01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-25
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040725012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904072501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904072501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-25
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BezugS-PretS in der Hauptexpedttton od«r deren Ausgabe- stellen aogeholt: vierteliährttch 8.—, bet zweimaliger täglicher Zuste Ilana in» Hau« 3.75. Durch die Post bezogen für Deutsch. land u. Oesterreich vierteljährlich 4.80, für die übrigen Länder laut Zeitung-prriSltste. Redaktion und Expedition: JohanntSgasse 8. Fernsprecher 153 u. 222. Ftlialexpeditionen: AlfrrdHahn, Buchhandlg., UniversitätSstr.3 iFernspr. Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2835) u. Königs- Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marienstraße 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herzgl.Bayr.tzofbuchbandla.. Lützowstraße 10(FernsprecherAmtVI Nr.4603.) Morgen-Ausgabe. KiWger TaMalt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- «nd -es Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, des Aales «nd des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. 374. Montag den 25. Juli 1904. Anzeigen-PretS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RrdakttonSstrich (4gespaltru) 75 nach den Familtenuach. richten (6 gespalten) 50 -H. Tabellarischer und Mrrnsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahme 25 Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesvrdernng 60.—, mit Postbesörderung « 70.—. Annahmeschluh für Anzeigen: , Abend-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittags 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Die Expedition ist Wochentag« nnnnterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abends 7 Uhr. Druck und Verlag von E. P»lz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Kliukhardt). S8. Jahrgang. Var Aichligrie vom läge. * Auf den deutschen Protest gegen Auf- bringung der „Scandia" erklärt die russische Regierung, daß der Befehl zur sofortigen Freilassung des Schiffes bereits er gangen sei. * Prinz-Regent Luitpold hat das Ent- lassungsgesuch des Kriegsministers von Asch abgelehnt, der demgemäß in seinem Amte verbleiben wird. * Der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten hat wegen der anhaltenden Dürre die sorgfältige Be achtung der Maßregeln zur Verhütung von Bränden durch Flugfeuer angeordnet. (S. Dtsch. Reich.) * Im Ostscebade Newahl sind etwa achtzig Badegäste nach Genuß von Zitronenspeise unter Vergiftungserscheinungen schwer erkrankt. * In Bordeaux sind Sonntag früh die Eaf6- kellner in den A u s sta n d getreten und durchziehen die Straßen, um die Angestellten der Gasthäuser zur Nie derlegung der Arbeit zu veranlassen. Fast alle Restau rants, Hotels und Cafss haben ihre Räume geschlossen. UmerilranirGer. Drüben ist jetzt viel los. Das kommende große Er- cignis der Präsidentenwahl wirft bereits groteske Schat ten voraus. Obwohl nun aber bei uns ein starkes Inter esse für Amerika herrscht, so müssen wir uns eigentlich doch mit ziemlich dürftigen Nachrichten begnügen, die noch dazu nicht immer aus ganz klaren Quellen fließen. Was wissen wir zum Beispiel von den großen Tagungen der Parteien in den Vereinigten Staaten, die jetzt gerade stattgefunden haben? Was von den Parteiprogrammen? . . . Auf der Nationalkonvention der republikanischen Partei zu Chicago bildete die widerspruchlos erfolgte, ein stimmige Nominierung Roosevelts zum Präsidentschafts kandidaten die große Sensation, gegen die alles andere an Bedeutung verlor. Von der demokratischen National- konvention in St. Louis dagegen wurden uns fast aus- schließlich währungspolitische Streitigkeiten berichtet. Aber gerade das demokratische Parteiprogramm ist in seinen Einzelheiten so interessant, daß es eigentlich nicht der Vergessenheit auheimfallen sollte. An einer Stelle der demokratischen „Plattform" heißt es nämlich: „Wir verlangen daß innerhalb der Vereinig ten Staaten die Polygamie verboten werde ..." Was bedeutet das wohl? Ist denn die Vielweiberei in den Vereinigten Staaten gestattet? Sollte wirklich in diesem erleuchteten Zeitalter der aufstrebende Amerika- nismus die Lehren der Bibel und die einfachsten Begriffe der von Europa übernommenen Kultur einfach über den Haufen werfen und sich für die Polygamie begeistern wol len, die doch in unseren Augen nichts anderes als eine mit einem religiösen Mäntelchen bekleidete Unsittlichkeit ist! Nein, das kann nicht sein. Sicherlich hätten ja sonst auch Münsterbcrg, von Polenz, oder irgend jemand aus der Unzahl derer, die in der letzten Zeit amerikanische Art und amerikanisches Leben geschildert haben, dieses charakte ristische Degencrationsmerkmal des heutigen Amerika mit den schärfsten Ausdrücken der Mißbilligung gegeißelt. So entartet können die Vereinigten Staaten nicht sein. Und die Furcht der demokratischen Partei vor einer Ueber- hauduahme der Polygamie ist unbegründet. Ihre Füh rer scheinen die übertriebenen Schilderungen törichter Schwätzer für bare Münze genommen zu haben. Oder verfolgen die Demokraten mit dieser strengen Moral am Ende praktische Nebenzwecke? Fast scheint es in der Tat, als ob dies der eigentliche Grund sei für die Einfügung dieser sonderbaren „Planke" in die „Plattform". Im Westen der Vereinigten Staaten gibt es bekannt lich einen Staat, der Utah heißt. Dort, wo nach einer allgemein verbreiteten und jedenfalls nicht unbegründe ten Anschauung, daS Verbrechen einen ebenso fruchtbaren Nährboden findet wie das Ungeziefer im Schmutze, dort lebt in einem Zustande sorgfältig gepflegter Unwissenheit eine kleine Schar der Anhänger Brigam Houngs, der neben Mrs. Spencer Eddy und „Rcv." Dowie, dem „Propheten Elija", einer der großen „Religions"-Stif- ter ist, die Amerika uns beschert hat. Das sind die Mor monen, die der Zahl nach nur einen verschwindenden Bruchteil des amerikanisckxm Volkes ausmachen. Die Viel weiberei aber, das einzige, wodurch diese sonderbaren Leute eine gewisse Berühmtheit erlangt haben, ist bereits für alle Staaten der Union durch ein Bundesgesetz ver boten worden, bevor das Territorium Utah im Jahre 1896 zum Staat erhoben wurde. Die demokratische Par tei jedoch, der es wie manch' anderer Partei an zugkräf tigen Schlagworten fehlt, spekuliert auf die Unkenntnis der Wähler und glaubt dadurch, daß sie mit großen Wor ten die bigamistischen Praktiken einer lächerlichen Mino rität von „Hinterwäldlern" verdammt, die aufgeklärte Majorität der städtischen Wahlbezirke für sich zu gcwin- pen und so zur Macht zu gelangen. Da die demokratische Partei ein so starkes Bedürfnis nach „moralischer" Be tätigung zu empfinden scheint, so dürfte es sich für sie vielleicht empfehlen, ihr Augenmerk lieber auf die Be kämpfung anderer, viel unerfreulicherer Mißstände zu lenken, anstatt sich wegen der längst verbotenen und auch in Utah tatsächlich kaum mehr bestehenden Polygamie sittlich zu entrüsten. Die Lynchjustiz z. B. scheint zur Zeit in den Vereinigten Staaten erheblich mehr Anhänger zu zählen als die Vielweiberei. Wenn die demokratische Par tei dieser Frage näher treten und es in ihrem Programme etwa für wünschenswert erklären wollte, daß die Lynch justiz in Homöopatischeren Dosen zur Anwendung käme und in manchen Gegenden nicht mehr die Kugel einer Winchestcrflinte das ausschlaggebende Argument für das „gute Recht" in einer Sache wäre, dann könnte sie sich wirklich ein erhebliches Verdienst um die öffentliche Moral erwerben Aber freilich Parteimoral und öffent ¬ liche Moral sind nicht immer Begriffe, die sich decken. . L. 2. Ker «M5i5cb.japsni5cbe strieg. Die FteNassung der „Scandia". Ter amtliche Apparat hat diesmal prompt gearbeitet und auch Erfolg damit gehabt: wie halbamtlich mitgeteilt wird, hat die russische Regierung auf den deutschen P rore st gegen die Aufbringung der „Scan- d i a" erklärt, der Befehl zur sofortigen Frei lassung des Schiffes sei bereits er- gangen. Da das Schiff am Sonntag von Suez in Port Said eintraf, wird die Ordre das Schiff noch dort erreicht haben und der Dampfer jetzt vermutlich schon auf der erneuten Fahrt durcl)s Rote Meer sein. Der Dampfer ist, wie wir vermuteten, bei der Insel Perim von dem russischen Schiff „Smolensk" angehal ten und beschlagnahmt worden, obgleich der Kapitän der „Scandia" eine Bescheinigung seiner Reederei vorlegte, daß keine Kontrebande am Bord sei. An Bord der „Scandia" kamen 25 russische Offiziere und Mannschaf ten : die Passagiere und ein Teil der deutschen Mannschaft sollten in Port Said gelandet werden, was nun über- flüssig geworden ist. Die Voreiligkeit der „Smolensk" wird dem russischen Reiche ein ganz niedliches Stück Geld kosten, denn abgesehen von den zweimaligen Kanalge bühren, die sich für die „Scandia" auf 47 652 belau fen (2 mal 3135 Tons netto L 7,60 ^.), kommen noch die Kosten für die zweimalige Reise Aden—Port Said und zurück hinzu, ferner werden die Verfrachter der Güter auch noch wegen der Verzögerung Schadenersatzansprüche geltend machen, kurz, es wird da eine ganz niedliche Apo thekerrechnung Zusammenkommen. So erfreulich übrigens die prompte und erfolgreiche Protestaktion Deutschlands ist, so konnte man mit der Erledigung des „Scandia"-Falles doch nicht die ganze Aufbringungsangelegenheit als abgetan betrachten. Es fragte sich vielmehr, was ist von Seiten unserer amtlichen Stellen geschehen, um eine Wiederholung derarti ger Fälle für die Zukunft auszuschließen? Was heute der „Scandia" und kürzlich dem „Prinz Heinrich" passiert ist, kann morgen einem beliebigen anderen deutschen Schiffe passieren. Die Zahl der alljährlich den Suez kanal passierenden deutschen Schiffe ist aber keineswegs gering. Sie wird nur von der der englischen Schiffe übertroffen und beträgt rund ein Fünftel aller den Kanal passierenden Schiffe (1901: 2 452 423 Registertonnen netto, wofür annähernd 25 Millionen Mark Kanal gebühren erhoben wurden). Daß ein so erheblicher Teil nationalen Vermögens, wie er sich in den obigen Zahlen wiederfpiegelt, nicht blindlings aufs Spiel gesetzt werden darf, ist klar, und man kann es daher nur nut Freuden begrüßen, daß auch in Bezug auf die Sicherung der deutschen wie der frem den Schiffahrt von Rußland ein entscheiden der Schritt getan worden ist: es hat den Schiffen -er Freiwilligen Flotte das von den übrigen Mächten bestrittene Recht, Schiffezu beschlagnahmen, kurzerhand entzogen. Ein Telegramm meldet uns darüber: *0? Petersburg, 24. Juli. Unter Vorsitz des Groß fürsten Alexius fand heute ein Ministerrat statt, in dem die Stichhaltigkeit der englischen Be schwerde wegen der Beschlagnahme der „Malakka" anerkannt wurde. Der Ministerrat lwschloß, das Recht auf Durchsuchung von Schiffen auf- zugcben. Nach langer Debatte entschied sich der Ministerrat dahin, daß der gegenwärtige Status vom Standpunkte des Völkerrechts nicht genügend differen ziert sei, um die Durchsuchung und Beschlagnahme von Schiffen zu rechtfertigen. Infolge dessen entzieht Rußland der Freiwilligen Flotte das Recht,Schiffezubeschlagnahmcnund zu durchsuchen, da es bemüht sei, freundschaftliche internationale Beziehungen aufrecht zu erhalten. Deutsches Deich. * Vertin, 24. Juli. * Minister und Arbeiter. Der evangelisch-soziale Aus bildungskursus hat, wie alle Veranstaltungen, die darauf ausgehen, die sozialen Gegensätze in friedlicher Uebereinkunft auszugleichen, bei den Extremen von rechts und links Anstoß erregt. Jenen war es ein AergerniS, diesen eine Torheit, und zumal der Empfang beim Grafen Posadowsky ward mir der billigen Bemerkung verspottet, daß man von dem wich tigsten, nämlich von sozialpolitischen Erklärungen deS Staats sekretärs, nicht» gehört hätte. Auf solch« Vorwürfe antwortet Adolf Damaschke in seiner „Bodenreform-Korrespondenz": Ich glaube, es gibt manchen reichen Mann in Berlin und sonstwo, der e« sich trotz „warmen" Herzen« und demokratischer Gebarung sehr überlegen würde, ob er Schlößer» Fabrikarbeiter, Gärtner, Tischler, Schneider usw. zu sich einladen und von Frau und Tochter bewirten ließe, wie eS Graf Posadowsky am 23. Juni getan hat. — Die Gespräche, die geführt wurden, bestanden natür lich nicht in amtlichen offiziellen Erklärungen, aber sie drehten sich natürlich auch nicht ums Wetter und ähnliches. Neben dem Grafen selbst waren eine Reihe von vortragenden Räten erschienen, und so mancher Wunsch aus dem praktischen Leben heraus ist in diesen Stunden unzweifelhaft an die verantwortlichen Stellen gelangt. Das Gespräch des Grafen Posadowsky mit Damaschke drehte sich im wesentlichen um die Frage des Erbbaurechts. Der Graf bekannte sich sehr lebhaft als ein Anhänger dieser Rechtsreform: „Davon lassen wir nicht! Wenn das Deutsche Reich von seinem Grund und Boden etwas hingibt» so soll es auch ein Mit bestimmungsrecht darüber wahren, sodaß für alle Zeiten ein Miß brauch mit diesem Boden ausgeschlossen bleibt» und das beste Mittel dazu ist eben das Erbbaurecht." * Neber die Verhältnisse in den Kirche «bau vereinen chreibt der „Reichsb.": „Wenn nicht vielfach ein zu enger ursönlicher, fast absolutistischer Zuschnitt der Geschäfts- ührung geherrscht hätte, wäre vieles nicht möglich gewesen, was heute leider nicht mehr ungeschehen zu machen ist. Wie hätte die Affäre der Pommernbankgelder sich sonst in dieser Form abspielen können, während doch im Vorstand des Kirchenbauvereins Finanzmänner ersten Ranges, zum Beispiel als erster Schatzmeister Or. Havenstein, der Präsident der Seehandlung, die Geheimen Kommerzien räte E. von Mendelssohn - Bartholdy und Frentzel, der Handelsrichter Börner und andere mehr sitzen. Man kann nur annehmen, daß sie von den ganzen Beziehungen und Vorgängen erst gehört haben, als nichts mehr daran zu ändern war. Oder wie würde sonst der Vizepräsident des Oberkirchenrates, Freiherr v. d. Goltz im Evangelisch kirchlichen Hülfsverein, trotz seiner vielfach beobachteten Willfährigkeit gegen höhere Wünsche alles, was dort geschehen ist, verantworten können? Die Schuld der Verantwortung liegt viel breiter, als die Presse sie bislang versteht, und die Erfahrungen damit drängen notwendig zu inneren, sach lichen Reformen." * Wo sind die 325,VOV Mark geblieben, über die Frei herr v. Mirbach qnittierte, ohne auch nur einen Pfennig davon erhalten zu haben? Die rückhaltlose Beantwortung dieser Frage ist aus begreiflichen Gründen gerade in den jenigen Kreisen erwünscht, denen eine Beziehung zu der Pommernbank und dem Konto K. nachgesagt wurde. In dieser Beziehung wird dem „B. T." von angeblich gut unterrichteter Seite geschrieben, „daß es bei Gelegenheit der ersten Beziehungen der Pommernbank zum kaiserlichen Hofe nicht an Warnungen gefehlt habe, welche an allerhöchster Stelle laut geworden waren, so hatte der Bruder der Kaiserin, der Herzog Ernst Günther darauf aufmerksam gemacht, daß das Renommee der Pommerbank keinesfalls eine solche Verbindung wünschenswert erscheinen laste. Diesen Warnungen wurde eine Beachtung jedoch nicht zu teil. Jedenfalls dürfte es im allgemeinen Interesse sowie aller derer liegen, welche in nahen Be ziehungen zum Hofe stehen, daß in dieser unliebsamen An gelegenheit nunmehr völlige Klarheit geschaffen würde." Wir schließen uns diesem Wunsch mit Vergnügen an. * Angesichts Vcr anhaltenden Trockenheit hat der preu ßische Minister der öffentlichen Arbeiten die Eisenbahn direktionen veranlaßt, die Vorkehrungen, die zum Schutze der einer Entzündung durch Flugfeuer besonders ausgesetzten Waldstrecken getroffen sind, auf das sorg fältigste zu prüfen und zu überwachen. Besonders ist für Wnudhalten der Schutzstreifen und Schutzgräben und siir ausreichende Bewachung gefährdeter Stellen mit Nachdruck zu sorgen. Die Eisenbahnkommissare werden ersucht, auf die ihrer Aufsicht unterstellten Privatbahnverwaltungen in gleichem Sinne zu wirken. — Der deutsche Botschaftsarz» in Rom, Ehrhardt, der vor fünf Jahren feinem hochbetagten Vater im Amte folgte, ist, wie dem „B. T." gemeldet wird, an den Folgen einer Operation in Bern gestorben. — Nach dem Mailänder „Corriere della Sera" hat die italie nische Regierung beschlossen, den in Genua seit fünfzehn Monaten gefangen gehaltenen preußischen früheren Leutnant Wessel an Deutschland auszuliefern mit dem Vorbehalt, daß ihm nur wegen seiner Spielschuld der Prozeß gemacht werden dürfe. O * Schwerin, 24. Juli. Ter König vonDäne- markist heute mittag mit seinem Bruder, dem Prinzen Johann von Schleswig-Holstein, von hier über Wismar nach Kopenhagen abgereist. * Metz, 23. Juli. In dem Spionenprozesse Hense finden zahlreiche Vernehmungen statt, besonders von Unter offizieren und Wallmeistern, bei denen Hense versucht habe» soll, Zutritt zu militärischen Bauten zu erlangen, unter dem Vergeben, Postansichtskarten davon herzustellen. * München 24. Juli. Die „Korrespondenz Hoffmann" meldet: Der Prinz-Reg ent hat die Annahme des von dem Kriegsminister Frhrn. v. Asch emgereichten Abschiedsgesuchsabgelehnt und dem Minister unter Versicherung seines fortgesetzten Vertrauens den Wunsch ausgesprochen, daß er sein Portefeitille beibehal- ten möge. Dieser Allerhöchsten Kundgebung gemäß wird Frhr. v. Asch in seinom Amte verbleiben. * München, 23. Juli. Die städtischen Kollegien haben den Vertrag zwischen der S t ad t g e m e i n de und Professor Hilde- brand genehmigt, wonach diesem Künstler die Herstellung de« Prinzregrnten-Denkmals auf der Terrasse vor dem neuen Nattonal-Mufrum übertragen wird. Da« Denkmal gliedert sich in zwei räumlich getrennte Teile, nämlich in da« 7 m hohe Reiterstandbild de« Regenten und in einen den Hintergrund bildenden Brunnentempel. welcher als HubertuStempel die Be- Ziehungen des Wittelsbachischcn Herrscherhaus«« »um Hubertusorden symbolisieren soll. Der Regent hat dem Künstler wiederholt Sitzungen zu dem Standbild gewährt. Die Denkmalsanlagen werden einem ausdrücklichen Wunsche de« Regenten entsprechend bei seinen Lebzeiten nur soweit au-'geiührt werden, als rS ohne Aufstellung d«S Reiterstandbildes selbst geschehen kann. Die Gesamt- kosten sind auf 350000 .X berechnet. riuslanck. Marokko. * Tie Erregung de« Sultan«. Aus Madrid, 22. Juli, wird unS geschrieben: Die jüngsten Berichte aus Tanger haben die größte Neberraschung hervorgerufen. Während bisher allgemein angenommen wurde, daß der von seiner Mekka-Pilgerfahrt zurückgekehrte frühere Kriegsminister Menebhi wieder in eine maßgebende Stelle einrücken solle, zeigt der Sultan plötzlich gegen denselben eine Er bitterung, die fast unverständlich ist. Der Gouverneur von Tanger Mahomed Tarres, welcher Menebhi bei seiner An- kunft durch eine kleine Ehrenwache auszeichnete, erhielt vom Sultan einen Verweis in der denkbar schroffsten Form und dem Menebhi wurde der Befehl überbracht, er habe sich dauernd in Marrakesch aufzuhalten und jeden Verkehr ab zubrechen. Der Grund dieser Erregung des Sultans soll in dem Glauben bestehen, daß Menebhi in Paris den französischen Staatsmännern Zusagen bezüglich Bildung einer unter französischer Leitung stehenden Polizei truppe gemacht habe. Diese Forderung werde der Sultan niemals zugeben, weshalb er an seinem Hofe keinen Berater dulde, der irgendwie den französischen Ansprüchen Vorschub leisten wolle. Südamerika. * General Reyes Präsident von Columbien. General Reyes setzte die Anerkennung seiner Präsidentschaft von Columbien durch und stellte die diplomatischen Be ziehungen mit der Union wieder her. Der frühere Gesandte Columbiens in Washington, Hewan, wurde wieder auf den selben Posten berufen. Leipziger Angelegenheiten. * Leipzig, 25. Juli. Da» Rad. Die Matadore der Radrennbahnen sind heute in aller Munde, nian kennt die Steher und Flieger, mau nennt alle üie einzelnen Rad- und Motorfysteme, und man lebt sich geläufig in das früher im Radfportwefen ganz un bekannte Wort „Rekord" hinein, kurz, das „Rad" in allen seinen Variationen hat die Welt gewonnen, nicht nur die Sportwelt, sondern das ganze öffentliche Leben. Wenn die Eisenbahn das geflügelte Rad als Symbol sich er wählt, so darf die Radsahrwclt getrost mit dem zackigen Blitz am Kreis sich schmücken: denn die im Sport auf das Höchste gesteigerte Kraft und Ausdauer läßt den Fahrer nur noch über weite Strecken gleiten und huschen. Wer sich im Geiste in die ersten Anfänge des Radrennens in Leipzig zurückversetzt und sich der bescheidenen Versuche zur Erringung glänzender Radsahrerehrew erinnert — Auszeichnungen, die heute jeder Knirps spielend ge winnen dürfte —, den« überkommt es wie Gruseln und Grauen angesichts der tollen, wilden, unbändigen „Jagd nach den: Glück" auf dem glatten Zement. So unglaub lich es heute klingt, so ist der Ausgang der heimischen Sportfeste und Radrennen doch auf den Zoologischen Garten zuriickzuführen. Es »var eine Zeit, wo das riesige Hochrad noch dominierte und Rover und Tandem noch unbekannte Größen N>aren, jene Zeit der Entwicklung und des Ueberganges. Immerhin bestand schon ein so- genannter „Klub" von etwa zehn Mann: am Start stand Strobel, daneben die bekannten Eyle und Heyne. Man strampelte ein paar Mal um die damals noch bestehende „Skating-Rink-Halle" herum, fuhr eine Ellipse auf den Promenadenwegen und heimste 'dann, je nach Verdienst, unter Trompetengeschinekter die üblichen Ehren ein. Das vollzog sich alles Ende der siebziger Jahre im ehemaligen Pfaffendorfer Hofe, auch das bis auf ein Minimum der Bewegung reduzierte Langsamfabren, das man heute gar nicht mehr kennt. Mit einem mächtigen „Vorwärts" ist dagegen das heutige Rad signiert. Wie Schiller in seiner „Glocke" einst dem Feuer zwei Seiten, eine gute und eine böse, abgewonnen und das Wort „wohltätig ist des Feuers Macht" zum Lob für dieses Element erhoben, so wird füglich auch der moderne Dichter, wenn er das da- hineilende, prosaische Rad besingt, seine Wohltat preisen können. Während das Sportrad in seiner unheimlich vorwärts stürmenden Kraft irnd in seinem fast rücksichts- losen Rollen den schärfsten Realismus darzustellen weiß, stellt 'ick das Verkebrsra-d des öffentlichen Lebens als ein wohltätiger Faktor dar. Es ist zum Ideal des Be- fördernngswesens, es ist für gewisse Kreise schon unent- bebrlich geworden, cs bringt das Fleisch, das Brot, den Brief, befördert die Zeitung, die Wäsche und den Kaffee und trägt alles, ivas Eile hat, von Hand zu Hand. So wird auch hier im Besörderungswesen ein Rekord ge schlagen, aber ein eminent praktischer. * * Lehrkonferenzen. Die Vorstande der Chemnitzer und Dresdner Theologischen Konferenz haben be schlossen, im Oktober d. I. in Dresden eine aller zwei Jahre zu wiederholende Lehrkonferen» abzuhalten, die den Zweck hat, auf Grund des evangelisch-lutherischen Bekennt- nifjes bei Geistlichen und anderen Gliedern der Kirche die chnstliche Erkenntnis zu vertiefen und die Verbindung zwischen der theologischen Wissenschaft und dem praktischen kirchlichen Leben zu fordern. * Internationale Kochkunstausstellung. Der Feuer- schütz dürfte auf der „Internationalen Koch- kunst-undFachausstellung fürdas Gast- wirtsgewerbe, Leipzig 1905", wobl eine der interessantesten und cm praktischem Wert bedeutsamsten Abteilungen bilden. Von Jahr zu Jahr sind immer bessere Veranstaltungen getroffen worden, au Stätten, wo sich viel Menschen zusammenfinden, in großen Re- staurants, Hotels, auf Sälen, in Theatern usw. nicht nur Feuersgesabr zu verhüten, sondern immer mehr und mehr ist auch die Vcrfahrungswcise bei schon wirklich vor handener Gefahr zweckmäßiger zu gestalten verdutzt «H,
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