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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-12-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192412200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19241220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19241220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1924
- Monat1924-12
- Tag1924-12-20
- Monat1924-12
- Jahr1924
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1924
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mevks n»x nach. Ich weiß sogar, Tie bringen Grüß« aus Königsberg. Hab' ich nit recht?" »Das haben junge, reizende Damen immer,- stimmte er eifrig zu und hatte sein SchwerenSterlScheln um den mo- dischen Schnurrbartmund. »In diesem besonderen Fall aber staune ich geradezu über Ihr Wissen. So hätte ich viel leicht gar da» hohe Vergnügen, Fräulein Traute Weyland in Ihnen begrüßen zu dürfen?" »Falsch. Sie raten weniger gut. Da muh ich Lü delsen. Also, ich bin nur die Barbara." »Wieso — nur?" »Well ich die jüngere bin und mein' Schwester Traute überdies jetzt die Hauptperson im Haus. Da hat» halt was Besseres vor, als sich über dies traurig» Herbstbild zu giften» wie ich gerade tat." Freilich, wo hatte er denn die Augen gehabt. Nell«; schilderte ihm eine zarte, wunderliebliche Nheinnixe, die» junge Mädel aber in feiner hochgewachsenen, fast schon ein wenig derben Stattlichkeit war eher Walküre zu nennens Indes, auch Fräulein Barbaras gigantischer Typus gefiel ihm. Und stand nicht auch sie im Goldglanz des Reichtums? Dieser schöne Schein wob auch um die blonde Walküre ein magisches Licht. Also interessierte sie ihn mächtig. »Ein herrlicher Zufall, daß «Ur gerade ein Fräulein Weyland freundliche Führerin sein will," sagte er enthu siastisch. »Um Ihren Spaziergang möchte ich Sie jedoch nicht bringen, Fräulein Barbara. Vielleicht hatten Si» »in andere» Ziel?" „Rix Wichtiges. Ist egal, wo ich geh'." Damit machte sie mit einer mehr grotesken denn anmutigen Bewegung kehrt und plauderte im kräftigen Ausschreiten zwanglos weiter: »Ich begleite Sie ganz gern, Herr Hartweg. Da sieht ma-> ein« andere Miene. 'S ist nämlich jetzt fad daheim. Sie werden » gehört haben, mit der Les« war » wi«d«r nix. Da gibt » bloß faule, verdrießliche Zeit. And wenn dann noch 'ne Braut im Hau» ist, um die sich'» letzte bißle Leben dreht, ist's Zufchauen erst recht 'ne triste Sach'. Da lief ich halt 'naus. Aber 's öde Land ist auch nit lustig. So geh' ich halt mit Ihne zurück, und Sie erzählen uns was vom feinen KSnigsberg. Traute schwärmt als fort davon. Ist's denn solch' schön Städtle? »Ob es das ist," rief er in plötzlich erwachtem Lokäl- oatriotismus. »Ihr Interesse ist nicht verschwendet und mir speziell sehr schmeichelhaft, Fräulein Weyland." »Nun, man hört und sieht halt gern was anderes. In so ner öden Zeit läßt man sich selbst die Preuß' ge fallen," lachte sie mit ungenierter Offenherzigkeit. Er ignorierte den kleinen Stich der Walküre. Der dielt den Weg zum Ziel nicht auf. Schließlich lockte ibn doch stärker die zarte Nixe. »So wären Sie mehrere Schwestern zu Haus?" sagte er ablenkend. »Wie kommen s darauf. Sind immer bloß zwei ge wesen." »Ja, aber — die Braut " »Nu, 's Trautle ist's doch. Hat sich just verlobt." In feiner grenzenlosen Verblüfftheit machte er ein Gesicht, da» nichts weniger denn geistreich war. »Davon sprach meine Cousine nicht," stotterte er. »Wie lang find'» denn fort, Herr Hartweg?" »Gut acht Tage. Jawohl, mein Urlaub ist leider schon halb dahin." »Ja, da könnt' die Nella noch nix davon wissen. Trautes Glück ist erst 'n paar Tage alt. Und Karten wollt's gar nit mal gedruckt haben. 'S mär' nit die Zelt zu prahlon, sagt's. Ja, du m«in, solch' glänzend' Partie bleibt trotzdem was Gut s, und neidisch Volk gibt'» immer. Mas brauches da sein Glück zu verstecken? 'S währt nit lang, und 's Trautle sitzt im schönsten Weingülle an der Hardt." »So—o. Da muß man freilich gratulieren. Und großen Glück gehen Sie au» dem Wege, Fräulein Barbara?" »Nit aus Verdruß, was denken s denn?" War sie beleidigt? Er sah, wie sie die starken, r,<isjen Zähne fest zusammenpreßte, wie ein Zug von :.ger Auflehnung in ihrem runden, sonst ziemlich aus- LiuHiosen Gesicht arbeitete. »Natürlich, sie ist kriegerischen Sinnes, die Walküre," ur-crtte er. bsr nun sagte sie, gleichsam in ruhiger, natürlicher Erläuterung: »Bloß Traute gefällt mir nit recht. 'Ne L-aut mit iolcher Zukunft müßt 's Glück dankbarerzeiaen. mein' ich. Aber kein Scherz, kein Lachen geht ihr uver die Lipp'. Nit viel mehr als en Steinbild! ist's. Und alle gehen s drum rum und beten s an. Ich mag's nit mehr sehen, das fade Getu' von Vater und Muhme Lowis. »DieserSchüttle, ein großer, mächtigerMann tst's, d^r fest auftreten kann, geht so leis' und behutsam einher, als wä? was Krankes im Haus. Das ist nit richtig, und ich mag'» nit." »Ihre eigene Verlobung wird um so lustiger sein, wie?" »Ich hoffe. Nehme ich mal einen, weiß ich sicher, warum und zeige mein Glück. Aus'm Trautle ist schwer Vug werden. So n bißle hintersinnig war's immer." „Wär' es leichter. Ihnen zu gefallen, Fräulein Bar bara?" Ein feuriger Werbeblick seiner blitzenden Augen umfaßte sie. Sie wurde rot. „Kam' darauf an," sagte sie kurz. Dann nach einer kleinen Verlegenheitspause lächelte sie kühl: »Heiraten werd' ich natürlich. Aber 's Haus gilt mir mehr als die Schneck ." Also diese noch ungeschliffene Perle wollte nur in kostbarem Schrein gebettet sein? »O weh," scherzte er. „Und wenn nun einer käme, der nur ein Herz voll Liebe zu bieten hätte?" »Ich hoff', so verwegen ist keiner. Ich müßt' ihm sa sagen, er sollt' zuvor 's Häusle fein richten, ehe er ans Freien denkt. Denn so gehört pch's halt." „Fräulein Barbara, man merkt, Sie wissen nicht, wi« Liebe tut." „Ich mein' halt, sie ist Wie n Nußkern. Gar nit zu denken, ohne die Schale. Und wär» anders, bin ich nit neugierig." Inzwischen hatten sie eine weitere Biegung Um schriften, und nun lag plötzlich das große Haus greifbar nahe in der Talmulde. Und da sagte auch Bärble rasch: „Daheim. Jetzt bring' ich Sie dem Trautle, Herr Hart weg. Mit dem können Sie eher klugschnacken. 'S hat auf Stadtbilduna gelernt, ich weiß bloß in Haus und Wein- gärtle recht Bescheid." „Sind aber gerade in den schönsten Lernjahren. Und Liebesstudien zum Beispiel sind nicht schwer, jungen Damen aber immer interessant, sagt man. Ich wette. Sie werden noch Meisterin, Fräulein Barbara, nur müßte freilich der rechte Lehrer kommen." »Wäre verlorene Mühe," lachte sie, lustig auf den Scherz eingehend. „Für ein Leben, wie ich'» mir denk', bin ich halt gescheit genug." Nun führte sie ihn durch einen weiten, herbstkahlen Borgarten, dem man gleichfalls die lange, verderblich« Regenperiode ansah, ins Haus. Hier aber umfing ihn sogleich ein Hauch von Wärme und Behaglichkeit. Im Karnin der großen Diele loderte ein Helles Holz feuer. Auf der italienischen Steinmosaik des Estrichs standen altersdunkle, mächtige Schränke, deren kunstvolle Holz schnitzerei seine Bewunderung erregte. Da waren präch tige, eisenbeschlagene Truhen und ein großer, schwere« Rundtisch, den hochlehnige Eichenstühle mit dunkelge tönten Saffianpolstern umstanden. Das alles sah ung«-' mein gediegen Und anheimelnd aus. So gewann Heinz den angenehmen Eindruck, eine« jener soliden Urväterhäuser zu betreten, wie sie häufig ein« ältere, gewissenhafte und gut fundierte Zeit unter sorglose« Raumverschwendung zu erbauen liebte. Tine feudale, trotzige Willkür, die sich die teils beengtere, teils leicht innigere Gegenwart nur mehr in Einzelfällen gestatten Dann ging es eine wundervolle Stiege hinan. Herrlich geschnitzte Eckpfosten trugen das massive Säulengeländer. Mit den Ampeln und Kronen einer elektrischen Beleuch tung machte man hingegen der Moderne Konzession. Aber hier machte man sich keines Anachronismus schuldigt denn die schönen, eigenartigen Lichtarme fügten sich stil voll der köstlichen Holzdekleidunz der Wände unv Treppen ein. Heinz sagte sich, die prächtige Leuchtaulage in solche« Landeinsamkeit könne nur mit erheblichen Kosten erreicht worden sein und hatte somit einen neuen Anhalt, Schluff« auf die beneidenswerte Lage des Herrn Weyland zu ziehen. Die Perle Barbara stieg immer höher im Wert. End lich stand er in einem weiten, halb altertümlich, halb modern anmutenden Gemach dem lieblichsten Mädchen gegenüber, das er je gesehen. Ja, das ivrr die Nbeinnixe, wie er lle sich ooraestellt» ooer auch väs yölve Möselblümchenbild, wie Nella es ihn» «ntzückt geschildert. Gleich der Schwester trug auch Traute Weyland ein schlicht herabfallendes Kleid von weißem Kaschmir, aber wi« «del und vornehm stand ihre zarte, feine Gestalt neben dem starkknochigen Walkürenwwchs »rr jüngeren. Barbara entfernte sich alsbald, um Vater und Bruder von dem Besuch zu unterrichten, und es war Heinz nicht unlieb, sich emstweilen ausschließlich der reizenden Traut« widmen zu können. Auch hier bahnte sich schnell eine flüssige Unterhaltung an, und jetzt war das Thema Nella eine nicht sobald ver siegende Quelle. Und da machte er die Entdeckung, daß die Marmorbrauh wenn auch nicht herzhaft lachen, so doch sehr anziehend lächeln und mit anmutiger Naturfrische plaudern konnte. Die goldenen Flämmchen in ihren blaudunklen Augen l gewahrte er freilich nicht. Felix mußte damit eine be sonders günstige Minute erhascht haben, oder auch sich I einer außergewöhnlichen Sehkraft erfreuen. Na ja, er hatte wohl so 'ne Art Portsnaugen, hatte e» fertiggebracht, 'auch noch ein halber Schriftsteller zu sein, der nüchterne Vureaukrat, und heimste für die abseitigen Bocksprünge sogar ein nettes Stück Geld ein. Ergo, er mußte eine be sondere Fähigkeit besitzen zur Menschenschau. Allerdings, bei diesem wundersüßen Motto war der dichterische Ausschwung begreislich und nicht schwer. Ob er aber so feurig in die Saijm gegriffen, hätte er die schön« Maid als di« Braut des andern gesehen? Heinz zweifelte. Mußte er selber doch nun weise die Glut dämpfen, die ein Irrtum in ihm entzündete. Dennoch steckte er nun sein Licht nicht völlig unter den Scheffel. Denn erstens konnte er ohne Frauenhuld nicht leben, vorausgesetzt, er hatte es mit liebenswürdigen und liebreizenden Wesen zu tun, und zweitens konnte diese» an mutige Mädchen immerhin mal eine Schwägerin werden, die man gut täte, sich warm zu halten. Da sie «ine Person von Bedeutung im Hause Weyland sein sollte, war es klug, sich ihr von vornherein angenehm zu machen. Nach einer Weile kam Bärble wieder. Aber allein. Later sei eben mit einem Herrn nach Haus aekommen. Den hätte er sogleich in sein Zimmer geführt. Nun ginge es da laut her. Wie im Streit. Man höre die Stimmen schon auf der Treppe. Vater vor allem, der scheine sehr erregt. Der fremde Mensch komme sicher in übler Sache, und Vater habe nachgerade genug Zuwideres letzthin gehabt. „Jetzt sind mal Sie auf falscher Fährte, Fräulein Bar bara," sprach Heinz ihr lächelnd in die eifernde Rede. „Der verdächtige Fremde wird mein Bruder sein. In Sörgenloch von einem Freunde aufgehalten, wollte «r Mir hierher nachfolgen. Ich versichere Sie, mein guter Felix denkt nicht daran. Streit anzufangen, noch Ihrem Later Unannehmlichkeiten ins Hau« zu tragen. ^Er ist ein Herr von der Regierung," wandte da Traute zaghaft ein. „Auf die ist Vater leider nit gut zu sprechen." » Sie war sehr blaß geworden bei feiner Erklärung, in ihren Augen zitterte ein banges Erschrecken, al» er des Bruders erwähnte. „Das ist freilich bedauerlich. Doch seien Sie versichert. Meines Bruders Besuch ist völlig harmloser Natur. Er ist weder befugt noch gewillt, hier Gesetze diktieren zu wöllen, ! da» weiß ich gewiß, wenn ich auch nicht ahne, inwieweit i Ihr Herr Vater an der Winzeraufsässigkeit beteiligt wäre. Kämen indes solche Dinge zwischen den Herren zur Sprache, io mag es da vielleicht Meinungsverschiedenheiten geben, doch gewiß keine ernsthaften Ungelegenheiten." Allein die blasse Traute schien nicht völlig widerlegt. »Ist Jörg nit da?" fragte sie unruhvoll die Schwester. „Nein. Und gut ist's. Der göss' am End' noch Oel ins Feuer. Ist doch längst Vaters stiller Widersacher in der fatalen Geschichte. Hätt' er nun 'nen Herrn von der Regierung zur Leit', möcht' er mal offen Front machen. Könnte aber leicht sein, Jörg kam' nun mit Schüttle heim. Das könnte was geben. Da mußt du ein bißle nett sein, Trautle, und schauen, daß Vinzenz oben bleibt. Ich sorg' schon, daß er nit gleich zu Vater 'neingerät. — Sie müssen wissen," wandte sich Bärble erklärend an Heinz, „der Herr Schüttle ist womöglich noch mehr erbost über all die viele'Schererei als Vater halt." „Leider," hauchte Traute. Heinz sah, wie ein Zittern ihren zarten Körper überflog. Trug sie denn ernstliche Be sorgnis darüber? Angesichts solcher Unruhe konnte er nur sagen: „Wenn Sie Unannehmlichkeiten befürchten, meine Daruen. mutz «in Zulammeutr-^n-v-rrviabm empfehle mvy daher schleunigst und nehme «einen Braver? den Friedensstörer wider Willen, sogleich mit fort. Da« findet Herr Schüttle die Lust rein." „Nicht doch," wehrte indes da» Bärble entschied«««. „Was denken Sie nur von der rheinischen Gastlichkeit? Muhme würde schelten, Netzen wir Sie trockenen Munde» gehen. Rein, Sie dürfen ihr nit die Ruh' nehmen. Ich hör' sie auch schon kommen. Sie werden ihr doch Guten- tag sagen?" So mutzte Heinz denn Muhme Lowis be grüßen, die von Bärble von dem Besuch unterrichte^ sich in Eil« das schwarzseidene Eonntagsgewand angezogea und nun bewogen fühlte, die Honneurs de» Hauses Wey land zu machen. So kam sie in ihrer stattlichen Würde und Behäbigkeit herein, von einer Magd gefolgt, di« ein Tablett mit schön geschliffenen Gläsern trug, in denen der Federweitze duftete, den Heinz nun nicht ungern pro bierte. Unterdes nahm unten im Herrenstüble jenes erregt« Gespräch seinen Fortgang, das sich unter den zwei sich seither persönlich unbekannten Männern in einer so leb haften Weise fortspann, daß nicht selten die lauten und heftigen Sprachtöne durch die schwere Balkendecke herauf« drangen. Zosevh Weyland hatte den anderen auf dem Wege zu seinem Hause angetroffen und ihn, nachdem er sich al« RegierunassekretSr Hartweg ooraestellt, mit jener Zurück- Haltmr-, die er seit einiger Zeit für fremd« Besucher beob achtete, zum Eintritt geladen. Hinterher legitimiert« sich Felix freilich als harmloser Setter einer Cousine, di« Fräulein. Weylands Pensionsgesährttn gewesen sei und seinem zeitweilig am Rhein weilenden Bruder Grüße an Fräulein Traute mitgegeben habe, während er selber nun, au« der Sörgenlocher Nachbarschaft kommend, diesen Bruder, der ein Unkundiger der Gegend wäre, abhoien wolle. Das Nana unverfänglich, und Weyland war schon daran, seine scharfe Dachmiene in die ihm besser stehend« und auch natürlicher eignende joviale Liebenswürdigkeit umzusetzen, als Haftweg nach dieser harmlosen Einlei tung em Thema anschlua, das Weyland sofort wieder mißtrauisch machte. Deshalb führte er nun auch den Herrn Sekretär Hartweg nicht ohne weiteres seiner Familie zu, sondern zog es vor, ihm zunächst privatim ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Dom mißratenen Herbst kam Felix Hartweg nämlich auf die sich stetig verschlechternden Erwerbsaussichten der Winzer im allgemeinen zu sprechen, ihres unausbleiblich völligen Niederganges aber insbesondere dort, wo d« Weinbauer sich hartnäckig sträube, den gesetzlichen Bor schriften, die ja doch nur seiner Hebung dienen sollten, nachzukommen. Das war ein Thema, das Weyland nur zu leicht in Hämisch brachte. Wenn Hartweg nun in durchaus maßvoller Weis« seine Ueberzeugung vertrat, eingedenk des Vorsatzes, de« Later seines Tcaumidol» in nur sanfter Art durch et» gütliches Zureden auf den Weg zweckdienlicher Vernunft z« fuhren, so stieg dem Weyland hingegen eine cholerische Hitze zu Kopfe, in der er seine gegenteiligen Ansichten « schroffer, ja fast beleidigender Weise und mit einer dröh nenden Heftigkeit verfocht, die es Felix dann sehr er schwerte, ruhig zu bleiben. Es mutzte ihn verletzen, wen» der «ifemde Mann seinen Groll alsbald in allzu persönlicher Kampssucht austrug. Kein Wunder, daß sie schließlich streit bar anetnandergerieten, so gem Felix Hariweg das auch vermieden hätte. „Herr, Sie reden da wie der Blinde von der Färb«," sprach Weyland jetzt in heißem Zom. „Was verstehe« denn Sie oom Weinbau? Haben Sie überhaupt '»« Ahnung von der schweren Müh', mit der wir uns da« lange Jahr durch plagen?" Und heftig, ein beschwichtigende« Zugeständni« do anderen blindwütig überhörend, grollte er weiter: »Ja wohl, so'n papiemer Erlaß ist leicht gemacht, daß uttr aber mehr tun, viel härter und heißer schuften «mb sorgen für « Gedeihen unserer Reden, wenn auch nit aus neumodische Art, aber doch jo, wie sich'« fett Jahrhun derten bewährte, dar wollen di« Herren am grünen Tisch nit einsehen, well sie « ntt verstehen hall und dämm unte» schätzen. Die neue Mod', dt« st« diktieren, ist aber «M gleich die bessere." „Seien Sie kein Tor, Herr Weyland. Begreifen Stt doch, gerade Ihre unendlich saure Arbeit will man Iha« mit den Errungenschaften der Neuzeit erleichtern." ; Weyland lachte herb auf. „Im Gegenteil, -er^ vollends minieren werde ich mein« Redgärtte mit d«m «am
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