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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192910264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19291026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19291026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1929
- Monat1929-10
- Tag1929-10-26
- Monat1929-10
- Jahr1929
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1929
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MI« ÜI MM Mkll SkWü« WMMMI. Berlin. iFunksvruL.) In seiner Wohnung zu Steglitz wurde der Obervofttusvrktor Stiebitz von der Volizei feftgenommen. Jbm wird Bestech«» i» Amte »um Vorwurf gemacht. Stiebitz war mit der Vergebung und Ueberwachung von Aufträgen betraut, di» sich auf Kabelverlegungrn bezogen, die nicht von der Vost seihst »«geführt, sondern Hoch- und Tirsbauftrmen übertragen werden. Stiebitz, der sofort einem eingehenden Verhör unt»r»oa«n wurde, bat zugegeben, Summen von 800 dir 1000 Marl für seine Gefälligkeiten von den Firmen erhalten zu haben. StrMtM im RMMM-UM. Frankfurt a. Ober. (Funkspruch.j Heut« mittag verkündete Oberstaatsanwalt Rothe nach längerem Plädoyer folgende Strafanträge: Jaschek wegen Körperverletzung mit TodeSfolge in Anbetracht seiner Jugend und bisherigen Straflosigkeit 4 Jahre Gefängnis, Stirn wegen Beihilfe 2 Jahre Gefängnis, Hahn, der auch wegen unbefugten Was- fenbesitzes zu bestrafen ist, 2 Jahre 9 Monate Gefängnis und Malcharek 6 Monate Gefängnis. Zu Beginn der Sitzung wurde noch einmal der Sach» verständige Medizinalrat Dr. Müller vernommen, und zwar über die Frage, ob es möglich gewesen sei, den Brr» storbenen bei schneller Hilfe zu retten. Der Sachverstän dig« hält sein am Donnerstag erstattetes Gutachten auf recht und erklärt, dab Hilfe spätestens 10 Minuten nach der Tat möglich gewesen sei. Bezüglich der Angaben eines Zeugen, daß der Puls des Verstorbenen in Frankfurt/Oder noch fühlbar gewesen sei, erklärt der Sachverständig«, daß das unwahrscheinlich sei, obwohl er die Möglichkeit nicht ganz ausschließen könne. Ein bestimmtes Urteil über den vorliegenden Fall abzugeben, sei ihm unmöglich. Ar WSliM MM WM MN Mik Mn. * London. Nach den letzten in Allahabad ring«, trosfenen Nachrichten aus Afghanistan find zuverläsfig« Anzeichen kür eine Aman Ullab freundliche Bewegung argen Nadir Khan vorhanden. Die Anhänger Aman UllabS ba^u sich in Kabul von Nadir Khan getrennt und stehen feiner Thronbesteigung feindlich gegenüber. Auch die Wazaristämme sollen mit starkem Nachdruck gegen die Annahme der Thrones durch ihn Einspruch erhoben haben. Eie erklärten, daß Nadir Khan versprochen habe, im Fall« eines erfolgreichen Abschlusses seines Kampfes gegen Habib Ullah den Thron für Aman Ullab frrizuhalten. Keine VerMetW in I« MeMW leim MM« WeMnmlU. Berlin. (Funkspruch.j In verschiedenen Zeitungen sind der Reichsbahndirektion Nürnberg Vorwürfe gemacht worden, daß die Hilfsmaßnahmen beim Unglück bei Rei chelsdors nicht schnell genug und nicht ausreichend genug er folgten. Zu den Vorwürfen hören wir von unterrichteter Seite, daß der Hilsszug, der sahrbereit auf dem Nürnberger Abstellbahnhos stand, 83 Minuten nach Alarmierung, um 11,2V Uhr an der Unsallstellc war. Die Meldung traf in Nürnberg 7 Minuten nach dem Unglück ein. Ein schnel- kereS Einsetzen des Hilsszuges ist gar nicht denkbar. Auch waren entgegen den erhobenen Vorwürfen rasch und genü gend Schneidebrenner zur Verfügung, ebenso ausreichendes Verbandsmaterial. NMl III elnrni MM«. Vraa. (Funkspruck.) Kestern abend brach aus unbe kannter Ursache in den Atelier- der Film-Gesellschaft Brüder Degl «in Brand aus, der in kurzer Zeit den ganzen Bau und das Lager erfaßte. In Gefahr befand sich auch die in der Nabe befindliche Transformatorstation, jedoch gelang es der Feuerwehr, die Station zu retten. Die Filmateliers find vollständig anSnebraunt. Das Gebäude der Griellschaft stürzte zusammen. Der Schaden ist erheblich. Prag. lKunksvruch.) Bei dem Brand in dem Film atelier der Brüder Tegl wurde der Film „Galgentoni". der nach dem Buch von Erwin KischS gedreht wurde, voll ständig vernichtet. Die Aufnahme- und Beleuchtungs apparate, di« gesamte Garderobe der Schauspieler und eine ganze Reihe in dem Filmatelier untergebrachte Gegen stände fielen ebenfalls dem Feuer zum Opfer. Der Schaden wird auf 12 Millionen Tschechen-Kronen geschätzt. Bei den RettungSarbeiten wurden ein Dolizeiinspektor und «in Verwalter des Ateliers verletzt. Nachricht von der deutschen Himalaja-Expedition. * London. Ter deutschen Himalaja-Expedition ist «S nach Meldungen aus Kalkutta gelungen, dem VS8V w hoben Gipfel des Kinchinyunga bis auf 7LV m nah« zu kommen. Grimmige Kälte und heftiger Schneefall »wangen dann zur Umkehr. Die Bewegungsfreiheit der Expedition wird durch einen mit Froftwunden darniederliegenden Kameraden beeinträchtigt. Ein in Darjeeling eingetroffeneS Mitglied der Expedition berichtet, Laß abgesehen von der Frofterkrankung eines Mitgliedes alles wohlauf sei. MAimM-MWktzMAlWv« vom 28. Oktober 1V2S. Die «ektechuugsassäre »ei »er Eisenbahn, verhaft«»« eine« Regiernngsbaurates. Berlin. (Funkspruch.j Im Verlaufe der Unter suchung der vestechungSasfäre der Tiefbauunternehmerin Frau Kloß in Berlin-Pankow ist, wie die BZ. meldet, heute nacht einer der leitenden Beamten des Eisenbahn- betrtebSamteS Stettiner Bahnhof, der Regierungs- und Baurat Eduard Arnold, unter dem dringenden Verdacht der passiven Bestechung verhaftet worden. Der Unter suchungsrichter hat ferner Haftbefehl gegen die 4 bereits in der Angelegenheit verhafteten Beamten exlassen. Ewpfa» de« irische« Gesandte« d«rch de« Reichspräsideute». Berlin. (Funkspruch.j Der Reichspräsident empfing heute den Gesandten des irischen Freistaates, Dr. Daniel A. Btnchy, zur Entgegennahme seines Beglaubigungs schreibens. An dem Empfang nahm außer der Umgebung des Reichspräsidenten und dem Chef des Protokolls Reichsmintster Dr. Curttus teil. Die Eintragungen für das Volksbegehren in Grob-Berlin. Berlin. (Funkspruch.j In die Listen für bas Volksbegehren »Freihettsgefetz" haben sich am 28. Oktober 11484 Personen eingetragen. Die Gesamtzahl der bis herigen Eintragungen beträgt 155 575. Eröffnung de« Disziplinarverfahrens gegen Schneider. Berlin. (Funkspruch.j Wie der Amtliche preußische Pressedienst meldet, hat der Oberpräsident von Branden burg heute gegen den Bürgermeister Fritz Schneider vom Bezirksamt Berlin-Mitte das Disziplinarverfahren eröffnet und die Suspention vom Amt verfügt. Grotzfencr auf einem Gut. Röbel (Mecklenburg). (Funkspruch.j Ein großer Brand wütet« in der letzten Nacht auf dem Gute Karlshof bei Dambeck. Als die Motobspritze aus Röbel an der Brand stell« «intraf, standen Scheune, Schafstall und Jungviehstall in Flammen. Der Brand verbreitete sich mit grober Schnel ligkeit weiter, so daß fast nichts gerettet werden konnte. Die 8 Gebäude wurden völlig eingeäschert. 800 Schaf« kamen in den Flammen um. Außerdem sind alle landwirtschaftlichen Maschinen und 200 Fuder Getreide dem Feuer zum Opfer gefallen. Der Schaden ist bedeutend, da die Versicherungs summe nur gering ist. Die Entstehungsursache ist noch nicht bekannt. Ei« 2. Ueberfall in Düffeldorf. Düsseldorf. (Funkspruch.j Wenige Stunden nach -em bereits gemeldeten, im Stadtteil Flingern verübten Mordüberfall auf die 80jährige Frau Meurer, wurde um die Mitternachtsstunde eine Frau Wanders, Angestellte einer Speisewirtschaft, im Hofgarten mit stark blutenden Kopfwunden bewußtlos aufgefunden. Als sie das Bewußt sein wtedererlangt hatte, gab sie an, daß sie auf dem Heim weg durch den dunklen Hofgarten von einem Wegelagerer, der sich hinter einem Baum versteckt gehalten haben müsse, von hinten niedergeschlagen worden sei. Rauferei zwischen politische« Gegner«. )( München. Nach Schluß der gestern abend abge haltenen Versammlungen des Bayrischen Landesausschusses für bas Volksbegehren und der Sozialdemokratischen Par tei, die vollkommen ruhig verlaufen sind, kam es an der Hacker-Brücke zu einem Zusammenstoß zwischen 20 Reichs bannerleuten und 3 Stahlhelmleuten, wobei zwei Reichs bannerleute durch Messerstiche leicht verletzt wurden. Die an der Rauferei Beteiligten wurden festgenommen und zur Polizei gebracht. Eiutraguuge« zum Volksbegehren in Schleswig-Holstein. Kiel. (Funkspruch.) Bis zum 24. 10. Haven sich in der Provinz Schleswig-Holstein nach den bisherigen Zählungen 47120 Personen in die Eintragungslisten zum Volks begehren eingetragen. Die Zahl der Stimmberechtigten nach den letzten Reichstagswahlen beträgt 993 610. Durch Sohlenoxydgase getötet. Budapest. (Funkspruch.) Der Btzebirektor der Budapester Gemeinöesparkasse, Ludwig Wohlfahrt, wurde heute nacht in seinem Schlafzimmer durch aus -em Ofen strömende Kohlenoxybgase getötet. Der Gesundheitszustand deS Fürste» Bülow. Rom. (Funkspruch.j Der Gesundheitszustand des Fürsten Bülow ist unverändert, aber äußerst ernst. Es be steht keine Wahrscheinlichkeit, daß der Kranke die Besinnung wiedergewinnen könne, aber mit Rücksicht auf den Kräfte zustand glaubt man, baß die Krise nicht unmittelbar bevor stehe. SV Todesopfer der Explosion in Castenaso. )( Bologna. Die furchtbare Explosion in der Pul verfabrik von Castenaso hat 80 Todesopfer gefordert. Die elf bisher Vermißten sind ums Leben gekommen. Bei den Aufräumungsarbeiten fand man nur noch einzelne Glieder der zerrissenen Körper. E Hne SL»» Woche« - Svielvla« de« Sächsische« Ti««t-th»te». OverndauS. Sonntag (27.1, außer Anrecht: „Lobengrin" (8 bi« nach 10). Montag, Anrrchtreibe L: »Ein Masken ball" (7,80 bi« gegen 10,30). Dientag, Anrechtreihe 4: »Die Aegyvtische Helena" (7,30 bis gegen 10). Mittwoch, außer Anrecht: »Der Freischütz" <7,80 bis nach 10). Donners tag, Anrrchtreibe L: „Viqur Dame" <8,80 bi« v,15). Freitag, für den Verein »Dresdner Volksbühne" <kei» öffentlicher Kartenverkauf): .Martha" <7.30 bis nach 10). Sonnabend, außer Anrecht, ,um ersten Male: »Maschinist Hopkins <7 bis gegen S.45). Sonntag <8. Nov ), außer Anrecht: »Die Fledermaus" <7 b. 10). Montag, Anrechtreibe v: »Maschinist Hopkins" <7,30 bi« nach 10). Schausvielbau«. Sonntag (27 ), außer Anrecht r »Fern- Oft" (7,30 bi, 10). Montag, Anrrchtreibe : .Musikalisch« Einleitung", „Die Frau im Fenster", »Der Lor und der Tod" <7,30 bis v,30). Dienstag. Anrechtreihe s.: »Fern- Ost" (7,30 bis 10). Mittwoch, Anrechtreibe : »Lumpaci- vaaabunduS" <7,30 bi» nach 10). Donnerstag, außer An recht: »Die Räuber" <7,80 bis 10,30). Freitag: »Dl« lustigen Weiber von Windsor" <7.30 bi« nach 10). Sonn abend: »Fern-Ost" (7,30 bi« 10). Sonntag (3. Nov.j: „LumpacivagabunduS" (7,80 bi« nach 10). Montag r »Fern- Ost" (7.80 bi« 10). Wochen-Svielplan der Komödie. BI« mit 31. Oktober allabendlich: „Weekend im VaradieS". — Freitag, den 1. November: Eröffnung der Winterspielzeit, Erstaufführung: »Hannibal ante portaS". Weiterhin allabendlich: „Hannibal ante portaS". Sonnabend <2.), 11.80 nachts »Weintraube- EyncopatorS". Sonntag <3.). 11.30 vorm.r Konzert de« Dresdner Kammerorchesters: nachm. 3,30 Uhr: »Eharlep« Tante". Tvielplan de« Albert TbeaterS vom 27. Oktober bis 4. November. Sonntag (27.): „Die Nacht »um Donnerstag". Montag bi« Mittwoch: „Flieg', roter Adler von Tirol!" Donnerstag und Freitag: „Die Nacht »um Donnerstag". Sonnabend: „Flieg', roter Adler von Tirol!" Sonntag <3.): nachm. 3.30 Uhr: „Die Welt ohne Männer": abend» 7,30 Uhr: „Die Nacht zum Donnerstag". Montag (4.): »Di« Nacht zum Donnerstag". Tvielplan de« Nefidenz-TbeaterS vom 27. Oktober bi« mit 4. November. Sonntag (27. und 3.) nachm. 2 Uhr: „Schneewittchen"; 4.30 Uhr: „Friederike". Mittwoch und Sonnabend nachm. 4 Ubr: »Schneewittchen". Donnerstag (31.) 4.30 Ubr: „Friederike". Jeden Abend 8 Uhr: «ast- spiel Ilse Muth und Kammersänger Etieber Walther: „Marietta". Tvielplan des Central - Theater- vom 27. Oktober bis mit 4. November. Allabendlich 8 Uhr: Gastspiel Kammersänger Adolf Lußmann in .DretmäderlhauS". Jeden Sonntag nachm. 4 Uhr »DretmäderlhauS". Die amtliche Grotzhandelsindexziffer vom 28. Oktober 1929. Berlin. sFunkspruch.j Die auf den Sticht«« deS 23. Oktober berechnete Großhandelsindexziffer des Stati stischen Reichsamtes ist gegenüber der Vorwoche (187,8) um 0,2 v. H. auf 137,0 zurückgegangen. Bon den Hauptgruppen ist die Ziffer für Agrarstoffe um 0,8 v. H. aus 181,2 (182,2) gesunken. Die Ziffer für industrielle Rohstoffe und Halb waren hat sich um 0,2 v. H. auf 130,8 (130,6) erhöht. Die Ziffer für industriell« Fertigwaren weist mit 156F ketne Veränderung auf. Messungen der meteor. Stativ» 4L1. (Oberrealschnle Riesa.) 22.-25. 10. 1929: kein Niederschlag. 26. 10. 1929: 7,8 WM Niederschlag. Bon einer Kraftnnhrnng muß man vor allem verlangen, dab sie auch vom schwächste« Magen vertragen wird und schnell wirkt. Da« Ideal ist da Ovomaltine, bergestellt a«S Malzextrakt, Milch und Eiern. Auch der schwächste Magen vertraat sie gut. Li« g«te Wirkung zeigt sich schon nach wentgen Minuten. Ovomaltine ist in Apotheken und Drogerien vorrätig r 250 gr Büchse NM. 2 70, 500 gr RM 5.—. GratiSprob« und Drucksachen durch: Dr. A. Wander G. m. b. H-, Ostbofen-Rheinheffeu. Gegen üble« Mundgeruch. „Ich will nicht versäumen, Ihnen Mitteilung zu machen, daß ich seit dem Gebrauch Ihrer Zahnpaste „Chlorodont" nicht nur reine weiß« Zähne besitze, sondern auch den bei mir sonst üblichen Mundgeruch verloren habe. Ich werde Ihr „Chlorodont" aufs beste empfehlen." Gez. E. G., Mainz. — Ueberzeugen Sie sich zuerst durch Kauf einer Tube zu 60 Ps., große Tube 1 Mk„ Chlorodont-Zahnbürsten 1,25 Mk., für Kinder 70 Pf. Chlo° rodont-Mundwasser 1,25 Mk. Zu haben in allen Chlorodont. Verkaufsstellen. LMWMs. Jahrmarkt in Dresden. Eigentlich sollte er abgeschafft werden, der alte, liebe Jahrmarkt. Er sei nicht mehr zeitgemäß im Jahrhundert der Warenhäuser mit den Abteilungen für jede Ware, wo die Dresdnerinnen tage- und stundenlang umherschweifen, ihre Schau- und Kauflust befriedigen können. Und doch ist er wieder genehmigt worden. Freilich nicht im Innern der Stadt, wo die Budenreihen zum Verkehrshindernis wurden, man hat ihn hinaus nach dem Alaunplatz verbannt. So wurde die Stadtverwaltung den Wünschen von beiden Sei ten gerecht. Da ist es wohl an der Zeit einmal zu erzählen, wie sich die Jahrmärkte in alten Tagen in Dresden abgespielt haben. Damals waren sie «in« Notwendigkeit. Schon im Mittelalter, soweit unsere Chroniken zurückreichen, fand der Markt auf dem Altmarkt statt, wo das RathauS mit der Ratswaaae stand. Nur die Landbäcker und Metzger hielten auf der Pirnaifchen Gaffe feil. Vom Fenster Les Rathauses weht« «ine rote Fahne zum Zeichen, daß auch fremde Ver käufer das Marktrecht hatten. An der Eck« am Markt gab eS Holz- und Bostwaren aus den umliegenden Heidedvrfern, große und klein« Mulden, ausgepichte Becher. Fässer, Back tröge, Schweinetrög«, Pferdetröge, Pflüge, Karren und an dere Gerät«, di« anzeigten, daß im städtischen Leben die Er fordernisse der Landwirtschaft keinen geringen Blatz etn- nahmen. Die Hausfrauen handelten um den Preis eines Trag- oder HandkorbeS, an der Brüdergasse wurden Eier, Milch, Fische und Wild verkauft, und auch die Gemüse händler hatten ihren bestimmten Platz und waren von Dresdner Frauen umlagert. Unter den Einheimischen und den Bewohnern der Um gegend gab es auch auswärtige Händler und Geschirrführer. Bon Leipzig, Grimma, Freiberg, Meißen, Mittweida sind sie herbeigekommen, teils mit Wagen, teils mit Maultieren oder hoch zu Roß. ES gab «in großes Durcheinander an solchem Markttag. Am lautesten schrieen und schimpften die Salzhockenweiber, dafür waren sie bekannt. Dort vor dem Bauern im grünen Rock und roten Hut steht ein behäbiger Bürgersmann wägend und feilschend. Da kommt auch ein Gelehrter ober Doktor im langen Talar. An anderen Stellen hemmen wieder die Frauen das Fortkommen. Sie tragen «llenhohe Spitzenroben oder wunderliche weiße, in steife Falten ge legt« Tücher. Es läßt sich auch wohl eine vornehme Dam« sehen im Prachtgewanb mit langen, pelzverbrämten Aer. meln und goldener Kett« um den HalS. Bei den Waffen, schmieden auf der Sporergasse stehen ritterliche Gestalten, den bunten Waffenrock über -em dichtanliegenden Panzer- Hemd. Sie prüfen di« Klingen, paffen den Schwertgurt um, wählen einen Spieß, mustern die Sättel und sind im Feil schen nicht blöde. Auch der Tuchhändler auf der Wilischen Gasse ist beschäftigt. Käufer kommen und gehen, aber bei ihm kann man auch alles bekommen, seine Tuche, zierliche Teppiche, gold und silberdurchwtrkte Decken und zarte spinnwebdünne Schleier. Wie in den Straßen, so war auch in de» Gasthäusern alles überfüllt, und bi« Chronik hat uns eine Ratsverorb- nung aufbewahrt, die auf hölzernem Schild im SchenkhanS „Zum grauen Bären" in der Schesfelgasse allen sichtbar an der Wand hing. „Der aber zanket, der hier raufet, schlaget, fluchet ober schwöret, unflätig oder garstig Ding redet, soll mit zween Groschen gestraft werben. Der Rat zu Dresden." In späteren Jahrhunderten nahm der Jahrmarkt etn« andere Form an, doch erst unserer Zeit war es vorbe^Uten, diesen wichtigen Faktor im städtischen Leben als überflüssig zu erklären und nur so nebenher zu dulden. Nach den schlimmen Jahren des 30jährigen Krieges aber ist der Galle markt, der immer in den Oktober fällt vom Kurfürsten ein gerichtet worden, um den ausgeplünderten Menschen Ge legenheit zu billigem Kaufen zu geben. Aus der Rokokozeit sind uns vom Dresdner Jahrmarkt, der nun auch aus dem Neustädter Markt abgehalten wurde, Stiche und Litho graphien erhalten geblieben, die uns kaufende Frauen im wettgebauschten Reifrock, galante Herren hoch zu Roß und Sänftenträger im Gewühl des Marktes zeigen. Ändere Zeiten, ander« Sitten. Aber den fröhlichen Lärm eine- Markttages mit dem vielen abwechslungsreichen Treibe» auf Gassen und Plätzen kannten doch nur die längst vergaa» genen Jahrhunderte. Jetzt können wir uns kaum mehr ein rechtes Bild machen von diesen BolkSansammlunaen, di« gleichzeitig Volksfeste waren. Regime Verth»»«.
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