Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190412183
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19041218
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19041218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-18
- Monat1904-12
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.12.1904
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G«-nn»a« tGÜch« S«Asllu», -HH«» Lnech-ttHG-ezo^nst-rLoGch- ttn- » Ock«ttch v<«Mjthkli4^4^ftk KMM.TWMM Anzeiger. j. L«tsökatt i«s ÄSkigliche« Land- ««- tts LSnigNchm Amtsgerichtes Lei-zig, -es States »nö -es Natizeiamtes -er Statt Leipzig. Anzeige«-Preis die Sgespaltene Petitzeile 25 Nekin««» »ter dem ttedatttlmSstrtch l4astvalte») 7b »ach de» Famtliennacb- richte« «Sgrsvalte») bO — Labellarffch« und Ztffernsa» werd«» entsprechend HSHer de- rechnet. — Gebühren für Nachweisungen und vsfertenaunahm« Lü «meahmefchUtl, für «»zeige». Abend-Ausgabe: vormittag« IO Uhr. vtorgr»-L»Hgabe: uachmitt^s 4 Uhr- Anzeigen find stets «r di« Lxpeditton zu richten. Extra-Beilage« l»»r mV der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Eie Er-e-ttt-n ist Wochentag« uuunterbrocheu geöffnet von srüh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pelz in Leipzig lJnh. vr. v.. R. L W. KltukhardtX wenn ihn nicht -er noch vor wenigen Wochen völlig UN- bekannte Syveton zweimal aus -er Patsche geholfen hätte, einmal durch -ie dem Kriegsminister Andrb applizinten Ohrfeigen, und -ann durch seinen Selbst« mord. MS -ie Ohrfeigen gegeben waren, da sagten sich alle anständigen Elemente -er französischen Kammer, -ab man von Syveton und Genossen abrücken müsse. Jetzt hat dieser traurige Held durch seinen selbstgewollten Lod seine Partei vollend- kompromittiert. Es läßt sich nun einmal nicht leugnen, -aß Syveton nur aus Furcht vor einem schmutzigen Skandal dieser Erde Valet gab: und da- bringt natürlich Herrn Combes für einige Zeit wieder oben auf, mögen auch GyvetonS Freunde immer wieder die blöde Behauptung aufstellen, dab ihn -ie Freimaurer in den Tod getrieben oder gar ge. mordet hätten. Auch in Rußland hat man setzt eine Sensation. Ss spricht für die Politische Schwüle des großen Reiches, daß die Kritik deS Fregattenkapitäns Klado an der Entsendung des baltischen Geschwaders nach Ost« asten »in solches Aufsehen und seine Bestrafung einen Sturm der Entrüstung Hervorrufen konnte. Klado hat nur offen herausgesagt,was alle Marinefachmänner über Len Zustand der russischen Flotte bisher gedacht haben, aber nur in artiger Verklausulierung auszusprechen wagten. Vielleicht kommt die Wahrheit für diesmal zu spät, aber es liegt auf der Hand, daß di? einmal auf« geweckte öffentliche Meinung in Rußland sich picht so bald wieder einschläfern lassen wird. Unter diesen Um« ständen gewinnt auch die Forderung einer Konstitution für Rußland größeren Nachdruck. ES hilft auch nichts, daß -er Minister des Innern die Resolution -er Rechts, anwälte, die eine Aenderung des bestehenden Staats systems forderte, nicht annehmen wallte. Mr nicht hörvy Will, der muh fühlen, daß dürfte such tzam rufst« schen Absolutismus gelten. yujcknm. Sm ..Berliner Tageblatt" veröffentlicht der früher» Landeshauptmann vqn Lsustch-'südwestafrika Major a, D. Kurt von Frantzpis eine Zuschrift, deren Inhalt sich gegen den Oberst Leutwein richtet, Herr p, Fxaneois er. klärt die Darstellung, daß Leutwein im Jahre 1893 den Wstboi-Aufstagd niedergewarsstn habe, für unzutreffend Nicht eine bedingungslose Unterwerfung, sondern ein er kaufter Friede sei s» gewesen. Im Anschluß hieran pole« misiert dann Herr von Francois gegen die nachsichtige Eingedorenenpolitik, durch welche dqS Ansehen der deut« jchssn Nacht in dep Augen der Eingeborenen schwer ge« schädigt worden fei. Herr von FrakwoiS spricht pxa äoma, indem er erklärt, -aß e r den Zweck des Krieges, die Entwaffnung der WitbmS und der anderen Hotten« tottenstämmo ohne jede Verstärkung erreicht haben würde, hätte man ihm pur Zeit und Selbständigkeit gelassen. Es ist uns nicht möglich, hier festzustellen, ob diese Behauptung berechtigt ist ober nicht. Wir sind allerdings -er Ansicht, daß die Eingeborenenpolitik Leur- weips Fiasko gemacht bat, glauben aber, in dieser Be ziehung weit weniger -en Oberst Lsutwein, als das System -er falschen Humanität tadeln zu sollen, das von der Wilhelmstraße aus empfohlen wurde. Dieses System geht in letzter Linie airf die Sorge zurück, die man in den leitenden Kreisen vor -em Geschrei der fozialdemo« statischen Presse empfindet, die jeden quch pur angeb« lichen llebergriff eines Weihen an den Pranger stellt und hierin leider vyn einem Teil der linrsliüeralen Presse ejne zeitlang kritiklos unterstützt wurde. Die Hal« tung -er freisinnigen Presse unserer Kolonialpolrtik gegenüber ist inzwischen bedeutend maßvoller geworden und heute begegnen wir gerade in Blättern dieser Rich tung häufig den sachkundigsten Darstellungen. Der Ver lauf der Angelegenheiten in Sst-Westafrika ist eben recht ein Beweis dafür, tpie die Sozialdemokratie bereits jetzt durch ihren Eiistlpß im Parlament und in der Presse un sere Politik schädigt, und wie notwendig es ist, daß un, sere Regierung davon absiaht, dem Gezeter dieser Blät ter große Bedeutung beizumessen. Oberst Leutwein hat diese Politik der Versöhnung wohl quch aus eigener Neigung begonnen, Er hat dabei rücksichtslos sein Leben aufs Spiel gesetzt, un- es gibt nicht wenige Kolonialpoli tiker, die seine Persönlichkeit sehr hoch schätzen und sein Vorgehen noch heute im Hinblick auf die beschränkten Machtmittel für allein richtig halten. Jedenfalls mutz der herben Kritik gegenüber, die setzt an Üeutwein gellbf wird, darauf hinaennesen werden, -atz -ie Sachlage doch nicht völlig geklart ist, und daß es verfrüht ist, über Oberst Lsutwein -en Stab zu brechen. Darin, daß di» Eingedorenenpolitik sich nicht bewährt hat, sind aller« -tngS heute wohl alle einig. Eine andere Frage aber ist es, ?b es fstr^ Oberst Leutwein überhaupt möglich war, fiert übrigens auch daS Vor« »thq, Er ist der Ansicht, -aß - . ., o« Hottentotten von Rist, r Möglichkeit begeben habe, sie zu vernichten, ritik berechtigt iK' muß die Zeit lehren, erfolgt nun nicht «Is den Brief des Majors ins Erwiderung -»- Obersten üeutwein. GH wr nicht -er guten militärischen Tradition, in der Proste auszufechten. -ei ohne ein» vielleicht unbewußte Glon Emgeborenenpoltnk sich nicht bewahrt hat, sind aller- -tngS heute wohl alle einig. Eine andere Frage aber ist es, ?b es kür Oberst Leutwein überhaupt möglich war, »ine andere Politik einzuschlqgen. Herr von FvanyoiS kritisiert übrigens auch daS Vor- gehen «B Generals von Lrothq, Er ist -er Ansicht, -aß man durch die Verdrängung der Hottentotten von Riet- mond sich der Möglichkeit begeben habe, sie zu vernichten. Ob diele Kritik berechtigt U muß die Zeit lehren, Hoffentlich erfolgt nun nicht auf den Brief des Majors Francois eßw Erwiderung dG Obersten Üeutwein. ffs entspricht gar nickt -er guten militärischen Tradition einen -«artigen Kampf " «m G ja schlichst« ohne ikation -er eigenen Person dock nicht abgeht. Früher --«ließen eß -je Offiziere dem allerHÜÄt»n Kriegs« nrrn, ihre Verdienste AU würdigen und über ihre Per- Lumnisse od« Mißgriff« zü richten, und nur zu lercht arten solche Prestekampfe, obwohl man ihnen ja LaS Nr. 643. «SMMWAMAMM» Sonntag de» 18. Dezember 1904. » Var Mcktigrie vs» cagr. * Die Meldung von ein« Mittelmeerfahrt des Kaisers und der Kaiserin wird offiziös dementiert. (S. Disch. Reich.) * Bei der Hochzeit des deutschen Kronprinzen wird der König von Italien durch den Herzog von Genua vertreten werden. Die London« Meldung von einem zum Frühjahr stattfindeadea Kongreß europäischer Fürstlichkeiten wird von Berliner maßgebenden Kreisen als unbegründet erklärt. * 3« der Audienz Tiszas -ei« Kaiser wurde -«schlöffe», daß der ungarische Reichstag am »ächste« Montag, dann im Januar zusammrntritt und am 4. od« ö. auf gelöst wird. (S. Ausland). * I» d« französische» Kamm« forderte gestern d« Nationalist Gauthier die Begnadigung von Dsroul-de und Genossen und rief Jaurs«' Edelmut an. (G. letzte Dep.) * Am Dienstag tritt in Part« das Schiedsgericht für die Dogger-ankangolegenheit »usamme« und wird -«schließe», oh di« Verhandlungen öffentlich statlfiodrn solle«. (S. ruff.«jap. Kriegs * »Daily Mail* behauptet, daß unt« Mitwisser schaft vvn uvndoner Behörden seit Beginn des Krieges «norm« Ouantttälen von Explosivstoffen zue Themt«- mündung und nach Rußland geschafft worden seien, (w. rnff 'jap- Krieg.) * Stössel h»t -um Schutz d»r Hospitalschiffe wjihnutz d« Bit chußung Port Arthur» Unterhandlung«« Mtt d,m Ssnerol Nsgt -»gönne». (S. ruff.-jap. Krieg.) politische Wockt««-»U. D« Rajch-tas hqt, ehe er in die Weihnacht»« serien ging, wenigstens noch die «st« Lesung -er Militär- pension-gesetz« erledigt. An Zeit fehlt« «S ihn» ja nicht, -a die Hap-elsherträge wegen -er nach immer nicht aus- geglichenen Differenz mit Oesterreich-Ungarn auf das neue Jahr verschoben werden mutzten. Ja, um die Tages- «rdnungen nur einigermaßen reichhaltig zu gestalten, mußte auf die schon längst vergessenen Etatsresolutionen -es vorigrn Winters zurück««griffen werden. Nieman- Wird bezweifeln, -ah die in jenen Resolutionen nieder gelegten Grundsätze »ur Hebung -er Mittelstandes un- Leß Harrdwerks, sowie zur Revision -es Bergrechts gut gemeint wqren; qö« sie haben etwas von jenen ewigen Wahrheiten an sich, die eigentlich niemals aktuell gewesen sind und gern noch sfwaS länger warten konnten. Die letzten beiden Sitzungen brachten dann wenigstens in -en MilitärpsnsionSgesetzan noch mne Frage, die wirklich spruchreif ist oder doch sein sollte. Denn daß unter den pensionierten Offizieren, deren Zahl sich ja im letzten Jahrzehnt unheimlich vermehrt hat, un- ebenso unter den alten Unteroffizieren viel Elen- herrscht, und nicht ein mal immer glänzendes Elend, kann leider nicht bestritten werden. Die Tatsache selbst wurde auch fast von allen Seiten anerkannt, und quch der Will» zu helfen wurde allgemein ausgesprochen. Ab« über den Inhalt der Regierungsvorlagen gingen di« Meinungen weit aus einander, jo weit, -aß man fast auf ein Scheitern der Entwürfe gefaßt sein muß. Bor allem war eS -er Mangel einer rückwirkenden Kraft deS Gesetzes, an den sich viele Abgeordnete stießen. Un- eS liegt zweifellos eine große Härte darin, die alten Soldaten schlechter ge stellt zu sehen, als ihre jüngeren Kameraden. Aber in dieser Beziehung blieb der Kriegsminister unnachgiebig, und der Reichsschatzsekretär Frhr. v. Stengel ließ keinen Zweifel daran, daß die Regierung das Gesetz lieber scheitern al- ihm rückwirkende Kraft zugestehen würde. Der Knüppel liegt hier, wie man zugestehen muß, beim Hunde: denn daS Gesetz bedeutet ohnedies schon eine erhebliche Steigerung der Ausgaben, ohne daß man weiß, woher die Deckung kommen soll. Goll daS' Gesetz auch für die früher pensionierten Offi ziere gelten, -ann würde es noch weitere SO Millionen Mark jährlich erfordern — «ine Ausgabe, qn die unter den heutigen finanziellen Verhältnissen im Reich schwer gedacht werden kann. Es ist ohnedies schon fraglich, atz -ie Vorlagen nicht zuletzt an -er FinanzkltPP» scheitern Werden. Es war ein schlechte» Omen, daß -je Pension», gesetze nicht ein« besonderen Kommission, sondern -er Pudgetkommisfion überwiesen würben, in der ffk min desten» bi» Ostern auf -i« Uinzel-eratuns warten müßen. Jedenfalls wirb es noch erheblich« Anstrengungen der Freunde einer Besserstellung der pensionierten Offi ziere und Unteroffiziere bedürfen, um die beiden Gesetze tn-en Hafen zu -ringen, U» gehört dazu bar allem »in gut besetzt« Reichstag, um die Debatten auf ein schickliche» Ma- «-kürzen ru dünnen. Diese Präsenz ist aber Wied« nicht ohne Diäten zu erreichen, und gegen Diäten sträubt sich die Regierung mit einer Hartnäckigkeit, die nachgrad« komisch wirkt. So ist den» auch -a» Ver hältnis zwischen Reichstag un- Reichsregierung augen blicklich so frostig wie möglich. Dafür hat Graf Bülow wieder einmal auf dem Ge biete der auswärtigen Politik einen jener Triumphe ein geheimst, an denen seine Amtsführung so reich ist. Nach dem weder die Erklärungen, die er dem Herrn Bashford gegeben hatte, noch die. Versicherungen vollkommenster Uneigennützigkeit der deutschen Regierung die eng lischen Hetzer milde zu stimmen und sie zur Aner kennung deS Existenzrecht» Deutschlands vermocht hatten, bereitet sich jetzt etwas große» vor. Herr Barclay, der englische Friedensfreund, macht sich auf, um England mit Deutschland zu „versöhnen". Er hat schon rm „Stan- darb" einige Liebenswürdigkeiten losgelassen, die zwar die deutschen Verhältnisse so schief wie möglich beur teilten, aber trotzdem vom offiziösen Telegraphen bereit willigst nach allen Richtungen der Windrose verbreitet wurden. Jetzt will Herr Barclay persönlich nach Deutsch land kämmen und noch ein paar hundert Geschäftsleute mitbringen, um daS Fest der Verbrüderung mit dem deutschen Volke zu feiern. Nun geben wir gern zu, daß solche Aeußeriichkeiten heutzutage nicht ganz belanglos sind. Die Spannung zwischen Frankreich und England war vor vier Jahren vielleicht noch stärker, als sie jetzt zwischen England und Deutschland ist. Trotzdem ist eine sehr intime Annäherung zustande gekommen, bei der Herr Barclay gleichfalls seine Hand im Spiele hatte. Aber der Unterschied bestand darin, daß England -er französischen Republik in dem Marokkovertrag wirklich etwas bat, das für Frankreich wenigstens einen Zukunsts wert hat. Was aber das deutsche Reich anbetrifft, so tut daS offizielle England alle», um uns seine Ueberlegen- heit fühlen zu lasten. Erst jetzt wieder hat England eins Neueinteilunq seiner Kriegsflotte voll zogen, deren demonstrativer Charakter nur von Pvli- ttfihen Kindern übersehen werden kann. Denn -er ganze Zweck dies« Neueinteikung besteht doch allein darin, den Schwerpunkt -er englischen Flotts vom Mittelmeer nach dem Kanal und der Nordsee zu verlegen. Das sieht nicht eben freundschaftlich aus; man wir- sich deshalb aych den Bemühungen des Herrn Barclay geganüber dis gebatsns Reserve auserlesen muffen. Hat nach alledem Graf Bülow rm Innern wie nach außen seine liebe Net, se ist « -ach nach auf Rasen ge- bettet im Vergleich mit seinen Kollegen in Wim und Pest. Herr v. Ko erber sitzt schen wieder ein mal fest. Alle seine schönen Ermahnungen zur Eintracht, sein Ruf zur Sammlung haben nicht daS geringste ge holfen: der Budgetausschuß des österreichischen Abgeord- netephauseS benützte -i, erste beste Gelegenheit, um Herrn v. Koerher ein Bein zu stellen, indem er dis Anleihe von 68 Millionen Kronen zur Deckung der Notstandskredite ablehnte. Herr v. Koerber hätte ja noch an daS Plenum appellieren können, aber er sah voraus, daß hier sofort die Obstruktion einsetzm würde, und so schickte er das Abgeordnetenhaus erst wieder auf einen Monat nach House, um unterdessen mit dem so bequemen 8 14 weiter zu wursteln. Im Januar will er es dann noch einmal mit dem ReichSrat versuchen: aber dann wird eS so wenig gehen. Wie eS bisher ging und schließlich wird doch nichts andere» übrig bleiben, al» -ah HquS auszulvsen und Neuwahlen auszuschreiben, die aber gleichfalls keine Ab hülfe schaffen dürsten. Bei diesen geradezu kläglichen parlamentarischen Zuständen in OesterrÄch nimmt es sich fast wie Hohn, -aß Herr v. Koerber dm Abgeordneten zwei schöne Denkschriften mit auf den Weg großen hat, von -mm die eine die Verwaltung Oesterreichs refor mieren will, während die zweite sich über die Einführung einer Alters- und JnvastditätSversicherung perbrejtet. Die Denkschriften sind lesenswert: sie zeigen, daß ihr Verfass« ein Mann von Kenntnissen und gutem Willen ist. Ab« sie bleiben Gchgugerichte, „Rindfleisch mit Wumm", tvk Fritz Reut« jagt. Gras Lt»,a möchte -er Obstruktion schärfer auf den Leib rücken, wmn nur dsm Willen nicht die Kraft fehlte. Bisher hat die Opposition -en Plan behauptet. Gewiß ist es kein« Heldentat, wehrlose Diener zu ver hauen und die Regwrunqstische nebst dem Präsidenten stuhl zu demolieren, Wäre Graf LitSza ein Mann vom Schlage Napoleon», dann wüßte er, wg» ar zu tun hätte. U-er er ist nur ein Mann vyn der Mehrheit Gnaden. Deshalb mag -r immerhin aus die Oppositionsbande schelten, mag ohnmächtige Drohungen ausstotzen un gerichtliche yerfqhnmqm in Aussicht stellen, die Oppo sition weih, -aß MG dg» pur Worte sind, hinter hfnen vermutlich schm jetzt nicht mehr -ie Macht stebt. Noch einen Rettungsanker -G Graf Li»za, und an diesen klammert er sich: Neuwahlen. Und wie in Ungarn ein mal die Wahlen gemacht werden, wir- er schau ein, Mehrheit nqch Hause -tiO«M. U-er wie lange di^G Mehrheit vorhält, -aß läßt sich wenig« leicht lagen. Nach ist jedenfalls die vtzAusstiau nicht besiegt, UN- Wenn nicht alle» trügt, wird Graf Lwza in nicht ferner Zeit von ihr zu Fall gebracht werden. UuchHerr LombeS wäro wohl schen im Ruhestand«, 98. Jahrgang. sachliche Interesse nicht absprechen kann, in ein Person- licheS Gezanke au», wie es bei unseren westlichen Nach- barn an der Tagesordnung ist. Auf diesem Gebiete heißt es: krlnelpiw odnta. So wünschenswert die freie Er- örterung militärischer Fragen durch Sachverständige ist, so wenig erfreulich berühren Debatten, bei denen er sich in letzter Linie nur darum handelt, die eigenen Leistungen den Minderleistungen des Kameraden gegen über in ein möglichst Helle- Licht zu setzen. ver llittrtancl in Züsivertattttza. Sveitev Angriff Maranga» ans Warmbad? Wie der „Tägl. Rundsch." telegraphiert wird, soll Morenga einen zweiten Angriff auf Warmbad gewagt haben, aber mit großen Verlusten abgewiessn worden sein. Die Verbindung Warmbad—Steinkop sei aufrecht erhalten. Wir stehen der Meldung üeebalb skeptisch gegenüber, weil sonst doch wohl eine amtliche Meldung hier vorläge. Denn auf Privatnachrichten darf man nach dem berühmten Erlaß: „nichts in die Heimat be richten!" nicht mehr rechnen. Früher standen sic freilich manchmal höher im Kurse als die amtlichen Depeschen. Verlttftllfte. Nach einem amtlichen Telegramm aus Windlmk sind an Typhus gestorben: Reiter Paul Sang, kühl, geb. 5. April 1883 zu Silbitz, früher Feioartille- rie-Regiment Nr. 21, am 8. Dezember im Lazarett Epu. kiro; Sanitätsunteroffizier Wilhelm Müller, geb. 4. Februar 1880 zu Kuelz, früher Feldartilleric-Regi- ment Nr. 2, am 8. Dezember im Lazarett Epukiro: Reiter Karl Schulz, geb. 3. September 188S zu Ballwitz, früher Eisenbahn-Regiment Nr. 3, am 13. Dezember im Lazarett Swakopmmrd: Militärkrankenwqrter Josef Derheld, geb. 29. Uugust 1881 zu Lodz, früher Ggr- nisonlazarett Ratibor, am 14. Dezember im Lazarett Otjimbind«: an Skorbut ge starben: Reiter Wal ter L o e ck , geb. 26. Juli 1880 zu Kolberg, früher Gre- nqdier-Rsaiwent zu Pferde Nr. 3, am 14. Dezember un Lqzqrest -arjhjb. ver ruttirch'Iapaelrcbe stsieg. Gin vo»ichte»ftnttor bo» „Vnily M«M" plaudert aus, daß seit Beginn de« Kriege» ppn Von- doner Behörden dauern- enorme Quantitäten Kriegskonterbande — Dynamit, Schießbaum wolle, Pikrinsäure und Granaten -- aus London unbe helligt nach Rußland und dem fernen Osten qusgefjjhrt wukden. Die Konterbande wird nachts auf Leichtern, -ie von einem kleinen Schleppschiff ins Tau genommen werden, nach der Themse m ünduna gebracht und von dort auf einen Schmuggler meist nach Shanghai verladen- In dem Transport dieser Erplo- sivkörper in offenen Leichtern nach der Tbemsemnndung liegt für die Ufer und für die Themseschiffahrt die furchtbarste Gefahr, pnd man begreift -ie Sorg losigkeit der Behörden nicht. Auch dieser kleine Zug könnte für die Verhandlung in Bow Street verwendet werden. Atttzor -on DwzrichnGe« russischen H-oro»tailon wird nach einer Petersburger Meldung des „B. T." der 3. Armee noch ein besonders ausgesuchter selb- ständiger größerer Ka v a l l e r i e - K ö r p e r, -er acl boe formiert wurde, beigegcben. Es ist dies die. neu gebildete gemischte kaukasische Kosaken - Divi sion , die durchweg aus Eliteregimentern des Kaukasus besteht und nur den Kosaken des ersten Aufgebots ent- nommen ist. Sic ist dem Befehle des Generalmajors Karzew unterstellt worden, der den Ruf eines beson ders energischen und unternehmungsfreudigcn Offi zins hat. Pis in -er Mautschrrres. Cs ist in letzter Zeit vielfach davon die Rede gewesen, daß sowohl die russische wie die jqpanische Armes vor Mukden sich zur Ueberwinterung einrichten und Erdhöhlen ansegen, worin sie die strenge Jahreszeit zu überstehen gedenken. Tie Herstellung solcher Höhlen ist, wie der „Köln. Ztg." geschrieben wird. Überaus einfacy. Es wird ein viereckiges Loch auo- gshoben, über das man mit Stangen sin dachartiges Ge rüst errichtet. Dieses Gerüst wird mit Stroh odor Schilf bedeckt und darauf wird dann eine mächtige Schicht Erde geworfen, die das Gerüst etwa 40 Zentimeter hoch be deckt. Außen herum zieht man einen kleinen Graben, um die Feuchtigkeit abzuleisen, und an der einen Schmal seite baut man einen kleinen treppenartigen Zugang nach unten, durch den man in das Innere der Höhle ge langen kann. Im Innern wird die Mitte des Erdbodens etwa 25 Zentimeter tief ausgehoben, so -qß qn den Seiten Banketts entstehen, die man durch Auflegen vpn Stroh und Decken in Lagerstätten verwandelt. Die Aus- hebugg des Bodens in der Mitte hat den Zweck, die Feuch- stakest von den Banketts abzuzivken un- außerdem eme Sitzgelegenheit zu schaffen. In der einen Ecke wird dann noch «in primitiver kleiner Herd «richtet, über dem ein Rohr zum Abziehen des Rauche« -urch -ie Decke gestoßen wird. Endlich fertigt man noch eine primitive Tur, und eine zwar dunste, aber -en Einflüssen der Witterung Widerstand leistende Höhle m dann fertig. Solche Höhlsnlager können in sehr kurz« Zeit errichtet werden, und di« Hauvta-fahr dieser Unterkunft besteht eigentlich nur dann, daß «in Reiter, der sich nachts in «in solche- Lag« Venen und ahnungslos über einen Hügel zu reiten glaudt, plötzlich mit seinem Pferde durchbricht un- -je schlafenden Soldaten in sehr un liebsamer Weise Kh-rrascht. Nachgeahmt sind diese Bauten den Unterkünften, wie man sie in allerdings stark qbnehmenyG Zahl noch heute vielfach in den Bal- kanstaaten finden kann. Diese dauernden Wohnungen erfreuen sich ab und zu wohl eine» Fenster», ein« bester
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