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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-09-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040919013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904091901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904091901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-09
- Tag1904-09-19
- Monat1904-09
- Jahr1904
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Türkei. * Krisi» i» Kommando der makedonische» Gen- darmerie. Der Rücktritt von de Georgis, dem italienischen Lberkommandanten der Rcformgendarmerie. wird wieder einmal angekündigt. Neulich erst wurde, nach der „Tribuna", aus Saloniki geschrieben: Die An griffe auf die Stellung des Generals de Georgis seien unbegründet. Der General könne die traurigen Folgen der christlichen und türkischen Mißwirtschaft nicht mit einem Schlage zunichte machen. Seine Aufgabe sei. fern von allen politischen Umtrieben, eine rein technische. So wollte es das österreichisch-russische Reformprogramm, das vorwiegend auf die Herstellung von Zucht und Ord nung» in Makedonien gerichtet ist. Diesem Programm diene General de Georgis treu und gewissenbaft, und er habe darum mit Recht darauf bestanden, daß die euro päischen Offiziere an den Gewaltmaßregeln der tür kischen Behörden gegen die Friedensstörer nicht teil nehmen. sondern sie bloß beaufsichtigen und darüber be richten sollen. Die erste Ursache des Hasses der christ lichen Bevölkerung gegen die europäischen Offiziere war damit entfernt. Die zweite Ursache dieses Hasses lag in der Absicht der Türkei, den europäischen Offizieren einen tätigen Anteil an der Aktion der Behörden in dem Wirrsal der nationalen Leidenschaften Makedoniens zu übertragen. Auch das habe General de Georgis ver hindert und damit die Organisation der Gendarmerie gerettet. Algier. * Ueber Vie Lage au der marokkanischen Grenze schreibt der Berichterstatter des „Temps" aus Algier: „Es sind in der letzten Zeit phcntastische Berichte über Trup penbewegungen im Departement Oran verbreitet wor den und man hat ihnen eine Bedeutung beigelegt, die sie nicht haben. In Wirklichkeit liegt die Sache so, daß seit einem Jahre infolge der längs unserer algerisch- marokkanischen Grenze getroffenen Maßregeln keiner der schmerzlichen Zwischenfälle der vorhergcgangenen Jahre sich erneuert hat. . . . Seit einem Jahre sind die paar tausend Mann der Unterdivision Ain-Scfra in fort währender Bewegung. Nur auf diese Weise können un sere algerischen Stämme vor den marokkanischen Plün derern wirksam beschützt werden. Dadurch ist auch ein anderes Ergebnis erzielt worden; die meisten marokka nischen Stämme, die mit Bu-Hamara gemeinsame Sache machen, haben sich der Ueberlegenheit unserer Waffen und unserer Taktik gefügt und von den alten algerischen Rebellen allmählich losgesagt. Sie suchen sich uns immer mehr zu nähern und mit uns in Frieden zu leben. Bu- Hamara ist setzt fast ganz isoliert und weilt in, Norden unweit Ujdas. wo er mit dem Roghi sich vereinigen will. Natürlich kann die algerische Verwaltung nicht umhin, die Machenschaften Bu-Hamaras zu überwachen, da er alle Angriffe angeregt hat, die uns schon so viel Soldaten und Geld gekostet haben. Man darf auch nicht vergessen, daß Bu-Samara ein algerischer Aufrührer ist. Aber was die Streitigkeiten unter den marokkanischen Stämmen betrifft, so sind die Instruktionen des Gencralgouver- neurs formell: die Militärbehörden dürfen sich auf keinen Fall in diese Streitigkeiten hineinmischen. Unsere Gene rale und Offiziere haben nichts anderes zu tun, als die Sicherheit an der algerischen Grenze zu verbürgen, und beschränken sich auch aus diese schon hinreichend schwierige Aufgabe." criprigek Nngelrgendeilen. > * Leipzig. 19. September. . Da« Verlegenheltrtä fchchen. Es ist nun einmal eine alte Angewohnheit: Ter Mensch muß etwas in der Hand haben; beim Manne nennt man das Spazierstock, bei der Frau zeigt es sich, daß in dieser Sache das schwächere Geschlecht die stärkere Phantasie besitzt. Bei schönem Wetter hat die Frau den Sonnenschirm oder auch den Fächer; es gab auch einmal eine Zeit, wo die Laune der Mode sogar der Frau ein dünnes Spazierstöckchen in die Hand gab. Und nur der Regen bringt es fertig, die beiden Geschlechter unter einen Schirm zu vereinen. Was aber soll die Frau denn nur nehmen, wenn das Wetter „so lala" ist. Regen- oder Sonnenschirm paßt doch eigentlich nicht, denn vor aussichtlich wird er gar nicht in Tätigkeit treten können. Den Schirm aber geschlossen tragen, das behagt der Frau wenig; da die eine Hand fast ständig vom „Rockkragen" in Anspruch genommen wird, so soll wenigstens die andere frei bleiben. Wie häßlich sah das doch aus, als die Damen vor einigen Jahren den Schirm so im Arme trugen wie etwa die Könige auf alten Gemälden ihr Szepter. Nein, etwas „Handliches" wollten die Damen haben. Wenn man in die „Grimmsche" lediglich zum Zwecke der Schaufensterbcsichtigung gebt, soll man da allen Leuten zeigen, daß man gar nichts zu besorgen bat? Wan delt man um die Promenade, nur um die Toilette spa zieren zu führen, soll denn sedermann merken, daß man nichts zu tun hat? Beg bt man sich in den Johannapark, um dort „ganz zufällig" einen bekannten hübschen Herrn zu treffen, sollen die „getreuen Nachbarn" denn sofort wissen, daß man nur flanieren will? Und so erfand man das „Angstväckchcn". so benamset wegen der Angst, daß der liebe Nächste nicht gleich den Zweck des Ausgehens erraten möchte. Man griff in die ZeltungSmappe an der Wand, rollte das „Tageblatt" recht hohl zusammen, knipste an beiden Enden das Papier ein — nun soll mal einer entdecken, was darin ver- borgen ist. „Guten Tag, Trudel" „Nu, guten Tag, Dorchen! Was hast du da denn Schones eingekauft?" «Ach — ich habe mir — Noten geholt . . . Natürlich waren es stets Noten! Tie langen „Angst- rollen" verliehen einem zudem den Anschein einer Kon- servatoristin. Schlau, waS? Diese „Angstpäckchen" bürgerten sich so ein, daß die Industrie sogar sich liebe- voll der Sache annahm. Nun wurden kleine Täschchen aus allen möglichen Stoffen an silbernen Kettchen Mode; manchmal ist das Portemonnaie darin, oder auch daS Taschentuch, manchmal — und zwar meistens in den Händen von „höheren Töchtern" — birgt es „sein Bild", natürlich im Mignonformat. Gestern abend kommt Mieze — ein schmucker Backfisch und zugleich mein süßes Schwesterchen — heim und er zählt mir hastig und ganz entrüstet: „Nein, Georg, das Täschchen, nein — das trag' ich nicht mehr!!" Und klirrend fliegt mein letztes Geburtstagsgeschenk für Mieze in die Ecke. „So — und was hat cs denn ver- krochen, wenn man fragen darf?" Und noch immer er regt erzählt sie mir: „Du — du weißt doch — die Wink- lers Friedel mit der ich mich wegen Vetter Eugen so gezankt habe und die ich überhaupt n i e wieder ansehe, die hat genau dasselbe Täschchen wie ich!!" „So, so . . .", drohte ich mit dem Finger, „wenn du sie nicht ansiehst, woher weißt du denn da . . .?" „Ach — ach — nur so . . Nun bin ich aber neugierig, WaS die Backfische im nächsten Kränzchen an Stelle des „Verlegenheits täschchens" erfinden werden. Tas Kränzchen wird bei Mieze tagen. Soll ich da mal horchen, lieber Leser? Vs Ospo. * — Stadtrat a. D. Vr. Wangemanns Beerdigung. In der Kapelle des Johannisfriedhofs fand sich gestern mittag 12 Uhr ein großer Kreis von Leidtragenden aus allen Gesellschaftskreisen unserer Stadt zur Trauerfeicr für einen plötzlich aus dem Leben geschiedenen verdienst- reichen Bürger und hervorragenden ehemaligen Ver treter unserer Stadt ein: es galt Herrn Stadtrat a. T. Vr. Wangemann die letzten Ehren zu erweisen. Mit den Herren Bürgermeister Vr. Dittrich und Stadtrat Vr. Schanz versammelten sich die Mitglieder der beiden städtischen Kollegien und die Repräsentanten von Korporationen und Instituten, denen der Verstorbene früher nahegestanden, um den im Kerzenlicht erstrahlen den Sarkophag, dessen Kopfende die Ehrenpalmenspende des Rates trug. Ouartettgesang: „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende" eröffnete die Trauerfeicr, zu welcher als berufener Geistlicher Herr Archidiakonus Pcscheck sich an die Leidtragenden wandte. Unter dem Eindruck eines tieferschütternden Todesfalles habe sich hier an stiller Stätte, die jahraus, jahrein den Ernst der Todes stunde predige, mit den trauernden Famrlienglicdern, der tiefgebeugten Witwe und den weinenden Kindern, ein großer Kreis von Leidtragenden versammelt, um dem Heimgegangenen teuren Freund und Kollegen den letzten Abschiedsgruß zuzurufen. Tiefe Traurigkeit erfülle alle Herzen. Gegen alle menschliche Berechnung und Er- stlhrung sei eine wuchtige Kraft gebrochen worden, sei der teure Mann an das Ziel seines Lebens gestellt, als er bei einem JagdauSflug mit lieben Freunden von dem Scharfschützen Lod überlistet'und getroffen worden. Wem wäre eL nicht wie Eiseshaüch bei -er Nachricht von dem jähen Tode des Dahingeschiedenen überkommen! Run gebe daS biblische Trosttvort, dar seit Jahrtausenden über den Gräbern teurer Entschlafener erklungen: „Die -en richtigen Weg vor sich wandeln, die kommen zum Frieden und ruhen in ihren Kammern" ihm das letzte Geleit, nun sei es als Panier an diesem Sarge aufge worfen und über das Bild seiner Persönlichkeit und Arbeit gesetzt. Ter Dahingeschiedene wandelte in hoher einflußreicher Stellung und sein Name empfing eine über die Marken der Großstadt hinausreichendc Be deutung. Er ging den rechten Weg in Gottesfurcht und Pflichterfüllung. Er war ein ganzer Mann, nichts Hal- des, nichts Gekünsteltes, nichts Gemachtes war an iynst urwüchsig, aufrichtig und offen trat er mit seinen An- sichten heraus. Er war ein echter deutscher Mann, bei dem Zucht, Sitte, Treue, Ehre, Rechtlichkeit und Bieder keit eine Stätte gefunden haben; er war ein Chärakter durch und durch. Tie Anfänge seines Lebens weisen auf das benachbarte Borna hin, doch Leipzig wurde ihm zur zweiten Heimat. Er hat unserer Stadt, wo er, eine weitverzweigte gesegnete Tätigkeit gefunden, dafür ge dankt, daß sie ihn von Stufe zu Stufe in dem Vertrauen unserer Bürgerschaft gehoben, und Leipzig hat wieder dankbar seinen Namen mit Ehren und Hochachtung ge nannt. Ist doch sein Wirken und Schaffen unzertrenn lich mit der Entwickelung unserer Stadt verbunden ge- Wesen. Ein Ehrenmann im besten Sinne des Wortes ist dahingegangen, eine Zierde der Stadt. Was er ihr durch seinen unermüdlichen Fleiß, durch seine Treue in seinen Taten gewesen, das ist bei dem Scheiden aus seinem Amte bezeugt worden, aber sein Tod erinnert aufs neue daran, was er Gutes, .Heilsames, Nützliches für das Ge meinwohl getan. Er erinnert erneut an die edlen Grund- züge seines Charakters, an seine gebildeten Geist, an seine mannhafte Ueberzeugungstreue, an seinen edlen, war men Patriotismus, an seine Vaterlandsliebe, die dem tapferen und treuen Mann das Eiserne Kreuz einge tragen. Wie ihn eine aufrichtige, schlichte Gesinnung, treue Freundschaft, leutseliges Wohlwollen und Demut vor dem Herrn zierte, so zeichnete ihn vor allem auch das Festhalten an innigem Familienleben und Familienglück aus. Er wird in aller Herzen in dankbarer Erinnerung fortleben als ein Mann, der den richtigen Weg, der in Ehren seine Straße gewandelt, der für das Vaterland in entscheidungsreicher Zeit und in der Zeit seines Wir kens Großes und Schönes geleistet. — Nach dem SegenS- spruch des Geistlichen.legte Herr Architekt Hülßner im Namen des K. S. Vereins ehrenvoll verabschiedeter Militärs, der gleich dem K. S. Militärvcrein Jäger und Schützen und dem K. S. Militärverein Kampfgenossen mit einer Fahnendcputation vertreten war, dem Ehren kamerad Geleit gegeben, einen Lorbeerkranz am Sarge nieder. Dem teuren Ehrenkameraden, der auf dein Felde der Ehre das Eiserne Kreuz errungen, den der Lorbeer beim Einzug geschmückt, sei auch der Lorbeer ins Grab gegeben. Mit dem Gesang: „Christus ist mein Leben" schloß die Trauerfeier an der Kapelle, worauf an der offenen Gruft, wo sich die Schießabteilung der Kampf genossen zum Trautzrsalut aufgestellt, Herr Otto Küntzcl im Namen des K. S. Vereins ehrenvoll ver abschiedeter Militärs den Lorbeer niederlegte. Gebet und Segen folgten dem stummen Schläfer in sein kühles Grab. * Die Anleiheschuld der Stadt Leipzig beträgt nach dem gegenwärtigen Stande 86 209 000 An jähr lichen Zinsen sind hierfür erforderlich 3021560 Von den Anleihen werden verzinst 12 150 900 mit 3 Prozent, 61 058 100 .4l mit 3^/2 Prozent und 13 Millio nen Mark mit 4 Prozent. Für das Jahr 1905 ist nach de mHaushaltplane die Begebung von weiteren 4 Millio nen Mark 3sHprozentiger Anleihe in Aussicht genommen. Zurllckgezahlt auf die städtischen Anleihen werden jährlich rund Millionen Mark. * Ein Erinnerungstag. Heute vor vierzehn Jahren (am 19. Septeniber 1890) fand in Speyer die Weihe des Bauplatzes für die dortige, vor kurzem nun selbst geweihte Protestationskirchc statt. An dieser Feier nahm auch unser Ehrenbürger, Herr Geheimer Rat V. Fricke, in feiner Eigenschaft als Präsident des Gustav Adolf-Ver- eins, der damals eben in Mannheim seine 44. Haupt versammlung gehalten hatte, teil, und begeisterte die vielen Tausende, die da versammelt waren, durch eine Ansprache, die in eine dreifache, mit freudigster Zu- stimmung beantwortete Aufforderung zu steter Beweisung echt evangelischer Treue ausklang. — Verbandstag Deutscher Zither-Vereine. Seit gestern tagt der Verband Deutscher Zither-Vereine in seinem 22. Kongreß in unseren Mauern. Wenn er auch aus diesem Anlaß der rein musikalischen Unterhaltung einen breiten Raum gewährt und dies durch künstlerische Konzerte betätigt, so trägt er andererseits durch seine ge schäftlichen Sitzungen wesentlich dazu bei, der von ihm vertretenen Tendenz immer mehr Geltung zu verschaffen. Ter Verband, der gestern seine Verhandlungen unter starker Beteiligung seiner Mitglieder im Pfauensaale des Zoologischen Gartens aufnahm und eine ziem- lich umfangreiche Tagesordnung geschäftlicher Natur er ledigte, bezweckt, wie daraus hervorging, nicht lediglich einen Zusammenschluß der Zitberspieler und die Förde rung der Zithersache, leine Hauptaufgabe besteht vielmehr darin, daß er und seine Organe für eine musikalisch - rich tige Besaitung der Instrumente und für eine richtige Noten schreibweise eintreten. Die Verbreitung und Pflege guter Musik, bildet hierbei eine selbstverständliche Voraus- 'setzrürg. Dem Verbände, als dessen Dirigent Herr Kammervirtuos Direktor H. Tbauer fungiert, gehören fast sämtliche, einer mebt musikalischen als geselligen Tendenz huldigenden Zithervereine Deutschlands an. * Vermißt wird seit dem 15. d. M. der Gelbgießer und Gürtler Hermann Paul Canis, geboren am 26. Februar 1866 in Zwickau, aus seiner in der Reitzen hainer Straße in Thonberg gelegenen Wohnung. Ter Mann ist nervenleidend, und cs wird vermutet, daß er planlos umberirrt. Er ist etwa 1,70 Meter groß, schmächtig, bat graumeliertes Haar, ebensolchen Dollbart, hageres, mit Blutausschlag versehenes Gesicht und trägt die eine Schulter höher als die andere. Die Kleidung bestand unter anderem aus grünlicher Gose, braunem Rock und Weste und dunkelbraunem, weichem Hut. ßf Im Streite. In einem Restaurant des Ostens kam es zu einer Schlägerei, wobei ein 29 Jabre alter Geschirrführer aus der Eisenbahnstraße mit einem Stuhle derart auf den Kopf geschlagen wurde, daß er eine stark- blutende Kopfverletzung davontrug. Mittels Kranken wagens wurde der Verletzte in das Krankenhaus über geführt. * Selbstmord. Gestern nachmittag wurde im Revier ort „Streitbolz" ein unbekannter, anscheinend dem Arbeiterstande angehöriger Mann erhängt aufge funden. Die Leiche wurde nach der Anatomie überge führt. Ter Tote trug einen Zettel bei sich, auf dem die Buchstaben „71. 2." geschrieben standen. -f-f Unfälle. Auf dem sächsischen Güterbahnbofe zu L.-Plagwitz fiel am Sonnabend einem 29 Jahre alten Handarbeiter aus Knautkleeberg beim Kalkabladen ein eiserner Lowrydeckel auf den Kopf, so daß der Mann eine starkblutende Wunde davontrug. — Eine in der Magdeburger Straße in L.-Gohlis wohnhafte. 56 Jabre alte Arbeiterswitwe hatte sich vor etwa vierzehn Tagen beim Fensterputzen in die linke Hand geschnitten. Die an sich geringfügige Verwundung hatte eine gefährliche Blutvergiftung zur Folge. — Dom Blutsturz befallen wurde am Sonnabend abend eine in der Sophienstraße wohnhafte, 26 Jabre alte Fabrikarbeiterin, so daß sie in der Samariterwache um Hülfe nachsuchen mutzte. — In der Gartenstratze wurde ein 13fähriger Knabe von einem Kameraden gestotzen und zu Boden geworfen. Er kugelte sich dabei den rechten Arm aus und mutzte sich in ärztliche Behandlung begeben. — In der Schlltzenstraße fuhr ein Rollgejchirr einem Arbeiter über den rechten Fuß. Der Mann trug eine erhebliche Verletzung davon und mußte in seine Behausung gefahren werden. Vergnügungen. Kristall-Palast-Theater. Otto Rcutter erzielt allabend- lich mit feinen sclbswerfaßten Neuheiten als „General kunst in a r s ch a l l" und Hauptmann, Sudermann, Siegfried Wagner, Klinger und Menzel als Re kruten. soivic als „Kunft - Rcutter" mit „Hans", dem denkenden Pferde, kolossale Erfolge, Auch die übrigen Speziali täten, welche am 16. d. M. ney in das Programm cintratcn, erfreuen sich der allergünstigsten Aufnahme. Vom Leipziger Palmengarten. Tie Studierenden der hiesigen Hochschulen seien darauf hingewiesen, daß sie jetzt schon bis 3t. März 1905 gültige Winter-Semesterkarten gegen Byr- zeigung der Legitimation zum Preise von 5 .Nl an beiden Kaffen stellen und im Verwaltungsgebäude erhalten können. Diese Karten berechtigen zum Besuche der zahlreichen von der Direktion im Winterhalbjahre 1904/05 zu veranstaltenden Konzerte und Festlich keiten. Heute Montag abend findet ein Konzert deS Leip ziger Tontünstler-Orchester» unter Leitung des Herrn Musik direktors Günther Coblenz statt, morgen Dienstag abend ein Konzert deS Gustav Curthschen Konzert-Orchesters. Vom 1. Oktober al> werden wie im letzten Winterhalbjahre wieder jeden Dienstag nach mittag Gesellschaftskonzerte des Leipziger Tonkünstler-Orchesters, jeden Mittwoch abend Sinfoniekonzerte deS Winderstein-Orchester? und jeden Sonn- und Feiertag nachmittags und abends volkstüm liche Konzerte abgehalten, deren Ausführung abwechselnd dem Willy Wolf-Orchester und einer Militärkapelle übertragen werden wirb Sanssouci Elite-Ball. Anfang 8 Uhr. Die Seidel-Sänger treten heute Abend im Alberigarten ans. Tas überaus amüjante Programm enthält außer den beliebtesten Nummern des Repertoires auch vier Neuheiten. An das Konzen schließt sich Ball an. Im SchützeuhanS L -Sellerhausen treten heute Abend zum ersten Male die Leipziger Bolkssängrr auf, eine neugegründetc Gesellschaft, welche aus nur guten uuv talentierten Mitgliedern be steht. Tas höchst interessante unv geschickt zusammengestellte Pro gramm verspricht den Besuchern des beliebten Etablissements einen sehr genußreichen Abend. An das Konzert schließt sich großer Ball an. Har <ler Umgegeuä. * Stötteritz, 18. September. Nach der kürzlich dem Gemeinüerate vorgelegten Gemeindekassenrcchnung vom Jahre 1903 beträgt üas Vermögen der voll- tischen Gemeinde 1288005,27 .4! Hiervon ent fallen auf Grundstücke insgesamt 953 500 .4l Das größte Vermögensobjekt bildet der sogenannte Schwarzackcr. Nach Abzug der zu Straßciibauten bestimmten Flächen hat derselbe noch 35 500 Ouadratmcter bebaubares Land, dessen Wert mit 887 500 angenommen ist. Die noch herzustellenden Straßcnbauten sind auf ca. 150000 .4l veranschlagt, so daß der Schwarzacker mit 737 500 .4! zu Buche steht. Der Wert des Rathauses beträgt 198 000 Mark. Der Sparkassenreservefond hat eine Höhe von 82 628.52 Tas Gcsamtvermögcn der Schulgemeinde beträgt 542 360 das des Ortsarmenverbandes 16 320 das des Feuerlöschverbandes 5523,92 und das der Hebammenunterstützungskasse 1794,68 Das Aktivvermögen der Gemeinde beträgt demnach 1 854 004,09 -4l Die Schulden der politischen Gemeinde betragen 654 855,49 die der Schulgemeinde 200630,58 und die des Feuerlöschverbandes 1250 Tas sind in Summa 856 736,07 -4l Es verbleibt somit ein V e r m ö g c n s ü b c r s ch u ß von 997268,02 .4^ An Stiftungsgcldcrn sind 13 416,80 .4! vorbanden. Die vereinnahmten staatlichen Grund- und Einkommen- steuern betrugen im Jahre 1903 125 130,48 die Bo- sitzverändcrungsabgaben 18 249,75 .4l. An Gomcindc- arundsteucrc'nhciten waren 241733,41 .4! vorhanden. Das siaatssteuerpflichtige Einkommen betrug 5 349 330 Mark. Sämtliche Gebäude waren mit 14 236 260 .4^ zur Landesimmobilienbrandkasse eingeschätzt. ff- Schönefeld, 18. September. In der Sonnabend- Nacht wurde ein hier in der Leipziger Straße wohnhafter. 27 Jahre alter Arbeiter aus Galizien, als er sich auf dem Wege zu seiner Behausung befand, von drei anderen Arbeitern eingeholt und derart mit dem Messer bearbeitet, daß er tiefe Stichwunden am Kovfc und im Nacken davontrug. Tic Täter kamen in Haft. * Wahren, 18. September. Ter Gemeinderat hat auf besondere Vermittelung mit der Bank für Grund besitz einen Vertrag abgeschlossen, wonach die Gemeinde in den unentgeltlichen Besitz eines 15 000 Ouadratmeter großen Fcldgrundstückes gelangt. Wegen Beschaffung eines geeigneten Platzes zur Errichtung einer K läran - läge für die hiesigen Schleusenwässer ist die Gemeinde verwaltung mit derselben Besitzerin in Derbandlungen getreten. Tic Aufsichtsbehörde verlangt zu dein neuen baurochtlichen Ortsgesetz einen Plan über die hiesige Ortsflur in farbiger Darstellung der zu künftigen Bauweisen. Ter Gemeinderat bat beschloss?«, einen solchen Plan anfertigen zu lasse«. Tie Rötbrgschc Terraingesellfchaft beabsichtigt, eine Verbindungs- st raße zwischen der Zufnbrstraße zum GUtcrbabn- hof und dem Mühlwege anleaen zu lassen. Ter Gemeinde rat erteilte dazu seine Genehmigung. Feuilleton. Theater. Lheater am Am Sonntag abend fand Hermann Fabers drelartiges Lustspiel „Ein glückliches Paar", das in Leipzig zum ersten Male über die Bretter ging, eine leidlich freundliche Ausnahme. Das Stück behandelt das Thema Verlobung mit großem Wortaufwand, ober oberflächlich und wirkungslos. Es ist im Grunde nichts als ein dramatisiertes Feuilleton Ter Witz ist dürftig und die Ebarakterz ichnnng völlig schablonenhaft. Die Darstellung war gut. Besonders Herr Kaiser spielte flott und sicher. Dir kommen in der Abend- yummer auf die Aufführung mit wenigen Worten zurück. I», 2seb. * 8 Ei« neues Werk über Sie Technik »er Schauspielkunst wird demnächst im Berlage von Heinrich Minden «Dresden und Leipzig) zur Ausgabe gelangen. Adolf Winds, König!, sächs. Hoffchaulpieler, der sich als Mitarbeiter an Bühnensachblättern und durch sein Buch „AuS der Wertstätte des Schauspielers" auf lite rarischem Gebiete bereit» bekannt gemacht hat. ist der Verfasser. DaS Werk zerfällt in zwei Hauptabteilungen: „Hebung" und „An wendung". Tie erste Abteilung enldält: Stimmbildung, Sinnton und Saybau, Gemütszustände und Affekt« lwir Zorn, Reid, Haß, Gier, Wahnsinn usw.l. Die zweite Abteilung ist eine Darlegung der Eigenart der vornehmsten dramatischen Dichter von Sdakespeare nnd Goethe bis zu Gerbart Hauptmann und Gorki, und zwar nicht von rein literarischem, sondern vom Standpunkt deS Schau spieler« an». dl. k Ueber Georg HirschselbS Schauspiel „Neben einander", über dessen Erfolg in Hamburg wir bereit- berich- teten, schreibt man uns: Tas Stück behandelt keine Probleme, sondern «S.ist vielmehr eine getreue Momentphotographie nach dem Leben. Gerade wie „Agnes Jordan" stellt eS einen guten Griff au» de« wechselnden TageSericheinnngen der Grotzstadtleben» dar, denen da» Motiv zu Grunde liegt, daß Eheleute, statt mit einander oft nur nebeneinander leben und an der Verschwendung und der Selbsttäuschung zu Grunde gehen. Es wäre vielleicht von bedeutendem erzieherischen Nutzen, mitunter solche Dramen dem Publikum vorzuführen, aber sie wirken zn didaktisch, um al» Kunstwerke hoch eingeschätzt werden zu können. Sehr gut ist dem Autor die Charakteristik der Hauptpersonen gelungen, die freilich »ine glänzepde Wiedergabe fordern. Herr Robert Nhil stand al» Franz Hellwig aus der Höbe seiner schwierigen Aufgabe und Frau Eil men re ich . gab die leichtlebige, harmlose Marianne mit dem ganzen Charme ihrer Kunst. Die Regie deS Or. Carl Heine war prächtiz und da« Ensemblespiel flott, lebendig und eindrucksvoll. Wissenschaft. Ll. ReichSgerichtS-IubUäu». Am 1. Oktober 1904 begeht daS Reichsgericht das 25jährige Jubiläum seines Bestehen«. Au» diesem Anlässe bringen die juristischen Zeitschriften Festartikel, so z. B. das „Juristische Literaturblau" einen Rückblick und Ausblick von vr. Simson-Charlottenburg und das „Preußiiche Berwallunqs- Blatt" »inen Jubiläumsbericht a»S der Feder des Landgerichtsrats Vr. Delius in Berlin. V. dl. La« Wnfenm für Völkerkunde zo Leipzig hat von einem seiner verdienstvollsten Förderer, Herrn Schisfskapitän Alfred Knoth in Frankenvaulen. neben einer früher schon über wiesenen Sammlung ethnographischer Gegenstände auS der Südsee neuerding« wieder »ine wertvolle Leihgabe in Form einer großen geschnitzten Signal-Trommel von der DebloiS — Schouten-Jnsel nordöstlich von Deutich-Reu-Guinea, rin Prachtstück ozeanischer Schnitzkunst, zu danken. Es gibt bei den Naturvölker» neben de» eigentliche» Trommeln, die meist zylindrische Röhren, welche an einem Ende mit einer Haut be spannt sind, noch eine zweite Art von Geräten, di« man gleichfalls gewöhnlich alS Trommeln bezeichnet, große, ungefähr zylindrische Holzblöcke, die an der Stirnseite geschlossen sind und nur einen schmalen LüngSschlitz haben, von dem au« sie auch ausgehöhlt werden. Mit Stöcken angeschlagen geben sie einen sehr lauten Ton und dienen al« Alarm- und Signaltrommeln. Sowohl in Afrika als in der Südsee sind sie weit verbreitet; ganz besonders in Kamerun sind sie die Grundlage einer hochentwickelten „Trommelsprache" geworden, welche unsere alten optische» Telegraphen weit übertrifft und fast aus der Höhe der modernen Telegraphie steht, da sie die rasche Uebertragung jeder beliebigen Mitteilung auf sehr große Ent fernungen gestattet, und ohne jede Einschränkung durch Wind und Wetter, bei Tag und Nacht immer gleich gut funktioniert. Durch Einschaltung der nötigen Anzahl von RolaiS-TrvMmrln können beispielsweise die Dualla aus die Entfernung vieler Tagereisen telegraphieren und sind dadurch den Europäer«, ehe daS Gehednni» entdeckt war, nicht selten in sehr unerfreulicher Weise auch strategisch zuvorgrlommeu. In der Süvsn sind die größten Trommeln dieser Art bisher au» Samoa uud au- Neu-Jrlaud bebaut gewesen, st« werden aber noch weit von solchen aa« Neu- Guinea übertroffen, die wir in den letzte« Jahren kenne» gelernt haben. Diese sind auch durch reiche Verzierungen ausgezeichnet nnd gehören so zu den großartigsten Prachtstücke» der ethnographischen Sammlungen. Soviel bekannt, sind lnsher nur neun solcher Trom meln nach Europa gelangt, fünf in die Berliner Sammlung, je eine nach Pest, Stuttgart und Wien und die letzt« nach Leipzig. t. Ta« größte Fernrohr »er Welt wird binnen kurzem die Sternwarte der Harward-Univers'tät ihr Eigen nennen, nämlich daS von den« verstorbenen Engländer Com - man erbaute Spicgelrelefkov von 5 Fuß Ocifnung. Der Leiter der Sternwarte, Professor Pickering, hatte schon vor dem Ableben de» Erbauers Verhandlungen wegen der Er werbung angeknüpft, sand aber den geforderten Preis uner schwinglich. Jetzt soll da» Instrument sogar unter dem Kost n. prei» verkauft werden, und so ist der Abschluß des G.schäft» möglich geworden, zumal da ein ungenannter Gönner der Sternwarte ein« Summe von 80 00V <F dazu gegeben hat. Da» Fernrohr ist fast doppelt so groß wie daS berühmte der Lick sternwarte, daS eine Oeffnung von 3 Fuß besitzt. Aunftkalender für Leipzig- Theater. Leipziger Stadt-Theater. Im Neuen Theater wird heute L'ArrongeS gemütvolles Lustspiel „Doktor Klaus" gegeben. Morgen gelangt Lortzings komische Oper .Zar und Zimmermann" zur Aufführung. — Das Alte Theater bringt beute die so beliebt gewordene Operette „F r ü b l i n g S l uf t" und morgen das erfolgreiche Schauspi.I „Alt-Heidelberg". — Octavc Mirbc ans neue-: Schauspiel „Geschäft ist Geschäft" (I,es aitaire; sam les akssires), dqs Donnerstag un Neuen Theater seine Pre miere erlebt. Hai s. Zt. im Theütre franyais in Paris einen sensationellen Erfolg gehabt und ist auch bereits am Hofburg lhcater in Wien, an den Hofthcatern in Dresden, Stuttgart usw. mit nachhaltiger Wirkung gegeben worden. vereinigte Leipziger Schauspielhäuser. Im Schau spielhaus geht heute. Montag, das Lustspiel „Zwei Wappen" in Scene, am Dienstag wird „Goldfische" gegeben und für Mittwoch ist Gorkis „Nachtasyl" anacseht Sudermanns „Heimat" erscheint am Donner-Stag auf dem Spiclplan und Freitag findet die Erstaufführung von „Der Meister" von Hermann Bahr statt. Als Klassiker Vorstellung zu halben Preisen gelangt am Sonnabend Schillers „Wilhelm Teil" zur Aufführung. — Im Theater am ThomaSring wird heute und Sonnabend das Lustspiel „Ein glückliches Paar" wiederholt, und am Dienstag „Der wilde Reutlingen". Max Halbes „Mutter Erde" gehr am Mittwoch in Scene und für Donnerstag ist eine Wiederholung des beliebten SckstvankcS „Sein Trick" angesctzt. „Die Seet> adnixc" erscheint am Freitag n iede> auf dem Spielplan Am Sonntag beginnt im Theater am ThomaSring Herr E. W. Büller sein diesjähriges Gastspiel in „Seine Kammcrjungfer".
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