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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-02
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190410028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19041002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19041002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-02
- Monat1904-10
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.10.1904
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ver 6otlerdirnil der rwrilen vacdlerter am Lonntag, de» S. Oktober. Von 0. G eo r-g R i et > ck> e l. Ter Gottesdienst des zweiten Bachfestes hat die Ge- staltung des VormittagsoottesdiensteS, wie er an Fest tagen in den beiden Kirchen Leipzigs (Thoinaskirche und Nikolaikirche) zur Zeit Bachs gehalten wurde. Er will selbstverständlich nicht nur um des historischen Interesses willen die frühere Form des Gottesdienstes zur Dar stellung bringen, sondern will ein wirkliä»er Gottesdienst in der reicheren Ausgestaltung früherer Zeit für die Ge meinde sein. Er soll zugleich zur Klärung -er Frage dienen, ob und wieweit es möglich ist, die Musik Bachs und die liturgische Gestaltung der damaligen Zeit für die Gegenwart nutzbar zu machen. Für die Verhandlung des ersten Themas in der Hauptversammlung am Montag den 3. Oktober über „Bach und den evangclisäien Gottes dienst" wird gerade dieser Gottesdienst wesentlichen Stoff für die Diskussion darbieten. Ter Verlauf des sonntäglichen Vormittagsgottes, dienstes innerhalb der lutherischen Kirche schließt sich auf das engste an den Verlauf der römischen Messe an. Ter Eindruck, den man einerseits in der römischen Kirche bei einer Hochmesse, unserseits bei einem Gottesdienst der lutherischen Kirche empfängt, ist allerdings ein durchaus verschiedener. Dennoch hat Luther niemals daran ge dacht, an Stelle der römischen Messe einen neuen Gottes dienst zu gestalten, sondern hat nur die römische Messe von all den Stücken gereinigt, die mit den evangelischen Grundsätzen schlechterdings unverträglich waren. Er nannte daher auch den Vormittagsgottesdienst nach wie vor „Messe", hat auch anfänglich (bis Oktober 1825) so gar alle die liturgischen Stücke des Gottesdienstes, die er beibehielt, in ihrer lateinischen Sprache bewahrt, so daß der gesamte Gottesdienst, mit Ausnahme der Predigt, noch lateinisch war. Luther gab in seiner Schrift: „k'or- mula luissae et eommunionis pro eeelesia Vite- ber^evsi" (d. h. Gestalt der Messe und der Abendmahls feier für die Wittenberger Gemeinde) im Jahre 1523 die Form dieser gereinigten lateinischen Messe, wie sie in Wittenberg gehalten wurde, heraus. Tas Verlangen der Gemeinden nach Gottesdiensten in deutscher Mutter sprache wuchs jedoch mehr und mehr. In vielen deut schen Städten, z. B. Straßburg und Nürnberg, wurde 1524 deutscher Gottesdienst eingeführt. In Wittenberg hat Luther am 29. Oktober 1525 zum ersten Mal durch aus deutschen Gottesdienst in der Pfarrkirche gehalten, und sodann im Anfang des Jahres 1526 in seiner Schrift: „Deutsche Messe und Ordnung Gottesdiensts zu Witten berg fürgenommen", diese Form des Gottesdienstes dar gestellt. Der lateinische Gottesdienst, wie er ihn in der Oorwula luissae gegeben hatte, wurde aber nicht abge schafft, sondern auf die Wochentage verlegt. Die genann ten beiden Schriften Luthers sind in den deutschen luthe rischen Kirchen vorbildlich geblieben. Das wesentlich Neue in dieser lutherischen Gottes dienstordnung im Unterschied von der römischen Messe be- steht in folgenden Momenten: 1) Tie Messe wurde durch die deutsche Predigt bereichert, die innerhalb der römi schen Kirche im Laufe der Zeiten in Fortfall gekommen tvar. 2) Tas römische Meßopfer, das der Priester am Altar darbringt, wurde beseitigt und durch die Abend mahlsfeier der Gemeinde ersetzt. Infolgedessen fielen alle die Gebete der Messe, die mit diesem Meßopfer in unlös barem Zusammenhang standen, fort, während die litur gischen Stücke, die mit der Abendmahlsfeier der Gemeinde sich vertrugen, beibehalten wurden. 3) Viele Stücke der Messe, die bisher allein der Chor lateinisch gesungen hatte, wurden in der „deutschen Messe" zu deutschen Liedern umgewandelt und der Gemeinde als gemeinsamer Ge sang in den Mund gelegt. Durch diese dreifache Neu gestaltung hat der evangelische Gottesdienst tatsächlich nicht nur eine durchaus veränderte äußere Erscheinung der bisherigen Messe bewirkt, sondern auch einen ganz neuen Inhalt gewonnen. Dennoch finden wir in seinem Verlauf die wesentlichen liturgischen Stücke der Messe wieder. Die bei jeder Messe dem Chor übertragenen Musikstücke tZIoriu, Credo, Luuctus mit Leue- ctietus, ckoi. die in allen den bekannten komponier- ten Messen erscheinen, finden sich bei jedem lutherischen Gottesdienst, wenn auch teilweise in anderer Gestalt, näm- lich als Gemeindelieder, und zwar haben die drei ersten der genannten Stücke v o r der Predigt, die beiden letzten in der Abendmahlsfeier nach der Predigt ihre Stelle. Wenn daher auch der evangelische Bach „Messen" kom poniert hat, so hat er damit so wenig seine evangelische llcberzeugung verleugnet, daß er vielmehr eben dieselben Stücke musikalisch gestaltete, die im lutherischen Gottes dienst stets ihre Bedeutung behalten haben. Bei der Gestaltung des Gottesdienstes für das Bach !r 1904. veinsaw au I, slelle — 0880. >0. worden. 1 3012. dvl. »st »dson. ilolit, »0—I« , Lilöicopk«. m deiiei»«». Uw 4. Beilage Sonntag 2. Oktober 1904. Leipziger Tageblatt und Anzeiger. M. Zebartian Sacb im NniversttätSszotteodieust zu Heidelberg. Von Fr. Skein.*) Von Jahr zu Jahr mehren sich die Konzertauffüh rungen und Bearbeitungen Bachscher Kantaten, uumer allgemeiner und siegreicher bricht pch in ernsten Mu sitertreisen die Erkenntnis Bahn, welche unermeßlichen Schätze uns der Meister in diesen seinen zahllosen kirch lichen Gelegenheitskompositionen hinterlassen hat. All mählich beginnt man auch oinzusehen, daß diese für den gottesdienstlichen Gebrauch geschaffenen Werke ihre volle Wirkung nur wieder im Nahmen des evangelischen Gottesdienstes, aus dem sie erwachsen sind, ausüben tonnen, und erfreulicherweise werden neuerdings geraoe von theologischer Seite Stimmen laut, die die Zurück führung der Bachschen Kirchenmusik in den eigentlichen Gottesdienst fordern oder wenigstens als ideales Ziel aufstellen (vergt. hierzu I. Smend, „Ter evangelische Gottesdienst", Göttingen 1904. S. 203). Gelegent lich des zweiten Bach-Festes der „Neuen Bach-Geselt- sll;aft" im Oktober dieses Jahres zu Leipzig soll nun zum erstenmal der „Versuch" mit einem Gemeinde gottesdienst veranstalket werden, „in dem die Predigt von Bachschen Kantaten umrahmt sein wird." In weiteren Kreisen scheint es nicht bekannt zu sein, daß im Universitätsgottesdienst zu Heidelberg, dessen liturgisch-musikalische Ausgestaltung in jeder Beziehung eine mustergültige genannt zu werden verdient, solche „Bach-Gottesdienste" nicht nur schon längst versucht worden sind, sondern daß sich bereits seit zehn Jahren hier die Sitte eingebürgert hat, neben anderen bedeu tenden Werken der kirchlichen Tonkunst alljährlich wenigstens einmal, meist im Schlußgottesdienst des Sommersemesters, eine vollständige Bachsche Kantate oder ein sonstiges unbekanntes kirchliches Stück des Meisters aufzufühken. Da nur durch gemeinsame Arbeit, durch Austausch der gemachten Erfahrungen und gewonnenen Resultate das erstrebte Ziel zu erreichen, eine erfolgreiche Diskus sion der Frage möglich ist, seien im folgenden kurz Praxis und Anlage der Heidelberger Bach-Gottesdienste mitgeteilt, wie sie der als Lituvgiker und praktischer Theologe bekannte Geh. Kirchenrat Professor O. Bas se r m a n n im Verein mit-dem vortrefflichen Bach-Kenner Professor vr. Wolfrum, dem Leiter des Bach- und Akademischen Gesangvereins, bisher veranstaltete. In der äußkren Einrichtung dieser Gottesdienste wurde alles vermieden, was an eine Konzcrtausfübrung erinnern konnte. Das jeweils gedruckt verteilte Pro gramm verzeichnete natürlich nicht -etwa die Namen der Solisten und ähnliches, der ganze Musikapvarat samt Dirigent und Solisten war verdeckt. Die Mitwirkung des Chores wie der Solisten geschah stets freiwillig — also keine theologischerseits so verpönten „bezahlten" Sänger! — und die Orchesterkosten wurden jeweils aus einer beim Ausgang erhobenen Kollekte gedeckt. Die Stellung der Kantate in der Gottesdienst ordnung war verschieden: entweder zwischen Eingangs gebet und Lektion, oder zwischen Lektion und Hauptlicd, oder auch, an Stelle des ausfallenden Hauptliedes, zwischen Lektion und Predigt. Während zu Bachs Zeit die Wahl der Kantate an der Lieder abhängig war von der Perikope, nicht etwa von der Predigt, bestimmte hier die Bachsche Musik die Ansprache. In einer Art Selbstentäußerung begab sich die Predigt in diesen Ausnahmefällen ihrer den Gottes dienst beherrschenden und bestimmenden Stellung, in- den: sie ihren Tert der Kantate oder Motette entweder direkt oder doch dem durch diese bedingten Kreise ent nahm. Der erste Heidelberger Versuch wurde bereits im stahre 1893 gemacht mit Bachs Motette über die Verse Aöm. 8, 26. 27, die auch der Predigt („Vom rechten Polen") als Tert zu Grunde gelegt wurden: „Der Geist hälft unfrex Schwachheit auf, denn wir wissen nicht, nas wir beten sollen, wie sich's gebührt, sondern oer Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Herzen forschet, der weiß, was des Geistes Sinn sei: denn er vertritt die Heiligen, nach dem es Gott gefällt." Als entsprechende Lektion hierzu wählte man: Matth. 6, 5 bis 8 („Und wenn du bereit, sollst du nicht sein wie die Heuchler" niw.), als Ein- gangslicd: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr'" (2 Str.) und als Hauptlied: „O heil'ger Geist, kehr bei uns ein" «2 Str.). Tie erste gottesdienstliche Kantatenausführung ällt in da? Jahr 1895. Tic Gottesdienstordnung bis zur Predigt war damals folgende: 1) Eingangslied: .Gib deinen Frieden uns o Herr der Stärke" (3 Str.): 2) Gebet und Lektion: Jer. 29, 10 bis 14 („Denn so ihr *s Wir entnehmen diese Mitteilungen mit freundlicher Er laubnis des Berlages von Earl Grüniügcr der jüngst er- 'äüeneuen Nr. 2-t der „Neuen Mulit-Zeitung". Namentlich im Einblick aus den heute nachmittag in der Thomaskircbe statt- ändcnden Gottesdienst dürfte der Artikel interessieren. D. Red. mich von ganzem Herzen suchet, so will ich mich finden lassen"): 3) Kantate: „Bleib bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich gcneiget" (Luk. 24, 29)' 4) Predigt über Luk. 24, 13 bis 32 (Jesus und die Emmausjünger). — In den nächsten Jahren wurden gebracht die Kantaten: „Wachet auf, ruft uns die Stimme" lEingangslied: „Lobe de» Herren, den mäch- tigen König", Lektion: Pf. 126. Hauptlied: „Jerusa lem du hochgebaute Stadt", Predigt über Luk. 10, 20) und „O Ewigkeit, du Tounerwort" (Lektion: Hebr. 10), 26 bis 31. Hauptlied: „Jesus meine Zuversicht", Pre digt über Matth. 25, 31 bis 46 sjüngstes Gericht!). — Auf die zahlreichen Gottesdienste mit Bruchstücken und Chorälen aus Kantaten (so z. B. der Choralmotette: „Nun, lob mein' Seel" aus der Kantate: „Gottlob nun geht das Jahr zu Ende" mit Lektion: Luk. 17, 11 bis 19 und Predigttext Ps. 103, 1 bis 6) foll nicht näher eingegangen werden. Außer Motetten und Kantatem wurden auch andere Bachsche Werke dem gottesdienstlichen Zwecke dienstbar gemacht. So gelangte in der „umsikalisch-liturgifchen Bach-Feier" gelegentlich des 150. Todestages des Meisters am 29. Juli 1900 die herrliche, ergreifende Lrauerode auf den Tod der Königin Eberhardine in dar Musischen Tcrtumdichltun/g zur Aufführung. Hier wurde, der ursprünglichen Uebung entsprechend, die An sprache (Trauerrede) zwischen die beiden Teile der Trauermusik eingeschoben. Der Verlauf der Feier^war folgender: 1) Orgelvorspiel: 2) Gemeindegesang: „Selig find des Himmels Erben" (Str. 1): 3) Gebet: 4) Der Trauerode I. Teil: 5) Ansprache über Ps. 104, 33. 34: „Ich will dem Herrn singen mein Leben lang, und meinen Gott loben, solange ich bin. Meine Rede müsse ihm Wohlgefallen. Ich freue mich des Herrn." 6) Ge- meinüegesang: „Jesus lebt: nun ist der Tod mir der Eingang in das Leben": 7) Der Trauerode H. Teil: 8) Gebet und Unservater: 9) Gemeindegesang: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebet" (Str. 4): 10) Segen: 11) Orgelnachspiel. — Wie man auch in außergewöhn lichen liturgischen Fällen Bach zu glücklichster Mit wirkung heranzog, zeige endlich das Programm des mit einem seltenen künstlerischen Feingefühl komponierten „Akademischen Festgottesdienstes bei Gelegenheit der Enthüllung der beiden Bilder Hans Thomas in der Peterskirche" am 16. November 1902. Hier waren die beiden Gemälde, den sinkenden Petrus und Christi Er scheinung vor Maria Magdalena am Ostermorgen dar- stellend, für die Gestaltung der gottesdienstlichen Feier bestimmend. 1) Or g e lvorspi el und E in gang slieü : „Aus tiefer Not schrei' ich zu dir." (3 Str.) 2) Eingangsspruch und Gebet. 3) Erste Lektion: Matth. 14, 22—33 (Jesus und der sinkende Petrus). 4) Lied: „Gib dich zufrieden" von I. S. Bach für Chor: „Er hört die Seufzer deiner Seelen Und des Herzens stilles Klagen; Und ioas du keinem darfst erzählen, Magst du Gott gar kühnlich sagen. Er ist nicht fern, steht in der Mitten, Hört bald und gern der Armen Birten. Gib dich zufrieden I Laß dich dein Elend nicht bezwingen I Halt an Gott, so wirst du siegen; Ob alle Fluten einhergingen. Dennoch mußt du oben liegen; Denn wenn du wirst zu hoch beschweret Hat Gott, dein Fürst, dich schon erhöret. Gib dich zufrieden I" 5) Zweite Lektion: Joh. 20, 11—18 (Christi Erscheinung von Magdalena). 6) Oster-Oratorium für Solostimmen und Chor von I. S. Bach. 7) Ansprache über 2. Kor. 3, 18: „Nun aber spiegelt sich in uns allen «des Herrn .Klarheit mit auf- gcdecktcm Angesichte und wir werden verklärt in das- selbige Bild von einer Klarheit zu der andern, als vom Herrn, der der Geist ist." (Tas Bild Christi.) 8) G e m e i n d e l i e ü: Str. 4 uu- 5 des Liedes „Was wär' ich ohne dich gewesen" (Novalis). 9) Gebet, Unservater. 10) Schlußstrophe („Liebe, die du mich zum Bilde deiner Gottheit hast ge macht"). 11) Segen. 12) Orgelnachspiel: Ls äur.Fuge von Bach. Ist es noch nötig, von der Wirkung dieser Bach- Gottesdienste zu reden? Für die kirchlichen wie für die künstlerischen Kreise Heidelbergs und feiner Nachbar- städte bedeuten sie Festtage, wie sie reiner und er hebender nicht gedacht werden können, und wer sie mit erleben durfte, dem werden diese Feierstunden in der stillen, efeuumrankten Peterskirche unvergeßlich bleiben. der zVissso- uu2 bsrvor- ». ?rig Lretreckmsr »s-Drogerie, i»xonl»-Dro- I. eedurgstrssse, le^denreUIi, Lretrsebmar. 8tr«S5S, Leks mr Laiire. Ottolänrler. U. Romann eitert. ir 38, Osroia- Imli keiekel. Loire Oaroln- Kur Lllvre. . üotmeon. Seite 17. Nr. 503. 98. Zahrqanq. fest ergaben sich besondere Schwierigkeiten. Obgleich der Gottesdienst a/m Nachmittag zur Ausführung komnst, mußte er doch selbstverständlich die reichere Gestaltung des eigentlichen Hauptqottesdienstes der Gemeinde am Touutag vormittag erlmlten. Mit diesem verband sich damals an jedem Sonn- und Festtag die Feier des heili- gen Abendmahles, die aber bei uujerein Festgottesdienst selbstverständlich ausgeschlossen lvac. Dadurch schien sich die Notwendigkeit zu ergeben, dem Vormittagsgottes, dienst einen anderen Schluß, etwa den des Nachmittags gottesdienstes anzufügen, so daß ein mixtum eompo- uitum zweier verschiedener Gottesdienste sich ergeben hätte. Ebenso entstand bei der Gestaltung der Gottesdienst ordnung die Frage nach der Auswahl der einzelnen Lieder und liturgischen Gebete. Wollte nian tatsächlich einen Gottesdienst in der Gestalt der Zeit Bachs wählen, dann durfte er nicht bloß in seinem Gesamtverlauf, sondern mußte auch in allen seinen einzelnen Teilen durchaus eineni Bestimmten Einzelgottesdienst jener Zeit ent- sprechen. Wurde doch damals mit großer Sorgfalt für jeden Gottesdienst des Kirck>enjahres die Auswahl der einzelnen Gebete und Lieder bestimmt. Darum galt es für das Bachfest einen wirklichen ,,<1» temporo-Gottes- dienst", d. h. einen Gottesdienst für einen bestimmten Tag des Jahres zu wählen. In dem von Mag. I. F. Lseibnitzs, Tertius der Thomasschule, älteren Bruders des Philosophen Leibnitz im Jahre 1694 herausgegebenen Büchlein: „Leipziger Kirchen Andachten" finden sich die Gottesdienstordnungen sämtlicher Soun- und Festtage der Leipziger Kirchen. Unter ihnen ist auf S. 104 f. die Ordnung des Nefor- mationsfestes am 31. Oktober verzeichnet. Die Ordnung dieses Gottesdienstes entspricht in der Auswahl der Ge bete und Lieder fast genau dem Festgptkesdienst, mit dem im Jahre 1717 in Leipzig die zweihundertjährige Jubel feier der Reformation begangen wurde. Wir können also genau die Feier des Resormationsfesttages feststellen, wie ihn Bach bei seinem Antritt des Leipziger Kantorats im Jahre 1723 vorfand und zweifellos auch beibehalten mußte. Besonders aber eignet sich dieser Gottesdienst trefflich für unser Fest, weil er vor allein Len evangeli schen Charakter an sich trägt, ohne daß er auf den 31. Ok tober beschränkt zu werden braucht, vor allem aber, weil dieser Vormittagsgottesdienst in dem zuerst genannten Buche der einzige im Kirchenjahr ist, bei dem das Abendmahl nicht angeschlossen ist, so daß wir ihn von AnfangbisEndesürdasFe st übernehmen können. Somitwird der am Sonntag den 2. Oktober nachmittags ^45 Uhr in der Thomaskirche stattfindende Gottes Lien st nicht nur in seinem Gesamtverlauf, son dern auch in allen seinen einzelnen Stücken der V ormittagsgottesdienst des Reformationsfestes zur Zeit Bachs sein. Eine genaue Beschreibung und Erklärung desselben findet sich in der von der Neuen Dachgesellschaft herausgegebe- nen Festschrift des 2. Bachfestes, die zugleich vollständiges Programmbuch ist und von Len Nichtmitgliedern der Neuen Dachgesellschaft für 1 gekauft werden kann. Auierrichtswesen. Ku den mannigfachen Vorteilen, welche der hiesige Kaufmän nische Verein seinen Mitgliedern bietet, gehört auch die Gelegen heit, sich in den fremden Sprachen auszubilden. Der gegen wärtige Zeitpunkt ist insofern für den Beitritt ganz besonders günstig, als Anfang Oktober auch die Klubs für englische, französische, italienische und spanische Konversation ibr Wintersemester beginnen, und zwar wie bisher unter der be währten Leitung von Lehrkräften ersten Ranges, welche es ver stehen, die Mitglieder durch anregende Vortrüge und Diskussionen zu fesseln. Außerdem eröffnet der Verein am 11. Oktober Vor bereitungskurse für die genannten vier Sprachen, wo die weniger vorgeschrittenen Mitglieder Gelegenheit haben, ihre Kennt nisse in kurzer Zeit derart zu erweitern, daß sie dieselben praktisch verwerten und sich auch an den Klubübungen beteiligen können. Auskunft über die Bedingungen für den Beitritt erteilt die Ge schäftsstelle des Kausmünnhchen Vereins. Tamenkursus für kunstgewerbliches Zeichnen. Am DienS- tag, den 4. Oktober, nachmittags 3—5 Uhr beginnt unter der Leitung des Herrn Oberlehrer Gustav Mühlbach der Winterkursus im kunstgewerblichen Zeichnen nebst Farbenapwendung. Die Unterrichts stunden werden Dienstags und Sonnabends nachmittags 3—5 Uhr in dem Zeichensaale der höheren Schule für Mädchen — Schletterplatz — abgehalten. Junge Mädchen, die konfirmiert sind, auch solche in reiferen Jahren, finden Ausnahme. Wenn auch die Unterrichtsdaucr unbeschränkt ist, so steht doch zu erwarten, daß die Damen längere Zeit am Unterrichte teilnebmen. Jede Teilnehmerin zahlt halbjährlich 15 Wir möchten unsere jüngere Damenwelt besonders auf diesen, im Jahre 1876 von dem geschäftssührenden Ausschüsse des Kunstaewerbe-MuseumS begründeten Kursus hiermit besonders aufmerksam machen. Mündliche Auskunft erfolgt an den Unterrichtstagen im Uüterrichtslokal nach 5 Uhr nach mittags oder jeden Tag mittags zwischen 4 und 2 Uhr Bayrische Straße 53, lll. Zis svklLkvn pokioks MvsMvtt bestellt aus: leiedt Auseinrliulerneilmdnrer Lekorm-Vettstetle nedst eiastiseder Mtent-8tadIteüer-Aittiatxv mit üu88ei8t soiitiem 1'ntent-8ed utxpo1ster. Kiner nnüdertiellUeden I'oiied'u ItienI-OiieützrmÄtrkltxe v. k. 118617 sowie pordseiu wviedvn Mitvd'8 Ketin m-Loptki88en einer ieieliten, sedmiegsumvn I'otied's Itvtorin-kvitnteok« mit solider, moiitZer I'ol ied's ireform-8teppüeekv Liv finden «In« wLlllllStLlUso LnsvLdl Kekorw-Sottstsllsn mit 8pirüi- Otter Mtent-Aatratren. Mr vienstdoteu AK. 5.75 dis 19.00. Mr Linder AK. 13.25 di8 SÜ.50. Mr krwaedseue AK. 22.00 dis 8b.00 und dvdsr. koüvd, Wieset, teiprig.
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