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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-10-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192410251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19241025
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19241025
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-10
- Tag1924-10-25
- Monat1924-10
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.10.1924
- Autor
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„Na, ua, fachte!" schrie August Kranepuhl, als sn er hier rcchttnäßiger Herr. „Zum Donnerwetter! Bist Du verrückt, Kerl? Oeffne sofort, oder Du kommst aus Festung," vernahmen die vier. Da» Wort .Festung' schlug wie ein« Bombe ein. Der Einlaß Begehrend« war also kein Schneider, sondern G» war zu furchtbar. Man sah sich ängstlich nach einem Rotausgang um, erkannte aber, -aß man dem Verderben rettungslos in die Arm« geliefert war. Gn neuer Fußtritt und ein wutentstelltes.Oeffne, Kerl!' veranlaßte» August Kranepuhl, nach der Tür zu schleichen und de« Riegel sortzuschieben, nachdem man die Flaschen eiligst unter das Sofa versteckt hatte. Als Rellwitz eiutrat, fuhren alle vier in die strammste Paradestellung und stierten den Leutnant au wie den Leib haftigen. .Seid Ihr d«S Kuckucks?' konnte Rellwitz endlich frage«. ,Z« Befehl, Herr Leutnant!' warf sich Krusemark zum Spr^e» auf. .Wir wollten Kranepuhl zu einem Spaziergang abholen, nachdem er uns nämlich eingeladen hat. .. Näm lich ..... nämlich ' .Halt'» Maul, KamclI" wütete Rellwitz. .Rede, was ist hier los, Kranepuhl? Wie kommt Ihr in meine Woh nung? Wo ist Blasenthin?' .Zu Befehl, Herr Leutnant! Blasenthin ist verreist. Wa sem Vater ist, will sterben. Da mußte er kommen. Ich habe für ihn den .Roland' bewegt und den Frack und den Zchlapphut abgeschickt. Und die Parole....' .Halt! D u hast den Frack geschickt?' unterbrach Rellwitz. .Zu Befehl, Herr Leutnant!" .Warum hast Du nicht meinen Frack geschickt. Du drei doppeltes Heupferd?" .Zu Befehl, den hat Schneider Mellenroth geholt.' .Wie kommt der dazu?' .Zu Befehl, er sagte, er hätte noch kein ' .Halt! Und da hast Du einen Frack von dem Juden Feigeuspan geholt?' .Zu Befehl, Herr Leutnant!' .Wie konntest Du Dir das erlauben. Du .... Du. .1 Du ....' Erich von Rellwitz suchte vergeblich nach einer passenden zoologischen Bezeichnung für August Kranepuhl un schwebte in Versuchung, seine Rechte in intime Berührung mit ver Wange des Geknickten zu bringen. Das wäre doch eine kleine Erleichterung für seine ent schliche seelische Verfassung gewesen, die ihn seit seiner Ab fahrt von Berlin an Selbstmord hatte denken lasten. Aber .r bezwang sich, knurrte nur ein .Rhinozeros' zwischen den Zähnen, das August Kranepuhl als den Ausfluß potenzierter Ungerechtigkeit empfand, da er glaubte, mit der Weisheit eines Brahuiancn gehandelt zu haben, wid ließ sich wie in Verzweifelter auf das Sofa falle». Und die bei ihrer fröhlichen Kneiperei abgefaßten Sünder standen immer noch in strammster Paradehaltnng, mit fest an die Hosennähte geklemmten Händen und steif aufgcreckten Hälsen. Sie waren davon überzeugt, daß es ohne „Strammen" ,ächt abgehrn würde. Aber sie waren auch mit Ausnahme August Kranepuhls dahin einig, sich als verführte Unschulds lämmer auszugeben und alle Verantwortung auf den Im presario des verkrachten Unternehmens abzuivälzen. Endlich fuhr Erich von Rellwitz aus seinem dumpfen Brüten auf, stöhnte und erblickte beim Emporsehen die Front der Unglückswürmcr. „Zum Kuckuck, Kerls, Ihr starrt mich ja immer noch wie eine Vision anl Seid Ihr verrückt!" schrie er wütend und sprang auf. Tann fiel sein Blick auf einige noch uml er stehende Flaschen, eine hatte HagenowS Willem in nbcrmütmer Laune sogar an der Hängelampe ausgebaumelt, und erfaßte nun den Zweck der Zusammenkunft in seinem Zimmer. Vis jetzt hatte er in seiner dusteren Stimmung das Neben sächliche kaum erwogen. Vie eminente Frechheit, seine Wohnung zu dem Ort anszucrsehen, an welchem man eine Kneiperei in Szene setzte, bei welcher sein noch nicht bezahltes Bier de» Weg alles Irdischen ging, imponierte ihm beinahe. Zu anderer stunde hätte er vielleicht, trotz „der eminenten Frechheit,' ein erstauntes, ungläubiges Lächeln gehabt, aber heute fand er an oem Kongreß der Biertrinker nur einen Blitzableiter für seine durch die verkrachte Hoffnung in ihm erzeugte Stimmung. Er musterte jeden einzelnen der Missctäler mit ver- aichtendcn Blicken. Zuletzt blieb sein Ange an dem Gesicht August Kranepuhls hasten, daS den Ausdruck erbarmungs- vürdigster Niedergeschlagenheit und tiesiuuerstcr Zerkiur- chnng zur Schau trug. „Rede, Kerl!" herrschte er ihn endlich an. „Erkläre vir, wie Ihr dazu kommt, in meinem Zimmer eine Kneiperei ,u veranstalten, zu der ick die Kosten traue." August Kränepuhl hätte in diesem Augenblick eher er klären können, aus welchen Teilen sein Karabiner zusammen gesetzt sei, was ihm bislang in allen Jnstruktionsstnnden, trotz seiner fast dreijährigen Dienstzeit, kaum gelungen war, ohne die gröbsten Bocke zu schießen, als jetzt Erklärungen im Sinne des Leutnants Erich von Rellwitz abzngebcn. Dennoch versuchte er es. Er schnappte ein paarmal mühsam nach Lnft und begann dann: „Zu Befehl, Herr Leutnant! Hagcnoiv, krusemark und der dicke Emil . . . wollte sagen: Richter . . . hatten Dnrscht, als sie zu mir kamen und fragten mir ob ich nichts zu trinken wissen täte. Ich sagte: Trink, Wasser! Aber das wollte keiner nicht. Schließlich haben sie den Kasten Bier "raus gestöbert. Ich habe sie erlaubt, daß jeder eine Flasche trinken kann. Aber sie kamen dann in Geschmack und haben alles genommen. Und ich habe man bloß ein bißchen mitgelcckt. Herr Leutnant, ich bin unschuldig." „Wie ein eben geborenes Lamm, selbstverständlich!" er gänzte Rellwitz mit einem ironischen Anslacheu. Aber die drei hart Verklagter! wollten die zu Unrecht aufgebttrdete Rolle als Verführer nicht gelten lassen und versicherten unter einem racheschwörendcn Blick ans Krane puhl fast ä tswpo: .Kranepuhl lügt, Herr Leutnant!' „Wer fragt Euch!' donnerte Rellwitz. „Haltet Eure ungewaschenen Mäuler. Ich will nichts mehr hören. Morgen früh werde ich die Angelegenheit dem Herrn Rittmeister melden, und das klebrige werdet Ihr ja erleben. Aber darauf könnt Ihr Gift nehmen: Unter vierzehn Tage kommt keiner von Euch weg. Raus!' Als Kranepuhl ebenfalls sein strammes Kehrt machte, um mit seinen drei Kumpanen zu verschwinden, hielt ihn der energische Anruf des Leutnants zurück „Kranepuhl!" „Herr Leutnant?' „Ja, denkst Du denn, ich soll für Euch als Hausniccht fungieren und die Spuren des wüsten Gelages aus dem Zimmer räumen? Uebcrhanpt, wie's hier aussicht! Dcr Staub liegt fingerhoch auf allen Möbeln. Kein Stück steht an seinem Platze. Sofort schaffst Du Ordnung und dann kannst auch Du Dich zum Kuckuck scheren. In einer halben Stunde bin ich zurück, und wehe Dir, finde ich das Zimmer dann nicht i» tadellosem Zustande." Nachdem Rellwitz unter Assistenz August Kranepuhls das Zivil mit dem Ordonnanzanzuge vertauscht hatte, wobei sich uoch eine Blutenlese von wertvollen Benennungen über das Haupt des geknickten Sünders ergossen, verließ er das Zimmer, um beim Oberst seine Meldung zu machen. August Kranepuhl ging daran, den „tadellosen Zustand' für die einem Trödlcrladcn gleichende Bude herbeizusührcn. Er verfuhr dabei nach dem nur beim Militär bekannten System vom „geölten Blitz" und mußte sich innerlich über sich selbst wundern, daß er über eine Fixigkeit verfüge, von dcr er während seiner ganzen Dienstzeit käum etwas geahnt hatte. Schon lange vor Ablauf dcr festgesetzten Frist war dcr „tadellose Zustand' hcrgcstellt. Gerade, als er, sein Werk zum letzten Riale kontrollierend, im Zimmer auf- und abging, hier und dort noch etivaS zurechtrückte und die letzten Staubreste mit sciuem Drillichjackeuärmcl abwischte, klopfte es, und aus sein „Herein!" schlüpfte Moritz Fcigciispan in- Zimmer. Fortsetzung folgt. Aeievaliend. Die Dämm'ruug kam mit weichen Seidenflügrl» lind streute schon die ersten Träume auS: Ei» letzter Jodler von den Tnnuenbügeln — lind stille lag das kleine Försterbaus. Gemütlich war'S im Stübchen! Mutter batte Frisch eingebeizt und sich noch einmal nach. Bratäpfel schmorten aus der Ofenplatte Und Nndelduft durchströmte da« Gemach. Am Boden spielten Klärchen und Briaitte Und Fred, der Junae, saß am Fensterlet», Biß spaßig-ernsthaft in die Butterschnitte lind dachte: Wo mag nur der Vater sein? Da bellte es. Fred sprang zur Tür und lachte, „Der Vater kommt mit Waldmann, unser'm Hnndl Grüß Gott, berztiebster Vater!" — „Sachte, sachte.' Und drei Paar Lippen streiften Vaters Mund. Vttv Prombe» , Dresden S «erl»» »»» »ana-- «. Wln'-rlick. R»'-ka. — Fü r di- Redaktion «rantwortllck: velnrtck Utzlemann, Riesa« ErMler an der Abc. Belletr. Gratisbeilage zam „Riesaer Tageblatt". Nr. 48. Riesa, SS. Oktober 1924. 47. Jahr«. Vvm Reichtum des Glaubens. Die Frommen rühme» den Reichtum ihres Glaubens. Sie haben dazu auch volles Recht. Reich an Liedern ist der Glaube. Im Laufe dieses Jahres sind wir mehrfach daran erinnert worden, denn er brachte uns das vierhundcrtjährigc Jubiläum des evangelischen Gesangbuches. Ein Strom von Liedern begleitet Sie evangelische Christenheit auf ihrem Wege durch die Jahrhunderte. Aus einer fast unüberseh- oarcn Menge von Quellen wird der Strom gespeist. Aber nicht mir die Menge macht den Reichtum des Liedes aus, sondern erst recht sein Jnlmlt, der evangelische Glaube in seiner Fülle von Gedanken und Bildern des Göttlichen, von Gefühlen und Empfindungen tiefsten Schmerzes un seligster Freude, ruhiger Gelassenheit und jauchzender Be geisterung, erschütternder Buhe imd überwindender Ge wißheit. Reich ist die Wissenschaft an Aufgaben und Zielen, an Arbeitsweisen und Arbeitsgebieten, an Lösungen und Er gebnissen. Wer nur in einem Gebiet sich angesiedelt hat zu forschender Tätigkeit, findet soviel, daß kaum Zeit bleibt, den Reichtum der anderen einmal zu schaue». Reich ist die Kunst an Gedanken und Gestaltungen: auch der fleißigste Besucher dcr Museen wird nie fertig, neues zu entdecken. Reich ist die Technik an Entdeckungen und Erfindungen, an Fortschritten und Siegen. Der Glaube bleibt aber nicht zurück hinter dem Reichtum der Wissenschaft, der Kunst und der Technik. Welche Fülle von Arten der GottcSvorstellung und Gottesverehrnng nur schon bei den Heiden in alter und neuer Zeit! Allein diese Menge setzt in Staunen. Wer ein Buch dnrclchlättert, wie Fr. Heilers großes Werk über das Gebet, der ans den Völkern aller Jahrhunderte un aller Länder Gebete gesammelt bat, der wird bewundernd diese mannigfaltigste Fülle wahrnehmen, von dem ehrfürch tigen und doch herzlichen Gebet eines so ganz primitive« Volkes, wie der Ainu, bis zu dem glühenden Hymnus der Griechen oder Inder, und bis zu -cm geisteHmächtige« Beten Luthers. Ferner, welch eine Fülle von Organisationen hat nur die christliche Kirche allein geschaffen: -ie schlichte llrge- meinde in Jerusalem, eine Großftadtgemeiude unserer Tage, -ie Gemeinde des kleinsten fernsten Dorfes: alle so gestal- tet, daß den Gliedern -er Zusammenhalt gewährt und der Reichtum der göttlichen Offenbarung doch irgendwie zu gänglich ist. Welch' eine Verschiedenheit zwischen der Bruder schau, die Franz von Afsissi um sich sammelte, -und dcr Brü dergemeinde, die Zinzendorf ins Leben rief: zwischen einer Gemeinde am Ausgange des Mittelalters mit ihrer ivoblge- fügten Hierarchie und ihren reichgeglicderten Bruderschaf ten, ihre» Domen und Kapelle», und der Gemeinde eine größeren Ortes heute mit ihrer sorgsam durchdachten Ver fassung, ihren Vertretern, Vereinen, Schwestern und Hel fern, ihren Kirchen und Gemeindesälen. Welch' ein Reich tum an Gaben und Begabungen, an Arbeit und an Ziele». Aber das alles doch nur deshalb, um den qwellende« Reichtum des Glaubens selbst zu fasten und den Gemüter« zuzulciten. Der Reichtum des Glauben- ist dcr Reichtum Gottes und des Heilandes. Bei ihm findet doch jede Seele, was sie sucht für ihre Anfechtung und ihre Not, für ihre Kragen und ihre Zweifel, wenn sie eben ihn fragt und ihn zu sich rede» läßt, ohne dazwischen zu reden. Wer Gott sich btugibt, empfängt soviel Ansporn, daß er nickt müde wird im Alltag, soviel Erweckung, daß er nicht matt wird, soviel Aufgaben, daß er nicht an sich denkt, soviel Trost, -aß er nicht verzagt, soviel Gnade, daß sein Leben nicht ausreicht, sic zu fassen. „Bon seiner Fülle haben nur alle genommen Gnade um Gnade nm Gnade" (Job. 1, 16) Dr. Benz. Die andere Liede. Humoreske von Fritz Gantzer. ^Nachdruck verboten.) Leutnant Erich von Rellwitz traf in fieberhafter Eile -ie letzten Vorbereitungen zu seiner Abreise nach Berlin. Un fieberhafte, rasende Eile war geboten, wen» er nicht den um iu Uhr in dem ^kleinen wcstpreußischcn Landstädtchen haltenden Schnellzug versäumen wollte, der ihn aus dem gott vergessenen Neste, das ihm ein grausam wild' Geschick als Gar- »iso» beschert hatte, nach der Metropole tragen sollte, allivo die von Rellwitz im Hotel Bristol morgen ihren Familicntag zu begehen beabsichtigten. Eben stand er vor dem blinden Spiegel, dem Prunk und Prachtstück in seiner sonst ziemlich kahlen, nüchternen Leut- nant-bude, die er im Hause des Bäckermeisters Wilhelm Litz mann bewohnte, und band sich die Krawatte vor. Denn ei wollte in Zivil reisen. Während dieser Prozedur, die in folge einiger Ungeschicklichkeit und der widerhaarigen Schnall« ziemlich langsam von statten ging und ihm schon die erste» Schweißperlen aus die Stirn trieb, gab er seinem Bursche» Friedrich Blasenthin die letzten Befehle. „Heule nachmittag „Roland" bewegen, eine Stunde, morgen abend .Parvlebuch denn Burschen des Herrn Leutnants von Kirchbach einschen nnd Dienst für Freitag notieren." „Zn Beseht, Herr Leutnant!" „Noch mehr! Gleich nachher packst Tu Donner- wettcr! Dieses Biest von Krawalle macht mich noch verro tt! Da will ich ja lieber zehn Wochen lang die dümmsten vol- Nischen Rekruten drillen, als ein solches Monstrum um meinen Königlich Preußischen Kavallerisieuhals würgen." Er wackle die verzweisellslen Anstrengungen, wurde feuer- rot im Gesicht und trat von einem Vein ans das andere. Endlich saß das Band glücklich in der Schnalle. Dem heftigen Ruck dcS ZuzichenS hielt sie aber nicht stand, die -nnnen Fäden rissen, und die Krawalle rutschte wieder herab. „Pest und Schwefel!" fluchte Erich von Rellwitz. „Ich versäume den Zug, wenn das so weiter geht" »Zn Befehl, Herr Leutnant!" bestätigte Friedrich Blaien- thiu mit stcreoluper Ruhe, während er die letzten Kleinigkeiten der Reiscntensilicn in Len brannlcderne» Handkoffer pfropfte. .Zum Kuckuck mit Deinem blödsinnigen .Zu Befehl!', schrie Rellwitz. „Suche lieber schnell eine andere Krawatte heraus." Während er das schon über eine Stuhllehne gehängte chicke Frühjahr sjackctt anzog nnd die Manschetten ausstreifte, kramte Blasenthin iu eurem Karton herum, den er den etwas unordentlichen Tiefen eines Kommodcnlastcus entrissen hall«, und rapportierte naL längerem Luchen: „Sie haben meistens keine Schnallen, Herr Leutnant, und von die, die welche haben, ist ein Band abgerissen." „Dann spring schnell zum Ehrenberg 'rüber und hol ei» anderes Ting, ich kann doch nicht ohire Krawatte reisen.' Friedrich Blasenthin richtete sich stramm auf, legte die Hände an die Hosennaht und berichtete, keine Miene verziehend: „Ter Ehrenberg pumpt uns nichts mehr ... Da find nvch zu bezahlen: zwei Dutzend Handschuhe, fünf Stück . . .' „Himmel, wer fragt.Dich jetzt darnach, ivas ich dem Kerl schuldig bin! ... Dieser Ehrenberg ist ein Kamel .., Dann suche Nadel und Zwirn nnd kurier den Schaden!" Ter Bursche stellte das halbe Zimmer ans den Kopf, um die für die Reparatur nötigen Gegenstände zu finden. Er ent deckte schließlich nach längerem Bemühen de» elenden Rest eines Zwirnlnäucls und eine Nähnadel in friedlicher Eintracht mit einigen Zigarreurestcn nnd angebrani.tcn Streichhölzern ia einem Aschenbecher. Während er die Schnalle mit ungeschickte« Slicheu befestigte, nionologisierle sein Leutnant in tiefsinnigem Grübeln: „Es ist lächerlich! Nicht einmal eine erbärmliche Kra walle borgt einem solche elende Krämerseele mehr. Allcs wird dickfellig. Ich muß mit dieser Vtiscre tatsächlich ei« Ende machen. . . . Na ja, deshalb reise ich ja hauptsächlich tu ilnserm Familicntagk Das siemrciche Büschen, weit unten bart vom Rhein her, wird nicht nein sagen, wenn ich »Hk Morgen scierlichst Herz nnd Hand antrage. Ta» liebe Mädel hatte schon immer solche kleine Leidenschaft für mich." Unterdessen vollendete Blasenthin glücklich seine Näherei, band seinem Herrn das revaricrtc Dina um und nahm nutet
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