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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.10.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-08
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041008024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904100802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904100802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-08
- Monat1904-10
- Jahr1904
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Beilaae Sonnabend, 8. Oktober 1904. Leipziger Tageblatt. Sette S Nr. 515. Abend-Ausgabe. Amtlicher Teil. Zwangsversteigerung, veschlutz. Tas Verfahren, betreffend die Zwangsversteigerung deS im Grundbuche für die Stadt Leipzig, Blatt 4141, auf den Namen deS Zimmermeisters Karl Friedrich Senf in Leipzig eingetragenen Grundstücks wird aufgehoben. Der auf den i0. Ottober 1904 anberaumte Termin fällt weg. Leipzig, den 8. Oktober 1904. königliches Amtsgericht, Abt. n X', Johannisgasse b. Hur Zacbren. * Dresden, 8. Oktober. Va» Befinden de» Aönig». * Aus Pillnitz wird gemeldet: Der König ver brachte auch gestern wieder kurze Zeit im Garten. Der Appetit war befriedigend, die Anfälle von Be klemmungen, wie sie früher beobachtet wurden, sind nicht wicdergekehrt. Trotzdem aber ist eine Zunahme der Kräfte nicht bemerkbar. Tie vergangene Nacht verlief verhältnismäßig ruhig. * * Vom königlichen Hofe. Prinz Johann Georg ist aus Sibyllenort wieder in Dresden ein getroffen. * * * * Chemnitz, 7. Oktober. Der Rat hat die K a s s i e r e r st e l l e bei der Gasanstalt in eine Kassierer, und eine Buchhalterstelle geteilt, für erstere den seitherigen Beamten der Dresdner Bank Mühlmann aus Dresden gewählt, und letztere dem bisherigen Gas ¬ anstaltskassierer Kopf übertragen. I. Neustiidtel, 7. Oktober. Für die hiesige erledigte Tiakonussrelle wählte gestern abend der Kirchenvorstanö einstimmig Herrn Hülfsgeistlichen Brüh m in Rode wisch. Für die Stelle mar eigentlich Herr Missionar a. T. Lchäfer bestimmt, der aber das Pfarramt Staucha bei Neißen erhielt und auf sein hiesiges Amt verzichtete. —* Geher, 7. Oktober. Das Kaiserliche Postamt ist nunmehr aus den bisherigen ermieteten Räumen nach dem neuerbauten Postgebäude übergesiedelt. * Planen i. V., 7. Oktober. Am hiesigen Lehrer- sein in ar wird Ostern 1905 eine neue 6. und eine I. Klasse eröffnet. Letztere ist lediglich für Realsch u l- Abiturienten bestimmt, welche mindestens Hb als Lauptzensur erhalten und nicht ohne musikalische Bc- iähiguug sinld. — Der D e r k e h r sfa u s s ch u ß der Handelskammer Plauen hat gestern nach einer Prüfung der Strecke einstimmig beschlossen, für den Bau einer Eisenbahnlinie Klingentha l-B runn- döbra - Untersachsenberg - Georgenthal cinzutrctcn. ! Plauen i. B., 7. Oktober. Vom hiesigen Land gericht wurde heute der in Jugelsburg bei Adorf iiammende frühere Feuermann Wilhelm Franz Meyer wegen fahrlässiger Brandstiftung, durch welche am II. Juli d. I. die K i r ch e z n A d o r f a b g e b r a n n t ist, zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Meyer hatte beim Reinigen der Feuerungsanlagc der Kirche die Damvfesse ausgebrannt, um die darin befind- lichen Tohlennester zu beseitigen, und dadurch den Brand verursacht. * Schneeberg, 7. Oktober. Die hiesige Stadt erhält infolge Auflösung des Bergbegnadigungs- ionds von 1904 bis 1915 jährlich 1643 Die städtischen Kollegien beschlossen, diese Gelder zum Kra n- kc nhausbau zu verwenden. — Für die hier be- stehende Kochschule wurden als Staatsbcrbülfe 450 Mark gewährt. — Für den südöstlichen Teil des hiesigen Stadtbezirkes hat Herr Ingenieur Lchubert in Aue einen Bebauungsplan fertiggestellt, der die Zustim- mung der Stadtvertrctung gefunden hat. * Löbau, 8. Oktober. Am 22. und 23. d. M. wird hier die 8. Hauptversammlung des Vereins iür sächsische Volkskunde unter Vorsitz des Generalmajors z. D. Frhr. v. Friesen-Dresden ab gehalten werden. Herr Dr. K. Reuschel-DreSdcn wird einen Vortrag über „Goethe und die Volkskunde" halten. ' Bernstadt, 7. Oktober. Bei dem hier stattfindcndcn Kanalbau wurden gestern durch herabfalleude Erbmassen zwei Arbeiter verschüttet. Während es ge- lang, den Arbeiter Altmann bald zu befreien, konnte mau den verschütteten Arbeiter Meuermann, Vater von acht Kindern, nur als Leiche ans Tageslicht fördern. — wachsten Sonntag wird hier die O st s ä ch s i s ch e Hauptkonferenz der landeskirchlichen Gemeinschaften abgohalten werden. —o— Schandau, 7. Oktober. Nach den Zusammen stellungen über den Auswandererverkehr sinter-Ausgabe 1904/05. Inhaltsverzeichnis. Seite kageplan der Bahnhöfe § Auskunftsstellen q Monatskarten — Sonntagskarten . . 5 Allgemeine Bemerkungen s kinienverzeichnis Alphabetisches Verzeichnis der Eisen bahnstationen mit Linien-Nnmmern 7 Verfallzeit der rstägigen Rückfahrkarten ,0 Lisenbahngütertarif Liscnbahn-FahrpkSne. . . zz—y? Fahrpläne der elektrischen Straszenbahnen .... ,oz—zzo Bäder nnd Heilanstalten Speditionsfirmen und Möbeltransport geschäfte ^2 Reise-Merktafel ^5 Hotel-Register ll?—422 Kalendarium für zgoz und zgoa . . zzz Oas Verkehvtbuch für Mitteldeutschland lassen wir unseren Abonnenten in Leipzig und Vororten nut der Sonntag». Nun,,ner kostenlos zustellen. Dagegen kann unser kleines Leipziger Adreszbueh den Stadt-Abonnenten erst in der zweiten Hälfte dieses Monats nachgeliefert werden. Dieses neue Unternehmen, mit dem wir unseren Abonnenten ein weiteres unentbehrliches Handbuch für den täglichen Verkehr schaffen wollen, hat bereits jetzt 'in allen Kreisen so unerwartet guten Anklang gefunden, daß wir uns entschließen mußten, die Ausgabe noch etwas zu verzögern, um das uns noch täglich zufließende reichhaltige Material möglichst vollständig unterzubringen. Unser kleines Leipziger Adreszbueh wird alles Adressenmaterial enthalten, das dem Privatpublikum unbedingt zur Hand sein muß, damit cs nicht, um die Adresse eines Arztes oder Geschäfts mannes rc. zu erfahren, erst in die Nachbarschaft zu einem Kaufmann oder Gastwirt schicken muß, um dort ein Adreßbuch einzusehen oder zu leihen. Die Eintragung in dieses „Kleine Leipziger Adreßbuch" des Tageblattes ist für jeden Geschäftsmann hochwichtig und daher nicht zu versäumen. Inserate nehmen wir noch in beschränkter Anzahl auf und bringen dieselben inmitten des Buches und nicht in einem besonderen Anhänge unter, wodurch deren Wirkung bei der hohen Auflage von 50 —nicht versagen kann. Nein anderes Leipziger Adreßbuch wir- ancl, nur annähernd diese grofze Verbreitung finden. E. Pol; Verlag , („Leipziger Tageblatt"). passierten in: vergangenen Monat September 2346 Ans- wanderer aus verschiedenen österreichischen Kronländern auf der Einfahrt nach Sachsen die Station Tetschen. Ins gesamt zählte man im laufenden Jahre 26 749 aus Oesterreich gekommene Europamüdc, während die Zahl der Zurückgewanderten 6369 betrug, von denen allein auf den letzten Monat 1153 entfielen. Zur Zsciuenr Umgebung. Zl Erfurt, 7. Oktober. Ein theologischer Fakultätstag wird hier am 11. und 12. Oktober abgeyalten werden. Auf der Tagesordnung stehen die Vorträge der Professoren Dr. Rothstein: „Der geschicht liche Charakter der Javehprophetic und die messianische Weissagung"; Dr. Llltgert: „Geist und Scknvarmgeister im apostolischen Zeitalter"; Dr. Ficker: „Tie Entwicke lung des Ultramontanismus im 19. Jahrhundert". ZX Jena, 7. Oktober. Die neue Genossensctiast „Ver einigung der Schneider Jenas" ist jetzt ge gründet worden, nachdem sich die seit dem Streik im Frühjahr d. I. gegründete „Vereinigung der Schneider" als lebensfähig erwiesen hat. Gegenstand des Unter nehmens ist der Betrieb eines Geschäftes zur An fertigung und Verkauf von Herren- und Damen garderobe und der Handel mit Kleidern und Kleider stoffen, sowie alle Bedarfsartikel des Schneiüergewerbes. Der Vorstand besteht aus drei, der Aufsichtsrat aus vier Personen. * Gera, 7. Oktober. Bei Eröffnung des Waren hauses H. Tietz wurden unserem Oberbürgermeister von dem Geschäftsinhaber 10 000 übergaben, mit deren Zinsen Personen, unterstützt werden sollen, die ein Seminar besuchen oder sich sonst fortbilden wollen, es sollen aber Waisen bevorzugt werden. Die hiesigen Gesclzästslente, die sehr scharf Stellung gegen das Warenhaus genommen haben, haben an den Gemeinde rat eine Petition aus Ablehnung der Stiftung gerichtet, oder die 10 000 möchten nur als Geschenk angenom- men werden. Gleichzeitig verlangten die Geschäfts leute eine sofort einzuführende Besteuerung der Waren- Häuser in Gera. Der Gcmeinderat nahm die Stiftung niit Majorität an. Die Frage der Warenhausbesteue rung wurde dabei offen gelassen. Der Gemeinderat stand auf dem Standpunkt, daß man mit der Ablehnung der Stiftung für Tietz noch mehr Reklame machen werde als mit der Annahme desselben. .. zpsn. Reitsport. In Hopprgarten sand der erste Tag deS KehrauseS am Freitag bei recht herbstlicher Witterung statt; konnte man sich an den letzten Tagen noch in den Sommer zurückversetzt denken, so mahnte gestern der vintere graue Himmel und die recht unfreundlichen Winde ans Mschieduehmen; der drittletzte Nenntag aus der Bahn deS Union klubs blieb aber wenigstens von Niederschlägen verschont, die TagS zuvor recht ergiebig gefallen waren. Tas Falkenhain-Memorial, die mit 13 00(1 ./6 dotierte Zweijährigenprüfung, sah nur süns Pferde am Start: „Jnverno", „Belisar", „Linzpeter", „Rosenkranz" und „Calville", den man allgemein favorisierte, da er von „Jnverno" diesmal L ÜA cediert bekam. Daß aber auch dieser Gewichtsunterschied nicht genügte, um den vortrefflichen Wetnberg'schen Zweijährigen mit seine» Gegnern zusammenzubringen, bewies der Verlauf des Rennens. Nach einem falschen Start und vielen mißlungenen Versuchen, bei denen „Jnverno" als Träger des Höchstgewichtes am meisten in Mitleidenschaft gezogen wurde, führten „Calville" und „Jnverno", während „Rosenkranz" als letzter galoppierte. Bald aber über nimmt „Jnverno" an der Innenseite eine entschiedene Führung und läuft unangefochten nach Hause, um mit zwei Längen zu ge winne»; hinter ihni entspinnt sich ein Kamps um die Plätze, aus dem der überraschend gut gelaufene „Belisar" um einen Hals gegen „Noienkranz" als Sieger hervorgeht. Erst als Vierter endet „Cal ville", dem der Sveed zu einem Klassepferde fehlt. Dusen, der den Sieger ritt, gewanii gleich Las nächste Rennen noch mit „Bijou", der im Einlaufe an der Außenseite ganz überlegen an dem Felde vorbeizog und „Beau d'or" und „Europa" auf die Plätze verwies. In diesem A lpheda-Rennen startete mit zwanzig Pferden das größte Feld, das seit langem im Hovpegarten ein Rennen bestritt. Im Glocke-Rennen, das den Tag einleitete, versagte „Deutschmeister", der heiß favorisiert worden war, vollständig; der Rappe, der oft einen Kops für sich hat, schien nicht seinen besten Tag zu haben. Dagegen überraschte der imponierende Stil, in dem die ewig frische „Jamaica" unter Boardman im Einlaus das Feld in Stücke galoppierte; in der überlegensteu Manier schlug sie „Clavigo" und „Preller" mit 2'/, Längen, nachdem sie während des Rennens auf einem guten Lauerposten gelegen hatte. „Girlainuud" nnd „Delaware" liefen mäßig und „Was mers denn", der lotmiide als Letzter einkam, scheint nicht mehr das Pserd vom Frühjahr zu fein. Auch Jockey Boardman ließ seinem ersten Erfolg gleich einen zweiten im Bollensdorfer Handikap folgen; dieses Ausgleichungsrrnnen war ein großes Kompliment für den Handikapper, da nach erbittertem Endkampf „Rom0la" „Hadu- brand" um einen Kopf bezwang, hinter dem nach demselben Abstand „Parnaß" und „Toreador" totes Rennen für den dritten Platz liefen. „Römerhof", das sich hier gut in Form gezeigt hatte, gewann denn mit „Helgoland", einem in riesigen Dimensionen stehenden Zweijährigen das Kehraus-Rennen gegen die Gröditzerin „Meer kraut" und „Leichtfuß". Warne, der auf dem Little Buck-Sohn im Sattel war, trug die Farben des Rheinischen Gestütes zu einem zweiten Sieg im Nickel-Handicap, das mit zwölf Startern den Tag anregend abschloß; vom Anfang an in Front schlug „Gabi- nius" hier einen Angriff von „Zahlmeister" sicher ab, während „Phöbus" und „Nero", die viele Anhänger besaßen, für das Ende nie ernstlich in Betracht kamen. Boardman, van Dusen und Warne teilten sich also in die sechs Rennen des Tages, die von Jockeys zu reiten waren. Das Hammerstein-Rennen, zu reiten von Reitburschen, gewann ganz leicht „Passe partout", der einen schlechten Start gehabt hatte, dann keine freie Bahn fand, jedoch überlegen an „Michael" und „Earl of Awa" vorbrizog, als er sich strecken konnte; auf „Earl of Awa", der den favorisierten „Michael" noch um den zweiten Play schlug, bezahlte der Totalisator die außer gewöhnlich hohe Platzquote von 283:10 aus. —X. Feuilleton. Theater. In Vertretung. Schwank in drei Akten von HcinzGordon. (Srstauffuhiung am 7. Llto'er tm„ryealer am ThomaSrlng.") Die Soldatcnstücke werden wieder mode. Die großen Erfolge vom „Rosenmontag" und vom „Zapfenstreich" 'ind den Theaterleuten in die dramatischen Glieder ge- 'ahren. Indes, nicht Hartleben und Beyerlein sind die literarischen Ahnen Gordons, sondern Trotha und Schön- lhan. Nicht tragische Leutnants gibt der Verfasser des iieucn Stückes, sondern joviale, burjchenfreundliche, iiücle. Zur Tragik reicht's nicht bei Heinz Gordon. Uno ia der Typus des heiteren wie auch des ernsten Leutnants zur Genüge bekannt ist, da auch der Unteroffizier bereits hinreichend dramatisch verwendet wurde, so gab Gordon, um wenigstens etwas Neues zu bieten, nun einmal einem Lsfiziersburschen die Hauptrolle. Und er ist ein Aller- "veltskcrl, dieser Wilhelm, er weiß nicht nur alle Rendez- oous zu „deichseln", wie man in Leipzig sagt, er vertritt seinen Herrn sogar vor dessen Lchwiegervatcr. Dieser, ein Mann von Ver- ständnis für das Leben und für das, „was m uns ist" und „heraus muß", will seine Tochter nur einen, Manne zur Frau geben, der sich „ausgetobt" l-at. Es ist dem besorgten Schwiegervater dabei nur um die Soli dität des Schwiegersohnes in der Ehe zu tun. Nun ist über Friß, der Verlobte von Nederns Tochter, ganz gegen l>äs private Reglement unserer lieben Leutnants, in mancher Hinsicht ein Philister, und er kommt nicht wenig in Verlegenheit, als er erfährt, daß dieser zukünftige cchwiegervater ihn kennen lernen will. Redern trifft mdes ein, als Fritz gerade verreist ist, und der Bursche Wilhelm, der in der Abwesenheit seines Herrn im Leutnantsrock eine Sektkneiperci veranstaltete, spielt nun auch vor dem ihn überraschenden Redern den Leutnant. Und er spielt den Lebemann mit so viel Verve, daß dec Vater Redern alle Bedenken beiseite setzt, und dem ver meintlichen Leutnant die Tochter zuspricht. Ob das Geschick, mit dein Wilhelm den Leutnant spielt, für den Offiziersburschen gesellschaftlich rehabilitierend, oder für den Leutnant kompromittierend wirken kann, das soll hier nicht entschieden werden. Jedenfalls war das Publikum sehr zufrieden mit der Komödie, und da der Verfasser ja nicht literarisch ernst genommen sein will, so kann sich auch die Kritik zufrieden geben. Was Gordon beabsichtigte, die Erheiterung des Publikums, das hat er ja vollauf erreicht. Jede Scene wurde gestern herzlich belacht, jeder Akt fand lauten Beifall. Und wer einmal tüchtig lachen will, wer auf den sogenannten Geist unserer Lustspielpoeten verzichtet und sich mit der Situationskomik begnügt, den, sei der fidele Schioank „In Vertretung" bestens empfohlen. Die Aufführung ist ja sehr gut und flott. Herr E r n st Bornstedt, der auch den jovialen Gutsbesitzer von Rodern spielt, hat das Stück wirkungsvoll insceniert. Herr Erich Kaiser und Herr Kurt Boettcher, jeder als Leutnant, tvaren chic und schneidig genug zur Eroberung zweier schöner Frauen, die von den Damen Eisen Hut und A n g e r st e i n dargestellt wurden. Die Hauptrolle lag in den Händen des Herrn Bern- Hard Wildenhain. Er war Pfiffig und betriebsam genug, um das alles zu vollbringen, was der Autor dem guten Wilhelm zumutet. Dasselbe läßt sich von der Minna des Frl. LillyMeißner sagen. Herr Otto de Nolte hat äußerlich in puncto Inferiorität mehr getan, als nötig gewesen wäre. Dr. K ^V. a Miß Isadora Tunran uns ihre Pläne. I» der , Frks Ztg." berichtet Johanna W 0 l l f - F r i e d b e r g über ein Interview. daß sie mit der berühmten Tänzerin in Karls, ruhe hatrc. Isadora Duncan erzählte in ihrer ernst-an mutigen Art von ihrem höchsten Zuknnftstraum, der Grün- düng einer Tanzschule nach ihrer eigensten Methode. „Einst wollte ich", radebrechte die Miß, „eine Schule in Athen bauen lassen, der Grundstein zu einem Bau gleich dem Pantheon war schon gelegt. Aber ich war ja nicht dabei, und die Architekten stellten crwaö hin, was gleich abgerissen werden mußte; — nun", fügte sie lachend hinzu, „habe ich genug vom Bauen; ich bin eben eine Tänzerin und kein Bau meister". -Dafür habe sie aber ein großes wunderschönes HauS in Deutschland im Grüne Ivald gekauft und darin sei Platz für fünfundzwanzig kleine Mädchen, die sie zu adoptieren wünsche. Diese Kleinen, die fünf bis acht Jahre alt sein soll ten, würden eine richtige Schulbildung erhalten und täglich zu nächst nur zwei Srunde» mit Musiitanzübungcn verbringen. Die Mädchen sollten ganz in ihrem Sinne erzogen tverden — „ich will ihnen nur im Winter bei großer Kälte Schuhe geben, und immer griechische Kleider natürlich". Den tanzkünstlerischen, Bildungsgang denkt sich Miß Duncan folgendermaßen: Die ersten Jahre sollten die Kleinen nur lernen, etwa drei bis fünf Jahre, dann wieder einige Jahre unter ihrer Leitung Chor tänze erlernen und mit ihr darstellen. Damit seien sie fertig mit aller Ausbildung und könnten vollständig frei über ihre Zukunft verfügen. Wer aber von den Mädck>en Vorzüge, bei ihr zu bleiben, werde sofort fest eingestellt und erhalte eine Hohe Gage. Die Schwierigkeit besteht nur darin, die Kinder zu be kommen! Miß Duncan weiß sehr wohl, daß Mütter ihre Töchterchen nicht leicht heraeben und da sie die Kinder ganz zu sich nehmen will und muß, dachte sie zumeist an „Orpheline. Mädchen" wie sie sich ausorücktc. Was sic aber bisher in Waisenhäusern gesehen, war kein gutes und brauch bares Material. Sie will auch nicht nur etwa Berliner Kin der. sondern aus allen möglichen Städten und Ländern einige Kleine, „denn ich will eine kosmopolitische Schule", betonte sic ausdrücklich. 0. k Matilde Lerao als Tramendichterin. Die bekannte italienische Schriftstellerin Matilde Serao, die sich — abge sehen von dem Monolog „Die Dame in Schwarz" — bis jetzt noch niemals als Dramerchickiterin versucht hatre, hat aus ihrem demnächst in der „Revue de Paris" und in der „Nuova An- tologia" erscheinenden Roman „Nach der Vergebung" ein pieraktiges Drama herausdestilliert. EleonoraDufe hat das Stück erworben und wird die weibliche Hauptrolle spielen. Wuftk. 8 Helene Schroeder, eine junge Leipziger Künstlerin, welche ihre Gesangsstndien in Leipzig bei Robert Leideritz absolvierte, ist in Frankfurt a. M. plötzlich infolge von Herzkrämpfen an einem Schlaganfall gestorben. Dieselbe war am Bremer Stadtthrater engagiert und fiel dort Richard Strauß vermöge ihrer schönen, ganz vorzüglich ausgebildeten Stimme so auf, daß er dieselbe an die Frankfurter Oper empfahl, wo sie nun im dritten Jahre bereits in Engagement war. L. Reichardt-Büste. Man schreibt uns aus Halle: Die einzige Büste des ehemaligen Hallcschen Komponisten Johann Friedrich Reichardt, welche im Konzertsaale des König!. Schau- wielhaulcs zu Berlin ausgestellt ist, wurde dem hiesigen Reicksardr-Ausschuß zur Anfertigung eines Abgusses leihweise übersandt. Es sollen mehrer Gipsabgüsse angefertigt werden, um die Büste Reichardts den König!. Konservatorien und ande- reu jinstituren und Musikfreunden zu überlasten. Ter Preis der Büste, welche von dem Rcicharttz-Ausschuh zu beziehen sein wird, beträgr 30 <^. Diese Arbeit ist dem Stuckateur H. Nei- ling Hierselbst übertragen. Die Inhaber der bekannten Edel- schmiede Wratzke <L Steiger werden unentgeltlich ein Rclicfbild modellieren, nach welchem der Bronzeguß für den hiesigen Bürgerpark gefertigt werden soll. Der nch etwa er gebende Ucbcrschuß soll zur Anfertigung der Bronzetafel Ver wendung finden. G ishevillard in Köln Dem „Berl. Börs.-Courier" meldet rin Privattelegramm aus Köln: Das Pariser Lamoureux- Orchester, hier seine erste deutsche Konzrrtturnee beginnend, er zielte unter Camille Cbevillards Leitung eine enthusiastische Aufnahme. Die Wiedergabe verschiedenster Kompositionen zeigte neben äußerm Glanze ves imposanten JnstrumrntalkörperS außer ordentlich gesteigerte Feinbeit des Charakterisierens. Nach hin reißendem Vortrage von .Lsoldens Tod" dankte langandauernder jubelnder Beifall. 6. L. „Jortos Tochter" als Oper. Eine Oper mit dem Titel .^JorioS Tochter" wird demnächst im Quirino-Tbeatrr in Rom in Lcene geben. Es handelt sich aber nicht um die jüngst angekündigte gleichnamige Over des Komponisten Franchetti, der d'Annunzios Tragödie als Text benutzt, sondern um ein schon vor niedreren Jahren erschienenes und im Jahre 1897 im Ponchielli-Tbeater zu Cremona ausgesührtrs Deck des Komponisten Guglielmo Vranca Text von Pompeo Eansonil. Die Oper ist dem Maler Michetti gewidmet, woraus sich ergibt, daß sie, gleich der Tragödie von dAnnunzio dem berühmten Gemälde «„Jorios Tochter") des Künstlers ihren Ursprung verdankt Die Existenz des Werke-, dem große Vorzüge nachgeruhmt werden, war nur sehr wenigen bekannt, io daß es niemand erwähnte, als d'AnnunzioS Trogödt» ersten Male ausgejührt wurde.
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