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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-26
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192910264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19291026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19291026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1929
- Monat1929-10
- Tag1929-10-26
- Monat1929-10
- Jahr1929
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1929
- Autor
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operiere» oder Mrd er nach des verflossenen Tages Last und Hitze die reichlich vereinnahmten Silber- groschen zählen, die er den Freibergern für rote Salbe nnd „gebrochene" Zähne abgenommen hat? — S Tage spater. Mitten unter die in ernster Rats sitzung versammelten Stadtväter tritt unser Meister Sim« Hassmann, eine ^»««dschaft" zu begehren für seine erfolgreiche Tätigkeit auf -em Freiberger St. Margaretenjahrmarkt. Seine geheilten Patienten hat er gleich vor das hohe Forum -es Rates mitgebracht, -ah fie Kronzeugen sein sollen seiner Wundertaten. Wie er in den anderen Städten Sachsens Gehör ge funden hat, fo gelingt es ihm auch hier, fein Ziel zu erreichen. Nachdem -er gewissenhafte Stadtschreiber die ausführlichen Aussagen -er zahlreichen Gewährs männer zu Protokoll genommen hat, greift er zu einem großen Pergament, un- in schwunghaften Zü gen eilt -er Fe-erkiel über -as Blatt: Simon Hosmanne Snndtschafft. Wier Bürgermeister vnd Rathmanne -er Churs. SSxischen Bergksta-t Freybergk in Meissen, in erbiet- tungc vnserer geburlichen willigen Dienste, Mennig- lichen hicmit Ihnen kundt vnd bekennen, -ah -er Erbarc vnd bcrümpte Meister Simon Hoffmann Bürger znc Oschatz gegenwärttiger Zaiger, ein wol- benampter steinschnei-er, wun-t vnd Augen artzt, vor vns im sitzenden Rate erschienen, vormeldct vnd an gezeigt, wie er neulicher weilen, -nrch Gütliche vor- leihnnge vnd seine kunst, etlichen Leuten an alten schcden, seltzamen gcwechsen, vorblindnngen -er Augen vnd andern scheden, geholffen, vnd sie zu ihrer gesnndtheit gebracht, derowegen vns gebeten, die Wenigen denen er geholffen, vor vns zu beschaiden, sie waß Ihnen hicrumb bewnst zu befragen, vnd -an für der Ihme -essen vrkunde mitte zutailen, deren er sich seiner gelegenheit nach zngebranchen haben mügc: So wier -an sein suchen vor billich erachten, vnd wol- gencigt der warheit zum besten, zcugkniß mittczutai- leu, haben wier Jme solches nicht vorwydern wollen, Sondern also balde seim vntz namhaftig gemachte Pa tienten, waß Ihnen vmb ermantes Simon Hoffmanns an Ihnen geübte vnd bewiesene kunst bewust, befra get. Die sagen auß wie Hernach folget. Aussagen etlicher Personen »ege« Simm» Hoffmanns Steinschneiders.**) Baltin Fnrma» sagt auß, -aß er Jme selbst einen großen schaden init einem schnittmesser zugefügt in ein kni e, -aß Ihme auch das gliedwasser mitte zn- geschlagen sey, vnd es habe Jme der Barbierer nicht hallen können. Dörnach habe er vor 1 gr. Rote Salbe von Meister Simon Hoffmanne gekauft, vnd die dar über gelegt, -o fey er also balde gchailet. Peter Sitter, ein Bergkman, sagt, er habe sich vor 18 Jaren an einen Lauffkarne an ein schienbein ge stoßen, -as habe Ihme kein Barbirer können hailcn, vn- vor eime Jare habe er vor 1 gr. Rote Salbe von Meister Simon Hoffmanne gekauft.. susw. wie oben). Baltzer Schuman, gerber vnd Biirger allster, sagt aus, daß die Martin Einerin von -er Sora sciter Jahr Staren blindt gewesen, der habe Meister Simon Hofsmann alhier in seinem Hanse geholfsten, -aß sie nun Ihr gesiechte voüiglich erlanget vnd wieder be kommen habe. Wan wier -an ermelten Simon Hoffmanns kunst hoch riimen hören. Er auch von vnseren Bürgern vnd anderen, -essen gut Zeugkniß erlanget, wie wier Ihme -an auch zuvorn etlicher Personen aussage mittegetailt, Haben wier Jtziger feiner gewesenen Patienten aus sage, auch in schrieften vorfaffcn, vnd hiemit kundt **) Di« hier ausgesührtcu A»slo»«u Helle« nur ei«« klri»e Mwomht an» «t»*r große» Unzahl i» den Quelle» geben wollen. Dessen zu vrkunde haben wier diese schliefst, mit vnserem -er stadt größerem wissentlich angehangenen Jnsigel bevestiget. Welchs geschehen vnd gegeben Montag nach Vincula Petri -en 4. Augusti Nach CHRISTI vnseres lieben Hern vnd selig- machers heilsamen vnd freudenreichen Geburt 1578. Am 4. August erhielt Meister Hoffmann die Rein schrift dieses Dekretes, -as er der langen Reihe seiner früheren „Kundschaften" in seiner Schaubude, di< Warteraum, Operationszimmer nnd Apotheke zu gleich war, beifügte. . . Daß die alte Berghauptstadt Freiberg für den Wander- und Wunderdoktor Hoffmann ein günsti ger Boden war, beweist sein regelmäßiges Erscheinen zu den beiden Jahrmärkten Margarete und Martini. Aus -er ihm vom Freiberger Rate nach -cm Martini- Jahrmarktc 1578 ausgestellten „Kundschaft" erfahren wir, -aß Hoffmann einen der 2 Daumen an einer Han- (Geburtsfehler) des Böttchergescllcn Wolf Dachselt abgelöst hatte, „daß er nun sein handt- wergk desto besser arbeiten könne". Der 70jährige Paul Scheunpflug war von seinem alten „weidc- brnch" (Darm- oder Netzbruch) befreit worden. Die Ehefrau Magdalena Reuter berichtete, „daß sie seit 18 Jaren ein groß ge wüchse an dem linken deine oben im dicken gehabt, habe 8)4 Pfund gewogen, daß sie nicht mehr können fortkommen". Dieses habe ihr Hoffmann geschnitten „davor sie zu fnrderst -em Al- mechtigen Gotte vnd dem Meister -anck saget". Des Baumeisters Gregor Heiderich Schwägerin hatte Hoff mann „eine Hasenscharte meisterlich geschnitten, geheftet vnd in 4 tagen gantzlich gehailet". Der Satt ler Hans Treut endlich gab zu Protokoll, daß der fremde Meister dem 60jährigen „st a r v t i n d t e n" Bancr Simon Werner aus Großhartmannsdorf „den starcn gestochen, daß er seidermals gar wol ge sehen vnd Jme am gesichte nichts gemangelt habe". - Wer in den sächsischen Ratsarchiven die Quellen der Stadtgcschichte «Ratsprotokolle, Stadtrollen usw.) aufmerksam durchblättert, wird häufig derartige Wander- nnd Wunderdoktoren erwähnt finden, die ihrem Beruf im Herumreisen nachgingen un- durch ihr marktschreierisches Wesen eine große Anziehungs kraft aus das Publikum ausübten. Wenige aber von diesen „jreinschneidern, zanbrechern, wundt vnd Augen artzten vnd Teriacksmännern", die wir von dem heutigen hohen Standpunkte -er medizinischen Wissen schaft aus nur als Kurpfuscher zu bezeichnen pflegen, die aber im Mittelalter und noch weit dar über hinaus allgemein — wie die amtlichen Kund schaften der Behörden usw. deutlich beweisen — aner kannt wurden, haben sich eines so hohen Ruhmes und glänzenden Erfolges erfreuen können, wie jener Meister Simon Hoffmann, der der damaligen Bevöl kerung als ein wahrer Bolksarzt galt, dem mau voll stes Vertrauen entgegenbrachte. Die Verse, die wir am Anfang dieser Zeilen zum Abdruck gebracht haben und die von keinem Geringe ren als dem Nürnberger Dichter und Meistersinger Hans Sahs stammen („Eygentliche Bcschreybung aller Stände anff Erden" 1568.), also ans derselben Zeit, in welcher Meister Simon Hoffmann seine „Praxis" betrieb, sind nicht allgemein bekannt ge worden. Wen»! wir heute von einem Wunderdoktor aus längstvergangener Zeit hören oder lesen, drängt sich uns sofort -as Bild eines anderen, und zwar dies mal eines weitberühmten fahrenden Jüngers Acskn- laps vor die Seele, und die übermütige Weise klingt uns in den Ohren: „Ich bin -er Doktor Eisenbarth, Kurier' die Lent' nach meiner Art, Kann machen, daß die Blinden gehn, Vnd daß di« Lahmen wieder sehn," Wir seyen diesen Weltbeglücker vor unserem geistigen Auge (Kupferstich von Anton Maulpersch), wie er mit großer Ällongeperücke, rotem Rock, Dreispitz und Galanteriedegen, umgeben von stattlichem Gefolge von Jahrmarktsgauklern un- Possenreißern, unter Trom melwirbel und Trompetenschall in seiner Schaubude vor -er harrenden Volksmenge erscheint, oder wie er (Eisenbarthgruppe von Prof. Gustav Eberlein im Museum zu Haun.-Mün-en) mit einer großen Zange einen zahnkranken Patienten „behandelt". Von Kind anf kennen wir diesen Mann als die klassische Perso nifikation eines Pferdekuren-Arztes, -er die Pocken impfung mit -em Bratspieß vornahm und den Rheu matismusleidenden kurzerhand die kranken Glied maßen absägte. Aber nicht jeder weiß, daß es außer dieser mystischen Figur einen wirkliche« Dr. Eisen barth gegeben hat, der besser war als sein Ruf (geb. 1661 zu Viechtock unweit Regensburg, gest. 1727 zu Hann.-Münden). Am 11. November 1927 waren es gerade 200 Jahre, -atz -er ,^königl. Preutz. Hofoculiste und Rath" Dr. Eisenbarth auf -er Höhe seines be rechtigten un- anerkannten Ruhmes starb. Kaiser un- Könige -es In- un» Auslandes überhäuften ihn mit Titeln und Geschenken, verschiedene medizinische Fakultäten stellte« ihm hochklingende „Attestats" aus, aber trotzdem konnte -er also Gefeierte nicht darauf verzichten, auf Messen un- Märkte» mit größtem Tamtam der höchsten Popularität nachzüjagen. Bon Meister Simon Hoff«««» besitzen wir kein Porträt; auch in Versen lebt er nicht fort wie Dr. Eisenbarth: „So ist Herr Eisenbarth in Kupfer eingeprägt. So kann man Ihm von Gold un- Marmor seile« setze», Was aber Gottes Hand in seine Brust gelegt, Kann weder Diamant noch Stahl und Pinsel ätzen." (Berliner Kupferstich von 1717), aber auf -em kleinen Raume der sächsischen Märkte im letzten Drittel -es IS. Jahrhunderts hat er, wie die amtlichen Quellen zweifelsfrei bezeugen, ebenso segensreich gewirkt, wie sein großer Nachfolger im Dienste Aeskulaps, so -aß eine Würdigung seiner Persönlichkeit und seines Wirkens nicht mehr als recht und billig ist. Vor 80 Jahren. Statistische llotiren über öle kewokner unsrer 5taöt stiesa im Jahre 184h. Dem Riesaer Anzeiger und Elbeblatt (Jahr gang 1849) sowie statistischen Berichten des Sachs. Innenministeriums im wesentlichen entnommen. Die Stadt Riesa zählte in ihrem Gemeindebezirk 2950 Seelen, deren 1477 männlichen und 1473 weib lichen Geschlechts waren; diese bildeten 707 Haushal tungen und wohnten in 310 Wohnhäusern. Die hiesige Stadtbevölkerung zerfiel in: 1088 Eheleute, davon 544 männlichen und 544 weib lichen Geschlechts; 156 Verwitwete, davon 28 männlichen un- 128 weib lichen Geschlechts; 22 Gctrenntlebende, aber nicht Geschiedene, davon 9 männlichen nnd 13 weiblichen Geschlechts; 1677 Unverheirateten, davon 890 männlichen und 787 weiblichen Geschlechts. Den Jahren nach verteilte sich die Bevölkerung: bis zum vollendeten 6. Jahre: 504 Seelen, davon 275 m., 229 w. Geschl.; vom 6. bis zum vollendeten 14. Jahre: 485 Seelen, davon 222 m., 263 w. Geschl.; vom 14. bis znm vollendeten 21. Jahre: 343 Seelen, davon 186 m., 157 w. Geschl.; vom 21. bis znm vollendeten 30. Jahre: 491 Seelen, davon 253 m., 238 w. Geschl.; vom 30. bis zum vollendeten 40. Jahre: 501 Seelen, davon 237 m., 264 w. Geschl.; vom 40. bis znm vollendeten 50. Jahre: 311 Seelen, davon 163 m., 148 w. Geschl.; vom 50. bis znm vollendeten 60. Jahre: 166 Seelen, davon 81 m., 85 w. Geschl.; vom 60. bis zum vollendeten 70. Jahre: 97 Seelen, davon 38 m., 59 w. Geschl.; oom 70. bis zum vollendeten 80. Jahre: 45 Seelen, davon 20 m., 25 w. Geschl.; vom 80. bis znm vollendeten 90. Jahre: 7 Seelen, davon 2 m., 5 w. Geschl. Zur Religion bekannten sich: 2915 Seelen, davon 1451 m., 1464 w. Geschl. z. Luth. Religion; 29 Seelen, davon 20 m., 9 w. Geschl. z. katholischen Religion; S Seelen, davon S m., — w. Geschl. Reformierten Religion; In gewerblicher Hinsicht gestalteten sich die Ber- hältniffe wie folgt: Bon ihren Besoldungen lebten 48 Familien mit 72 Seelen. Als Rentiers lebten 37 Familien mit 56 Seelen. Als Pensionäre lebten 5 Familien mit 8 Seelen. . Als Aerzte, Advokaten, Künstler lebten 13 Familien mit 43 Seelen. Als Fabrikanten lebten 2 Familien mit 8 Seelen. Als Kaufleute un- Händler aller Art lebten 40 Familien mit 129 Seelen. Als landwirtschaftliche und Forstbetriebsbeamte lebten 2 Familien mit 8 Seelen. Bon Gast-, Schank-, Schiff-, Fuhr- und dergl. Ge werbe, sowie im Betriebsgewerbc Angestellter lebten 34 Familien mit 143 Seelen. Als Handwerksmeister lebten 200 Familien mit 730 Seelen. Als selbständige Gutsbesitzer lebten 23 Familien mit 83 Seelen. Als Handwerksgesellen und Lehrburschen lebten 209 Gesellen, teils verheiratet, insgesamt 421 Seelen, 78 Lehrburschen mit ebensoviel Seelen. Als Kellner, Hans- und Fuhrknechte, Schiffleute, Bahnwärter usw. lebten 79 Familien mit 182 Seelen. Als städtische Diener, Schreiber, usw. lebten 54 Familien mit 96 Seelen. Als Tagelöhner und Handlanger lebten 230 Familien mit 521 Seelen. Als Dienstboten lebten 127 Personen, -av. 11 m., 116 w. Geschl. mit 131 Seelen. Als Fabrikarbeiter lebten 20 Familien mit 49 Seelen. Als landwirtschaftliche Tagelöhner und Dienst boten lebten 187 Seelen. Als Almvsrnpereipianten lebten 8 Personen m. und 2 w. Geschl. mit 5 Seelen. I. Th.. R. ... .
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