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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010302019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901030201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901030201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-02
- Monat1901-03
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i.8tilM W LkiWll Ägeblllti lUlS AWM »?, Äliüllbkllil, März M. (MoM-AMck.) Kunst un- Wissenschaft. Literatur und Theater. Neue- Theater. Leipzig, 1. März. Einen reinen künstlerischen Genuß ge währte gestern Grillparzer'-„Sappho", allerdings nur einer auserlesenen Gemeinde; denn solchen Zudrang wie schuftige Schuldirectoren und anarchistische Mordbuben kann die Heldin einer Dichtung nicht finden, welche ein mit feinsten Farben auSgeführteS Seelengemälde bietet. Grillparzer wandelt bier in den Fußstapsen unserer Klassiker. Der Auf bau des Dramas ist so vorzüglich wie derjenige der Goethe'- scheu „Iphigenie", welcher „Sappho" auch in Bezug auf die dichterische Weihe deS Ganzen verwandt ist. Wohl hat sie einen leidenschaftlicheren Zug als diese, was schon der Stoff mit sich brachte; gegenüber der Harmonie und Klarheit der Iphigenie und ihrer wahrhaft antiken Würde weist Sappho indeß auch zersetzende Elemente der damaligen Romantik auf. Hin und wieder ein „schön geistiger" Zug, und auch die Horazische Renommage fehlt nicht: „Lubliwi t'eriam sickora, vertioo." Sagt doch Sappho: Es tönt mein gold'neS Lied von fremden Zungen, Und mit der Erve nur wird Sappho untergeh'n. DaS glauben nun freilich viele gekrönte und nicht gekrönte Dichterinnen; vielleicht hatte auch Helmine von Ebözy, eine Zeitgenossin der Grillparzer'schen Sappho, diese Ueberzeugung. Abgesehen von dem leisen belletristischen Anflug, den die weibliche Modeschriststellerin bei dieser hoch- gemuthen Sappho ansetzte, ist sie eine Gestalt von dichte rischem Abel, und für die schwer begreifliche Liebe zu dem unbedeutenden Phaon giebt uns den Schlüssel die Alles ver klärende Phantasie der Dichterin, welche eine in ihr Leben tretende IünglingSgestalt mit dem ganzen Reichthum ihres eigenen Geistes, ihrer eigenen Seele auSstattet. Gestern spielte Frl. Mancke zum ersten Male die „Sappho" und bewies durch diese mit dem lebhaftesten Beifall aufgenommene Leistung, daß sie als Tragödin unter den Darstellerinnen der Gegenwart einen hervorragenden Rang einnimmt. Ihr Organ von seltenem Wohllaut und seltener Kraft, unterstützt von ihrer Erscheinung und der Plastik ihres Geberdenspiels, bringt alle dichterischen Schön heiten, an denen Grillparzer'S „Sappho" so reich ist, zu voller Geltung. Dem Schwünge der hymnenartigen Mono loge wurde sie durchaus gerecht, ja in den Eifersuchtssccnen fand ihre Sappho Herbheit und Schärfe des Ausdrucks, einen mächtigen leidenschaftlichen Zug; die hochtragische Be deutung der Rolle trat hier wirksam hervor, während manche andere Sappbo sich mehr in den mittleren Regionen der Empfindung bewegt. Vortrefflich sprach Herr Walter als RhamneS die Worte, mit denen er Phaon in seines Nichts durchbohrendem Gefühle hinstellt, nur meinen wir, daß dieser RhamneS im Ganzen etwas greisenhafter erscheinen tonnte. Gut war der Landmann des Herrn Heinich. Die Darsteller der anderen Rollen haben schon früher eine kritische Würdigung gefunden. Rudolf von Gottschall. Musik. Neunzehntes GewandhauSconcert am 28. Februar. Requiem von Berdt. Nachdem der große, greise italienische Tonsetzer Verdi am 27. Januar verschieden ist, lag nichts näher, als der Gedanke einer Ausführung seines Requiem-. Zwar ist uns Bremen mit einer solchen zuvorgekommen. Dessenungeachtet gereicht eS dem Gewandhanse zur Ehre, in so kurzer Zeit eine Erinnerungsfeier ermöglicht zu haben, die schöner und würdiger kaum erhofft werden konnte, umsomehr, als über dies noch einige Concerte vorher zu erledigen waren. Wenn ick mich nicht täusche, erlebte das Werk vorgestern in unserer Stadt seine vierte Aufführung: 1878 im Gewand bause unter Reinecke, 1878 im Stadttheater (Nikisch), 1890 im Riedel-Verein (Kretzschmar). Inmitten der Musikerkreise erschienen damals die Eindrücke gemischt, die Meinungen ge- theilt. Die Widersacher machten geltend, diese opernhafte Musik entferne sich ja rücksichtslos vom alten herkömm lichen Kirchenstile, sie belächelten die zwei schwerfälligen Fugen, sie zeterten über die sinnlichen Klangfarben, den zeit weilig betäubenden Lärm. Ein Musikkritiker stellte sogar BrahmS und Verdi als Requiemcomponisten gegenüber, also den Kerndeutschen dem Vollblutitaliener, den Protestanten dem Katholiken, jenen, der seinen AuSgangSpunct von der Instrumentalmusik nimmt, diesem, dessen ganzes Empfinden im Vocalen wurzelt! In Hinsicht auf die in romanischen Landen herrschende Prunkcntfaltung beim TrauergotteSvienst, dem an sich schon etwas Theatralisches anhaftet, wirkt das allerdings opernhafte Element in Verdi'S Requiem, wenn nicht von einseitig deutscher Seite betrachtet, deshalb kaum ver letzend, weil eS, wenn auch äußerlich manchmal zu weltlich er scheinend, dennoch dem Untergründe aufrichtigen Glaubens und religiöser Ueberzeugung entsprossen ist. Denn in der That war Verdi nicht nur Katholik in dem Sinne, wie eS deren so viele in seinem Vaterlande giebt; er war nicht nur gläubig, sondern vertbeidigte auch seinen Glauben mit leiden schaftlicher Beredtsamkeit. Als er in Paris den Proben seines Requiems beiwohnte, sagte ein bekannter Journalist lachend zu ihm: „Ihr Inka miruw, Ihr ölors stupodit ist von einer erschreckenden Wirkung, man könnte fast meinen, daß Sie daS letzte Gericht ernst nehmen." „Ich nehme es sehr ernst, wie Alles, waS die katholische Kirche lehrt", antwortete Verdi mit ziemlicher Lebhaftigkeit, „ich begreife nicht, daß ein Künstler oder ein Dichter ohne Religion sein kann. DaS Cbristenthum hat die erhabensten Meister werke der Menschheit inspirirt: ohne dieses wären Raphael, Michel-Angelo, Palestrina und Mozart nickt ge wesen, was sie waren. Wenn mein Requiem einen Wertb, so ist dies der Fall, weil es das Werk eines Gläubigen ist." Ich muß es mir für heute versagen, auf die sehr klar ge gliederten, an Werth nicht immer gleichen, aber unausgesetzt fesselnden Bestandtheile deS Requiems näher einzugehen, fühle mich aber gedrungen, mit um so größerem Nachdruck einer Wiedergabe des Werkes rühmend zu gedenken, wie sie nur durch die leitende, einheitlich gestaltende Hand eines genialen Führers und das glückliche Zusammentreffen übereinstimmen der, beiderseits von warmer Hingabe beseelter Kräfte zu er möglichen ist. Herr Kapellmeister Arthur Nikisch, abgesehen davon, daß er mit souveräner Sicherheit und überlegener Umsicht jedem unsichern Einsatz, jeder Schwankung begegnete, und die Massen in einen Körper zu verschmelzen wußte, brachte die Dynamik der Steigerungen zu ebenso hinreißender Geltung wie die subtilsten Feinheiten, an denen daS von Tonschönheit ge sättigte Werk auck nicht arm ist. Cbor und Orchester kamen den Winken ihres Führers verständnißvoll und unentwegt nach. Die Soli, gesungen von Frau Helene Günter aus Berlin, Frau Pauline de Haan-Manifarge- aus Rotterdam, den Herren Emil Pinks aus Leipzig und Arthur van Eweyk aus Berlin verdienten — auck zu zwei, drei oder vier Stimmen vereint — laute Bewunderung, denn sie paarten musikalische Intelligenz, Treffsicherheit und Wärme deS Ausdrucks mit den ausgezeichneten Eigenschaften ihrer stimmlichen Mittel. Und das Publicum? Nun, launisch wie es eben ist, hatte einmal wieder einen kalten Tag, kargte und geizte gar befremdlich mit Spende» des Beifalls, so daß ein Spaßvogel hernach bemerkte, daS seien die wahren Zeichen tiefer Ergriffenheit, waö' sür diesmal im Ernste, aber doch mit Vorbehalt angenommen werden mag. Adolf Ruthardt. * Medel-Verein In seinem dritten AbonnementS-Concert (Bußtag, den 6. März, 7'/: Uhr Abends in der TbomaS- kirche) wird der Riedel-Verein den 13. Psalm von Franz LiSzt und das deutsche Requiem vor Zoh. Brahms ausfuhren. Die hervorragender melodischer Eckönbeiten und der Klangzauber deS gedankreicken LiSzt'scher Werkes, sowie die GefühlStiefe dieser populärsten Schöpfung von BrahmS dürsten auch diesmal alle Kunstfreunde zu dieser würdigen Bußtagsfeier nach der ThomaSkirche führen. — Wir weisen darauf hin, daß Eintrittskarten schon jetzt in der Hof musikalienhandlung von Pabst, Neumarkt 26, zu ent nehmen sind. * Die Herren James Kwast, Adolf Redner und Johannes Hegar aus Frankfurt a. M. veranstalten heute Abend 7»/z Uhr einen Trio-Abend iw Saale des Hotel de Prusse. Als Novum für Leipzig entbält das Programm ein Trio b'moll von Erlan ger, an älteren Werken daS L äur-Trio von Schubert und daS Ilciur-Trio von BrahmS, letzteres in der späteren Neubearbeitung, in der eS wohl in Leipzig noch nicht aus dem Eoncert-Programm gestanden hat. * Im Elsten Philharmonischen ikoncert, Montag, den 4. März, werden zwei vornehme Künstler als Solisten Mitwirken. Die Altistin Fräulein Helene Bratanitsch hat die Güte gehabt, den Vortrag des Solos in Brahms' liesempfundeuer Rhapsodie ür Alt, Männerchor und Orchester zu übernehmen. Die Künstjerin zählt ebenjo wie Herr Professor Max Pauer auS Stuttgart, der das L ckur-Clavier-Concert spielen wird, zu den besten Brahins- Jnterpreten. Zwei der bedeutendsten Schöpfungen des genialen Meisters, die Variationen über ein Haydn-Thema und die grandiose k moll-Symphonie, wirb Herr Fritz Steinbach mit der herzoglich Meiningenschen Hoscapelle ausführen. Beide Werke haben, nach dem Ausspruch der gejammten Kritik aller Städte, welche das Ziel der dieswinterlichen Concertreisen der Capelle bildeten, eine vollendete Wiedergabe erlebt * Zwei neue musikalische Werke: Theodor Erler's romantisch, heroische Oper „Jngoniar, der Sohn der Wildniß", und K. F. Adolfi's Operette „Der Spion" (beide im Bühnenverlage von Armin Wechsung, Leipzig) erzielten bei ihren Erstaufführungen — in Plauen i. V., bezw. Zwickau — großen und durchschlagenden Erfolg. Wissenschaft. tb. Hochschuluachrichten. Der Historiker Professor vr. Nogge von der Universität Amsterdam, der kürzlich seinen 70. Geburtstag beging, scheidet, dem niederländischen Gesetz gemäß, aus dem akade- mischen Lehrkörper aus. — Als Professor der Geburtshilfe an der Universität Basel wurde an Stelle des nach Halle berufenen Professors Bumm gewählt vr. Otto von Hers, bisher außerordentlicher Professor und Oberarzt in Halle. — Der Professor für deutsches Recht vr. Philipp Heck in Halle hat einen Ruf an die Universität Tübingen erhalten. — Privatdocent Licentiat Thümmel folgt dem Rui nach Jena als außerordent licher Professor Ostern d. I. — Der Privatdocent der Chirurgie vr. Heele in Breslau, Oberarzt an der chirurgischen Klinik, hat den Prosessortitel erholten. Bildende Künste. * In Prag ist am 27. Februar der Bildhauer Otto Mentzel im 63. Lebensjahre gestorben. Er war aus Dresden gebürtig, wo er unter Leitung Hähnel's an der Kunstakademie studirt hatte. Zu einen ersten selbstständigen Arbeiten zählt der Ehrenschild, den die sächsischen Stände nach dem deutsch-französische«; Kriege dem König Johann gewidmet haben. Im Jahre 1874 wurde Mentzel an die neugegründete Fachschule für Goldschmiedekunst und ver wandte Gewerbe berufen, die er elf Jahre lang als Tirector leitete. 1885, wurde Liese Anstalt der neuen Kunstgewerbe-- chule ungegliedert und Mentzel zum Professor für Modelliren ernannt. Bei dieser Gelegenheit wurde Mentzel der Auftrag er- theilt, sich binnen zwei Jahren mit der Kenntnis; der tschechischen Sprache auszuweisen. Obgleich diese Anforderung an ibn, der aus Deutschland hereingezogen worden und durch so lange Zeit be- reits in öffentlicher Stellung thätig gewesen, als eine zum mindesten harte Bedingung und für den bereits definitiven Beamten als eine einseitige Aenderung des Vertrages erscheinen mußte, beschäftigte ich Mentzel dennoch unablässig mit dem Studium des Tschechischen. Trotzdem wurde er, ohne Laß eine Prüfung stattgefunden hätte, mit drei anderen deutschen Professoren, darunter Prok. Reynier, plötzlich entlassen. Die Erbitterung, welche dieser Act des Unter richtsministeriums hervorrief, fand ihren Widerhall im Abgeord- netenhause; eine Sühne für Liesen Schritt, Lessen unausgesprochene Absicht deutlich genug zu Tage lag, ist jedoch nicht er- olgt. Nur erhielt Mentzel nachträglich eine kleine Pension ausgesetzt. Von Mentzel's zahlreichen Arbeiten verdienen besonders Erwähnung: Die im Rococo-Stil gehaltenen Figuren aus der Mühl- brunnen-Colonnade in Karlsbad, die Nischcnsiquren anr böhmischen Landesmujeum, zwei Künstlerfigursn für Las Prager Rudolphinum, die Kröuungsgruppe dreier Figuren für die Vorderfront des neuen Gebäudes der böhmischen Sparcasse in Prag, die Kröuungsgruppe für Las neue Krewgenchtsgebäude in Böhmisch-Leipa, der Entwurf zu dem Monumentalbrunnen vor dem Rudolphinum, und zahl- reiche Porträtmedaillons hervorragender Persönlichkeiten Böhmens, darunter jenes des dieser Tage verstorbenen Bildhauers Emanuel Max R. v. Wachstein, an dessen Leichenbegängnis; Mentzel noch theilgenommen hat. (Voss. Ztg.) Passions-Vorträge. In dem zweiten der Passions-Vorträge, der im großen Saale des hiesigen Vereins Hauses wieder eine große Zahl Andächtiger versammelt hatte, sprach Herr k. Jacobi aus Niedercunnersdorf Uber das Thema: „Glaube an Jesum!" Im dustern Thal des Kidron, dem alttestamentlichen Thal der Buße, nahm die via ckolorosa ihren Anfang. In diesem Thal zu bleiben, ist für den Christen ebenso gefährlich, wie dasselbe nie mals zu betreten. Unser Heilsweg führt uns durch die Buße zum Glauben. Der Glaube ist das Organ, mit dem wir uns ver ewigen und höchsten Dinge bemächtigen, der nnsichibaren Welt, deren Haupt der gekreuzigte Herr ist, der durch sein Leiden die Zügel der Weltregierung erhalten. Nicht immer blinden Glauben verlangt die Schrift, dem sich unsre Vernunft knechtisch beugen müßte. Die moderne Welt werthct den lehrenden Christus weit höher als den leidenden, sie reicht dem Bergprediger freudig den Lorbeer, über den großen Seelsorger der Abschiebsredcn schüttelt sie da- Haupt. Auch die Wunder des Herrn sind ihr ein Anstoß. Sein Versöhnungstod aber hat — so urtheilte vor zehn Jahren noch ein Weltblatt — für das moderne Bewußtsein etwas ent schieden Abstoßendes. Noch heute ist das Wort vom Kren; dem Einen ein Aergerniß, den; Andern eine Thorheit. Und dennoch kann nur die köstliche Kraft von Christi Tod, kann nur sein hohcnpricstcr- liches Amt die Sündenvergebung bewirken. Tas stellvertretende Leiden und Sterben Christi darf nicht als eine einmalige Be gebenheit der Weltgeschichte angesehen werden, sondern das einzelne Herz muß Christi Erlösung zuversichtlich ans sich beziehen und sich durch den Gekreuzigten des Friedens mit Gott erfreuen. Christen streiten mit Ungläubigen nicht über den Glaube»; denn mit arm seligen Worten läßt es sich nicht beweisen. — In vierzehn Tagen spricht Herr Gcheimrath Pros. O. Rictschel über das Thema: „Dn wirst gerecht-, Oeffentliche Sitzung -er Handelskammer. (Vorläufiger Bericht.) Leipzig, 1. März. Herr Präsident Zwei niger eröffnet die Sitzung und giebt zunächst einige Angelegenheiten bekannt, welche von den zuständigen Ausschüssen selbstständig erledigt worden sind. Die Kammer erthrilt heute ihre nachträgliche Genehmigung zu folgenden Maßnahmen dieser Ausschüsse: I. (Zollangelegenheiten.) Die Handels- und Gewerbe kammer Plaue» hatte sich in einer Eingabe an Las Reichsschatzamt dagegen gewandt,daß die mitHohlsäumen verseheiienTasche». tücher abweichend von der seitberige» Verzollung mit ./t 120,00 für 100 lcx seit einiger Zeit als künstliche Hohlnähte mit ./t 300,00 für 100 verzollt werden. Diese veränderte Art der Ver- zollung ist zurückzuführen auf eine am 29. Trcembrr 189!) erlassene Verordnung deS Reichsschatzamtes, die, wie die Plauensche Kammer in eingehender Weise nachweist, unter Hohl- säumen irrthümlicher Weise etwas anderes versiebt, als seilhcr die bethriligten Industrie- und Verkrhrskreisr. Der Zoll- und Steuer- Ausschuß konnte zu einer Unterstützung der Eingabe der Plauen- schen Kammer um so mehr gelangen, als sich die Kammer bereits unter Le»; 8 Juni 1899 in einer Eingabe an das Königl. Sächs. Ministerium der Finanzen in gleichem Sinne ausgesprochen hatte. Die Unterstützung wurde in einer an das Reichsschatzamt gerichteten, den; Königl. Ministerium des Innern abschriftlich mitgetheilten Ein- gäbe ausgesprochen. H. (Eisenbabn-Angelegenheiten.) Bon der Handels- und Gewerbekammer in Würzburg war mit der Bitte um Unterstützung eine an die Generaldirection der königl. bayrischen Staatsbahnen gerichtete Eingabe eingegangen, in der vorgejchlaqen wurde, a) die Badezüge Berlin —Ebenhausen —Kissingen und umgekehrt als Sommer, oder Saisonzüge schon vom 1. Mai an und bis zum 30. September zu fahren, d) sie über Ebenhausen bis Schweinfurt weiterzusühren und c) correspouLirende Schnellzüge zwischen Würzburg und Heidelberg einzustellen, um dadurch folgende 3 Ziele zu erreichen: I) eine 2. gute Tages - Schnellzug verbindung Berlin (Leipzig) — Würzburg — Heidelberg, 2) eine gute Verbindung von; Westen Deutschlands nach den böhmischen Badeorten und nach Kissingen über Würzburg, und 3) eine dringend nöthige durchgehende Schnellzugsverbindung zwischen Schlesien, Sachsen und Baden. Ter Verkehrsausjchuß hielt diesen Vorschlag für sehr beachtlich, weil er die Möglichkeit zu bieten scheint, aus verhältnißmäßig einfache Weise eine gute Verbindung Sachsens mit Südwestdeutschland zu schaffen. Es wurden des- halb Abdrücke der Würzburger Eingabe mit dem Ersuchen um wohlwollende Prüfung an die Königl. Generaldirection der sächsischen Staatseisenbahnen und an die königl. Eisen- bahndirection Halle a. S. gesandt, worauf letztere inzwischen mitgetheilt hat, daß der Würzburger Vorschlag insofern nicht durch führbar sei, als die Kissinger Badezüge im kommenden Sommer mit veränderten Zeiten gefahren werden sollen, und daß die Weiter führung der Züge über Ebenhausen hinaus diese ihrem eigentlichen Zwecke entfremden und zu sehr beschweren würde. Dagegen wird infolge einer Uebereinkuust zwischen den Eisenbahnverwaltungen von Baden, Bayern und Sachsen vom 1. Mai ab ein neues Schnellzugs paar Mannheim—Heidelberg—Würzburg—Bamberg—Hos verkehren, Las Anschluß nach und von Leipzig an neue, sehr günstig gelegene Schnellzüge Leipzig—München haben wird. Ter Verband reisender Kausleute Deutschlands ersuchte um Unter- stlltznng einer Eingabe, die im Winterfahrplan ausgefallenen Züge Nr. 2366 und 2367 der Linie Leipzig —Meuselwitz 7,50 ab Leipzig, 9,20 an Meuselwitz, 9,35 ab Meuselwitz, 11,00 an Leipzig wieder einzustellen. Der Verkehrs-Ausschuß überzeugte sich bei der Prüfung der Verhältnisse, daß die Züge für den Verkehr sehr günstig gelegen hatten, daß ihr Fehlen unliebsam empfunden wird und ihre Wiedereinstellung wünschenswerth ist, und unterstützte daher die Eingabe bei der königl. Generaldirection der Sächs. Staatseisen- bahnen. o) Nachdem der von dein Verbände Deutscher Erd- und Mineral- farben-Werke in Mainz im November 1899 beim Reichs-Eisenbahn- amt gestellte Antrag, für natürliche und geschönte Erd farben und für die mineralischen Hilssstosfe der Mineralfarbensabrikation die Sätze des Specialtariss für bestimmte Stückgüter zu gewähren, von dem Verbände erneut eingebracht worden war, hat der Verkehrs-Ausschuß durch befürwortende Eingaben den Antrag z» unterstützen be schlossen. Da der weitaus grüßte Theil der in Frage stehenden Waaren nun einen sehr niedrigen Werth hat, sodaß z. B. von der Gesammtmenge der als Stückgut versandten Erdfarben vom Werth noch 10 ./ll für 100 1cm erreichen, noch nicht 5 .»L und La der DurckschnittSwerth der mineralischen Hilssstosfe noch geringer ist. Der Ausschuß beantragte zugleich, auch ordinäre chemische Farben in den Specialtarif für bestimmte Stückgüter mit einzu- gehen, da diese denselben Zwecken wie präparirte Erd« und Mineral- arben dienen, ost einen niedrigeren Preis als feine Erdfarben haben und häufig mit diesen zusammen versandt werden. III. (Fernsprechwesen.) Von einer bezirkseingesessenen Firma war die Herstellung einer Fernsprechverbindung zwischen Leipzig und Luckenwalde angeregt worden. Da die angestellten Erörterungen ergeben hatten, Laß zwischen Leipzig und Luckenwalde rege geschäftliche Beziehungen bestehen und hierbei insbesondere die Woll-, Kämmlings- und Garnhandlungen, die Spinnereien und die Tuch- und Hut-Industrie mit ihren bedeutenden Firmen und ihren eigenartigen, eine schnelle mündliche Verständigug erheischenden Verhältnissen, daneben aber auch die Maschinen-, Bronze- waaren-, Pappen-, Papier« und Holzfabriken in Betracht kommen, wurde, nachdem auch die Handelskammer zu Potsdam das Vor handensein der Bedürsnißsrage bejaht hatte, bei der kaiserlichen Ober-Postdirection die Fernsprechverbindung mit Luckenwalde bean tragt. Von dieser ging darauf die Mittheilung ein, baß auf ihre Veranlassung die erforderlichen Erörterungen bereits eingeleitet worden seien und daß die Kammer demnächst weitere Nachricht erhalten würde. IV. (Aichungs zwang). Die kaiserliche Normal-Aichungs- Commission theilte mit, daß für den Fall der Einführung der periodischen Nachaichung die Ausdehnung des Aich« zwangs sür Fässer, der jetzt nur für den Weinhandei besteht, aus den Handel mit anderen Flüssigkeiten angeregt worden sei. Die Kammer hat nun unter den betheiligten Firmen ihres Bezirkes eine Umfrage veranstaltet, deren Ergebniß in Kürze folgendes ist: Was die Ausdehnung des Aichzwanges für Fässer auf den Handel mit Bier und Obstwein anlangt, sprechen sich alle Firmen, sowerl sie sich über haupt äußern, unbedingt dafür aus, weil diese Getränke schon jetzt nur nach Maß verkauft bezw. bezogen werden. Insbesondere habe der Vorstand des Vereins Leipziger Gastwirthe gebeten, für die Aus dehnung des Aichzwanges auf Verfandtsäsjer sür Bier und Obstweine ebenso wie sür Trinkbranntwein einzutreten und aus eine periodische, mindestens jährlich einmalige, Nachaichung der Gebinde für Wein, Obstwein, Bier und Branntwein hinzuwirken. Eine periodische Nachaichung der Gebinde sei nothwendig, da die jetzt gebräuchliche einmalige Aichung der Versandtsässer nicht ausreiche, weil sich in wenigen Jahren eine Abänderung des Rauminhaltes bis zu 5"/„ durch Eintrocknen dec Fässer und Nachaichen Nachweisen lasse. Hinsichtlich des Spiritus spricht sich die Mehrzahl sür die Zwangsaichung dec Verkanssfässer, die Minderheit dagegen aus, während einer Firma die Einführung des Aichzwanges gleich- giltig ist. Was die Trinkbranntweine (Likör, Cognac u. s. w/ anlangt, so befürwortet die Mehrzahl ebenfalls die Zwangsaichung der Verkaussfässer, nur zwci Firmen halten sie nicht für unbedingt nothwendig. Die Ausdehnung des Aichzwanges auf Oel, als Oel- lack, Leinöl, Leinölfirniß, Terpentinöl, Rüböl, Speise- (Oliven-)Oel, Pflanzenöl. Mineralöl, Oel aus Thierfett u. s. w., hält die überwiegende Mehrzahl sür unnöthig, da der Handel mit diesen Waaren lediglich nach Gewicht, nicht nach Maß geschieht. Gegen die Ausdehnung des Aichzwanges aus Petroleuinsässer sprechen sich fast alle Firmen aus, soweit sie sich hierzu überhaupt äußern, weil Petroleum in Fässern nur nach Gewicht gehandelt würde und zwar nach dem Bruttogewicht ab züglich einer festen Tara von 20 Proc., jo daß der wirkliche Netto- iuhalt der Fässer gar nicht in Betracht komme und es keinen Zweck haben würde, den Inhalt nach Maß seststellen zu lassen. Die Ausdehnung des Aichzwanges auf Fässer mit Fruchtjast wünschen zwei Firmen; für die Ausdehnung des Aichzwanges aus Essigsässer sprechen sich drei Firmen auS, während sich eine dagegen erklärt. Ein Berichterstatter hält die Zwangs aichung der Verkaussfässer sür alle Flüssigkeiten für zweckmäßig, fügt aber trotzdem hinzu. Laß im Handel das Gewicht noch immer der sicherste Weg bleibe, um Uebervortheilungen auszuweichen. Wenn auch der Gesetzgeber aus eine obligatorische Aichung der Gebinde zukommen sollte, würde die Waage doch nicht überflüssig werden. Der Besitzer einer Fabrik, in welcher Spirituosen, Essenzen, Cognak, Fruchtsast und Essig hergestellt werden, hält den Aichzwang für sehr angebracht und glaubt, daß mit der Einführung derselben viel Unreellität bezüglich deS Maßes vorgebeugt werden dürste. Er selbst lasse seit einiger Zeit sämmtliche neue Fässer aichen. Auf Grund des Ergebnisses ihrer Umfrage hat die Kammer schließlich die Ueberzeugung gewonnen, daß zur Zeit nur für die Ausdehnung des Aichzwanges für Fässer im Handel mit Bier, Obstwein und Trinkbranntwein ein allgemeines Bedürsniß vorliegt, da diese Ge tränke allgemein noch Maß gehandelt und schon jetzt in der Haupt sache in gesichten Fässern geliefert werden. Die Zwangsaichung der Fässer hinsichtlich der übrigen Flüssigkeiten hält die Kammer zur Zeit weder für zweckmäßig noch für nothwendig. V. Das königliche Landgericht zu Naumburg hatte die Kammer um ein Gutachten über einen Handelsgebrauch im Flaschen bierhandel ersucht, welches die Kammer in folgender Form ab- zugeben beschloß: Dem königlichen Landgerichte «heilen wir mit. Laß wir aus dir neuerdings an uns gerichtete Anfrage, ob im Ver- triebe von sogen. Exportbier, rn-besonder« von alkoholfreiem Biere, wie eS die Bayerische Bierbrauerei B. Lapp in Leipzig-Lindenau braut, allgemein der Geschäftsbrauch herrsche, daß die liefernden Brauereien die mit ihrer ins Glas eingebrannten Firma versehenen Flaschen jederzeit (auch noch nach 2 Jahren) von ihren Abnehmern zurücknrhmen müsse», nur verneinen können. VI. (Connossemente.) Die Ausstellung der lonaosse- mente für Waarensendungen nach Smyrna betr. hat das Auswärtige Amt auf eine Vorstellung der Kammer durch Bermitte- lung des königl. Ministeriums des Innern mitgetheilt, daß da- bisher übliche Verfahren, wonach über Güter, die mit einem Frachtbrief auf den Namen eine- Empfänger- in Smyrna ein laufen und von dem Empfänger an verschiedene Kunden verkauft werden, von dem Schisfs-Agenten Separat-AuslieferungSscheine sür die einzelnen Kunden ausgestellt wurden, aus Grund deren diese dann die Einzelverzollung der von ihnen gekausten Waarenpartien erlangten, sowohl zu mannigfachen Schwierigkeiten und Unzuträglich ketten geführt habe, als auch dem türkischen Zollsysteme zuwider laufe. Nichtsdestoweniger soll eS nach einer Anordnung deS Smyr naer Zolldirectors in Berücksichtigung namentlich der besonderen Verhältnisse des dortigen Colonialwaarenhandels auch in Zukunft gestattet sein, verschiedene Sendungen in einem Frachtbriefe kommen U lassen, dafern dieselben auch im Manifest specialifirt sind. In olchen Fällen ist auch die Ertheilung von Separat-Auslieferuugs- cheinen seitens der Schiffsagenten sür jeden im Manifest bezeichneten Knnden zulässig. VII. (Zu den Präsidial-Conferenz-Anträgen.) Bon den laut Beschlüssen der Präsidialconferenz vom 23. XI. 00 durch die Handels- und Gewrrbekammer Dresden als damaligem Vorort an die zuständigen Behörden gerichteten Eingaben, betr. a) Be- reiung der Handelskammern von den Erhebungen zur Montanstatistik und d) Erweiterung der Statistik deS sächs. Eisenbahn-Güterverkehr-, hat die zu a) insofern Erfolg gehabt, als die Erhebung künftighin vom Statistischen Bureau deS königl. Ministeriums de- Innern vorgenom- men werden soll. Dagegen hat dir königl. Generaldirection di» Ein gabe zu b), deren Zweckmäßigkeit sie nicht verkennt, unter Hinweis auf die Höhe der entstehenden Mehrkosten und aus die Nothwrndig- keit sparsamster Wirthschastspflege auf dem ihr unterstellten Ver waltungsgebiet abgelehnt. Die Handels- und Gewerbekammer Dresden will sich bei diesem Bescheid nicht beruhigen, sondern bei gegebener Gelegenheit weitere Vorschläge machen. VIII. Berichterstatter Herr Brockhaus: Der Jahres bericht der Handejskammer für 1900 ist dieses Mal schnell drucksertig geworden. Der Herr Berichterstatter bemerkt, daß die Aushängebogen 1 biS 6 (umfassend den I. Theil nnd die Einleitung zum II. Theil) jedem einzelnen der Mitglieder zugegangen seien. Die von letzteren gemachten, meist redaktionellen Abänderungen werden von der Kammer genehmigt. Auch die weiteren Bogen deS Berichts sind handschriftlich fertig gestellt und zum Theil bereit- in Truck gegeben, sodaß der Jahresbericht der Kammer auf das Jahr 1900 voraussichtlich noch im ersten Vierteljahr wird au-gegeben werden können. IX. Berichterstatter Herr Weichelt: Auf Grund der im Bezirke angestellten Erörterungen über das Ersuchen LeS König lichen Landgerichts Leipzig um Erstattung eines Gutachtens über einen HanÜelSgebrauch im Handel mit Maschinen, Dampfkesseln und Transmissionen formulirt die Kammer dieses Gutachten seinem Hauptinhalte nach etwa folgendermaßen: Die meisten Lieferanten von Maschinen, Dampfkesseln und Trans missionen wollen nach ihren Lieferungsbedingungen für schlechtes Material, schlechte Ausführung und unzweckmäßige Constructionen in der Weise hasten, daß sie die fehlerhaften ConstructionStheile zurücknehmen und unentgeltlich durch neue Theile ersetzen, oder etwa sonst vorhandene Mängel an den Anlagen unentgeltlich abstellen. Die weitergehende gesetzliche Haftung sür etwaige Betriebsschäden, die infolge der mangelhaften Beschaffenheit der gelieferten Objecte eintreten auch ohne eine besondere dahingehende Ver einbarung nach allgemeinem Handelsgebrauch ein sür allemal ausgeschlossen ist, bez. daß eine derartige Haftung auch dann als ausgeschlossen angesehen werden muß, wenn vom Liseranten Garantie aus bestimmte Zeit ohne irgend welche aus drückliche Beschränkung versprochen worden ist, hat nicht festgestellt werden können. Die Prospekte und Kataloge enthalten gewöhnlich genaue Angaben, in wie weit und bis zu welcher Frist die Liefe ranten für Theile, welche nachweisbar infolge schlechten Materiais, fehlerhafter Construction rc. unbrauchbar geworden sind, un entgeltlichen Ersatz schaffen, jedoch könne man aus dieser Garantieübernahme eine allgemeine anerkannte Usance in oben an- zudeutendrm Sinne nicht schließen. Namentlich waS die Hoffnung, nsbesondere die gesetzliche Haftung ongehe, werde man wohl von Fall zu Fall entscheiden müssen. Von dem Bestehen einer Usance, die Anspruch aus eine allgemeine Anerkennung mache, wird schon aus den« Grunde nicht gesprochen werden können, weil sich die Auf- 'assung der Garantieleistung in dem oben geschilderten beschränkten Umfange nur auf Seiten der Lieferanten hätte ausbilden können, während sich bei den Empfängern, die meistens nur sehr selten und nach größeren Intervallen mit derartigen Lieferungen zu thun haben, diese Auffassung der Garantie, die in ihren Consequenzen iehr abweichen kann, vor dem, was nach allgemeiner Rechtsanschau ung recht und billig ist, wohl nicht einleben konnte. X. Berichterstatter Herr Krause: Der Verband Deutscher Eisenwaarenhündler hat zu dem durch die Presse auch hier bekannt gewordenen Fall einer Submission der Königlichen Munitions fabriken in Spandau in einer Eingabe Stellung genommen, um deren Unterstützung sie die Kammer ersucht. Die Kammer giebt ihrer Anschauung unzweideutig Ausdruck, daß es für sie ganz verständlich sei, daß der Handel bei den öffentlichen Liefe rungs-Ausschreibungen der Behörden unter keinen Um ständen ausgeschlossen werden dürfe. Sir beschließt jedoch, der Sektion Leipzig des Verbandes deutscher Eisenwaarenhündler mit- zutheilen, daß sie aus der vom Verbände an das Königlich preußische Kriegsministerium wegen einer Ausschreibung der Königl. Munitionsfabriken in Spandau gerichteten Eingabe keine Ver anlassung zu besonderen Schritten herzuleiten vermöge: Einerseits habe eine Prüfung von Ausschreibungen der verschiedensten sächsischen Behörden ergeben, daß diese einschränkende Bestimmungen der bemängelten Art nicht enthalten, andererseits könne auch nach sonstiger Erfahrung von einem grundsätzlichen Ausschluß des Handel nicht gerade gesprochen werden. Es handele sich demnach schließlich nur noch u«n den einen Fall in Spandau, der eine rein preußische Angelegenheit sei. Dieser näher zu treten, könne die Kammer als eine sächsische um so weniger sich entschließen, alS gerade in diesem Falle auf die eingereichte Beschwerde hin Abhilfe geschaffen worden sei. Herr Habenicht giebt seinem Bedauern Ausdruck, daß im Preußischen Kricgsministerium das Bestreben vorzuherrschen scheine, bei Ertheilung von Aufträgen Len Handel zu umgehen. XI. Berichterstatter Herr Krause: Der allgemeine Verband der Erwerbs- und Wirthschaftsgenossenschakteu hat eine Umfragt, betr. Mißstände in der Taraberechnung, erlassen, unter gleichzeitiger Schilderung von Verlusten bei einzelnen Waaren- gattungen durch unrichtige Taraberechnung. Der Verband ersucht die Kammer um Unterstützung. Die Kammer erklärt, daß nach Kenntniß ihrer Mitglieder, welche dem Groß- und dem Kleinhandel angehören, derartig hohe Sätze sür Uebertara und damit verbundenen Waarenverlust, wie sie der Ver- band angicbt, geradezu unmöglich seien und im geordneten Handel überhaupt nicht vorkommen, daß sie aber, wenn sie wirklich Len Abnehmern zugemuthet werden sollten, bei einiger Geschäfts kunde nicht unschwer abgewehrt werde«; könnten. Entfalle somit für die Kammer die Veranlassung, die sür de«; genannten Verband zu einem Vorgehen gegei; den Bruttohandel bestimmend gewesen sei, so vermöge sie sich auch nicht zu einem Eintreten für Zwangsmaßregeln zur grundsätzliche«; Einführung des Netto handels in allen vom Verbände genannten Waarengattungen zu entschließen, namentlich uin deswillen nicht, weil hier inter- nationale Verhältnisse in Frage kämen, deren Aenderung, wenn sie überhaupt nöthig sei, eher, sicherer und gründlicher durch Ver einbarung der zunächst Betheiligten, als durch die nach dem Ber- bandsantrage wohl unvermeidlich« Thätigkeit der Diplomaten und Gesetzgeber möglich sei. Für die Beseitigung wirklicher Miß stände, namentlich der offenbaren Ouantitätsverschlrirrungen, wie auch sür die Einführung des Nettogewichts in den hierzu besonders geeigneten Waarengattungen trete die Kammer stei gern ein. DaS beweise ihre frühere Stellungnahme zu diesen Fragen im Handel mit Thee, Garnen, Zucker, Kerzen u. s. w. Maßnahmen dagegen, die von offenbar unrichtigen oder doch wenigstens irrthümlichen Voraussetzungen ausgehen und nur wenig oder gar keinen Erfolg versprechen, müsse die Kammer ailehnrn. Nach einer lebhaften Debatte, an welcher sich dir Herren Tamm, Wenzel, Habenicht, Brockhaus und Meißner betheiligen, beschließt die Kammer, daö von dem Sekretariat ausgearbeitete Gutachten abgehen zu lassen. XII. Berichterstatter Herr Wenzel: ») lieber da- Werth zeichen „Ressacs" giebt die Kammer auf Grund de- ihr er statteten Berichtes «in Gutachten ab, indem sie „Ressacs" alS ein aus der technischen Unvollkommenheit der Listermaschinr rnt- svringendeS Nebenproduct und nicht al- eine zu bestimmtem Zwecke hergestellte Maare bezeichnet. Die Bezeichnung „Ressacs" sei seit Bestehe«; der Listrrinaschinen von denjenigen Kämme reien, die solche Maschinen im Betrieb« haben, und von allen denjenigen Händlern und Fabrikanten, di« dt«s«ß Prodntt
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