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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.11.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041101015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904110101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904110101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-11
- Tag1904-11-01
- Monat1904-11
- Jahr1904
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Stile «. Rr. SS«. 98. Jahr» Leipziger Tageblatt. DieaStta, 1. Naveaber 1994. Wahlliste für die Handelskammer-Wahl. Für die auf Areitag, de« 4. November d. I., cmberaumten Urwahle« zur Handelskammer ist, wie bereits fiir die des Jahres 1901, ein nach den 4 Wahlbezirken geord- nctcö Verzeichnis derjenige« natürlichen ««d juristischen Personen und derjenigen Genossenschaften aufgestellt worden, die nach Ansicht der Kammer auf Grund der Bestimmungen des Handels- und Gewerbekammer-Gesetzes vom 4. August 1900 zur Handelskammer wahl berechtigt sind. Dieses Verzeichnis wird vom SV, Oktober bis zum S. November d. I. (einschl.) nut Ausnahme der dazwischen fallenden Feiertage während der Stunden von 9 bis 12 und von 3 bis 6 Uhr — am Sonnabend, den 29. Oktober, von 9 bis 2 Uhr — auf der Wahlgeschäfts- f eile des Rates der Stadt (Mühlgasse 10, Erdgeschoß) zur Einsichtnahme ausliegen. Dort können auch Anträge auf Berichtigung und Ergänzung des Verzeichnisses gestellt werden. Die Liste hat zwar keine ausschließende Kraft, doch kann jemand, der nicht darin auf- geftchrt ist, im Zweifelsfalle nur «ach Beibringung der erforderlichen Nachweise über feine Wahlberechtigung — in erster Linie Steuerzettel, dann Auszug aus dem Handels register, Vollmacht u. dergl. — zur Wahl zugelafsen werden. Es wird daher allen Wählern dringend empfohlen, sich von ihrer Aufnahme in die Liste zu überzeugen und damit allen Beteiligten eine glatte Abwickelung des Wahlgeschäftes zu ermöglichen. Leipzig, am 22. Oktober 1904. Die Handelskammer. Zweiniger, Vorsitzender. vr. jur. Wendtland, Syndikus. Bekanntmachung. In den städtischen Hundezwinger ist eine werttwle schottisch« 2ch«ferhü»dt», grU>, mit Weiher Brust und weißen Pfoten, circa 9 Monate alt, als herrenlos eingeliefert worden. Diese Hündin wttd zum Besten der Armenkaffe versteigert oder, iallS sich Bieter nicht finden, getötet werden, wenn sich der Eigen- lünu-r derselben bis zum 3. November o., nachmittags 5 Uhr, an Steueramtsstelle, StadtdauS, Rathausrma 5, III. Obergeschoß, Zimmer Nr. 59, als solcher nicht ausgewirsen haben sollte. Dia Versteigerung findet an dem rbrnbezrichneten Tage nach mittags, V,6 Uhr im Stadthause, Zimmer Nr. 56, statt. Die «Hündin kann täglich i» städtischen KaVtleretgrnnd- stücke in Leipzig-Eutritzsch, Tauchaer Weg, besichtigt werden. Leipzig, am 29. Oktober 1904. Der Nit der Stadt Leipzig, Steuer amt. Ludwig Wolf. Konkurs- Auktion. Mittwoch, den S. Hadernder, darinittaas van 10 Uhr an sollen im Grundstücke vrnderstratze ri die varrüte und Werkzeuge au» dem Konkurse 6. Ittvnp, bestehend in eichenen Maste», Dickte« und Verschied. Hölzern, ferner Handwagen, Hadeldanke und did. Werkzeuge im Auftrage de» Konkurs verwalters Herr« Rechtsanwatt Reu versteigert werden. ^ntN«1iw, Lokalrichttr DannerStag, de« A. Radeinder, nachwittag« »an S Uhr an sollen Liedtgftratze Nr. 1 t» Lade» 1 AM Rttfatzr-kennMtttr, sowie der Nachlass des verstorbenen Herrn Rauchwaren-Zurichters LIeckt«», bestehend in Netsekard und Kleidungsstücken, öffentlich versteigert werde«. »Srm. Lakalrichter Nachloh-Auktion! Freitag, 4V11 04, von früh V,10 Uhr an, kommt Leipzig, Schletterstraßr 12, 1^ 1 defs. Nachlatz, darunter 1 Pfeilerspiegel, 1 Standuhr, Buffet, SophaS, Stühle, Schränke, Tische, Bettstellen mit Roßhaarmattatzen, Federbette«, Waschkommode, Nachttische, 1 Garderobe, 10 Dtzd. filb. Besteck» und Lössel, Tafelaufsätze, viel« Kristallglas gegenstände, 1 Scheibenbüchse, Kleider, Wäsche u. v. a. «>ehr zur öffentliche« Bersteigamng. Trnmmltte, Lokalrichter. In dem SankurSderfahren über den Nachlaß des Kaufmanns Gustav Nattschltng von hier findet in dem auf den 18. November 190^ Borm. 9 Uhr, vertagten allgemeinen Prüfungstermin zugleich die Prüfung der nachttäglich angemeldeten Forderungen statt. Friedland (Breslau^ den 2Ü. Oktober 1904. Amtsgericht. Bekanntmachung. . Dir Stelle des 2. Assistenzarztes im hiesigen Stadtkranken« Hause ist alsdald zu besetzen. Der Iohresgehalt ist neben freier Station (einschl. Wäsche reinigung) mit 950 -4> vorgesehen. In der Regel findet nach etwa Kmouatiger Tätigkeit Aufrücken i« die Stelle de» 1. Assistenz arztes statt. Bewerbongsgesuche sind umgehend an den unterzeichneten Rat etnzureicheu. Zwickau, am 28. Oktober 1904. Der Nat der Stadt Zwickau. Keil, Oberbürgermeister. Konkurs-Auktion. Sonnabend, den 5. November 1904, von früh Ist Uhr kommen in Reichest L Walthers Konkurssache in Leipzig, Thoma»« kirchhof 16, zum „Pilsener Bierstall", im Hof, rin 2rädr. Hand wagen, Tische, Schränke, Wandbilder, Bettstellen mit Matratzen, Federbetten, 59 Flaschen versch. Wein, Cognac, 2 m feine Palissade, Fensterttitt, 2 seine Gaskronleuchter und 9 Stück Reklame-Wagen uhren für Straßenbahnwagen, sowie eia Jagdhund u. v. a. mehr zur öffentlichen Versteigerung. ri-amiwUt», Lokalrichter. Sparkasse Liebertwolkwitz. Unter Garantie der Gemeinde. Eiulegergnthade«: 18,114,464 Mk. 58 Pfg. Reserven: S5«,ststst «tt. - Pfg. Sparverkehr vom 1. Januar bi» 31. Oktober 1904: 11874 Einzahlungen im Bettage von 2,064,127 ^l 49 -L. 7122 Rückzahlungen im Betrag« von 1,433,665 K8 Verzinsung der Einlagen »rtt 3 /z /y. LxpedittonSzett: Jeden Wochentag autzer Sonnabend», vorm. von 8—Itz Uhr und nachm. von 2—4 Uhr. Expeditionszeit der Zweiggeschäftsstellen: Oeljschau, täglich, vormittags von 9—12 Uhr und nachmittag» von 3—6 Uhr, Markkleeberg (10 Minuten von der elektrischen Straßenbahn in Dölitz entfernt^ jeden Tag, Prodfthetda (2 Minuten von der Endstation der elektrischen Straßen bahn), Dien-tag» und Donnerstag- nachmittag» 4—6 Uhr. Die Sparkassenverwaltnng. feier Oer steßtollveHrelr <m aer UniverritA. Im Kreislauf des Jahres war wiederum der denk würdige Tag erschienen, an dem einst Dr. Martin Luther feine große, geistesbefreiende Tat vollbrachte. Unsere Nima wuter lüpsitinsi« beging die Feier durch einen Festgottesdienst, der vormittags in der Pauliner- kirche stattfand. Die Predigt hielt der zweite Universi- tätsprediger, Herr Professor D. th. Ihmels, und im Anschluß daran Herr stud. theol. Erich Knabe eine kurze lateinische Rede: I)e axoräiis rekorwntioni« ceolesiustieae in urbe I-ipsiue. In Verbindung damit beging die Universität die Feier des Rektorwechsels, die in -cs Augusteums vornehmstem Raume, der Aula, stattfand. Weil größer als sonst war die Teilnahme an diesem bedeutungsvollen akademischen Akte. Namentlich die Studierenden wohn ten ihm in weit größerer Anzahl als bisher bei, auch die Galerien waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Re- gierungsbcvollmächtigte bei der Universität, Herr Kreis hauptmann Tr. v. Ehren st ein, hatte sich mit dem Rektor, dem Prorektor, den Dekanen in Amtstracht und den Ärigen Professoren nn Professoren-Sprechzimmer versammelt. Um 11 Uhr begab man sich von hier aus in feierlichem Zuge unter Fanfarenklängen nach der Aula. Als der Lehrkörper die Aula betrat, salutierten die in vollem Wichs mit den Fahnen erschienenen Char gierten der studentischen Korporationen. Von den eingeladenen und an der Feier teilnehmen den Ehrengästen bemerkten wir u. a. den kommandieren den General des XIX. Armeekorps, Exccllenz Grafen Vitzthum von Eckstädt, die Herren Oberbürgermeister a. D. Geh. Rot Dr. Georgi, Ober- bürgermerster Justizrat Dr. Tröndlin, Bürgermeister Dr. Dittrich, Amtshauptmann Dr. Heinck, Polizeidirektor Brctschneiüer, den Präsidenten des Reichsgerichts Exc. Gutbrod, mit verschiedenen Se- natsprästdenten, den Oberreichsanwalt Dr. Lls- Hausen, Stadtverordnetenvorsteher Rechtsanwalt Dr. Iunck, Geh. Kirchenrat Professor D. Müller, Lberpostdirektor D o m i z l a f f u. a. m. Der Universitäts-Sängerchor der Pauliner leitete uir- ter der Direktion des Herrn Direktors Zoellner mit dem Gesänge des Lcce »-NIM (Orlando di Lasso) die Feier em, dann bestieg der Rektor, Herr Geh. Hosrat Professor Tr. Bücher die Rednertribüne, um den Bericht über das vergangene Jahr zu erstatten. Der diesiohrige Wechsel, so führte der Redner aus, vollziehe sich im Zeichen der tiefsten Trauer mn den daksingegangencn LandcLhcrrn. Ein Leben, reich an Erfahrungen und Erfolgen, aber auch reich an schmerzlichem Verzichten und bitterem Herzeleid, ser mit König Georg verschieden. Es wurde daran erinnert, daß noch in den Tagen vom 18. bis 20. Februar König Georg in diesen Mauern be grüßt werden konnte, wo er den Vorlesungen zweier neuer Professoren feinen Besuch schenkte. Bei der UniversitätS- feier des Geburtstages Sr. Majestät am 17. August wur den schon Befürchtungen über den erschütterten Gesund heitszustand und dem beginnenden Kräfteverfall laut, und heute loird er betrauert, nun ist er erlöst von allem Leid, und in der Universität wird das Andenken ihres zweiten Rector mnxnikiccntissimo, ihres mächtigen Be schützers. lebendig bleiben. Dem neuen Landesherr», Sr. Majestät König Friedrich August, bringt die Univer sität das feste Vertrauen entgegen, daß er die Traditionen des Hauses Wettin der Landesuniversität wahren möge, um so mehr, als wir ihn einst zu unseren akademischen Bürgern Haden zählen können. — Eine ganze Reihe von Neubauten ist im verflossenen Jahre beendet bezw. be- gönnen worden. Das physikalische Institut in der Linn^straße ist fertiggestellt und bezogen, die patho logisch-anatomische Anstalt und das Institut für gericht liche Medizin ist im Rohbau vollendet, dann der Neubau bei dem chemischen Laboratorium in der Liebigstraße und das Laboratorium für angewandte Chemie in der Brü- dcrstvahe, in den früheren Räumen des landwirtjckiaft- liehen Instituts. Genehmigt von den Ständekammern wurden die Neubauten für Hörsäle und Anbauten zu Bädern bei der psychiatrischen und Nervenklinik, der Um- bau des alten physikalischen Instituts für Zwecke des mathematischen Instituts. — Hierbei sei auch mit einigen Worten der 3. Haascschen Stiftung gedacht, die es nun- mehr ermöglicht, die geplanten Bauten an der Linns- strahe weiterzuführen. Für die zu erbauenden Wohn- Häuser für die Beamten der Universität hatten sich Schmie- rigkeiten in der Arealcrwerbung ergeben, doch sind diese jetzt beseitigt, da die Verhandlungen darüber zum Ab schluß gekommen sind. — Es ist bereitwillig anerkannt worden, das; der Gedanke, die Universität selbst durch weitere Ausgestaltung des Gebührcnwesens zu einer Finanzquelle von Beoeutung werden zu lassen, keinen Boden gewonnen hat. Auch die Forderung einer Sonder- besteuerung der Ausländer ist eine zeitlang mit mehr Eifer als Ernst erörtert worden und hat am 29. No vember v. I. im Senatssaale ein« Konferenz der Rek toren deutscher Hochschulen eingehend beschäftigt. ES soll aber besonders die internationale Freizügigkeit gewahrt bleiben. — Im Frühjahr dieses Jahres haben wir auch diesmal der Betätigung privater Liberalität zu gedenken; zunächst ist hier wieder die Puschmannsche Stiftung zu erwähnen, deren Zweck die Förderung wissenschaftlicher Arbeiten auf dem Gebiete der Geschichte der Medizin ist rmd ein Vermögen von '4 Million Mark besitzt. Weiter ist mit be- sondcrem Tanke einer Stiftung des Herrn Kommerzien rat» Dr. Willmar Schwabe zu gedenken, der ein Kapital von 15 OVO zur Begründung zweier KonfiktS- steüen und eine» Stipendium» für Pharmazeuten aus gesetzt hat. Dann sind noch mehrere kleinere Stiftungen für verschiedne Gebiete zu verzeichnen. Freilich können wir, wenn wir an da» Verhältnis von Staatsaufwendungen und privater Liberalität für di« fortgesetzt steinenden Be dürfnisse der Wissenschaft denken, nicht übersehen, daß wir in einem Lande der beschränkten Möglichkeiten leben und mit einiger Beschämung blicken wir nach jener neuen Welt, wo von den großen VermögenSakkmnulationen in freier Widmung StistungSrralisationen für ganze Uni versitäten abgezweigt werden, und wo für wissenschaftliche Unternehmungen und Sammlungen so reiche private Mittel fliehen, daß unsere bescheiden auSgestatteten In stitute bald mit jenen nicht mehr den Vergleich werden aushalten können. Große Privatvermögen sind auch bei uns während der wirtschaftlichen Prosperität der letzten Jahrzehnte entstanden, und bei nicht wenigen hat die praktische Anwendung wissenschaftlicher Forschungen den Grund gelegt. Was aber au» deeser Quelle an die Wissen- schäft zurückgeflossen ist, ist sehr wenig. Immer noch er wartet man für sie vom Staate alles, dessen Aufgaben und Ausgaben ohnehin fortgesetzt im Wachsen begriffen sind, und man hat noch nicht gelernt, daß nicht bloß der Adel, sondern auch der Reichtum verpflichtet. Wenn wir uns den Veränderungen nn Personen stände zuwenden, so haben wir besonders schwere Verluste zu verzeichnen. Am 2b. Februar starb an den Folgen einer Operation Herr Professor Dr. jur. Götz, am 1. Mai entschlief der Senior der medizinischen Fakultät, Professor Dr. His, am 9. August starb zu Annnerland am Starn berger See Professor Dr. Gustav Ratzel und am 27. Sep tember Professor Dr. Berger. - Durch Berufungen an andere Universitäten verloren wrr die Herren Professoren Dr. Engel (noch Greifswald), Dr. Menge (nach Erlangen), Kaerst (nach Würzburg), Kretzschmar (nach Berlin). Geh. Hofrat Professor Dr. Degenkolb mußte wegen eines Augenleidens am 1. Oktober sich in den Ruhestand zurückziehen; Herr Dr. Bloch verzichtete dankend wegen Berufsarbeiten in Kalkutta auf die venia, letreocki. Mit bestem Dank und besten Wünschen be gleitet die Universität die ausgeschiedenen Kollegen. Den erwähnten Verlusten steht ein erfreulicher Zugang gegen über. Es wurden berufen zu etatsmäßigen ordentlichen Professoren die Herren Stobbe, zur Straßen, Wagner und Luther, zu außeretatsmäßigen ordentlichen Pro fessoren die Herren Nabel in der juristischen Fakultät, Beßler, Wilms und Köster in der medizinischen, in der philosophischen Dr. Martini, Richter und Bodenstein, Professor Röhr von der Technischen Hoch schule Dresden, zu ordentlichen Professoren Brandenburg und Steindorff. Zu Privatdcyenten wurden ernannt die Herren Dr. med. Heineke, Böttger, Schall, Ley, Beck, LippS, Biermann und Schulz. — Auch im Beamten personal hatte der Tod manche Lücken gerissen, die neu besetzt werden mußten. Eine Reihe von Ernennungen ist ebenfalls zu verzeichnen. Akademische Grade wurden folgende erteilt: in der juristischen Fakultät 11 Ehren- promovationen, in der philosophischen 1; rite promoviert wurden zu Lizentiaten 3, zu Dr. jur. 210, Dr. med. 174, Dr. Phil. 172. Ernennungen au» Anlaß des 50jährigen DoktorjubiläumS fanden 4 statt, sämtlich in der philo sophischen Fakultät. Die Anzahl der Studierenden hat sich im Jahre gegenüber dem Vorjahre wenig verändert. Sie betrug nach den Feststellungen im Wintersemester 1903/4 3772 (gegen 3764), im Sommer 3575 (3605), eingetragen wurden 2154 (2171), davon wurden 9 durch den Tod entrissen. Die Zahl der Immatrikulierten für dieses Semester erreichte am 29. Oktober die Zahl von 3664 (3705 am 30. Oktober 1903). Die theologische Fakultät zählte 285 (275), die juristische 1131 (1144), die medizinische 399 (429), die philosophische 1805 (1857) Studierende, außerdem kommen hierzu noch 572 Hörer. Aus dem inneren Leben der Studenten ist die hoch- erfreuliche Tatsache der Gründung des Allgenreinen deut schen Studentenausschusses zu melden. Möchte das hohe Maß von Vertrauen, das der Senat der Studentenschaft dadurch bewiesen hat, daß er die von ihr selbst ge schaffenen Satzungen ohne jede Aenderung genehniigte, darin seine Rechtfertigung finden, daß das Bestreben im Interesse des Ganzen, der Gemeinschaft, der Nachgiebig- keit und Achtung fremder Ueberzeugung stets dem Studenten innewohnen werde. ES ist eine besondere Freude, hier aussprechen zu können, daß ein näherer Einblick in das VerbindungS- leben, den die Begründung und erste Einführung des Studentenausschusses dem Rektor verschafft hat, einen überwiegend günstigen Eindruck hinterlassen hat. Der Rektor sagte hierzu wörtlich: Dennoch kann ich mich einer gewissen Besorgnis nicht entschlagen; die zahlreichen kleinen Korporationen und Vereine tragen ein Moment der Schwäche in sich, für dessen Existenz die immer häufiger werdende Zusammenziehung mehrerer ge sinnungsverwandter Verbindungen zu föderativen Ver bänden ein bezeichnendes Symptom bildet. In seltsamem Widerspruch damit steht es aber, daß diese Verbände nicht zu einer wesentlichen Entlastung der ihnen angehörigen Vereinigungen führen, eher zürn Gegenteil. Wenn in den meisten Einzelverbindungen kaum mehr ein Stif tungsfest ohne dreitägige Dauer gefeiert werden kann, wenn kostspielige Auffahrten mit Festen und Auf- führungen wechseln, deren Vorbereitungen allein die Be teiligten viele Stunden und Tage ihrem Studium ent ziehen, wenn sich geradezu ein Kodex des LuruS ausge bildet hat, der den studierenden Menschen einschätzt nach dem, was er auSgibt, so erhebt sich dock, die Frage, ob hier nicht ein Zuriickschneiden geiler Auswüchse, ein Zu- rückkchren zur alten Einfachheit des deutschen Studenten- tuins dem Derbindungsleben selbst am meisten nützen würde. Auch der Allgemeine Studentenausschuß wird gut tun, wenn er sich vor der Gefahr hütet, die übergroße Zahl kostspieliger Veranstaltungen noch zu vermehren. Auf wirtschaftlich-sozialem Gebiete findet er dankbarere Aufgaben. — Als eine für die Studentenschaft wohl- tätige Einrichtung kann wohl die Büchervcrtricbsstelle be trachtet werden; dieselbe liefert die Lehrbücher zu niedrigen Preisen und nach den Bestimmungen des 8 26 deS Verlagsgesetze». — Wenn auch schwere Disziplinär fälle nur selten vorgekommen sind und eine Relegation überhaupt nicht hat ausgesprochen werden müssen, so ist auch diesmal der Karzer nicht zu entbehren gewesen. ES wurden im ganzen 177 Tage versessen. — Die akade mischen Preisarbeiten haben keinen sehr lebhaften Wett- bewerb gefunden, aber doch ist keine unbeantwortet ge blieben. Bevor das Anit an den neuen Rektor übergeben wurde, führte der Redner noch etwa» näher die eigen tümliche Stellung de» Rektors aus. ES gebe wohl einen Rektor, aber kein Rektorat. Die Stellung steht zwischen Korporation und Beamtentum, organisch zwischen der Regierung und der Selbstverwaltung, wie einmal in einem Ministerialerlaß erwähnt wurde. Alle Jahre zieht ein neuer Mann in diese Räume ein, das mag für diesen Geschäftsbetrieb seine Nachteile haben, aber sie ver schwinden vor dem großen Vorzüge, daß mit jedem neuen Manne wieder neue Gedanken in die alten einziehen. Darauf wandte sich Redner an den neuen Rektor, Herrn Geb. Kirchenrat Professor D. Rietschel, und verpflichtete ihn durch den Eid auf sein Amt, übergab ihm die Insignien Nner Würde 'md sprach ihm al- erster sein« GlückwünMe aus. Der neue Herr Mktor hielt folgende Antrittsrede: „So trete ich in Tfttes Namen mein neues Amt al« Rektor dek UniverWt an. Hochansehnliche Bersamm- lungl Au» dem Gchiete der praktischen Theologie, die ich hier an dieser Hochschule vertrete, will ich für diese Stunde weder «ine prinzipielle theologische Frage, noch eine historische Erörtsnng wählen, sondern möchte Ihren Blick auf eine eminetzt praktische Frage der Gegenwart lenken, die ein allgchreineL Interesse auch in diesem Kreise wohl vorau»se«i darf: „Welche Stellung nimmt die evangelische Kircham der sozialen Frage der Gegen wart ein, wie haben infolgedessen die Geistlichen als die Diener der Kirche aundem Gebiete des sozialen Wirt- sclxfftslebens sich zu Verhalten?" — Natürlich kann ich bei der Kürze der Zeit füj diese wichtige Frage nur einige prinzipielle Gesichtspunkte und praktische Winke bringen, ohne den Anspruch zu erheben, wesentlich Neues zu sagen." — Die Rede wird noch im Druck erscheinen und ist dann noch Gelegenheit gegeben, darauf zurückzu, kommen. Mit dem Festgesang an die Künstler von Felix Mendelssohn-Bartholdy schloß die Feier. stS»igM8»r«e, i an reiprign ZÄütrengereürcdsIt. In althergebrachter Weise feierte am Sonntag die Leipziger Schützengesellfchcnt in den Sälen de» Kristall-Palastes ihr diesjähriges Königs kränzchen. Wenn der Jäger nach Schrotgewehr und Pvrschbüchse greift, um das flüchtige Wild zu erlegen, fängt für den Schecbenschützen ein ruhigeres, beschau licheres Leben an. Er beginnt es mit dem traditionellen Königskränzchcn. Wie dieses zum Sammelpunkte aller Getreuen der Gesellschaft wird, so zieht es auch eine Reihe . von Ehrengästen Und Freunden in seinen Kreis. Unsere städtischen Behörden waren diesmal durch Herrn Polizei- Hauptmann Hehl vertreten. Ihm wie allen übrigen er schienenen Gästen entbot bei dem rund ein halb s Tausend Teilnehmer zählenden Festmahl Herr Heinrich i Schneider ein aufrichtiges Willkommen. Dem Cha- ' rakter des Festes entsprechend, hatte zu Beginn der Tafel der erste Vorsitzende der Gesellsäpft, Herr G. Laue, die Reihe der Lrinksprüche mit einem Hoch auf Kaiser und Reich, auf König und Vaterland eröffnet und die Stunde mit dem Gelöbnis der Treue und äes Vertrauens für die erhabenen Förderer und Gönner oes deutschen Schützen wesens, Kaiser Wilhelm II. und den König von Sachsen, geweiht. Mit unverkennbarer Deutlichkeit trägt, sc be- merkte Redner mn Eingang seines Trinkspruches, das vergangene Schießjahr der Leipziger SchUtzenstesellschaft das in dem Dichterwort sich spiegelnde Gepräge: „Es brachte Freud' und Kummer viel". Berühren doch die Schatten der Trauer noch das heutige Fest! Und in diese allgemeine Trauer um den Tod König Georgs mischt sich die besondere Klage über den Tod treuer, lieber Mit- glieder, insbesondere deS dem Vorstande 25 Jahre lang angehörenden hochverdienten Schriftführers Otto Th ö m s g e n , der bis an sein Ende mit regstem Inter, esse die Geschicke der Vereinigung verfolgte. Der Vor- sitzende erinnerte dann weiter an die glänzenden Siege der Mitglieder bei dem Mitteldeutschen Bundesschießcn in Mühlhausen in Thüringen und bei dem Wettin- Bundesschießen in Chemnitz und feierte die ruhmvollen Erringcr kostbarer Ehren-, und Fürstenpreise. Den goldenen Ehrenbechcr hoch erhoben, trank der Vorsitzende unt« dem begeisterten Hochruf der Tafelrunde, während daS TrompeterkcrpS deS 7. Feldartillerie-Regiments Nr. 77 die Nationalhymne spielte, auf das Wohl der Majestäten. — Mit einem Anhauch von liebenswürdigem Humor wußte der darauf folgende Redner Herr Carl Katzenstein, der Schatzmeister der Gesellschaft, die diesjährigen Könige der Gesellschaft, die Herren Hugo Haase, Aug. Kayßner, C. Naumann, Heinrich Schneider, Wold. Roch, Otto Schwager, Franz Schweißer, OSk. Kirsten, Edgar Ebenroth, Otto Reickelt, Gust. Franz, Gust. Sturm, A. Böhmig und Otto Köhler, die berufenen Mustsrschützen, zu feiern und ihnen, auf die die Gesell schaft mit Stelz blicke, den Ehrentrunk aus silbernem Pokal zu bieten, während der Vorsitzende Herr G. Laue einer stattlichen Anzahl neu eingctretener Mitglieder, altem Brauche gemäß, den Willkommentrunk an? dem kostbaren Schauerbechar reichte. Für die einen dankte Herr Gustav Sturm, für die anderen Herr Bach mann mit einem Hoch auf die Leipziger Sclnitzenaesell- schaft. Ersterer widmete weiter den Damen der Gesell schaft seinen Gruß. Einer der Ehrengäste, der Vor- sitzende des Deutschen Patriotenbundcd, Herr Clemens Thieme, wandte sich mit einem Wannen Appell zur Unterstützung des Denkmalworkcs an die Tafelrunde: rund 200 entsprangen solcher Aufforderung. Reich an belebenden Momenten, bedacht mit zahlreichen ernsten und heiteren Tafefliedern, die man den Herren Hefio-, H. Schneider, R. Bachmann und E. flinnnermann ver dankte. verflossen anregend die Stunden des Festmahles der Leipziger Schützengesellschaft. flur Zacfirea. Lhcmnitz, 3l. Oktober. Heute Vormittag erfolgte in der hiesigen Johanniskirche im Beisein deS KirchenvorstandeS, de» Rate» und einer sehr zahlreichen Gemeinde durch Superintendent Dr. Hoffmann die feierliche Ein weisung de» Pfarrer» Dr. Lotze in das Pfarramt, des Pastors Franke in daS Archidiakonat und des Hülfs- geistlichen Herz in das Diakonat der St. JohanniSkirche. r. Zwickau, 30. Oktober. An Stelle des wegen Krankheit aus dem Militärdienst ausgeschiedenen StabShoboiften Mahl mann, dr» bisherigen Leiters der Kapelle des hiesigen 133. Insanterie-Regiliients, ist durch die zusammengestellte Prüfungs-Kommission, zu welcher u. a. auch Herr StabS- hoboist Kapitän vom 179. Regiment (Wurzen) besohlen war, von den 4 zur engeren Prüfung gezogenen Bewerbern ist der Stab-Hoboist Lauterbach, zurzeit beim 103. Regi ment zu Bautzen, gewählt worden. * Wer»««, 30 Oktober. Die städtischen Kollegien hier haben beschlossen, den hier wohnhaften KriegSveterankn von 1849, 1864, 1866, 1870/71, soweit sie unter 1000 Nnkommen haben, die Stadtanlagen zu erlassen. Es kommen 64 Veteranen mit bisher 408 Anlagen in Be tracht. — Al» unbesoldete Stadträte hier wurden Herr Friedrich Oschatz aeu und Julius Nitzsche wieder gewählt. — Im Vorort Leubnitz erkalten die Straßen und Plätze Namen und die Häuser Nummer». Der Bau einer Wasserleitung für Leubnitz schreitet lebhaft vor wart-. I. Tchwnrrenber«, 30. Oktober. Nach den Erhebungen der Zwickauer Staatsanwaltschaft steht fest, laß bei dem Unglücksfalle am Reubaue der Reinstromschen Billa die Schuld allein dem tödlich verunglückten 37 Jahre alten Maler Volker »«- Leipzig zuzuschreiben ist, der zur Befestigung der Leiter einen ungenügenden Strick verwendet hat. Der Leicfinam Volkers ist nach Leipzig überführt worden. Das Befinden de» schwerverletzten 19 Jahre alte» Maler« Schaper, der
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