Delete Search...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-04-21
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193104218
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19310421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19310421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1931
- Monat1931-04
- Tag1931-04-21
- Monat1931-04
- Jahr1931
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.04.1931
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Riesaer D Tageblatt «nd A«;etgrr (Sl-eblaU mir Arytigtg. Drahtanschrift Tageblatt Riesa, Fernruf Nr. SO. Postfach Nr. 5L Postscheckkonto: Dresden 158Ü. Gttokaff«: Riesa Nr. «, Da» Mesa« Tageblatt ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen d« AmtShanpttnannschaft Großenhain, des Amtsgericht» und d« Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Mesa, der Rates der Stadt Riesq, de» Finanzamts Riesa und des HauptzollamtS Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. F: 92. Tienstag, 21 April lst.ri, abends. 84. Jahr,. Das Riesaer Tag« blatt erscheint febe» Ta, abend« '/,S Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtag«. ve«U«»Pret», gegen Vorauszahlung, für einen Monat 2 Mark 25 Pfennig ohne Zustell gebühr Für den Fall de« Eintreten» von Produkttonsverteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienpretse behalten wir un« da» Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. Anzeigen für di« Nummer de« Ausgabetage« find bi« v Uhr vormittag« aufzugeben und im voraus zu bezahlen; ein« Bewähr für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. Grundpreis für die 89 mm breite, 8 mm hohe Grundschrtft.Zeile (« Silben) S5 Gold-Pfennige; die 8S mm breit« Reklam«z«ile 199 Gold-Psrnnig«, zeitraubender und tabellarischer Satz 59 h, Aufschlag. Feste Tarif« Bewilligter Rabatt erlischt, menn der Bettag verfällt, durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkur« gerät. Zahlung«, und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige Unter!,rltungsbeilagr .Erzähler an der Elbe-. — Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen de« Betriebe« der Druckerei d«r Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Beziehe, keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung drr Zeitung oder auf Rückzahlung de« vezugsprmsr». Rotationsdruck und Verlag: Langer t Winterlich, Riesa. Geschäftsstelle: Goethesteatze öS Verantwortlich für Redaktton: Heinrich llhlemann, Riesa; für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. M md NMMieil. Die Reise deutscher Industrieller «ach Südslawieu. Von StlesiuS. Deutsche Industrielle aus dem Ruhrgebiet und aus Sachsen werden sich End« dieses Monats nach Jugoslawien begeben. Es handelt sich hier um keine offizielle Expedition. Die deutschen Jndustrieführer beabsichtigen, die wirtschaft lichen Verhältnisse in Len größten und zukunftsreichsten Valkanstaaten kennenzulernen und die Möglichkeit deutscher Mitarbeit zu erkunden. Die Einladung zu dieser Studien reise ist bezeichnenderweise von jugoslawischen Wirtschafts- lreisen ausgegangen. Das umfangreiche und genau ausge arbeitete Neiseprogramm sieht Besuche und Führungen tu einer großen Anzahl landwirtschaftlicher und industrieller Betriebe vor. Daß man sich nach Beendigung der Rund fahrt auch über industrielle Aufträge unterhalten wird, ist zum mindesten wahrscheinlich. In Jugoslawien besteht schon seit langem der Wunsch, die wirtschaftlichen Beziehungen zum Deutschen Reich zu vertiefen. Die deutsch-österreichische Zollunion fand hier tm lyegeisiah zu Prag und Paris einen freundlichen Widerhall. Diese loyale Haltung der Jugoslawen hat bei uns einen gewissen Eindruck gemacht. In der Tat steht ja auch die Zollunion einer engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Jugoslawien nicht im Wege. Jugoslawien ist bekanntlich ein Agrarstaat. Vier Fünf tel seiner Bevölkerung betätigen sich in der Landwirtschaft. Angcbauk werden vorzugsweise Weizen, Mais, Gerste, in geringerer Menge auch Roggen. Aus der Ackerwirtschaft baut sich die Bichwirtschaft aus, die gute Erträgnisse abwirst. Als Wirtschaftssaktoren kommen dann noch die Obst- und Weingärten hinzu und die Forstwirtschaft. Dem wirtschaft- sicher, Ausbau des Landes entspricht der Export. An der Ausfuhr des Jahres 1980 sind Rohstoff« und Halbfabrikat« mit etwa 44 Prozent, Nahrungsmittel und Getränke mit 81, lebendes Vieh mit 11 Prozent beteiligt. Die Industrie fällt der Landwirtschaft gegenüber kaum ins Gewicht. Es fehlt hier vor allem an Kapital. Allerdings darf man nicht über sehen, daß die Industrialisierung des Landes allmählich fortschrciirt. Die Zahl der Jndustrieunternehmungen konnte sich von 1891 im Jahre 1918 auf 4931 im Jahr« 1929 ver größern. Der Reichtum Jugoslawiens an Wasserkräften und an Bodenschätzen (Kupfer. Eisen, Kohle. Blei, Mangan» bietet immerhin der Industrie gewisse Entfaltungsmöglich keiten. In der Hauptsache lebt di« Bevölk«rung Jugoslawiens jedoch von der Landwirtschaft. Die Stockung deS landwirt schaftlichen Absatzes hat gerade Jugoslawien schwer getrof fen. Das ganze Jahr 1939 hindurch wehrte sich das Land gegen die Wirtschaftskrise. In den ersten drei Vierteljahren 1989 konnten nur rund 299 909 Tonnen Wetzen ausgesührt werden gegenüber 394 909 Tonnen im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Der Wert der Weizenausfuhr ging sogar non 790 auf 394 Millionen Dinar zurück. Aehnliche Krisen erscheinungen zeigte übrigens auch der Holzexport. So kam cs, daß der Außenhandel, der im Jahre 1929 Hochaktiv war, im Krisenjahr 1930 passiv wurde. Di« rückläufige Be wegung scheint auch, wie aus den neuesten Außenhandels- answcifen Hervorgeht, im Jahre 1931 anzuhalten. Das Bauernland Jugoslawien und der Industriestaat Deutschland könnten sich wirtschaftlich vortrefflich ergänzen. Ein Blick aus den Außenhandel der beiden Länder mag da am Platze sein. In den ersten Dreiviertelfahren 1980 hat Jugoslawien Waren im Werte von 54,8 Millionen Mark nach Deutschland eingeführt. Dem Wert« nach steht der Kupferexport mit 17,48 Millionen Mark an «rster Stelle. Mit einer Eieraussuhr im Werte von 10,22 Millionen Mark war Jugoslawien im vorigen Jahr Deutschlands wichtigster Eierlieferant. Außerdem lieferte Jugoslawien nach Deutsch land in größeren Mengen noch Mais, Obst und Südfrüchte, Fletsch und Speck, Wetzen, lebendes Vieh und Fische. Deutschland hingegen führt nach Jugoslawien fast aus schließlich Fertigfabrikatc aus: Eisenwaren, Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse, Erzeugnisse der seinen Mecha nik, Textilien und Chemikalien. Der jugoslawische Bauer schätzt die deutschen landwirtschaftlichen Maschinen «ud gibt ihnen vor Len anderen den Vorzug. Im Ausfuhrhandel Jugoslawiens steht Deutschland hinter Italien und Oester reich an dritter Stelle. ES nimmt nicht weniger als 11,S Prozent der jugoslawische» Gesamtausfuhr ans. Im Ein fuhrhandel Jugoslawiens nimmt Deutschland sogar, nur ganz knapp hinter der Tschechoslowakei, die zweite Stell« ein. Im vorigen Jahr liefert« Deutschland 17,5 Prozent der jugoslawischen Gesamteinfuhr. Ei» noch weit günstigeres Bild ergibt sich, wenn einmal di« Zollunion durchgeführt sein wird. Das deutsche Zollgebiet wird bann sowohl im Ausfuhr- wie im Einfuhrhandel Jugoslawiens an erster Stelle stehen. Die jugoslawischen Wirtschaftsführcr wissen das auch sehr genau und stellen sich darauf schon jetzt ein. In Jugoslawien wünscht man von ganzem Herzen «ine usirtfchastlichc Zusarmnenarbeit mit Deutschland. Man will dabei natürlich die wirtschaftlichen Beziehungen vor allem mit der Tschechoslowakei nicht abreißen lassen, das ja eben erst durch den Abschluß des Handelsvertrages zum Ausdruck gekommen ist. Vorsichtig umgehen muß man auch mit Frankreich, dessen Kapitalkraft man zum Aufbau des Lan des braucht. Für den Absatz der jugoslawischen Agrar produkte kommen all« diese Länder aber weniger in Frage. Absatzmärkte in erster Linie aber sucht Jugoslawien, Ab satzmärkte, wie sie das industrialisierte Mitteleuropa bt«t«n kann. Um stie krdeikMeWlMcltt von Oberingenieur C. Arnhold, Düsseldorf. ArveitSdienstpflicht! Was hat der Praktiker dazu zu sagen? Zunächst das Wichtigste: Erwerbslosen-Refchästi, gung und echter Arbeitsdienst ist etwas grundsätzlich Ver schiedenes. — Wer sich „beschäftigt" oder gar „beschäftigt" wird, dient noch lange nicht. Erst recht empfindet er nicht jene innere Befriedigung, die mit jeder echt«« Dienstleistung an einer übergeordneten Lebensgemeinschaft verbunden ist. Beschäftigung schlägt lediglich die Zeit tot, oder, wie der Engländer sagt: „weilt sie hinweg". Echte Dieustleiftuug gibt der Z«it Inhalt — erfordert Anstrengung, Opfer, Ein satz der Persönlichkeit. Beschäftigung macht schlaff, Dienst macht straff, Beschäftigung demoralisiert, Dienst erzieht. Erkennt man diese Feststellungen an — und sie sind fett langem Allgemeingut arbeitspädagogischer Erfahrung — so ergibt sich, daß wirklicher Arbeitsdienst nicht Beschäfti gung, sondern strenge, zwcckgerichtete, verantwortliche Arbeit sein muß. Die industriell« Handarbeit des Schlos sers, des Schmiedes, des Zimmermanns und deS Schrei ners. wie sie in neuzeitig geleiteten Lehr- und Anl«rn- Werkstätten als Grundlage einer Arbeitsschulung für alle Berufe dient, erfüllt zubcst diese Grundbedingungen. Von entscheidender Bedeutung aber ist. daß alle diese industriel len Arbeiten unter das hart« Gesetz der Rentabilität gestellt werden. Arbeit muß Ringen um ein Ziel in sich tragen; erst dadurch vermag sie die besten Kräfte im Menschen zu wecken. Gerade der Umstand, daß eS nicht leicht sein wird, den erzieherischen Druck wirtschaftlicher Rentabilität auf die für bi« Arbeitsdienstpflicht bisher zumeist ins Auge gefaßten Arbeit«» zu übertragen,erschwert die praktische Verwirklichung der Arbeitsbienstpflicht-Pläne erhchlich. Alle sogenannten „öffentlichen Arbeiten", denen das wirksame Regulativ der Rentabilität fehlt, wären beispielsweise nur von recht zweifelhaftem Werte, sie würden Len pädagogischen Wert des Arbeitsbienstpflichtaedankens in gefährlichem Maße herabmindern, ,»«»« nicht gar ins Gegenteil verkehren. Weiterhin ist zn beachten, daß das Ziel jeder erzieheri schen Arbeit fein muß: Giunhaftigkeit und Geschlossenheit. Die Sinuhastigkeit muß darin bestehen, daß das Arbeitspro dukt praktische Verwendung findet — die GesOosscuheit darin, daß der Lernende an einem maßgeblichen und für -ihn übersehbaren Teil des Herstellungsprozesses beteiligt ist. Die gesamte Tätigkeit aber muß unter der Berautwortuug jedes einzelnen für die von ihm geleistete Arbeit stehen. Kontrollen der technischen und wirtschaftlichen Leistungen müssen zeitlich und räumlich möglichst eng mit Len einzelnen Arbeitsvorgängen verbunden und möglichst so gestaltet fein, daß st« der Lernende selbst auszuführeu vermag. Mitarbeit am Ausschachtcn eines KanalbctteS mag nützlich und nötig sein, ist aber pädagogisch arm. Auf der Wertskala erzieherischer ArbeitSvcrrichtungen stehen daher alle handwerklichen Arbeitsorten an erster Stelle »ud alle primitiven Massenarbeiten an letzter. Da aber die ArbeitS- Lienstpflicht es notwendigerweise gerade mit den letzteren Arbcitsarten zu tun haben wirb, sei rechtzeitig darauf bin- gewiesen, daß di« dringlichst« Aufgabe wahrscheinlich darin liegt, für die dienstpflichtigen jungen Leute nicht etwa die erzieherische Kraft dieser Arbeit voll anszuschöpfen, son dern sie gegen die erziehungsfeindlichen Elcmeut« dieser Arbeit z« schütz««. Eine hochgemute, begeisterungsfähige, opferfrvhe Jugend wird die Lösung dieser Aufgabe «rleichtern. Wenn aber die Arbeitsdienstpflicht allgemein wird und die Auslese der Dienstpflichtigen vorwiegend nach physischen Merkmalen geschieht, dann tritt die Problematik jeder öffentlichen Massenarbeit mit ihrem ganzen Gewicht in di« Erscheinung. Mit der wirtschaftliche« Seite der für di« Arbeitsdienst- pflicht vorgesehenen Arbeit hat man sich schon mehr be schäftigt. Hier gilt in erster Linie der einfache Satz, daß die Di«»stpflichtarbelt den Arbeitsvorrat, der herkömmlicher weise von der privaten Wirtschaft bewältigt wird, nicht schmälern bars. Denn solche Schmälerung würde bedeuten: Zunächst Preis- und Lohnbruck, bann Kapitalverlust und Arbeitslosigkeit. DaS Gegenteil also von dem. waö wenig stens zu einem Teil erreicht werden soll, würde eintreten. Wie weit daher die ArbeitSdicnstpflicht an Kanalbauten, Straßenftthrung, Eisenbahnlegung nsw. durchgeftihrt wer den kann, bleibt mehr als fraglich. DaS bulgarische Bei spiel dazu kann in Deutschland nur in die Irre führen, weil in Bulgari«» die wirtschaftlichen Kräfte des Landes — im Gegensatz zn uns — nicht ausreichen, um aus norm«, lem Dege die notwendigen Arbeiten die im öffentlichen Interesse liegen. auSzuftihrcn. Die ArbeitSdicnstpflicht in Bulgarien entlastet daher btt eigene Wirtschaft und geht höchstens zu Lasten deS ausländischen Kapitals, dem sie Be- tätignngsgebiete entzieht. Zu diesen Fragwürdigkeiten wirtschaftlicher Art gesellt sich eine weitere. DaS ist die Frage nach den Koste«. Di« bisherigen Kostenberechnungen lehnen sich entweder an die Kosten pro Mann der Reichswehr oder pro Kops der Straf- Langsam hat Deutschland — di« steigenden Einfuhr- zahlen beweisen eS — wirtschaftlich in Jugoslawien Fuß qe- saftt. Zu unserer Genugtuung haben sich auch die Be ziehungen deS jugoslawischen Staates zu der ansehnlichen -eutschau Minderheit in Jugoslawien in der letzten Zeit gefangenen bezw. pro Einheit der alten Armee au. Ver gleiche mit den Kosten dieser Einrichtungen geben aber nur sehr vage Maßstäbe, weil die Kosten für den Arbeitsplatz vorweg gar nicht mit ausreichender Genauigkeit festzustel len sind und ferner auch der wirtschaftliche Gegenwert der Arbeitsleistung zunächst ein papierener Schätzungswert bleiben muß, da über die Verkäuflichkeit oder die Erträge der Arbeitsdienstleistung von vornherein Sicheres nicht ge sagt werden kann. Wenn man weiß, daß die Kosten für einen gewerblichen Arbeitsplatz auf mindestens RM. 8000 Investition veranschlagt werden, dann -darf man auch Zwei fel darüber haben, ob Arbcttskosten, die aus Grund der Wohlfahrtsarbeitsleistungen errechnet worden sind, ausrei chen. Hier darf sich nicht wiederholen, was der Reichskanz ler Brüning t» seiner Kölner Rede hcrvorhob, daß in Deutschland in der Vergangenheit vielfach Gefetzc beschlos sen worden sind, deren finanzielle Tragweite nicht richtig abgeschätzt wurde. Und nun di« Führerfrag«! Wer wird die Durchfüh rung der ArbeitSdicnstpflicht in Händen haben? Schon die Organisationsform des ganzen Unternehmens ist eine Auf gabe für sich. „Voraussetzung der ArbeitSdicnstpflicht ist ein überparteilich««, Rcgierungösystem", so heißt es in der Programmschrist der RrichsarbeitSgemeinschaft für deutsche Arbeiisdienstpslicht. Die überparteiliche Stellung der gesamten Arbeitsdienpflicht-Organisation — etwa wie die der Reichswehr oder der Reichsbank — kann nicht stark genug unterstrichen werden. Mit dieser Feststellung ist ein wichtiges Problem angeschnitten. W«r soll für den Geist des ganzen Unternehmens maßgebend sein? Wie kann dieses selbst gegen die Einflüsse der wechselnden Parteipolitik ge schützt werden? Wi« soll sich Li« Führcrauslese gestalten? Und welche Anforderungen an den Führer sollen Geltung haben? Gewerkschaftsfunktionäre wie auch ehemalig« mili tärische Vorgesetzte kommen für di« hier zu lösenden Auf gaben gleicherweise nicht in Frage. Der Fachpädagoge, der Gcwerbeoberlehrer, wird entscheidend Mitwirken können, wo eS sich um theoretische Unterweisungen handelt. Der Schwerpunkt der ganzen Arbeitsdienstpflicht aber liegt auf praktische« Gebiet. Soviel ist sicher: DaS Führerproblem der Arbeits dienstpflicht ist nicht von heute auf morgen zu lösen. Füh- rer wi« Unterführer können nicht vorbebaltlos dem Reser- voir sachlich an sich geeigneter Arbeitskräfte entnommen werden. Di« Lösung des Problem bedarf vielmehr eines richtigen organisatorischen Ausatz«ö und einer richtigen organisatorifchen Entwicklung. Ohne Zweifel wird diese Entwicklung vom pädagogisch geschulten Ingenieur AnSgang nehmen müssen — von dem Manne, der die praktische Betriebsarbeit dem Gedanken industrieller Menschenführung dienstbar zu machen gelernt hat. — Es muß dies aber gleichzeitig auch ein Mann sein, der aus eigener Erfahrung weiß, daß es keine fruchtbare Arbeit tm luftleeren Raume gibt, sondern allein in engster Verkettung mit der gesamten Volkswirtschaft. Aber auch die Schicht der untere« Führer darf unter keinen Umständen ohne tiefere handwerkliche Fachkenntnisse und erst recht nicht ohne betriebspädagogische Erfahrungen sein. Nichts wäre falscher,als «ine ängstliche Spezialisierung deS Ausbildungspersonals im Zuschnitt aus die vorliegenden Svnderaufgaben. Es müßte die Blüte der ans neuzeitlichen Ausbildungsstätten hervorgegangenen Facharbeiter sein, die z« diesem Dienste herangezogen würde. In geeigneten Lagern und Werken müßten sie dann für das Besondere ihres Berufes ausgebildet werden. Wichtig dabei ist, daß st« gleichzeitig zu einer Gemeinschaft zusammengeschweißt werden, in der sie sich bewußi sind, an einem gemeinsamen großen Werk zu schaffen. Allen erschwerenden Umständen zum Trotz sollte man in Deutschland vor dem aus vernunftgemäßer Grundlage ausgebauten B«rs«ch einer Verwirklichung deS Dienstpflicht gedankens nicht zurückschrecken — zumal kein Mißerfolg schlimmer sein kann, als das Schicksal unserer heutigen Ju gend, die besten und aufnahmefähigsten Jahre müßig und ziellos verbringen zu müssen, bestenfalls gelegentlich ein mal erfaßt von kurzen SchnlungS- oder Werkskursen. Voraussetzung für den Erfolg aber ist sorgfältigste Bor- berest«,ng durch einen kleinen Kreis nnrklicher Fachleute. Bei angestrengtem Neberdenkcn und Ueberprüsen ergeben sich doch wohl Möglichkeiten, die in den Rahmen der vor stehend vertretenen Gedanken passen. — Laienhaft-gefühls mäßig« oder gar demagogische Behandlung der Fragen führt sicher zu Mißerfolgen. Aber selbst unter günstigsten Verhältnissen wird man zunächst nur sehr langsam und in beschränktem Umfange, vor allen Dingen aber nur ans der Grundlage von Frei willigkeit Vorgehen können. In tastendem Weiterschrcitcn muß dann gefunden werden, wo die Grenze ist, an der sich Mögliches und Unmögliches scheidet. besser gestaltet. Di« deutschen Industriellen werden sich ans ihrer Reise durch eigenen Augenschein überzeugen, in wel chem Umfang« sich die deutsche Mitarbeit an der Wirtschaft Jugoslawiens lohnt.
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
First Page
Back 10 Pages
Previous Page