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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041220017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904122001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904122001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-20
- Monat1904-12
- Jahr1904
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2. Beilage Dienstag, 20. Dezember 1S04. Leipziger Tageblatt. «eite 9. Ar. 616. Morgen-Ausgabe. Feuilleton. Der plüschene Schlafrock. Eine Humoreske von Michael Sawka. Der Rentier Herr Becker war schlechter Laune! Man denke: Frau und Töchter waren sofort nach Tisch aufgebrochen, um sich die neuangelegte Eisbahn „anzusehen" — und jetzt war es bereits 6 Uhr und Herr Becker saß da und mußte das Haus „hüten". Es war unerhört von Len Frauenzimmern, wie der Grollende sich ziemlich ungalant in seinem Selbstgespräch ausdrückte. Herr Becker kam sich wie ein Märtyrer vor und arbeitete im Geiste eine Strafpredigt aus, mit der er die Seinen beim Nachhausekommen empfangen wollte. Wie man sieht, war Herr Becker ein ziemlich strenger Gatte und Vater. Was wußte er davon, oder besser gesagt, was kümmerte es ihn, daß das eigentliche Leben und Treiben auf einer Eisbahn erst gegen fünf Uhr abends begann, und daß seine Töchter sich doch auch ein mal unterhalten wollten, trotzdem die Mama nach Hause drängte. Eischen, die jüngste — die jüngsten sind immer die kecksten und verwegensten —, wußte die Mama zu beschwichtigen. Man amüsiere sich geradezu himmlisch, dem Papa werde es gar nicht einfallen, zu Hause zu warten — keine Spur! Er müsse längst bei seinem Stammtisch im „Blauen Hecht" sein — natürlich! Und so blieb man ein Viertelstündchen und noch ein Viertel stündchen, und zu Hause brütete der Papa unheil schwanger über einer sulminanten Strafpredigt. Plötzlich kam Herrn Becker eine Idee, und zwar nach seiner Ansicht sogar eine prächtige Idee, denn sein finsteres Gesicht heiterte sich mit einem Male auf. Es siel ihm nämlich ein, daß er nach langer Zeit wieder ein- mal ungestört eine strenge Besichtigung der Küche, des Kellers und aller Wohnräume vornehmen konnte. Da werden gewiß „Schlampereien" ans Tageslicht kommen, und die wären ihm jetzt gerade recht, sozusagen ein „ge fundenes Fressen" gewesen. Zuerst kam die Küche an die Reihe. Hier fand Herr Becker manches zu tadeln, so entdeckte er zum Beispiel zu seinem größten Entsetzen oder — wie man es gerade nehmen will, denn Herr Becker war nicht einmal selbst darüber im klaren — zu seiner größten Freude, denn nun hatte er eine Handhabe, um über die „schlampige Wirtschaft" gehörig loszudonnern, zwei Stück Butter an gefangen. Man denke, zwei Stück auf einmal! „Na, die Frauenzimmer können sich freuen", brummte Herr Becker und musterte kritischen Auges alles, um sich die geringste Unregelmäßigkeit gehörig einzu prägen. Herr Becker gehörte nämlich zu einer Sorte von Männern, die der Schrecken aller Hausfrauen sind: zu den sogenannten Topfguckern. Die Kleiderschränke wurden selbstverständlich eben falls einer fürchterlichen Musterung unterzogen. Ta gab es wieder so manches, worüber der Hausmärtyrer gar un mutsvoll das Haupt schütteln mußte. „Na ja, ich sag's ja! Die besten Kleides werden an Wochentagen getragen und dann wird gejammert: „Ich habe Sonntags nichts an^uziehenl" .... Na, wartet nur, ich werde Euch gehörig einheizen." Da, was war das? .... Herr Becker traute seinen Augen kaum. Im Kleider schranke hing, versteckt im Winkel, ein Schlafrock, wohl gemerkt: ein fremder Herrenschlafrock. Herr Becker zog ganz verdutzt das Kleidungsstück aus dem Schrank und besichtigte eS neugierig beim Lampenlicht. Ig. es war ein Schlafrock, aber wie kam dieser hierher? Sollten seine Mädchen hinter seinem Rucken eine Liebelei, irgend- welche l>eimliche Verhältnisse haben? .... Nein, das war undenkbar, er kannte seine Töchter genau. Und dann würde der Schlafrock anch nicht so «so» kkHue im Schinnk hängen Herrn Becker wurde es beim Meditieren, ganz heiß. Tann schlug erlich mit der Faust vor die Stirn: „O, ich Esel!" Natürlich! Der Schlafrock, der ihm so viel Kopfzer brechen und einen so großen Schreck eingejagt hatte, wenn er auch das letztere sich jetzt nicht eingestehen wollte, war ja für ihn selbst bestimmt. Selbstverständlich! Vor einigen Wochen hatte er nämlich einmal bei Tische die Frage aufgeworfen und erörtert, ob es nicht an der Zeit wäre, einen neuen Schlafrock zu kaufen. Er hatte sich beinahe schon für einen aus Plüsch entschieden, aber dann wurde die Angelegenheit verschoben — der alte konnte noch ganz gut ein Jährchen dienen. Nun war dieser Schlafrock neu, aus Plüsch — es war sogar Herrn Beckers Lieblingsfarbe: olivengrün — und saß ihm, als er ihn anprobierte, wie angegossen. Und da das Weihnacbtsfest sozusagen vor der Türe stand, so war es die diesjährige Weihnachtsübecraschung für ihn, das war sonnenklar. Herr Becker fuhr liebkosend mit der Hand über den Weichen Plüsch: er war beinahe gerührt, daß die Seinen ibm den Wunsch förmlich von den Augen abgeguckt hatten. Es war nur gut, daß er hinter die Schliche ge kommen war, sonst hätte er sich am Weihnachtsabend, wie gewöhnlich, nur mit den iiblick>en Kleinigkeiten eingestellt, und dies wäre ihm peinlich, recht peinlich gewesen, den teueren Schlafrock anzunehmen, ohne Fran und Töchtern entsprechende Gegengeschenke gegeben zu haben. Denn auf Revanche hielt Herr Becker immer. Deshalb lvar er jetzt seelenvergnügt, daß man ihn heute allein als Hüter des Hauses zurückgelasien hatte. Aus diesem Grunde hatte er selbstverständlich kein Wort des Vorwurfs, als Frau und Töchter erst um acht Uhr heimkamen. Ueber die zwei zu gleicher Zeit auf- geschnittenen Stücke Butter wurde der Schleier des Ver gessens gebreitet, der die Gestalt eines Schlafrockes aus olivengrünem Plüsch batte. Auch in den nächsten Tagen war Herr Becker zu Hause — zur größten Verwunderung aller — merk würdig gut aufgelegt. Und so war der Weihnachts morgen herangekommen. Schon um acht Uhr früh machte sich der Herr Rentier zum Ausgehen bereit, um die Weih nachtseinkäufe zu besorgen. Die Besorgung der Geschenke hatte er sich auf den lebten Tag aufgespart, um Frau und Töchter sicher überraschen zu können. Denn, wenn die Sachen längere Zeit zu Hause liegen, ist es mit der Ueber- raschuna vorbei. Auf diese Weise hatte er ja seinen Plüschenen entdeckt. Herr Becker war also am Weihnachtsmorgen sehr gut gelaunt und ließ sich sogar herab, mit der alten Auf wärterin ein Gespräch anzuknüpfen. Er wollte gerne wissen, was ihr das Christkind wohl bescheren werde. Dabei dachte er an seinen Plüschenen. Die alte Aufwärterin begann zu jammern: Ei, meine Güte! Von Christgeschenken sei gar käme Rede Nicht die Bohne! Ihr Mann sei seit Monaten krank. ... Ei, du meine Güte Die er rief, die Geister, würd' er nun nicht so bald los. Um einen Wall dem Redestrom der Anfwärterin entgegenzustellen und ihre Klagen einzudämmen, schenkte er ihr seinen alten Schlafrock — er benötigte ihn ja nicht mehr — für ihren kranken Mann, der diesen wohl gut werde brauchen können. Die überraschte Aufwärterin war starr. Sie nmßte versprechen, von dem Geschenk nichts verlauten zu lassen. „Sonst wird es den Meinen klar, daß ich von dem neuen Schlafrock weiß, und ich möchte ihnen nicht gerne die Ueberraschung verderben", brummte Herr Becker gutmütig. Abends gab es bei der Bescherung in der Beckerschen Familie tatsächlich nicht geahnte Ucberraschungen. Frau und Töchter erhielten prachtvolle Stoffe für Faschmgs- toiletten, außerdem noch seine „liebe Alte" ein goldenes modernes Armband und die Mädchen ebensolche Uhr ketten, nach denen sie schon lange geseufzt hatten. „Aber Mann, was ist dir nur eingefallen, uns so reich zu besck>enken!" Beinahe ungewollt kamen die Worte von den Lippen der erstaunten Frau. Ihr Mann, ein Knauser in jeder Beziehung .... sie! fand es unbe greiflich. „Nein.Lapa, w:e herzig die Kettchen sind!" riefen die überraschtUMädchen wie aus einem Munde und dankten stürmisch dem würdevoll Dastehenden und noch würde voller dreinblickenden -Hausvater. Nun kam die Ueberraschung für den Papa: Fünfzig Cigarren von der Mama, ein Aschenbecher von Gertrud und eine Schlummerrolle mit der Aufschrift: „Nur ein Viertelstündchen" von Elschen. Mehr war unter dem Tannenbaum nicht zu sehen, so sehr Herr Becker seine Augen auch anstrengte. Nun wurde er ärgerlich: setzt hatte es doch wirklich keinen Sinn, Verstecken zu spielen. Er frug deshalb nicht gerade sehr freundlich: „Wo ist er denn? Ich habe ihn ja schon lange vorher gesehen." Dann setzte er triumphierend hinzu: „Meinen Augen entgeht nichts. Ich wollte Euch nur nicht die Ueberraschung verderben." „Wer? .... Was meinst du eigentlich? . .. ." Frau Becker war jetzt beinahe noch überraschter als vorhin über die unerwartet reichen Gesck>enke. „Nun, der Schlafrock — ich habe ihn doch im Kleider- schrank hängen gesehen." „Schlafrock ", stammelte Frau Becker. Nun ging ihr ein Lickt auf. Sie wuSte nicht, sollte sie lachen oder sich ärgern, trotzdem ihr das Weinen näher stand. Ihr erster Gedanke war: Nun wird es zu -Hause wochenlang nickt zum aushalten sein! Dann aber siegte die Schadenfreude. Sie gönnte ihrem Tovsgucker den ordentlichen Reinfall und sagte möglichst unbefangen: „So, du hast ihn gesehen? Tie Schwägerin hatte ibn bei uns aufbeivabrt. Sie wollte ihrem Mann eine Weihnachtsüberraschung bereiten, und weil der über all " Weiter hörte Herr Becker nicht zu, sondern schlug die Türe reckt kräftig, so daß die Fensterscheiben klirrten, hinter sich zu. Seit einer Woche trägt Herr Becker zwar einen neuen Schlafrock, aber erstens ist er nicht aus Plüsch und zweitens mußte er ihn selbst bezahlen. Und mit seinen Stammtisckgcnosscn im „Blauen Hecht" hat er sich auch überworfen, denn sie hänselten ihn unbarmherzig. Herr Becker war nämlich so unvorsichtig gewesen, seinen Kum- panen verschiedene Andeutungen von einem ansehnlichen Geschenk, das ihm Frau und Töchter bestimmt hatten, zu machen und einen Vortrag über Schlafröcke aus Plüsch zu halten und Liese als die schönsten, elegantesten und dauerhaftesten zu preisen. Als er aber später allen neu gierigen Fragen ein eisiges Schweigen entgegensetzte, kam durch den Schtvager, den glücklichen Besitzer des Plüschenen, alles an den Tag. Äus dem Geschäftsverkehr. k Die Fabrikate der Lhannon-Negtstrator-E«., Aug. Zeiß Lr Eo., Zentrale Berlin IV, Leipziger Ltratze 126, der erste« und ältesten Firma dieser Branche in Europa, sind, wie wir soeben erfahren, auf der Weltausstellung in St. Louis 1904 mit der Goldenen Medaille preisgekrönt worden, nachdem wie bekannt, schon im Jahre 1900 die Firma auf der Weltausstellung in Paris die Goldene Medaille als höchste Auszeichnung auf Möbel für Bureaus und Herrenzimmer erhalten hat. k Lin voller Erfolg ist auf dem Gebiete der Bijouteriebranche zu verzeichnen von den BeraViama«teu mit ihrem herrlichen Glanze und strahlendem Feuer. Tie modernen Fassungen in ge diegener Ausführung und mäßige Preise sind wettere Gründe, sie dem Schmuckliebhaber aufs wärmste anzuempfehlen. Der Laden dieser Firma, Leipzig, Petrrsstratze 42, bietet eine Ausstellung entzückender Muster, gefaßt mit Bera-Diamanten, zu dem billigen Preise von nur 6 k Für das Jahr 1905, zur Säkularfeier von Schillers Todestag, hat die Hamburger Ortsgruppe des Schillerverbandes deutscher Frauen einen Abreißkalender herausgegeben, der nur in diesem einen Jahre erscheinend, statt der üblichen Bilder für jeden Tag des Jahres einen Ausspruch aus den Werken Schillers bringt. Die Zitate sind in der Handschrift hervorragender deutscher Männer und Frauen wiedergegeben, wodurch sie gleichzeitig eine Auto graphensammlung ersten Ranges bilden. Der in der Fabrik von I. C. König L Ebhardt in Hannover heracstellte Kalender ist zum Preise von 1,50 bei F. G. MyltuS, Leipzig, zu haben. ? Die altangesehene Firma Earl Beau am Thomasring (Kommandantur) rangiert unter den ersten Geschäften für Küchen- Einrichlungen. Schon die mächtigen Schaufenster bilden eine Sehenswürdigkeit an sich in ihrer Dekoration, und die weiten Aus stellungsräume, die sich über Parterre und die 1. Etage ausdehnen, enthalten alles, was sich aus dem Gebiete der Hauswirtschaft nur erdenken läßt. Alle Gegenstände vom kleinsten bis zum größten sind jeder Hausstau gewiß willkommen, und da sie sich durch solide Arbeit und Billigkeit auszeichnen, so sei den Leserinnen empfohlen, der Firma Carl Beau am Thomasring einen Besuch abzustatten. k Wem würde wohl nicht unter den Weihnachtsgaben ein schöner Regenschirm Vergnügen bereiten, Bedarf ist sicher für einen so praktischen Gegenstand immer vorhanden. Die langjährig vor teilhaft bekannte Firma Gustav Hampel hier, Harnstraße 31, unterhält eine geradezu kolossale Auswahl jeglicher Arten Schirme für Herren und Damen, nur solide eigene Fabrikate aller Preis lagen, wobei die gute Qualität, wie geschmackvolle Stöcke und Griffe in die Augen fallen. Mau besuche deshalb Gustav Hampel, Schirm- fabrik, Hainstraße 31. k Zweifellos dürfte gerade jetzt zur Weihnachtszeit an viele unserer Leserinnen die Frage herantreten: Was schenke ich ihm zu Weihnachten? Willkommene Geschenke für Herren sind Zigakren, Weine oder Liköre. Ta aber gerade in diesen Artikeln das Angebot so erdrückend geworden ist, fällt es oft schwer, eine absolut reelle und billige Bezugsquelle herauszufinden. Die Firma E. Walther Müller, Köntgssiraße 2, erstes Haus vom Roßplatze, empfiehlt sich in dieser Beziehung allen Interessenten von selbst. Wer dort kauft, wird gut bedient und vergißt sicherlich auch das Wiederkommen nicht. k Tine in jeder Hinsicht empfehlenswerte Bezugsquelle für Filchwaren aller Art ist die Leipziger Atschhalle L. Heyne Nachf. (Inhaber Fr. Berweger), ReichSsiraße34. Angesichts des Weih- nachtsfestes ist die Auswahl besonders groß und reichhaltig. Namentlich in Fischkonsrrven und Fischdelikatessen, wie Oelsardinen, Kaviar, Hummern usw liefert die Firma bei mäßigen Preisen vor- züglicheS. Es bietet sich daher jedermann Gelegenheit, den Bedarf zum Feste daselbst in zweckmäßiger und vorteilhafter Weise zu decken. INI* knkntt gegen KMsllsrillg, L-siprig, Nsrllgi'sfkll8trs88k (Lite klMkudiirg). o kskntt gegen San, aaeiknsektsgesekenlTe kssonrlsns gSSIgNSl Lol» repplobo, VorlLKsa I« 8inM, Lxmlntei', Velvlik, sspeetkss eie., . —...z , — - —1 « MI» iWlkll' ^^vrstoSo, geblickte um! gewebte korti-rsn, vLräillell, FHLHO! IIWÜÜ I Wttzl!, Stores,Vitraxen,lised-um! vjvLlläecksn.asise-,Sediat- ! ! um! Steppäeeken, Kissen, Lobelins, rolle, SotLborüso eie I °°°°" 2^0,0 llllenMcke leppieke, Kelims, Iseelien eie. gegen 8nn m ckarnutvr »Ito Stllot« kvr tluicki I Vassoll ^akvr-lilaolvamtvppicdo ta alloa ürüssoa, LItvro Master 2V°!° aatvr ?rvts, sovott äor Vorrat rvtedt. grösste ^usivabll kiEtv moins 12 »u beavklsnl
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