Delete Search...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-04-18
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193204186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1932
- Monat1932-04
- Tag1932-04-18
- Monat1932-04
- Jahr1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1932
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Charles Robert Darwin. AM W Müll. Za Darwins !»«. Todestag am 1». Avril. Wenngleich heute Darwins Theorie von der Abstam mung der Arten längst erschüttert ist, io sckieint es anläß lich der 50. Wiederkehr seines Todestages doch gcrechtsertigt, des unermüdlich schassenden Naturforschers würdigend zu gedenken. Darwin kam als junger Theologie-Ltudent zu einem Professor Heiislvw, der sich ueben seinen Fachstudien ein wenig für Zoologie und Botanik interessierte, Kurze Zeit darauf wendet sich Fritz No», der weiter einer englischen Bermcssungsstation, nach Südamerika, an diesen Professor, der ihm einen naturwissenschaftlichen Mita ebener für die Expedition nennen soll. Henslow empfiehlt Darwin, der jedoch von naturwissenschaftlichen Dingen so gut wie gar keine Ahnung hat. Durch Unfall also gelangt dieser junge Menscv dazu, eine Weltreise zu machen, aber aus dem Zu fall weiß der beginnende Naturforscher Kapital zu schlagen. Während der fünf Jahre, die diese flleise dauert, zeichnet der junge Theologe alle Einzelheiten, die ihm Südamerika, Australien, Tahiti, St. Mauritius und St. Helena mit ihren unerschöpflichen, fremdartigen Naturreichtümern bieten, genau in sein Tagebuch, nm, gleich nach »einer Heimkehr, die Ergebnisse dieser flleise in sechs Bänden niederzulegen. Kurz nach der ersten Auflage des Werkes ist Darwin ein berühmter Mann. Erfahrene alte Natur- wissenschgstler wenden sich an ihn: er soll ihnen helfen bei ihren Arbeiten, denn ihm war ja mühelos in den Schoß gefallen, was anderen ein besten lang versagt blieb: die ganze Welt zu sehen. ' Als Darwin kurz danach in eine der berühmtesten londoner literarischen Gesellschaften, das „Athenäum", ge° vählt wird, ist sein Nuf und illuhm gesicliert. Gerade in dieser Zeit befällt de» jung-berühmten Naturforscher eine chronische Magenlähmuug, unheilbar sieekt er 40 Jahre dahin, nm erst durch den Tod von seinem oualvollcn Leiden befreit zu werden. Bier Jahrzehnte hindurch kitt der Lebenslustige Schmerzen, keine Woel>c verging ohne Dlmmachtsanfälle, und doch vermochte das Siechtum der Schaffensfreude keinen Abbruch zu tun. Drei Stunden täglicher Arbeit hatte ihm der Arzt zugestanden. An diesen drei Stunden konzentriertesten Wirkens gebar Darwin Erkenntnisse, die anderen ein Leben laug Vorbe halten blieben. Für den Gesunden ist es unmöglich, sich oorzustellen, was das bedeutet: 40 Jahre hindurch aller strengste Diät, Berzicht auf die primärsten Lebensgenüsse, tO Jahre hindurch mit einem Mindestmaß au Nahrung eine Höchstleistung des Denkens zu vollbringen — das be deutete heroische Entsagung, schwerste Belastungsprobe für Wille und Ebarakter. Still zog Darwin sich — 33 Jahre war er alt, als die Krankheit ilm schlug — nach einen, kleinen Landgut, Down, zurück, er begehrte nicht auf gegen sein Schicksal, gerade das Unabänderliche »einer boffnungs losen Lage maclrte ibn zum Menschenfreund, zu einem Ver- treter wayrer Humanität. Nm ja keine Minute seiner Arbeitszeit zu verschwen den, beschränkte sich Darwin, einer der meistseitig inter essierten Menschen, die die Weltgeschichte kennt, eisern auf ein Spezialgebiet, aus die Darlegung seiner Theorie von der Abstammung der Arten, ein Werk, daß die mechanisch materialistische Weltanschauung des 19. Jahrhunderts ent scheidend beeinflußt hat, wenn schon seine Lehre heute in vielen Punkten nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. i Ate bei emem NimW. )( Prenzlau. Aus dem Unter-Uckersee bei Prenzlau ereignete sich am Sonntag abend ein schwerer Bootsunsall, bei dem vier Personen ertranken. Infolge des stürmische« Wellenganges kenterte ein Vierer mit Steuermann und alle 8 Personen stürzten ins Wasser. Ans dem See befanden sich zur Zeit des Unfalles kaum Boote. Rnr ein Paddler hatte den Unfall bemerkt, paddelte an die Un« sallstelle heran, und es gelang ihm durch geschicktes Manöv rieren, einen Man« z« rette« und a«s Ufer z« bringe«. Sin weiterer Verunglückter konnte noch lebend ausgefischt werde«, starb aber nach der Rettung. Bon den anderen drei Turnern sand man keine Spur mehr. Siesindertrun- ken. Sämtliche Verunglückten stehen im Alter von 18 bis LN Jahren. Infolge der hereiugebrochenen Dunkelheit mnßte die Suche am Sonntag eingestellt werden. WtsWliick bei Weil. — Hier Pers-nen ertrunken. l< Paris. Ein mit fünf Personen besetztes Motor, boot ist gestern abend beim Wehr von Tröteil aekentert. Von den Insassen konnte nur eine Frau gerettet werden, während die anderen vier Personen, darunter »wei Kinder, ertranken. Eerichlskaal Revision im Reichenbacher Mädchenmord-Prozetz Im Mädchenmordprozeß gegen den 27jährigen arbeits losen Handlungsgehilfen Erich Gerber in Reichenbach, der, wie gemeldet, vom Schwurgericht Plauen zum Tode ver urteilt worden war, hat der Verteidiger des Verurteilten Revision beantragt. Ter Strafantrag im MerfWullgßHrM. vdz. Berlin. Im Prozeß gegen den Berliner Kunst händler Wacker wegen der falschen von Goabs beantragt« am Eoniiobend der StaatSantvalt eine IstesSngutSstrafe von anderthalb Jahre» und zwei Wochen wegen Urkundenfälschung in Tateinheit mit Betrug. Der An klagevertreter führte zur Begründung seines Antrages auS, dir eingehende Verhandlung habe den Beweis erbracht, daß Wacker bewußt betrogen und dadurch dem angesehenen und trotz der Wirtschaftskrise noch immer blühenden deut schen Snnsthandel einen schweren materiellen und ideellen Schaden »ugekügt habe. Dir Geschichte von dem gehrimui»- vollrn russischen Borbesitzer der gefälschten Bilder sei «in Märchen. — Der Verteidiger plaidierte auf Freisprechung, da Wacker in gutem Glauben gehandelt habe. Vermischtes. Auf Grund eines Gaunertricks für toter klärt. Durch einen fein eingefädelten Gaunertrick hat sich der bereits mehrfach vorbestrafte 27 jährige Kaufmann Wirsing jn Berlin von der Allgemeinen Ortskrankenkasse Sterbegelder für Personen verschafft, die sich vergnügt ihres Lebens erfreuten und keine Ahnung davon hatten, daß sie für tot erklärt worden waren. Wirsing hatte sich unter allen möglichen Vorspiegelungen von diesen Per sonen die Versicherungsscheine aushändigen lassen. Darauf hin fälschte er ärztliche Tterbcurkundcn und ebenso Rech nungen über die Bestattungskosten. Unter Einrei chung der ersordcrliclfen Papiere meldete er sich dann mit einer gefälschten Vollmacht der Hinterbliebenen bei der Krankenkasse und kassierte für die angeblich gestorbenen Kastenmitglieder die Sterbegelder, zum Teil bis zur Höhe voic 400 Mark, ein. Wirsing gestand vor dem Schöffen gericht Berlin-Mitte sieben Fälle ein. Den gleickfcn Schwin del bat er bereits in Prenzlan verübt und ist dort vor einiger Zeit zu I'/r Jahren Gefängnis verurteilt worden. Unter Einbeziehung dieser Strafe wurde der Angeklagte zu einer Gesamtstrafe von drei Jahren und sechs Mo naten Gefängnis verurteilt. Zwei Milliarden Menschen. Das amerika nische Handelsdepartement veröffentlicht eine Statistik über die Bevülkerungszahl der Erde. Danach wird die Be völkerung unseres Planeten aus 1992 500 000 Menschen geschäht. Dieser Schätzung sind die Volkszählungen aus ven fahren 192b bis 19SI zugrunoe gelegt. An DevSIke- rungsdichte steht Belgien an der Spitze: ihm folgen Hol land, England und an vierter Stelle — allerdings in er heblichem Abstand — Deutschland. Auf die Quadratmeile entfallen in Belgien 891,6, in Deutschland 353,2 Per sonen. Tragischer Tod eines Lokomotiv- führers. Auf der Strecke Brombcrg—Dirschau (Polen) wollte ein Lokomotivführer nach einem Signal sehen. Da bei schlug er mit dem Kopf gegen eine Zementbrücke. Der Kopf wurde dabei vollkommen zertrümmert. Der Mann, derben Kaiser von Oesterreich rettete, vor Gericht. Ein Tscheche, der im Welt kriege infolge »einer Tapferkeit hohe Orden und Ehren- abzeichen erhielt unll, wie in den Akten steht, einmal den Kaiser von Oesterreich aus unmittelbarer Lebensgefahr errettete, stand dieser Tage vor dem Dürener Bezirks- schöffengericht (Rheinland). Er war auf Veranlassung eines Mädchens aus seiner Heimat in die Aachener Gegend ge kommen. Nachdem sein Geld aufgebraucht tvar, wandte er sich dem Diebeshanowerk zu. Tie Gesamtstrafe für seine schweren Einbruchsdiebstähle lautete auf ein Jahr Ge fängnis. Amerikanischer Schutz vorWaldbrand. Jn einem amerikanischen Forst ist auf einem 70 Meter hohen Baum eine Beobachtungsstation eingerichtet worden, von der aus — der Baum steht auf einem 90 Meter hohen Hügel — em Waldgebiet von nicht weniger als 60 Kilo metern überblickt werden kann. Der hohe Baum wird auf einer Wendeltreppe, die sich in langen Windungen den Baum cntlangzieht, bestiegen. Erne Gemeinde ohne eigene Steuern. Durch die sparsame Wirtschaft ihrer Gemeindevertretung ist die Gemeinde Maspe (Lippe) wohl eine der wenigen in ganz Deutschland, die seit dem Jahre 1912 keine eigenen Steuern mehr erhebt. Auch jetzt »verden nur die zwangs läufigen Steuern ohne jeden Zuschlag erhoben. Rundfunk-Programm. lienstag, den IS. «pest. Berlin — Stettin — Magdeburg 6.30: Funk-Gymnastik. — Anschließend: Frühkonzert (Schall platten). — 11.30: Aus Königsberg: Mittagskonzert. Kleines Oraa- Orchester. Leitung: Eugen Wilcken. — 12.30: Di« Viertelstunde für den Landwirt. — 14.00: Bach, original — Bach, bearbeitet (Schall platten). — 13.20: „Aus Arbeit und Leben. Recht. N.: .Leit- und Streitstagen de» öffentlichen Rechts". — 15.43: „Regisseur und Kameramann bei der Arbeit". — 16.08: „Aus slawischen Overn und Tänzen". — 16.30: Lieder von Tschaikowsky. Elisabeth Ohlhofs (Sopran). Am Flügel: Heinrich Steiner. — 16.48: Doktor Ueberall erzählt — 17.08: Bücherstunde. „Dokument« in Bildern". — 17.3S: Aus dem Hotel Excelsior: Unterhaltungsmusik. Kapelle Emil Roosz. — 18.88: „Die Funkstunde teilt mit . . ." — 19.00: „Stimme zum Tag". — 19.10: Zum Zyklus (1789—1818): „Johann Gottlieb Fichte". — 19.40: Otto Bernhard Wendler kiest eigene Prosa. — 20.00: „800 Jahre Schlager". — 21.00: Tages- und Sportnachrichten. — 21.10: Klassische Bläserkonzerte. Berliner Funk-Orchester. — 22.16: Politisch« Zeitungsjchau. — 22.30: Zeit ansage usw. Königrwnsterhanj«» 5.48: Wetterbericht. — 6.30: Funk-Gymnastik. — Anschließend: Frühkonzert. — 10.10: Schulfunk. Unter der Dorflinde. Ein Volksliederspiel. — 10.38: Neueste Nachrichten. — 12.00: Wetter bericht. — 12.03: Schulfunk. Französisch für Schüler. — Anschlie ßend: Schallplatten-Konzert. — Anschließend: Wiederholung des Wetterberichte». — 13.30: Neueste Nachrichten. — 14.00: Kollert. — 18.00: Kinderstunde. Märchen und Geschichten. — 18.30: Wet ter- und Börsenberichte. — 18.43: Frauenstunde. Künstlerisch« Handarbeiten. Der Kraoattenhalter. — 16.30: Uebertragung oe» Nachmittagskonzertes Leipzig. — 17.30: Bticherstunde. Bucher der Zeit. — 18.00: Wir bauen Melodien (Aroeltsgemeinschast). — 18.30: Hochschulfunk. Die großen Religionen de» Orient, und da« Abendland. — Anschließend: Wetterbericht. — Anschließend bis 1920: Englisch für Fortgeschritten«. — 19.20: Gedanken zur Zeit. Wiederkehr oder Ende des Kapitalismus? — Anschließend: Wie derholung de» Wetterberichtes. — 20.00: Aus Bremen: Militär konzert, ausgeführt vom Musikkorps de» IN. (Oldenburgischen) Batl. Jnf.-Reats. 16. — 21.00: Au» Hamburg: „Im Namen des Schicksals". Eine Hörszene vom Prozeß gegen einen König von Ludwig Hinrichlen. — 22.00: Wetter-, Tages- und Sportnachrich ten. — 22.15: Politische Zeitungsschau. — 22.30: Aus Hamburg: Franz Schubert-Konzert. Der Norag-Herren-Lhor. Da» Rorag- Orchcster. Lord Calderon nahm die Visitenkarte vom Silbertableit, stutzte, unterdrückte ein Staunen, dann ein Lächeln, sah zu -em Diener auf und forschte: „Alt?" „Er könnte achtundzwanzig sein, Eure Lordschast." „Typ?" „Erster Londoner Zuschnitt." „Ich lasse bitten." Richard Calderon wurde höflich ersucht, dem Bedienten zu folgen. Dieser wies ihm, am Eingang des Wintergartens an gelangt, die Richtung und verneigte sich Er hört«, noch ehe -r die hohen Glastüren zusammen fallen lieh, einen Aus bruch der Freude und schüttelte den grauen Kopf. „Man kann dreißig Jahre auf einem Platze sitzen und erlebt immer wieder Ueberraschungen." Der Fremde schien mit einem einzigen Blick in Lord Calde- rons Herz hineingesprungen zu sein „Ich wollt« doch Gewißheit haben, Onkel, ob ich es wagen darf. John Hot mich nicht erkannt Du findest auch, daß es gut ist?" Der junge Mann saß auf der Bank neben Calderons Fahrstuhl und bög sich zu dessen Händen herab, um sie an die Wangen zu schmiegen. Die greisen Finger wurden etwas nervös unter dieser er regten Liebkosung.' Er zog sie vorsichtig hoch. Sein Blick flog kopfschüttelnd über den brünetten Scheitel, der in tadellosem Herrenschnitt bis zur Nackenlinie hinunter lief. ..Es ist nicht unhübsch, Mary." Das schmale Gesicht bog sich ihm entgegen und die großen Augen bettelten in die seinen. „Wenn etwas verdächtig ist, Onkel, dann sage es mir. Jetzt ist es noch zu ändern." Calderon maß die jungen Züge mit kritischen Blicken. „Weib bleibt eben Weib " „Du meinst?" „Ja, ich meine: Es ist alles zu weich an dir. Wie Pfirsich flaum. Das bißchen Bartanflug über den Lippen." „Es ist aus einem ersten Atelier," unterbrach ihn di« junge Frau „Eine Gummiauflage mit echten Stoppeln." Calderon lacht« hell auf und sah überrascht darein, als der junge Mann eine Brille mit schwarzem Horngestänge über di« Ohren schob. „So ist es besser, ja. Das macht den Blick undeutlich und verwischt die Züge." Ein kaum bemerkbares Abwinken der greisen Finger ge bot Vorsicht. Tordy kam aus dem Park und bracht« di« ersten Aprikosen aus den Treibhäusern. Calderon rief ihm munter entgegen: „Kommen Sie rasch, mein Lieber! Ich habe Besuch bekommen: Mein Nesse Richard, der mit Dr. Szengeryi nach dem Pol reisen wird." Dann mit einer Handbewegung nach dem Piloten Yin: „Herr Tordy, dem du es verdankst, mein Junge, daß dir das Ver- anSoen zuteil wird." saate er. zn dem-iunLenM-nnL«wandt. Sie noch hier sind, ab und zu in mein Sprechzimmer, dann werden wir Ihrer Iris eine andere Färbung geben, di« sich später leicht wieder korrigieren läßt und lassen Sie sich von der Sonn« bräunen. Aber nicht bloß im Gesicht und an den Händen. Sie verstehen mich doch? Ein dunkles Rot lief über ihre blaffen Wangen. „Sehen Sie» das ist wieder etwas, das Nicht sein darf. Em Mann errötet nicht, wenigstens nicht so leicht. Sie werden auf Ihrer Polfahrt unter lauter Männern sein. Es wird heikle Situationen genug geben, denen Sie nicht immer aus weichen können Da kämen Sie schließlich aus dem Rot werden gar nicht mehr heraus. Lassen Sie sich also rosten wie ein Neger. Wenn es nicht genügt, nehmen wir «in Prä parat zu Hilf«, das dem Teint nicht schadet und doch sehr wirksam ist. Es ist also gar nicht notwendig, daß Sie so ver zagt sind. Wir machen es schon." Rosmarie griff nach seinen Händen und führte fi« an die Lippen. „Das ist mir im Leben noch nicht passiert," konstatierte er, ehrlich geschmeichelt. „Wie wenig es doch ost braucht, sich Dank zu erwerben." , Der Abend wurde äußerst unterhaltend. Tordq fühlte sich sehr wohl, was zur Folge hatte, daß er manches von seiner letzten Nordpolreis« mit Szengeryi zum besten gab „So unterhaltend wird es natürlich diesmal nicht mehr sein," warnt« er, als er die glänzenden Augen des jungen Calde ron unentwegt auf sich gerichtet sah. „Dr. Szengeryi hat schwere Tag« hinter sich, sehr schwer« sogar. Es hat ja da mals in allen Blättern gestanden, daß sein« Frau — sie war erst zwanzig Jahre alt — kurz vor seiner Rückkehr sich bei Sorrent ins Meer stürzt«, angeblich aus Sehnsucht nach ihm." Rosmaries Augen zürnten. „Nur angeblich, Mister Tordy?" „Gott sal Man hat auch Stimmen gehört, di« ander« Gründe nannten. Es hieß: Sie hab« zu dem Geiger Horvath, der mit ihr den Tod gefunden hat, in irgendwelchen Be ziehungen gestanden. Welcher Art dies« Beziehungen waren, wird ewiges Geheimnis bleiben. Di« Toten wissen zu ^ZW^e^häßlichl" Rosmaries Farben wechselten. Zuletzt stand ein flackernde» Rot auf den schmalen Wangen. „Tote zu beschmutzen, ist das Gemeinst«, das ich mir denken kann." Der Lord drückte ihr unter dem Tisch di« erregten Hand«. Dr. Len warnte mit den Augen. Torüy war für den Moment aufgefahren, bezwang sich aber rasch. „Ich habe nur w'eder- holt, was die Allgemeinheit sprach und welches UrteU st« fällte." Die beiden Herren waren sich al»o vorgeftellt. Nun galt es, die Probe auf das Exempel zu machen. Für den Moment schien es, als such« der Flieger in seinem Erinnern. Di« schwarzen Augen bekamen ein suchendes Forschen, dann ein Lächeln, ein hilfloses Heben der Schultern. Gott, warum sollten zwei Menschen aus ein und derselben Familie sich nicht ähnlich sehen? „Schade, daß die Lady nicht hier ist," sagte er aufrichtig. „Welche Lady?" Rosmarie trug einen nervösen Ausdruck im Gesicht. „Die junge Lady Calderon," erklärte Tordy und wandte keinen Blick von ihr. „Sie sieht Ihnen nämlich verblüffend ähnlich " . Im gleichen Augenblick kam Dr. Leys schmächtig« Gestalt aus einem Seitengang. Die zweite Vorstellung: „Mein Neffe Richard Calderon — Dr. Ley, der wundertätige Heilige von Port-Rush." Der Arzt stutzte. „Woher importierst du feit neuestem deinen Neffen, Charly?" Rosmarie fühlte sich wie unter einer Luve. Das Blut brannte auf ihren Wangen und das Fleisch der Unterlippe wurde von den kleinen festen Zähnen wundgebissen. Die Hände des Mediziners drückten wie Herkulesfäuste, das hieß soviel wie: „Lady, es nützt alles nichts. Ich habe Sie er kannt." Aber der Doktor verriet es mit keinem Wort. Im Gegen teil, er verwickelte den jungen Mann in ein sehr interessantes Gespräch. Nur ab und zu trumpften seine kleinen, braunen Augen. „Junge, die Fälschung ist nicht ganz gelungen!" Und als Rosmarie ein zartes, parfümgetränktes Taschentuch her ausholt« und damit über die Stirne fuhr, ergriff er die Flucht. Im Park horchte er auf den leichten Schritt, der ihm folgte. „Lady, es ging nicht mehr. Ich wäre sonst geplatzt." Er wartete, bis der junge Mann sich gesetzt hatte und fegte sorgfältig ein Blatt von der weißen Bank, das von einer der Rotbuchen herabgeflattert war. „Ich bin außer mir, Doktor." „Weshalb? Manches ist sehr gut," lobte er. „Die Brill«, das Haar, der Flaum über der Lippe — alles täuschend. Aber der Haupteindruck verrät das Weib. Ich meine: Das Lächeln, dos ruhig« beherrschte Etwas, das Sie als Lady so distin guiert gemacht hat, das diskrete Parfüm, di« Stimm«, in der tausend Glocken läuten. Wenn Sie jemand Ihre Männlich- leit glauben machen wollen, muß das alles noch fallen." „.Hat Onkel Ihnen von der Sache erzählt?" „Nur angedeutet," erklärte er. „Ich bin sehr gut im Bilde. Ich lasse Ihnen eine Arznei auf den Nachttisch stellen. Davon nehmen Sie morgens und abends je einen Eßlöffel. Das <übt der Stimm« ein dunkles Timbre. Kommen Sie, jo lange
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview
Next Page
Forward 10 Pages
Last Page