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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041118026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904111802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904111802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-18
- Monat1904-11
- Jahr1904
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904 Strauß) Muser t. Schiller. übe Preise. oig Heller. ,r. 8624. Ke e, I. l. mit Frl. mit Frl. fichterei z Hann. aturreinen neu Honig Kilo-Dose kachnahme erie, weiß): flotow. ; 7 Uhr. pzifl ein i Leipzig tz Grube Rechts« achter. chonberg r Hans Friedrich Leipzig, Schübel raße 44. sieudniy, 80 ein, as darin S,560.^, len, bis rei. tvl lscllsii lisch lsi, Fact.- urze Zeit strov. ge- 0 in die , erbeten t in Bauers Vorsitzende t, berichtete : die Kasse. . Die bis- r Pflege der rers Restau- r Familien- uchdrucker- einer Reihe > in einigen der immer mmte einer Gefährdung relten ver- itrcten und ',u bringen, carifschieds- hängia ge- ch erledigt, amelten be- ichts eine neue Amts- I>as hier zu kN. Anstalten zu Leipzig Zoologischen in das gleich t befriedigend rste übrigens haben. Die Produktionen lgskrast aus. > Asten asy : sehr guten etwas hart, irlieren und machen. — Rubinstein, und erntete es, Fräulein i zur Bühne bekannt und man gewiß t. — Herr lostücke von durch ihre rledigte sich Beilage Freitag, 18. November 1904. Leipziger Tageblatt. «ette 5. Rr. 588. Abeud-Ausgabe. Leiprige» Zllgelegrnbrlten. * Leipzig, 18. November. * Von der Universität. Herrn Tr. jur Hans Fehr aus St. Gallen ist die vania bei der hiesigen Universität erteilt worden. — Baumanpflanzuugen in städtischen Straßen. Nach dem in der R o s ch e r st r a tz e auch der südliche Fußweg von der Eutritzscher Straße bis an das Zufahrtsgleis der Gasanstalt hergestellt ist, und die Fußwege der weiteren Strecke der Roscherstraße vom Zufahrtsgleis bis zur Berliner Straße demnächst fertig werden, sollen die er forderlichen Baumanpflanzungen ausgeführt werden. Auf der erstbezeichneten Strecke sollen, wie auf der nörd lichen Seite des Fußweges, Ulmen zur Verwendung kommen, während für die Fortsetzung der Straße Kugel ahorn vorgesehen ist. Die Gesamtkosten betragen 2560 Mark. Ferner soll die Dessauer Straße, die bis zur Hoh- mannstraße bereits mit Bäumen bepflanzt ist, auf der weiteren Strecke bis zur Hartzstraße befestigt werden. Hierbei empfiehlt sich die gleichzeitige Fortsetzung der Alleepflanzung. Die Kosten einer Bepflanzung mit stumpfblättrigem Ahorn werden 1220 betragen. * Elektrischer oder Handaufzug? Bei Beratung einer Vorlage wegen Erweiterung der Küche im städtischen Krankenhause und Einbaues eines Personen- und eines Speiseaufzuges in der Privatstation daselbst hatten die Stadtverordneten den beantragten elektrischen Betrieb zwar für den Personenaufzug be willigt, nicht aber für den Speiseaufzug, sondern dieser sollte init Handbetrieb eingerichtet werden. Von den Gesamtkosten im Betrage von 23 800 waren deshalb 2000 gestrichen worden. Bei dem Fortschreiten der Arbeiten hat sich nun gezeigt, daß mit einem Gandaufzug verschiedene Mißlicbkeiten verbunden sein würden, und zwar dürfte namentlich das entstehende Geräusch den Kranken sehr lästig werden. Krankenhausverwaltung und Oberärzte haben deshalb den dringenden Wunsch ausgesprochen, daß für den Speiseaufzug ebenfalls elek trischer Betrieb eingerichtet werde, und der Rat hat daraufhin die Stadtverordneten ersucht, für diesen Zweck 1230 bewilligen zu wollen. /X Die Stiftungen, die in Sachsen im 3. Viertel jahr 1904 bekannt geworden sind, erreichen den Be trag von 790 000 wovon 43 380 auf die Kirche und kirchliche Zwecke, 13 800 auf die Arbeiten der inneren Mission, vorzugsweise der Gemeindediakonie. 800 auf die Liebcswerke des Gustav Adolf-Vereins und des evangelischen Bundes, 17 060 auf Schul- und Erziehungszwecke, 65 650 auf Kinderpflege, 338 000 Mark auf Fabrik-Kranken- und Unterstützungskassen, 167 600 auf Fürsorge für Alter und Krankheit, 53 000 auf Armenpflege und 95 000 auf sonstige gemeinnützige Zwecke entfallen. Auch diesnial hat die Industrie den Hauptanteil an diesen Beweisen der Frei gebigkeit. In Wirklichkeit dürste die Summe der ge machten Stiftungen noch ansehnlich höher sein, da viele Spenden nicht in der Öffentlichkeit bekannt geworden sind. * Uebcr die Einigung der Liberalen wird am 21. No vember Herr Reichstagsabgeordneter Pachnicke in einer öffentlichenVersammlunq des Liberalen Vereins zu Leipzig im Zentraltheatersaale sprechen. * Tie Vortragsabende des Vereins für Volkswohl, zn denen jedermann freien Zutritt hat, verdienen ihrer belehrenden und unterhaltenden Darbietungen wegen in Erinnerung gebracht zu werden. Nächsten Sonntag, den 20. November, abends 8 Uhr, wird im Heime des Vereins, Löhrstraße 7, Herr Pastor Mark graf über Totengebräuche in deutschen Landen iprechen; dem Thema entsprechende Gesänge und Musikvorträge werden die Abendfeier e n leiten und schließen. * Ein Anonymus. Im Laute des letztvergangenen JabreS wurden an Behörden und auch an Personen, die sich in amtlicher Stellung befinden, anonyme Postkarten gesandt, welche die schwersten Beleidigungen und Verdächtigungen enthielten. Ferner wurven auf gleiche Weise fingierte Be stellungen aufgegeben. Dadurch sind viele Bewohner der öst lichen Vororte arg belästigt worden. Jetzt ist es gelungen, den Täter in einem 17 Jahre alten Kontorburschen ru ermitteln und zur Rechenschaft zu ziehen. Der Bursche hatte ausr.inem Uebermut gehandelt. * Karambolagen. In der Eutritzscher Straße fand gestern nachmittag ein Zusammenstoß zwischen einem Motorwagen und einem Rollgeschirr statt, wobei der Vorderperron des Motorwagens stark beschädigt wurde. Bei einem anderen Zusammenstöße zwischen einem Motorwagen und einem Kohlengeschirre in der Eisen- bahnstraße in Neustadt wurde der erstere nur leicht beschädigt. * Versuchte Brandstiftung? In einem Neubaue an der Ecke des Täubchenwegs und der Unteren Münster- straße bemerkte in vergangener Nacht ein Schutzmann auf seinem Patrouillengange Licht. Beim näheren Nach sehen entdeckte er, daß in einem Raume rohe Türen zu sammengestellt waren, zwischen denen eine Laternen lampe mit einer großen brennenden Flamme stand. Offenbar sollten die Türen in Brand gesetzt werden. Der Urheber des nichtswürdigen Streiches ist noch unbekannt * Feuerbericht. Gardinenbrände fanden gestern abend in der Sternwartenstraße und in der Albertstraße zu L.-Kleinzschocher statt. Sie wurden von den Logis inhabern schnell gelöscht. — Auf einem Neubaue in der Brockhausstraße in L.-Scbleußig geriet gestern nachmittag ein Tssrkessel in Brand. Die Arbeiter erstickten das Feuer rechtzeitig mit Sand. D Wegen Diebstahls unv Hehlerei wurden von der Kriminal polizei vier Arbeiter im Alter von 30 bis zu 53 Jahren verhaftet, die von einer Lowry am Dresdner Produkteubahnhof eine große Partie alte Metalle im Werte von 160 gestohlen und durch Verkauf zu Gelde gemacht hatten. Der Erlös wurde geteilt. Zwei Einbrecher verschafften sich gestern durch Einschlagen einer Fensterscheibe Eingang in ein Gartengrundstück in der Königstraße in Connewitz. Gärtner, die tu einem Nachbargrund stück beschäftigt waren, batten das Geräusch gehört uud versuchten die Spitzbuben festzunehmen, was auch bei einem, einem 25 Jahre alten Arbeiter, gelang, während fein Komplize die Flucht durch den Pleißenmühlgraben nahm und im Holze verschwand. Eirwarnt wird vor einer Einmieterdiebin, einer angeblichen Frau Höfer, die sich mit einem 7—8 Jahre alten Mädchen bei einer Witwe in der Neustädter Straße einlogierte und unter Mit nahme eines Deckbettes mit Kopskiffen, einer Standuhr und eines Läufers von rotem Stoff wieder verschwand. Die Diebin ist Anfang der 40er Jahre alt, groß und stark, hat dunkelblondes Haar und trug hellbraunen Rock und schwarzen Kragen, Las Kind rotes Bar chentkleid und Mütze. Gestohlen wurden aus einem Stallgebäude in Connewitz 8 Enten und 9 Hühner, darunter 2 Zwerghühner; aus dem Ritter gut Pausitz 120 Pfund Karpfen uud Hechte im Werte von 100 aus einer Wohnung in der Kreuzstraße eine lange goldene klein- gliederig« Halskette mit goldenem Herzchen als Anhängsel im Werte von 75 .H; von einem Wagen in der Hainstraße ein Pappkarton, enthaltend Damenschnürstiesel mit Pelzsütterung und Filzpantoffeln mit Ledersohlen. Wegen LittlichkeitSvergehenS erfolgte die Festnahme eines wegen desselben Deliktes schon bestraften 26 Jahre alten Markthelfers aus Oeysch. Verhaftet wurden ein vielfach bestrafter 61 Jahre alter Arbeiter aus Fernneuendorf, der aus einem Keller in der Berliner Straße Fleischwaren gestohlen hatte, und ein Unbekannter, der auf dem Magdeburger Bahnhof eine Zechschuld, die er gemacht hatte, zu bezahlen verweigerte, obgleich er im Besitz von Barmitteln war. Der Mann verweigert über seine Persönlichkeit jede Auskunft; es ist anzunehmen, daß er geistesgestört ist. Hur aer Umgegena. * Schönefeld, 18. November. Bei der Erhebung am 1. November wurden hier 2693 Wohnungen gezählt, wovon 102 leer standen. Gcjchäftslokale gab es 190, da von standen 20 leer. Die Ortseinwohnerzahl betrug nach Angaben des Meldeamtes 11 831. * Knauthain, 18. November. Die Gemeinde ratswahlen sind auf Sonntag, den 11. Dezember, nachmittags, festgesetzt worden. — Bei er hiesigen Sparkasse wurden im vergangenen Monat 18952 Mark in 59 Posten eingczahlt und nur 516 in 6 Posten zurückgezogen. Eröffnet wurden 17 neue Konten. -s. Octzsch-Gautzsch, 16. November. Tie diesjährigen Ergänzungswahlen zum Gemeinderätin Gautzsch finden am 8. Januar n. I. statt. — Der G e - meinderat erkannte dem Gemeindevorstande, dem Gemeindekassierer und dem Sckmtzmanne als berufs mäßige Gemeindebeamte die Pensionsberechtigung zu und dehnte diesen Beschluß auch auf die Hinterbliebenen derselben aus. — Die neue Wasserleitung hat die Bausumme von 107 000 erfordert, während der Voranschlag auf 120 000 berechnet war. -8. Zöbigker-Prödel, 16. November. Infolge eines Abkommens mit der Gasanstalt Zwenkau werden fetzt die Straßen mit Gasglühlicht beleuchtet. Mehrere Gewerbetreibende und Etablissements wollen sich dem Abkommen anschließen. Um Zscdren. * Dresden, 18. November. 2. Vom königlichen Hofe. Der König hörte heute die Vorträge der Staatsminister und des königl. KabinetSsekretärs uud nahm mehrere militärische Meldungen entgegen. * r. Der LandeSkultnrrat beschloß in seiner heutigen Sitzung mit allen gegen eine Stimme, die Bestrebungen des deutschen Müllerbundes in Leipzig zur Einführung einer staffelweisen Umsatzsteuer für Muhten, wodurch die Großbetriebe im Verhältnis zu ihrer Produktion gerechter belastet würden und ihre Konkurrent für die kleineren und mittleren Betriebe weniger drückend sein würde, zu unter stützen. * Dem hiesigen Großindustriellen Pick wurde das Ritterkreuz des Franz Josefs-Ordens ver liehen. * Werdau, 18. November. Das 25 jährige Ge schäfts jubiläum beging am gestrigen Tage die hiesige Feldschlößchen-Brauerei (Ferd. Geidel). Herr Braumeister Hertzsch konnte an diesem Tage eben falls auf eine 25jährige Tätigkeit in der Brauerei zurück blicken. * Reichenbach i. V.» 17. November. Wegen Bettelns hatte ein Veteran aus den Kriegen von 1864, 1866 und 1870/71 im hiesigen Amtsgerichts-Gefängnis eine Haftstrafe zu verbüßen. Früh morgens fand man den Mann, Kloß mit Namen, tot in seiner Zelle. Ein Schlaganfall hatte seinem Leben ein jähes Ende gesetzt. f Plauen i. V., 17. November. Der Fabrikarbeiter K. A. Seifert aus Rützengrün erhielt wegen ver suchten Totschlags eine Zuchthausstrafe von acht Jahren. Er hatte in einem Anfall von Raserei und Eifersucht seiner Geliebten, der von ihrem Mann ge trennt lebenden Frau Schmidt in Rodewisch, lebens- gefährliche Verletzungen beigebracht. * Zittau, 18. November. Um eine Vermehrung der hiesigen Garnison herbeizuführen, hatte -er hiesige Stadtrat im Hinblick auf die bevorstehende Er- richtung neuer sächsischer Kavallerie-Regimenter ein leitende Schritte getan. Vom Kriegsministerium ist nun die Erklärung beim Stadtrat eingegangen, daß vor läufig auf eine Vermehrung der Zittauer Garnison nichtzu rechnen sei. —o— Pirna, 17. November. Zur Pflege geistlichen und weltlichen Chorgesanges ist hier ein Oratorien- Verein ins Leben gerufen worden. Die Leitung über nahm der am hiesigen Kgl. Seminar wirkende Oberlehrer Handke. rt- Oberbobritzsch, 17. November. Ein Opfer des Alkohols ist der im 32. Lebensjahre stehende Schuhmacher Menger geworden. Er wurde auf der Dorf straße mit dem Gesicht im weichen Erdboden liegend tot aufgefunden. Jedenfalls ist er in der Trunkenheit hin gefallen und dann erstickt oder erfroren. -I«5 Sachsens Umgebung. * Schkeuditz, 18. November. (Eigene Meldung.) Hier entgleiste gestern abend gegen 7 Uhr ein leerer Personenz ug, der Leipziger Passagiere nach Schkeuditz gebracht hatte, bei der Einfahrt in die Weiche, als er auf ein anderes Gleis übergeführt werden sollte. Der Materialschaden ist nicht sehr erheblich, doch trat für beide Gleise eine zweistündige Betriebs- störung ein. 6. Halle a. I.» 18. November. In der Leipziger Straße explodierten bei der Reinigung eines Kanalschachtes Gase, die sich dort awgesammelt hatten und verletzten einen städtischen Arbeiter nicht unerheblich. --- Altenburg, 17. November. Die Staropera, tion am rechten Auge des Herzogs Ern st wurde vom Medizinalrat Dr. Pause im Beisein der beiden Herzogs. Leibärzte Dr. Thiele und Dr. Reuter vollzogen. Die Operation ist, wie bereits gemeldet, glücklich ver laufen, so daß zu hoffen ist, daß -er hohe Patient bei Benutzung der Starbrille keine Einbuße an der Seh kraft erleiden wird. Ronneburg, 18. November. Die F. I. Kladsche Kammgarnspinnerei besteht nunmehr 30 Jahre am hiesigen Platze und hat sich im Laufe der Zett aus kleinen Anfängen so entwickelt, daß sie gegenwärtig über 200 Leute beschäftigt. * Gera (Reuß), 18. November. (Eigene Meldung.) Die hiesige Hau.smühle brannte infolge von Selbst, entzündung ab. Der verursachte Schaden ist beträchtlich. Sericdtrraal. ASntgltch«, VH. Sitzung. s. Leipzig, 18. November. Em StttltchkettSverbrechen lag der heutigen BormittagSver- Handlung deS Kgl. Schwurgerichts zu Grunde. Auf der Anklage bank befand sich der Handarbeiter Ferdinand Max Böhme aus Leipzig-Thonberg. Als Richter waren in dieser Verhandlung tätig die Herren Landgerichtsdirektor Dr. Müller (Vorsitzender), Landrichter Staudinger und Assessor Hentschel (Beisitzer). Als Geschworene wurden ausgelost die Herren Kaufmann Barschdorff-Leipzig, Guts- besitzer Schulze-Mölkau, Fabrikdirektor Kleinjung-Letpzig, Gutsbesitzer DSweritz-Grauschwitz, Fabrikbesitzer Beda-Coldttz, GutSbescher Scheibe- Lobstädt, Rittergutspachter Reimann-Dösen, Rittergutsbesitzer Boden- Bernbruch, Rittergutsbesitzer Oertel-Großzöffeu, Privatmann und Lokalrichter Trnmmlitz-Leipzig, Gutsbesitzer Wünscher-Thallwitz und Gutsbesitzer Jahr-Bergisdorf. Die Anklage führte Herr Staats anwalt Dr. Weber, die Verteidigung des Angeklagten lag Herrn Rechtsanwalt Dounerhak ob. Zur Führung des Schuldbeweises waren 6 Zeugen geladen und erschienen. Böhme ist am 14. März 1876 geboren und verheiratet. Außer wegen Widerstands, Be leidigung und Körperverletzung ist Böhme auch schon wegen Ver letzung der Sittlichkeit mit 3 Monaten Gefängnis bestraft. Die Geschworenen (Obmann Herr Kaufmann Barschdorff- Leipzig) fanden durch ihren Wahrfpruch den Angeklagten des Ver brechens nach 8 176, 1 des Reichsstrafgesetzbuchs, des Ver gehens nach 8 183, der Beleidigung und der Körperverletzung schuldig und versagten ihm mildernde Umstände. Da zu seineu Gunsten nur die Angetrunkenheit, in welcher er sich zurzeit der Tat befunden hat, berücksichtigt werden konnte, wurde Böhme unter Anrechnung von drei Monaten der erlittenen Unter suchungshaft zu zwei Jahren Zuchthaus undfunf Jahren Ehreu- rechtsverlust verurteilt. Der Beleidigten Frl. Ilse Schmidt wurde die Befugnis zugesprochen, das Urteil wraeu Beleidigung durch Aushang am Gerichtsbrett innerhalb zwei Wochen nach Rechtskraft öffentlich bekannt zu machen. ASnlgltch«» Li. Letpst«, 18. November. Eine Gefängnisstrafe von eine« Ta, wegen Freiheits- beraubung traf die FabrikarbetterSehefrau P. tu Leipzig-Plagnny, während ihr Ehemann wegen versuchter Nötigung zu drei Mark Geldstrafe verurteilt wurde. Beiden mußte diese- Mindestmaß der gesetzlichen Strafe auferlegt werden, weil sie in der Wlchruug ihres guten Rechts über das erlaubte Maß PnauSargangen waren. Sie hatten von der Abzahlungsfirma R. G. w Leipzig durch Vermittlung des Reisenden F. eine Standuhr für 42 auf Abzahlung gekauft und 5 schon anaezahlt, als sich herans- stellte, daß die Uhr nicht ging. Aus Verlangen der Käufer wurde die Uhr zur Ingangsetzung abgehoU, aber nicht wieder- geliefert. Sie stellten die Uhr nun zur Verfügung und verlangten Aufhebung des Vertrags uud Rückgabe des Geldes. Das wurde abgelehnt, ebenso das Anerbieten, für die bezahlten 5 andere Waren zu nehmen. Man verlangte, daß sie für einen erheb- licheren, dem Preise der Uhr nahekommendeu Werte Waren auf Abzahlung nehmen sollten. Nunmehr machte die P. bei einem Besuch des Reisenden F. kurzen Prozeß. Sie schloß ihn in ihre Wohnung ein, bis er die 5 zurück- , geben würde und holte ihren Mann herbei, der ihr Ver langen durch das Angebot von einem „Paar rechts und links" unterstützte. Der Reisende stellte die Sache dem berbeigeholten Polizeibeamten so harmlos dar, daß dieser keinen Grund fand, Au- zeige zu erstatten. Anders war die Firma G. gesinnt. Sie schickte den Reisenden zur Staatsanwaltschaft, um dort Anzeige zu erstatten, was für die Angeklagten zn dem oben erwähnten Ergebnisse führte. Feuilleton. Alrrfrk. Neue» Theater. Fräulein Jslar, l Fräulein Seybold, > alS Gäste. Herr Soomer, j In Nicolais genialer — wie sagt' ich: genialer? Ja, es bleibt dabei — komischer Oper „Die lustigen Weiber von Windsor" sahen wir am gestrigen abend drei Gäste. Der eine war uns von der Vorstellung der „Undine" her nicht unvorteilhaft bekannt. Fräulein Jslar vom herzoglichen Hoftheater in Koburg besitzt gute stimmliche Mittel und ver steht zu singen. Man merkt ihr den Fleiß mancher Jahre an. Aber seelenlos war ibr Gesang. In der „Undine" tonnte sie die Behauptung ausstellen, Undinen seien nun einmal seelenlos. Als Frau Reick aber wird ihr keine plausible Erklärung für dieses Manko zu Gebote stehen. Auch im Mienenspiel wußte uns Fräulein Jslar wenig zu jagen. Bühnengewandtheit unv Sicherheit der Gesten ersetzen den unentbehrlichen Faktor Seele keines wegs. Das Publikum konnte sich daher am gestrigen Abend nicht für den Gast erwärmen und ließ ihn mit dem Beifall nach der großen Arie im dritten Akt im Stick. Von Fräulein Seybold, einer vom Stavttbeater zu Angl burg verschriebenen Künstlerin, gilt Aebnliches. Auch an Frau Fluth vermißten wir ein belebtes Mienenspiel, dessen diese Figur nun einmal nicht entraten kann. Dagegen entfaltete Fräulein Seybold in der Eifersuchtsszene sehr viel Energie. Nur Biegsamkeit und Schnippigkeit waren ungelünstelt und lassen auf schauspielerische Qualitäten, wenn vielleicht auch nur begrenzter Art, schließen. Die Stimme des Gastes ist leider auch klein und geradezu klanglos. Am gestrigen Abend wenigstens gab sie keine Spur von Glanz und Metall her. Die Koloraturen waren leidlich, die Aussprache nicht Ginmer reinlich. Herr Soomer schließlich, dessen geiangliche und musikalische Qualitäten in Leipzig bereits geschätzt werden, war für Herrn Schelper eingesprungen. Er sang die Partie des Herrn Fluth mit schönster Tongebung. Nur im Spiel wäre ihm eine etwas größere Leichtigkeit zu wünschen gewesen. Das Duett zwischen ihm und Herrn Rapp war ein stimmliches Labsal für die Hörer. k. Asch. b'. A. 0. Ans dem Dresdener Musikleben. Die mit Spannung erwartete Neuheit des zweiten SinfomekonzerteS I Serie 8, im Königl. Opernhausc war die „Sinkonial ckomesticn" von Richard Strauß. Das Werk machte.« wenn'auch keinen hinreißenden, so doch einen sehr starken Ein- l druck auf die Hörer und fand lebhaften Beifall, der allerdings zum guten Teile der Königl. Kapelle und ihrem Führer Herrn Generalmusikdirekror 'v. Schu ch galt. Dem kritisch erwägen den Hörer drängt sich unwillkürlich der Gedanke auf, daß Richard Strauß in 'seiner „Häuslichen Sinfonie" insofern durchaus moderner Musiker geblieben ist, als er uns eine ner vöse Familie unseres hastenden Zeitalters schildert. Es ist der'moderne Segessionsmcnsch, den wir hier in seinem Heim musikalisch bclaufchen und der selbst im engsten Kreise von Frau und Kind, selbst im Genüsse der schlichtesten häuslichen Freuden nichr von'den Nervenzuckungen frei werden und sich nicht zu der vollen Ruhe durchringen kann. Man kann die geistvolle Konzeption und die unerhörte orchestertechnische Meisterschaft des neuen 'Straußschen Werkes gebührend be wundern und doch durchaus kalt bei dem Ganzen bleiben. Ja, man fragt sich mit Kopfschütteln, wie wird wohl 'künftig ein neues „Heldenleben" von Strauß instrumental dargestellt iverden, wenn er in seiner'neuesten Periode zur Schilderung seines häuslichen GlückeS ein so ungeheures Aufgebot von In strumenten und Orchestereffcktcn nötig har. Nirgends wird der innere Zwiespalt der modernen Musik, der einerseits die geheimsten Falten des Herzens enthüllen und wieder zu b n Vicrteltönen gelangen möchte, anderseits aber zu immer wuch tigeren und explosiveren Massenwirkungen kommt, so deutlich fühlbar, wie bei dem neuesten Werke von Richard Strauß. (Wir möchten darauf hinlvcisen. daß unsere Ansicht mit der unseres Herrn Korrespondenten nicht ganz übeveinstimmt. Wir haben bei der letzthin iin Gelrmirdhausc stattgefundencn Aufführung doch das Gefühl gehabt, daß die große Fülle von „Scelenwärme", welche der Srraußschen Tomcstica innewohnt, auch den meisten Zuhörern zum Bewußtsein gekommen ist. Die Red.) Solist des Konzertes war Mischa Elm an, der kleine Wundcrgeiger, der auf dem besten Wege ist, den andern geigenden Wunderknaben unserer Tage Fran' von Pecscy auS dem Felde zu schlagen. Jedenfalls übertrifft er ihn an Reife uud seelischer Tiefe des Spiels uud sckxsint bereits mit bewußter Empfindung zu musizieren, während der im pulsivere Vccscy unbewußt seine Kunst auszuüben scheint. Einen bemerkenswerten Genuß bereitete unlängst die Drey. ßigschc Singakademie unter Herrn Kapellmeister Hösel den Dresdner Musikfreunden durch eine höchst ge lungene Aufführung der großen Bachschen Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied", für acktitiinmigen gemischten Toppelchor a cappella. Das selten aufgeführtc Werk,das in seinen vier Sätzen gleichsam eine Sinfonie iür Cbor d-rü-Mt und zu den höchsten Kunstoffenbarungcn zu zählen ist, tat eine tiefgehende Wirkung. Im Anschlüsse daran brachte die Li a- akademic den 23. Psalm „Ter Herr ist niein Hirte", für ge mischten Ebor » cspella von dem in Dresden lebenden, leid-er noch viel zu wenig gewürdigten Tonsctzer Heinrich Schul z- Bcuthen erstmalig zu Gehör und erzielte auch mit dieser hochbcdcutendcn Komposition einen starken Erfolg, der sich in einem Hervorruf des. Komponisten äußerte. In der Drei königskirche brachte die Robert Schumannsche Singakademie unter Albert Fuchs am Bußtage einige Sätze aus einer Totenmesse O moll des altböhmischen Meisters Franz Tuma zur Aufführung, dessen Werke durch den hiesigen Musikschrift, steiler Otto Schmid der Vergessenheit entrissen wurden und durch ihre edle, gehaltreiche Tonsprache auch beute ^ioch das Interesse der Mu'ftfreundc verdienen. Im letzten Tin- foniekonzerte der Gcwerbehauskapclle dirigierte die schwedische Komponistin Frl. Elfriede AndrSe eine Sinfonie H. moll und eine Festouvertüre eigener Komposition. Beide Werke sind Erzeugnisse eines starken Talentes und fanden leb haften und durchaus verdienten Beifall. Wissenschaft. 0. 8. Einmalige oder fortgesetzte Urzeugung? Eine der interessantesten Seilen des Welt- und Lebensproblems ist die zur Zeit noch ungelöste Frage, ob sich der Prozeß der Urzeugung .Archigonie) nur einmal im Laufe der Zeit zutrug oder ob dieser Anfang organischen Lebens sich öfter wiederholt. Ernst Haeckel erörtert die Frage in seinem „Letzten Buche", das unter dem Titel „Tie Lebenswunder" kürzlich bei Alfred Kröner in Stuttgart erschienen ist. Für beide Ansichten lassen sich Gründe anführeu. Der Bonner Gelehrte Pflüger, den Haeckel zitiert, schreibt: „In der Pflanze fährt daS lebendige Eiweiß (der Urstoff) nur fort, das zu tun, was es immer feit seinem ersten Entstehen tat, d. h. sich fortwährend zu regenerieren und zu wachsen; wesbalb ich glaube, daß alles in der Welt ent haltene Eiweiß direkt von jenem ersten abstammt. Deshalb zweifle ich an der geueratio spontanen in der gegenwärtigen Zeit; auch die vergleichende Biologie deutet unmittelbar daraufhin, daß alles Lebendige aus nur einer einzigen Wurzel seinen Ursprung genommen bat." Indessen, bemerkt Haeckel hierzu, schließt doch diese Erwägung nickt ans, daß möglicherweise der chemische Prozeß der spontanen Urzeugung sich in jener ältesten Zeit — unter gleichen Bedingungen — ost in gleicher Form wiederholt hat. Auf der anderen Seite liege kein Grund vor zu bezweifeln, daß, sobald die physikalischen Bedingungen für diesen chemischen Urprozeß gegeben seien, er sich jederzeit und an jedem Orte wiederholen könne. Was den Ort betreffe, so biete wahr scheinlich der Meeresstrand die günstigsten Bedingungen, da z. B. die Molekularkräfte der Substanz in allen Aggregatzuständen, m gasförmigem, tropfbar flüssigem, festflüssigem und festem Zu stande die beste Bedingung fänden, auf einander einzuwirken. Tatsache sei, daß noch heute alle verschiedenen Entwicklungs zustände der „lebendigen Substanz", vom einfachsten Moner bis zur einfachen kernhaltigen Zelle, von dieser bis zur höchst organisierten Zelle der Infusorien, von der einfachen Eizelle bis zu dem höchst entwickelten Bau der höheren Pflanzen und Tiere, zuletzt bis zum Menschen nebeneinander vorkommen. Znr Erklärung dieser Tatlacke gebe es nur zwei Möglichkeiten: entweder hätten sich die einfachsten heute noch lebenden Organismen seit Beginn des orga nischen Lebens — feit mehr als hundert Jabrmillionen lk) — unverändert erhalten resp. nur lehr unbedeutende Fortschritte der Organilation gemacht, oder der phylogenetische Prozeß ihrer Ent- Wickelung habe sich im Lause dieser Zeit mehrmals wiederholt und wiederhole sich ebenso noch heute. Auch wenn letzteres der Fall wäre, würden wir wobl kaum im Stand« sein, uns durch direkte Beobachtung davon zu überzeugen, da bei der Kleinheit der in Betracht kommenden Objekte selbst die besten Mikroskope versagen müßten. Tatsächlich seien oft winzige Körnchen, die aus lebender Substanz beständen oder zu bestehen schienen, sehr häufig im Meere und in stehenden Gewässern zu finden. Wir seien gewöhnt, sie als isolirte Teilchen von zerstörten Tier- oder Pflanzenleichen anzusehen, wer könne aber die Behauptung wider- legen, daß man es mit jungen Moneren zu tun habe, die langsam weiter wüchsen und sich mit ihresgleichen zu größeren Plasmakörpern (Aggregaten lebender Substanz) verbänden. Hochschulnachrichten. Man schreibt uns ans Rostock: Der Ordinarius für klassische Archäologie an der Universität Rostock, Professor Dr. Gustav Körte, ist zum Ersten Sekretär deS Kaiser lich Deutschen Archäologischen Instituts in Rom erwählt worden. Der Gelehrte, welcher bereits im Jahre 1002 den zweiten Sekretär des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts in Athen längere Zett vertrat, wird diesem ehrenvollen Rufe zu Ostern künftigen Jahres folgen. Professor Körte ist am 8. Februar 1852 zu Berlin geboren und lag seinen Studien in Göttingen, Berlin und München ob. An letzterer Universität promovierte er am 14. März 1874, während er 1875 in Göttingen die philologische Staatsprüfung absolvierte. Darauf unternahm er größere Studienreisen während eines Zeitraumes von fünf Jahren nach Italien und Griechenland. 1880 habilitierte er sich in Göttingen und wurde von dort zunächst als Extraordinarius an die Universität Rostock berufen. Seit 1883 wirkt er hier als Ordinarius. Wieder holt hat rr auch von hier aus größere Studienreffen nach Griechen- land, Türkei, Kleinasien und Italien unternommen. Seit 1896 ist Professor Körte Mitglied der Direktion des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin. — AuS Jena wird uoS geschrieben: Ter Professor der Theologie Geheimer Sircheurat Dr. Seyerlen, welcher seit dem Jahre 1895 die Fächer der praktischen und der systematischen Theologie an der Universität Jena vertreten hat, ist auf sein Ansuchen wegen hohen Alters und geschwächtem Gesundheitszustand der Verpflichtung, Vorlesungen zu halten, vom 1. Oktober ab enthoben worden. Damit ist eine 29jährige akademische Lehrtätigkeit zu ibrem Abschluß gelangt. Seyerlen ist auch als wissenschaftlicher Schriftsteller in wetten Kreisen bekannt geworden. Von seinen Schriften seien genannt: „Entstehung und erste Schicksale der Christengemeinde in Rom", „Bedeutung und Aufgabe der Predigt der Gegenwart", „Friedrich Rohmers Leben und wissenschaftlicher Entwickelungsgang". — AuS Jena wird uns weiter geschrieben: Der Senat der Universität Jena hat beschlossen, die 100jährige Wiederkehr des Todestages Friedrich von Schillers am 9. Mai 1905 durch eine akademische Ge dächtnisfeier in würdiger Weise zu begehen. — Dr. Phil. Gause in Berlin hat der Universität Jena ein Kapital von 30 000 ver macht, dessen Zinsen dem archäologischen Institut und der Förderung archäologischer Studien zugute kommen sollen. — Der Nachfolger des verstorbenen Prof. Ottokar Lorenz, der Geschichtsprofessor Dr. Alexander Cartellirri trat sein Äntt an mit einer Antritts rede über „Wesen und Gliederung der Geschichtswissenschaft". — Man schreibt uns aus Freiburg i. Br.: Bei der II. Immatrikulation schrieben sich 115 Studierende ein. Davon entfallen auf die theolo- gische Fakultät 7, auf die rechts- und staatswissenschaftliche 42, auf die medizinische 35 und aus die philosophische Fakultät 31. Die beiden immatrikulierten Frauen gehören der medizinischen beziehungsweise der philosophischen Fakultät an. Die Frequenz de« Wintersemesters 1904/05 hat jene des Vorjahr« (1331) bereit« über- schritten. — An der Universität Jena sind für das Winter- semester bis jetzt 953 Studierend« immatrikuliert und 28 Hörerinnen und 28 Hörer eingeschrieben worden. Die Gesamtfrequenz beträgt mitlnn bis sitzt 1009, eine Zahl, die noch nie in einem Wiuter- simestrr in Jena annähernd erreicht worden ist. Da noch eine Anzahl Einschreibungen zu erwarten ist, so wird die Besucherzahl voraussichtlich sogar die deS Sommersemestrrs übersteigen und gegen das letzte Wintersemester, in dem 895 Studierende insgesamt gezählt wurden, ist schon sitzt ein Mehr von 114 zu verzeichne»
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