01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1880

ErfttzriÄ Mrchttcksz, r M»1. Früh 6'/, Uhr. Nachmittag S'-, Uhr. Som». m»d Festtags nur früh 6Uhr. Resettte» »Nt Awcdtfi»« JohavniSgasse 33. SNUty«», rNq-tra»,«, Mnn«. Morgen-Ausgabe rdtflagr UU»OV. r Ach dt« »-cda<rt-,i «cht verdtrrdtlch. AnruGvir »er für die Mtchst svlgenbe Morgen-Ano«de be stimmten Zuscralr an Wochen - »gen bi« 3 Uhr Nachmlnogs. M Soa». uud KeMagen mit, bis '^S Uhr. 2* »e,F«ott, ftr Jos Lmuch«r: Otto Lemm. llittversüärsßr. rr. Louis Lösche, «atdarmraffr. 1lj,p. dis ^ Uhr. UtiWM.Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, HandrlS- md GrschästSdrrkehr. vkrtelj. 5 incl. Bnngerlobu S Kt., durch die Post bezogen « Mt. Jede einzelne Nummer LS Pi. Belegexemplar 10 Pi- Sebühreu kür Extrabeilage» ohne Postbelbrdcnwg 5S Mt. «U Poschesdrderuug «8 Mt. Sakrale iarsv Petrtzeile 20 Pf Größere Schriften laut uuserrm Prc.sverzrichutß -Tabellarischer Latz nach höherem Tarif Reklame, oater de» »edotttooeselch di« Lpaltzeüe 4ü Pf. Jaferat« find stet« an d. «epedkt», jn 'enden. - «adatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»?«»um«-nutck» oder durch Postvorschns- 48. Mittwoch den 28. Januar 1880. 74. Jahrgang. An unsere Leser. Der Versuch, da» Tageblatt täglich zweimal erscheinen zu lasten, hat in vielen Schichten unsere» Leserkreise- nicht den erwarteten Anklang gefunden, e» ist un» viel mehr von den verschiedensten Seilen der Wunsch kuvdgegeben worden, so bald wie möglich zu der früheren Einrichtung zurückzukehren. Wir haben in Folge Dessen un» entschlossen, am 31. Januar zum letzte» Male eine Abendausgabe de» Blatte» erscheinen und dann mit dem früheren Berhältniß gleichzeitig den alte» Peels de» Blatte- wieder eintrelen zu lasten. Der für da» 1. Quartal 1880 erhobene Preis-Aufschlag von 1 Mark resp. 50 Pfg. wird den verehrt. Abonnenten voll und baar zurückerstattet. Denjenigen Abonnenten, welche da» Blatt vo« Mt» direct in- Pa«S geschickt erhalten, lasten wir für jede- Exemplar 1 Mark durch unsere Boten zustellen, wogegen wir bitten, die von denselben vorzulegende Quittung gefälligst mit Nameu-unterschrift zu versehen. Da, wo da» Blatt abgeholt wird, durchstreichen wir die auf den Legitimation-kalten für die Abendausgabe bemerkten Tage und händigen gleichzeitig dem Bcien 50 Pfgr. ein. Diejenigen Leser des Tageblattes aber, welche dasselbe durch einen der Herren Zeitung»spediteure oder eine selbstständige Zeitungsträgerin beziehen, wollen sich we-pn der Rückvergütung gefälligst mit den Genannten verständigen. Bekanntmachung, »ie ««Meldung schuipfltchttger Linder betrete«». Nach tz. 4 d«S Gesetze- vom 2«. April 1873 bat jede- Kind die Volksschule seines Aufenthaltsortes acht r lang. vom volenbeten sechsten bis znm vollendeten vierzehnten Lebensjahre, ununterbrochen tu besuchen. Es sind daher diejenigen Kinder, welche bis zum 1. April d. I. Pas sechste Lebensjahr wogenden. zu Ostern dieses Jahres der Schule zuzusührcn und rs. bi vom s 31. Januar b. Z. Vormittags 10 bis 12 Ubr und Nachmittags 2 bis 4 Uhr bei dem Direktor der Bürger oder Bezirksschule, eld« welche die Kinder besuchen sollen, anzumelden. Tabei ist für jedes anzumrldende Kind ein Tauf ^oder ?! Gedunszeugniß. sowie ein Impfschein und von Seiten der keiner ReligionsgeseUschast angehörenden Dissi denten ein« schriftliche Erklärung darüber vorzulegen, in welcher Religivnslehre die Kinder unterrichtet »erden sollen. Wer für fein Kind die Befreiung vom Besuche einer fsädüschen Volksschule in Anspruch nehmen und dasselbe einer höheren UnternchtSanstalt, einer concefsiornrten Privanchule überweisen »der von einem Geprüft« Vrivatlehrer unterrichten lassen will, hat solches dem SL»ulaüsschuffe anzuzergen. Soll« gebrechlich«, kränklich« »der geistig unreif« Kinder v'om Besuche der Schule über daS Sintr1t1S<M«r hinaus zurückgr halten werden, so ist die Genehmigung dazu bei dem Schulausschüsse unter Beibringung »Etlichen Zeugnisses schriftlich nachzusucben. Wer diesen Vorschriften zuviderhandelt, hat sich der gesetzlichen Maßnahmen zu gewärtigen. "" Per GchnlausfchnA »er Ttzudt Leipzig. vr. Panitz. Lehnert. vestftig, am 27. Januar 1880 Schule zu GobllS. ' sllchtia werdenden 1 war Vormittags von 11—12 und Nachmittags von 2—4 Ubr. Die Anmeldung der für nächste Ostern schulpflichtig werdenden Kinder nimmt der Unterzeichnete ent «gen rn der Zen vom s »iS «. Mvrnar, und »ir , Schulpstichüg find diejenigen Kinder, welche bis Ostern de ü. Lebensjahr erfüllen; auch können auf Wunsch »er betreffenden Erzieher solche Kinder ausgenommen wert. >r, welche dis zum 30. Juni 1874 geboren sind. Bei der Anmeldung rst ein Jmpsscbem und für alle aufwärts geborenen Kinlcr ein Geburtszeugnch «inzureiche«. ^ I. Loste, Direktor. Bon den am 20. November Bekanntmachung. oember v. I. zum Verkaufe »ersteigerte« 4 BanpläNe sog. Lchsenstaabes an der Canal und Frankfurter Straße find die Plätze Nr. A L. 4 e« des parcellirten de» -»»stptetern jügeschlitgen, der Bauplatz «r. 5 aber ist unter «blehnuog der parans gethane« Gebote aus freier Hand »erkauft worden. Jn Gemäßbeit der BersteigcrungSdedinaungen entlasten wir hiermit die übrigen Bieter auf die Bau plätze Nr. 2—4, sowie sämmtliche Bieter aus den Platz Nr. k ihrer Gebote. Leipzig, den 23. Januar 1880. Der «at» Per Stabt Leipzig. vr. Trbndlin. Lerutti. ronnersiag. den 2L. Januar b. I. sollen von Vormittags « Uhr an im K«rtzrev»ere Burgau >n Abih. 5 und S - - - ^ Mbeanmbanftn und Ivo . Langhanse« unter den nn Termine an Ort und Stelle öffentlich ausgehangenen Bedülgungen und der üblichen An- Zahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Mittetwaldschlage in der Näh« des ForstbauseS Burgau. Leipzig, am l!'. Januar 1880. De- Math« gwrstpepntatt«« Holzauktion. Montag, Pen v. Fevrnar «. e. sollen von Vormittags » Uhr an im Forstreviere Connewitz aus dem Mittelwaldschlag« Üblbeilung 41» ca. 3 Raummeter eichene »Nstscheite, sowie 170 Rmtr. eichene, 8 Rmlr. weißbuchene, 3 Rmtr. rüflerce, 8 Rmlr. ellerne und 3 Rmtr. lmdene Brenuscheite an Ort und Stelle unter den im Termine öffentlich aiiSgebangenen Bedingungen lind der üblicbett An zahlung an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Holzsthlage in der Nonne am Nonnenwege und der nasten Wiese. Leipzig, am 2«. Januar 1880. Des NathS Forftpeputatto« Zur Lage. Der „Ecrresponden; des Reich-Verein- für Sachsen" wirft unter der Uedcrschrist „Eine nalür- Jchc Folge" folgenden Rückblick aus die letzte Phase mserer politischen Entwickelung: Als die Verhand lungen über die wirthschastlichen Fragen die Go- mülyer in Deutschland auf das Heftigste erregten, hörte man von gewisser schcinliberaler Seile wieder holt die Behauptung aussprechen, man könne aus «irlhschaftlichem Gebiete dem Rückschritt huldigen und dabei in politischer Beziehung doch ein frei sinnig denkender Mann sein. Jn einigen besonde ren Fällen mag dieser Widerspruch durch den oder irnen Volksvertreter verkörpert worden sein, ein Wtderspruch bleibt es aber darum doch. Die wirthschastlichen und die finanziellen Maß nahmen eine- Staates hängen so innig mit den politischen zusammen, spielen so häufig aus das Feld der letzteren Uber, daß sich eme genaue Grenze gar nicht ziehen läßt. Kraft ihrer gegenseitigen Einwirkung folgt das Eine naturgemäß aus dem Andern, und wer hier für Vorrechte und für die Allmacht des Staate- schwärmt, kann dort nicht der Selbstverwaltung d«S Volkes das Wort reden. Der Gang der Erägnisse bat auch bereit- den Bewerb dagegen erbracht, und in der Kette, welche bestimmt ist, die freiere Bewegung des Volke- zu hemmen, fügt sich sorgsam Glied an Glied. Kurz nach dem Siege de-' Schutzzollsystem- trat der Minister Falk von seinem Posten zurück, und wäh rend Herr v Puttkamer da- Schiff wendet und mit vollen Segeln der srühern Stellung wieder zufteuert. bewilligt der Bundesrath einen Gesetz ontwurs zur Einschränkung der parlamentarischen Aftaatsfvrm L» «st «ne bekannte lhatsach«, raß jeder staats- «ttnnische Gemue. der in großen Erfolgen seine »derteaenen Fähigkeiten bestätigt sieht, allmälig rum Selbstherrscher sich au-bitdet. Männer wie Friedrich der Große und Napoleon würden den Hemmschuh eines Parlamentes schnell genug gelöst ^abe», und so mußte es kommen, daß auch Fürst Bismarck die Macht des parlamentarischen Ein» svruch« oft drückend empfindet. Jn England, dessen constitutionelle Regierungssorm sich durch Jahr hunderte bewährtes liegen die Dinge anders; hier wächst der Staatsmann au« der Partei empor. gelangt durch sie und mit ihr anS Ruder, und zugleich mit ihrer Herrschaft endet ai-ch die seine. Nicht so bei uns. Wir besitzen zwar das freieste Wahlrecht aller Nationen, aver seine Wirkung erreicht mit der Bildung der gesetzgebenden Körperschaft ihr Ende, einen direkten Einfluß aus die Zusammensetzung der Regierung vermag es nicht auSzuübcn. Bon verschiedenen Gesichtspunkten ausgehend kämpfen bei uns Regierung und Volksvertretung oft deftig gegen einander, anstatt in einem Sinne zu arbeiten, und wenn etwas Feste- erreicht ward, so geschah Dies zumeist auf dem Wege de- gegenseitigen Nach geben-. Fürst Bi-marck hat sich laut und häufig darüber beklagt, daß ihm keine zuverlässige Mehr heit im Reichs- und Landtag zur Verfügung siehe, er vergaß aber dabei, daß eine solche, will die Volksvertretung nicht ihre Selbstständigkeit gänzlich einbüßen, nur unter dem TKrbältniß der gegen seitigen Nachgiebigkeit möglich ist. Um stunden Mangel einer durchaus verläßlichen Regierungspartei ru decken, sucht sich der Reichskanzler seine Mehr heiten jetzt von Fall zu Fall, und wenn er beute bei den Schutzzöllen das Eentrum gegen die Libe ralen au-sprelt, benutzt er einen Theil der Letzteren bei der Staatsbahnfrage zum Trumpfe gegen die kaum gewonnenen Freunde. Daß mit diesem Fang' ballspiel eine höhere sittliche Anschauung gefördert werde, kann man ebenso wenig behaupten, als daß die Zufälligkeit, welcher eine derartige Politik unterworfen ist, Rübe und Sicherheit in «taat, Gesetzgebung und Bolk zu erzeugen vermag. Lediglich der Absicht, die Reibungen zwischen Re gierung und Parlament zu mindern, find nun die geplanten Aenderungen der Reich-Verfassung, denen der BundeSrath bereit- seine Zustimmung ertheille, entsprungen. Es bandelt sich hier nur um eine Schwächung der Lande-vertretung gegenüber der stetig machenden Macht der Regierung. Im deut schen Volk hat jetzt eine Strömung Platz gegriffen, welche sich m threai gefahrbringenden Äesen der socialdemokratiscben wohl vergleichen läßt; es ist die Sucht, der Privatthätiflkeit jeden Boden zu entziehen -und Alle- aus den immer mächtiger wer tenden Staat abzuwälzen. Jahrhunderte haben die Nationen gebraucht, um die jede individuelle Entwickelung labmcnde Eisdecke zu breche», und jetzt, da aus den Völkern heraus sich frisch die Kräfte regen, da man nut der Energie und dem Entschluß der Einzelnen ncnnbare Erfolge ver dankt, schießt schon Tropfen an Tropfen an. um den alten Zustand wiederzuschafsen. Die Eonservativen find jetzt eifrig am Werke, ihre mühsam errungene Herrschaft zu sichern, über legen sich aber nicht, daß die Waffen, welche sie schmieden helfen, sich auch einst gegen sie wenden können. Der Reichstag soll aus den 12. Februar einberusen werden, und die Officiösen benutzen die mißliche Geschäftslage des preußischen Abgeordneten hauses, um den Gesetzentwurf oetreffs der Ver sassungsänderunHen recht annehmbar zu machen. Man legt den Achwerpunct aus die Nothwendig keil des wechselseitigen Zusammentrittes von Reiche- und Landtag, während er in Wahrheit in der nur einmaligen Berufung beider Körperschaften auf zwei Jahre liegt. Allerdings hat es an Uebel- ständen in Folge des gleichzeitigen Tagen- nicht gefehlt, die Schuld hierfür traf jedoch in erster Linie die Regierung, welche die Vorlagen niemals rechtzeitig einbrachtc. DaS preußische Abgeordneten haus ist nach seiner Zusammenverusuna wegen Mangel- an jeglicher Arbeit oft Tage lang spazieren gegangen, und gerade jetzt, wo e-daraus ankommt, zu beweisen, daß bei gutem Willen rin Zusammen stoß zwischen Reichstag und Einzelparlament nicht stattfindet, dehnt man die Landtagssession in der ungebührlichsten Weise au». In Sachsen z. B. stellt man Gegenstände aus die Tagesordnung, welche mit unserer Particularaesetzgebüng absolut Nicht- zu thun haben, und in Preußen verhandelt der der sstellung zweijähriger Etats kann man getbeilter Meinung sein, darüber aber darf innervalb der liberalen Kreise nur eine Stimme Herrschen, daß di« jähr liche Berufung de- Reichstage- zu den unver äußerlichen Rechten unserer politischest Neugestaltung gekört So weit sich die Stellungnabme der einzelnen Parteien zu den geplanten Verfassungsänderungen beurlbeilen läßt, ruht die Entscheidung in den Händen de- EenlrumS, also in den unsichersten und unberechenbarsten. Daß die Nltramontanen je nach Lage der Sache noch straff opponiren, hat die kürzliche Abstimmung Uber das Schanksteuer- gesetz bewiesen; es fragt sich darum nur, wie sich bis bahin die Verhandlungen mit Rom gestaltet haben. Das Wort „Freiheit" steht zwar mit aus der Fahne des Cenlrums, wenn ibm aber aus kirchlichem (Hebietc eine befriedigende Gegenleistung geboten wird, dürste eS nicht eine Secunde an stehen, die Aenkerungen der Reich-Verfassung, jene natürliche Folge der setzt herrschenden rückläufigen Bewegung, gut zu beißen. Politische Uebersichi. Le1-zt>, 27. Januar. Dw auswärtigen Nrtheile über die deutscher seits geplante Steigerung der Wehrkraft sind pitt einer gewissen Spannung erwartet worden, aber man kann nicht sagen, daß die An beute an interessanten Bemerkungen groß gewesen ist. Da- Originellste ist jedenfalls die gemüthliche Betrachtung einiger österreichischer Blätter: „Oester reich ist mit Deutschland jetzt so eng befreundet und Deutschland wird Oesterreich mit einer solchen Bunde-treue schützen, daß Oesterreich sich die Militair last wohl etwa- erleichtern kann, nachdem Deutsch land so freundlich gewesen ist, seine Kräfte aber mal- ansehnlich zu steigern " Da» nennt man einen verläßlichen Bundesgenossen für Deutschland Glücklicherweise denkt nicht alle Welt in Oesterreich so. England faltet natürlich wieder mit quäke rischem Augenverdrehen die Hände Uber unsere Sündhaftigkeit und hält uns wieder jene rvohlbe- kannten Moralpredigten, „daß Militairlasten schlver find, und daß es besser wäre, man könnte da« Geld für Zwecke de- Frieden« ausgeben. Als ob es nicht anch ein Zweck des Siedens wäre, den Frieden zu beschirmen, den einzigen, den Deutschland mit semem Heere verfolgt. Die Nach richt von der beabsichtigten Vermehrung der deut schen Armee hat aber in England große« Ans sehen erregt. Die „Daily News" äußern sich wie folgt: „Der deutsche Reichskanzler rechtfertigt seinen Bor schlag mit der Erklärung, daß die Vermehrung der Armeen der benachbarten Staaten eine Vermehrung der deutschen Streitkräste nölbig mache und. selbst trenn diese Maßregel durchgefülirt ist, das Deutsche Reick noch immer hinter einigen seiner Nachbarn an militärischer Stärke zurückstekcn werde. Die militä rischen Neugestaltungen Frankreichs und Rußlands muffen dir Vermehrung der deutschen Streitkräne .L