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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-07-24
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-190407248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-19040724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-19040724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-07
- Tag1904-07-24
- Monat1904-07
- Jahr1904
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.07.1904
- Autor
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Leipziger Tageblatt und Anzeiger Volkswirtschaftlicher Teil des Leidiger Tageblattes »«mttworlüch« Redakteur: K. A. Lretter t» Lei»,1g. kälitt tlir »nagel n. Iinlartrie. Nr. 373. 98. Jahrgang. 3. Beilage Sonntag, 24. J«li 1904. öVNO8l(6N^N886 I^6!l)2iL^ Lri«u^uu« »u« d» a», G»»AleG«i» «« V»U «luxe»»blt« ^tt«.-O»pll»k. »nrk 1»» tlMloaeu. »- V»rI»Mi»r evo von t» Position zn Unaunsten deS offene« Marktet, da dir Vorschüsse um 60 000 anwnchsen »ad sich die Depo ¬ siten um nahezu 300000 tL verminderten. In Anbetracht der in den nächsten Tagen fälligen Einzahlungen ans die Schatz wechsel und auf die neue japanische Anleihe dürsten, wir der „L.-A." schreibt, für die nächsten Tage die Gcldsätze sich kaum nach unten verschieben, und es hat de» Anschein, als ob der Markt die Hoffnung einer Verbilligung in den nächste» Wochen überhaupt ausgegeben hätte, während er sogar für den Herbst eine ivesentliche Versteifung zu erwarten scheint. Die auswärtigen Wechselkurse haben sich infolge der anztrhendeu Geldsätze zugunsten Englands bewegt, wenn auch der Pariser Wechselkurs seinen höchsten Stand nicht aufrecht erhalten konnte. Bom Auslande stoffen der Bank von England 274 000 L Gold zu, während die inländische Zirkulation weitere 60000 L abgab, so daß der Barscha- um 3ÄOOO L an wuchs. Vom Kontinent hat die Nachfrage infolge der Wechsel kurse vollkommen aufgehört. Diesen Umstand benutzte die Bank von England, um den von ihr für Barre» «zahlten Preis aus 77 s 9*/, ä herabzusetzen, und sie hat zurzeit alle Aussicht, die in Loudon ankommenden Golvzufuhrrn an sich zn ziehen. — Silber hat infolge indischer Käufe eine kleine Besserung bis auf 26"/« <1 erfahren, zu diesem und dem vorübergehend etwas höheren Preise war indes sehr starkes Angebot. l-u. International Baak of Lausimt. Aus Loudon wird der „N. H. B." gemeldet daß später entdeckte besondere Umstände die Position det Bank ungünstiger erscheinen lassen, als mau anfäng lich annahm. Auch andere Konten als das der North German PitwooL Co. scheinen nicht vollkommen in Ordnung zu sein. Zu dieser Mittheilung hören wir von einer hiesigen, mit den Verhält nissen der Bank vertrauten Stelle, daß mau von vornherein damit rechnet;, daß sich bei einer Liquidation noch bet einzelnen Konten Ausfäde ergeb«: würden. A Ue-erseeische Wechselkurse. Die Deutsch-Asiatische Bank empfing gestern Drahtmeldungen folgender Kurse für telegraphische Auszahlungen auf London bezw. Deutschlcmd: Schanghai 2 s '/« ä --- 2,61V, Hongkong 1 s 10V,« ü — 1P7V, Singa- pore 1 s 11V« ä— 1,97'/, -6, Kalkutta 1 » 4 L — O36 Yokohama L s V« ü ---- 2,06 Berg- «nd Hüttenwesen. ri. Erzbergbau und Hüttenbetrieb im Bezirk des Ober- Hüttenamtes Freiberg. Erzbergbau: Das Grubcnfeld um faßte am Jahresschlüsse 1903 28 348 Maßeinheiten zu 400 qm bei dem Staats- und 1483 Maßeinheiten bei dem Privatberg baue. Das Gcsamtausbringcn an Erzen und Nebenprodukten betrug bei den fiskalischen Gruben 19 838 t (1902 16S84 t) im Werte von 1 081 806 «^k (1 021 562), bei den beiden noch im Betrieb befindlichen gewerkschaftlichen Gruben 1316 r (1822) im Werre von 182 490 (245 221), demnach im ge- samten Revier 21154 t (18 406) im Werte von 1 265 346 «tt (1 266 783). Dieselben enthielten 14 128 Ku Silber, 20 937 Doppelzentner Blei, 45 651 D.-Ztr. Schwefel, 1464 D.-Ztr. Arsen, 26 D.-Ztr. Kupfer und 1867 D.»Ztr. Zink. Der Durch, schnittsgebalt der Erze stellte sich auf 0,06 Proz. (0,07) Silber und 10,23 PrvÄ. (10,41) Blei. Der durchschnittliche Verkaufspreis betrug bei den fiskalischen Hüttenwerken für lieg Silber 78,05.« (71,71) und für 1 D.-Ztr. Blei 23,07 -Ft (22,47). Betriebs überschüsse sind bei keiner Grube verteilt worden. An Be- tricbszu schlissen erforderten die fiskalischen Gruben 1 412 902 <4l (1 863 316), nämlich 1 410 968 «St zum Betriebe und allgemeinen Unterhalte der Gruben einschließlich der Ober direktionen und 1934 M zu Grundstückserwerbungen. Bon den gewerkschaftlichen Gruben forderte nur eine einen Betriebs zuschuß. Die Belegung sämtlicher Gruben setzte sich am Jahresschluffe 1903 zusammen aus 163 Beamten und 2072 Ar beitern. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahre einen weiteren Rückgang um 352 Köpfe. — Hüttenbetrieb. An Hütten, erzeugniffen wurden verkauft 1071,387 Icq (2 989 433,65 -F) Feingold in Scheidegvld, 73 657,030 lcs (5 380 906,51 pk) Fein- filber in Scheidesilber, 67 978 D.-Ztr. (1 594 226,79 ^k) Blei- Pro«. ktc, 20 412 D.»Ztr. (765 607,39 -4t) Kupfervitriol usw. Der Gcfamterlös für die Fabrikate betrug 12 247 812,01 «4t. Zink ist nur in geringem Umfange zum Berkaus gelangt, da der größte Teil der erzeugten Menge für die Zinkentsilberung zur Verwendung gelangt war. Die Kupfervitriolpreise arngcn immer mehr zurück. Die Löhne der Hüttenarbeiter betrugen 1901 914,51 «4t, 1902 923,05 ^t, 1903 928,18 «L durch schnittlich; sie zeigten in den letzten Jahren also k^ae wesentliche Veränderung. * «arteUeuqnSle über die Verbünde der Dra-tiuduftrie. In dem stenographischen Berichte de- „Reich-an-eiger-" vom 21. Juli über die Verhandlungen der Kartellen quAe über dir Verbände der Drahtindnftrie wird mehrfach auf die am 29. Juni ftattgrhabtr Vorbesprechung der Interessenten Bezug genommen. In jener auf Einladung des Zentralverbande» Deutscher Industrieller abgehaltenen Versammlung, an der leitende Personen aus ver schiedensten Syndikaten und eine große Zahl von Verbrauchern und Abnehmern syndizierter Waren, insbesondere auch auS den Kreisen des Verbandes der Eisenwarenhändler, teilgenommen haben, ist in ausführlicher Erörterung allgemein der Anschauung Ausdruck ge geben worden, daß Organisationen geschaffen werden müssen, durch die die Vorteile der persönlichen Beziehungen zwischen Erzeuger and Abnehmer, wie sie im freien Wettbewerbe bestauben, auch dem Verhältnis zwischen den Syndikate» and der« Ab nehmern möglichst gesichert werden. Die Versammlung hat dem- gemäß einstimmig den Antrag angenommen: Der Zeutralverband Deutscher Industrieller wird ersucht, dahin z» wirke», daß die Syn dikate sich bereit erklären, über die Wünsche ihrer Abnehmer mit Vertretern des Handels und der industriellen Verbraucher, unter Leitung der Shudikatskommission des AentralverbandeS, in einer Kommission von beiderseitigen Vertrauensmännern zu verhandeln. Der Zentralverband hat Liesen Anftrag angenommen rmd ist, wie er uns mitteilt, bereits in die vorbereitenden Verhandlungen mit den Interessenten eingetreteu. O Die Preispolitik des Verbandes deutscher Drahtwalz werke ist in den Verhandlungen der K artellenq uetrkommissi on, wie aus dem schon erwähnten amtlichen Stenogramm hervorgeht, äußerst knapp behandelt worden. Der Vorsitzende selbst sprach sein Erstaunen über die geringe Ausbeute der Erörterung aus. Keiner der Teilnehmer ging auf die Frage des Verhältnisses zwischen Inlands- und Auslandspreisen näher ein. Di« Ausführungen des Direktors der Verkaufsstelle des Verbaudes deutscher Drahtwalzwerke gingen zwar dahin, daß es einen Weltmarktpreis in dem Sinne, wie man vielleicht von einem Marktpreise des Inlandes spreche, nicht gäbe. Um die Feststellung dieses sogen. Weltpreises handelt es sich übrigens bei der Erörterung der Preispolitik deS Syndikats gar nicht, sondern um die Ermittelung der Preise, zn denen der Ver band seine Auslandsabschlüsse getätigt hat. Dies« Preise sind sehr leicht dadurch zu ermitteln. Laß für einen bestimmten Zeitraum der Erlös ans den Abschlüffen mit dem Ausland durch die Zadl der gelieferten Tonnen dividiert und dadurch ein Tonnen - vrciS ermittelt wird, der dem gesuchten durchschnittlichen Auslandspreis entspricht. Jedenfalls darf man annehmen, daß dec wirkliche Auslandspreis niäiriger ist, als es nach den Preisnotie rungen im Ausland« erscheint. Augenblicklich stellt sich die Preis notierung in England für Deutschen Walzdrabt auf 105—406 .< während er in Deutschland 120 beträgt. Der Auslandspreis ist also um etwa 12 Proz. niedriger als der Inlandspreis. Um wie- viel während der letzten Jahre die Verkäufe nach dem Ausland in Wirklichkeit, pro Tonnrneinheit berechnet, weniger eiogebracht haben als der Verkauf einer gleich großen Menge auf dem inländischen Markte, das auch nur annähernd zu ermitteln wäre eine wichtige Aufgabe der Verhandlungen über das Walzdrahtsyndikat gewesen. K De Gewerkschaft WUHelmStzak, Anderbeck, verteilt per Monat Juli wieder eine Ausbeute von 60 ver Kux. ? Gewerkschaft des Steinkohlenbergwerks Graf Schwerin, Castrop. Im zweiten Q'.nrrtal 1904 betrug die Kohlen förderung 91 838 t (Mgen 93 244 r im Vorquartal und 91 307 Tonnen im zweiten Quartal 1903) und die Koksproduktion 27 562 t (29 402 resp. 82 337). Der Be tr i eb S üb e r - schuß stellt sich nachAbzug der Grundschuldzinsen von 21 253 an Hlrlr«m»latore»i«a«rtrie. X. Die bereits drahtlich übermittelte Nachricht von der Schaffung eines Kartell- für die Akkumulatoremudustrie ist sehr interessant. Schon die Art, wie die Mitteilung davon an die Oeffentlichkeit drang, war merkwürdig. Die Pflüger Akkumulatorenwerke Aktien- grsellschaft in Berlin teilten in ihrem soeben erschienenen Geschäfts berichte ihren Aktionären mit, daß im Hinblicke ans die Ver- ständigung in der Akkumulatoreubranche für das laufende Jahr ein besseres Erträgnis ermattet werden dürfe. Die meisten dürften über diese Notiz hinweggelesen haben. Nur einigen kritischeren Leuten fiel der Passus auf. Sie wußten, daß Vas frühere Kartell der Akkumulatoreuwerke in die Brüche gegangen war und daß die Versuche, es wieder herzustellen, mißglückt waren. Sie waren erstaunt, nun auf einmal von einer Verständigung zu hören. Sie gingen der Sache nach und fanden denn auch, daß ... . schon seit zwei Monaten das neue Kartell in Tätigkeit gekommen war. Alle Achtung vor der Diskretion der beteiligten Personen! So etwas kommt nicht ost vor! Dieses Vorkommnis entspricht aber gänzlich der Geschäfts politik des maßgebenden Werke- tu dem Kartell, der Berlin-Hagener Akkumulatoreuwerke. Die moderne Konzentrationsbewegung hat einige ihrer konsequentesten und erfolg reichsten Vertreter n der Leitung dieser Gesellschaft sitzen. Seit einer Reihe von Jahren arbeitet sie in ihrer Branche zielbewußt auf die Verschmelzung der Interessen. Ohne daß weitere Kreise etwas ahnten, hat sie die gesamte europäische Akkumulatoremudustrie konzentriert und zum größten Teile an sich gekettet. Dabet kann man nicht sagen, daß sie ihre Macht mißbraucht habe, denn es find wenigstens keine Klagen darüber laut geworden. Ihr selbst ist diese Entwickelung gut bekommen, denn ste erfreut ihre Aktionäre mit guten Dividenden und befindet sich in günstigen finanziellen Verhältnissen. Sie besitzt aber auch in der Berliner Handels- Gesellschaft gewiegte finanzielle Ratgeber. Die neueste Phase in ihrer Konzentrationsbewegung begann mit der Aufsaugung der Akkumulatorenfabrik Pollak in Frankfurt a. M. ES folgte dann eine Periode gegenseitiger Unterbietungen der Werke, wodurch die Preise unter die Gestehungskosten geworfen wurden. Dann aber traten die drei großen Werke der Branche in Verhandlungen. Es wurden noch drei kleinere Werke übergefchluckt. Dann einigte man sich auf ein festes Kartell, an dem jedes der drei Werke mit einer bestimmten Quote beteiligt ist. Natürlich fordern die drei Werke auch dieselben Preise. Mit dem einen, noch ausstehenden größeren Werke, der Börse-Gesellschaft in Berlin, wurde auch verhandelt. Man hätte auch sie gern ausgenommen resp. fusioniert, aber man konnte sich über die Be- dingungen uiLt einigen. Gleichwohl gläubt das Kartell, den Markt völlig unter feiner Kontrolle zu haben. Wenn das Kartell seinem Programm, die Preise in mäßigen Grenzen zu halten, treu bleibt, läßt sich auch vom Staudpunkte des inländischen Ver brauchers nichts dagegen einwenden. Was den Export betrifft, so ist die Verständigung der Werke nur zu unserem Nutzen. Die deutsche Akkumulatoremudustrie beherrscht den Weltmarkt, Amerika hat sich sogar dazu verstanden, unsere Konkurrenz durch Zahlung einer Geldsumme für einen bestimmten Zeitraum abzulösen. Es wäre also töricht gewesen, wenn sich die deutschen Gesellschaften auf dem Weltmärkte durch gegenseitiges Unterbieten hätten andauernd schädigen wollen. Man kann wohl sagen, daß die Akkumulatorenindustrie ans eigener Kraft zur Gesundung durchgedrungen ist. Der Verbrauch von Akkumulatoren ist im Steigen, aber die Produktton war doch viel größer als der Verbrauch, die Ausscheidung der weniger leistnngs- fähigen Etablissements und die Zusammenfassung der Starken hat wirksame Äbhülfe gebracht. Die Akkumulatorenindustrie hat dieselbe Methode befolgt wie ihre größere Schwester, die Eleltrizt- tätsindustrie. UMlilranirWe Ledearvmftderung in veuttchlana. Wie erinnerlich, bewirkte das Zustandekommen des Reichs. Versicherungsgesetzes vom 12. Mai 1901, das die öffentlich- rechtliche Stellung der Privatversicherungsgesellschaften regelte, noch vor seinem Inkrafttreten Len wahrhaft panikartigen Rück zug einer ganzen Reihe ausländischer Versicherungsunterneh mungen — namentlich Lebensversicherungsanftalten — aus dem deutschen Reiche. Nunmehr ist auch die Fertigstellung des Gesetzes über den Versicherungsvertrag in greifbare Nähe ge rückt. Auch dieses zweite Gesetz, das sich mit den Bedingungen befaßt, unter denen die Gesellschaften ihre Policen auszu stellen haben, wird schon seiner Natur nach von einschneidender Bedeutung fein. Zweifellos erfährt dadurch der nationale Tharatter der deurichen Versicherungsanstalten eine weit stärkere Betonung als bisher, um so mehr, wenn andere Länder mit ähnlichen Vor schriften folgen sollten. Darin aber begegnet sich die voraus sichtliche Wrrkuiig des Gesetzes mit den Zielen einer starken Bewegung unter den Versicherungsgesellschaften selbst; denn nicht wenige unter ihnen — wir reden speziell von den Lebens versicherungsanstalten — gehen allmählich dazu über, im Gegen- satze zu den Expansionsbestrebungen der sogenannten „inter nationalen" amerikanischen Großbetriebe (Equitablc, Mutual und New Uork), die Beschränkung des Geschäfts betriebes auf ein geographisch und kulturell bestimmt ab- gogrenztes Operationsgebiet als bessere Gewähr finanziell her- vorragcnder Resultate zu betonen. Diese Bewegung ist, wie die „Rhein.-Wests. Ztg." schreibt, sehr zu begrüßen. Sah man bisher als erstrebenswertestes Ziel die Herbeischasfung eines möglichst umfänglichen Versicherungs» stockes an, so schlugen die Riesenzahlen der in allen Weltteilen arbeitenden Amerrtanec jede Konkurrenz. Indessen weisen wir heute bereits auch in Deutschland eine Reihe von Gesellschaften auf, deren Bestand zwischen einer halben und ganzen Milliarde Piark liegt, und die nun vor der Wahl stehen, entweder — der amerikanischen rüge cle nomdres folgend — ihre Acqui situm über den Erdball auszudehnen, oder — die Qualität ihres Bestandes der Quantität vorziehend — sich den Ausbau der Lebensversicherung innerhalb der europäischen Kulturländer zur Aufgabe zu machen. Es hat den Anschein, als ob einmütig der letztere Weg eingeschlagen werde, — sehr zum Vorteile der deutschen Versicherten. Wir, d. b. die Angehörigen der mittel europäischen Nationen, genießen oie Vorzüge eines durch Klima und kulturelle Errungenschaften auf sanitärem, sozialem und öffentlich-rechtlichem Gebiet gleicherweise eine Sonderstellung einnehmenden Teiles der Erde; mit wenigen Ausnahmen (wie Nordamerika, einige britische Kolonien usw.) sind die Lebens bedingungen nirgends so günstig wie in Europa, die Gefahren durch Krankheit, D lange! oder Verkehrsunsicherheit überall grö ßer. Daraus folgt unleugbar, daß die Bewohner dieser be vorzugten Zone bei einer Ausgleichung der Risiken — wie sie durch die Jnternationalität der amerikanischen Ge- sellschaften stattsindet — verlieren, während die Bewoh ner minder begünstigter Erdteile durch den Ausgleich pro fitieren. Oe kacto ist der Beweis des Zusammenhanges zwischen der finanziellen Leistungsfähigkeit und der Erwecke- rung der Operalionsgrenzen durch die l^htjäbrigen Rechen schaftsberichte der „New Uork" bereits erbracht. (Eauitable und Mutual arbeiten nicht mehr in Deutschland, seit ihnen von der preußischen Regierung die Konzession entzogen ist.) Neben einer kolossalen Geschäftsausdehnung weisen sie einen kon stanten Rückgang der finanziellen Ergebnisse auf; die früheren Ueberschüffe sind auf ein Drittel und weniger zurück- aegangen, so daß die deutschen Versickerten die mit enorm ge- steigerten Kosten herbeigeschcstften Bestan-zahlen durch die be deutende Schmälerung der ihnen in Aussicht gestellten Divi denden teuer genug zu bezahlen haben. Unsere großen deutschen Gesellschaften befinden sich daher zurzeit in einer unvergleichlich besseren finanziellen Position als die internationalen Amerika ner; sie erzielen durchschnittlich Ueberschüffe von etwa 30 Vroz. der Prämie, die — msonderheitbeiden Gcgenseitigkeits- Sprechzeit: 6—7 Uhr »achm. Fernsprecher 1173. crnstalleu — den Versicherten wieder zugute kommen. Im Jahre 1903 erreichte z. B. die Stuttgarter Lebensversicherungsbank a. G. (Alle Stuttgarter) einen Ueberschuß von 34,3 Proz. der gewinnberechtigten Prämien, die Gothaer 32,3 Proz., die „alte Leipziger" 30,2 Proz. usw.' Dagegen erzielte die „New Dor!" im vorigen Jahre (der Bericht für 1903 steht noch auS) nur ca. 7Ar Proz. der gewinnberechtigten Prämien. Aus diesen Zahlen geht zur Evidenz hervor, daß die „Jnternationalitat" einer Leben-Versicherungsgesellschaft nur so lange Empfehlungsbrief ist, als es sich uni Europäer handelt; denn diese müssen lediglich die gcfahrvollenRisikenandererLänder mitbezahlen. Aber außerdem kommt hinzu, daß die Inter- Nationalität der Amerikaner auch nur ebensoweit geht, daß sie Kandidaten aus aller Herren Länder aufnehmen. In der Tat ist die „New Dork" vom ausgesprochensten amerikanischen Nationalgefühl beseelt. Leider ist es im Publikum gänzlich unbekannt, daß die „New Dork^ im spanisch-amerikanischen Kriege ohne weiteres ihre Fonds der amerikanischen Regierung zur Verfügung gestellt hat! ES ist kein Grund einzusehen, weshalb sie dieses Verfahren bei einem deutsch-amerikanischen Kriege nicht wiederholen sollte. Die Ansammlung jener kolossalen Geldmassen, die die Reservefonds der amerikanischen Lebensversicherungsgesellschaft ten bilden, ist darum eine offeickundige Gefahr für Deutsch land. Nichts kann uns also ferner liegen, als diese Fonds durch unsere Prämiengelder noch zu verstärken. Und nicht nur für den Kriegsfall bedeuten die Riesenvermögen der amerikanischen Lebensversicherungsgesellschaften eine latente Drohung für die deutschen Versicherten, sondern im Frieden dienen sie ganz offenkundig dazu, den Amerikanern unsere Konkurrenz auf dem Weltmärkte bekämpfen zu helfen. Die Morgansche Fi« nanzgruppe, die einst die stärksten Mitt^ zur nativ, nalen Machtentfaltung der Unionsstaaten antvendetc, war mit großen Summen an der „New Uork" interessiert; ein großer Teil des Vermögens dersel ben wurde in sogenannten Trustpapieren angelegt. Das Direktorium der „Equitable" dagegen steht in engsten persön lichen Beziehungen zur Standard Oil Company, besorgt also die Geschäfte des Herrn Rockefeiler. Es ist gar nicht abzusehen, welchen Einfluß die somit angebahnte Verbindung der leiten» den amerikanischen Finanzintelligenzen mit jenen kolossalen Geldreservoirs, die in den Fonds der „internattonalen" Lebens versicherungsgesellschaften New Dorks bestehen, auf den Geld- und Jndustriemarkt noch gewinnen kann. Es erscheint also nach diesen Ausführungen nicht nur po litisch unklug, sondern auch wirtschaftlich verfehlt, die im Grunde bedeutend weniger leistungsfähigen amerikanischen Gesellschaft ten vor unseren guten deutschen Anstalten zu bevorzugen. Wir begrüßen darum mit dem oben zitterten Blatte die stärkere Her vorhebung des nationalen Charakter? dieser letzteren, im Gegen sätze zn dem Bsendo-Jnternattonalismus der Amerikaner, der nn letzten Ende doch nur der „Amerikanisierung der Welt" dient. Börsen- nn- Han-elrwesen. Lr. Dresdner Börsenwochenbericht. In der vergangenen Woche waren es namentlich die Attien der ^ahrradsabrtten, die sich ja allerdings, toas die Stabilität deS Erträgnisses betrifft, vorteilhaft von vielen anderen Jndustticpapieren auszeichncten, die infolge großer lltachsrage unb reeller Anlagekäuse des Kapi» talistenpublckums gesteigert wurden. Die größte Avance hat hier Corona-Fahrradwerke zu verzeichnen. Sonst ging es auf dem Nlarkte für Mafchinensabritwerle sehr ruhig zu. Kleine Abbröckelungen in diesen Valeurs haben kaum etwas zu be- deuten, da die meisten Kurse nur nominell zur Noriz gelangten. Für Gebler, pladebeuler Eniaillewerke wurden mehrfach höhere Gebote abgegeben und zum Teil auch kleinere Beträge placiert. Gegen Ende der Woche gelangten auch die bis dahin recht ver nachlässigten Brauexeiattien etwas mehr in den Verkehr, Hier fielen besonders Sächsische Nkrlzfabrik und die beiden Nizzi» attien durch ihre Kurs)teigerung auf. Nach der nun schon lange andauernden Hitze und dem dadurch herbeigesührten enormen Biertonsum zu urteilen, müssen die Brauereien in diesem Jahre mit ihrem Geschäft recht zufrieden sein, und es ist eigentlich zu verwundern, daß dieses günstige Moment nicht intensiver in der Kursentwickelung der Brauereipapiere zum Ausdruck kommt. Von den Transpott- und Banlwerten ist nichts von Belang zu berichten. Die Kurse derselben hielten sich ungefähr auf dem vorwöchigen Niveau. Bei den Papier- usw. Fabriken be schränkte sich der Umsatz auf wellige Vertreter. Höher notierten hier Niederschlemaer und Weißenborner. Auch „Diverse" wiesen nur sporadischen Verkehr auf, der sich in der Hauptsache aus Karlomingen-Aktiengenußscheine, Zwickauer Kammgarn. Ginnerei, Chemnitzer Aklienspinnerei und Plauener Spitzen, sabrik konzentrierte. Von den keramischen Werten wurden Rosenthal und Meißner Ofenfabrik zu gebesserten Preisen abge- nommen. Die Abschlüsse in den festverzinslichen Renten, papieren waren ziemlich mäßig bei geringen Kursschwankungen. Dicswöchige Kursverändcrungen: Zimmermann — )4, Schubert L Salzer — 3, Germania — 1)4, Jacobiwerk — )4, Paschen — (4, Luckau L Steffen — )4, Gebler -s- 4, Sächsische Karton. nagen-Maschinenfabriken — 1)4, Töblener Gußstahl — 3)4, Hartmann — 3, Schimmel — Vetschau-Weißagker — 1, Eschebach -fi )4> Pöschmann — 2, Bergmann -s- 1)4, Expreß — 4, Seidel Naumann -s- 3, dergs. Genuhscheine -si 20 «L, Corona st- 5, Schladitz st- )4, Herkules st- ^4, Niederschlemaer st- 2)4, Dresdner Baugesellschaft st- )4, Fürther Brauerei — )4, Balhorn st- 2, Bautzner Brauerei st- 1 Rizzi /c st- 2)4, Rizzi L st- 2, Deutsche Bierbrauerei — 1Ä, Felsen- kellcr-Gcnußscheine st- 9 «F, Frankfurter Bürgerbräu st- 1, Gambrinus st- 6, Lichtenfels -fi 1, Plauenscher Lagerkellcr — 2, Neisewitzcr — 1)4, Kömg-Stammattien — 2, Säch sische Malzfabrik st- 4, Rosenthal-Porzellan st- 5)4, Carl Teichcrt st- 3, Ernst Tcichert st- 1, Zwickauer Kammgarnspinnerei —- 1)4, Ditterödorfer st- 5, Ruscheweyh L Schmidt — 1)4, Kartounagen-Jndustrieattien st- 2)4, dergl. Genutzschcine st- 30 «F, v. Heyden st- 1, Plauener Spitzen st- 4. Zulaffungsstelle an der Börse zu Berlin. Von der Preußischen Zentralgenoffenschastskaffe ist beantragt: 2 000 000 4proz. Psandbriefe Folge III und 8000 000 3)/,proz. Pfand ¬ briefe Folge III der Landschaft der Provinz Westfalen zum Börsenhandel au der Berliner Börse zuzulaffen. Zur Ultimoregulierung an der Berliner Börse. Die neuerdings eingetretene Einschränkung der Börsenengagements ge langt in einem entsprechend geringen Geldbedarf zum Ausdruck, so daß Ultimogeld in großen Beträgen mit 3 Proz. angeboten blieb. Tie Seehandlung und die Preußische Zenttalgenoffenschastskasse waren mit Geldofferten am Markt. Für 4proz. Goldruffen von 1902 herrschte ein empfindlicher Stückemaugel. Der Zinssatz für tägliches Geld stellte sich aus etwa IV« Proz., während der Privat- diskont unverändert 2V, Proz. notierte. Bank- «n- Gel-wasen. Im. Deutsche Bankaktien. Die aus Engagements in alten Aktien der Deutschen Bank herrührenden jungen Aktien gelangen am Ultimo d. M. zur Ablieferung. Für jede aus festen Engage ments zur Lieferung gelangende neue, vollgezahlte Aktie hat der Käufer dem Verkäufer 2212,60 zu zahlen. Außerdem zahlt der Käufer dem Verkäufer sämtliche Stempelauslagen. Braunschweig-Hannoversche Hypothekenbank in Braun- schweig. Der Gesamtbetrag der am 30. Juni umlaufenden Pfand briefe einschließlich der verlosten und noch nicht eingereichten, belief sich auf 153 526 800 (am 31. Dezember 1903 151492 600 ^l), während der Gesamtbettag der am gleichen Tage ins Hyvotheken- register eingetragenen und zur Pfandbriefdeckung dienenden Hypo theken 158 063 941 (157 059 055) betrug. fta. vom englische« Geldmarkt. Infolge der Einzahlungen auf neue Emissionen und der Ausschreibung ueuer sechsmonatiger Schatzwechsel im Betrage von 2 500000 L erfuhr der Geldmarkt eine weitere Versteifung, und der Diskont ist mit 2'/,—2'V>.Proz. dem Bank-von-England-Satze sehr nahe gerückt. Der letzte Ausweis der Bank zeigt eine weitere Verschiebung der Vie Oeuttchr MontaninSorttie irt reif rur kxprsprialio«. ir. Mit diesen Worten schließt HanS Gideon Hehmaan seine Schrift, auf Gruird deren er von der ulmu mut«- in Mstmchen für würdig befunden wurde, sich den Dokorhut aufs Haupt zu stülpen. Ich sehe förmlich, wr« mein lieber langer HanS Gideon nach diesen Worten ein^nächtiges tinis unter die Arbeit setzte und bann in seiner Kurzsichtigkeit statt des Sand sasses das Tintenfaß über das schneeige Papier goß. Im ersten Augenblicke war ich baff, nickst ettya über die schwarze Sund- flut, die er über sein Manuskript ergossen hatte, sondern über seinen sozialistischen Ausfall gegen oie deutsche Montan industrie. Im weiß gar nicht, lme mein Hans Gideon zu diefer blutrünstigen Aeutzerung gekommen ist. Die deutsche Montan- Industrie hat ohne Zweifel manche Fehler begangen. Aber lvir find doch allzumal Sünder, auch Hans Gideon hat sich sicherlich ichon Irrtümer zu schulden kommen lassen. Aber deshalb könnte man doch nicht gleich behaupten, daß er reif wäre für die Expropriation, was ihn ja auch inateriell hart treffen würde. Denn er ist „guter Leute Kind" und hätte bei einer Expropriation etwas zuzusetzen. Nachdem ich meine Ueberrafchung über den Krastfpruch LeymannS überwunden hatte, entschloß ich mich doch, meine Lanze einzusetzen und den Hans Gideon, so lang und dick er ist, in den Smck zu strecken. Wahrscheinlich reckt er schon jetzt den „narbenvollen Leib" im Sande, ruht er an der See von den Sttcwazen der Dottoricrnng aus. Ich komme nunmehr zur ernsthaften Auseinandersetzung mit Heymann. Die Expropriation der deutschen Montanindustrie, d. h. ihre Uebernahme durch den Staat, ist eine so wuchtige Sache, daß man sich, bevor man zur Tat schreitet, über zwei Haupt fragen klar werden mutz. Die erste Frage würde etwa lauten: Hat der jetzige Zustand, das derzeitige Verhalten der deutschen Montanindustrie solche Nachteile für die Allgemeinheit gezeitigt, daß es sich lohnt und empfiehlt, die jetzigen Besitzer zu expropriieren und ihren Besch an die Allgemeinheit, den Staat, überzuführen? Die zweite Frage würde etwa so zu fassen sein: Haben wrr, hat der Staat von der Durchführung einer solchen Transaktion großen Nutzen, eine wesentliche Verbesserung der jetzigen Situation zu erwarten? .... Die deutsche Ntontauiudustrie hat sich in verhältnismäßig lurzcr Zeit zu einer Weltindustrie entwickelt. Sie hat die englische Schwesterindustrie überflügelt und wird jetzt nur noch von der amerikanischen übertroffen. Sie hat die höchsten tech nischen Errungenschaften in ihren Dienst gestellt und Bauten ausgeführt, die den Gegenstand der Bewunderung für das Ausland bilden. Sie hat große Verkaussorganisationen ge- schaffen, die unser Eisen und unsere Kohle über die ganze Erde verbreiten. Und wenn die deutschen Riesendampfer auf allen Meeren unsere Flagge mit Stotz zeigen können, so hat auch unsere Vivntanindustrie ihren Anteil an diesen Erfolgen. Die deutschen Montanüwustriellen haben auch in sogenannten sozial politischen Einrichtungen Unvergängliches getan. Das sind so ein paar Blätter aus dem Ehrenbuche der deutschen Montanindustrie. Geht aus ihnen etwa hervor, daß sie für die Expropriation reif ser? Wer die Montanindustrie war zeitweise auch Gegenstand lebhafter Klagen in der Oeffentlichkeit. Den Kohlenindustriellen wurde vorgeworfen, sie hätten die sogenannte Kohlennot ver schuldet und zu hohe Preise genommen. Dem Kohlensyndikat wurde in der Kartellenquete auch deshalb der Prozeß gemacht, aber es ging, wie selbst seine Gegner zugeben mußten, gecechc- sertigt aus der Enquete hervor. Den Stahlwerken wurde oft vorgehalten, daß sie den Halbzeugverbrauchern zu hohe Preise ansetzlen und ihnen auf der andern Seite mir niedrigen Fertig fabrikaten Konkurrenz bereiteten. Weiter wurde ihnen vor- gcworfen, daß sie das Halbzeug zu billig nach dem Auslände verkauften und dadurch die fremde Fertigindustrie zum Schaden der einheimischen begünstigten. Den großen Werken der Kohlen- und Eisenindustrie wurde vorgeworfen, daß sie die kleineren und mittleren Betriebe verdrängten, und daß sie in den Kartellen ihre Uebermacht zu konsolidieren suchten. Wer wollte leugnen, daß in diesen Vorwürfen viel Be rechtigtes sreckt? Aber beobachten wir dieselben Bestrebungen nicht auch in anderen Zweigen unseres Wirtschaftslebens? Und muh man deshalb gleich nach Expropriation schreien? Angenommen aber, die Frage der Expropriation träte in das Stadium der Verwirklichung. Wer sollte dieselbe vornehmen? Reich oder Einzelstaat? Und fände sich in einem Parlament eine Mehrheit, die die Verantwortung dasüx tzhernehmen wollte? Denn allein in finanzieller Hinsicht handelte es sich dabei um eine Milliardenlransattion. Die Verstaatlichung der Eisciwahnen würde daneben noch verschwinden. Unser Anleihemarkt würde durch eine Milliardenemission direkt derounert lverden. Angenommen ferner, der Staat hätte alle deutschen Eisen- und «ohlenwerke an sich gebracht und auch die schwierige lieber- gcmgSzeit überwunden. Glaubt man, daß Eisen und Kohle nun wohlfeiler werden würden? Gewiß könnte die Volksvertretung unter dem Drucke der Wählerschaft niedrige Preise durchsetzen. Aber wo blieben dann Verzinsung und Amortisation? Werden sie nicht aus dein Betriebe herausgewirtschastet, dann muß die Steuerschraube angezogeu werden. Was gäbe das für ein Wehgeschrel! In Wirklichkeit haben wir schon jetzt Beweise genug, daß auch der Fiskus gern hohe Preise nimmt; bat er doch neuerdings, ohne Rücksicht aus die Klagen der Eisen industrie, an der Saar wie in Oberschlesien die Preise für Koks kohlen heraufgesetzt. Bei der' bekannten Schwerfälligkeit des bureaukratischen Apparats ist der Staat gar nicht in der Lage, die große Ueberproduktion abzusetzen. Will er etwa mit der aus ländischen Privatindusirie in eine Schleuderkonlurrenz treten? Ein köstliches Beispiel für die Geschäftspolitik eines Siaats- betriebes erzählt Sebastian Hensel in seinen Erinnerungen. Würden solche Grundsätze in einer Reichsmontanindustrie ein- geführt, oann wären wir bald pleite. Mit einer Verstaut. Iichung fiele auch der Hauptansporn für die weitere Entwickelung weg, nämlich die Konkurrenz, die ja, neben manchen AuS- wüchsen, doch auch den mächtigen Aufschwung unserer Montan industrie nach sich gezogen hat. Wir hatten nun allerdings einmal eine Periode, wo die Montanindustrie in den Händen des Staates war. Das war aber die Zeit, wo die private Initiative noch in den Kinder schuhen steckte. Damals konnte man solche Staatsbetriebe gelten lassen, weil sie die Privatunternehmer anregten und weil sie allein das Risiko tragen konnten. Aber mit ihren finanziellen Resultaten war es nicht weil her. Als dann die private Unter nehmungslust erstarkte, traten die Staatsbetriebe rasch in den Hintergrund, wurden sie an Privatkapitalisten abgestoßen. Unter deren Händen sind sie dann emporgeblüht. Wo sind also die Gründe, die für eine Expropriation der deutschen Montanindustrie sprachen? Wo die Vorteile einer solchen Transaktion für die Allgemeinheit? Ich habe auch das Buch meines Freundes Hans Gideon daraufhin geprüft. Er erzählt darin ganz feierlich vieles über die Entwickelung, der einzelnen deutschen Pkontanreviere und der gemischten Betriebe im speziellen. Er liest den großen Werken auch tüchtig die Leviten, was ich ihm gar nicht verüble. Aber einen Grund sür seine Forderung nach Expropriation habe ich nicht entdecken können. Er kommt damit heraus, wie aus der Pistole geschossen. Am Ende seines Buches tritt er mit einer ganz neuen These hervor, ohne dem überraschten Leser dafür auch nur einen Beweis zu liefern. Weshalb dieses Attentat aus das Gemüt des arglosen Lesers? Freilich fallt ein Teil der Schuld auch auf die Herren Lotz und Brentano. Das Buch ist unter ihrer Leitung entstanden. Ich bin nun nicht etwa der Meinung, daß sie eine Zensur an der Schrift hatten ausubcn sollen; die Wissenschaft und ihre Lehre srnd frei. Wer ich meine, die beiden Herren hätten dem ungestümen .Hans väterlich auf die Schulter klopfen und ihm zurufen dürfen: „Du sprichst ein großes Wort gelassen aus." Willst du nicht wenigstens versuchen, deine kühne Behauptung zu beweisen r
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