112 Offiziere und Mannschaften. die oft in Charlatanerie ausarteten und den Spott 1 ) einsichts vollerer Zeitgenossen herausforderten. Dadurch, dafs in Sachsen auch Bürgerliche Zutritt zum Offizierkorps 2 ) erhielten, wurde das Offizierkorps um viele tüchtige Leute reicher, die in Preufsen trotz ihrer Fähig keiten abseits stehen mufsten. Ja man kann geradezu von einem bildenden Einflufs der bürgerlichen Offiziere reden. Um den Geist des damaligen sächsischen Offizierkorps kennen zu lernen, sind uns von unschätzbarem Wert die unter dem Administrator eingeführten Konduitenlisten 3 ). Da die Kanzlei des Chevalier de Saxe „nicht recht ehrenfeste“ 4 ) war und man sich auf deren Verschwiegenheit nicht ganz verlassen konnte, fertigte man die Konduitenlisten in Geheimchiffren an. So bezeichnet: <5 appliciret sich nicht 2|- kein gut Genie <V> dem Trünke ergeben 9 commode * Spieler J) Zänker g liederlich. Nach dem Tode des Chevalier wurden im Jahre 1775 diese Geheimchiffren durch Worte ersetzt. Aus den Konduitenlisten des Jahres 1773 geht hervor, dafs das Hauptlaster der Offiziere damals der Trunk war. Bei jedem Regimente waren mindestens 2 Offiziere dem Trünke ergeben, bei dem Infanterieregimente Kurfürstin sogar 5 und bei dem Infanterieregimente Kurfürst 10 Offiziere. Bemerkens wert ist, dafs von diesen 10 Offizieren nur 2 bürgerliche waren. Dem Spielteufel war damals nur noch selten einer verfallen. Viele Offiziere gab es allerdings, die „kein gut Genie“ waren. Der gröfste Teil der Offiziere war ledig, denn ohne Privatvermögen konnte kein Offizier eine Familie ernähren. ’) Eine solche Spottschrift ist der Originalität wegen im Anhang wörtlich abgedruckt worden und ist betitelt: „Zufällige Gedanken über die Pedanterie im Kriege.“ Interessant sind vor allem die Äußerungen über das Duell, in denen „die falschen Begriffe von der Ehre“ des Offi ziers heftig angegriffen werden. 2 ) Die Offiziere der Garderegimenter blieben von Adligen besetzt. 3 ) Im Königl. Sachs. Kriegsarchiv fanden sich für unsre Zeit die Konduitenlisten von den Jahren 1773, 1775—1779. 4 ) Näheres darüber Rudert, „Reorganisation“, p. 56, Anm. 218.