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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040726028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904072602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904072602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-26
- Monat1904-07
- Jahr1904
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Penlop, er freue sich über seine freundschaftlichen Bemühungen -ur Erzielung einer Verständigung mit den Engländern. Im Laufe des Sonntag- wurde durch einen AufklärungSvorstoß bis kurz über die Paßhöhe sestgestellt, daß die Tibetaner die alte Ber- teidigungsstellung, di« schon vor ein paar Mouateu durch Oberst Brander genommen worden war, stark besetzt hielten. Die ursprüngliche Mauer, die sie quer über den Weg und da« ganze enge Tal grbaut hatten, war mittlerweile beträchtlich verlängert, auch ein paar hundert Schritte dahinter eine Parallelmauer er richtet worden. Außerdem hatte man noch die Verschanzungen an den Eeiteuabhängen erheblich verstärkt und die Spitze der ab schüssigen, südwärts gelegenen Hohen, von wo aus die Pioniere (Sikh) bei der früheren Gelegenheit den Verteidigern in die Flanke gefallen waren, stark besetzt. Am folgenden Morgen um 7 Uhr sandte General Macdouald zwei Kompagnien Ghurka auf beiden Seiten des Tale« die Höhen hinauf, um die feindliche Stellung zu umgehen, während daS englische Royal-Füsilterbataillon den Talweg hinauf zum Angriff gegen die Mauer vorgeschoben wurde. Sobald es in Sicht kam, eröffneten die Tibetaner von der Mauer aus auf überweite Entfernung ein mächtiges Fxuer, und die Füsiliere luchten Deckung und erwarteten zunächst die Wirkung des vor bereiteten Flankenangriffes, der bei den Schwierigkeiten des An stieges, eine fast senkrechte Wand von 300 m Höhe hinauf, längere Zeit in Anspruch nahm. Gegen neun Uhr meldete einer der Offiziere, die Hauptstelluug im Tale sei geräumt und der Feind in vollem Rückzüge. Er hatte, wie eS scheint, nach dem ersten Feuer sich ruhig auf den Abmarsch begeben, und die Engländer hätten die Arbeit leichter haben können. Die berittene Infanterie machte sich eilig zur Verfolgung auf und drang bis Nagartse vor, das 18 lrm vom Passe entfernt liegt und stark besetzt gefunden wurde. Mittlerweile wurde an den Seitenabhängen von den Ver- schanzungen auS noch ein zerstreutes Feuer gegen die ansteigenden Ghurkas unterhalten, das die Artillerie mit Schrapnells beant wortete, wodurch sie den Angriff deckte. Knrz nach elf erreichten die Ghurkas die steile Höhe. Sie hatten nur einen Toten und zwei Verwundete, die einzigen Verluste des Tages. Mit einer Anzahl Tibetaner, die sich auf eine weitere steile Anhöhe zurückgezogen hatten, räumten dann die Pathaner auf. Die Mehrzahl entkam jedoch über das Eisfeld. Der erste Teil deS Marsches nach Lhaffa ist somit leichter abgegangen, als man hoffen durfte, uud es scheint fast, als ob die Tibetaner nachgerade des Kainpfes überdrüssig wären. Nach den Angaben der Gefangenen wären am Brahmaputra zwei große Fährboote im Gebrauch, die jedes hundert Mann faßten. Vier Führer, zwei aus Lhaffa und zwei aus Chama, sind am 18. gefallen. In Nagartse erwartete man 1300 Mann Zuzug aus Chama. Leipziger Angelegenheiten. * Leipzig, 26. Juli. Reichsgerichtsrat Ur. Rohde. Der zum Reichs- gerichtsrat in Leipzig ernannte Landgerichtsprüsi- dent I)r. Rohde in Ostrowo wurde 1878 zum Gerichts- assessor ernannt und übernahm in demselben Jahre die Kreisrichterstelle in Wolgast. Im folgenden Jahre wurde er zum Amtsrichter daselbst ernannt und 1885 in gleicher Eigenschaft nach Hannover versetzt, wo er bis 1890 blieb, um dann als Landrichter nach Schneidemühl übsrzusie- deln. Hier wurde er 1892 Landgerichtsrat. Im nächsten Jahre wurde er zum Oberlandesgerichtsrat in Posen er nannt. Vor zwei Jahren erfolgte seine Ernennung zum Landgerichtspräsidenten in Ostrowo. Hier war Or. Rohde, wie das „Pos. Tagebl." hervorhebt, während seiner kurzen Wirksamkeit ein eifriger Förderer des Deutschtums. Er war Vorsitzender des deutschen Wahl- Vereins und bei der letzten Reichstagswahl Kandidat der Deutschen Partei im Wahlkreise Adelnau-Ostrowo-Schild- berg-Kampen. Von der Universität. Aus Anlaß der alljährlich statt findenden Bücherrevision werden die Studierenden von der Verwaltung der Universitätsbibliothek zur Rück gabe der entliehenen Bücher aufgefordert. Die Ein lieferung soll nach dem Anfangsbuchstaben des Namens der Entleiher erfolgen, und zwar für die Buchstaben ^.—8 am l. August, ^l—k am 3. August und 8—2 am 5. August. Alle übrigen Entleiher (Nichtstudierende) haben die Bücher am 9. und 10. August der Bibliothek zuzustellen. Für die Zeit vom 1. bis 13. August können Bucher (außer an Dozenten) nur ausnahmsweise ausgeliehen werden. Der Lesesaal ist während dieser Zeit auch nur Vormittags von 9—1 Uhr geöffnet. Ferienkolonien für die Kinder des Mittelstandes. Die„Schlcsische Zeitung" hat in höchst verdienstlicher Weise darauf hingewiesen, daß jetzt nn Sommer, wo jeder sehnlichst aus der Stadt hinauszukommen wünsche, wo auch die Kinder der Arbeiter durch die Ferien- kolonien aufs Land oder ins Gebirge geschickt werden, niemand nach den Kindern des kleinen Mittelstandes frage. Die meisten hierauf bei dem Schlesisckwn Blatt erngelaufenen Vorschläge stim- men darin überein, daß der Mittelstand im Bewußtsein seiner eigenen Zusammengehörigkeit den Trieb hilfreicher Solidarität für die Minder bemittelten seiner eigenen Kreise betätigen möge. Hierzu schreibt das sächsische „Vaterland": Mit anderen Worten: Die Angehörigen auf dem Lande sollten sich bereit finden lassen, die Kinder ihrer Klassengenossen in den Städten während der Schulferien bei sich aufzunchmen oder für deren Unterkunft auf dem Lande zu sorgen. Nachahmung verdient eine Ge- pflogenheit verwandter oder befreundeter Familien, deren eine in der Stadt, deren andere auf dem Lande wohnt, und die sich ihre Kinder während der Ferien zu Be- such schicken. Könnte eine Zentralstelle geschaffen werden, von welcher aus geeignete Personen oder Be hörden in Stadt und Land als Vermittler gewonnen würden, so ließe sich nach diesem Vorbild viel erreichen. Manche Stadtverwaltungen oder Korporationen haben bereits Ferienkolonien für Kinder des Mittelstandes ins Leben gerufen. In D r e s d e n z. D. können Kin der gegen das geringe Entgelt von 50 in solchen ihre Sommerferien verbringen. Lobenswert sind auch die Ferienwanderungen, die in großen Städten meist von Turnlehrervereinen geleitet werden; sie beanspruchen nur weni-ge Mark. Von den städtischen Friedhöfen wird gegenwärtig der Südfriedbof bei weitem mebr in Anspruch genommen, als die anderen städtischen Friedhöfe. Nach dem Verwaltungs bericht für 1902 betrug die Zahl der Beerdigunßen auf dem Südfriedhofe 2104, auf dem Johannisfriedhofe 1092, auf dem Nordfriedhofe 513, auf den L.-Reudnitzer Friedhöfen 733, auf dem L.-Sellerhausener Friedhöfe 194 und auf dem israelitischen Friedhöfe 80. Die Zahl der Beerdigungen auf Friedhöfen, die in kirchlicher Ver waltung stehen, betrug: auf dem Friedhöfe in L.-Lindenau 981, in L.-Kleinzsckocher 471, in L.-Goblis 430, in L.-Plagwitz 288, in L.-Connewitz 258, in L.-Eutritzsch 170 und in L.-Lößnig 12. Nach auswärts wurden zur Beerdigung übergcfübrt 508, von auswärts hierher ge bracht 188 Leichen. Dieser stärkeren Ueberfübrung von Leichen nach auswärts entsprach eS denn auch, daß bei insgesamt 7671 Sterbefällen nur 7326 Beerdigungen zu verzeichnen waren. Paultnerktrche. Die Bibelstunden in der Pauliner kirche werden in der Zeit vom 1. August bis 15. Oktober ausfalleu. Die letzte Bibelstunde findet am Freitag, den 29. Juli, abends von ",8—V»9 Uhr statt. Falsche Gtuhm»-ert«arkscheti»e. Auswärts verausgabte ein Unbekannter das Falsifikat eines Einhundert scheines, Nummer 12859250, eS steht zu vermuten, daß der VerauSgeber sich auch in «»deren Städten bemerkbar machen wird. Der Unbekannte ist 23—24 Jahre alt, etwa 1,67 m groß, hat schmales blasses Gesicht, blondes Haar und kleines blondes Schnurrbärtchen. Die Kleidung bestand auS dunklem Rock und Hose, weißer Weste uud weißem, vorn eingedrücktem Panamahut. ii Selbstmordversuch. Eine io der Klingenstraße in Kleinzschocher wohnhafte, 40 Jahre alte Kaufmanns ehefrau nahm gestern abend in selbstmörderischer Absicht anscheinend Morphium oder Opium zu sich. Sie erreichte indes ihren Zweck nicht, sondern wurde durch einen herbei gerufenen Arzt dem Stadtkraukeuhause überwiesen. DaS Motiv zu der bedauerliche» Tat ist unbekannt. Unfall. Beim Abrüsten am Neuen Theater wurde ein Arbeiter von einem herabfallenden Holze an den Kopf getroffen und derart verletzt, daß er mittels Sanitätswagens nach dem Krankenhause gebracht werden mußte. * In unsittlicher Weise verging sich in einem Grund stück in der Dorotheenstraße zu Neu-Reudnitz ein U n - bekannter an einem 6jährigen Mädchen und in gleicher Weise ein Mensch an mehreren Schulmäd chen auf einen Wiese an der Eilenburger Bahn, bei Stünz. Der erste Unbekannte wird geschildert als 24 bis 26 Jahre alt, mit schwarzem Schnurrbart, bekleidet mit dunkelgrauem Anzug und Heller Mütze, der andere als mittelgroß mit blondem Schnurrbart und bekleidet mit grauem Jackettanzug und weißem Strohhnt mit schwarzem Band. — Unter dem dringenden Verdachte sich eines Verbrechens nach 8 177 des Reichsftraf- gesetzbuches schuldig gemacht zu haben, erfolgte die Fest nahme eines 33 Jahre alten Steinschleifers aus Hemrichsort. — Eine geistesgestörte 26 Jahre alte Frau wurde gestern im Rosental auf gegriffen und in behördliche Obhut genommen. * Zum Nachteil eines Verbandes, dessen Sitz in Leipzig ist, unterschlug der hier wohnhafte Kas- sierer nach und nach etwa 7000 Er wurde von oer Kriminalpolizei verhaftet. Blutige Raufereien. Ju der Weißenfelser Straße in Plagwitz gerieten zwei Klempnergesellen im Alter von 22 und 25 Jahren in Streit, der in Tätlichkeiten aus artete. Dabei brachte der Jüngere seinem Kollegen mehrere Messerstiche in die Arme und in das Gesicht bei. Der Messerheld kam in Haft. — Gelegentlich eines Streites, der zwischen einer 51 Jahre alten Arbeiterin aus Torgan und ihrer Logiswirtin in einer Wohnung der Eisen bahn st raße entstanden war, versetzte die Arbeiterin ihrer Gegnerin mit einem großen Messer einen Stich in daS Gesicht. Die Täterin wurde der Polizei übergeben. * Polizeibericht. Gestohlen wurde aus einer Wohnung in der Landsberger Straße in Gohlis ein Stück 4proz. Böhmische Nordbahngesellschaft Nr. 05248 über 1500 -)it mit Zinsscheinen; in der Eisenbahn st raße ein Fahrrad, Marke „Opel Spezial", mit rotgestrichenem Gestell; vom Korridor einer Wohnung in der Dufour- straße einRover, Marke „Opel", mit schwarzem Rahmen bau und hellgrauen Felgen; von einem Neubau in -er Süd- straße ein zweiräderiger ungestrichener Handwagen mit Kastenaufsatz und feststehender Deichsel, gezeichnet „W. Walter'': aus einer Wohnung in der Eisenbahn straße in Neustadt eine silberne Remontoiruhr, nn inneren Deckel „Alois Adam" graviert, eine Bluse von Korallenstoff und ein Paar Damenknopfschuhc. Den Diebstahl verübte eine Unbekannte, die sich vorübergehend in der Woh nung aufhielt und etwa 16 Jahre alt ist, mittelgroß, kräftig, dunkelblondes Haar hat und schwarzen Nock und blaue Bluse trug. — Ein Einmieterdieb, der sich Kellner Richard Schulze nannte, trat in einer Wohnung in der Elisenstraße auf und entwendete einen Jackett anzug von blau- und weißgefpren- keltem Stoff, sowie verschiedene Wäschestücke. Ter Dieb ist 24—26 Jahre alt, von mittelgroßer kräftiger Gestalt, hat dunkelblondes Haar und ebensolchen Schnurrbart. — Unter er schwerenden Umständen entwendete ein Elektromonteur aus Rehna seiner Loaiswirtin in der Schreberstraßc einen Geldbetrag von 20 cL und kam deshalb in Haft. Vereine und Versammlungen. ch Eine Versammlung der tn Buch- und Steindruckereien beschäftigten HülsS - Arbeiter und -Arbeiterinnen, die am Montag im Saale des „Pantheon" tagte und von etwa 200 Personen besucht war, nahm Stellung zu den in einer hiesigen Firma des graphischen Gewerbes zwischen der Geschäftsicitung und einem Teile der Hülfsarbeiterinnen wegen der von diesen geforderten Lohnerhöhung entstandenen Differenzen und der damit im Zu sammenhänge stehenden Entlassung eines Arbeiters. Die Arbeiterinnen einer Abteilung, 21 an der Zahl, hatten, nachdem sie angeblich auf ihr Gesuch um Lohnerhöhung eine befriedigende Antwort nicht erhalten hatten, die Kündigung eingereicht, diese aber wieder zurückgcnommen, als ihnen pro Woche 1 .zs bez. 50 Lohnzulage zugesichert worden war. Da die Wiedereinstellung des Arbeiters von der Firma abgelehnt worden war, so beschloß die Versammlung dessen Unterstützung, bis er anderwärts Arbeit gefunden hat. Im übrigen waren die Versammelten mit dem Er gebnis der Unterhandlungen einverstanden. Die Vorsitzende des Zentralverbandes der in Buch- und Stetndruckereien beschäftigten Hülfs-Arbeiter und -Arbeiterinnen Deutschlands, Frau Tie de aus Berlin, teilte mit, daß nunmehr der Streit über die Organisations zugehörigkeit der Steinschleifer insofern sein Ende erreicht habe, als bestimmt worden sei, daß die Steinschleifer in Zukunft dem oben genannten Verband angehören sollen. ch Tie Tarifbewrgung der Glasergehtlfeu Leipzigs hat, wie die Verhandlungen einer am Montag im Saale der „Flora" abgehaltenen, von etwa 3M Personen besuchten Versammlung derselben ergaben, ihr Ende erreicht. Die Tarifkoinmission teilte mit, daß sie den von den Meister- und Gehilfenvertretern gemein schaftlich ausgearbeiteten und von der letzten Gehilfen versammlung nach Vornahme einiger Aenderunge» an- genommenen Lohn-Tarif der Innung vorgelegt und daß diese den Tarif auch in der von den beiderseitigen Kom missionen festgelegten Fassung, also ohne die von den Gehülfen geforderten Zusätze, angenommen habe. Die Kommission ersuchte den Tarif gleichfalls unverändert anzunehmen, da ein Streik die Angelegenheit verzögern würde. Obwohl sämtliche Redner für Arbeitseinstellung eintralen, da die Innung sich nicht zu den Tarif änderungen verstehe, ergab doch eine Abstimmung nur 69 Stimmen für den Streik und 196 Stimmen für Annahme des unveränderten Tarifs. Dieser tritt danach am 15. August 1904 tn Kraft und behält Gültigkeit bis zum 1. August 1906. 6. Verein Leipziger Gastwirte. Die zahlreich besuchte Monatsversammlung in der „Burgaue" zu Leutzsch wurde am Montag Nachmittag durch den stellvertretenden Vorsitzenden Herrn Louis Treutler mit einer kurzen Begrüßungsansprache eröffnet. Zu Ehren der verstorbenen Mitglieder Fritz Römling und Hugo Helbig erhoben sich die Erschienenen von den Plätzen. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde einstimmig genehmigt. Als Mitglieder wurden in den Verein ausgenommen die Herren Emil Unger, Zöbigker (Friedensetche): Ernst Wilhelm Groß ert, Delitzscher Straße: Karl Heinrich Richter, Weststraße; Hermann Winkler, Yorkstraße; Franz Beese, Emilienftraße; Artur Brüninghauß, Lortzingsiraße; Franz Freqgang, Probstheida lGasthof); Friedrich Karl Werner, Promenadenstraße, und Emil Weber, Gautzsch (Bürgergarten). Zur Unterstützung der Gründung eines besonderen Verniietungsbureaus für weibliche Angestellte, für welches von Herrn Geißler in der Kupfergaffe und Katharinen straße Räume gemietet sind, wird dem Genannten ein Beitrag bis zu 200 bewilligt. Ueber die Gründung eines eigenen Kohlen- säurrwerkS durch den Sächsischen Gastwirtsverband entspann sich eine eingehende Debatte. Der Vorsitzende ersuchte die Mitglieder, zur Feststellung des Bedarfs durch Postkarte umgehend dem Bureau deS Vereins mitzuteilen, wieviel sie jährlich an Kohlensäure entnehmen würden. Bezüglich der Gründung einer eigenen Krankenkasse für das Gastwirts gewerbe wurde mitgeteilt, daß die- nur ratsam sei, wenn der Verein Awangsinnung würde. Auf Vorschlag deS Herrn Sonntag soll Herr Syndikus Herzog von der Gewerbckammrr gebeten werden, zunächst einen Vortrag über die Vorteile und Nachteile der Zwangsinnung zu halten. Für diesen Vortrag wurde die Septenibervrrsammlung tn Aussicht genommen. Die Entscheidung, ob eine ZwangSinnung gebildet werden soll, könnte erst tu der Generalversammlung entschieden werden. Herr Petzold referierte dann über den Xll. Bundestag des Bundes deutscher Gast wirte, der tu DreSdru in deu Tagen d«S 87., 88. und 29. Juni stattgefunden hat. Ueber denselben ist bereit» im „L. Tgbl." ein gehend berichtet worden. Im Anschluß hieran sprach Herr Mose in au n über die in Dresden gepflogenen Verhandlungen über da- Militärverbot und einige andere Gegenstände der Dresdner Tagesordnung. Zürn Schluß referierte Herr Kotte, der Vor sitzende des VergnügungsausschnsseS. über daS am 18. Juli vom Verein in der „Goldenen Krone" in Connewitz abgehalteue, ans da» prächtigste verlaufene Sommerfest n«t Zachrenr Umgebung. Halle a. S., 25. Juli. Die Sterblichkeit war hier im Laufe der vergangenen Woche eine außer ordentlich große, was wohl auf den Einfluß der großen Hitze der letzten Tage mit zurückzuführen ist. Es starben in ihr 116 Personen gegen 86 in der Vorwoche. Dem Brechdurchfall erlagen 32 Kinder, bei den Er wachsenen waren Magen- und Darmkrankheiten sowie Erkrankungen der Atnmngsorgane vielfach die Ursache des Todes. — Eine ganze Anzahl hiesiger Geschäfts- leute wurde von einer Schwindlerin arg betrogen. Sie wandte bei ihren Manipulationen den bekannten Trick an, indem sie sich im Auftrage von Herrschaften fertige Kleidungsstücke usw. zur Auswahl nntgeben ließ und damit verschwand. Die Schwindlerin wurde schließ lich in einer aus Ammendorf stammenden Persönlich, keit ermittelt und in Haft genommen. — Heute nach mittag zwischen 3 und 4 Uhr ging über unserer Stabt ein Gewitter nieder, das den Fluren den lang er sehnten Regen brachte. * Stsenach, 25. Juli. Der Thüringer Verband vom Bunde deutscher Schneiderinnungen hielt hier unter dem Verbandsvorsitzenden, LaudtagSabgeordneter JacobS- kötter-Erfurt, seinen Verbandstag ab. Nach den üb lichen Begrüßungen und Berichterstattungen referierte Ober meister Wuth-Eisenach über das Genossenschaftswesen im Schneidergewerbe als ein Mittel zur Hebung deS Handwerks. Wolf-Erfurt sprach über die Einrichtung und Wirksamkeit der Schutzlisten. Darauf nahm die Versammlung einen An trag an, der sich mit der Vergebung von Arbeiten an Innungen und selbständige Handwerker beschäftigte. Eine eingehende Debatte folgte einem Referat des Vorsitzenden über die Konkurrenz der Regimentsschneider, die als sehr drückend empfunden wird. Die Versammlung sprach sich in einer Resolution für die Beseitigung dieses Mißstandes aus. Des weiteren trat der Vorsitzende für den Besuch der Meisterkurse ein. Der bisherige Vorstand wurde wieder gewählt. Der nächste Tagungsort ist Apolda. k. Pößneck, 25. Juli. Nach einer vierwöchigen Tropenhitze gingen gestern nachmittag über die hiesige Gegend drei Gewitter nieder, die den längst not wendigen Regen in ausreichendem Maße brachten. Bei den Gewittern, von denen eins mit Hagelschlag ver bunden toar, schlug der Blitz an verschiedenen Stellen ein. L Hof, 25. Juli. Am Sonnabend abend ist auf dem hiesigen Bahnhof der Stationsgehülfe Hans Steingräber zwischen die Puffer zweier Rangier wagen gekommen und schwer verletzt worden. Der Ver unglückte starb auf dem Transport nach dem Kranken- Hause. F Vom böhmischen Grenzgebiet, 25. Juli. Am Sonntag nachmittag wurde auf dem Bahnhof Eger der Wagenputzer Josef Dittel vom Hitzschlag getrof fen. Der Tod trat auf der Stelle ein. Aus aller Mit. — bin Bismarckscher Trick. In dem soeben erschie nenen Buche „Erinnerungen an Bismarck", über das wir in dieser Nummer an erster Stelle berichten, erzählt der frühere württembergische Ministerpräsident Frhr. v. Mittnacht folgende heitere Episode, welche sich einst bei einer der nicht seltenen Kaffeekonferenzen mittelstaatlicher Minister beim Fürsten Bismarck ab spielte: „Nach einer Tafel, zu welcher die nach Berlin ge kommenen Minister der größeren Bundesstaaten geladen waren, hatte der Kanzler in längerem Vortrag über einen Gegenstand sich verbreitet, welcher die Einzelstaaten nahe berührte. Der Vortrag war weniger fließend geworden; dann schwieg der Kanzler ,sah im Kreise umher und sagte: Herrvon Mittnacht! Wollen Sie mit nrir in mein Arbeitszimmer kommen? Ich erhob mich und wir verließen das Zimmer, in welchem die übrigen Herren, einigermaßen verblüfft durch die Separatbesprechung mit dem württembergischen Minister, zurückblieben. Der voranschreitende Fürst hielt zu meinem Erstaunen in seinem Arbeitszimmer nicht an, sondern ging, von mir gefolgt, weiter in lein Schlafzimmer, wo rechts und links von der Bettstelle zwei Nachttischchen standen. Zu einem derselben ging der Fürst, indem er mir das andere mit den Worten anwies, er habe doch, um die Herren allein zn lassen, eines Vorwands bedurft und gedacht, ich werde gerne initgehen. Darauf gingen wir in das Kaffeezimmer zurück, wo die Herren niit gespannter Erwartung auf ciue wichtige Eröff nung uns entgcgensahen. Eine solcl-c erfolgte aber nicht, der Fürst kam auf das frühere Thema nicht zurück, sondern sprach von gleichgültigen Dingen, und man em pfahl sich. Noch auf der Treppe wurde ich von den Kol legen mit Fragen bestürmt über die Mitteilungen, die der Kanzler mir gemacht habe. Ich nahm zuerst im Scherz eine wichtige Miene an und erklärte, noch nichts sagen zu dürfen. Tann aber erzählte ich offen, was vorgegangen war. Meine Erzählung begegnete indes dem entschie - den st en Unglauben und wurde trotz meines Be harrens für einen schlechten Scherz erklärt. Man trennte sich rascher und kühler als sonst und ich dachte beim Nachhausegehen, was wohl die Herren über den geheim nisvollen Zwischenfall nach Hause berichten werden. —Die Verzweiflungstat einer Mutter. Ein erschüft terndes Drama hat sich dieser Tage in dem stillen, lieb lichen Badeort La Bernerie bei Nantes abge spielt. Das junge Ehepaar Cbampoiseau aus Marseille lebte dort seit einem Jahr« mit seinem kleinen Kinde, das beide Gatten gleich innig liebten. Ihr Glück war durch nichts getrübt. In den letzten Tagen mußte Herr Cham- poiseau eine Geschäftsreise nach Paris unternehmen. Schon erwartete die Gattin stündlich seine Rückkehr, da traf bei ihr die Nachricht ein, daß er in Paris am Sonnen stich verstorben sei. Der Schmerz brachte die Frau um den Verstand; sie ging nach Nantes und kaufte einen Re volver. Als sie am Abend nach Hause kam, legte sie ihr Kind noch in sein sauberes Bettchen und begab sich dann selbst zur Ruhe. Plötzlich vernahinen die Nachbarn meh rere Schüsse; sie eilten herbei uud fanden die Frau bereits tot und das Kind mit einer schweren Sckmßverletzung im Kopfe vor. Der Todeskampf des unglücklichen kleinen Geschöpfes währte fast volle 24 Stunden. „Gneisenau", Prinz Adalbert" und „Königin Luise" vom Bremer Lloyd erweckt, die allerdings durch ihre imposante Größe und Sauberkeit, durch die Gediegenheit der Einrichtung Aufsehen erregten. Keines von den andern cm Hafen liegenden Schiffen zog die Blicke m gleicher Werse auf sich. Welch' heuere Ferne entrollr da ganz unwillkürlich der Gedanke, wie eS mir Deutschlands Handelsmarine in Zukunft stehen wird, wenn jetzt schon nach einigen Jahrzehnten so unerwartete Erfolge geerntet worden find und England tn Deutschland bereits den stärksten Konkurrenten sieht! — Genua soll imch der Schilde- rung der Neisebücher die schönftgelegene Seejradt Jtattevs iein. «teil fällt das felsige Ufer dem Meere zu hinao. Die buhtgedrängle Häusermasse erhebt sich terrassenförmig uud schließt die halbkreisförmige Hafenbucht amphitheatersormcf- ern. Die obersten Höhen sind von riesigen AestungSwerker pekrönt Die anziehendsten Punkte jedoch liegen, wie so häufig tu Italien, meistens hinter der ziemlich einförmigen Fassade. Wer z. B. durch eine der Hauptstraßen der inneren Stadt wan dert, siamrt über die Pracht der Paläste, deren Entstehungszeit teilweise dem Mittelalter angehört: stattliche Vestibüle, ge räumige von Säulen umgebene Höfe, in deren Mitte Giwing- brunnen Kühle spenden und Lorbeerbäume Schatten werfen. Auch der moderne Stadtteil auf der Höhe zeichnet sich durch motze und schöne Häuser, prächtige Parkanlagen und herrliche Aussichten über den Golf von G«rua aus. Bon dem Friedhof oder Lampo sanro in Genua läßt sich dasselbe sagen wie von dem in Mailand: es ist eine der anziehendsten Sehenswürdig keiten Genuas und birgt eine Fülle von prächtigen Kunst werken in sich. * Das Fichtelberghaus erfreut sich auch während dieser Sommerferien eines guten Besuches. In den letzten Tagen waren die Fremdenzimmer alle besetzt; an einem Tage konruen sogar Touristen hier kein Unterkommen für die Stacht finden. Der Sonderzug brachte 500—600 Personen uach dem Fichtelberg«. Wiederholte Depeschen ttn der Poftanflage noch nicht abgebrnckt). Von ver N-rvlnnvrelse -es Aalser». 'M Drontheim, 25. Juli. (Eigene Meldung.) Uni 10 Uhr abends lichtete die „Hohenzollern" die Anker und fuhr aus dem Fjord, begleitet von zwei Kriegsschiffen und einer großen Anzahl von Segel- und Ruderbooten mit vielen Menschen an Bord, die Ab schiedsgrüße zuriefen. Auflösung -er aLveukschen Vereinigung. 'M Wien, 25. Juli. (Eigene Meldung.) Der „Alldeutschen Korrespondenz" zufolge richteten die Ab geordneten Schönerer, Baernreither und Iro als Vorstand der Alldeutschen Vereinigung an die Mit glieder der Vereinigung ein Schreiben, worin sie, um die Vtttglieder von jeder Klubsessel zu befreien, die Auf lösung der Vereinigung beantragen. Der Antrag fand die Zustimmung aller Mitglieder der Vereinigung. Aumanien nnv Vie Lunarvliuie. 'M Bukarest, 25. Juli. (Eigene Meldung.) Der Vertrag zwischen der Negierung und der Cunard- linie ist heute vom Kriegsminister dem Abgeordneten hause vorgelegt worden. Von ver „Arabra". * Hamburg, 25. Juli. Die Hainburg-Ainerika-Linie teilt mit, daß der Dampfer „ Arabia ", der auf der Fahrt nach Ostasien von den Russen b e s ch l a g n a h mt worden ist, eines derjenigen Schiffe ist, die für mehrere Jahre an die amerikanische Union-Pacific-Eisenbahn für ihren unter dem Namen Portland and Asiatic Steamship Company unterhaltenen Dienst zwischen der pacifischen Küste und Ostasien verchartert sind. Die „Arabia" ist somit zwar Eigentum der Hamburg - Ame rika - Linie und führt die deutsche Flagge, die Verantwortlichkeit für die Ladung trägt jedoch, wie aus dieser Darstellung hervorgeht, die amerikanische Gesellschaft, die verpflichtet ist, weder für Japan noch für Rußland Kriegsmaterial zu befördern. Der russisch- japanische Arreg. 'M Washington, 25. Juli. (Reuter-Meldung.) Wie mit Bestimmtheit festgestellt wird, hatte der Dampfer „Knight Commander" keine Kriegs - kontrebande an Bord. 'M Port Said, 25. Juli. (Reuter-Meldung.) Die „Scandi a" hat ihre Reise wieder ausgenonimen und ist in den Kanal eingelaufen. Amerikanisches GeschwaVer in ver Avria. 'M Fiume, 25. Juli. (Eigene Meldung.) Das aus sieben Panzerkreuzern bestehende amerikanische Ge schwader unter Kontreadmiral Parker ist heut-' hier eingetroffen. Ansstänve in Amerika. 'M Chicago, 25. Juli. (Reuter-Meldung.) Die Viehkuechte und Fuhrleute, die auf den Viehhöfen der Union angestellt sind, haben sich dem Ausstande an geschlossen, ebenso die Arbeiter der Transportgeselft schäften. Ferner sind die Arbeiter verschiedener anderer Gewerbe in den Ausstand getreten, um die Schlachthaus angestellten zu unterstützen, darunter fast alle Maschinisten, Maschinenbauer und Handlanger, die in sieben großen Konservenfabriken angestellt sind. 'M Fall River (Massachusetts), 25. Juli. (Reuter- Meldung.) Die Baumwollfabrikarbeiter sind, wie angekündigt, beute in den Ausstand getreten. Sämtliche Fabriken der Union sind geschlossen worden. Lhslera 'M Baku, 25. Juli. (Eigene Meldung.) Nach- richten aus Teheran zufolge nimmt die Cholera von Tag zu Tag ab und tritt nur noch in zwei Stadtbezirken auf. In Äesch und Täbris ist kein Cholerafall vor- gekommen. Die Onarantäne in Chulfa ist auf gehoben worden. * St. Goarshausen, 25. Juli. Heute schlug der Blitz in die neu ansgebaute BurgMauS bei Wellmich und setzte sie in Brand. Kehle Depeschen und AernsprechrneLdungen. 2. Dresden, 26. Juli. (Eigene Meldung.) Der Kronprinz wird Freitag, vormittag 11 Uhr 50 Min., von Station Poprad Felka abreisen, rrm sich sogleich nach dem Truppenübungsplatz Zeithain zu begeben. Sonnabend friih 3 Uhr 44 Min. ttnfft der Kronprinz inDresden und 4 Uhr 50 Min. inRiesa ein. Die Rückfahrt nach D r e s d e n erfolgt 11 Uhr 12 Minuten. Reise und Verkehr. vv. X. Ueber die Ferienreise des Leipziger Studienklubs nach Tunis erhalten wir weiter folgende Nachricht aus Genua von Bord des Damvfers „Tebe': „Deutschland, Deutschland über alles!" So schallte es von Bord unseres Reffeschiffes, als wir den .Hafen von Genua verließen nnd Rom resp. Civita vecchia zusteuerten. Die nationale Begeisterung wurde durch den Anblick der drei stattlichen deutschen Baffagierdcnnpfer Leitung: Adolf Schiebt. Verantwortliche Redakteure: Für Politik Oe. Friedrich Purlih, für sächsische Angelegenheiten und Sport Julius Haarfeldt, für Feuilleton Paul Zschorlich, für den musikalischen Test Heinrich Zoelkner. Sämtlich in Leipzig. Für den Inseratenteil: Emil Abigt. Gautzsch-Leipzig. Hierzu eine Beilage.
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