02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041108025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904110802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904110802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-08
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Feuilleton. Die heilige Caeeilie. 2stj Roman von MarieBernhard. Nachdruck verboten. Familientag bei Brückners; gute Stimmung bei allen Insassen des Hauses. Papa bat für die liebe Weihnachts zeit sein ewiges Gerede über den ominösen „blauen Brief", über „vorzeitiges Abhalftern!" und seine „trüben Ahnungen" aufgestcckt, — er freut sich über seine beiden Kadetten, Paul und Peter, die bei ihm auf Ferienurlaub sind, gute Zeugnisse gebracht haben und von morgens bis abends ganze Berge von gebrannten Mandeln, Pfeffer nüssen und Pralines vertilgen, er freut sich über seinen Nettesten, Rolf Hennig, der ein schneidiger Offizier ist, ernstlich versichert, keine „belangreichen" Schulden zu haben und bevorzugter Courmacher einer schwerwiegen den jungen Dame aus der Finanz ist. Auch mit Melanie ist der Oberst zufrieden, sie siebt sehr hübsch aus und ist auf den letzten beiden Bällen auffallend bevorzugt worden, — wer weiß, ob sich nicht für sie diesen Winter die so oft betonte „gute Partie" findet! Die teure Gattin Jadwiga geborene Zalewska hat zum Fest eine schöne granat farbene Samtrobe erobert und zwei neue Chopins für den Familientag einstudiert, — die Polonaise in clur und das v moll-Scherzo! — Tas junge Volk ist heute vollzählig versammelt, schäkert und lacht, was der Schnabel nur hergeben will! Die Geschenke sind allesamt nach Wunsch ausgefallen, — Papa und Mama sind wirklich „zu gut", die diversen Onkels und Tanten haben die kleinen Nichten auch bedacht, — für zehn, zwanzig Mark /ann man schon eine nette Kleinigkeit haben, und als ob es in solcher Zeit darauf ankäme I — Am elften Festtage haben Ringhaupts ihr alljähr liches Weihnachtssoupcr gegeben, — die Verwandten natürlich fast alle dabei! — großartig, mit fürstlicher Opulenz, wie immer. Frau Babette behauptet, heute noch „halbtot" zu sein, aber das glaubt ihr kein Mensch! Sie hat eine so tadellos geschulte Dienerschaft, sie hat heute bis mittags um zwölf im Bett gelegen, hat rosige Wangen und funkelt von Brillanten und von guter Laune über ihr gelungenes Fest. Morgen soll eine Schlittenfahrt stattfinden nach dem Grünewald, mit ge ladenen Gästen. Rolf Hennig Brückner „stellt" ein paar famose Kameraden, drei reitende Artillerie, zwei Garde du Corps, höllisch feudal, — Oswald Mentzel hat ver sprochen, zwei Künstler zu liefern, mit denen er erst kürzlich bekannt geworden ist; für die beiden Kadetten Peter und Paul sind ein paar niedliche kleine Mädchen aus einer befreundeten Majorsfamilie eingeladen worden,... und dazu dies Prachtwetter! Geradezu ideale Bahn! Eine Schlittenpartie, — man kann nie wissen! So beim Nachhausefahren, eng aneinandergeschmiegt, warm vom Tanz und Eierpunsch, lustige, einschmeichelnde Walzer klänge im Ohr, — rund umher die weiße, ruhende Winternacht, — oben der Himmel voller Sterne, feierlich funkelnd, — bildschön kann das werden und ereignisreich auch! -- So überlegt Melanie Brückner, reizend anzusehen, ganz in rosa gekleidet! Wenn sich das, was sie sich wünscht, morgen unter dem Schellengeläut der Schlitten glocken vollzieht, dann will sie Großmut üben und keiner Seele etwas von dem erzählen, was sie nun schon seit fünf, sechs Tagen als Geheimnis im Busen trägt, — von deni unerwarteten Anblick neulich bei Annemarie Lombardi. Ja, sie will weiter schweigen, — voraus gesetzt, daß nicht beute irgend etwas Unvorhergesehenes geschieht, was ihr die Zunge lösen könnte! — Es ist auch beute, abgesehen von der fidelen Weih nachtsstimmung und der Freude auf morgen, gar kein gewöhnlicher Familientag, — bewahre! Es soll noch etwas extra.Feines kommen, ein besonderer Genuß! Zwei Namen sind es, die gehen als Losungsworte von Mund zu Mund: Oswald Mentzel und Annemarie Lombardi! — Oswald hat eine neue Komposition für die Violine vollendet, hat sie einem bedeutenden Geiger von großem Namen privatim vorgespielt, hat dessen volles Lob geerntet und wird dies Machwerk heute abend vor ver sammeltem Verwandtenkreise zum besten geben, — und „der Schützling des Familientages" wird seinen Gönnern zum ersten Mal etwas Vorsingen. Gewissermaßen wird heute der Familientag sein Pathenkind aus der Taufe heben! Ist es nicht sehr, sehr gütig, das fremde junge Mädchen heute und hier dazuzuziehen? Und war es nicht einzig von Ringhaupts, speziell von Tante Babette, dem armen Mädchen zum Fest ein Weißes Kleid zu schenken, damit es „wenigstens anständig" vor den Augen der versammelten Völker erscheinen könnte? — Daß lauteres Wohlwollen die Gemüter beherrscht, läßt sich nicht behaupten. So ungeheuer beliebt ist Anne marie Lombardi bei ihren verschiedenen künstlerischen Taufpathen nicht, — dazu ist sie ihnen schon zu hübsch, — und dann benimmt sie sich oft so eigentümlich, als wenn — wirklich, — als wenn sie eine Individualität wäre, .... das ist doch einfach komisch! Das ist einfach nicht zu dulden! Ein solches junges Mädchen, so gestellt, wie sie, darf gar keine Individualität sein!! Oswald Mentzel bereitete es ein angenehmes Gefühl, heute seinen eigenen Namen immer wieder in Ver bindung mit demjenigen Annemaries zu hören, — ein sanftes Rieseln ging jedesmal dabei über seine empfind- lichen Nerven hin. Er hatte viel zu wenig von dem süßen kleinen Mädchen, es gab immer so viel scheußliches Pech in seinem Verkehr mit ibr! Da hatte er es möglich gemacht, zu Wessels, zu Ringhaupts, selbst zu Vollmars und zu den alten Tanten zu gehen, wenn Annemarie dort war, — und jedesmal batte es der Zufall so gefügt, daß e r oder s i e derartig mit Beschlag belegt wurde, daß er ungestört keine drei Worte mit ihr zu reden ver mochte! Oder sie mußte gleich fort, wenn er kam, oder sie war überhaupt nicht da, — man hatte sie im letzten Augenblick zu einer andern Familie beordert! — Oswald ahnte zum Glück nicht, daß all' diese un angenehmen Zufälle in den Händen feiner lieben Mutter lagen, die zum Nutz und Frommen ihres genialen Lieb lings die Fäden schlang und die Maschen schürzte, kunst voll, sinnreich und unermüdlich. Selbstverständlich hatte der junge Mann keine lebende Seele zum Vertrauten seiner rasch aufgekeimten Leidenschaft für das kleine „Mädchen aus der Fremde" gemacht, — er mußte sich sagen, daß er damit in seinem engeren, wie in seinem weiteren Familienkreise auf wenig Beifall und auf noch weniger Unterstützung zu rechnen hatte! Aber wie schon einmal die Mütter so sind! Frau Mathilde Mentzel hatte kaum einen flüchtigen Blick, kaum ein hingeworfencs Wort aufgefangen, um ihren etwaigen Argwohn zu ent- zünden, .... allein dieser Argwohn, man wolle ihrem Abgott Fallen stellen, und er, mit seiner leicht erregbaren Fantasie, mit seinem liebenswürdigen Künstlergemüt, sei nur zu rasch bereit, das Opfer weiblicher List zu werden, wohnte nun einmal in ihr, seitdem Oswald erwachsen war. Man kann nicht sagen, er schlummerte, — nein, er war beständig wach, und zur Steuer der Wahrheit muß gesagt werden, daß Oswald in der Tat ein Liebling der Frauen und ein überaus leicht zu entflammendes Material war. Ganz ungerechtfertigt war also Frau Mathildens Sorge nicht; sie wünschte überhaupt den einzigen geliebten Sohn nicht in irgend eine Liebelei per- strickt zu sehen, da ihn dies seinen Studien abwendig machen würde, .... Annemarie Lombardi aber war die letzte, welcher sie auch nur. einen Blick aus ihres Oswalds Augen gönnte; sie mochte das Mädchen nun ! einmal nicht, trotzdem es sich eigentlich die ganze Zeit I her äußerlich höchst korrekt benommen hatte. Aber dies »oben. Zmltk. »S»er. »affin amvf-, Bäder. 2-5 N., /.tlv- -, russ. affage. ritung. tchnrte en bei B. Lohnte, k «ühl. v. Wrndlina. Abend-Ausgabe Jahrgang. dir. 57« Dienstag den 8. November 1904. :: wählen lud Stadt ¬ werden bei ler, Kauf> raße SO. krordnrtrr irnner cr- Sagt Hamlet: Wirt- erscheint an der Wand Parteien sich beraten, wird es den Vertretern Anuahmefchlutz für Anzeigen. Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. lo» »u»- «okttre xe». straß« 5. nd Stadt- die guter - ultcrn zu i Standes f »en unsere >S unserer ,u Haden ipjigS die zur Wahl las apf, Gast- ndmühlen- ftenwaaren en zum ve- usen, sowie ierkaufsftelle. * Die Kanalkommission des preußischen Abgeord netenhauses trat heute in die Beratung der eigentlichen Kanalvorlage ein. (S. Dtsch. Reich.) * Der Gesetztentwurf, betr. Kontraktbruch länd licher Arbeiter, dürfte kaum Aussicht auf Annahme haben, da die Kommission den Z 1 mit Stimmengleichheit ab lehnte. * In Dünaburg und anderen Städten Rußlands wurden Agenten verhaftet, die Deserteure in Massen über die Grenze brachten. (S. russ.-jap. Krieg.) tr. S1 807 reit * Nach einer Rede des Kolonialsekretärs Lyttelton hat der Zar erklärt, daß die Schuldigen am Zwischen fall von Hüll die verdiente Strafe treffen werde. (S. rusf.» engl. Konflikt.) wäre der Erfolg? Zu dieser Verlegung kann ohne Obstruktion kommen, wenn das Parla- beschließt. Wäre dies ein rentables Ergebnis? Regierung gut beraten, dann beschließt sie die Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 28 Reklamen unter dem Redaktionsstrich (4 gespalten) 75 -H, nach den Familiennach- richten (6 gespalten) 50 -H. Tabellarischer und Zisfernfatz werden ent sprechend höher berechnet. Gebühren für Nachweisungen und Osserten- annahme 25 -H. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Vrtra-Vetlagen tnur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die vrpedttion ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig (Inh. Di. V., R. <ür W. Klinkhardt). das unfaire Getriebe der inneren Politik, wie es sich seit längerer Zeit hier herausgebildet, daS gesunde, natürliche politische Empfinden außerordentlich geschwächt hat. Var Wicdkigrte vom Lage. * In maßgebenden Berliner Kreisen hofft man mit Be stimmtheit, daß die Wiener Handelsvertragsverhand lungen des Grafen Posadowsky zu dem gewünschten Erfolge führen werden. (S. Dtsch. Reich.) Koalitionssehnsucht ist. Darum die bange Sorge, die Italiener nicht durch allzu heftiges Vordrängen in die begehrlich geöffneten Arme der Slaven Oesterreichs zu stoßen. Man kann einwenden, daß es die beste Politik der Deutschen hierzulande wäre, überhaupt rücksichts los zu sein, nicht nach Wind und Wetter, nicht nach Gunst oder Mißgunst auszulugen, da alle die Jahre hindurch alles Lavieren und alles respektvolle Sich-Neigen vor den berühmten Schreckgespenster, den Staatsnotwendig keiten, doch wirklich nichts gefruchtet hat. Aber die gute, sanfte Natur des deutschen Elements in Oester reich läßt sich selbst durch Revolverschüsse italienischer Studenten nicht heraustreiben, schäft, Horatio, Wirtschaft! so des Saales, in dem deutsche stets die Aufschrift: Taktik! Leicht des deutschen Volkes aus lausend und einem Grunde wahrlich nicht gemacht, die deutschen Interessen und eine beschränkte Machtstellung zu behaupten, die ja nicht zu verachten ist, da in dem stillen Kampfe mit der Verwaltung, mit der Exekutive gerade durch diese Machtstellung manches erreicht wird, was eine Schmälerung des deutschen Besitzstandes hindert oder zum mindesten aufhält. Man spricht davon, daß im Abgeordnetenhause die deutsche Volkspartei Oppo sition machen werde, daß sogar im Verlauf der Diskussion über die Innsbrucker Vorgänge, unter der selbstver ständlichen Nachwirkung dieser Geschehnisse auf die Stimmung der deutschen Wählerkreise, diese Opposition in wenig Wochen als Obstruktion dastehen werde. Wäre diese Obstruktion aber die gleiche, wie die unter Badeni? Damals wurde die Aushebung der Badenischen Sprachen verordnungen erzielt ; wenn nun die italienische Rechtsfakultät aus Innsbruck durch eine Obstruktion verlegt werden müßte — waS es auch ment es Ist die Verlegung der italienischen Rechtsfakultät aus Innsbruck, sobald nur die Ruhe in der tirolischen Hauptstadt eine Spanne Zeit anhält, kassiert nebstbei den Statthalter Frhrn. von Schwartzenau, und schafft dadurch den deutschen Parteien einen gebührenden Erfolg und gibt sich nicht selbst, durch die Stärkung der Rechten, die ein Beitritt der Italiener zu den Slaven ergeben müßte, in die volle Gewalt des alten eisernen Ringes. Da dies aber das Naturgemäße und das Ver nünftige wäre — was gilt die Wette? — wird es wahr scheinlich im Reiche der Unwahrscheinlichkeiten nicht geschehen. Auf die schwierige Stellung der deutschen Parteien aber hingewiesen zu haben, mag jedenfalls gerechtfertigt erscheinen. Interessant, wie man zu sagen pflegt, wird die innerpolitische Situation in Oesterreich nun werden, sehr interessant; sie geht einem dramatischen Höhepunkt entgegen; erfreulicher wäre eS, wenn ein anderer Ausgangspunkt für die Aktion der Deutschen sich ergeben hätte. Die deutschen Parteien werden sehr geschickt zu operieren haben, umso geschickter, als ZnittbrM. Aus Wien, 7. November, wird uns geschrieben: Eine Pause ist in der öffentlichen Diskussion der blutigen Vorgänge in Innsbruck einzetreten, geradeso wie die Ruhe in der Hauptstadt des alten kaisertreuen Landl's, in der, ein höchst verwunderliches Schauspiel, in Reden und Rufen daS herrschende Regime geschmäht worden ist- Die Abgeordneten der beiden größten deutschen Parteien der cisleithanischen Reichshälfte haben nämlich beraten und beschlossen — vorläufig nichts zu tun; wenn am 17. d. aber der Reichsrat zusammentritt, dann werden Dringlichkeits anträge eingebracht werden. Gestatten Sie, daß dieser Still stand in der Bewegung benützt wird, einige Bemerkungen aufklärender Art niederzuschreiben; nicht Rückblicke auf die blutigen Scenen in der Friedrichstraße, auch nicht Ergänzungen der telegraphischen Schilderungs- und Stimmungsberichte, son dern Betrachtungen, die eine Klärungsmission haben. Was hemmt die deutschen Abgeordeten, den über Nacht gekommenen nationalen Anlaß, man möchte sagen, in naiver, volkstüm licher Weise auszunützen; weshalb nur papierene Reso lutionen und akademische Verurteilungen und Hinweise oder eigentlich Vertröstungen auf die Tagung des Abgeord netenhauses? Es bereitet sich nämlich einiges Bemerkenswerte auf innerpoli tischem Gebiete vor, eine Schiebung der Parteien, die eine slavische Regierungsmehrheit ergeben könnte. Die sogenannten Ge mäßigten in den deutschen Parteien möchten nun da gerne beim Kulissenschieben dabei sein und wenn es Halbwegs ginge, das Spiel entweder verderben, was ihr gutes Recht, ja ihre Pflicht wäre, oder die Karten so zu mischen, daß ein Plätzchen an der Sonne für das Deutschtum erobert würde, was ein Ausbruch der alten lchMcr Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt des Hönigtichen Land- und des H'örnglichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. ver russked-tapaniskr Krieg. Der Var»n »»« Anorring, langjähriger Sekretär der russischen Botschaft in Berlin, ist soeben vom Kriegsschauplatz, wo er als Delegierter des russischen Roten Kreuzes geweilt hatte, nach Berlin zurückgekehrt. Er äußerte, in Rußland habe sehr angenehm die Kunde von der bevorstehenden Entsendung einer Kolonne des Deutschen Roten Kreuzes berührt. Ueberhaupt dürfe man sagen, daß in Rußland sehr dankbare Gesinnung herrsche für die Sympathiebeweise Deutschlands, insbesondere aber der erhabenen Person des Kaisers Wilhelm gegenüber, dem das Volk sehr zugetan sei. Wie Baron KnorrinH im Zusammenhang mit dieser captatio donovoleotiao ausgefiihrt bat, schwören die Truppen begeistert auf Kuropatkin. Die Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit der sibirischen Bahn ist nach diesem Gewährsmann ausgezeichnet. Die russischen Verlusie. Aus Petersburg wird gemeldet: Als Beweis für die un geheuren Verluste in der Schlacht am Schaho möge der Umstand dienen, daß in der Zeit vom 12. bis 22. Oktober das russische Rote Kreuz allein 46 Züge mit Verwundeten und Kranken nach Norden beförderte, in denen sich insgesamt 37 000 Mann befanden. Außerdem haben die Ambulanz züge der Armee gleichfalls zahlreiche Verwundete nach Norden geschafft. Redaktion um» Expedition: 153 Fernsprecher 222 JohanniSgassr 8. Atltalexpedtttonen: Alfred Hahn, Buchhandlg.,Uuiversität«str.3 (Fernfpr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen- braße 14 (Fernsprecher Nr. 2935) u. Königs- Vlatz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden. Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt l Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herzgl.Baqr.Hofbnchbandla, Lützowstraße 10(FernjprrcherAmtVI Nr.4603). BezuftS-PreiS in der Hauptexpedition oder deren Ausgabe stellen ab geholt: vierteljährlich 3.—, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich 4.50, für die übrigen Länder laut ZettunqspreiSliste. Diese Nummer lostet auf allen Bahnhöfen und III f bei den Zeitungs-Verkäufern I Aktionen «n- Aktipnrnnsähigkeit. Die Londoner „Central News" berichteten, daß es 10 000 Ruffen gelungen sei, in Korea einzudringen, und zwar auf der nordöstlichen Seite. Die Truppen bedrohen ernstlich die japanischen Verbindungslinien. General Linjewitscb halte diesen Plan schon längst vorbereitet, mußte die Ausführung aber verschieben. Die Londoner Blätter kommentieren diese Operation. Die meisten Militärkritiker sind der An sicht, daß die Japaner vor dem Fall von Port Arthur keine größere Operation mehr aussühren werden. Der Mitarbeiter des „Morning Leader" erklärt, die Japaner dürften im weiteren Verlauf des Krieges vor so ungeheuren Opfern wie in den bisherigen Schlachten zurückschrecken. Aus Mukden wirb gemeldet, daß die russischen und japanischen Heere sich von Baniaputse im Osten bis zum Liao im Westen erstrecken und an einigen Orlen fast bis auf einen St ein Wurf auseinander stehen. Bis Bania putse sind sich die Gegner nur 400 Meter fern und bei Liauschinpu halten sie die äußersten Enden eines und desselben Dorfes besetzt. Der Bericht erstatter des „Standard" bei Kuroki meldet von der höchst ungünstigen Witterung, Schnee, Hagel und Kälte. Die Leute in den Laufgräben wühlen sich wie Kaninchen in die Erde ein, um Schutz und Wärme zu finden. Trotz alledem soll der Gesundheitszustand ungewöhnlich gut sein. Zum Beweise wird ein Bataillon angeführt, das in sieben Monaten 400 Mann tot und verwundet gehabt, aber nur drei Mann an Krankheit eingebüßt habe. Mehrere Londner Blätter zugleich melden aus Tschifu, daß die Russen nach wie vor durch chinesische Dschunken Lebensmittel erhalten. Die japanischen Truppentransporte aus Dalny dauern noch an. Die Japaner sollen den Tiluagschan, der die Stadt beherrscht, genommen haben. Wie die „Daily Mail" aus Tschifu meldet, teilt ein aus der Manlschurei und Korea eingetroffener europäischer Ingenieur mit, daß der Unterbau der Eisenbahn Antung-Liaojang bi« Föngwangfchöng fertig sei. Das Material würde von der Gegend südlich von Antung herbeigeschafft. In Hamhung stehen 4000 Russen. Ein Teil des Ortes ist befestigt und steht in steter Verbindung mit Wladiwostok. Die Winter kleidung der Japaner wird von dem Ingenieur als uuzu- rricheuv geschildert. Generalmajor Grlon», der, wie wir meldeten, nach dem Rückzugsgefecht bei Liaojang abberufen und dem Generalstab zur Verfügung gestellt worden war, ist Kuropatkin attachiert worden. Wie aus Chardin gemeldet wird, ist das auf besonderen Wunsch Kuropatkins erfolgt. Orlow, der sich bisher einer Wunde wegen im Hospital befand, hat sich bereits auS Chardin nach Mukven begeben. Rein Tag ohne Lort Arthnr. Der „Daily Telegraph" meldet aus Tschifu vom 7. No vember: Die außerordentlich tapferen Frontalangriffe der Japaner vermochten nicht Port Arthur zu Fall zu bringen. Die Angriffe waren sehr verlustreich. Hinter der Front von Erlunzschan besitzen die Ruffen neue und alte Batteriestellungen mit Geschützen schweren Kalibers, auf welche sie sich zurückziehen können, ohne die Herrschaft über die inneren Verteidigungslinien zu verlieren. So lange die Russen noch Liautischan halten, ist deu Japanern die Besetzung Port Arthurs unmöglich. Verhaftangen von Agenten in wesirntzland. Wie Berliner Morgenblätter aus Posen melden, ver haftete die russische Gendarmerie inDünaburg und anderen vre rurrircb-englircde ffonklstrt. Lösung -er Rechtsfragen. In dem gestern abgebaltenen Kabinettsrat handelte es sich, dem „Standard" zufolge, um die Fortsetzung von Ein- zelheiten, die einer Erklärung bedurften, ehe die internatio nale Kommission bestimmt werden konnte. Diese wird im Laufe dieses Monats die Untersuchung aufnehmen. Der Kfronanwalt war nicht zugegen, der alle Rechtsfragen, wie nach einem Londoner Telegramme der „Standard" sagt, in befriedigender Weise gelöst hat. Chamberlain» Nachfolger. Wie aus London gemeldet wird, sprach der Kolonial sekretär Lyttelton gestern Abend in Leamington über die augenblickliche Lage und erklärte, daß der von einigen Blättern gebrachte angebliche Wortlaut des englisch-russischen Ab- kommens betreffs des Vorfalls in der Nordsee nicht authentisch sei. Man tue gut, mit seinem Urteil zu warten, bis der endgültige Text vorliege. Er nehme als sicher an, daß das Abkommen demnächst veröffent licht werde. Lyttelton bemerkte ferner, England habe natür lich an den vier ursprünglich gestellten Forderungen fest- gehalten. Die Forderungen seien in böslicher und fester Sprache gestellt worden. Das englische Volk habe ihnen zu gestimmt. Mit Bezug ^auf die dritte Forderung betreffend die Bestrafung der Schuldigen habe Kaiser Nikolaus ausdrücklich erklärt, daß die ermittelten Schuldigen die ge bührende Strafe treffen solle. Er glaube nicht zu viel zu sagen, indem er feststellte, die beste Hoffnung sei dafür vor handen, daß die Forderungen sofortige Erfüllung finden würden. Nur der Ackerbauminister Onslow hat ungedul diger gesprochen.
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