gegen dir Strafver- folgung der bisherigen ReichstagSabgeordnrten der KPD. in einer scharfen Interpellation Protest einzulegen und e» soll betont werden, daß di« Regierung offenbar nur ver suche, auf diese Weise den Wahlfeldzug der kommunistischen Partei zu verhindern. Der Verein Deutscher Kiseu- und Btahl- Judustrteller feiert« am Dienstag im großen Sitzungssaal des früheren preußischen Herrenhauses zu Berlin sein fünfzigjährig«- Bestehen. Zahlreiche Mitglieder und eine große Zahl von Ehrengästen hatten sich «ingefunden. Der Vorsitzende Jnstizrat Dr. Wilhelm Mehcr-Groß-Msedo begrüßte die Erschienenen, insbesondere die Vertreter der Reichs- und Landesbehörden, darunter den Reichsminister des Innern Dr. Jarres, den ReichSbandelSminister Hamm und den Neichsfinanzminister Dr. Luther, den preußischen Handels minister Siering und den Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht. Der Vorsitzende wies darauf hin, daß der im Kampf um den Schutzzoll seinerzeit gegründete Verein die Interessen der gesamten deutschen Eisenindustrie vertrete. Der Verein habe stets die sittliche Pflicht erkannt auch für die Arbeit nehmer zu sorgen. Ebenso halte er die Gemeinschaftsarbeit mit andern großen WirtschaftSverbanden und den übrigen WirtschaftSkreisen, insbesondere Landwirtschaft und Gewerbe, für notwendig. Minister Dr. Jarre-, der die Grüße der Reichs- und Landesbehörden übrrbrachte, bedauerte unter lebhafter Zustimmung der Versammlung, daß die parteipolitischen Wirren keine Regierung zulieben, di« sich ernstlich mit den Wünschen der Wirtschaft beschäftige. — Unter den neu ernannten Ehrenmitgliedern des Vereins befinden sich Krupp von Bohlen und Halbach und Kommer zienrat Louis Röchling. An Dr Eckener, den Führer des .Z. R. 3", wurde ein Glückwunschtelegramm gerichtet. Der dcutschnationale ReichstagSabg. Dr. Reichert sprach in einstttndiger Rede über das Thema: „Dentsch. lands Eisenwirtschast und der Verein Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller.- Ohne Zölle, so führte er aus, gebe es überhaupt nicht. Aber damit allein sei es auch nicht getan. Die festesten Stützen der Eisenindustrie seien die Kartelle gewesen. Ausnahmetarife seien nicht zu ent- behren. Ferner mäste unbedingte allgemeine Meistbegün stigung in den Handelsverträgen ausbedungen werden. Neben dem Zollschub sei eine Exportförderung durch Abbau der Umsatzsteuerbelastung notwendig sowie eine Milderung des Steuerdrucks. Die von der deutschen Eisenindustrie wieder eingesührte zwei geteilte »wölsstündigr Wechsel schicht sei zu einem guten Teil nur ArbeitSberettschast und nicht entfernt mit der Arbeitslast dr» Achtstundentage» eine» Fortschen Automobilarbeiters zu vergleichen. Dem Kovl«n»pf«r Le« Londoner Pakt« dürfe nicht ein Varlser Pakt folgen, d«r Deutschland in Form «ine« HandelSver- trage« ein n«ue« Sisenopser aufbürd«. Di« Versorgung Europa« verlange di« Br«ndigung dr« Dumping auf drm Wrltmarkt. , Im Anschluß an di« Festsetzung v»«inigt«n sich dl, Tellnrbmrr zu «lnrm S«ft«ff«u im Hotel Esplanade. Dte verteuern«, durch die Umsatzsteuer. B«im Brot wird di« Umsatzsteuer fünfmal erhoben. Der Landwirt verkauft «inen Zentner Roggen, woraus 2b Brote von je 4 Pfund hergestellt werden, an den Se- treidrhändler zum Preis« von 7 Mark: di« Umsatzsteuer beträgt 17,5 Pfg. — v. D«r Getreidehändler verkauft den Roggen an oen Müller für 7,50 Mark: Umsatzsteuer 18,75 Pfg. — 0. Der Müller verkaust die ermahlenen 70 Md. Mehl sür 8,60 Mark: Umsatzsteuer 21,5 Ma. - v. Der Mehlhändler verkauft da« Mehl für S.40 Mark: Umsatzsteuer 28,5 Ma. — Der Bäcker verkauft die er- backenen 25 Brot« für 12,50: Umsatzsteuer 81,25 Pfg. In dem Brotprri«, den der Verbraucher zahlt, find somit ins- gesamt 1,12 Mark: 25 d. t. 0,045 oder 4,5 Pfg. oder rund S Prozent Umsatzsteuer enthalten. Für Rindfleisch stellt sich bei viermalige« Umschlag (Landwirt, Viehgroßhändler, Großschlächter, Laden- schlächter) die Belastung von 80 Pfund Rindfleisch (aus 1 Zentner 20 Pfund Abgang sür Gedärme und Abfälle! zum Konsumentenprri» von 72 Mark auf 4,62 Mark oder 6,4 Prozent, bei dreimaligemUmschlag (ohnrVirbgroßbändler- stuse) auf 5,1 Prozent. Bei Teptilte« — als Beispiel ist Baumwollplüsch ge wählt — kann, nachdem die Rohbaumwolle umsatzfteuerfrei etngeführt ist, ein siebenmaliger Umschlag ftattftnden. Es ergibt sich dann für di« mit 4000 Mark verkaust« Ware eine Gesamtbelastung von rund 805 Mark oder 7,6 Prozent. Bet dieser Höhe der Belastung, di« sich noch erheblich steigern kann, wenn ». B. höhere Beträge al» der 2'/, pro- zentigr Steuersatz auf dir folgend« Wirtschaftsstufe über- wälzt werden, ist es eine unbedingt gebotene und auch von der ReichSregierung anerkannte Forderung, daß die Ermäßigung des Satzes auf 2 Prozent nur der erste Schritt auf dem Wege zu einer wesentlichen weiteren Herabsetzung des Steuersatzes sein kann. Ein Jahr deutscher Rundfunk. Der junge deutsche Rundfunk hat die erste große Stufe seines kraftvollen Aufstiegs zurückgelegt. Aus diesem An laß bringt die Zeitschrift „Der deutsche Rundfunk" unter der Neberschrift ^Ziele und Wege des Rundfunks" Betrach tungen, denen wir folgendes entnehmen. Unjer verarmtes und verkümmertes Vaterland mutz jede Möglichkeit znr Förderung von Wirtschaft und Kultur ausschöpfen. Aber in unserer Not mutz die Entwicklung klar, weitblickend unt unter sorgsamster Vermeidung der Fehler und Rückschläge, wie sie beim Stundfunk in anderen glücklicheren Ländern aufgetreten sind, geleitet werden. Dir Ziele und Wege deL Rundfunks verdienen die schärfste Aufmerksamkeit der Be teiligten: der Benutzer, der Veranstalter, der Hersteller des Staates. Hohe Ziele sind es, dem das neue Kulturmittcl mit Aussicht auf Erfolg nachstrebt. Seine Einflüsse auf das wirtschaftliche, politische, kulturelle und soziale Leben sind unverkennbar. Der Rundfunk ermöglicht eine bequeme und billige Verbreitung von Musik, Literatur, Wissen, Nachrich ten politischer, wirischastlicher, krimineller Art, Ansprachen Predigten in weiteste Kreise, an Kranke, Blinde, Schiff-, Eisenbahn-, Luftschiff-, ForschungSretsende. Die durch die Technik entstandene Umwälzung aller Werte fortsetzend, be einflußt er die künstlerische Geschmacksbildung, die politische Einstellung, das geistige Gesichtsfeld großer Volksmassen. Er vernichtet die persönliche Kultur im geselligen Kreise zu Gunsten einer Einordnung des Einzelwesens in ein großes Ganze. Der Geist der Großstadt dringt auf das Land. In der Wirtschaft wirkt der Rundfunk vor allem ausgleichend auf den Preis und die Vorrats- und Bedarfsverhältnisse, belebt die Erzeugung, fördert die mannigfachsten Ziele des freien und des Börsenhandels, verringert Li« Verlustgefahr und verbcsseri die Preisberechnung. Im 2V. Jahrhunderi wirb sich durch den Rundfunk für die Nachrichtenverbrei tung ein Dienst herausentwickeln, von dem gleich gewaltige Leistungen und Wirkungen zu hoffen sind, wie die durch das Zeitungswesen im 19. Jahrhundert. Einige Zahlen mögen zeigen, was der Rundfunk heute schon leistet. Di« Zahl der benutzten Rundfunkempfangs- apparat« in de« Vereinigten Staaten von Amerika beträgt etwa V Millionen, in England 1 Million, in Deutschland etwa 250 MO. GS mutz doch an einer Neuheit etwas sein, wenn sie Funcke und flog in der Richtung nach der hochgelegenen Wantewttzer Kirche, in der Geschwindigkeit von etwa 40 Kilometer davon. Schon fürchtete man, der Ballon würde auf linkselbisches Gebiet verschlagen werden, was die Ver folger in ziemliche Verlegenheit gebracht haben würde, oenn zwischen Meißen und Riesa gibt e- keine Slbbrücke. Aber eS kam nicht zur Stvomüberschreitung. Außer Herrn von Funcke war noch Herr von Oerher mitgefahren, der die besondere Aufgabe hatte, von Zett zu Zett einen kleinen Fallschirm abzulassen. Wer eine« fand, bekam eine« Preis. Auch ein Fflmoverateur hat die Luftreis« mttae- macht. Die Herren erzählten, daß e- einzig schön gewesen sei und rühmten die wundervollem Blicke auf da-Moritz burger Schloß mit den blinkenden Wasserspiegeln» auf die ungeheure Fläche der Dresdner Heide, die Kuppen der Lausitzer Berge und der Sächsischen Schweiz. Di« durch- schnitiliche Höhe betrug IIOOMeter, die HSclKe Höhe 1400 Meter. In ruhiger Fahrt flog der Ballon über Priestewitz, ging dann westlich an Moritzburg vorbei und weiter nach Langebrück, Richtung Stolpen, Neustadt. Im sogenannten Anbau, LangbnrkerSoorfer Revier, angesichts der tschecho slowakischen Grenze, war der Ballon 4 Uhr 40 Minuten glatt gelandet, er hatte also die etwa 70 Kilometer in ziem lich gerader Linie in etwa IV, Stunden durchmessen. Innerhalb der vorgeschriebenen Zeit — 20 Minuten nach der Landung — waren bereits sechs Wage» zur Stelle und hatten den Ballon seines Blumenschmuckes als An wartschaft auf einen Siegerpreis beraubt. Nach und nach trafen wettere Wagen und Motorradfahrer ein. Lange Ge sichter, lebhafte Erörterung: warum, weshalb, wieso! Oberstlt. v. Funcke, der mit seinem Unparteiischen und zaÄ- reichen Hilfskräften, vor allem aus der Dorftugend, sttnen Ballon verpackte, aal, interessante Aufschlüsse über seine Fahrt. Eigentlich hatte er nach der Görlttzer Gegend ge wollt, aber der Wind stand nach der Tschechoslowakei zu und BMMWW im M» ob RWrit. Der Himmel machte ein recht -iveifelhaftes Gesicht und Mckte auch zeitweise einen leichten Sprühregen, als sich am Sonnabend mittag 44 Fahrzeuge (35 Kraftwagen und 9 Motorräder) zur Ballonverfolgung des dbuto-Spott-LlubS 1804 Dresden nach Nünchritz auf den Weg machten. Der dortige Gasthof glich einem kleinen Heerlager. Mit Karten, Koinpaß und Krimstechern bewaffnet rückten die Fahrer an und erörterten eifrig die Möglichkeiten, günstig abznschneiden. Die »Eilten Praktiker"' schweigsam, um ja keinen „Typ"' zu verraten; die „Neulinge'" bemüht, einen praktischen Wink zu erhalten. Bon dem Fullplatz der Chemi schen Fabrik von Heyden sollte der vom Dresdner Verein des Deutschen Luftfahrerverbandes Mr Verfügung gestellte Ballon „EridanuS" ausstergen. Am Gasthof wurde« zunächst die Aufstellvlätze für die Fahrzeuge verlost. Sie verteilten sich auf ein erhebliches Gebiet der Amtshaupt mannschaft Großenhain rechts der Elbe und lagen mitunter nicht weniger wie etwa 8 Kilometer von dem Aufstiego-rt des Ballons entfernt. Man las ans den gelben Karren, die die Teilnehmer gezogen hatten. Orte wie Roda, Leck witz, Merschwitz, Colmnitz, Peritz, Wildenhain, Zeithain, Riesa ((Abdrücke) usw. Ein sehr entfernt liegender Ott konnte ungünstig für den Teilnehmer sein, konnte aber mich anderseits die Chancen außerordentlich verbessern. Denn wer weiß, wohin der Ballon treibt? Ein Fahrzeug »ach dem anderen verschwand nach seinem Aufstellplatz. Die Wagen der Gäste, in denen Vertreter der Regierung, der Amrs Hauptmannschaft Großenhain, der Polizei und der Presse saßen, machten es sich etwas bequemer, denn Ne fuhren außer Konkurrenz, hatten aber gleichwohl den begreiflichen Ehrgeiz, möglichst als Erster zur Stelle zu fein. 3 Uhr 10 Minuten erhob sich der große gelbe, 600 Kubikmeter fassende Ballon „EridanuS", den der Dresdner Jereur üeS Deutschen Luftfahrerverbandes zur Verfügung Die Fallschi rme waren ein Kapitel für sich. Der erste, der 10 Minuten nach dem Start losgelassen wurde, pendelte etwa eine halbe Stunde umher, bald niedrig, bald hoch. Drei sind überhaupt nicht gefunden worden, zwei von diesen hängen irgendwo auf den Bäumen, der dritte beschließt in Deutschböhmen sein Dasein. Nach der Arbeit das Vergnügen. Siegerfeier in der Sektkellerei Bussard. Obertngenieur Graumüller hieß hier die Ver- treter der Regierung, der Dresdner und der Landes- Polizei willkommen und würdigte di« glänzenden sport lichen Leistungen, und Spottleiter Oesterreicher verteilt« mit DankeSwotten für die zahlreiche Teilnahme die Preise und überreichte Oberstleutnant von Funcke den Zwischen- landungSpreis als dankbare Anerkennung und Mr Er innerung an die Veranstaltung. In lebhafter Unterhal tung, bei Tanz und künstlerischen Genüssen, die Kammer- jünger Büffet, von dem Mitglied unserer Oper Schmal- nauer begleitet, vermittelte, blieb man noch manche Stunde beisammen und schied nur ungern aus dem Kreise, in dem spottücher Geist und freundschaftliche Beziehungen sich harmonisch ergänz«. Datlon-Verfolanngspreise: 1. Preis (bron zener Löwe von der CtaatSregierung)) Schulze aus Stoewer 9/32. 2. (Audt^PretS) Cttenitz auf Steiger 10/50: 3. Mit- tolbach aufNudt 14/35; 4. Becker auf Bresto S/M; 5. Ditt- rich auf Mercedes 10/40; 6. Graumüüer auf Audi 8/28. Fallschtrmpreise: 1. Mittelbach auf Audi 14/35; 2. Kraftfahrer Kuhn auf Viktoria; 3. Kraftfahrer Klee mann auf N. S. U. Trostpreise: 1. Groh auf Steiger 10/50; 2. Direk- tor Schmidt auf Apollo 4/16; 3. Nickel auf Dino- 8/35, 4. Kraftfahrer v. Pakm auf Garelli. Die Preise bestehen in Silber und Kristallglas. Außerdem erhielt jeder Fahrer eine geschmackvolle bronzene Erinnerungsplakette. Me-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview